In letzter Sekunde

Es war schon kaum mitanzusehen, wie der SV Werder Bremen sein Spiel zu Hause mit 1:2 gegen den FSV Mainz 05 verlor. Lange führte man mit 1:0, die ersten Punkte winkten. Dann die 87. Minute: Ausgleich für Mainz und zuletzt die 2. Nachspielminute: der Siegtreffer für die Mainzer. Bitter, bitter …

Aber warum sollte es nicht auch andersherum gehen: Gegen den VfL Wolfsburg führten die Gäste durch ein unglückliches Eigentor der Bremer. Dann aber fast die Parallele: In der 86. Minuten schafft Werder durch den eingewechselten Lennart Thy den Ausgleich und dank eines Kopfballtores durch Theodor Gebre Selassie nach Eckball des ebenfalls eingewechselten Niklas Schmidt, dem U23-Spieler, in der ersten Nachspielminute sogar den Treffer zum ersten, wohlverdienten Sieg. Ein Sieg quasi in letzter Sekunde.

Interimstrainer Alexander Nouri umarmt den Schützen zum Siegtreffer, Theodor Gebre Selassie, beim 2:1 gegen Wolfsburg

Ich habe noch nie einen Trainer dermaßen jubeln gesehen. Wie ein wildgewordenes Rumpelstilzchen sprang Alexander Nouri, zunächst als Interimstrainer berufen, über den Platz und umarmte seine Spieler. Man konnte förmlich mitansehen, wie der Frust der letzten Wochen wie eine schwere Last von den Spielern abfiel.

Manchem Werder-Fan mag es gewundert haben, mit welchen Spieler Nouri sein Team auflaufen ließ. Neben Niklas Schmidt, der wohl noch nicht einmal einen Profivertrag hat, waren da Milos Veljkovic und Ousman Manneh, dem Flüchtling aus Gambia, die Nouri aus seiner Arbeit mit der U23-Mannschaft kennt. Und die machten einen durchaus guten Job. Warum also nicht?!

Nach der Entlassung von Viktor Skripnik als Cheftrainer hat es Alexander Nouri tatsächlich geschafft, der Mannschaft wieder Selbstvertrauen einzuflößen. Die Spieler sind von ihm begeistert, wie es scheint. Ob er nun bleibt, so wie vor knapp zwei Jahren Skripnik, der zuvor ebenfalls die U23-Mannschaft trainierte, ist noch lange nicht sicher. Es wird sicherlich auf die nächsten Spiele ankommen, so wie am Samstag in Darmstadt. Ähnlich wie bei Skripnik, so fehlt Nouri die Erfahrung. Aber bisher hat er alles richtig gemacht. Und da der Markt bisher keinen Trainer hergibt, der zu Werder passen könnte, so sollte man Nouri die Chance geben, sich und seine Begeisterungsfähigkeit weiterhin einzubringen. Ich gönne es ihm.

Ach ja: Bruno Labbadia hat es jetzt doch beim HSV erwischt. Und dabei hätten seine Mannen gegen die Bayern fast einen Punkt geholt. Pech gehabt. Ist ja eben der HSV …

Trainer Skripnik entlassen …

Das war dann doch etwas zu viel des Schlechten. Viktor Skripnik ist seit Sonntag nicht mehr Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen. Die Verantwortlichen des Liga-Schlusslichts haben die Reißleine gezogen – endlich, muss man sagen.

Der Verein bietet seit Wochen, ja Monaten ein Bild des Jammers: Der Aufsichtsrat um Vereins-Ikone Marco Bode lavierte viel zu lange und vergrätzte sogar die treuesten Anhänger, die am Ende der vorigen Saison noch wie eine grün-weiße „Wonderwall“ hinter ihrem Team gestanden haben. Die runderneuerte Mannschaft agiert völlig verunsichert und ist momentan nicht bundesligatauglich. Und das Trainerteam vermittelte nur eins: den Eindruck, komplett überfordert zu sein. Trotzdem bedurfte es erst eines Offenbarungseids beim 1:4 in Mönchengladbach, bis Werder überfällige Konsequenzen zog.

Getrennte Wege: Viktor Skripnik (l.) und Werder-Sportdirektor Frank Baumann nach dem 1:4 in Gladbach

Es war nicht das erste Mal, dass schon Skripniks Aufstellung für Kopfschütteln sorgte. Eine Ansammlung von Merkwürdigkeiten: So wechselte er den Torwart Felix Wiedwald gegen Jaroslav Drobny aus, obwohl er Wiedwald noch in der Woche als seine Nummer eins bestätigt hatte. Oder Zlatko Junuzovic. Ein starker Mann im Mittelfeld, nur spielen durfte er dort schon in der vergangenen Saison nur sporadisch. Co-Trainer Torsten Frings nennt das so: „Ein guter Spieler kann überall spielen.“ Auch so kann ein Spieler verunsichert und seiner Stärken beraubt werden. Oder der aus Ingolstadt geholte Robert Bauer – ein talentierter Verteidiger, der links und rechts spielen kann. Skripnik brachte ihn in Gladbach zunächst im defensiven Mittelfeld.

