45. Flohmarkt in Tostedt 2017 – Töster Markt

Und schon wieder ist es am Samstag (07.10.2017) soweit: Im kleinen Tostedt – halbwegs zwischen Bremen und Hamburg – findet seit 1973 immer am ersten Oktoberwochenende der größte Flohmarkt Norddeutschlands statt, kurz Töster Markt genannt. Töst heißt Tostedt auf Plattdeutsch.

Dieser Flohmarkt zieht nicht nur Besucher aus dem Umland an. Aussteller und Gäste kommen sogar aus dem benachbarten Ausland. Dänen, Holländer und Polen gehören seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Töster Marktes dazu. Rund 700 Aussteller bieten auf dem Flohmarkt auf ca. 6.580 Metern Standfrontfläche ihre Waren an.

Flohmarktplan als Grafik (PNG) zum Herunterladen

Letztes Jahr war das Wetter zum Töster Markt eher gemischt, also mit Regen, aber auch etwas Sonnenschein. Für dieses Mal sieht es wieder eher trübe aus. Aber Regen gehört ja eigentlich schon fast zum Töster Markt. Vielleicht besinnt sich Petrus eines Besseren.

Meine Frau ist mit ihrem Stand eigentlich schon seit Anfang an dabei. Zwischendurch gab es nur einige Jahre Babypause. Und auf der Suche nach Schnäppchen findet man auch fast immer unsere Söhne auf dem Markt. Da darf ich nicht fehlen. Meist mit Film- oder Fotokamera ausgerüstet habe ich immer wieder einige filmische Impressionen „aus dem Handgelenk“ unter dem Motto: Ründ üm de Kark vom Flohmarkt in Tostedt gesammelt – zuletzt 2015 auch endlich in Full HD:


Flohmarkt Tostedt 2015

Flohmarkt in Tostedt - Töster Markt 2011/ Luftbild von Markus Lohmann www.gyrocopter-fly.de

Flohmarkt in Tostedt – Töster Markt
Bilder aus den Jahren 2001, 2004, 2006, 2007, 2009 und 2010

siehe u.a. auch: Flohmarktfieber: Töster Markt 2009
Filmische Impressionen vom Flohmarkt in Tostedt 2011
Erste filmische Impressionen vom Flohmarkt in Tostedt 2001

140 Jahre Friedhof Ohlsdorf

Ein Friedhofgänger bin ich eigentlich nicht. Okay, als Kind habe ich öfter mit meiner Mutter auf dem Sonntagsspaziergang den Friedhof Buntentor in der Bremer Neustadt besucht. Und zuletzt war es natürlich der Friedhof auf der Kirchwarft der Hallig Hooge.

Am Montag, den 02.10., hatte ich einen Brückentag genommen und fuhr mit meiner Frau und meinem älteren Sohn, der in Semesterferien bei uns weilt, nach Hamburg. Ziel: der Friedhof Ohlsdorf, der am 1. Juli 1877, also vor 140 Jahren, eingeweiht wurde und mit 389 Hektar der größte Parkfriedhof der Welt ist. Damit ist er hat die größte Grünanlage der Stadt Hamburg.

Plan – Friedhof Ohlsdorf/Hamburg

Über das gesamte Areal verteilen sich 235.000 Grabstätten. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof haben seit seiner Gründung über 1,4 Millionen Beisetzungen stattgefunden, jährlich kommen 4.700 Beisetzungen dazu. Zum Vergleich: Der Wiener Zentralfriedhof hat eine Größe von 250 Hektar mit 330.000 Grabstellen. Vielen Menschen ist es schon passiert, dass sie sich in diesem Wald aus 35.000 Bäumen verlaufen haben. Der Central Park in New York ist kleiner.

Das Aussehen des Geländes ist bestimmt durch den Parkcharakter der Anlage mit einigen hundert Laub- und Nadelgehölzarten sowie Teichen und Bächen und einer Landschaft, die sich durch eine Mischung aus historischen Bauten, Gartendenkmälern und modernen Themengrabstätten auszeichnet. Charakteristisch für die Struktur der Anlage sind schnurgerade, in exakter Ost-West- bzw. Nord-Süd-Richtung verlaufende sowie gleichmäßig sanft gebogene Straßen und Wege mit dazwischen liegenden schachbrettartig angelegten Parzellen. Das durchweg von Pflanzen gesäumte Straßensystem wird durch Kreisel aufgelockert. Neuere Anlagen sind unter anderem Schmetterlingsgräber, Kolumbarien und Paar-Anlagen.

Zu jeder Jahreszeit ist der Parkfriedhof eine Oase der Ruhe inmitten der belebten Metropole. Besonders empfehlenswert: ein Spaziergang zur Rhododendronblüte Anfang Juni. Aber auch jetzt im Herbst ist es hier sehr schön.

Herbststimmung auf dem Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof kann sich jeder beisetzen lassen, unabhängig von Wohnort und Konfession.

Der Ohlsdorfer Friedhof ist alles andere als unbelebt. Er ist eine Oase mitten in der Großstadt Hamburg. Die nordstory des NDR zeigt die Lebendigkeit dieser Großstadtoase. Die Hamburger nennen ihren Hauptfriedhof kurz „Ohlsdorf“. Er ist eine Welt für sich, ein Kosmos. Vor dem schmiedeeisernen Tor bleiben Hektik, Lärm und Stress zurück. Eben noch in der pulsierenden Stadt, steht der Besucher wenige Sekunden und Schritte später in einem paradiesisch anmutenden Wald.


NDR – nord-story: Im Wald der Engel (2014)

Die Luft ist klar, es duftet pflanzlich nach Harz und Blüten, Bienen summen, Vögel singen und zahllose Engel schauen einen wohlwollend an. Und vielleicht ist auch ein Fuchs, ein Reh oder ein Uhu in der Nähe.

