Kategorie-Archiv: Jethro Tull

Ian Anderson und seine Jungs

Was ist bloß mit Ian los? Teil 92: Von Vermarktung, Grammys etc.

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

heute muss ich mich zuerst einmal wieder selbst korrigieren – das war jetzt für meine Verhältnisse schon erstaunlich lange nicht mehr nötig. Um’s kurz zu machen: Simon Cowell ist kein Amerikaner, er ist Brite. Da er in der Jury von World Idol die USA vertrat und außerdem von Beginn an als Juror bei American Idol fungierte (er tourt dort auch selbst durch die Lande um die Kandidaten zu rekrutieren), hatte ich ihn als von jenseits des Atlantik stammend eingestuft. Sein Stil erinnerte mich auch mehr an Wildwest als an die feine englische Art. So kann man sich täuschen. Und ein noch schlimmerer Fehler ist mir unterlaufen. Nicht Simon Cowell hat die Idol-Shows erfunden, sondern sein Kollege Simon Fuller. Beide Simons sind Briten, fast gleich alt, bei der gleichen Plattenfirma (Sony BMG) engagiert, als wenig feinfühlige Kritiker bekannt und titulieren sich gegenseitig als „my friend Simon“. Da kann man sie natürlich schon mal verwechseln. Diese Verwechslung ist übrigens nicht mir passiert, sondern jemandem, bei dem ich ohne Nachkontrolle abgeschrieben habe. Das sollte man halt nicht tun.

Bleiben wir zunächst einmal noch bei der Talentsuche und World Idol – an dem Thema habe ich mich inzwischen festgebissen, damit werdet Ihr noch ein Weilchen leben müssen – und wenden uns dem spektakulären Auftritt unseres deutschen Superstars Alexander Klaws zu. Bezeichnenderweise war auch bei ihm der Titel seines Songs Programm: Maniac. Welcher Wahnsinnige hatte ihm dazu geraten, dieses eintönige, langweilige, kaum bekannte Lied vorzutragen, und das in dieser unvorteilhaften Kostümierung in Kombination mit einem Veitstanz? Ich kann mir kaum vorstellen, dass man ihm eine solche Entscheidung allein überlassen hat, wenn er überhaupt Mitspracherecht hatte. Die Prügel für den misslungenen Auftritt und die „Blamage Deutschlands“ durfte er aber weitgehend allein einstecken. Bei Wikipedia kann man dazu Folgendes nachlesen: „Jury-Mitglied Ian Dickson (meine Anmerkung: Das ist der Australische Juror, eigentlich auch Brite und natürlich bei Sony BMG beschäftigt, der uns bereits bestens bekannt ist als der Erfinder des „Middle Earth Idol“) veranlasste seine Vorstellung zu der Bemerkung, wenn Alexander das deutsche Pop-Idol sei, verstehe er nicht, wie jemand behaupten könne, die Deutschen hätten keinen Humor“. Mr. Dickson kann also auch ganz schön gemein sein. Aber wenigstens haut er nicht allein auf den armen Jungen, sondern auf die Deutschen allgemein.

Nicht ohne Grund kam nach diesem Auftritt von verschiedener Seite die Frage auf, ob das wirklich das Beste war, was man in Deutschland hatte finden können. Nein, war es nicht! Es gab da zum Beispiel auch noch diese junge Dame: Judith Lefeber (DSDS): Unbreak My Heart. Da geht einem doch das Herz auf, wenn man das Mädchen nur sieht, und wenn sie dann gar noch zu singen beginnt mit dieser dunklen, vollen und warmen Stimme, muss man doch einfach dahinschmelzen – oder? Auch wenn sie hier ihr Lied ein bißchen zu schnell vorgetragen hat – was soll sie auch machen, sie kann ja schlecht langsamer singen als die Begleitung, und wer ihr die so schnell eingestellt hat, weiß man nicht. Wie man sieht liegt ihr auch die Jury schon zu Füßen, noch bevor die Endrunde begonnen hat. Eigentlich sollte man meinen, dass der Weg zum „Superstar“ für sie bereits mit dem roten Teppich ausgelegt ist.

Sicher wäre Fräulein Lefeber für Herrn Nilsen eine harte Konkurrenz gewesen. Kelly Clarkson, so würde ich einfach mal vermuten, hätte sich mit dem dritten Platz begnügen müssen. Zufällig haben beide Damen im Rahmen ihrer Idol-Auftritte das gleiche Lied gesungen, so dass man einen direkten Vergleich hat: Judith Lefeber – Think Twice und Kelly Clarkson – Think Twice (das Lied beginnt leider erst bei 1:10, vorher muss man sich noch typisch amerikanisch-hysterischen Möchtegern-Starrummel anschauen). Miss Clarkson’s Stimme klingt vergleichsweise dünn und eindimensional, vor allem aber macht sie gleich mehrere Fehler. Sie versucht Celine Dion zu übertreffen, indem sie sie übertrieben akzentuiert kopiert und jede Menge Extra-Träller und Notenschlenker einbaut – für meine Begriffe ist das einfach zu viel. Mit pathetischen, divenhaften Gesten meint sie ihrer Show Ausdruck zu verleihen, aber es wirkt nur aufgesetzt, und schließlich verwechselt sie gar noch Geschrei mit Gefühl. Ihre Schreierei zum Schluss ist für mich einfach entnervend. Ich kann nicht verstehen, wie der Jury und dem Publikum so etwas gefallen kann. In dem Video wirkt Miss Clarkson auf mich fortwährend aufgekratzt und überdreht, was ist an ihr eigentlich echt?

Das alles hat Fräulein Lefeber nicht nötig. Sie singt das Lied einfach in ihrem Stil mit wunderschöner Stimme und natürlicher Ausstrahlung, so dass es Einem immer zu kurz vorkommt und man es nochmal und nochmal hören möchte. So geht es mir jedenfalls gerade.

Nun habt Ihr Euch sicher auch schon gefragt, was denn aus Judith Lefeber geworden ist, und warum sie uns nicht bei World Idol vertreten hat. Nach den ersten beiden Runden, in denen sie in der Publikumsgunst jeweils meilenweit vor der gesamten Konkurrenz lag, ist sie „freiwillig ausgeschieden“ – was auch immer man darunter verstehen soll. Der „psychische Druck“ sei ihr zu hoch geworden. Wer hat sie denn unter Druck gesetzt? Ist ihr vielleicht klar geworden, dass ihr Hauptgewinn darin bestehen würde, dass sie mit Dieter Bohlen als Produzent und Manager Bohlen-Liedchen singen darf, und das wollte sie nicht mitmachen? Andeutungen ihrerseits, in denen sie davon sprach ihre „Unabhängigkeit bewahren“ zu wollen, legen diese Vermutung nahe. Ihr hätte das gleiche Schicksal geblüht, das schließlich Alexander Klaws nach seinem Titelgewinn ereilte – da hat sie lieber das Weite gesucht. Es gibt auch Berichte, nach denen sie von manchen ihrer Konkurrenten gemobbt worden sein soll, dabei fiel der Name Kübelböck. In Anbetracht ihrer haushohen Überlegenheit sahen wohl Andere ihre Felle davonschwimmen – da hat man sie rausgeekelt, um in seiner Mittelmäßigkeit wieder unter sich zu sein. Die genauen Hintergründe werden wir wohl nie erfahren. Und so blieb Judith Lefeber für uns One Moment In Time.

Fazit des Vergleichs der Talentsuche in Norwegen und in Deutschland: In Norwegen ist es gelungen einen Schatz zu heben, der aufgrund seines unerwarteten Aussehens nicht sofort als solcher zu erkennen war. In Deutschland wurde uns ein juwelenbesetztes Schmuckkästchen auf dem silbernen Tablett überreicht, und es ist uns gelungen es auf dem Weg ins Ziel einfach zu verlieren. Ob aus Unachtsamkeit, grober Fahrlässigkeit, Missgunst, Dummheit, rücksichtsloser Verfolgung von Eigeninteressen oder allem miteinander – es ist ein Armutszeugnis. Ein halbwegs ernstzunehmender Musiker wird sich für diesen Affenzirkus bestimmt nicht mehr bewerben.

Zurück vom deutschen Superstar-Desaster zu World Idol. Nachdem ich mich ein bißchen durch die aufgetretenen Interpreten durchgeklickt habe muss ich zugeben, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer nicht dem Pop-Star Klischee entsprachen, das ich erwartet hätte. Eigentlich fielen nur Kelly Clarkson (USA), Will Young (Großbritannien) und unser Alexander Klaws in diese Kategorie, und bezeichnenderweise waren genau diese drei zuvor als Favoriten gehandelt worden. Zu den „hässlichen Leuten“, deren Anblick Simon Cowell’s Sehnerv strapazierte, gehörten außer Kurt Nilsen (Norwegen) wohl auch noch der Canadier Ryan Malcolm (der sich auch einige diesbezügliche Kommentare anhören musste), der Australier Guy Sebastian (dem Aussehen nach zu urteilen wohl zumindest teilweise ein Aborigine), der erst 17-jährige Jamai Loman aus den Niederlanden (eine optisch geglättete Variante von Kurt Nilsen mit schräger Brille) und der langhaarige Belgier Peter Evrard (von der Jury als „Heavy Metal Auslaufmodell“ tituliert). Irgendwo dazwischen rangierten noch der bieder-gutaussehende Heinz Winckler aus Südafrika sowie die beiden Damen: Diana Karazon als arabische Kandidatin (hübsch, aber deutlich übergewichtig) und die Polin „Alex“ Janosz (nicht unsympatisch vom Typ „freche Göre“, aber für World Idol zu stark zurechtgemacht). In dieser Konkurrenz war Alexander Klaws nach meiner Meinung der mit Abstand Schwächste und Farbloseste. In anderen Ländern scheint die Talentsuche besser zu funktionieren.

Nicht zuletzt deshalb habe ich mich gefragt, warum es bei dieser ersten und einzigen World Idol Veranstaltung geblieben ist. War sie kein Erfolg? Hat sie nicht das gewünschte Ergebnis gebracht? Inzwischen läuft die von Sony BMG initiierte (und lizensierte) Superstar-Suche weltweit in über 30 Ländern, da sollte man doch meinen, dass ein derartiger Wettbewerb der (natürlich alle bei Sony BMG unter Vertrag befindlichen) nationalen Pop-Idole für größeren Bekanntheitsgrad, weitere Publicity und gesteigerte Plattenverkäufe sorgen würde. Aber wie es scheint war kaum einer der Beteiligten mit der World Idol Veranstaltung zufrieden.

Zunächst blieben die Zuschauerzahlen teilweise deutlich unter den Erwartungen, vor allem in den USA und in Großbritannien. Das wurde darauf zurückgeführt, dass die Kandidaten aus diesen Ländern bereits anderthalb, bzw. zwei Jahre „alt“ waren. Bei World Idol traten die Gewinner der jeweils ersten Sendestaffel ihres Landes gegeneinander an, und in Großbritannien und den USA lag diese schon (fast) zwei Jahre zurück. Inzwischen war in diesen Ländern bereits die zweite Staffel abgeschlossen oder die dritte angelaufen. Die zeitliche Synchronsation der Superstars verschiedener Länder stellte sich also als Problem heraus. Die bereits im Musikgeschäft arrivierten Kandidaten Kelly Clarkson und Will Young waren auch nur noch schwer zu einer Teilnahme zu überreden.

Aber auch von den Juroren kam Kritik. Originalton Simon Cowell: „You don’t have to be a brain surgeon to realize this competition is ridiculous. The gulf between these singers is enormous – it’s like comparing donkeys to racehorses. I honestly don’t know why I’m here.“ (Antwort des veröffentlichenden Redakteurs: „Simon, we can answer that question in three words: money and publicity.“)

Auch waren die Pop-Stars mit der Veranstaltung nicht zufrieden. Die überwiegend Lob gewohnten Gewinner ihrer nationalen Wettbewerbe waren darüber konsterniert, wie sie von der elfköpfigen Jury mit allerlei Nettigkeiten bedacht wurden. Der Australier Guy Sebastian drückte das so aus: „I must admit I was disappointed. I thought this was going to be a beautiful thing, a celebration of music from around the world, of different cultures coming together. Instead we got a slagging match that upstaged all the idols.“

Tatsächlich versuchten wohl die elf Star-Juroren ihrer jeweiligen Länder untereinander einen Wettkampf darüber auszutragen, wem die witzigsten, originellsten und bissigsten Kommentare einfielen. Nachdem sich Simon Cowell über das Aussehen des kanadischen Kandidaten lustig gemacht hatte, wagte es der kanadische Juror als einziger die als unantastbar geltende Kelly Clarkson zu kritisieren mit den Worten, ihr Gesang klänge wie „shouting with tone“ (meiner Meinung nach nicht ganz falsch). Das verärgerte Mr. Cowell derart, dass er den Kanadier anfuhr, er habe von Musik keine Ahnung. Über die Art und Weise, wie die Juroren die Kandidaten herunterputzten und schließlich gar noch gegenseitig übereinander herfielen, waren auch die Produzenten der Sendung nicht besonders glücklich. Sie gaben zu, dass ihnen die Dinge etwas aus der Hand geglitten waren, und sie die Aufzeichnungen „stark editieren“ mussten. Da nicht live gesendet wurde, konnten sie die schlimmsten Ausrutscher der Jury noch herausschneiden.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass eigentlich keiner der Beteiligten diese Veranstaltung als besonders erfolgreich empfunden hat, und so muss man wohl nicht mit einer Fortsetzung rechnen.

Kommen wir noch kurz zu einem anderen musikalischen „Großereignis“, der Grammy-Verleihung vom vorletzten Wochenende. Da waren auch ein paar Namen vertreten, die uns nicht ganz unbekannt sind. Wilfried wird es freuen zu hören (falls es ihm noch nicht bekannt war), dass in der Kategorie „Best Contemporary Blues Album“ unter anderem Joan Armatrading (Into The Blues) nominiert war, gewonnen haben allerdings JJ Cale & Eric Clapton (The Road To Escondido). In der Kategorie „Best Contemporary Folk/Americana Album“ durfte Ry Cooder (My Name Is Buddy) auf einen Preis hoffen, der ging dann allerdings an Steve Earle (Washington Square Serenade). Für „The Best Long Form Music Video“ wurde Madonna (The Confessions Tour) ausgezeichnet (Das war der Auftritt der dürren Dame mit dem dünnen Stimmchen zusammen mit den jungen Kerlen). Die Kategorie „Best Rock Album“ war mit Bruce Springsteen (Magic) und John Fogerty (Revival) hochkarätig besetzt, die glücklichen Gewinner waren allerdings die Foo Fighters (Echoes, Silence, Patience & Grace). Bruce Springsteen konnte dafür in drei anderen Kategorien („Best Solo Rock Vocal Performance“, „Best Rock Instrumental Performance“ und „Best Rock Song“) den Preis mit nach Hause nehmen. Und selbst Bill Clinton und Jimmy Carter gehörten zu den Nominierten, und zwar in der Kategorie „Best Spoken Word Album“. Sie gingen allerdings beide leer aus, den Sieg trug Barack Obama davon. Ob das schon ein Omen für die nächsten Präsidentschaftswahlen war?

Und noch ein uns bekannter Name tauchte bei der Preisverleihung auf: Ann Marie Calhoun wurde „My GRAMMY Moment 2008“ Winner. Herzlichen Glückwunsch an die junge Dame, die letztes Jahr noch zusammen mit Jethro Tull in Südamerika gefiedelt hat. Und hier nun ihr großer Grammy-Auftritt: The 50th Grammy Awards-Foo Fighters/My Grammy Moment Winner. Ich muss zugeben, dass mich dieses Video etwas ratlos hinterlassen hat. Von Miss Calhoun habe ich kaum etwas gesehen und noch weniger gehört. Die kurze Orchester-Einlage schien mit dem Rest des Songs nichts zu tun zu haben – gab es da irgendwelche Zusammenhänge oder Ähnlichkeiten in der Melodie? Insoweit man bei diesem Titel von einer Melodie sprechen kann. Und warum oder wofür waren die Foo Fighters dieses Jahr für fünf! Grammys nominiert, von denen sie immerhin zwei („Best Rock Album“ und „Best Hard Rock Performance“) auch gewonnen haben? Etwa für ihr stümperhaftes Gekreische und diesen eintönigen Lärm? Aber das muss ich wahrscheinlich auch nicht verstehen.

Das soll für heute genug sein, wenn ich auch mit dem Idol-Thema noch nicht fertig bin. Ihr könnt Euch schon auf die Fortsetzung freuen.

Es grüßt Euch ganz herzlich bis zum nächsten Mal Eure
Kretakatze

PS.: Zum Abschluss für heute noch mein Dank an Wilfried, der sich in seinem letzten Beitrag intensiv und umfassend mit der Geschichte des Songs Morning Has Broken beschäftigt hat. Zu diesem Lied kann nun eigentlich wirklich keine Frage mehr offen sein.