Es war ein Fehler, mit Skripnik, der auch nach 20 Jahren in Deutschland nicht übermäßig wortgewandt ist, in die neue Saison zu gehen. Schon in der vergangenen Spielzeit waren die Defizite augenfällig. Dass der Ukrainer den Abstieg verhindert hat, ist schlicht und ergreifend eine Verharmlosung der Situation, in die Skripnik Werder erst geführt hat. Den Vertrag in der Sommerpause ohne Not dann auch noch vorzeitig zu verlängern, war ein weiterer Riesenfehler. Wenn man schon überzeugt ist von seinem Trainer, hätte man doch warten können und den Kontrakt beim ersten starken Gegenwind – in guter alter Werder-Tradition – verlängern können. Und warum ließ Werder Rouven Schröder, den Assistenten des später gechassten Managers Thomas Eichin, nach Mainz ziehen? Der hatte bekanntlich die guten Verbindungen und holte unter anderen Jannik Vestergaard und Papy Djilobodji, die der desaströsen Innenverteidigung vorübergehend so etwas wie Stabilität verliehen hatten und nun schmerzlich vermisst werden.

Als Interimslösung übernimmt zunächst Alexander Nouri die Nachfolge. Gute Referenzen hat der gradlinige U23-Trainer allemal. Aber die hatte Skripnik auch. Namen von probaten Nachfolgern sind gewohnt schnell auf dem Markt: der Ex-Werderaner Andreas Herzog beispielsweise oder der auf Schalke gescheiterte André Breitenreiter.

Nun hat Werder erst einmal zwei Heimspielen gegen Mainz (Mittwoch) und Wolfsburg (Sonnabend). Nach 0:6 0:9 Punkten und 2:12 Toren stehen die Bremer am Tabellenende und müssen endlich punkten, um nicht noch weiter in den Abstiegsstrudel zu geraten. Ich bin gespannt …

Kommunalwahl 2016 in Niedersachsen: Ergebnisse

Die CDU ist bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen am Sonntag stärkste Kraft geworden. Sie lag in Landkreisen und kreisfreien Städten mit 34,4 Prozent vor der SPD (31,2), den Grünen (10,9), der AfD (7,8), der FDP (4,8) und der Linken (3,3), wie die Landeswahlleitung am Montag mitteilte. Die Wahlbeteiligung lag bei 55,5 Prozent und damit höher als bei den Kommunalwahlen 2011, als nur 52,5 Prozent abstimmten.

So recht weiß ich nicht, ob ich mich darüber freuen soll, dass die Rechtspopulisten ihr Wahlziel (10 % plus x) insgesamt verfehlt haben. Diese 7,8 % bzw. 9,8 % im Landkreis Harburg sind natürlich viel zu viel.

    Kommunalwahlen 2016 in Niedersachsen

Für mich als einer der in Tostedt Wohnender sind besonders die dortigen Ergebnisse von Interesse, hier zunächst das Ergebnis der Wahl zum Rat der Gemeinde Tostedt. Durch den Zugewinn an Stimmen für die Grünen hat es eine leichte, aber nicht unwesentliche Verschiebung der Gewichte gegeben. Die CDU/FDP/WG Tostedt-Gruppe kommt nur noch auf 15 Mandate, die SPD/BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN-Gruppe ebenso. Zünglein an der Waage wird dadurch vermehrt Burkhard Allwardt sein, der parteilose Einzelkandidat, der ebenfalls zulegen konnte. Eine erste Konsequenz wäre, dass der Vorsitz des Planungs- und Umweltausschusses an einen Vertreter der SPD/BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN-Gruppe geht. Das könnte auch Auswirkungen auf das Bauvorhaben Am Bahnhof in Tostedt haben.

Der Rat der Samtgemeinde Tostedt wird zukünftig noch etwas breitgestreuter sein. Die 34 Mandate verteilen sich nun auf neun verschiedene Parteien, Einzelkandidaten bzw. Wählergruppen. Ob das für die politische Arbeit förderlich ist, kann man anzweifeln. Auf jeden Fall sind die großen Parteien zu mehr Transparenz gezwungen.

Im Kreis Harburg sieht es kaum besser aus: Dort sind zukünftig acht Parteien bzw. Wählergemeinschaften vertreten.

Kommunalwahl 2016 in Niedersachsen

Auf den Tag genau nach fünf Jahren findet am Sonntag wieder die Kommunalwahl in Niedersachsen statt. In meinem Wohnort Tostedt gibt es insgesamt drei Wahlen, die zum Gemeinderat, die zum Samtgemeinderat und die zum Kreistag. Jeder Wahlberechtigte darf jeweils drei Stimmen abgeben.

Wahlen, so haben wir zuletzt im Mecklenburg-Vorpommern gesehen, dokumentieren den Wandel im Land. Zentraler Punkt ist dabei die Flüchtlingspolitik, die unsere Gesellschaft zu spalten droht. Rechtspopulisten schlagen daraus Profil und erobern die Parlamente. Tostedt (bis auf die Kreiswahl) wird davon vorerst noch verschont bleiben.

    Kommunalwahlen 2016 in Niedersachsen

Dieses Mal scheint mir die Kommunalwahl besonders personenbezogen zu sein. Von den Werbeplakaten der Parteien schauen uns die Kandidaten der Parteien an, als ginge es um einen Schönheitswettbewerb. Programme, Inhalte lassen sich, wenn überhaupt, nur auf den Internetauftritten der Parteien nachlesen. Auf Tostedt bezogen habe ich es einmal versucht:

CDU – Wow, da ist sie endlich, die Website der CDU in Tostedt. Es hat lange gedauert. Im Mittelpunkt steht sogar die Kommunalwahl 2016. Aber bis auf das, was in einem Flyer steht, erfahren wir nur wenig über die Ziele der Partei. Die Facebook-Seite ist ziemlich aktuell. Nur stimmt der Link auf die eigentliche Website nicht (www.cdu-tostedt.de gibt es nicht).

SPD – Das Aussehen ist ja ganz nett, nur aktuell ist etwas anderes. Was interessiert uns die Europawahl 2014? Die Kommunalwahl hat man dafür auf die Facebook-Seite ausgelagert. Immerhin.