Trotz der Ruhe und der Natur weit und breit ist es nun doch in erster Linie ein Friedhof. Erschreckend fand meine Frau die Gräberfelder – für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges. Zunächst machten uns die Sterbedaten stutzig, z.B. das Jahr 1922. Aber hier liegen eben auch Soldaten, die erst später an den Verletzungen, die sich im Krieg zugezogen hatten, gestorben sind.

Gräberfelder – für die Gefallenen des ersten Weltkrieges - Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin

Auf dem Friedhof Ohlsdorf befinden sich natürlich auch die Gräber vieler Prominenter, allen voran das Grab von Helmut und Loki Schmidt:

Grab von Helmut und Loki Schmidt
Viele Besucher hat das Grab des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt und seiner Frau Loki. Neben Blumen und Kerzen bringt mancher Besucher auch Zigaretten oder Schnupftabak vorbei

Wer sich anonym beisetzen möchte, findet im Urnenhain seine letzte Ruhestätte:

Weg zum anonymen Urnenhain - Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin
Weg zum anonymen Urnenhain. Das Tor fertigte Klaus Bösselmann 1980. Es bringt das Lebensthema „Werden, Sein, Vergehen“ symbolhaft zum Ausdruck.

Auf diesem Friedhof stehen auch viele Denkmäler und Skulpturen. Neben jeder Menge Engel ist es dann auch die „Grausame Gräfin“, die uns sagt, dass das Leben kein Honigschlecken ist:

Das Schicksal - Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin
Übel spielt „Das Schicksal“ den Menschen in dieser 1905 von Hugo Lederer geschaffenen Marmorskulptur mit: Eine Frau, auch die „Grausame Gräfin“ genannt, zerrt zwei hilflose Menschen an den Haaren durch ihr Leben.

Neben der Video aus der NDR nord-story fand ich noch andere kleinere Videobeiträge aus den Mediatheken der ARD: Gärtner Jens Blümke arbeitet auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf und kennt sich nicht nur mit Pflanzen, sondern auch mit Trauerarbeit aus: Er hat für alle ein offenes Ohr.


NDR – Mein Nachmittag: Die gute Seele vom Ohlsdorfer Friedhof

Und selbst die Gartensendung Querbeet des BR (Bayerischen Rundfunks) brachte einen kurzen Beitrag zum Ohlsdorfer Friedhof:


BR – Querbeet: Hamburg-Ohlsdorf – ein Friedhof als Stadtpark

weitere Videos bei Youtube

Natürlich reicht ein halber Tag nicht aus, um auch nur einen Teil des Friedhofes kennenzulernen. Und jede Jahreszeit hat ihre besonderen Seiten. Mit meiner Frau werde ich mit Sicherheit noch öfter diesen sehenswerten Parkfriedhof in Hamburgs Herzen besuchen kommen. Hilfreich ist natürlich Lektüre, um sich zurechtzufinden. Allem voran das Buch Der Ohlsdorfer Friedhof: Ein Handbuch von A-Z, das besonders vor Ort schnelle Hilfe leistet.

HSV – SV Werder – die 107te

Morgen fällt zum 107. Mal die Klappe zum norddeutschen Fußball-Derby zwischen dem HSV und dem SV Werder Bremen. Und wie schon in den letzten Jahren, so steht auch diese Partie unter dem dunklen Stern des Abstiegskampfes. O ja, der HSV begann diese Saison zunächst verheißungsvoll mit zwei Siegen, die allerdings mit einigem Glück erzielt wurden, während die Bremer gleich zwei Niederlagen kassierten. Inzwischen sind beide Mannschaft wieder dicht aneinandergerückt, da der HSV die nächsten vier Spiele alle verlor, während Werder immerhin drei Unentschieden herausholte. Aber bisher immer noch einen Sieg.

So stehen beide Mannschaften unter Druck.

Während die Hamburger in den letzten Spielen nicht gerade spielerisch glänzten, zeigten die Bremer durchaus ansprechende Leistungen. Besondern in der Defensive, in den letzten Jahren die absolute Schwachstelle, war die Mannschaft gut aufgestellt. Dafür aber haperte es im Angriff. Schon gab es die ersten Diskussionen um den Trainer. Alexander Nouri sei zu zaghaft. Das Umschaltspiel unausgereift.

Hinzu kam dann auch noch, dass sich Max Kruse am 4. Spieltag im Spiel gegen Schalke 04 nach einem Foul schwer verletzte und sich beim Sturz auf die Schulter das Schlüsselbein brach. Wie gut, dass man kurz vor Toresschluss noch den Algerier Ishak Belfodil von Standard Lüttich ausgeliehen hatte, der jetzt als Kruse-Ersatz aufs Feld auflaufen darf. Bisher hat er ganz ordentlich gespielt, nur fehlen noch die Tore.

Werder - Schalke (4. Spieltag 2017/2018): Max Kruse bricht sich das Schlüsselbein

Ein Sieg wäre jetzt so wichtig, um vor der nächsten Länderspielpause Ruhe in die Mannschaft zu bekommen. – Gleich habe ich Feierabend und dann mit Brückentag und dem Tag der deutschen Vielfältigkeit vier Tage am Stück frei. Da hoffe ich doch das Beste für den SVW von 1899 und damit auf einen gelungenen Wochenendbeginn für mich.

Alfa-Männchen und die neuen Blauen

Was macht eigentlich Bernd Lucke? Er, der Mitbegründer und ehemalige Bundessprecher der Alternative für Deutschland (AfD), sitzt seit 2014 als Abgeordneter im Europäischen Parlament. Damals noch als Mitglied der AfD gewählt. Und da sitzt er immer noch auf Kosten des Steuerzahlers. Wie wir wissen, wurde Lucke im Juli 2015 abgewählt, verließ dann die AfD und gründete die Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch. Ein etwas sperriger Name, aber die Abkürzung ist ganz nett: ALFA. Das erinnert mich an Alphamännchen oder an Analphabetismus. Seit November 2016 nennt sich die Partei Liberal-Konservative Reformer (kurz LKR). Da gibt selbst die Abkürzung nichts her. Immerhin stellt diese Kleinstpartei einige Mandatsträger, wenn diese auch nur – wie Lucke – von der AfD übergetreten sind. Als Farbe haben die sich wohl Orange auserkoren (hatten wir bisher noch nicht).