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

also was diesen ganzen Superstar-Idol-Kram betrifft, da habe ich eine innere Blockade. Was Kretakatze schreibt, deckt sich im Wesentlichen mit meinen bisher gewonnenen Eindrücken. Und die sind eben nicht die besten. Wenn ich einige Sekunden von diesem Murx im Fernsehen gesehen haben, dann nur zufällig, weil ich beim Umschalten auf einem falschen Sender (falsch im wahrsten Sinne des Wortes) gelandet war. Allein der Gedanke, dieses Knittergesicht Bohlen sehen zu müssen, verursacht bei mir Übelkeit. Wenn er dann noch seine Sprüche loslässt, muss ich mich bestimmt übergeben. Dabei ist der gute Dieda fast mein Nachbar. Er wohnt in Tötensen an der B 75, die auch durch Tostedt führt und Bremen mit Hamburg verbindet. Von uns bis Bohlen sind es vielleicht gut 20 km. Da Tostedt ein Amtsgericht hat, war er schon öfter dort, um sich z.B. wieder einmal scheiden zu lassen.

Tötensen - Tostedt

Judith Lefeber ist sicherlich eine hervorragende Sängerin. Wenn sich wie jetzt in der neuesten Staffel von DSDS weit über 20.000 Leute casten lassen, dann sollte darunter mindestens auch eine annehmbare Stimme sein. Dass Judith Lefeber dann „freiwillig ausgeschieden“ ist, verwundert schon, aber angesichts des ganzen Drumherums von DSDS ist das durchaus nachvollziehbar. Nicht jeder ist bereit, seine Seele an den Teufel zu veräußern (Bohlen, Sony, RTL). Die Lieder selbst von Judith Lefeber sind allerdings nicht meine Geschmacksrichtung. Schon allein deshalb ist dieser ganze Superstar-Idol-Kram nicht mein Ding. Das soll allerdings nicht heißen, dass ich Kretakatzes Ausführung uninteressant finde. Nur, liebe Kretakatze, erwarte nicht, dass ich mich dazu bis auf das bisher Geschriebene weiter äußern werde.

Das mit der Grammy-Verleihung an Ann Marie Calhoun habe ich irgendwie nicht so ganz verstanden. Ich weiß nur, dass es im Vorfeld eine Abstimmung via Internet gab. Es muss sich also um eine Art Publikumspreis handeln, oder? Und die Foo Fighters? Die haben zwei Grammys eingeheimst? Für ein solches Gegröhle? Sind schon verkehrte Welten.

Diese ganzen Preisverleihungen finde ich eigentlich auch eher zum Kotzen. Ich habe den Eindruck, dass sich da jeweils eine Branche selbst feiert. Das sind im Grunde nichts anderes als Werbeveranstaltungen (so heißt es u.a.: „Der ECHO ist Wegbereiter für die großen Erfolge der Stars“). Und in Deutschland gehen die Preise (Bambi, Echo usw.) doch seit Jahren immer an die gleichen „Künstler“ (oder täusche ich mich da?). Also keinen Preis zu bekommen ist da schon fast eine Auszeichnung. Nur so nebenbei: Der Executive Producer des ECHO, Gerd Gebhardt, ist gleichzeitig Chef der deutschen Sektion der IFPI, des Weltverbandes der Phonoindustrie.

Aber genug. Komme ich doch noch etwas auf das Hauptthema unseres Gedankenaustausches zurück: Herrn Anderson und seine Musikkapelle namens Jethro Tull. Passend zum 40. Jahrestag gibt es jetzt ein neues Layout der Website. Okay, die ist wohl noch kräftig in Arbeit, aber eine Testversion ist bereits öffentlich zugängig: New Tull Website Open for Testing. Allzu aufregend neu finde ich diese allerdings nicht. Und was da so viel zu testen sein soll, weiß ich auch nicht. Andrew Giddings, der Ex-Keyboarder, zeichnete bisher als Webmaster. Mit seiner Entlassung muss sich ja wohl ein neuer um den Webauftritt kümmern. Hoffentlich bekommt unser Meister da keine feuchten Augen, wenn er die monatlichen Kostenabrechnungen dafür ins Haus bekommt.

Vielleicht kann man Herrn Anderson damit helfen, Geld in die Kasse zu bekommen, wenn man eines der vielen Utensilien erwirbt, die unter dem Stichwort Merchandising angeboten werden. Ich muss gestehen, mich mit T-Shirts und dergleichen bisher nicht eingedeckt zu haben. Nach dem letzten Konzert, das ich mir von Jethro Tull im Jahre 2005 angeguckt habe, reichte es gerade für ein Baseball-Käppi, wie unten zu sehen ist, und das war mir eigentlich schon zu teuer. Ich will nun wirklich keine Werbung machen, aber das aktuelle Merchandising Programm ist zumindest interessant zu betrachten. Vielleicht möchtet Ihr Euer Büro mit einem Kaffeebecher (Haferl wie man in süddeutschen Gefilden sagt) ala Jethro Tull schmücken. Hier könnt Ihr einen solchen bestellen: Jethro Tull Merchandising Program online

Willi unterm Jethro Tull-Käppi

Komme ich noch einmal zum Thema Grammy zurück. Als Jethro Tull ihren Grammy bekamen, schaltete deren damalige Plattenfirma Chrysalis eine Werbung u.a. im Billboard Magazine mit der Schlagzeile: „The flute is a heavy metal instrument“. Die entsprechende Werbung habe ich nun im Internet gefunden und möchte sie Euch nicht vorenthalten:

The flute is a heavy metal instrument

Zuletzt vielleicht noch einige interessante Links zu Jethro Tull:


Video: The History of Progressive Rock – Jethro Tull (und Moody Blues)

Da ich denke, dass Ihr nur teilweise eingefleischte Tull-Fans seid und nicht alle Alben der Gruppe habt, hier noch einige Links, über die Ihr sogar das eine oder andere Stück herunterladen bzw. im Netz anhören könnt:

Downloads u. zum Abspielen [1] [2] [3]

Dank dem Laufi-Forum bin ich über folgende Site gestolpert, die ein ziemlich breites Angebot an Musik zum Anhören im Netz hat: deezer.com. Hier findet Ihr auch viele Tull-Scheiben, u.a. Thick as a Brick – A Classic Case.

Und zu allerletzt eine deutsche Site (wahrscheinlich kennt Ihr die längst), die neben vielen Infos auch jede Menge Bilder von Anderson & Co bietet: beggars-farm.de

Jetzt aber wirklich genug. Wir bleiben am Ball.
Bis bald – und viele Grüße
Euer Willi

27.02.2008

English Translation for Ian Anderson

Wilde Party mit Flötenmusik

Komme ich noch einmal auf meinen Beitrag Jethro Tull und ‚Alte Freunde“ zurück: Ich habe mir den Fernsehfilm angeschaut und war am Ende doch eher enttäuscht. Der Regisseur Friedemann Fromm, Jahrgang 1963, hat hier einen Film gedreht, in dessen Mittelpunkt ‚seine’ Generation, die zwischen Woodstock und Punk, steht. Der Film handelt dabei von verloren geglaubten Träumen und der nie zu späten Suche nach Glück. Einer der Protagonisten, Christian (gespielt von Jürgen Vogel), stellt zurecht fest, dass man zwar älter geworden wäre, sich aber nicht eigentlich verändert hätte. Wie wahr. Und so gebärden sich die Filmhelden eher wir Halbstarke Anfang der 80er Jahre. Die Suche nach dem Glück endet, weil der Coup (Juwelenraub) zuletzt doch gelingt, in materieller Zufriedenheit. Was hat das aber mit wahrem Glück zu tun? Waren die Träume doch nur materieller Art?

Wie geschrieben, so kommt die Musik von Jethro Tull (Locomotive Breath) im Soundtrack vor – in einer Schlüsselszene, als die alten Freunde eine wilde Party starten und sich mit Alkohol und Drogen voll dröhnen, um Leichenschmaus zu halten. Und noch einen Bezug zu Jethro Tull gibt es: So steht auf dem Grabstein des verstorbenen Freundes u.a.: … but too young to die. Für Rock ’n’ Rock sind die Freunde aber wohl noch nicht zu alt:

... but too young to die!

Als alter Tull-Fan freut man sich natürlich, wenn in einem Film die Musik seiner Lieblinge angespielt wird. Und thematisch geht der Film „Alte Freunde“ auch in Ordnung. Nur sollte man vielleicht wissen, dass der Gründer, Kopf und Frontman der Gruppe Jethro Tull, Ian Anderson, nichts von Drogen hält. Der erste Bassist der Gruppe, Glen Cornick, soll angeblich gefeuert worden sein, weil dieser mit Drogen hantierte. Da der Film von Friedemann Fromm ein sehr persönlicher Film zu sein scheint, er den Jethro Tull-Titel also ausgewählt hat, weil er einen besonderen Bezug zu der Musik der Gruppe hat, so wäre eine Platzierung des Liedes an anderer Stelle vielleicht passender gewesen. Aber was meckere ich hier. Hier der entsprechende Ausschnitt aus dem TV-Film:

siehe auch den Beitrag: Was ist bloß mit Ian los? Teil 65: Schimanski hört Tull

Na ja, youtube macht auch das möglich – hier der Tull-Titel aus dem Schimanski-Krimi:

Schimanski Opener Reloaded

Jethro Tull und „Alte Freunde“

Heute am 18.02.2008 zeigt das ZDF ab 20 Uhr 15 als Fernsehfilm der Woche „Alte Freunde“, einen Film in der Regie von Friedemann Fromm, u.a. mit Jürgen Vogel und Marie Bäumer. Laut Voranzeige (Trailer nennt man das heute) wird im Soundtrack (Filmmusik) auch „Locomotive Breath“ von Jethro Tull angespielt. Es geht um die Generation zwischen Woodstock und Punk, der ich mich (gerade noch so) zugehörig fühlen darf, und verbindet einen Krimiplot mit Gedanken über Liebe, Glück und Träume – glaubwürdig inszeniert und toll gespielt. Die „alten Freunde“ sind um die 40 Jahre alt. Es ist die Zeit, in der man eine erste Bilanz zieht und schaut, was von dem, was man wollte, Realität geworden ist, und was man auf dem Weg verloren hat. Es handelt u.a. von verloren geglaubten Träumen und der nie zu späten Suche nach Glück …

ZDF: Alte Freunde

Zum Inhalt: Zur Beerdigung eines alten Freundes kehrt Christian (Jürgen Vogel) in seinen Heimatort zurück. Seine alten Freunde sind alle noch da: Jens (Oliver Breite) ist Hauptkommissar, Fritz (Robert Schupp) führt ein Juweliergeschäft, Bildhauer Flo (Jürgen Tonkel) steht vor der Pleite, hat aber Margret (Marie Bäumer) geheiratet, das umschwärmte Mädchen der Gruppe. Und einen Plan, seinem Glück auf die Sprünge zu helfen: Flo will Fritz’ Laden ausrauben. Auf der Flucht soll Christian das Motorrad fahren. Der Coup gelingt. Aber dann werden sie von einer vermummten Gestalt überwältigt. Wer ist der Verräter?

siehe auch: „Es war viel Rock’n’Roll in dem Projekt“

Was ist bloß mit Ian los? Teil 91: The Bunessan Tune

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

zuerst einmal Dank an Lockwood, dass er mir mit dem Text zu „Rocks On The Road“ ausgeholfen hat. Da hatte ich ja doch auch noch ein paar andere Stellen falsch verstanden. Und auf die Website von CupOfWonder hätte ich eigentlich auch selbst kommen können…

Nun zu Lockwoods übersinnlicher Story von der mysteriösen „Uhrenheilung“. Jedes Wort, das man dazu sagt, kann eigentlich nur Spekulation sein. Herrn Uri Geller kenne ich nur vage vom Hörensagen und möchte mir kein Urteil über ihn erlauben. Prinzipiell halte ich paranormale Phänomene für möglich, wäre aber erst einmal misstrauisch. Andererseits erscheint mir auch die Theorie von der statistischen Wahrscheinlichkeit und der Wirkung von Körperwärme und Bewegung ziemlich hergeholt. So leicht bringt man eine kaputte Uhr nicht wieder zum Laufen. Wenn es sich um eine Armbanduhr handelt, wird sie üblicherweise während der Einwirkung von Körperwärme und Bewegung stehen geblieben sein. Da könnte ich mir noch eher vorstellen, dass die elektromagnetische Spannung in der Nähe des Fernsehers einen Einfluss auf die Elektronik ausüben könnte. Aber um das Thema noch etwas auszuweiten, hier zunächst eine parapsychologische Story aus meinem eigenen Bekanntenkreis.

Vor Jahren steckte eine Freundin von mir in einer Beziehungskrise und war sich unschlüssig, wie es weitergehen sollte. In dieser Situation rief sie eine Wahrsagerin an, die Ihre Dienste per Telefon anbietet. Die Telefonnummer hatte sie von einer Bekannten, die ihr diese Hellseherin empfohlen hatte, da alle ihre
Prophezeihungen bei ihr eingetreten waren.

Die Wahrsagerin erwähnte zunächst einige Details aus dem Vorleben meiner Freundin, die eigentlich niemand wissen konnte. Sie stimmten alle. Dann wusste sie auch bereits den Grund des Anrufs – es ging um ihren Freund. Sie sagte meiner Freundin klipp und klar, dass sie sich getrost von ihm trennen könne, die Geschichte habe sowieso keine Zukunft. Außerdem werde sie schon bald einen anderen Mann kennenlernen. Dieser wäre Südländer, jünger als sie, und er würde ihr „die Welt zeigen“.

Als meine Freundin mir das damals erzählte, waren wir uns beide einig, dass diese Frau sich ja wohl ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hatte, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kombination ungewöhnlicher Umstände eintreten würde, tendierte gegen Null. Meine Freundin hatte noch nie etwas mit Südländern am Hut gehabt, und dann auch noch einer, der jünger als sie wäre?!? Bis zu diesem Zeitpunkt war sie noch nie weiter als bis nach Griechenland gekommen, und die vorangegangenen 5 bis 10 Jahre war sie aus Geldmangel praktisch überhaupt nicht mehr verreist.

Wenige Monate später lernte sie den Mann kennen, mit dem sie jetzt seit etwa 7 Jahren zusammenlebt. Er ist 11 Jahre jünger als sie, hat dunkle Haare und stammt aus Kroatien. Seither war sie mit ihm mehrmals in den USA, in Puerto Rico, auf Kuba, auf Sri Lanka, in Tunesien, in der Türkei und ich weiß nicht sicher wo sonst noch. Das kann natürlich alles auch Zufall sein…

Einige Zeit später hat meine Freundin diese Wahrsagerin übrigens nochmals angerufen, um sie nach der Zukunft zu befragen. Diesmal waren alle ihre vermeintlichen Kenntnisse aus dem Privatleben meiner Freundin falsch. Anschließend gab sie eine Allerwelts-Prophezeihung ab im Stile „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist…“.

Um mich jetzt auch noch selbst ziemlich weit aus dem Fenster zu lehnen, würde ich folgende gewagte Theorie aufstellen: Es gibt tatsächlich Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten, allerdings können sie diese nicht wirklich kontrollieren. Manchmal funktioniert es halt und manchmal nicht. Wenn man aber sein Geld damit verdienen will, muss man eben so tun als ob es immer funktioniert. Besagte Hellseherin beginnt ihre Gespräche stets damit, dass sie ihren Kunden auf einige private Details anspricht. Das scheint mir fast wie ein Cross-Check, in dem sie herauszufinden versucht, ob sie gerade in der Spur ist oder eher auf dem Holzweg. Bekommt sie vom Kunden die Rückmeldung, dass das, was sie aus Vergangenheit und Gegenwart „sieht“, richtig ist, dann kann sie sich wahrscheinlich ziemlich sicher sein, dass auch ihre Ahnungen über die Zukunft stimmen, und wird diese entsprechend präzise und bestimmt vorbringen. Fällt das Feedback negativ aus, dann gibt sie eben irgendeine allgemeingültige Wettervorhersage ab.

Die Hellseherei ist sowieso ein heikles Metier. Es ist ja sicher sehr angenehm, wenn man seiner Kundin weissagen kann, dass sie demnächst einen gutaussehenden, jungen Mann kennenlernt, mit dem sie schöne Reisen unternehmen wird (klingt ja wirklich wie das klassische Klischee aus der Jahrmarkt-Bude…), aber was macht man, wenn man Krankheit, Unfall oder Tod sieht? Wie bringt man seinem Kunden schonend bei, dass er demnächst ermordet wird? Das kann man eigentlich fast nicht tun. Auch für solche Fälle muss man noch ein paar unverfängliche Zukunftsszenarien in petto haben, die Wahrheit ist manchmal nur die zweitbeste Lösung. Zumal wir ja spätestens seit Ödipus wissen, dass man die Zukunft eben nicht ändern kann, und die Weissagung derselben sogar eine wesentliche Voraussetzung für ihre Erfüllung sein kann.