Bündnis ‘90/Die Grünen – Was die Kommunalwahl betrifft, so ist diese Website up-to-date. Die Kandidaten stellen sich vor, das Wahlprogramm ist als PDF verfügbar. Da braucht es dann auch keine Facebook-Seite.

FDP – über die Website der FDP Niedersachsen wird auf eine Seite verlinkt, die meist die Verbindung verweigert. Kein Wunder, handelt es sich um eine Adresse der Second-Level-Domain .de.vu. Es gibt zwar eine Facebook-Seite, aber da spielt sich in letzter Zeit so gut wie nichts ab.

Die Linke – Zwar stellt Die Linke einen Kandidaten für den Samtgemeinderat, aber im Internet tut sich erst auf Kreisebene etwas. Das gilt auch für Facebook. Dort ist man über eine Anmeldung bisher nicht hinaus gekommen.

WG Tostedt – Die Wählergemeinschaft Tostedt präsentiert sich vielleicht etwas hausbacken. Aber sowohl Kandidaten wie Wahlziele werden vorgestellt. Die Facebook-Seite ist dagegen eine Reise in die Vergangenheit (Kommunalwahl 2011).

Einzelwahlvorschlag Allwardt – Burkhard Allwardt sollten wir von der Agenda21-Tostedt-Seite her kennen. Er zeichnet auch verantwortlich für den Veranstaltungskalender To(P)stedt aktuell. Bei Facebook ist er auch. Leider nicht aktuell. Aber was soll der gute Mann auch alles machen?!

In der Kommunalpolitik werden nicht die ganz großen Steine bewegt. Aber was dort entschieden wird, betrifft uns meist direkt. Es beginnt mit den Kindergärten und Schulen für unsere Kinder. In der Kommunalpolitik wird über Straßen- und Bauplanung (siehe z.B. Bauplanung Am Bahnhof) entschieden. Und vieles mehr. Wir als Bürger haben nur alle fünf Jahre Einfluss auf die Politik der Gemeinden, der Samtgemeinden, auch der Stadt- und Ortsräte, und des Landkreises. Durch die Abgabe unserer Stimmzettel. Wer nicht wählen geht, tut sich keinen großen Gefallen. Also alle wahlberechtigten Niedersachsen: Am Sonntag wählen gehen!

Wahlempfehlungen möchte ich eigentlich nicht aussprechen, ich denke aber, dass ein Generationswechsel (über-)fällig ist. So wie vor gut zwei Jahren, als Dr. Peter Dörsam zum Samtgemeindebürgermeister gewählt wurde.

Tatort (991) aus Stuttgart (2016): HAL

Die Tatort-Reihe der ARD zeichnet sich dadurch aus, dass neben ‚normalen‘ Kriminalfällen auch immer wieder gesellschaftspolitische Themen aufgegriffen werden. So wurde bereits in mehreren Fällen die Flüchtlingsproblematik angesprochen. Der neueste Fall aus Stuttgart HAL ist ein Experiment, mehr Science Fiction als Krimi, und spielt in der nahen Zukunft:

Februar 2017: Ein Kind entdeckt die Leiche einer Frau im Neckar. Die Kommissare Lannert und Bootz nehmen die Ermittlungen auf. Sie finden heraus, dass die Tote die Schauspielschülerin Elena Stemmle ist und sie zwei Nebenjobs nachging: sie arbeitete als Prostituierte für den Escortservice des Onlinedienstes Love Adventure und war zusätzlich als Probandin für das Unternehmen BlueSky mit Sitz in Stuttgart tätig.

Den Kommissaren liegt ein Video vor, das den Mord an Elena zeigt. Das Video belastet den BlueSky-Entwickler David Bogmann, da es nach den Lannert und Bootz vorliegenden Informationen über eine von ihm genutzte IP-Adresse ins Internet auf eine Darknetplattform hochgeladen und dann auf einer Tauschbörse für Snuff-Videos veröffentlicht wurde. Bogmann wird zum Verhör geladen und bestreitet zunächst, Elena gekannt zu haben. Die weiteren Ermittlungen ergeben jedoch, dass Bogmann Elena kannte und sie am Abend ihres Todes unter falschem Namen in ein Hotel gebucht hatte.

Bogmann entwickelt im IT-Unternehmen BlueSky ein gleichnamiges Sicherheitsprogramm, das verteilt arbeitet, mit künstlicher Intelligenz autonom lernt und agiert und zudem schon weit verbreitet ist, insbesondere schon auf vielen Smartphones ohne Wissen der Nutzer im Hintergrund läuft. Die Geschäftsführerin Mea Welsch und der Data Scientist Bogmann verlieren allerdings zunehmend die Kontrolle über ihre Software, das System überwacht Bogmann, Welsch und alle Personen im Umfeld der beiden und manipuliert Daten. Als das Computersystem sich durch die Ermittlungen von Lannert und Bootz beeinträchtigt sieht, überwacht es auch diese und beeinträchtigt die Ermittlungen. So legt es unter anderem das Dienstfahrzeug der Kommissare lahm.

Bogmann fühlt sich zunehmend von BlueSky verfolgt und versucht, das System abzuschalten. Als das nicht gelingt, dringt er in den Serverraum ein, um das System mit seiner Sportwaffe zu zerstören. BlueSky löst Alarm aus und meldet die Existenz einer weiteren Person – einer Putzfrau – im Serverraum, woraufhin die Einsatzleitung anordnet, den Serverraum zu stürmen. Hierbei wird Bogmann angeschossen und erliegt später seinen Verletzungen.