Bekanntlich frisst die Revolution ihre Kinder! (Georg Büchner in »Dantons Tod« ) Wenn man auch nicht gerade von Revolution im Zusammenhang mit der AfD sprechen kann, so passt das Bild durchaus. Lucke wurde von Frauke Petry entmachtet. Und die entgeht einer Entmachtung dadurch, indem sie die AfD gewissermaßen freiwillig verläßt

Und wie Lucke so plant wohl auch Frau Petry mit ihrem Mann, Marcus Pretzell, die Gründung einer neuen Partei, die gewissermaßen eine CSU auf Bundesebene darstellen soll: die Blauen?! Zumindest hat sich Frau Petry die Domain dieblauen.de auf ihren Namen registrieren lassen.

Eigentlich ein einprägsamer Name und nicht so stocksteif-sperrig wie die von Lucke erdachten Parteinamen. Aber wirklich glücklich werden dürfte Frau Petry mit dem Namen dann nicht, wird er bereits jetzt gehörig durch den Kakao gezogen. Und damit auch die neue Partei.

Es könnte richtig lustig sein, wenn es nicht so traurig wäre. Eigentlich zeigen Frau Petry und ihr Anhang nur, welchen Hackenschuss sie haben. So wie Herr Lucke 2019 nach einer Neuwahl auf Europaebene seinen Sitz verlieren und in der Versenkung verschwinden wird, so werden auch Sie, Frau Petry, spätestens 2021 Ihres Bundestagsmandates verlustig gehen. Ihre neue Partei (wenn es denn zu deren Gründung kommt) wird in den Niederungen der Parteienlandschaft herumkrebsen. Denn kein Mensch braucht eine CSU-Kopie auf Bundesebene.

Die Affäre Gauland

Anfang 1989 hatte der Leiter der Hessischen Staatskanzlei, Staatssekretär Alexander Gauland (damals CDU, heute AfD), den Leitenden Ministerialrat Rudolf Wirtz (SPD), langjähriger Leiter der Verbindungsstelle zwischen Landesregierung und Kirchen, gegen dessen Willen versetzt. Gauland begründete seine Entscheidung damit, dass Kirchenvertreter mit Wirtz’ Amtsführung nicht einverstanden gewesen seien.

Dagegen klagte Wirtz in Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht Wiesbaden. […] Gauland versicherte mehrmals an Eides statt, dass „Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften […] Vorbehalte hinsichtlich der Persönlichkeit und des Verhaltens“ von Wirtz geäußert hätten. Er nannte aber keine Namen, da die Bekanntmachung „dem Wohl des Landes Nachteile bereiten“ würde.

Umstritten war zudem die Personalie Wolfgang Egerter, wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Fraktion und seit 1987 Bundesverdienstkreuzträger (überreicht durch Ministerpräsident Wallmann), der anstelle von Wirtz Kirchenkoordinator werden sollte. Die Opposition sah darin einen „schwarzen Filz“, auch Kirchenvertreter gingen nicht konform mit den Vorgängen. Insbesondere die extrem rechte Vergangenheit von Egerter in Form der Mitgliedschaft und seiner Funktionen im völkischen sudetendeutschen Witikobund wurden kontrovers in Medien, Politik und Glaubensgemeinschaften diskutiert.

Der Siegener Theologe Martin Stöhr, Präsident des Internationalen Rats der Christen und Juden, kritisierte 1992 die Kirchen für ihr Schweigen im Fall Gauland. Stöhr führte aus: „Der Fall Egerter war ein öffentlicher Skandal. Hier testete ein Politiker (Alexander Gauland), wie weit man in den letzten Jahren den Bogen nach rechts schlagen kann, ohne auf öffentlichen, das heißt auch auf kirchlichen Widerstand zu stoßen. Man kann weit gehen, zu weit wie heute mit Entsetzen zu sehen ist.“

Ein Briefverkehr der 5. Kammer des Hessischen Verwaltungsgerichts von 2000 belegt: „Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese Angabe [die Versicherung an Eides statt durch Alexander Gauland] unrichtig war. […]

Nach der Landtagswahl in Hessen 1991 wurde Wirtz durch den neuen Staatskanzleichef Hans Joachim Suchan (SPD) rehabilitiert und 1992 erneut in sein altes Amt bestellt. Das Land Hessen übernahm die Prozesskosten, es wurde Stillschweigen vereinbart und eine Entschädigung ausgehandelt. [Joschka] Fischer, Stellvertreter des Ministerpräsidenten, Umweltminister und Staatsminister für Bundesangelegenheiten, entschuldigte sich 1994 und die CDU nahm ihre damaligen Anschuldigungen gegen Wirtz zurück.

Es folgten noch eine Anfrage der CDU- und ein Berichtsantrag der FDP-Fraktion. Ein eingesetzter Petitionsausschuss des Hessischen Landtags unter der Leitung von Christoph Greiff (CDU) stellte 1995 öffentlich fest, dass Wirtz zu Unrecht entlassen wurde. (Quelle: de.wikipedia.org)

    Martin Walser: Finks Krieg

1996 erschien im Suhrkamp Verlag der Roman Finks Krieg von Martin Walser, der auf dieser Affäre Gauland aus den 1980/90er Jahren in Hessen basiert. Der Schriftsteller war mit dem Ministerialbeamten Rudolf Wirtz bekannt. Dieser sammelte für ihn in ca. 50 Aktenordnern das Material zum Fall. Walser widmete sich dann sechs Jahre der Ausarbeitung des Romans.