Was den Herrn Uri Geller betrifft: Die Tatsache, dass sein Repertoire so begrenzt ist, könnte ein Indiz dafür sein, dass er tatsächlich übersinnliche Fähigkeiten besitzt. Wenn er nur ein Taschenspieler wäre, der durch Tricks Geld verdienen will, dann würde er sich doch mal etwas Neues und Interessantes ausdenken. Löffel verbiegen ist doch wirklich ziemlich öde, das braucht doch eigentlich niemand. David Copperfield lässt Elefanten verschwinden – das hat was! (Das braucht allerdings eigentlich auch niemand.) Hat aber Herr Geller tatsächlich Fähigkeiten im telekinetischen Verändern von Besteck und Uhren, dann ist er auf dieses Spektrum festgelegt, da kann er nicht einfach noch einen indischen Seiltrick dazunehmen. Andererseits sind offensichtlich seine übersinnlichen Kräfte, wenn er denn welche hat, nicht jederzeit uneingeschränkt einsatzfähig. Was tun, wenn Millionen vor den Fernsehschirmen sitzen, und es klappt gerade nicht? Für diesen Fall braucht er natürlich noch Plan B, sprich ein paar angesägte Gabeln, in der Hinterhand…

Soweit von mir ein paar völlig unverbindliche Gedanken zu den parapsychologischen Mysterien des Universums…

Schnitt – kommen wir noch einmal zu Herrn Nilsen. Lockwood fand, dass er tatsächlich wie ein Hobbit aussieht, hatte aber Bedenken, ob man derartige Vergleiche vor einem Millionenpublikum anstellen sollte. Ich glaube diese Bedenken kann ich zerstreuen. Um zu veranschaulichen was ich meine, werde ich eine Anekdote aus meinem bewegten Leben erzählen.

Als ich im Alter von 9 Jahren ins Gymnasium kam, hatte ich so eine Art Pippi-Langstrumpf-Frisur, ich trug eine Brille, hatte ein Grinsen von einem Ohr bis zum anderen und ziemlich große Schneidezähne (eigentlich waren meine Zähne damals auch nicht größer als heute, nur der Rest von mir war kleiner). Zur Illustration hier ein Bild von mir aus dieser Zeit, das genau wie Jethro Tull in diesem Jahr 40-jähriges Jubiläum feiert. Es zierte meinen ersten Schülerausweis.

In der ersten Turnstunde suchte unsere Lehrerin jemanden, an dem sie eine Übung vorführen konnte, und es sollte jemand möglichst kleines und leichtes sein, damit sie nicht so viel Mühe mit dem Halten halte. Ich war die Kleinste, Schmächtigste und Mickrigste in der Klasse, also fiel ihr Auge auf mich. Da sie unsere Namen noch nicht kannte, rief sie mich “ Hey Micky-Maus, kannst Du mal herkommen!“. Ich fühlte mich überhaupt nicht angesprochen, zumal mir nicht aufgefallen war, dass sie mich anschaute. Aber meine Klassenkameradinnen hatten sofort verstanden, wer gemeint war. Von allen Seiten wurde ich angeschubst „Hey Micky-Maus, Du sollst nach vorne kommen!“.

Von diesem Tag an hieß ich Micky-Maus, was bald auf Micky gekürzt wurde. Noch heute sprechen mich alle Freundinnen aus Schul- oder Studienzeit ausschließlich mit diesem Namen an, Briefanreden eingeschlossen. Mein richtiger Name geriet bei Vielen völlig in Vergessenheit. Aber mein neuer Name hatte noch weitere Effekte. Schnell sprach es sich in der ganzen Schule herum, dass es in der 5a eine Micky-Maus gäbe. Lehrer, die neu in die Klasse kamen, kannten mich bereits bei diesem Namen. Auf dem Schulhof wurde ich von Schülern anderer Klassen angesprochen, ob ich nicht die Micky-Maus wäre. Ich war plötzlich berühmt und beliebt, und das Image der Micky-Maus – clever und sympathisch – hatte sich auf mich übertragen.

Übrigens war ich ausgesprochen froh über meine damalige Umbenennung, da ich meinen richtigen Namen noch nie leiden konnte. Noch heute trage ich meine Micky-Maus-Identität mit Stolz, wenn es mir denn möglich ist. So war ich z.B. bis vor YouTube im Internet ausschließlich unter dem Pseudonym micky_the_cat unterwegs – ob nun in diversen Foren, bei ebay, amazon oder wo auch immer. Bei YouTube war der Name leider schon vergeben, und so bin ich auf Kretakatze umgestiegen – aber das nur am Rande.

Ich denke mit dem Hobbit-Image des Herrn Nilsen ist es ähnlich. Der australische Juror (hier noch einmal das Video) hat ihm mit diesem Vergleich den größten Gefallen getan. Er hat Mr. Nilsen mit etwas äußerst Erfolgreichem und Beliebtem in Verbindung gebracht und damit dessen Image auf ihn übertragen. Der Ausspruch über „die Stimme eines Engels und das Aussehen eines Hobbits“ würde Schlagzeilen machen – das war klar. Sicher stand er am nächsten Tag in allen Zeitungen (warum habe ich das eigentlich nicht gelesen – den singenden Hobbit hätte ich mir allein schon aus Neugier auch mal angeschaut…). Auch jemand, der Herrn Nilsen noch nie gesehen oder gehört hatte, würde aufgrund dieses Vergleichs neugierig auf ihn werden (siehe oben), er würde eine Vorstellung davon bekommen wie er singt und wie er aussieht und ihn sympathisch finden. Der Australier spricht hier von einer Herausforderung für das Marketing und zeigt dann den Verkaufsstrategen gleich, wie man’s machen muss, indem er die genialste PR-Idee direkt kostenlos hinterher liefert. Eigentlich gebührt ihm dafür ein Orden. Im Übrigen hat auch Herr Nilsen selbst in Interviews bereits betont, dass er diesen Ausspruch als Kompliment aufgefasst hat und stolz darauf ist ein Hobbit zu sein. Das wäre ich an seiner Stelle auch.

Im krassen Gegensatz dazu steht der Stil, den der Amerikaner Simon Cowell (Sony BMG Records) hier an den Tag legt. Er sagt nicht direkt „Sie sind hässlich“, nein, er sagt so etwas wie „Sie sind noch schlimmer als hässlich“, denn „Wir haben schon einer Menge hässlicher Leute Plattenverträge gegeben“, aber „Sie hätten nie einen bekommen“. Das ist brutal und demütigend, auch wenn er seine Worte anschließend durch Anerkennung der Leistung wieder auszugleichen meint. Manche Worte kann man durch nichts mehr ausgleichen. Seine gesamten Ausführungen zeugen vom Feingefühl eines Bulldozers. Der grundlegende Unterschied in den Beurteilungen der beiden Juroren zeigt sich im Übrigen auch in der Reaktion des Herrn Nilsen. Während der Vergleich mit einem Hobbit und das Angebot einer Rolle als „Middle Earth Idol“ bei ihm lediglich unbeschwerte Heiterkeit auslöst, zuckt er unter den Worten des Mr. Cowell sichtbar zusammen, um ihn dann aus einer Art Schutzhaltung heraus von unten anzuschauen in Erwartung der Schläge, die noch kommen könnten. Wenn ich das sehe, würde ich am liebsten Mr. Cowell eins über den Schädel ziehen. Sorry, wenn ich hier jetzt militant klinge, ich bin natürlich prinzipiell ein Befürworter strikter Gewaltlosigkeit…

Dabei verstehe ich durchaus, was Mr. Cowell meint. So richtig klargeworden ist es mir beim Betrachten des folgenden Videos. Auf YouTube gibt es alles, auch das original Casting des Herrn Nilsen mit Untertiteln. Da kommt er also rein, der Klempner Kurt Nilsen, und möchte Superstar werden (eigentlich möchte er wahrscheinlich garnicht unbedingt Star werden, er möchte nur Musik machen und davon leben können). Er singt etwas vor, das er selbst geschrieben hat – das werden wohl auch die Wenigsten tun. Erstaunlich dann der ältere Herr in der Runde, der nur eine kurze Nachfrage hat und ihn dann ohne Bedenken in die nächste Runde durchwinkt. Die anderen Drei sind sich eigentlich alle einig: Er singt zwar verdammt gut, aber er taugt nicht zum Pop Star. Der Erste winkt gleich ab, die Lady zaudert und schwankt. Dann fällt der entscheidende Satz „Ich denke wir sollten es mal versuchen“. Der Letzte in der Runde wiederholt ihn fast exakt. Ja, versuchen wir’s doch einfach mal, es kostet ja praktisch nichts, also was soll’s? Warum nicht dem Publikum noch ein Kontrastprogramm bieten, wenn’s ihm nicht gefällt kann es ihn ja abwählen.

Das ging nur, weil es nichts gekostet hat und es nichts zu verlieren gab. Hätte man Geld in ihn investieren müssen für Studioaufnahmen, Promotion, vielleicht gar noch ein Video, dann hätte man die Finger davon gelassen. „Ich sehe Sie nicht als Pop Star“ heißt soviel wie „Ich glaube nicht, dass Sie beim Publikum ankommen“. Nach so einem kurzen 3-Minuten-Auftritt ist das ja auch kaum zu beurteilen, wie hätte man da ahnen sollen wie er sich noch entwickelt und zu welcher Höchstform er vor der Kamera noch aufläuft. Mal kostenlos und unverbindlich antesten, die Hürde hat er gerade eben noch geschafft.

Das hat mich auch diesen ganzen DsdS-Rummel in einem anderen Licht sehen lassen. Ich hielt das bisher für ausgemachten Blödsinn, bei dem sowieso nichts Gescheites herauskommen kann. Das ging Euch wohl genauso, denn offensichtlich hat sich keiner von uns Dreien dieses internationale 100 Millionen-Zuschauer-Spektakel angeschaut. In Deutschland, wo dieses Format von einem Dieter Bohlen dominiert wird, ist da wohl auch wirklich nichts zu erwarten. Aber in Norwegen hat diese Show dazu geführt, dass jemand eine Chance bekommen hat, die er anders nie bekommen hätte. Und damit hat sie ihre Daseinsberechtigung bewiesen.

Weiteren Deiner Ausführungen, lieber Lockwood, kann ich mich so nicht anschließen. Ich finde nicht, dass alle Videos des Herrn Nilsen wie synchronisiert wirken, lediglich das Hallelujah wartet für mich immer wieder mit diesem überraschenden Effekt auf. Er wirkt auf diesen Aufnahmen auch so besonders geistreich (teilweise auch geistesabwesend) und hatte wohl rein optisch nicht seinen besten Tag. Ansonsten ist das natürlich auch eine Sache der Gewöhnung.

Auch den Ausspruch vom Sieg des Ohrs über das Auge ich würde so nicht unterschreiben. Wenn ein Fernsehpublikum abstimmt, dann nicht nur über das, was es hören will, sondern mindestens genauso über das, was es sehen will. Mr. Cowell spricht von den vielen „hässlichen“ Leuten, denen er an diesem Abend schon beim Singen zuschauen musste, und ich hoffe das hat ihm zu denken gegeben. Es ist eben nicht so, dass das Publikum immer nur gutaussehende, dem aktuellen Schönheitsideal entsprechende Sänger(innen) sehen will. Langsam hat es sich wohl an durchgestylten Schönlingen und glattgebügelten Babypopo-Gesichtern sattgesehen. Ich kann sie auch alle garnicht mehr auseinander halten, Britney Spears, Christina Aguilera, Shakira, sicher gibt es noch mehr von der Sorte. Sie sehen doch alle gleich aus und klingen alle gleich, jedenfalls für mich. Macht es irgend einen Unterschied, ob ein Lied nun von der Einen oder der Anderen gesungen wird (außer für die betreffende Dame selbst natürlich)? Könnte man nicht problemlos mindestens zwei von ihnen wegrationalisieren? Da brauche ich doch nicht auch noch eine Kelly Clarkson. Ist nicht ein netter Junge von nebenan, auch wenn ihm ein paar Zähne fehlen, wesentlich attraktiver als der fünfundzwanzigste eitle, affektierte Selbstdarsteller? Auf jeden Fall ist er einzigartig und unverwechselbar, und das ist genau das, was einen „Superstar“ von der Dutzendware unterscheidet. Ich habe den Eindruck ich bin nicht die Einzige, die so denkt (und fühlt, denn eigentlich ist das wohl mehr eine Gefühlssache).

Aber irgendwie scheinen Männer wohl überhaupt mehr Wert auf Äußerlichkeiten zu legen. So war ich verwundert, lieber Wilfried, von Deiner Theorie zu lesen, nach der es einen Zusammenhang zwischen der Körperfülle Deines ehemaligen Schulfreunds und Anzahl sowie insbesondere Aussehen seiner weiblichen Eroberungen geben sollte. Nun weiß ich ja nicht wieviele Zentner Dein Kumpel seinerzeit abgespeckt hat – so von 150 kg an aufwärts kann die Attraktivität eines Mannes schon langsam nachlassen – aber ob ein Mann nun 10 cm Bauchumfang mehr oder weniger hat, wirkt sich meiner Meinung nach nicht auf das Aussehen von Frauen aus… Wie auch immer, ich verstehe nicht was Ihr alle für Probleme mit Zahnlücken und ein paar Kilos zuviel habt. Was mich angeht kann Herr Nilsen gerade so bleiben wie er ist, ich habe betreffend sein Äußeres weder Beanstandungen noch Verbesserungsvorschläge.

Vielen Dank auch noch dafür, dass Du das Video When the Stars Go Blue verlinkt hast – hier greift Herr Nilsen tatsächlich mal ein paar Akkorde. Das Video hatte ich übersehen, genauer gesagt hatte ich es einmal angeklickt, aber dann fing dieses Mädchen an zu singen, und ich finde ihre Stimme einfach furchtbar – das habe ich nicht lange ausgehalten. Außerdem ist das ganze Lied einschließlich Video so kitschig-schmalzig und das Mädelchen so zuckersüß – da sträuben sich mir die Nackenhaare. Aber was tut man nicht alles zum Wohle der Erforschung des saitenverkehrten Gitarrenspiels (wirklich ein sehr passender Ausdruck), und man kann ja den Ton abstellen. Zuerst habe ich verzweifelt versucht vor meinem Bildschirm Kopfstand zu machen, bis mir einfiel, dass es vielleicht einfacher wäre den Rechner umzudrehen… Scherz beiseite, ich habe natürlich sofort erkannt, dass Herr Nilsen hier G, D und wohl auch noch Am und evt. C spielt. Ich habe dann versucht das an meiner eigenen Gitarre nachzumachen, und wie ich schon vermutet hatte – nicht einmal mit der Brechstange könnte ich meine Finger so hinbiegen. Vielleicht, wenn ich schon vor 35 Jahren damit begonnen hätte… Mein Ausflug ins Reich der saitenverkehrten Gitarre ist damit beendet.

Von Paul Potts hatte ich noch nie etwas gehört, die ganze Geschichte mit seinem Auftritt bei der Talentshow ist wirklich ziemlich dubios. Beim Betrachten des Videos wurde mir wieder einmal deutlich bewußt, dass gutes Aussehen und Attraktivität doch zwei ganz verschiedene Dinge sind. Mr. Potts hat für mich leider keines von beidem. Zwischen seiner Welt und meiner gibt es wohl keine Berührungspunkte. Das beginnt damit, dass ich Opern und Arien nicht mag und diesen Gesangsstil entnervend finde. Das Einzige, was mir bei diesem Video Gänsehaut verursacht, ist Mr. Potts‘ weinerlich-unterwürfige Art. Nein, so etwas möchte ich weder sehen noch hören.

Auf jeden Fall sieht das Ganze stark nach einer inszenierten Sensation aus. Nach 3 gesungenen Tönen schon Beifallsstürme des Publikums? Der Jurorin treten Tränen in die Augen? Allerdings ist das nicht der einzige Kandidat bei dem sie heult, sie scheint überhaupt ziemlich nahe am Wasser gebaut zu haben. Wahrscheinlich hat man sie hauptsächlich wegen ihrer telegenen Tränen in die Jury aufgenommen. Parallelen zu World Idol und Herrn Nilsen sind natürlich zu erkennen, wenn diese Talentshow auch wesentlich kitschig-schwülstiger inszeniert ist, sie zielt wohl auch eher auf ein älteres Publikum (so ab unserem Alter wahrscheinlich – oh, mein Gott…). Bemerkenswert auch, dass sich Mr. Cowell, den wir ja bereits als Verächter hässlicher Sänger kennengelernt haben, überhaupt nicht über das Aussehen des Kandidaten beschwert. Könnte es sein, dass er seit World Idol dazugelernt hat, dass sich Hobbits gut verkaufen, und jetzt versucht Hobbits zu züchten? Andererseits ist da sein geistreicher Gesichtsausdruck während des Auftritts des Mr. Potts:





Wenn das gespielt ist, hat er auch Talent. Außerdem würde es ja fast von einer Fähigkeit zur Selbstironie zeugen, wenn er sich selbst eine solche Rolle verpasst, und die hätte ich ihm nicht zugetraut.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Mr. Cowell ja der Erfinder all dieser Idol- und Superstar-Talentshows und hat damit Kreativität und Geschäftssinn bewiesen. Er muss jetzt nicht mehr selbst nach Nachwuchsmusikern Ausschau halten, in sie investieren und das Risiko tragen, dass sie floppen. Nein, Fernsehsender weltweit nehmen ihm jetzt die Suche ab, bilden die potentiellen Kandidaten im Showbiz aus (wie halte ich ein Mikrophon, wie lächle ich in die Kamera, wie bewege ich mich richtig etc.), geben ihnen jede Menge Übungsstunden vor Studiopublikum und Kamera und machen sie allgemein bekannt, und das alles auf ihre Kosten (ob er sich daran beteiligt?). Wenn dann der Beliebteste vom Publikum gekürt ist, muss er ihm nur noch den Vertrag zum Unterschreiben vorlegen und abkassieren. Wirklich ein geniales Verkaufskonzept. Allerdings nutzt sich die Idee im Laufe der Jahre allmählich ab. Der fünfte Superstar ist einfach nicht mehr so interessant wie der erste. Da muss man eventuell schon mit ein paar kleinen Tricks nachhelfen um das Interesse wachzuhalten.