Bogmanns Vorgesetzte Welsch räumt daraufhin den Komissaren gegenüber ein, die Kontrolle über BlueSky verloren zu haben und zeigt den Ermittlern, dass das belastende Video eine computergenerierte Fälschung ist. Es gelingt Lannert und Bootz, von BlueSky eine Aufzeichnung des tatsächlichen Mordes an Elena zu erhalten, welche belegt, dass Elena nach dem Treffen mit Bogmann von ihrem Freund aus Eifersucht erwürgt wird. (Quelle: de.wikepedia.org)


Tatort (991) aus Stuttgart (2016): HAL

Der Filmtitel nimmt Bezug auf den Science-Fiction-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum, in dem das vollautomatische Computersystem HAL 9000 heißt. Ähnlich wie in dem Filmklassiker versucht auch hier das Computersystem, denjenigen, der es abschalten möchte, auszuschalten und letztlich zu töten. Auch andere Elemente z.B. die Eingangssequenz und die Schlussszene zitieren diesen Film. So hören wir das Lied Hänschen Klein. Das Programm BlueSky begrüßt David Bogmann fast ebenso wie HAL den David Bowman im Film.

Erwähnenswert ist zudem, dass diese Tatort-Folge mit Kapitelüberschriften wie „Die Verschollene“, „Der Prozess“ oder „Die Verwandlung“ versehen ist, die auf Werke von Franz Kafka anspielen und damit die kafkaeske Attitüde dieses Films verstärken, dessen Protagonist ein Opfer der Geister wird, die er gerufen hat.

Niki Stein, der bereits für über ein Dutzend anderer Tatorte das Buch geschrieben und dann auch Regie geführt hat, bleibt mit seiner Geschichte durchaus in der Gegenwart, denn er greift die Angst der Menschen vor allumfassender Überwachung auf. Der Software-Entwickler David Bogmann (Ken Duken) hat ein Programm entworfen, das die Kriminalitätsbekämpfung auf eine neue Stufe heben soll: BlueSky ist in der Lage, nicht nur die Mimik und die Körpersprache der Menschen sondern auch Verhaltensmuster zu analysieren. Auf diese Weise sollen vor allem potenzielle Terroristen an ihren Verbrechen gehindert werden.

    Die Maschine lebt. Das Gesichtserkennungsprogramm von Bluesky liefert in Windeseile Daten zu allen Besuchern, so auch von Kommissar Bootz (Felix Klare)

Ich fand diese Tatort-Folge durchaus logisch nachvollziehbar. Sicherlich ist die Technik noch nicht so weit gediehen, wie hier gezeigt. Aber der Weg wird aufgezeigt und damit die generelle Frage gestellt, wie der Mensch die Technik lenkt. Und die Technik den Menschen. Welchen Bildern vertrauen wir, wenn wir nicht mehr wissen, wer sie produziert hat? Wo hört die Kontrolle auf, wo beginnt die Manipulation?

Siehe hierzu auch die ausführliche Rezension auf tittelbach.tv.

Zudem weist dieser Tatort durchaus auch Humor auf. Wenn z.B. das über das Online-Portal Love Adventure gebuchte Callgirl dem Kunden zuletzt sagt: „Du kannst mich ja liken, wenn’s Dir gefallen hat!“. Facebook lässt grüßen. Oder: Das sagt Mutti und ist deshalb besonders wichtig, wenn es um die richtige Partnerwahl geht: „Einer fürs Image, viele für’n Sex“. (siehe auch zeit.de/zeit-magazin).

Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen

Ideenlos, motivationslos und damit chancenlos: auf die Bundesliga-Elf des SV Werder Bremen wird eingeschlagen wie noch nie. Es war allerdings auch eine Katastrophe, die die Werderaner nach der Pleite in der Hauptrunde des DFB-Pokals beim Bundesligaauftakt bei den Bayern boten. In München zu verlieren, ist keine Schande. Es kommt nur auf das Wie an. Und bis auf Torwart Felix Wiedwald, der bei den Toren der 6:0-Niederlage machtlos war, mit seiner Leistung aber ein noch größeres Debakel (zweistellig) verhinderte, spielten alle anderen höchstens auf Kreisliganiveau.

Bundesliga 2016/17 – 1. Spieltag: Bayern München – SV Werder Bremen 6:0

Erst die Klatsche auf dem Platz, dann auch noch verbale Backpfeifen von Liga-Boss Dr. Reinhard Rauball, der dem WDR sagte: „Ich war aber erschrocken, über die Art und Weise wie Werder Bremen ohne Gegenwehr dort gespielt hat.“ Deshalb müsse man über eine andere Besetzung des Saisoneröffnungsspiels, das in 210 Länder übertragen wird, nachdenken. Das klare 6:0 der Bayern sei jedenfalls keine Werbung für die Bundesliga gewesen.

Und was gibt es Schlimmeres, als von allen Seiten bemitleidet zu werden.

Ob die zweiwöchige Länderspielpause jetzt zur rechten Zeit kommt, wird man erst am 11. September beurteilen können, wenn es zu Hause gegen den FC Augsburg geht. Bis dahin wartet viel Arbeit auf Viktor Skripnik, dem Trainer, und Frank Baumann, dem Sportchef. Beide sind aneinander gekettet wie siamesische Zwillinge. Ohne Baumann wäre Skripnik gar nicht mehr im Amt. Dessen Vorgänger Thomas Eichin hätte den Ukrainer am Ende der Vorsaison gefeuert und musste deshalb selbst gehen. Für ihn wurde Baumann Sportchef und verlängerte nach einigen Wochen sogar Skripniks Vertrag um ein Jahr bis 2018. Und jetzt steht erneut Skripnik im Mittelpunkt der Kritik, der nichts Besseres weiß, als einen verbalen Rundumschlag auszuteilen: Der Coach knöpfte sich in München erstmals öffentlich seine Mannschaft vor, rückte von ihr ab. „Ich habe kein Verständnis dafür, was passiert ist“, schimpfte Skripnik und kündigte an: „Meine Entscheidungen werden brutaler sein.“ Und er spricht beim nächsten Spiel gegen Augsburg schon von einem „Finale“.