Ich habe mich etwas ausführlicher zu diesem Roman (Martin Walser: Finks Krieg) geäußert. Damals konnte ich nicht damit rechnen, dass mir (uns) der Name Gauland leider noch öfter über den Weg laufen würde. Schon zu damaligen Zeiten zeigte sich Gauland als ‚rechter‘ Geselle, der auch vor Meineid nicht Halt machte.

Die ‚Schwampel‘ droht

Deutschland hat also gewählt. Und wie! Von 61.675.529 wahlberechtigten Bürgern haben 46.380.638 ihre (gültige) Stimme abgegeben und davon wiederum 5.877.094 die AfD gewählt. Im 19. Deutschen Bundestag werden sechs statt bisher vier Fraktionen vertreten sein. Neben dem blaubraunen Rechtspopulisten zieht die Ein-Mann-Show Lindner mit seinem neoliberalen Fußvolk wieder in den Bundestag ein.

Da die SPD es vorzieht, in die Opposition zu gehen, droht die ‚Schwampel‘ (schwarze Ampel) oder wie man heute sagt: die ‚Jamaika‘-Koalition aus Unionsparteien (schwarz), FDP (Lindner & Co. – gelb) und den Grünen (logisch: grün). Eine Minderheitsregierung der CDU/CSU mit wechselnden Mehrheiten wäre die einzige, noch denkbare Alternative.

    Jamaika – die Schwampel-Koalition

Was hat mich am Wahlergebnis am meisten überraschte: Dass die SPD gerade so die 20-%-Hürde schafft, war abzusehen, auch wenn sich Martin Schulz in seinen Wachträumen als Bundeskanzler sah. Okay, dass jede achte gültige Stimme für die Blaubraunen abgegeben wurde, ist sicherlich erschreckend, damit war aber zu rechnen. Verwundert hat mich das schlechte Abschneiden der Unionsparteien. Zusammen kommen sie auf gerade 33,0 %, wobei die CSU auf für bayerische Verhältnisse bisher undenkbare schlaffe 38,8 % (minus 10,5 % gegenüber 2013) der Zweitstimmen zurückfiel. Das Anbiedern beim Bürger mit rechtspopulistischen Parolen war ein Schuss in den Ofen.

Natürlich galt mein erster Blick den Ergebnissen in meinem Umfeld. Im Landkreis Harburg (Wahlkreis 36) ähnelt das Wahlergebnis ziemlich dem Bundesergebnis bei einer immerhin guten Wahlbeteiligung von 81,3 %. Hier erreichen die Blaubraunen leider 10 %, was erschreckend genug ist. Für Niedersachsen insgesamt kommen sie auf 9,1 %, bleiben also einstellig.

Das absolute Grausen bekam ich bei einem Blick auf das Wahlergebnis von Sachsen. Bei den Zweitstimmen wurden die Blaubraunen hier stärkste Partei (mit 27 % gegenüber 26,9 % für die CDU) und erreichten sogar drei Direktmandate.

Interessant ist es auch, die (geschätzten) Wählerströme zu verfolgen. Die FDP z.B. erhielt vor allem Stimmen aus dem Unionslager (früher wurde das ‚Leihstimmen‘ genannt). Die Blaubraunen profitieren in erste Linie von der höheren Wahlbeteiligung, d.h. von früheren Nichtwählern. Da hat sich so manche braune Socke tatsächlich aufgerafft und ist wählen gegangen.

Die AfD also mit 94 Mandanten im Bundestag. Noch ist der neue Bundestag nicht zu seiner ersten, konstituierenden Sitzung zusammengekommen, da verkündet Frauke Petry, dass sie nicht der AfD-Fraktion angehören will. Wie heißt es so schön: Die Revolution frisst ihre Kinder. Auf die Blaubraunen bezogen: erst wurde AfD-Gründer Bernd Lucke abgewählt und von Frauke Petry in die Wüste geschickt. Jetzt ist es Frau Petry selbst, die das Handtuch wirft. Allein der Selbstzerfleischungsprozess der Blaubraunen verheißt für die nächsten vier Jahre Spannung (okay: auf die wir natürlich gut und gern verzichten können, es gibt Spannenderes).

Nein, so doch nicht … (5): Geld regiert den Fußball

Nein, ich komme nicht umhin. Es hat etwas gedauert. Aber dieser 222-Millionen-Transfer des brasilianischen Fußballstars Neymar an die Seine macht auch mich, den Fußball-Freund, sprachlos. Es ist schon einige Zeit her (März 2013), da habe ich gewissermaßen aufgeschrien: Der gekaufte Fußball. Ja, ich weiß: Geld regiert die Welt und damit auch den Fußball!

Nein, so doch nicht (5): Geld regiert den Fußball

Als Diego vom SV Werder Bremen 2009 für rund 25 Millionen Euro zu Juventus Turin wechselte, war das ein warmer Geldregen, den die Bremer gut gebrauchen konnten. Diego kam für rund sechs Millionen Euro 2006 vom FC Porto an die Weser. Trotz hoher Gehaltszahlungen an den Brasilianer also ein deutliches Plus in der Kasse.

Kevin de Bruyne, der die Saison 2012/2013 auf Leihbasis bei den Bremern spielte, wechselte 2015 von Wolfsburg für 74 Millionen Euro zu Manchester City. Für einen gerade einmal 24-Jährigen, wenn sicherlich auch hervorragenden Spieler viel Geld. Damals konnte ich nur mit dem Kopf schütteln.

Schon zuvor gab es mehrere Rekordtransfers, so bereits 2001 Zinédine Zidane für 73,5 Millionen Euro zu Real Madrid, dann Cristiano Ronaldo 2009 für 94 Millionen Euro und erstmals die 100-Millionen-Grenze überschreitend Gareth Bale 2013 für 101 Millionen Euro – beide ebenfalls zu Real Madrid.