Anderes Thema – heutzutage scheint es unter Musikern zum guten Ton zu gehören, dass man auf Myspace eine Seite unterhält. Auf dieser Werbe- und Kontakt-Plattform bietet man dann 4-5 Songs zum kostenlosen Anhören, vielleicht auch noch 1 oder 2 Videos und ein paar Basis-Informationen zur Band bzw. zur eigenen Person. Dann beginnt man „Freunde“ zu sammeln, indem man sich mit anderen Myspace-Seiten verlinkt. Außerdem können andere Myspace-Mitglieder Kommentare posten oder einem liebe Grüße schicken.

Seit Dezember 2007 zählen nun auch Jethro Tull zu den Gruppen, die auf Myspace vertreten sind (Jethro Tull – myspace) – vielleicht auch im Hinblick auf die anstehenden Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum. Wenn ich das richtig sehe, haben sie bislang noch überhaupt keine berühmten „Freunde“, aber die Seite ist ja auch noch sehr frisch und vermutlich noch kaum bekannt. Was mir wieder einmal auffiel, ist der Männerüberschuss bei den Fans, wenn er hier auch längst nicht so krass erscheint wie etwa im Laufi-Forum. Bei Mark Knopfler – myspace und John Fogerty – myspace scheint mir das Geschlechter-Verhältnis dagegen ziemlich ausgeglichen. Als ich vor Monaten schon einmal dieses Thema ansprach, meinte Lockwood bei Ricky Martin und Julio Iglesias sähe es bestimmt anders aus. Deshalb habe ich auch bei diesen Herren aus Neugier einmal geschaut. Tatsächlich sind bei Ricky Martin – myspace erwartungsgemäß die Frauen in der Mehrzahl, allerdings ist bei ihm überhaupt nicht viel los – er ist wohl gerade aus der Mode? Noch trister sieht’s bei Julio Iglesias – myspace (das scheint allerdings keine offizielle Seite zu sein) aus – der Ärmste sitzt auf seiner Seite ganz allein und niemand schickt ihm Grüße… Dagegen muss sich Kurt Nilsen – myspace nicht über Mangel an weiblichem Zuspruch beklagen, wenn es auch so aussieht als ob er aus seiner Postbox mal wieder die Spams herauslöschen sollte. Und was sagt uns das alles? Vermutlich nicht viel, repräsentative Aussagen kann man auf solche Feststellungen sicher nicht gründen. Und ich sollte mir vielleicht einmal abgewöhnen überall etwas hineininterpretieren zu wollen…

Kommen wir zum Schluss noch zu den Schätzen, die Wilfried exklusiv für uns aus seinen Archiven gehoben hat. Erst einmal vielen Dank, lieber Wilfried, dass Du Dir diese Mühe gemacht hast. „Black Out“ hatten ja offensichtlich ein bunt gemischtes Repertoire. Wobei „Morning Has Broken“ für mich eigentlich kein Cat Stevens Song ist – er hat dieses Lied nicht selbst geschrieben, er hat es nur „gecovert“. So würde man das wohl heute nennen. Mein Kommentar nun zu der „Black Out“ Version: Wenn ich gemein wäre, dann würde ich sagen, dass ich nun verstehe, warum Jo Landers nicht über den Start seiner Karriere hinaus gekommen ist – zumindest als Sänger. Aber natürlich sage ich so etwas nicht. Seit ich wieder selbst angefangen habe ein bißchen „Hausmusik“ zu machen, ist mir erst wieder bewußt geworden wie schwierig es ist einen Song auch nur halbwegs fehlerfrei zu spielen, geschweige denn stimmig zu interpretieren. Insofern: Hut ab vor Eurer Leistung!

Oh je, ich fürchte jetzt bin ich doch wieder ausgeschweift und -geufert. Ich hoffe auf Eure Nachsicht…

liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze

PS.: Übrigens, lieber Wilfried, ist Dir in Deinem letzten Beitrag eine kleine Freud’sche Fehlleistung unterlaufen. Der Song von Kurt Nilsen, den übrigens auch ich für seinen besten halte – auch das Video ist atmosphärisch dicht und hat Format – heißt nicht „Nothing Easy“ sondern Never Easy. Da hattest Du wohl an Nothing Is Easy gedacht (hier eine live Version aus Lenox MA 1970). Abgesehen davon, dass in beiden Titeln das Wort „easy“ vorkommt und in beiden Fällen der Sänger blond ist, kann man sonst aber wohl kaum Parallelen zwischen beiden Musikstücken oder Videos entdecken. In der alten Tull-Aufnahme kommt das Beste übrigens erst gegen Ende. Ab etwa 7:40 turnt neben Ian plötzlich ein wildgewordener Fan herum, der unter Mühen von zwei Sicherheitskräften wieder von der Bühne gezerrt wird. Danach muss ca. ab 8:10 Mr. Anderson noch einen Ringkampf mit zwei Mikrophonen bestehen. Sein Kommentar zum Schluss: „Civil War again…“.

30.01.2008

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

vielen Dank für den Hinweis, dass dieser ungehobelte Typ in der Jury jener Amerikaner Simon Cowell (Sony BMG Records) ist, bei dem sich wohl auch Herr Bohlen in der deutschen Variante dieser Super- oder sonst wie Star-Suche ein negatives Beispiel genommen hat. Kretakatzes Anmerkungen werfen dabei auch ein etwas anderes Licht auf die Argumentation von Sony & Co., die bekanntlich den Hauptteil der Erlöse aus den CD-Verkäufen ihres Hauses einstreichen. Angeblich investiert Sony einen erheblichen Teil davon in Nachwuchskünstler und nimmt dabei auch Verluste in Kauf. Herr Simon Cowell nun ist sich nicht zu schade, selbst höchst persönlich an der Front zum Einsatz zu kommen (bei eben solchen Talent-Shows), kassiert dabei sicherlich (ähnlich Herrn Bohlen) nicht schlecht und kann sich für Sony dann am Ende die Rosinen aus dem Kuchen pieken. So sieht also die für Sony so kostspielige Unterstützung von Talenten aus.

Sicherlich werden die TV-Sender dabei auch ihren Schnitt machen. Solche Talent-Shows gibt es ja schon in (fast) allen Ländern, und die laufen nicht schlecht, sonst wären sie längst wieder abgesetzt. Und was bei den einen der Herr Sony-Cowell ist, das ist bei uns Dieda Bohlen (auch Herr Raab ist in das Geschäft eingestiegen). Bohlen kann zwar keine eigene Plattenfirma bieten, aber seine Beziehungen sind bestimmt die besten – und nebenbei macht er sein Geld, in dem er das ganze Zeug produziert, vielleicht auch noch das eine oder andere Liedchen komponiert.

Allein das ist ein Grund, mir solche Sendungen nicht anzugucken. Da mögen mir auch Perlen wie Kurt Nilsen durch die Lappen gehen. Aber wir haben ja Kretakatze, die uns solche Schätze zuführt, nicht wahr :-)?

Was übersinnliche Fähigkeiten anbelangt, da bin ich doch ziemlich skeptisch. Sicherlich hat Kretakatzes Theorie etwas, das nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist. Sollte ein Mensch solche Talente besitzen, so dürften diese voraussichtlich (sic!) schwer zu kontrollieren sein. Aber beim Blick in die Zukunft, also die ganze Hellseherei, daran mag ich dann doch nicht glauben. Natürlich gibt es bei Wikipedia dazu interessante Informationen mit vielen weiterführenden Links. Danach hält die Physik Blicke in die Zukunft grundsätzlich für möglich. Aber das steht nach meiner Meinung unter dem Motto: Was möglich ist, ist auch „machbar“. Genug!

Ja, mit Spitznamen (heute nennt man die wohl auch Nickname) ist das so etwas. Auch mich hatten meine Mitschüler (nicht Lehrer) mit einem Namen aus dem Disney-Sortiment versehen: Pluto. Allerdings ist der Name nicht so haften geblieben, vielleicht weil meine Ähnlichkeit mit diesem Hund nicht sehr groß war (und ist). Meine Schulklasse sollte eine Klausur schreiben und irgendein Witzbold hatte meine Schultasche versteckt. Während meine lieben Mitschüler bereits ihre Federmappen herausholten, turnte ich noch durch den Klassenraum auf der Suche nach meinen Sachen. Und da rief dann ein weiterer Witzbold: „Pluto, such …!“. – Mindestens ein Schuljahr hieß ich dann Pluto. Dann verlor sich das aber so langsam. Ja ein Spitzname erhöht den allgemeinen Bekanntheitsgrad in der gesamten Schule. Ich war aber doch eher froh, wieder in der namenlosen Masse unterzutauchen. Solche Popularität hat Vor-, aber auch ihre Nachteile (man ist für jeden Hans und Franz ansprechbar).

Wie Ihr vielleicht schon gesehen habt, habe ich mir reichlich Arbeit gemacht, um den 40. Jahrestag unserer Lieblingsband entsprechend zu würdigen. Über das Ergebnis war ich dann selbst überrascht, speziell was die Veränderungen im Aussehen unseres Flötenmeisters betreffen. Ende der 80er Jahre zeigte er sich ergraut und mit größerer Körperfülle, um sich dann wie Phönix aus der Asche Anfang der 90er schlank, fast jungenhaft dem verehrten Publikum zu zeigen. Das hielt dann einige Jahre, bis er nach und nach zu dem wurde, was heute mit bedecktem Haupt über die Bühne wuselt.

Damit wären wir wieder bei Thema ‚Aussehen’. Sicherlich ist es richtig, dass Männer etwas mehr von Äußerlichkeiten halten. Aber das relativiert sich im Laufe der Jahre. Ich habe einige „schöne“ Menschen kennen gelernt. Aber sobald diese ihren Mund aufmachten, verflog der Zauber ihrer scheinbaren Schönheit sehr schnell. Deshalb habe ich auch keine Probleme mit dem heutigen Erscheinungsbild von Herrn Anderson. Da kann er gern im Schlafanzug auftreten und mit Pudelmütze. Wenn nur die Musik stimmt (noch stimmen würde) …

“Morning has broken” ist wirklich nicht aus der Feder von Cat Stevens. Aber er hat es bekannt gemacht. Ich habe etwas geforscht und eigentlich wäre ein eigener Blog-Beitrag fällig, aber hier in aller (möglichsten) Kürze das Ergebnis der Recherche:

Die Melodie stammt aus Schottland und hieß ursprünglich „Bunessan“ (nach einem Ort auf der Isle of Mull), damals bekannt mit dem Text des gälischen Weihnachtsliedes „Leanababh an aigh“ („Kind in der Krippe“), der von Mary MacDonald (1789-1872) geschrieben wurde.

Am 2.November 1931 beauftragte Percy Dearmer die englische Kinderbuchautorin Eleanor Farjeon, für die Liedersammlung „Songs of Praise“ einen neuen Text zur Bunessan-Melodie zu schreiben. Die ersten drei Strophen verwendete dann Cat Stevens für die Plattenaufnahme.

Und: Das Lied findet sich unter dem Titel „Morgenlicht leuchtet“ auch im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 455.

Zunächst die Version von Cat Stevens (in Text und Noten):

Cat Stevens: Morning has Broken

2. Sweet the rain’s new fall sunlit from heaven,
like the first dewfall on the first grass!
Praise for the sweetness of the wet garden,
sprung in completeness, where his feet pass.

3. Mine is the sunlight! Mine is the morning
born of the one light Eden saw play!
Praise with elation, praise every morning,
God’s recreation of the new day.

Hierzu die deutsche Übersetzung frisch aus dem Evangelischen Gesangbuch gescannt:

Morgenlicht leuchtet

Es gibt noch eine weitere Übersetzung von Teja Schwaner (aus: Cat Stevens Songbook – 56 Songs mit Noten – Zweitausendeins – 1976):

Der Morgen bricht an
Wie am Anfang der Schöpfung,
Die Amsel hebt an
Wie zum ersten Gesang.
Preiset ihr Singen,
Preiset den Morgen,
Preiset, wie sie geboren
Neu in die Welt.

Süß fällt der Regen
Funkelnd vom Himmel
Wie früher Tau
Morgens aufs Gras.
Preiset das Wunder
Des taufrischen Gartens,
Vollkommen entsprungen
Aus Seiner Spur.

Mein ist die Sonne,
Mein ist der Morgen,
Geboren von Licht,
das auch Eden erhellt.
Preiset mit Wonne,
Preist jeden Morgen
Gottes Erwecken
Des neuen Tags.

Außerdem fand ich folgende weitere Information (einschl. einiger Verse der englischen Übersetzung des gälischen Weihnachtslieder und der drei fehlenden Strophen von „Morning has broken“):

The tune is named for the town of Bunessan on the Isle of Mull in the Inner Hebrides, off the west coast of Scotland. Mull, close to Iona, is the island where the Irish monk Columcille (latinized as Columba) founded a monastery in the late sixth century from which monks brought Irish forms of Christianity to other parts of the British Isles and even to the mainland of Europe.

Before Percy Dearmer recruited Eleanor Farjeon to write a new text, BUNESSAN as a hymn tune was only known in association with the Gaelic text of a Christmas carol, „Leanababh an aigh,“ written by Mary MacDonald (1789-1872) and translated into English as „Child in the Manger“ by Lachlan Macbean for the collection „Songs and Hymns of the Gael” (1888). Here is part of that English translation:

Child in the manger, infant of Mary,
Outcast and Stranger, Lord of us all,
Child Who inherits all our transgressions,
All our demerits upon Him fall.

Prophets foretold Him, Infant of wonder;
Angels behold Him on His throne.
Worthy our Savior of all our praises;
Happy forever are His own.

When he sang „Morning Has Broken,“ Cat Stevens/Yusuf Islam actually sang only the first half of Eleanor Farjeon’s poem, and that is the text usually reprinted in hymnals. The second half of the text contains additional beautiful language:

Cool the gray clouds roll
peaking the mountains,
Gull in her free flight
swooping the skies:
Praise for the mystery
misting the morning
Behind the shadow
waiting to shine.

I am the sunrise
warming the heavens,
Spilling my warm glow
over the earth:
Praise for the brightness
of this new morning
Filling my spirit
with Your great love.

Mine is a turning,
mine is a new life;
Mine is a journey
closer to You:
Praise for the sweet glimpse
caught in a moment,
Joy breathing deeply
dancing in flight.

Und zu guter Letzt noch eine instrumentale Version des “Bunessan”-Liedes:

The Bunessan Tune (instrumental)

Damit ich nicht so ausschweife wie Kretakatze (bin ich ja fast schon), schließe ich hiermit:
Haltet Euch weiter wacker!

Viele liebe Grüße

Euer Wilfried

06.02.2008

English Translation for Ian Anderson

40 Jahre Jethro Tull: 1968 – 2008

Seit nun 40 Jahren turnen Ian Anderson und seine Jungs, bekannt als Jethro Tull, über die Bühnen dieser Welt. Auch in diesem Jahr kommt die Gruppe nach Deutschland, u.a. am 1. Juni nach Hamburg in den Stadtpark (also ein Open Air-Konzert). In diesen vielen Jahren haben bis auf den Kopf der Band, Ian Anderson, die Musiker immer wieder gewechselt. Nur der Gitarrist Martin Barre ist seit Ende 1968 dabei, als Mick Abrahams, der Mitbegründer, die Band verließ und Tony Iommi nicht das hielt, was Ian Anderson sich zunächst von ihm versprach.

Es gibt viele Konzertaufzeichnungen (gerade auch von deutschen TV-Sender) von Jethro Tull, die teilweise auch als DVD erhältlich sind. Ich habe chronologisch die 40 Jahre verfolgend zu zwei kleinen Videos zusammengeschnitten (dabei mich auch im Internet, u.a. bei laufi.de und youtube bedient), die in knapp 20 Minuten einen Querschnitt über Stil- und Musikerwechsel bieten, besonders aber aufzeigen, wie sich speziell ein Mann, nämlich Ian Anderson, in diesen 40 Jahre verändert hat. Hier nun (bei youtube eingestellt) eine musikalische Zeitreise in zwei Teilen (Teil 1: 1968 – 1985 – Teil 2: 1986 – 2007):


40 Jahre Jethro Tull in zwei Teilen

The Rolling Stones Rock and Roll Circus 1968

Kleiner TV-Tipp am Rande: Am Sonntag, den 3. Februar, bringt der Bayerische Rundfunk (BR 3) ab 23 Uhr 15 (Dauer 65 Min.) den Rolling Stones Rock and Roll Circus vom Dezember 1968.

Damals trafen sich die Stones mit John Lennon und Yoko Ono, Eric Clapton, The Who, Taj Mahal und Marianne Faithful zu diesem außergewöhnlichen Musikprojekt. Zwei Tage lang spielten sie in einer Circus Manege. 65 Minuten 68er-Feeling pur.