Wenn eben dieses Spiel wieder dermaßen in die Hose geht, dann darf allerdings zu Recht um den Trainer gebangt werden. Dann wird das letzte Quäntchen Geduld bei den Fans aufgebraucht sein. Und dann ist Baumann im Zugzwang. Die Ruhe ist vorbei bei Werder.

Aber Werder kann auch gewinnen, zumindest die zweite Garnitur in der 3. Liga. Nach drei Auftaktniederlagen gab es nun mit dem 4:2 gegen den VfL Osnabrück den 2. Sieg in Folge.

Worte zum Wochenende (34. KW 2016): Erdbeben in Italien

Der August verabschiedet sich mit hochsommerlichen Temperaturen. Gestern erreichten die Quecksilbersäulen bei uns knapp 34 ° C. Und heute soll es vielleicht noch einen Tick wärmer werden. Da ist das nächste Gewitter nicht fern. Unterdessen bebt in Mittelitalien die Erde. Die italienische Halbinsel, wenn man das so sagen darf, liegt auf einer tektonischen Bruchstelle. Dort stoßen Afrikanische und Eurasische Platte aufeinander. An der Afrikanischen Platte hängt ein Fortsatz, Adriatischer oder auch Apulischer Sporn genannt, der sich in die eurasische Platte schiebt. Die westliche Grenzfläche zwischen Sporn und eurasischer Platte liegt genau unter Italien.

Worte zum Wochenende (34. KW 2016 – WilliZBlog)

Der Mensch ist kein Tier, er ist eine Bestie. Während Retter unermüdlich versuchen, in den Trümmern noch Überlebende zu finden, versuchen einige zu plündern. In Amatrice wurde ein Mann festgenommen, der in ein Haus eindringen wollte.


Amatrice (Corso Umberto I) vor dem Beben

Anfang vom Ende von Werders Bundesligaträumen?

Auf die Frage, wen sie als potentiellen Absteiger aus der Fußball-Bundesliga sehen, haben in diesen Tagen viele Experten immer wieder auch den SVW, den SV Werder Bremen, genannt. Und das war noch vor der großen Blamage im ersten Pflichtspiel der Saison, in der 1. Runde des DFB-Pokals bei den Sportfreunden Lotte, das letzten Sonntag 1:2 verloren ging. Dort erwies man sich am Ende auch noch als schlechte Verlierer: Fin Bartels stieß seinen Gegenspieler um und kassierte damit auch gleich die erste rote Karte der Saison.

DFB-Pokal 2016/17 - 1. Runde – SF Lotte – Werder Bremen 2:1 – Fin Bartels schubst

Dem nicht genug: Der als Hoffnungsträger für 7,5 Millionen € Ablösesumme an die Weser transferierte Max Kruse verletzte sich in diesem Spiel am Knie so schwer, sodass er für Wochen, vielleicht für mehrere Monate ausfallen wird. Nationalspieler Kruse wurde geholt, um im Bremer Spiel die Fäden zu ziehen. Extra für ihn wurde in der Vorbereitung das System geändert. Weg vom 4-1-4-1 und hin zum 4-2-3-1 mit dem Ex-Wolfsburger als zentralem Mittelfeldmann, „um seine Stärken zum Tragen zu bringen“, so Trainer Skripnik. Weil der „starke Zehner“ nun ausfällt, ist die Rolle rückwärts möglich. „Wir können auch mit Junuzovic oder Grillitsch auf der Zehn spielen. Aber es kann auch sein, dass wir wieder zum 4-1-4-1 wechseln. Wir überlegen noch“, sagte Skripnik. Außerdem schließt Werders Sportchef Frank Baumann eine Nachverpflichtung nicht aus. Das Transferfenster schließt am 31.8. (Quelle: u.a. kreiszeitung.de)

Zudem gibt Claudio Pizarro Rätsel auf: Seit Wochen laboriert er an einer Muskelverletzung und dürfte ebenfalls so schnell nicht wieder auf dem Platz auflaufen.

Gegenüber der Vorsaison gab es bei den Bremern einen größeren Umbruch. Besonders die Innenverteidigung musste neu besetzt werden: Im Spiel gegen Lotte liefen der Finne Niklas Moisander und der Senegalese Lamine Sané auf. Auf der Bank sitzen noch der Darmstadt-Rückkehrer Luca Caldirola und Fallou Diagne, ebenfalls aus dem Senegal. Besonders Moisander wirkte äußerst unsicher. Im Angriff (in Lotte spielte Lennart Thy) kam wenig zu Stande. Eigentlich war es der reine Horror.

Natürlich taten sich auch andere Mannschaften in dieser ersten Pokalhauptrunde schwer: der HSV siegte mühevoll 1:0 in Zwickau – der FC Ingolstadt, Hertha BSC, Eintracht Frankfurt und der FSV Mainz 05 kamen erst im Elfmeterschießen weiter. Und der Aufsteiger RB Leipzig verlor dieses bei Dynamo Dresden. Pokalspiele haben bekanntlich ihre eigenen Gesetze.