Zu Beginn der neuen Saison 2017/2018 ist das alles aber nur noch ein Klacks. Paris SG, seit etwa 2012 fest in der Hand der katarischen Investorengruppe Qatar Sports Investments (QSI), überwies an den FC Barcelona sage und schreibe satte 222 Millionen Euro für den Brasilianer Neymar. Und Barca fiel nichts Besseres ein, als von dem Geld den gerade einmal 20-jährigen Ousmane Dembélé für 105 Millionen Euro von Borussia Dortmund als Neymar-Ersatz zu holen.

Neben Spanien ist es zum Saisonbeginn besonders die englische Premier League, die viel Geld bewegt und über 5,5 Milliarden Euro in neue Spieler investierte. Diese Unsummen können natürlich nur gezahlt werden, wenn zahlungskräftige Investoren bzw. Vereinsinhaber über diese Mittel verfügen. Ein anderer wichtiger Grund sind die TV-Gelder, die an die Vereine ausgezahlt werden. Da liegt der englische Fußball ganz weit vorn.

Es ist nicht neu, dass sich meine 11 Freunde über solche Transfersummen ereifern. Fußballvereine sind längst Wirtschaftsunternehmen. Aber hier baut sich eine Blase auf, die, wir kennen es aus anderen Branchen, sehr schnell platzen kann. Und wie im realen Leben so weitet sich die Kluft zwischen arm und reich, hier zwischen kleinen Vereinen wie z.B. dem SV Werder, und Vereinen wie Paris SG.

Der Artikel zum 222-Millionen-Euro-Tranfer in 11 Freunde enthält drei Kommentare, die ich keinem vorenthalten möchte. Ein gewisser Titus Roleder schrieb:

Immer noch Peanuts zu den Jahreseinkommen der „US“-Hedgefondsmanager. Man erinnere nur an John Paulson, der an der Finanzkrise 2011 insgesamt 4,5 MILLIARDEN US-Dollar innerhalb dieses einen Jahres verdiente. Oder man schaue sich BLACKROCK an. Dank der Ablenkungsmedien ist diese Firma zum Herrscher der kapitalistischen Welt aufgestiegen. Mehr oder minder unbemerkt vom geblendeten Pöbel.

Hierauf gab es als Erwiderung: Hier geht’s um Fußball, Blödmann 😒

Worauf Titus Roleder antwortete:

Und wem gehören ein stattlicher Teil der Fußballclubs in der taktgebenden Premier League? Hoppla, die sind ja im Besitz von US-Hedgefonds…;-)

Geld regiert die Welt – und den Fußball!

Wahlkrampf 2017

Wir hier in Niedersachsen dürfen gleich zweimal wählen. Am 24. September steht die Bundestagswahl an. Dann am 15. Oktober die Landtagswahl. Und wer ehrlich ist, sieht, dass es wieder nichts anders ist als die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich will nichts gegen die Merkel und nichts gegen den Schulz sagen. Beide mühen sich. Aber wenn im Zeugnis steht: „Sie (oder er) hat sich bemüht …“, dann weiß man, dass das nichts Gutes meint.

Zwölf Jahre Merkel als treusorgende Mutter der Nation sind genug. Und wenn sich Schulz als Kümmerer offenbart, dem unser Schicksal nicht egal ist, dann hat das irgendwo auch eine peinliche Note: Nach Muddern nun Vaddern?!

    Merkel trinkt auf den erneuten Wahlsieg

Ich habe mich spaßeshalber wieder einmal wie z.B. vor acht Jahren am Wahl-O-Mat probiert. Das Ergebnis fiel ähnlich aus. Weit vorn war bei mir auch Die Partei. Und ich bin fast gewillt, denen meine Stimme zu geben.

    Wahl-O-Mat – Entscheidungshelfer zur #BTW17

Aber im Ernst: Wie sehr sich z.B. Frau Merkel von den Bürgern entfernt hat, dokumentiert die Sendung Wahlarena der ARD mit ihr, als ein junger Auszubildender zum Gesundheits- und Krankenpfleger auf die Missstände in der Pflege aufmerksam machte.

Also Merkel oder Schulz? Langmut oder Langeweil‘? Es gibt natürlich noch jede Menge andere Parteien. Die FDP ist mit Christian Lindner auf dem besten Weg zurück in den Bundestag. Und damit der Neoliberalismus, der als libertär gefärbte Wirtschaftspolitik zumindest die geistigen Grundlagen der Finanzkrise gelegt hat. Die Grünen und die Linken dümpeln so vor sich hin, wobei gerade die Grünen nach dem Dieselskandal ordentlich hätten punkten können. Übrigens: Frei nach dem Motto der AfD: Wer CSU wählt, wählt auch Merkel, sage ich im Umkehrschluss: Wer CDU wählt, der wählt auch solche Pfeifen wie Dobrindt und Christian Schmidt von der CSU. – Neben vielen Kleinstparteien bleibt da noch die AfD.

Ich will jetzt nicht darüber streiten, ob es erst die Henne oder doch das Ei gab. Ohne Zweifel hängen Flüchtlingskrise und das Erstarken rechtsextremer Kräfte zusammen. Hierbei möchte ich allerdings erneut betonen, dass rechtsextremes Gedankenschlecht (von ‚Gut‘ kann ja nicht die Rede sein) schon immer in dieser Größenordnung in der Bundesrepublik vorhanden war. Nur gebärdet sich der rechte Pöbel heute unverhohlen und besonders lautstark. Und hat in der AfD ein Sammelbecken gefunden.