Jethro Tull 1968

Und gleich am Anfang taucht da eine bislang eher unbekannte Gruppe mit einem Bluestitel auf: Jethro Tull mit „Song for Jeffrey“! Bemerkenswert dabei: Mick Abrahams hatte die Gruppe bereits verlassen und Martin Barre war noch nicht in dessen Fußstapfen getreten. Stattdessen sehen wir Tony Iommi an der Gitarre. Es sei aber gleich gesagt: Der Tull-Auftritt ist nicht live, der Ton kommt aus der Konserve. Trotzdem ein bemerkenswertes Zeitdokument – nicht nur für Tull-Fans.

Was ist bloß mit Ian los? Teil 90: 2x Aschenputtel

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

ein gutes Neues Jahr wünsche ich noch allerseits! Und dem Herrn Anderson gratuliere ich natürlich noch ganz herzlich zu seinen neuen Ehren als MBE (Member of the Order of the British Empire). Das mit dem „Sir“ kann ja noch werden…

Es freut Euch sicher zu hören, dass ich das Neue Jahr mit Jethro Tull begonnen habe. Ungefähr um Mitternacht kam mir der Gedanke, dass jetzt „Fires At Midnight“ passen könnte, inszumal sich allerlei „firework“ vor meinem Fenster abspielte. Da es sich hierbei wirklich um ein einfaches Lied handelt, habe ich auch keine 5 Minuten gebraucht, bis ich die Akkorde beieinander hatte, und so konnte ich bereits kurz nach Mitternacht folgendes spielen: Fires At Midnight (ich habe mir erlaubt den Text etwas an meine Gegebenheiten anzupassen…). Über die Tonart möchte ich auch garnicht mit Dir streiten, lieber Wilfried – E-Moll oder G-Dur, ganz wie es Dir beliebt. Da in diesem Lied ungefähr gleich viele Dur- und Moll-Akkorde vorkommen, würde ich mich da nicht festlegen wollen, und mein unzuverlässiges „Musikgefühl“ ist sowieso kein Kriterium. Für die Richtigkeit der Tonart übernehme ich auch keinerlei Garantie, ich habe meine Akkorde nicht mit dem Original abgeglichen.

Damit aber nicht genug, so ein einfaches Lied kann mich nicht lange fesseln. Also habe ich mich gleich auf das nächste gestürzt, das mir schon seit ein paar Tagen im Kopf herumging. Es hat den gleichen Rhythmus wie „Ride Across The River“ (vielleicht ein bißchen schneller) und fängt – für mich sehr passend – mit einer Katze an. Ich halte es für den letzten mir bekannten Geniestreich unseres Meisters: Rocks On The Road. Daran habe ich ein paar Tage geknabbert, und an einigen Stellen passen meine Akkorde immer noch nicht zum Original. Aber wenn ich es für mich allein spiele klingt’s ganz gut, und das reicht mir. Ach ja, vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass man das mit dem Kapodaster im 3. Bund spielt – das macht Mr. Anderson auch so, siehe dieses Video. Und noch etwas – ich konnte den Text nirgends finden und musste daher das aufschreiben, was ich vom Abhören verstanden habe. Das macht teilweise wenig Sinn. Vielleicht könnt Ihr mir da noch weiterhelfen? (Vor allem habe ich nicht verstanden, was ihn da am Morgen weckt…)

Der arme Lockwood tut mir langsam leid, er wird auch noch anfangen müssen Gitarre zu spielen, damit er sich über Harmonielehre, Barre-Griffen und Tonartwechseln nicht zu Tode langweilt. Also wechseln wir nicht die Tonart sondern das Thema.

Heute möchte ich Euch von einem jungen Mann berichten, über den ich auf Youtube gestolpert bin – wo auch sonst. Auch in seinem Falle war es Leonard Cohen’s Hallelujah, das mich zu ihm geführt hat. Das Video trägt die Überschrift Hallelujah (shrek song), und als ich das erste Mal seiner angesichtig wurde, da dachte ich das müsse wohl Shrek persönlich sein (anhand dieser Beschreibung werdet Ihr ihn unter den vier jungen Herren sicher sofort identifizieren können). Aber dann, oh Shrek, setzt er in der 3.Strophe gar noch zu singen an, und da wollte ich zuerst meinen Ohren kaum trauen. Ich konnte garnicht glauben, dass diese Klänge tatsächlich von ihm stammen sollten – die Stimme schien überhaupt nicht zum Aussehen zu passen.

Nach dieser bemerkenswerten Performance versuchte ich über YouTube herauszufinden, um wen es sich bei dem jungen Mann wohl handeln könne, und natürlich wurde ich fündig. Vielleicht kennt Ihr ihn ja schon längst und ich erzähle Euch hier alte Kamellen. Die Videos kennt Ihr vielleicht trotzdem noch nicht alle.

Also: Es handelt sich hier um Herrn Kurt Nilsen aus Bergen in Norwegen, seines Zeichens der Gewinner des ersten und einzigen World Idol Contest, der am 1. Januar 2004 stattfand. 11 bedeutende Nationen der uns bekannten westlichen und östlichen Welt schickten ihre in unzähligen Fernsehshows auf Herz und Nieren geprüften und auserwählten Superstars ins Rennen, um den größen unter ihnen zu ermitteln, und sie fanden – Herrn Nilsen. Wer hätte zu Beginn der Castings für die Shows vermutet, dass der ultimative Superstar, also sozusagen die Krone der Schöpfung und das strahlende Vorbild für die Jugend der Welt, so aussehen würde:





Wie hatte es so weit kommen können?

Nicht immer saß Herr Nilsen beim Singen so ruhig auf einem Stuhl wie ein Chorknabe. So konnte er bereits bei den norwegischen Superstar-Shows erste Erfahrungen beim Living The Vida Loca sammeln. Da störte es dann auch nicht mehr, dass er in der Finalrunde mit unpassendem Anzug und Halsentzündung antreten musste. Zwar entfahren ihm bei The Day After Tomorrow einige Krächzer und er verliert teilweise die Kontrolle über seine Stimme, aber trotzdem ist sein Cover immernoch besser als das Original. Er gewinnt den Titel.

So kommt es, dass er sich zusammen mit 10 durchgestylten Konkurrenten in der World Idol Ausscheidung wiederfindet. Er tritt als Letzter auf und singt Beautiful Day. Danach hätte es Bono nicht mehr gewagt den Mund aufzumachen. Ja, ein schöner Tag war es für Mr. Nilsen bestimmt. Zunächst muss er sich von den Juroren noch einige spitzzüngige Bemerkungen über sein Erscheinungsbild anhören: „Sie sehen aus wie ein Hobbit“…“wir haben schon eine Menge hässlicher Leute Platten aufnehmen lassen… unter normalen Umständen würden Sie nie einen Plattenvertrag bekommen…“ (was sind in dieser Branche eigentlich „normale Umstände“?), aber „what you don’t have, you don’t need it now“ – treffender hätte er es nicht singen können. Was er nicht hat, das braucht er auch nicht. Und alles, was er an diesem Abend braucht um das Publikum und die Juroren zu begeistern, das hat er – eine faszinierende Stimme, eine sympathische Austrahlung und die Fähigkeit sich in die Musik einzufühlen und sie überzeugend zu interpretieren. Und es wird entsprechend honoriert.

Das hat mich bis zu einem gewissen Grad mit unserer heutigen Musikbranche versöhnt. Ich hätte nicht erwartet, dass sich zwischen all die aufgeputzten Schaufensterpuppen, aufgezogenen Hüpf-Frösche und high-tech Sing-Marionetten auch noch echte Menschen mit Talent und Persönlicheit verirren könnten. Und schon garnicht hätte ich für möglich gehalten, dass so ein Musiker eine Chance hätte, wenn er nicht den aktuellen Schönheitsnormen entspricht. Es scheint noch Hoffnung zu geben.

Aber damit kam sie nun auf die Marketing-Experten zu – die Herausforderung mit Namen Kurt Nilsen. Ich habe den Eindruck, sie sind ihr nicht immer gerecht geworden. Zwar hatte er in Norwegen zunächst einen riesigen Erfolg – seine erste Single wurde die meistverkaufte in der Geschichte Norwegens, sein erstes Album das am schnellsten verkaufte aller Zeiten (es erreichte bereits am Tag der Veröffentlichung Platin-Status). Auch europaweit war seine erste Single in den Charts. Aber dann wurde es langsam ruhiger. In Norwegen ist er immer noch ein Star, aber über Norwegens Grenzen hinaus scheint Mr. Nilsen inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Seine deutsche Homepage – von Sony erstellt – wurde seit 2005 nicht mehr gepflegt, hier wird sein Album von 2004 noch als „neu“ angepriesen. Seine CD vom letzten Herbst hat bei Amazon 2 – 4 Wochen Lieferzeit – holen sie die zu Fuß in Norwegen ab? Wer schläft hier eigentlich?

Dabei hat man sich schon Mühe gegeben. Es ist nicht leicht mit diesem Hauptdarsteller ein MTV-taugliches Video zu erstellen. Für die Aufnahmen zu Here She Comes wurde er daher extra nach Hollywood gekarrt – und so sieht das Ergebnis auch aus. Natürlich wissen die Profis schon, wie sie ihn herrichten und filmen müssen, damit er nicht ganz so shrek-lich aussieht. Aber die Lady, die man für ihn ausgesucht hat, ist ja wirklich tiefstes Hollywood-Cliche und passt überhaupt nicht, weder zu ihm noch zum Song. Sie scheint mir das exakte Gegenteil von dem Mädchen zu verkörpern, von dem er singt. Von der Aufgabe für Mr. Hobbit ein schlüssige Story zu inszenieren waren die Herren Profi-Filmer offensichtlich überfordert.

Da wirkt das Video zu Never Easy doch schon viel glaubwürdiger. Außerdem ist es endlich Mal kein Cover sondern ein Song, den er selbst geschrieben hat. Das gilt auch für seine letzte Single Push Push. Was mir dabei auffällt: Er scheint immer jünger zu werden, teilweise wirkt er auf den Aufnahmen fast wie ein Kind. Vielleicht versucht man gerade eine Boygroup aus ihm zu machen… Und noch etwas sticht mir natürlich ins Auge: Er trägt ein blaukariertes Hemd und hält eine Telecaster (wenn auch verkehrt herum). Das erinnert mich doch an irgend jemanden…ach ja genau:




Ja, auch Mr. Fogerty sah in seinen jungen Jahren nicht immer so aus wie man sich gemeinhin eine Lichtgestalt vorstellt. Und auch er konnte mit einer Zahnlücke aufwarten, wenn sie auch deutlich schmaler war als die von Mr. Nilsen. Dafür gewann sie durch ihre asymetrische Lage einen ganz besonderen Reiz. Leider hat er sich schon vor Mitte der 80er Jahre von ihr getrennt. Für Mr. Nilsen ist seine Zahnlücke so etwas wie sein Markenzeichen, er würde es nicht wagen irgendwo ohne sie aufzutauchen – das hoffe ich jedenfalls stark.

Kommen wir noch auf Mr. Nilsen’s Gitarrenspiel. Als Linkshänder hält er die Gitarre natürlich verkehrt herum, aber er spielt sie außerdem auch noch „auf den Kopf gestellt“. Das heißt er hat die Saiten nicht umgespannt, er spielt mit den Baßsaiten unten und den Melodiesaiten oben. Das ist auch der Grund, warum er keine Linkshänder-Gitarren spielt – er spielt normale Gitarren einfach umgedreht. Ich kann mir garnicht vorstellen, wie das gehen soll, und habe deshalb schon nach Videos gesucht, in denen man sehen kann wie er die Akkorde greift. Aber da gibt es wenig brauchbares Material, entweder ist die Kamera zu weit entfernt oder die Gitarre nicht richtig im Bild. Das beste waren noch ein 10 Sekunden Schnipsel ca. ab 1:00 in diesem Video mit einem Interview und dieser Ausschnitt aus einer Talkshow. Aber so richtig schlau geworden bin ich aus keinem von beiden, ich bräuchte auf YouTube mal eine Zeitlupen-Funktion …

Nun soll zu guter Letzt in meiner heutigen Bildergalerie zum Thema „geistreicher Gesichtsausdruck mit Zahnfehlstellung“ auch Mr. Anderson nicht fehlen, schließlich ist dies ja eigentlich seine Seite:




Jetzt wird mich sicher Wilfried gleich wieder schelten, dass das ja überhaupt nicht vergleichbar sei. Da hat er natürlich völlig recht. Während sich die Gebisse der Herren Nilsen und Fogerty vor allem durch einen zu weiten Zahnstand auszeichnen, stehen bei Mr. Anderson die Zähne eher zu eng. Außerdem ist bei ihm der geistreiche Gesichtsausdruck beabsichtigt. Es handelt sich also einmal wieder um das exakte Gegenteil.

Genug der Blödelei, machen wir Schluss für heute. Irgendwie habe ich das Gefühl ich werde auch immer jünger…

seid gegrüßt bis demnächst
Kretakatze

PS.: Jetzt gibt’s als Gutenacht-Lied noch ein Video von Kurt Nilsen – versprochen, es ist das letzte (für heute). Dieser Mainstream Pop-Rock ist ja vielleicht nicht so Eure Sache. Zugegeben, diese Musik ist nicht besonders tiefschürfend, aber für mich hat sie Ohrwurm-Charakter und sie läuft mir rein wie Öl. Das Gute-Nacht-Lied fällt allerdings vom Stil her etwas aus dem Rahmen. Es ist ein Kiss-Cover, wobei man der Version von Herrn Nilsen nicht mehr anhört, dass der Song ursprünglich von Kiss stammt. Also, dann wünsche ich Euch jetzt noch recht geruhsame Crazy Crazy Nights.

18.01.2008

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Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

auch von mir die besten Wünsche, dass das neue Jahr mindestens so gut werden möge wie das vergangene !

Eure Ausführungen über Tonarten, Grifffolgen und Akkorde verfolge ich in der Tat mit offenem Mund. Aber das macht nichts, ich lasse mich gerne beeindrucken.

Kurt Nilson war für mich kein alter Hut. Ich kannte weder seinen Namen noch seine Stimme. Seine überaus beachtliche Stimme. Den Vergleich des Jurymitglieds mit einem Hobbit finde ich sehr treffend, wenngleich man darüber diskutieren kann, so etwas vor einem Millionenpublikum laut auszusprechen. Ich schließe mich in allen Punkten Kretakatzes Urteil an. Herr Nilsons Stimme passt wirklich nicht zu seiner Physiognomie. Seine Darbietungen wirken stets synchronisiert. Jedenfalls ist sein Erfolg ein Indiz dafür, dass das Ohr über das Auge siegen kann. Dafür wurde es wieder einmal Zeit. Gut so.

Liebe Kretakatze, im Song „Rocks On The Road“ wurde der Meister von alten Leitungsrohren („tired plumbing“) geweckt. Hier der komplette Text:

There’s a black cat down on the quayside.
Ship’s lights, green eyes glowing in the dark.
Two young cops handing out a beating:
know how to hurt and leave no mark.
Down in the half-lit bar of the hotel
there’s a call for the last round of the day.
Push back the stool, take that elevator ride.
Fall in bed and kick my shoes away.
Rocks on the road.

Can’t sleep through the wild sound of the city.
Hear a car full of young boys heading for a fight.
Long distance telephone keeps ringing out engaged:
wonder who you’re talking with tonight.
Who you talking with tonight ?
Rocks on the road.

Tired plumbing wakes me in the morning.
Shower runs hot, runs cold playing with me.
Well, I’m up for the down side, life‘ s a bitch
and all that stuff:

so come and shake some apples from my tree.
Have to pay for my minibar madness.
Itemised phone bill overload.
Well now, how about some heavy rolling ?
Move these rocks on the road.

Crumbs on the breakfast table.
And a million other little things to spoil my day.
Now how about a little light music
to chase it all away ?
To chase it all away.

Zu guter Letzt etwas in eigener Sache:
Vielleicht habt Ihr mitbekommen, dass das deutsche Fernsehprogramm es wieder für notwendig hielt, dem Löffelmagier Uri Geller ein Forum zu bieten. Eben jenem Herrn Geller, an dem andere Illusionisten und professionelle Taschenspieler kein gutes Haar lassen. Nun, zumindest bekommt Herr Geller bei den Öffentlich-Rechtlichen keinen Fuß mehr in die Tür. Jedenfalls, vor ca. zwei Wochen lief eine Show mit ihm im Fernsehen. Ich saß gerade in meinem Arbeitskämmerlei n, als einer meiner Söhne zu mir kam und mich fragte, ob ich eine defekte Uhr habe. Zufällig hatte ich eine. Bei dieser Uhr hatte ich im November die Batterie wechseln lassen, da sie überraschend stehen geblieben war. Nach dem Batteriewechsel lief sie immer noch nicht, also legte die Dame im Uhrengeschäft die alte Batterie wieder ein und meinte, die Uhr müsse zum Uhrmacher. Seither lag das Ding kaputt in der Ecke, bis ich sie meinem Jan gab, damit er sie von Herrn Geller heilen lassen konnte. Nach zwei Minuten vor dem TV-Gerät kam Jan zurück in mein Kämmerlein und brachte mir eine funktionierende Uhr zurück !!