Wenn ich ehrlich bin, dann wird mir angst und bange. In Freundeskreisen wir schon gemunkelt, dass Werder in seinem ersten Bundesligaspiel am Freitagabend (live ab 20 Uhr 15 in der ARD) in München bei den Bayern froh sein darf, wenn sie nicht zweistellig verlieren. Nun Experten, besonders Fußball-Experten, müssen nicht immer Recht haben. Ob Werder nun absteigt oder nicht. Jetzt schon wissen alle, dass es eine ganz schwere Saison für die Bremer wird. Da bringt es bestimmt nichts, wenn die Fans jetzt schon ausrasten und wie in Lotte mit Gegenständen werfen und lautstark den Rücktritt von Trainer Skripnik fordern.

Skripnik stand und steht in der Kritik. Sportchef Eichin wurde ihm geopfert und sein Nachfolger, der Alt-Werderaner Frank Baumann, hat bisher sein Bestes gegeben, eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Dreh- und Angelpunkt bleibt aber die Trainerfrage. Schafft es Skripnik, die in aller Schnelle zusammengewürfelte Truppe zu einer homogenen Mannschaft zu formen?

Überhaupt stellt sich die Frage, wohin es mit dem Profifußballsport geht? Mit dem RB Leipzig hat es innerhalb weniger Jahre wieder eine Mannschaft bis in die Bundesliga geschafft, hinter der wenig Tradition, dafür jede Menge Geld steckt. Haben Traditionsvereine überhaupt noch eine Überlebenschance? Bei der augenblicklichen Situation sicherlich nicht. Ohne Sponsoren und besonders ohne Investoren wird es auch für Vereine wie den SV Werder Bremen keine Zukunft in der Erstklassigkeit geben. Das macht vielen Fans Angst. Und viele wenden sich bereits heute vom Profifußball ab, um im regionalen Amateurfußball ein Zuhause zu finden.

Geld regiert die Welt, auch die Fußballwelt. Hier nur ein Beispiel: Die Europameisterschaft 2016 erzielte Einnahmen von 1,93 Milliarden Euro, zusammengesetzt aus 1,05 Milliarde Euro für die TV Rechte, 480 Millionen Euro aus Sponsoring und Lizenzen sowie 400 Millionen Euro aus dem Eintrittskartenverkauf. Im Grunde könnten die Spiele auch vor leeren Rängen stattfinden. Knackpunkt sind die Gelder aus TV-Rechten. Diese bescheren bekanntlich besonders der englischen Premier League fette Beute, was wiederum zu exorbitanten Transfersummen führt. Jetzt will auch die deutsche Fußballbundesliga einen noch größeren Anteil an diesen Geldern. Noch mag der TV-Markt in Richtung Asien expandieren. Aber irgendwann ist auch damit Schluss. Und dann kommt, was fast immer dann kommt: der Crash!

Von Rio nach Tokio

Die Olympischen Sommerspiele in Rio sind gestern zu Ende gegangen. Sie waren alles andere als perfekt, aber trotz mancher Last-Minute-Improvisation dann doch gelungen. In vier Jahren geht es nach Tokio – und einen ersten Vorgeschmack haben wir bereits erhalten: in Japans Hauptstadt wird es futuristisch zugehen. Mehr Transparenz, mehr Nachhaltigkeit ist eingefordert. Mit mehr Bescheidenheit ist es bereits heute schon nichts mehr. Die Kosten explodieren.

Olympische Sommerspiele 2016 in Rio: Abschlussfeier

Natürlich ist Olympia eine große Idee. Gerade auch dort, wo es nicht ums große Geld geht: Der Zauber des Völkerwettbewerbs, höchste Aufmerksamkeit auch für sogenannte Randsportarten. Da fesselt die Bogenschützin Lisa Unruh plötzlich mehr als die Superstars der internationalen Sportszene. Es sind diese besonderen Momente, die Olympia ausmachen.

Dem gegenüber stehen der halbherzige Anti-Doping-Kampf und die Korruption bis in den innersten Machtzirkel des IOC. Und ein Gastgeber wie Brasilien wird finanziell überfordert. Der Steuerzahler trägt die Last. Dieser Betrug an Sportkollegen und an den Fans und Zuschauern – das macht die Idee kaputt.

Bauplanung ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt (3)

Nächste Woche am Dienstag, den 23.08., findet um 18 Uhr im Rathaus Tostedt die Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses der Gemeinde Tostedt statt. Bisher war vorgesehen, dass der Investor, die Planungsgemeinschaft Nord GmbH aus Rotenburg (PGN), seine Pläne für das Bauvorhaben ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt während dieser Sitzung vorstellt. Damit verbunden wäre auch ein Antrag auf Änderung des bisher bestehenden Bebauungsplans Tostedt Nr. 22 „Karlstraße“ (als PDF herunterladbar), zudem das Grundstück mit dem Bauvorhaben gehört.

Bauvorhaben ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt durch PGN Rotenburg: Stadthäuser
© Foto: PGN/Hamburger Abendblatt

Auf der jetzigen Tagesordnung ist zu dem Bauvorhaben nichts zu finden. Nach Auskunft des Rathauses Tostedt liegen noch nicht alle benötigten Gutachten (z.B. zur Lärmbelästigung durch die Bahn, Bodenbelastung usw.), die u.a. eine Unbedenklichkeit gewährleisten, vor.

Die nächste Sitzung des Gemeinderates soll am 27.09. sein, die nächste Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses dann am 24.11.2016. Bei dieser letzten Sitzung sollte dann das Bauvorhaben zur Tagesordnung gehören.