Eigentlich ist es völlig egal, welche Partei gewählt wird. Wenn es nur nicht die AfD ist, die schamlos die Ängste vieler Bürger schürt und ausnutzt. Mögen Petry und Weidel der Partei ein bürgerliches Aussehen verleihen, so ist diese Partei im Inneren nichts anderes als ein neonazistischer Haufen oftmals gescheiterter Existenzen.

Also Leute, geht wählen! Von mir aus auch Die Partei. Okay, FDP muss auch nicht gerade sein (es sei denn, ihr seid Großaktionäre oder Vorstandsmitglieder bei den großen Unternehmen). Je höher die Wahlbeteiligung desto niedriger der Prozentanteil für die AfD. Sollten z.B. bei rund 60 Millionen Wahlberechtigten 3 Millionen die AfD wählen, so käme diese bei einer Wahlbeteiligung von 50 % (also 30 Millionen Wähler) auf 10 %. Würden alle wählen gehen (nur so mal als Rechenbeispiel), so würden die 3 Millionen AfD-Wähler gerade einmal 5 % ausmachen (übrigens gruselt es mich ganz fürchterlich, wenn ich in diesem Zusammenhang die Zahl 3 Millionen schreibe).

Welche Regierung erwartet uns die nächsten vier Jahre? Sicherlich spielt die ‚ideologische‘ Nähe von Parteien eine Rolle bei der Sichtung einer künftigen Koalition. Aber viel tut sich da schon nicht mehr, sodass letztendlich die Prozentpunkte den Ausschlag geben. Besonders die FDP hofft auf ein Bündnis mit CDU/CSU. Aber ob es dafür reicht, bezweifele ich. Rot-Rot-Grün, die in der ausgelaufenen Legislaturperiode eine Mehrheit hatten (die SPD hat sich nur nicht getraut und bekommt auch hierfür den passenden Denkzettel), wird diesmal keine Mehrheit bekommen und gilt als tot. Bleiben nur – wie bisher – die GroKo (große Koalition aus CDU/CSU und SPD) und ‚Jamaika‘ (die Unionsparteien mit den Grünen und der FDP). Ich denke, die Grünen sollten die Finger von ‚Jamaika‘ lassen. Also wieder GroKo? Im kuscheligen TV-Duett (statt TV-Duell) haben sich Merkel und Schulz nicht gerade weh getan.

Siehe auch meine Beiträge zur letzten Bundestagswahl 2013:
Wahlkrampf 2013 – letzter Akt
Verzockt, Frau Merkel?

Was noch? Die erzkonservativen Lobbyisten n der CDU Niedersachsen wollen am 15. Oktober bei der Landtagswahl wieder das Ruder übernehmen. Das gilt es zu verhindern. Es ist schon schlimm genug, wenn sich die SPD als Handlanger des VW-Konzerns versteht. Eine Stärkung der Grünen wäre sinnvoll, damit Deutschlands größtem Standort der Massentierhaltung endlich Einhalt geboten wird. In Niedersachsen stinkt es vor Gülle zum Himmel!

Weiterhin keinen Plan

Es ist noch gar nicht so lange her (Ende Juni), da brachte ein Tief namens Paul den Zugverkehr in Norddeutschland zum Erliegen. Gestern fegte nun das Sturmtief Sebastian über den Norden. Und es kam, wie es kommen musste: Wieder sorgten entwurzelte Bäume, die auf Gleise und Oberleitungen fielen, für einen stundenlangen Ausfall des Bahnverkehrs.

Und wieder hatten weder Deutsche Bahn noch die den Nahverkehr zwischen Cuxhaven und Hamburg, Bremen und Hamburg und die Strecke Göttingen-Hannver-Uelzen-Hamburg versorgende Eisenbahngesellschaft Metronom einen Plan. ‚Wie gehabt: An vielen Bahnsteigen haben Menschen lange gewartet, ohne dass es eine hilfreiche Durchsage oder Anzeige gab.‘

    Metronom – Engagiert auch bei Stillstand

Eigentlich wollte ich um 16 Uhr 15 mit dem Metronom Richtung Bremen nach Hause fahren. Der Zug kam verspätet aus Uelzen an. Nach ca. 15 Minuten kam dann die Durchsage, dass dieser Zug ausfällt, da die Strecke Hamburg – Bremen bis auf Weiteres komplett gesperrt ist. So fuhr ich mit der S-Bahn schon einmal ein Stück voraus bis Harburg.

Hatte ich vor Jahren das Wort Schienenersatzverkehr für das Unwort des Jahres vorgeschlagen, so ist es jetzt der Begriff „Kein Schienenersatzverkehr“. Denn genau das gab es gestern am Bahnhof Hamburg-Harburg: KEINEN Schienenersatzverkehr! Die Fahrgäste, die in Richtung Bremen unterwegs waren, wurden auf die bestehenden Linienbusse des HVV verwiesen. Aber selbst bis zu dieser Durchsage dauerte es weit über eine Stunde. So gibt es ab Bahnhof Harburg u.a. die Linie 4244, die bis nach Buchholz in der Nordheide fährt. Von dort sollte es andere Möglichkeiten des Weiterkommens Richtung Bremen geben.

Nur dieser Bus der Linie 4244 fährt in etwa einmal die Stunde und benötigt auch fast eine Stunde bis Buchholz. Das Gedränge war entsprechend groß. Den Bus um 18 Uhr 16 konnte ich vergessen. Immerhin schaffte ich es dann, mit dem Bus um 19 Uhr 24, der gerammelt voll war, mitzukommen. Natürlich verzögerte sich die Abfahrt, da immer noch weitere Fahrgäste zusteigen wollten.

Gegen 20 Uhr 30 war ich dann endlich in Buchholz.