Ich wiederhole: Die Uhr lief wieder.

Ich bin der letzte, der an die übersinnlichen Fähigkeiten eines Herrn Geller glaubt. Also suchte ich nach anderen Erklärungsmöglichkeiten. Im www fand ich die Website des Dachverbandes deutscher Magier (oder so ähnlich). Hier versuchen professionelle „Magier“; die Geller’schen Tricks zu durchleuchten. Auch für das Uhrenphänomen gab es eine Erklärung: Dadurch, dass die defekte Uhr zum Fernseher gebracht und einige Minuten in der Hand gehalten werden muss, erfährt das Uhrwerk Bewegung und Körperwärme. Das reicht manchmal aus, um eine kaputte Uhr (je nach Defekt) für einige Minuten zum Laufen zu bringen. Hinzu kommt ein rein statistischer Effekt: Angenommen, 10.000 Menschen sitzen mit ihren defekten Uhren vor der Glotze und bei 100 von ihnen würde der Chronometer wieder ticken. Von diesen 100 würden vielleicht 50 im Sender anrufen und vom Uhrenwunder berichten. Durch diese 50 Anrufer würde sich der Wunderheiler (und sein Sender) bestätigt sehen. Die von mir verwendeten Zahlen sind nur Beispiele, die ich mir gerade ausgedacht habe. Die tatsächlichen Werte kenne ich nicht. Aber so könnte das Uhrenwunder funktionieren. Gegen diese Theorie spricht bloß, dass meine Uhr nicht nur einige Minuten lief. Sie läuft immer noch. Und als ich sie im November zum Uhrenladen brachte, war sie auch Bewegungen und Wärme ausgesetzt, ohne sich davon beeindruckt zu zeigen. Vielleicht hat von Euch jemand eine Idee, was davon zu halten ist.

Übersinnliche Grüße entsendet Euch
Euer Lockwood

19.01.2008

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

das Jahr ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber trotzdem schließe ich mich Euren Neujahrswünschen an: Alles Gute fürs neue Jahr.

Nun da habt Ihr ja gleich frischen, neuen Wind in die anderson-verstaubte „Was ist bloß…“-Thematik wehen lassen. Zu den Geller’schen Tricks fällt mir natürlich nicht viel ein. Mein Jüngster, Lukas mit Namen, hat wohl einmal eine Sendung mit dem guten Uri gesehen, fand es aber nicht so aufregend, wie wir es vor vielen, vielen Jahren gefunden haben, als Geller, der Urige, unser gesamtes Besteck zu Schrott verarbeitete (1974 war das wohl). Dass er es über ein Medium wie das Fernsehen schafft, defekte Uhren wieder in Gang zu setzen, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Da sind Bewegung und Körperwärme als Verursacher eher möglich. Nicht das ich alles für Humbug halte. Man weiß nie, welche magischen, also übersinnlichen Kräfte einige Menschen besitzen (Psi). Vor vielen Jahren habe ich einmal ein zumindest spannendes Buch zu diesem Thema gelesen: Colin Wilson – Das Okkulte (ist über dem Market-Place bei Amazon zu beziehen). Im Grunde zeigt Uri Geller seit Jahrzehnten die immer gleichen Tricks. Das ist heute wirklich langweilig und lockt kaum einem von seinem Besteckkasten weg.

Also den Kurt Nilsen (ja bei der deutschen Wikipedia gibt es auch einen Eintrag, wenn auch nicht viel zu erfahren ist, außer: in diesem Jahr wird er 30 Jahre alt) kannte ich wie Lockwood überhaupt nicht. Zum einen erfährt man bei uns wenig über das Kulturtreiben in Norwegen. Und DSDS-Formate im Fernsehen gucke ich nicht (schon allein deshalb, weil ich wochentags höchstens Nachrichten gucke, mehr nicht). Aber ich habe da ja einen von zwei Söhnen (gesagten Lukas, 14 Jahre alt), der erkannte den Wikinger sofort. Na klar, den hatte er schon im Fernsehen gesehen (vielleicht sollte ich mich doch mehr darum kümmern, was meine Jungs so im Fernsehen gucken).

Also ich schließe mich Eurem Urteil ohne Einschränkungen an. Eine wirklich außergewöhnliche Stimme, wenn mir die Musikrichtung auch nicht so ganz zusagt (richtig erkannt, Kretakatze). Das Lied Never Easy gefällt mir aber dann doch wirklich sehr gut. Irgendwie ist es mit viel Eigenironie gewürzt (das Mädel im Fahrstuhl guckt so verstohlen gen Himmel, wenn auch nur dem imaginären). Noch besser finde ich die Interpretation von Kurt Nilsen beim Hallelujah-Auftritt – allein der Stimmlage wegen. Wenn er nämlich im Bereich des Baritons singt, besitzt er noch mehr Ausdruckskraft.

Kurt Nilsen: Never Easy

Aussehen und Stimme mögen sich auf dem ersten Blick nicht decken. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Und ganz so übel finde ich den guten Kurt eigentlich gar nicht. Die Zahnlücke entstellt ihn zunächst. Aber als Markenzeichen sollte er diese wirklich behalten. Bisschen pummelig ist er allerdings. Für sein Alter etwas zu sehr. Aber das scheint die Wikinger im hohen Norden nicht ganz so zu stören. Mich (als Mann) auch nicht. Im Gegenteil. Kurt Nilsen erinnert mich an einen alten Schul-Kumpel, der nicht nur so blond wie Kurt war, sondern ebenso dicklich. Nur eine Zahnlücke kurt’schen Ausmaßes besaß er nicht. Er könnte fast sein Ebenbild sein. Später hatte er allerdings ganz tüchtig abgespeckt (mein alter Kumpel) und plötzlich einen enormen Erfolg bei Frauen (nicht bei irgendwelchen Frauen, sondern wirklich bei den besonders hübschen – aber kein Neid, Willi). Denken wir uns beim Kurt die Zahnlücke weg und etliche Kilos, dann würde er auch um einiges besser aussehen. Aber uns interessiert das Aussehen eines Künstlers ja weniger. Sein eigentliches Können muss und sollte uns überzeugen.

Was das Gitarrenspiel anbelangt, da hilft das Video Venke Knutson and Kurt Nilsen – When the Stars Go Blue vielleicht weiter. Als Linkshänder spielt er tatsächlich eine Rechtshändergitarre, die tiefen Saiten unten (statt oben). Und so greift er dann auch: saitenverkehrt! (ein schönes Wortspiel, gelt?).

Apropos Kurt: Da fällt mir eine ähnliche Geschichte ein. Schon einmal den Namen Paul Potts gehört? Wieder war es mein Jüngster Lukas, der mich darauf brachte: „Da gibt es auch einen Opernsänger, mit schiefen Zähnen und so …!“. Ja, den hatte auch ich schon einmal im Internet gesehen. Der war irgendwie eine Zeitlang Handyverkäufer, kommt aus Wales, besticht durch schlechte Zähne und Dicklichkeit – und machte in einem ähnlichen Format wie DSDS Furore. Eben jener Paul Potts. Als ich das Video dazu zum ersten Mal sah, hatte ich ähnlich Gänsehaut wie die Dame aus der Jury. Nicht zu glauben, da kommt ein Mann von der Straße und singt plötzlich auf atemberaubende Weise Opernarien.

Nun ganz so märchenhaft ist natürlich die Geschichte nicht. Um eine solche Stimme zu haben, muss man eine entsprechende Ausbildung absolviert haben (gilt in gewisser Hinsicht auch für Kurt Nilsen): Von nichts, kommt nichts! Aber selbst, wenn man die ganze Geschichte kennt, so bleibt sie ein Märchen. Paul Potts hatte viel Geld in seine Stimme investiert. Sang wohl auch dem inzwischen seligen Pavarotti vor. Plötzlich eine Krankheit und ein schwerer Unfall. An Weitermachen war nicht mehr zu denken. Dann diese komische Sendung im Fernsehen. Angemeldet und großer Auftritt!


Paul sings Nessun Dorma

Natürlich kann mir keiner erzählen, dass die Jury nichts von den besonderen Fähigkeiten des Paul Potts wusste. Auch die Standing Ovations des Publikums scheinen mir inszeniert. Trotzdem dürfte dieser Auftritt manche überrascht haben.

„Wunderkind, Betrüger – oder Opfer?“ wird da gefragt (diepresse.com), und: „Spätestens auf der Opernbühne dann, ohne Mikrofon und „Nessun dorma“, wird der Traum grausam enden.“ Mag ja sein, das kann ich nicht beurteilen. Aber das kümmert selbst Herrn Potts wenig. Er tritt zwar nicht in Opernhäuser auf, sondern findet auch so sein Publikum. Viele kommen vielleicht nur, weil sie von diesem Märchen vernommen haben und sind alles andere als Opernfans. Wunderkind – sicherlich nicht. Und Betrüger auch nicht. Auch als Opfer macht er sich schlecht, dafür hat er inzwischen gut Kasse gemacht.

Nur so zur Info: Was die Texte von Jethro Tull-Liedern betrifft, da gibt es ja im Internet gleich mehrere Adressen. Die wohl bekannteste, bei der angeblich auch Herr Anderson nachschaut, wenn er einen Text vergessen hat, ist cupofwonder.com, hier auch mit jeder Menge an Anmerkungen. Aber zz. ist die Wundertasse im Netz wohl nicht zu erreichen (kam schon öfter vor). So könnt Ihr hilfsweise bei rutgers.edu (State University of New Jersey) fündig werden.

Nun ich habe wie versprochen in meinem Archiv (klingt gut) nach Aufnahmen von meiner früheren Band nachgeschaut. Für Kretakatze hatte ich einen Cat Stevens-Titel angekündigt. Hier ist er. Gesungen hat unser Schlagzeuger, der später eine unvergleichliche Karriere als Jo Lander gestartet hatte (ist aber über den Start nicht hinausgekommen):



Black Out: Morning Has Broken (Cat Stevens-Cover)

Was mich wundert, ist, dass Ihr bisher nicht gewagt habt zu fragen, ob es da nicht auch einen Tull-Titel gibt, den wir damals gecovert haben. So komme ich Eurer Frage zuvor: Ja, wir hatten „We Used To Know“ im Programm. Leider gibt es davon keine wirklich gute Aufnahme. Bevor sich unsere Gruppe auflöste, hatten wir zwar noch Aufnahmen gemacht, auch „We Used To Know“, allerdings ist die Aufnahme nicht fertig geworden. So fehlt u.a. der Gesang. Ich könnte mich jetzt hinsetzen und den Gesang nachträglich einspielen. Aber das lasse ich dann doch lieber. Meiner Stimme will ich das nicht antun (und noch weniger Euch, sich das anhören zu müssen). Es gibt aber eine Aufnahme so ziemlich vom Anfang her, ist nicht toll, aber vorenthalten will ich Sie Euch dann doch nicht (ich habe die Aufnahme etwas gekürzt). Also bitte weder Beifallsstürme noch Gepfeife. Übrigens haben wir das Lied immer für längere Improvisationen genutzt frei nach dem Wilhelm Busch-Zitat:

„Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden.“

Hier also Willi & Black Out irgendwann Anfang/Mitte der 70-er Jahre mit „We Used To Know“:



Black Out: We Used To Know (Jethro Tull-Cover)

Jetzt ist aber genug.
Viele Grüße
Euer Wilfried

21.01.2008

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 89: Dr. h.c. Ian Anderson, MBE

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

nun hat mich Lockwood doch total überrascht! Er war der Letzte, von dem ich erwartet hätte, dass er mir georgische Tänze präsentiert. Georgien liegt wohl nicht nur geographisch irgendwo zwischen Griechenland und Russland, auch Musik und Tanz scheinen mir Elemente aus beiden Kulturen zu enthalten. Die Kostüme erinnern mich stark an die Euch schon zum Überdruss bekannten pontischen Kriegstänzer. Kein Wunder, die pontischen Griechen waren ja praktisch Nachbarn.

Kurzer Einschub zum pontischen Tanz-Video, das eine Aufführung aus der Schlussfeier der Olympischen Spiele zeigt. Nach den Tänzern kommt noch kurz Jorgos Dalaras ins Bild, der gerade ein traditionelles Lied anstimmt. Mr. Dalaras, der seit mehreren Jahrzehnten als der bekannteste und beliebteste griechische Sänger gilt, ist einmal zusammen mit Ian Anderson aufgetreten, und zwar laut ministry of information am 14.05.1992 in Athen. Die Beiden trugen zusammen „John Barleycorn“ und „Ruby Tuesday“ vor. Soweit die nackten Tatsachen. Anschauungsmaterial liegt mir leider nicht vor.

Zurück zu Georgiern und Griechen – es muss da eine besondere Beziehung geben. Alle Georgier, die ich kenne, leben in Griechenland, in Deutschland habe ich noch keinen getroffen. Es scheint sich bei ihnen um so etwas wie Gastarbeiter zu handeln. So stammen z.B. sämtliche festangestellten Arbeiter am Tierheim in Chania aus Georgien. Aber das hat eigentlich alles nichts mit der Musik zu tun. Diese ist mir offen gesagt ein bißchen zu eintönig um sie ohne die für meinen Geschmack wesentlich interessanteren Tanzdarbietungen zu konsumieren.

Auch Wilfried hat uns Musik vorgestellt, und zwar ein schlichtes und einfaches Lied von Jethro Tull:

So einfach scheint es mir dann aber bei näherer Betrachtung garnicht zu sein. In E-Moll, wie Wilfried meinte, sind bestenfalls die ersten zwei Takte. Dann kommen zwei Takte in E-Dur, gefolgt von 4 Takten D-Dur. Die nächsten 4 Takte sind in C-Dur oder G-dur, anhand der vorliegenden Akkorde und der Melodie wäre beides möglich. Da aber als Grundtonart für das Lied G-Dur notiert wurde, würde ich mal von G-Dur ausgehen. Den Abschluss bilden 4 Takte in H-Dur. Das macht 5 verschiedene Tonarten in 16 Takten. Ob das nun so einfach ist? Von allein wäre ich nie darauf gekommen.

Als nächstes stechen mir diese vielen B- und F#-Akkorde ins Auge, das sind mir deutlich zuviele Barre-Griffe. Da ist mein erster Gedanke natürlich, das in eine andere Tonart zu transponieren. In eine? In fünf! Und es ist garnicht so einfach 5 passende Tonarten zu finden, in denen keine Barre-Griffe vorkommen. Genauer gesagt, es ist unmöglich. Das beste, was ich auf die Schnelle finden konnte: Einfach alles einen Ganzton tiefer spielen. Das sieht dann so aus: Dm A C G Bb F E E7 A und enthält mit Bb nur noch einen Barre-Griff. Aber damit sind meine Probleme immer noch nicht gelöst. Irgendwie komme ich mit diesen 4 Takten H-Dur (bei mir jetzt A-Dur) am Schluss nicht zurecht, ich liege ständig im Ton daneben und singe falsch.
Also wie man sieht, auch ganz einfache Tull-Songs können es ziemlich in sich haben.

Unter einem einfachen Song verstehe ich etwas anderes, ein Paradebeispiel dafür ist John Fogerty’s Rock ’n‘ Roll Girls. Das ist G-Dur par excellence in Reinkultur, wie es geradliniger nicht sein könnte. Man spielt 2 Takte G, 1 Takt C, 1 Takt D, und das ständig wiederholt über sämtliche Strophen, Refrains oder eventuelle Solos hinweg – eigentlich kann man sich nebenher schlafen legen. Besondere Konzentration ist beim Vortrag dieses Liedes jedenfalls nicht nötig. Das könnte auch Mr. Fogerty zum Verhängnis geworden sein. Im oben verlinken Video singt er die Zeile „Time out of time for you and no one else“ gleich dreimal, obwohl sie im Lied eigentlich nur einmal vorkommt. Er war wohl mit seinen Gedanken woanders – oder hatte er seinen eigenen Text vergessen? Jedenfalls finde ich es immer wieder herzerfrischend, wenn die Helden auf der Bühne auch mal Fehler machen, nicht immer nur ich…

Meine Probleme mit Barre-Griffen rühren übrigens nicht zuletzt daher, dass ich den kleinen Finger meiner linken Hand nur bedingt benutzen kann. Er ist irgendwie verkrümmt nach innen gebogen (der an der rechten Hand im Übrigen auch, aber da stört es nicht), und ich kann ihn nicht wirklich gezielt und koordiniert bewegen. Eigentlich ist es reine Glückssache, ob ich mit ihm eine Saite treffe, die Chance liegt bei höchstens 50%. Ich bin daher bemüht nur Griffe zu spielen, für die ich nicht mehr als 3 Finger brauche. Und das bringt mich – Ihr werdet es kaum glauben – auf Mr. Anderson.

Schon vor Monaten fiel mir bei einem Interview der kleine Finger seiner rechten Hand ins Auge: Bild 1 Bild 2 Bild 3. Er sieht aus als wäre er gebrochen gewesen und falsch wieder zusammen gewachsen. Der ganze Finger ist seitlich nach innen gedreht, ein Gelenk ist ständig in 90° abgewinkelt, das andere ist völlig gerade – vermutlich sind beide Gelenke so gut wie steif. Wie kann er mit diesem Finger Flöte spielen?