Übrigens: Eigentümerin des Grundstücks ‚Am Bahnhof 9/9a‘ und auch Bauherrin soll tatsächlich die „Bauherrengemeinschaft Tostedt GbR“, eine wohl eigens für dieses Bauvorhaben gegründete Gesellschaft bürgerlichen Rechts, sein. Einer der Gesellschafter ist Herr Norbert Behrens, wiederum einer der Geschäftsführer der Planungsgemeinschaft Nord GmbH aus Rotenburg (PGN). Diese GbR ist nicht zu verwechseln mit der „Bauherrengemeinschaft Töste“ (GbR Kressin-Immobilien – WHW-Bau Heidbrook GmbH)

P.S. Um auf dem Laufenden zu bleiben, empfehle ich den Newsletter der Samtgemeinde und Gemeinde Tostedt zu abonnieren.

siehe auch: Bauplanung ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt (2): Schreiben an den Gemeinderat Tostedt

Bauplanung ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt (2): Schreiben an den Gemeinderat Tostedt

Als Reaktion auf die Informationsveranstaltung der Planungsgemeinschaft Nord GmbH aus Rotenburg (PGN) zur Bauplanung ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt haben sich die betroffenen Anwohner der Morlaasstraße Ost und Poststraße in einem Schreiben vom 17.07.2016 an den Vorsitzenden und die Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses der Gemeinde Tostedt bzw. an die Mitglieder des Gemeinderates Tostedt gewandt. Der Vollständigkeit halber hier der Wortlaut:

Wie es aussieht, so ist die Mehrzahl der Ratsmitglieder der Gemeinde Tostedt begeistert von dem Bauvorhaben ‚Am Bahnhof 9/9a‘ durch die Firma Planungsgemeinschaft Nord GmbH aus Rotenburg (PGN). Da plant der Kreis Harburg eine eigene Wohnungsbaugesellschaft, um in nächster Zukunft 1000 Wohnungen zu bauen. Und jetzt sollen in Tostedt gleich mit einem Schlag 100 neue Wohneinheiten errichtet werden. Das auf einem Grundstück zentral beim Bahnhof gelegen, das über 20 Jahre brach lag. Somit müssen keine neuen Grünflächen am Ortsrand herhalten. Wie ideal.

Bauvorhaben ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt durch PGN Rotenburg
Quelle: http://navigator.landkreis-harburg.de (mit eigenen Ergänzungen in rot)

Ob es wirklich so ideal ist, wird sich zeigen. Am grünen Tisch sieht das sicherlich ganz toll aus, aber wie so oft, so hat auch diese Planung ihre Tücken. Im Folgenden wollen wir unsere Eindrücke, die wir bei der Informationsveranstaltung durch die Firma PGN am 09.06. d.J. gewonnen haben und unsere Gedanken dazu kurz skizzieren.

So stellt sich zunächst allein die Frage, warum das Grundstück über 20 Jahre brach lag, warum Frau Dörnbrak, die bisherige Eigentümerin des Grundstücks, keinen Investor fand …

Bauvorhaben ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt durch PGN Rotenburg
Quelle: PGN (Präsentation) mit eigenen Ergänzungen (in rot)

Es dürfte an der Nähe der Bahngleise liegen. Jetzt nach dem Abriss der alten Gebäude haben wir als Anwohner in der Morlaasstraße Ost einen deutlich erhöhten Geräuschpegel vom Zugverkehr her als zuvor. So plant die Fa. PGN einen Block von vier Häusern zur Straße ‚Am Bahnhof‘ hin, der gewissermaßen als Schallschutz für die weiteren vier Häuser, die versetzt auf dem restlichen Grundstück errichtet werden, dienen soll. Nach vorn zur Bahn hin sind in den Wohnungen Bad, Küche u.ä. geplant. Der eigentlich Wohn- und Schlafbereich mit Balkonen geht nach hinten hinaus – in nordwestliche Richtung. Fenster zur Bahn hin sollten möglichst geschlossen bleiben. Und die Y-Trasse, die einen Zuwachs an Bahnverkehr vorsieht, ist längst nicht vom Tisch.

Damit im inneren Bereich die Lärmbelästigung gering gehalten wird, sollen die Zuwegungen zu den Stellplätzen an die Ränder des Grundstücks verlegt werden. Hier kommen wir als Anwohner in der Morlaasstraße Ost/Poststraße nach jetziger Planung ins Spiel, denn an unsere Grundstücke unmittelbar angrenzend ist eine Zuwegung zur Poststraße vorgesehen. Die Lärmbelästigung wird also an uns ‚weitergegeben‘. Da keine Bürgersteige (auch unsere Straße hat bekanntlich keine) wegen der Enge möglich sind – es ist eine etwa 5,50 m breite, zweispurige Straße geplant -, so wird die vorgesehene Zuwegung ganz dicht an den angrenzenden Grundstücke mit den Häusern in der Poststraße und den ersten fünf Häusern in der Morlaasstraße Ost entlang geführt werden, sodass die Anwohner dort dann vorn wie hinten eine Straße hätten – und das bei diesen kleinen Grundstücken: nicht gerade ideal!