In ihrem Update von 18 Uhr 30 schrieb der Metronom auf seiner Website:

Die Strecken
– Hamburg-Rotenburg-Bremen (RE4 und RB41)
– Hamburg-Stade-Cuxhaven (RE5)

bleiben bis auf weiteres gesperrt. Wir gehen davon aus, dass die Sperrung erst heute Nacht/in den frühen Morgenstunden wieder aufgehoben wird. Bis dahin ist leider kein Zugverkehr möglich. Der Einsatz von Bussen ist nur auf kleineren Teilstrecken möglich. Zur Versorgung „gestrandeter“ Fahrgäste an kleinen Bahnhöfen hat metronom das DRK beauftragt.

Und im Update von 19 Uhr 10 stand:

Strecke Bremen-Rotenburg-Hamburg (RE4 und RB41)

Auf dem Abschnitt Bremen-Rotenburg-Tostedt können die Züge eingeschränkt fahren (beide Richtungen) Es gibt keinen Fahrplan, die Züge fahren so, wie sie durchkommen.
Zwischen Hamburg-Buchholz-Tostedt ist nach wie vor kein Zugverkehr möglich.

Tatsächlich stand am Bahnhof von Buchholz ein Mitarbeiter des DRK im Gedränge. Und bald kam denn auch ein Kleinbus, der pro Fahrt sechs ‚gestrandete‘ Fahrgäste aufnehmen konnte und nach Tostedt brachte. Ich erwischte den 2. Kleinbus und war dann kurz vor 21 Uhr endlich dort, wo ich eigenlich vor über vier Stunden ankommen wollte. Eigentlich darf ich das hier gar nicht schreiben: Ich kam mit Blaulicht und eingeschaltentem Martinshorn an meinem Wohnort an. Vielen Dank an das DRK! Ich hoffe, der Metronom zahlt für die ‚Beauftragung‘ des DRK einen angemessenen Betrag. Eine größere Sonderspende wäre auch angebracht!

Warum der Metronom den HVV nicht um Hilfe gebeten hat, ist mir ein Rätsel. Am Bahnhof Harburg gab es jede Menge Leerfahrten, die hätten genutzt werden können. Aber es gibt nun einmal KEINEN Plan, der in solchen Notfällen greifen könnte.

Immerhin fuhr ab Tostedt wieder ein Zug Richtung Bremen.

Urlaub auf der Hallig Hooge (6): Dit un dat

Wer eine Reise tut, der kann etwas erleben. Wer die Hallig Hooge besucht, findet Ruhe. So und so kann der Reisende etwas erzählen. Von Hooge sind es die kleinen, vielleicht etwas kuriosen Dinge, die meine Frau und mich während unseres Urlaubs im August zum Schmunzeln gebracht haben und von daher erzählenswert sind.

Zunächst ist da natürlich die Möwe, die auf einem Holzpfahl am Fährhafen sitzt. Ein beliebtes Motiv der Nordseereisenden, dem auch wir uns nicht zu entziehen wagten. Statt der allzeit beliebten Katzenfotos hier also ein Möwenfoto:

Hallig Hooge 2017: Möwe auf Holzpfahl

Auf den Warften ist es verboten, mit dem Fahrrad zu fahren. Das gilt natürlich auch für alle anderen, insbesondere motorisierten Fahrzeuge. Dort gibt es nämlich nur schmale, kurze Wege, die gerade für Fußgänger genügen. Außerhalb der Warften sind auf Hooge (wie z.B. auch auf Langeneß) Fahrzeuge so ziemlich aller Art durchaus erlaubt. Damit die Radler ihre Räder abstellen können, gibt es ‚Parkplätze‘ für Fahrräder mit dem dezenten Hinweis: ‚Fahrrad hier abstellen‘. Ohne Ausrufungszeichen! Das soll aber heißen, das Fahrrad auf der Warft nicht zu benutzen. So kommen die Hooger auch ohne Verbotsschilder aus.

Hallig Hooge 2017: Fahrradparkplatz

Auf Hooge gibt es auch einen Postboten. Zu seinen Aufgaben gehört es natürlich auch, all die Briefkästen zu entleeren, die es auf der Hallig gibt. Jede Warft hat seinen eigenen Briekasten. Und davon gibt es zehn (zehn bewohnte Warften = zehn Briefkästen). Wie wir schon auf anderen Inseln und Halligen gesehen haben (z.B. auf Neuwerk 2009) sind die Leerungszeiten „gezeitenabhängig“. So auch hier. Auf der Ockelützwarft, auf der sich auch die Schule befindet, ist der Briefkasten weithin sichtbar aufgestellt. Diese Warft ist ziemlich mittig auf der Hallig und der Standort des Briefkastens beantwortet manchem Gast die Frage, wo denn der nächste Briefkasten ist, um die Postkarten an die Lieben daheim loszuwerden (Postkarten und Briefmarken gibt es u.a. beim Halligkaufmann auf der Hanswarft).

Hallig Hooge 2017: Briefkasten auf der Ockelützwarft

Da wir speziell bei den Warften sind. Eine Besonderheit besteht darin, dass der Halligboden kein Süßwasser speichert, sodass es auf den Halligen außer Regenwasser kein natürliches Süßwasser gibt. Früher wurde deswegen das Regenwasser in den Fethingen gesammelt, die in der Regel als Viehtränke dienten und den Eindruck eines normalen Teichs erwecken. Meist wurden sie an der höchsten Stelle angelegt, also etwa in der Mitte der Warft. Solche Fethingen gibt es natürlich auch heute noch. Sie haben mehr dekorativen Charakter. Hier ein solcher Fething von der Hanswarft.

Hallig Hooge 2017: Fething auf der Hanswarft

Unsere kleine Kuriositätensammlung geht weiter: Meine Frau und ich haben viele Schafe und Rinder gesehen, die sich ihr Fell an Zäunen kratzten. Wen’s juckt, der kratze sich! Neben der Westerwarft fanden wir dann einen ganz speziellen Kratzbaum für Rinder. Da hätte selbst ich mich kratzen mögen, wenn’s Fell gejuckt hätte.