In diesem Zusammenhang fiel mir natürlich auch wieder die Geschichte ein, dass er niemandem die Hand gibt, da ihm sein Arzt davon abgeraten hat. An dieser Geschichte könnte durchaus etwas dran sein. Ich meine mich zu erinnern, in einem Interview von 2005 habe er gesagt, dass der Unfall etwa 15 Jahre zurückliege. Das wäre um 1990 gewesen. Ich habe daher versucht anhand von Videos aus verschiedenen Jahren den Zeitpunkt zu lokalisieren, zu dem der verdrehte Finger das erste Mal auftaucht. Und ich war erstaunt herauszufinden, dass er bereits auf dem ältesten mir bekannten Video aus dem Rock ’n‘ Roll Circus von 1968 zu erkennen ist. Der Finger war schon kaputt als Mr. Anderson erstmals zur Flöte gegriffen hat. Vermutlich ist er einmal aus dem Kinderwagen gefallen. Bleibt immer noch die Frage offen: Wie spielt er mit diesem Finger Flöte? Braucht man den nicht? Oder mit was kompensiert er das? Vielleicht weiß ja Wilfried mehr dazu.

Nun folgen meine wirklich letzten Grüße und Wünsche für dieses Jahr. Rutscht gut hinüber und feiert nicht zu doll!

bis nächstes Jahr
Kretakatze

PS.: Ich weiß garnicht, was ich hier schreiben soll … Fortsetzung folgt im Jahr 2008.

31.12.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

hoffentlich seid Ihr gut ins neue Jahr hineingekommen, ohne Verletzungen durch Knaller und Raketen und mit (halbwegs) klarem Kopf. Mir und meinen Lieben geht es bestens, Neujahr waren wir bisschen müde zwar (wir hatten uns bei Bekannten festgequatscht und so wurde es doch reichlich spät bzw. früh am Morgen), aber sonst doch gut gemut.

Ja, Kretakatze, mit Ian Andersons kleinem Finger sind Lockwood und ich Dir zuvor gekommen. Beginnend mit einem Was ist bloß …-Artikel vor über einem Jahr haben wir auch die frühe Vergangenheit des Meisters erforscht und feststellen müssen, dass er diesen krummen Finger schon von Anbeginn seiner Musikerkarriere haben muss.

Kretakatze, doch noch einige Worte zu Deinen Beispielen der hohen Kunst des Gitarrespielens. Ich mag beide nicht. Da sind mir zu viele Effektgeräte im Spiel, auch wenn es die Jungs ganz gut drauf haben. Weniger wäre auch in diesem Fall ‚mehr’.

Okay, „We Used to Know“ ist so einfach vielleicht nicht, kein ‚normaler’ Rocktitel mit lediglich drei Akkorden. Aber es ist eines der Lieder, die man von Ian Anderson auch als Amateur noch halbwegs hinbekommt (trotz Barré-Griffe, die aber nichts mit Martin Barre zu tun haben, soviel an Lockwood). Alles in einem durchgängigen ¾-Takt. Also ohne Änderung der Taktart, für Jethro Tull fast schon untypisch.

Ich will den musiktheoretischen Anmerkungen von Kretakatze nicht unbedingt widersprechen, ich bleibe aber bei der Meinung, dass das Lied durchgehend in E-Moll gefasst ist. Die Grundstimmung ist in Moll und das Lied beginnt mit E-Moll. Wie gesagt, es ist kein handelsüblicher Rocktitel mit drei Akkorden (Grundstufe oder Tonika, Subdominante und Dominante – wie man das wohl nennt). Es ist auch richtig, dass sich E-Moll und G-Dur in der Notenniederschrift (mit einem Kreuz notiert) decken. Daher passen Dur-Akkorde der gleichen Tonleiter auch in eine Moll-Abfolge (z.B. G-, C- und D-Dur bei E-Moll). Harmonisch unaufgelöst erscheinen die beiden Fis-Akkorde, aber als ‚verminderte’ Akkorde passen sie (wie ja auch das Lied zeigt) durchaus in eine entsprechende Abfolge und werden in diesem Fall durch die Dominante H (englisch als B bezeichnet) harmonisch ‚aufgelöst’. Bisschen seltsam dann auch der Dominantenakkord H am Ende des Liedes (steht für mich wie ein Fragezeichen im Raum und ließe sich mit dem Grundakkord, eben wieder E-Moll, beantworten).

Okay, mein Wissen zur Harmonielehre ist ziemlich eingestaubt, ich bin mir daher auch nicht so ganz sicher, ob ich richtig liege. Aber wenn mein (leider nicht absolutes) Gehör nicht völlig verkalkt ist, dann ist das Lied eben in Moll.

Wie auch immer: Selbst in seiner Anfangszeit als Rockmusiker hat Ian Anderson bewiesen, nicht nur im 4/4-Takt mit drei Akkorden auskommen zu müssen. Auch wenn ich glaube, dass er sich über harmonische Abläufe seiner Lieder nicht immer (von der Theorie her) im Klaren war, so genügte sein musikalische Gehör, praxisnah die richtigen Töne zu treffen.

Hier so zusagen als Einstimmung aufs neue Jahr 2008 (was gleichzeitig 40 Jahre Jethro Tull bedeutet) aus jüngster Zeit ein reiner Instrumentaltitel zweier alter Tull-Titel: Jethro Tull mit „Sossity, You are a Woman“ und „Reasons for Waiting“ (der Übergang ist etwas holprig, aber von all dem Kram, den Ian Anderson und Co. in letzter Zeit so auf die Bühne geworfen hat, gefällt mir dieser Doppeltitel doch noch am besten – trotz der leicht nervigen Orgelei – festzustellen wäre noch: Martin Barre ist wirklich stark gealtert in der letzten Zeit):


Jethro Tull: Sossity, You are a Woman/Reasons for Waiting

Aus der News-Kiste kommt die Mitteilung, dass sich Herr Anderson jetzt ein MBE an seinen Namen hängen darf (also nicht nur Dr. h.c. vorneweg). Er hat von der Queen einen Bonbon für seine Brust bekommen und ist jetzt Member of the Order of the British Empire (eben kurz MBE). Dazu las ich den etwas ironischen Kommentar: “Aber vielleicht kann er sich demnächst mit der Anstecknadel die Weste vor dem Bäuchlein zusammenhalten…” Nun, eine Anstecknadel direkt ist es nicht, sondern ein Orden, den man sich eigentlich an die Brust heftet. Aber auf der Bühne wird er damit wohl kaum erscheinen. Mitglied des Ordens zu sein, ist wohl auch nicht ganz so toll (also nichts mit Sir Ian und so).

Wow, da hat mich die gute Kretakatze doch dazu verleitet, mich einmal wieder nur dem Herrn und Meister aller Querflöten zu widmen. Soll als Antwort für heute auch genügen.

Wegen der Cat-Stevens-Coverei muss ich erst noch einmal forschen. Die alten Stücke habe ich leider auch nur auf alten Musikkassetten vorliegen (diese sind zwar auch auf guten alten Tonbänder gespeichert, aber ich habe mich hinreißen lassen, mein altes Tonbandgerät, dessen Tonköpfe im Eimer waren, gänzlich zu entsorgen – vielleicht hätte ich bei eBay einen Käufer finden können).

Bis bald
Euer Wilfried

02.01.2008

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 88: Guter Rutsch

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

Frohe Weihnachten Euch beiden! Eigentlich sind sie ja schon fast wieder vorbei – da muss ich mich jetzt etwas beeilen…

Zuerst muss ich mich einmal wieder für die zahlreichen Komplimente und aufmunternden Worte bezüglich meiner „Kretakatze rockt“-Ambitionen bedanken. Wenn’s nur auch so klingen würde, wie es aussieht! Hörproben kann ich Euch leider nicht liefern, ich wüsste nicht wie. Ich könnte höchstens eine Cassette aufnehmen und Euch mit der Post schicken – wenn ich die Adresse hätte. Mein Aufnahme-Equipment stammt noch aus den 70er Jahren. Aber ich glaube Ihr solltet Euch lieber freuen, dass Ihr’s nicht hören müsst.

Entgegen Euren Erwartungen habe ich relativ wenig Hardcore Heavy Metal Songs im Repertoire. Eigentlich spiele ich eher Musik für Warmduscher (so wie mich), und die ist teilweise gar noch griechisch! In den letzten drei bis vier Tagen habe ich mich allerdings an Ride Across The River festgebissen, allein am letzten Sonntag habe ich drei Stunden lang nichts anderes gespielt. Davon habe ich die erste Stunde gebraucht, bis ich die Akkorde zusammen hatte – es war eine ziemliche Schwergeburt. Hier das Ergebnis zum Beweis, dass ich sie noch alle beieinander habe (die Akkorde meine ich natürlich). Dann musste ich das ganze für Rhythmusgitarre üben, mit H-Moll (Bm) ist nämlich ein Barre-Griff dabei, und die Barre-Griffe kann ich nicht, die schäppern bei mir immer gottserbärmlich. Nach einer weiteren Stunde hat es dann halbwegs passabel geklappt, da bin ich zu Fingerpicking übergegangen. Das bedurfte weiterer Übung, denn beim Picking hört man natürlich viel deutlicher, wenn man die Saiten nicht richtig trifft (was mir ständig passiert). In den folgenden Tagen habe ich dann noch an der Ausführung gefeilt, teilweise etwas Melodie eingebaut und mindestens 10 verschiedene Sounds durchprobiert, welcher nun am besten zum Video passt. Schließlich möchte ich Mr. Knopfler klanglich passend und würdig begleiten. Und das tue ich nun exzessiv (ob nun klanglich passend und würdig, lassen wir mal dahingestellt) – von den 149.000 Aufrufen, die das Video bislang hatte, müssen inzwischen mindestens 1.000 von mir stammen. Ich denke Ihr könnt erahnen, warum Ihr in letzter Zeit so wenig von mir hört.

Lieber Wilfried, mit Freude habe ich gelesen, dass auch Du dieser Tage Zeit wieder zur Gitarre gegriffen hast. Da muss wohl irgend etwas in der Luft liegen. Wenn Du nicht gerade am anderen Ende Deutschlands wohnen würdest, könnten wir ja mal im Duett… Was spielst Du denn so?

Mir ist aufgefallen, dass ich keinen einzigen Song von Jethro Tull im Repertoire habe. Das war schon in den 70ern so. Ich hatte Songbücher von Cat Stevens, Al Stewart, Simon and Garfunkel, Elton John, Jim Croce, den Beatles und noch andere. Songs von Bob Dylan, Joan Baez, Donovan, Leonard Cohen etc. habe ich bei Freunden abgeschrieben, oder ich habe mir selbst die Akkorde zusammen gesucht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich je etwas von Jethro Tull gespielt hätte. Warum das so ist, weiß ich auch nicht so recht. Ich denke, die Melodien sind zu komplex, die Rhythmen sind zu schwierig – die Lieder eignen sich nicht dafür, einfach zur Klampfe gesungen zu werden. Ich habe mich einfach nicht rangetraut. Das geht mir jetzt immernoch so.

Knopfler’sche Songs dagegen haben einen einfachen, swingenden Rhythmus, der leicht zu spielen ist. Bevor ich angefangen habe über den River zu reiten, hatte ich schon Songs wie Water Of Love, Why Aye Man und What It Is im Programm. Water Of Love ist regelmäßig mein Lied zum „Aufwärmen“, das erste, was ich spiele, um meine steifen Finger an die Gitarre zu gewöhnen – in meiner Version nur 3 einfache Griffe (Am, Em, D) mit Variationen, wenig Umgreifen, es wird lange Zeit immer nur auf einem Akkord gespielt, und dabei klingt es noch gut. Ich glaube auch jemand, der noch nie zuvor eine Gitarre in der Hand hatte, könnte das nach 10 Minuten ansatzweise spielen. Das ist es auch, was mich von Anfang an an der Gitarre als Instrument begeistert hat – auch jemand ohne Begabung bekommt ohne viel Üben ein paar einfache Lieder zustande. Wenn man natürlich so spielen können will wie Mark Knopfler, dann sieht’s anders aus…

… oder wie ein paar andere, völlig unbekannte Musiker, deren Künste man auf YouTube bestaunen kann. So z.B. diesen jungen Mann, dessen Video bereits mehr als 34 Mio. mal angeklickt wurde – das am sechsthäufigsten aufgerufene Musikvideo auf YouTube überhaupt – oder diesen brasilianischen Gitarristen. Da fange ich an mich zu fragen, ob ich wirklich weiterhin mit meinem Gestümper akustische Umweltverschmutzung betreiben sollte… Wechseln wir das Thema.

Lieber Lockwood, Du hast den Namen Christopher Cross erwähnt. Tatsächlich hatte ich noch nie zuvor etwas von ihm gehört, und wie ich feststellen konnte, habe ich da nichts versäumt. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit Al Stewart konnte ich nicht entdecken. Stattdessen erinnert mich Mr. Cross von Typ, Art der Musik und durch seinen Falsett-Gesang eher an Phil Collins oder die Bee Gees. Und deren Kastraten-Stimmen konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Von dem, was ich an Al Stewart schätze – interessante, lebendige, „sprechende“ Melodien, intelligente Texte, die zum Nachdenken anregen, melodiöse, singende Gitarre – konnte ich bei Mr. Cross nichts entdecken. Seine Musik plätschert für meine Ohren nichtssagend dahin. Legen wir ihn zu den Akten…

Auch Wilfried’s Bemerkung zu John Fogerty’s Don’t You Wish It Was True hat mir einmal mehr gezeigt wie unterschiedlich Musik von verschiedenen Menschen wahrgenommen wird. Den Vergleich zwischen diesem Titel und Proud Mary hatte ich auch schon mehrfach gelesen und mich darüber gewundert. Für mich liegen zwischen beiden Liedern Welten. „Proud Mary“ hat eine starke, groovige Melodie, „Don’t You Wish…“ ist Trallalla und hat für mich eher Ähnlichkeit mit „Hänschen klein“ oder „Fuchs Du hast die Gans gestohlen“ – wahrscheinlich ist es auch irgend so ein Kinderlied, an das es mich erinnert.

Und nun hat der Wilfried, der uns ja bereits seine Version von „Proud Mary“ vorgestellt hat, auch noch Cat Stevens gecovert. Da bin ich aber auf eine Hörprobe gespannt! By the way – ist denn Cat Stevens was für Kaltduscher?

Lassen wir’s für heute gut sein. Ausufern tue ich jetzt nur noch beim Gitarre spielen. Rutscht gut ins Neue Jahr, falls wir uns vorher nicht mehr schreiben!

Liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze

PS.: fällt wegen Müdigkeit aus

27.12.2007

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Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

das romantischste, behaglichste, beschaulichste und friedvollste Fest des Jahres ist vorüber; wenden wir uns wieder dem Alltäglichen zu.

Mr. Cross hatte ich wirklich nur irrtümlich ins Spiel gebracht. Ich weiß gar nicht, ob er noch lebt oder ob außer mir noch jemand lebt, der ihn kannte. Schwamm drüber.

Ich möchte die heutige mail dazu nutzen, Euch etwas Neues vorzustellen. Jedenfalls war es mir bis vor einigen Tagen neu. Die Rede ist georgischer Folklore. Von Georgien kannte ich bis vor kurzem nur die ungefähre geografische Lage, den Namen der Hauptstadt und ich wusste, dass es die Heimat von Stalin war. Vor einigen Tagen entdeckte ich jedoch, dass es auch in dieser Ecke der Welt fantastische Folklore gibt. Und youtube ist voll davon. Wieder einmal erweist sich diese Plattform als Segen. Ich möchte Euch das ein oder andere Stück dieser Musik präsentieren.

Bei Kretakatze hatte ich in der Vergangenheit den Eindruck hinterlassen, als könne ich mich für östliche Folklore nicht erwärmen. Nun sehen wir (vor allem ich selber), dass das nicht der Fall ist.

Die gelinkten Darbietungen erscheinen ein wenig wie eine kaukasische Form von Riverdance, aber allein deswegen müssen sie noch nicht schlecht sein. Ich achte weniger auf die Tänze (die durchaus sehenswert sind) als vielmehr auf die Musik. Diese stakkatoartigen und doch fließenden Akkordeonklänge waren mir bis dato fremd; ich finde sie einfach klasse. Falls Ihr Zeit und Lust habt, könnt Ihr mal reinhören. Serviervorschlag: Blendet das Bild aus, hört nur die Musik und stellt Euch vor, Ihr würdet auf einem geflügelten Ross über die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus fliegen.

Das war’s auch schon für heute und evtl. für dieses Jahr.
Einen guten Start in 2008 wünscht Euch von Herzen
Lockwood

27.12.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

ob Weihnachten nun wirklich so beschaulich, romantisch, friedvoll und behaglich ist, wie Lockwood schreibt, möchte ich bezweifeln, aber ich habe die Tage mit meinen Lieben stressfrei überstanden (da nur ein Besuch bei Schwiegereltern angesagt war – meine Eltern besuchen wir nach Neujahr, ich habe ja noch einige Tage frei) und bereite mich nun mental auf den Jahreswechsel vor, der mir eigentlich ein Graus ist: Wenn alle Welt auf die Minute genau meint, besonders ausgelassen sein zu müssen, dann ist mir allein das schon äußerst suspekt. Aber trotzdem:

Ich hoffe, Ihr hattet auch einige schöne Feiertage mit Euren Lieben. Und so wünsche ich Euch alles erdenklich Gute für das neue Jahr. Bleibt gesund und in Brot und Arbeit, nehmt nicht alles so ernst (wie ich), sondern zeigt aller Welt gelassen die Schulter!