Eine frühere Planung (durch den alten Eigentümer) hatte diese Zuwegung nicht vorgesehen. Zudem stellt sich die Frage, ob diese Straße nicht auch Teil einer etwa 9 m breiten Grünzone (Fläche mit Bindung für Bepflanzung und für den Erhalt von Bäumen und Sträuchern – § 9 Abs. 1 Nr. 25b BauGB) ist, die zwar zum größten Teil auf den Grundstücken in der Morlaasstraße liegen, aber mit etwa anderthalb Meter Breite ein Teil der geplanten ‚Straße‘ wären (siehe den Ausschnitt aus dem Bebauungsplan rot begrenzt in der folgenden Grafik). Lt. Mitteilung des Landkreises Harburg schließt die Bindung für Bepflanzungen [usw.] „die Anlage einer Erschließungsstraße erstmal aus.“ – Die Zuwegung wäre also nur möglich, wenn die Grünschutzzone („Bindung für Bepflanzungen …“) aufgehoben wird. Sie werden verstehen, wenn wir Anwohner nicht begeistert davon wären. Jahrelang mussten wir uns an diese Festsetzung halten, durften keinen Baum entfernen und mussten Neupflanzungen selbst dann vornehmen, wenn ein Baum durch Sturm schwer beschädigt wurde. Auch größere Investoren haben sich an solche Festsetzungen zu halten. – Eine Nutzung als schmaler Gehweg wäre sicherlich am sinnvollsten, zumal es solche Gehwege viele in Tostedt gibt (Birkenweg, Gerbersteg usw.).

    Ausschnitt aus dem Bebauungsplan Tostedt Nr. 22 – Karlstraße: Grünzone - 1:1000
    Ausschnitt Bebauungsplan Tostedt Nr 22 Karlstraße (mit eigenen Ergänzungen in rot) – Maßstab 1:1000

Die geplanten Häuser sollen voraussichtlich wie auf der nachfolgenden Grafik aussehen. Dabei handelt es sich um sogenannte Stadthäuser. Sicherlich kann man sich über die Frage, ob solche Häuser in den ländlichen Bereich gehören, streiten. Eine ähnliche ‚Bausünde‘ findet sich ja bereits in der Poststraße (müsste Hausnummer 30 sein). Und eine weitere wird zz. an der Ecke Poststraße/Baumschulenweg errichtet.

Bauvorhaben ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt durch PGN Rotenburg: Stadthäuser
© Foto: PGN/Hamburger Abendblatt

Wenn wir das richtig sehen, so will die Fa. PGN mit den acht Wohnhäusern das baurechtlich zulässige Maximum errichten. Vielleicht wäre weniger mehr. Das Grundstück dürfte wie auch die Grundstücke in der Morlaasstraße sehr sumpfig sein, da in geringer Tiefe eine wasserundurchlässige Lehmschicht liegt. Nur wenige Häuser hier haben einen Keller, der auch nur mit Hilfe einer Drainage trocken gehalten werden kann. Durch die geplante, sehr dichte Bebauung, besonders auch durch die vorgesehene, unmittelbar an unseren Grundstücken gelegene Straße erfolgt eine Bodenverdichtung, die sich z.B. bei Starkregen auch auf unsere Grundstücke negativ auswirken wird. Übrigens: Bei der Verlegung der Kanalisation in der Morlaasstraße musste extra eine Firma aus den Niederlanden herbeigeholt werden, da die hiesige Firma Vorwerk wegen der Bodenverhältnisse nicht weiterkam.

Noch eine kleine Nachbetrachtung: Bei Abriss des alten Gebäudebestandes wurden auch mit Asbest kontaminierte Gebäudeteile entsorgt. Das geschah ohne Benachrichtigung der unmittelbar benachbarten Anrainer des Grundstücks. ‚Unglücklich‘ erscheint uns auch, wie ein über 20 Jahre bestehendes Biotop mit mindestens drei Fledermausarten, Grün- und Buntspecht, Haselmäusen und weiteren Tierarten zerstört wurde. So ist zu befürchten, dass durch den Aushub beim Häuserbau und bei der Anlage der geplanten Zuwegung zur Poststraße nicht allein die geschützten Bäume, sondern eher noch die Wurzeln dieser Bäume beschädigt werden. Das betrifft zusätzlich die Wurzeln der geschützten Bäume auf den Grundstücken der Anwohner der Morlaasstraße, die sehr nah an der vorgesehenen Straße stehen.

Soviel dazu! Wie wir gehört haben, so hat die Firma PGN diverse Gutachten in Auftrag gegeben (z.B. zur Lärmbelästigung durch die Bahn, Bodenbelastung usw.). Auch wenn das sicherlich nichts Außergewöhnliches ist, so zeigt es doch auf, dass selbst die Firma PGN mit einem gewissen Bauchgrummeln an die Sache geht.

Grundsätzlich haben wir nichts gegen das Bauvorhaben, wenn es uns nicht in irgendeiner Weise beeinträchtigt. Die geplante Häuserfront zur Bahn hin würde auch uns als Schallschutz dienen. Gegen die geplante Zuwegung über die Poststraße werden wir allerdings aus dem genannten Grund unsere Bedenken äußern und notfalls mit allen zur Verfügung stehenden Mittel vorgehen. Allerdings hat Herr Behrens von der Firma PGN bereits signalisiert, sich mit den verschiedenen Anregungen, die bei der genannten Informationsveranstaltung vorgetragen wurden, auseinanderzusetzen.

Warum schreiben wir das hier so ausführlich? Um das Bauvorhaben realisieren zu können, bedarf es der Änderung des Bebauungsplans Karlstraße, der durch Sie als Mitglieder des Gemeinderates Tostedt vorzunehmen wäre. Daher ist es sicherlich sinnvoll für Sie, schon frühzeitig von den Bedenken der unmittelbar betroffenen Bürger zu erfahren.

Ohne Entgegenkommen aller Seiten wird es mit Sicherheit nicht gehen. Und wie bereits angesprochen, so wird bei der Firma PGN überlegt, wie eine akzeptable Lösung aussehen könnte. Auf das Ergebnis sind wir alle sehr gespannt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung bei der Umsetzung einer vernünftigen, alle zufriedenstellenden Lösung bei der geplanten Bebauung.

Mit freundlichen Grüßen
Anwohner der Morlaasstraße Ost und Poststraße