Hallig Hooge 2017: Kratzbaum für Rinder

Tief buddeln ist wohl auf einer Hallig nicht möglich. So liegen z.B. die benötigten Kabel für die Stromversorgung nicht allzu tief in der Erde. Da kann es dann schon sein, dass ein Kabel einen Graben (eigentlich Priel) kreuzt. Klingt nach Alliteration. Von daher schon erwähnenswert.

Hallig Hooge 2017: Kabel kreuzt Graben

Eigentlich sollten die Hooger friesisch, genauer nordfriesisch sprechen. Aber das Plattdeutsche hat auch hier weitestgehend die eigentliche Mundart abgelöst. Und natürlich Hochdeutsch. Ich komme darauf, weil ich hier auf einen plattdeutschen Begriff zurückkommen möchte. An der Nordsee im Friesischen hat man eine Vorliebe für Alkoholisches mit Eiern: Eiergrog bzw. Eierpunsch oder Eierlikör. Nun bezeichnet man umgangssprachlich die männlichen Hoden auch gern als Eier. Auf Plattdeutsch heißen sie Klöten, denn Ei und Eier bleiben Ei und Eier. Nun, der Begriff, auf den ich hier zu sprechen komme, heißt Klötenköm. Wobei Köm ein Schnaps ist (Aquavit oder ein Kornbrand).

Zurück zu den Klöten. Kein Neid, meine Herren! Und meine Damen, verkneifen Sie sich Ihr spöttisches Lächeln! Meine Frau kam nicht umhin, das stierische Gehänge fototechnisch festzuhalten:

Hallig Hooge 2017: Des Stieres Geklötere

Auf der Hinfahrt nach Hooge kreuzten wir einem Krabbenkutter. Mich wunderte eigentlich nur, dass überhaupt Krabben den Weg an Bord des Schiffes fanden – bei der Fülle an Möwen, die sich auf den Fang stürzten. Dabei formierten sich die Möwen zu einem ‚Rad‘: Hinter dem Kutter ließen sich Möwen auf die Beute in die Fluten fallen, um nach wenigen Metern wieder aufzufliegen und sich den bereits aufgeflogenen Möwen anzuschließen, die sich wieder dem Kutter näherten. Ein sonderbares Schauspiel.

Hallig Hooge 2017: Krabbenkutter

siehe auch alle anderen Beiträge:
Urlaub auf der Hallig Hooge (1): Schleusenfest 2017
Urlaub auf der Hallig Hooge (2): Fundstücke (1)
Urlaub auf der Hallig Hooge (3): Fundstücke (2)
Urlaub auf der Hallig Hooge (4): Willi im windigen Gewühl
Urlaub auf der Hallig Hooge (5): Von Warften, Ebbe und Flut (in Videos)

Urlaub auf der Hallig Hooge (5): Von Warften, Ebbe und Flut (in Videos)

Vom 7. bis 14. August 2017 weilte ich mit meiner Frau auf der Hallig Hooge im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Die Halligen sind kleine, nicht oder nur wenig geschützte Marschinseln vor den Küsten, die bei Sturmfluten überschwemmt werden können. Die Halligen erheben sich nur wenige Meter über dem Meeresspiegel, weshalb sie während einer starken Flut mit Ausnahme der Warften, künstlich aufgeschütteten Hügeln, auf denen die Häuser stehen, überspült werden („Landunter“).

Hallig Hooge 2017: Gang zur nächsten Warft

Hier einige filmische Impressionen von unserem Urlaub.

Nun zu einer Hallig wie Hooge kommt man vom Festland aus mit der Fähre. Wir sind von Schlüttsiel mit einer Fähre der Wyker Dampfschiffs-Reederei (WDR), der „Hilligenlei“, gefahren und nach gut einer Stunde angekommen.


Hallig Hooge 2017 (1): Fährbetrieb

Das Wattenmeer ist geprägt von den Gezeiten, der Tide, also von Ebbe (Niedrigwasser) und Flut (Hochwasser). Bei Ebbe kann man weit ins Watt, dem freiliegenden Grund der Nordsee, hinausgehen. Das Watt wird zweimal am Tag während des Hochwassers überflutet und fällt bei Niedrigwasser wieder trocken, wobei das Wasser oft durch tiefe Ströme (Priele) abfließt. Der zeitliche Abstand zwischen einem Hochwasser und einem Niedrigwasser beträgt durchschnittlich sechs Stunden und zwölf Minuten.


Hallig Hooge 2017 (2): Ebbe und Flut

Eine Warft ist ein aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten dient. Auf einer Warft können sich je nach Ausmaß Einzelgehöfte oder auch Dorfsiedlungen (Warfen- oder Wurtendörfer) befinden. Die Form der Warften ist meist rund. Die Kirche von Hooge samt Wohnstatt des Pastors ist auf einer eigenen Warft zu finden.


Hallig Hooge 2017 (3): Kirchwarft

Und noch mehr Warften …


Hallig Hooge 2017 (4): Warften

Für den Erlebnishungrigen ist eine Hallig sicherlich nicht der richtige Ort. Hier herrscht vor allem Ruhe. Entspannende Ruhe bei Natur pur. Schnell sind alle Wege und damit alle Warften abgeklappert, aber es gibt immer wieder etwas Neues zu erkunden, sei es im Watt oder am Strand. Schnell ist man bekannt, grüßt mit einem ‚Moin‘ und kommt ins Gespräch. Eine Hallig ist eine kleine Welt.


Hallig Hooge 2017 (5): Seglerhafen und mehr

Bäume finden sich auf einer Hallig nur auf den Warften. Selbst Büsche findet man sonst nirgends. So ist der Blick frei auf Land und Meer. Das ist es wohl, was am Ende am meisten auffällt. Kaum an Land, ist alles ‚zugestellt‘ durch Häuser. Diese freie Sicht lässt auch den Geist und die Seele frei werden.