Kretakatze, meine Gitarrenkünste sind noch nicht allzu weit fortgeschritten. Aber auch ich habe es mit E-Moll zu tun: We used to know von Jethro Tull. Nicht alle Melodien aus der Feder von Herrn Anderson sind so komplex. Gerade dieses Lied ist schlicht und einfach … und doch ganz nett anzuhören. Ja mit Barré-Griffen habe ich auch nicht viel am Hut. Es bedarf schon etwas mehr Übung.

Jethro Tull: We Used To Know

Während Kretakatze also über den River reitet, entschwebt Lockwood auf geflügelten Rössern über schneebedeckte Gipfel des Kaukasus. Da bin ich doch eher bodenständig. Aber interessant sind die Klänge, die Lockwood gefunden hat, schon. Beide Beispiele klingen ähnlich und erinnern mich durchaus etwas an „Thick as a Brick“ (Andersons Vorliebe für das ‚Squeezy Thing‘ sind bekannt, und etwas flötig kommt es aus dem Kaukasus auch daher).

Hier noch einige Bilder von letzten Silvesterfeuerwerk aus London stellvertretend für all die anderen sinnlos verpulverten, die Luft verpestenden Feuerwerke dieser Erde:


London 2007 New Year Fireworks

Also nochmals: Alles Gute fürs neue Jahr – und einen guten Rutsch!
Euer Wilfried

29.12.2007

English Translation for Ian Anderson

Gabriel Fauré: Pavane

Wer die Beiträge der letzten Tage meines Weblogs liest, könnte meinen, ich befände mich auf einem Weihnachtstripp. Dem ist natürlich nicht (ganz) so, zu sehr bin ich (auf der Arbeit) noch mit anderen Dingen beschäftigt, als dass mich eine Art von Weihnachtsstimmung überkommen könnte. Aber wer auf den Kalender schaut, sieht, dass die Tage gezählt sind, die uns vom Weihnachtsfest trennen. Musik hilft sicherlich, mich in eine entsprechende Stimmung zu bringen. Hoffe ich nur noch, dass das Wetter langsam winterlich-weihnachtlich wird (kälter werden soll es ja).

Ich bin jetzt wieder auf einen Musiktitel gestoßen, den u.a. auch Jethro Tull auf ihrem „Christmas Album“ veröffentlicht hat: Pavane von Gabriel Fauré. Zunächst sollte man wissen, dass dieses Stück eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun hat. Pavane ist ein alter Streittanz des 16. und 17. Jahrhunderts. Der Name leitet sich wahrscheinlich von der italienischen Stadt Padua ab. Der Franzose Fauré komponierte sein Stück 1887 für Orchester (optional für einen Chor) in Fis-Moll (Opus 50). Aber es passt sehr gut in die Weihnachtszeit (der Meinung war wohl auch Herr Anderson, sonst hätte er es nicht für das Christmas Album von Jethro Tull eingespielt). Und: Vielleicht sollte man gerade in der Weihnachtszeit öfter das Tanzbein schwingen, damit fette Weihnachtsgans und hochprozentiger Punsch besser verdaut werden.

Von Jethro Tull bzw. Ian Anderson gibt es zwei mir bekannte Mitschnitte des Stücks. Zum einen spielte die Gruppe es 2003 beim Jazzfestival in Montreux. Dann war Ian Anderson Ende 2004 mit dem Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt in Deutschland unterwegs. Das Konzert am 08.12.2004 wurde im Rosengarten Mannheim aufgezeichnet und ist als DVD erhältlich. Hierbei wurde auch Pavane aufgeführt. Neben Ian Anderson und dem Orchester spielten u.a. Ians Sohn James Duncan (Drums and Percussion), John O’Hara (Keyboards and Accordion – er dirigierte auch das Orchester), David Goodier (Bass Guitar and Glockenspiel) und der damals 21-jährige Rosenheimer/Münchner Florian Opahle (Acoustic and Electric Guitar):


Ian Anderson & Orchestra: Pavane of Gabriel Fauré

Nun bei youtube gibt es natürlich noch weitere Interpretation von Faurés Pavane. Ganz interessant ist sicherlich die gesangliche Darbietung durch Barbra Streisand – Pavane und die Fassung für Klavier, gespielt von dem Japaner Hiromi Okada.

Zum Einstimmen und Entspannen doch ganz gut …?!

Was ist bloß mit Ian los? Teil 87: Weihnachtliches mit Onkel Ian

Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

ich muss mich bei Euch, vor allem bei Kretakatze entschuldigen. In meiner letzten Mail schrieb ich, dass mir zu den Herren Anderson, Fogerty und Cross nichts mehr einfallen würde. Zu Herrn Cross hat niemand von uns je ein Wort geschrieben, deshalb ist Kretakatzes Frage, wer dieser Cross denn sei, nur zu berechtigt. Hier die (etwas peinliche) Auflösung:

Ich wollte schreiben, dass ich zu Herrn Stewart nichts sagen kann. Im Eifer des Gefechts und im Nebel meiner Hirnwindungen schrieb jedoch den Namen von Christopher Cross. Das liegt daran, dass ich die beiden Künstler und ihr Werk nicht auseinander halten kann. Beide haben für mich hohe Singstimmen und machen Musik, die sich für mich als Nichtkenner ziemlich gleich anhört.

Ich kann sie schon hören, die Aufschreie des Entsetzens, die die Fans der jeweiligen Musiker beim Lesen dieser Zeilen ausstoßen werden. Aber, wie gesagt, ich habe die Musik der Beiden nur am Rande wahrgenommen und für mich sind sie kompatibel.

Sorry, liebe Kretakatze, das geschah nicht mit Absicht. Es zeigt nur, wie unkonzentriert ich nach einem Arbeitstag und nach der Beschäftigung mit den Hausaufgaben von drei Söhnen sein kann.

In der nächsten Zukunft werden meine Mails den Umfang früherer Zeiten nicht mehr erreichen. Den Umfang der Kretakatze’schen Ausführungen schon mal gar nicht. Eines möchte ich aber auf jeden Fall loswerden: Kretakatze im Raubtieroutfit mit Tigergitarre ist ein toller Anblick ! Ich fühlte mich an Chrissie Hynde von den Pretenders erinnert. Rock on !!

Zuletzt ein Themenwechsel: Wir haben in der Vergangenheit sehr viel über Gesangsstimmen geschrieben. Vor einigen Tagen ist mir wieder bewusst geworden, wie viel Wohlklang auch in einer Sprechstimme liegen kann. Dass die Stimmen von Mario Adorf, Christopher Lee oder Elmar Gunsch das Ohr erfreuen können, ist hinlänglich bekannt. Ich habe nun einen Schauspieler entdeckt, dessen Stimme mich ganz einfach fasziniert. Es handelt sich um den britischen Mimen Alan Rickman. Der geneigte Cineast kennt ihn aus Die Hard, Robin Hood, Quigly der Australier, Rasputin und nicht zuletzt als Prof. Snape aus den Harry-Potter-Verfilmungen. Bei youtube gibt es einige Beispiele seiner Kunst; eine hat mir besonders gefallen. Hier liest Herr Rickman ein Shakespeare-Sonett. Mit Poesie kann ich nach wie vor nicht viel anfangen, aber hier ist es ganz einfach die Wirkung der Stimme, von der ich sehr angetan bin. Wer von Euch schöne Männerstimmen mag, möge dem Link folgen. Alle anderen können es getrost bleiben lassen.

Sonntag ist der Erste Advent.
Ich bin mir nicht sicher, ob man den Wunsch nach einer besinnlichen Adventzeit noch ernst nehmen kann.
Ich wünsche sie Euch trotzdem !

Bis bald
Lockwood

29.11.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

auf Kretakatzes ausufernden Beitrag kann ich nur teilweise eingehen (ich habe, der Jahreszeit gemäß, auch noch einiges auf Lager).

Zu dem Fogerty-Titel “Don’t You Wish It Was True” fällt mir leider auch nichts ein. Ich las aber bei laut.de:

Die Platte beginnt mit der beschwingten Countrypop-Nummer „Don’t You Wish It Was True“, ein Loblied auf eine Welt, in der jeder jeden liebt. Wer möchte, darf sich gerne an „Proud Mary“ erinnert fühlen.

Eine gewisse Ähnlichkeit ist wirklich nicht zu leugnen.

Kretakatze ist jetzt also unter die Hard-Score-Metal-Rocker gekommen. Macht sich ja nicht schlecht. Wann darf man mit einer Aufnahme von Dir rechnen? Würde mich schon interessieren, einige Riffs von Deiner Hand zu hören.

Ist eigentlich witzig: Nein, eine E-Gitarre habe ich mir nicht gekauft. Aber meine alte akustische Klampfe habe ich hervorgeholt und sie repariert, denn die Mechanik (zum Saitenaufziehen) war kaputt. Außerdem war der Hals an einer Stelle gebrochen. Ich habe ihn geleimt (und hoffe, dass es hält). Und so habe ich auch neue Saiten gekauft und aufgezogen. Es ist eine alte Fender Classic (Modell FC-20), war damals (ca. 1972) wohl das Preiswerteste, was Fender zu bieten hatte.

Fender Classic FC-20

Und so habe ich mir vorgenommen, wieder einmal nach langer Zeit in die Saiten zu hauen (wenn mich mein Großer lässt, denn er hat sie sich gleich unter den Nagel gerissen; das hat man davon, wenn man Söhne hat). Es wird aber wohl noch einiges dauern, bis ich die alte Fingerfertigkeit wiedererlangt habe (eigentlich hatte ich keine). Vielleicht reicht es ja für einige Lieder unterm Tannenbaum.

Zu Lockwood: Also zu Christopher Cross und Al Stewart wollte ich eigentlich nichts schreiben. Den ersteren kannte ich bisher überhaupt nicht und werde ihn schon gleich wieder vergessen. Da gefällt mir Al Stewart schon um einiges besser – wenn beide auch eher der Gattung gesanglich schmusig zuzuordnen sind. Jetzt geht Kretakatze gleich auf die Barrikaden. Aber das ist meine Meinung. Nichts für Kaltduscher wie mich 😉

Interessant das neue Thema Sprechstimmen, das uns Lockwood genau richtig zur Weihnachtszeit offeriert. Alan Rickman kenne ich eigentlich nur aus den Harry Potter-Verfilmungen, die anderen von Lockwood genannten Filme kenne ich eigentlich nur vom Titel her (vielleicht noch Robin Hood – mit Kevin Kostner wohl – ach ja, er spielt da den Sheriff von Nottingham). Sicherlich hat er eine anhörliche Stimme, wenn (richtig beschrieben) auch etwas zu schokoladig für mich (siehe oben unter Kaltduscher).

Am Rande: Wer ist Elmar Gunsch? Ja, ich weiß schon, in alter Zeit huschte der über den TV-Bildschirm. Lebt der eigentlich noch (ich denke ja). Ja, diese bassigen Männerstimmen.

Mir persönlich gefällt eine Stimme wie die von Wolfgang Völz (der u.a. auch Käpt’n Blaubär spricht, was ihn mir, dem alten norddeutschen Seebären, doppelt sympathisch macht). Frauenstimmen hatten wir ja bereits, was Singstimmen betrifft, im Angebot. Dazu lässt sich aber noch einiges mehr sagen. Vielleicht später …

Apropos Weihnachten! Da habe ich doch auch etwas Nettes und komme so auch wieder auf unser eigentliches Thema zurück: Vielleicht kennt Ihr es ja bereits. Der Herr Anderson, wenn seine Singstimme auch nicht mehr das Wahre ist …, wenn er spricht, so finde ich die Stimme noch voll in Ordnung (wenn sie hier auch etwas kratzig klingt):

Es handelt sich hierbei um einen Radio-Beitrag zu einer Sendung namens „A Toss the Feathers Christmas Special 2004“ und wurde eben vor drei Jahren über den amerikanischen Sender Public Radio International ausgestrahlt. Neben „Another Christmas Song“ und „Ring Out Solstice Bells” (am Ende) liest Ian Anderson aus Sir Walter Scott’s „Marmion“– Dichtung in sechs Gesängen (A Tale of Flodden Field in six Cantos) etwas Weihnachtliches vor:

INTRODUCTION TO CANTO SIXTH.

Heap on more wood!-the wind is chill;
But let it whistle as it will,
We’ll keep our Christmas merry still.
Each age has deem’d the new-born year
The fittest time for festal cheer: 5
Even, heathen yet, the savage Dane
At Iol more deep the mead did drain;
High on the beach his galleys drew,
And feasted all his pirate crew;
Then in his low and pine-built hall, 10
Where shields and axes deck’d the wall,
They gorged upon the half-dress’d steer;
Caroused in seas of sable beer;
While round, in brutal jest, were thrown
The half-gnaw’d rib, and marrow-bone, 15
Or listen’d all, in grim delight,
While scalds yell’d out the joys of fight.
Then forth, in frenzy, would they hie,
While wildly-loose their red locks fly,
And dancing round the blazing pile, 20
They make such barbarous mirth the while,
As best might to the mind recall
The boisterous joys of Odin’s hall.

And well our Christian sires of old
Loved when the year its course had roll’d, 25
And brought blithe Christmas back again,
With all his hospitable train.
Domestic and religious rite
Gave honour to the holy night;
On Christmas eve the bells were rung; 30
On Christmas eve the mass was sung:
That only night in all the year,
Saw the stoled priest the chalice rear.
The damsel donn’d her kirtle sheen;
The hall was dress’d with holly green; 35
Forth to the wood did merry-men go,
To gather in the mistletoe.
Then open’d wide the Baron’s hall
To vassal, tenant, serf, and all;
Power laid his rod of rule aside, 40
And Ceremony doff’d his pride.
The heir, with roses in his shoes,
That night might village partner choose;
The Lord, underogating, share
The vulgar game of ‘post and pair.’ 45
All hail’d, with uncontroll’d delight,
And general voice, the happy night,
That to the cottage, as the crown,
Brought tidings of salvation down.

The fire, with well-dried logs supplied, 50
Went roaring up the chimney wide:
The huge hall-table’s oaken face,
Scrubb’d till it shone, the day to grace,
Bore then upon its massive board
No mark to part the squire and lord. 55
Then was brought in the lusty brawn,
By old blue-coated serving-man;
Then the grim boar’s head frown’d on high,
Crested with bays and rosemary.
Well can the green-garb’d ranger tell, 60
How, when, and where, the monster fell;
What dogs before his death he tore,
And all the baiting of the boar.
The wassel round, in good brown bowls,
Garnish’d with ribbons, blithely trowls. 65
There the huge sirloin reek’d; hard by
Plum-porridge stood, and Christmas pie:
Nor fail’d old Scotland to produce,
At such high tide, her savoury goose.
Then came the merry maskers in, 70
And carols roar’d with blithesome din;
If unmelodious was the song,
It was a hearty note, and strong.
Who lists may in their mumming see
Traces of ancient mystery; 75
White shirts supplied the masquerade,
And smutted cheeks the visors made;
But, O! what maskers, richly dight,
Can boast of bosoms half so light!
England was merry England, when 80
Old Christmas brought his sports again.
‘Twas Christmas broach’d the mightiest ale;
‘Twas Christmas told the merriest tale;
A Christmas gambol oft could cheer
The poor man’s heart through half the year. 85

Eine deutsche Übersetzung habe ich leider auf die Schnelle nicht gefunden (wahrscheinlich gibt es auch keine), so dürft Ihr Euch selbst mit dem Schottischen herumschlagen (leider spricht Ian Anderson alles mehr oder weniger englisch aus. Schade eigentlich … Oder er kann nicht richtig schottisch).

Ach, das soll für heute auch schon genügen. Vielleicht später etwas mehr zu Cat Stevens/Yusuf Islam. Übrigens hatte meine Band Cat Stevens früher auch gecovert. Unser Schlagzeuger hat allerdings die Lieder gesungen (ich werde in meinen unendlichen Archiven kramen und hoffe, vielleicht eine alte Aufnahme davon zu finden).

Ja, es sind keine drei Wochen mehr hin zum Weihnachtsfest. Ich bin noch sehr weit davon entfernt, mich weihnachtlich zu fühlen (wie fühlt man sich eigentlich so?), auch wenn meine Frau im Haus alles mit Kerzen und Weihnachtsdekoration ausgeschmückt hat. Schon allein das Wetter ist ein Graus. Immerhin habe ich (fast) alle Geschenke beisammen.

Wie auch immer: Ich hoffe, Ihr habt nicht mehr zu viel Stress und könnt Euch ab und zu genüsslich zurücklehnen. Auf jeden Fall wünsche ich Euch und Euren Lieben eine geruhsame Adventszeit.

Wir lesen voneinander
Bis dahin alles Gute
Euer Wilfried

04.12.2007

English Translation for Ian Anderson