Alle Artikel von WilliZ

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Kalender der falsch zugeordneten Zitate 2012

Selten habe ich so gelacht. Mein großer Sohn entwickelt die unterschiedlichsten kreativen Aktivitäten. Sein neuestes Werk ist ein Kalender der falsch zugeordneten Zitate. Gerade dadurch, dass ein allgemein bekanntes Zitat einer falschen Person zugeordnet wird, entsteht der Witz. Die genannte Person würde das Zitat niemals aussprechen, denn dadurch würde sie sich ‚entlarven’. Durch die falsche Zuordnung ist die ‚Entlarvung’ aber perfekt. Hier nur ein Beispiel:

„Manch einer gelangt deshalb an die Spitze, weil er keine Fähigkeiten besitzt, deretwegen man ihn unten festhalten möchte.“ Philipp Rösler (Der Originalspruch stammt übrigen von Peter Ustinov)

Die Idee zu dieser „Verwechslung“ von Zitat und Zitatautor ist wohl nicht völlig neu. Aber mein Sohn hat es damit in mühevoller Kleinarbeit gewissermaßen auf die Spitze getrieben. Wie gesagt: Selten habe ich so gelacht.

Noch am Heiligabend waren wir damit beschäftigt, beim Zuschnitt der Kalenderblätter zu helfen. Die Bescherung verschob sich so um zwei Stunden auf 20 Uhr. Aber das hat sich gelohnt.

Die AlbinZ beim Zuschneiden des Kalenders 2012

Der Kalender der falsch zugeordneten Zitate 2012 (© Jan Albin)

Die AlbinZ beim Zuschneiden des Kalenders 2012

Der Kalender der falsch zugeordneten Zitate 2012 (© Jan Albin)

Das Schokoladenweihnachtsmanngemetzel 2011

Meine Söhne, obwohl dem Jugendalter entwachsen, lassen es sich nicht nehmen, in einem schmatzenden Gemetzel ihre zu Nikolaus geschenkten, immerhin 500 Gramm schweren Schokoladenweihnachtsmänner an den Weihnachtsabenden zu schlachten und zu verschlingen. Okay, natürlich nicht an einem Stück. Den nächsten Tag würden beide wegen Verstopfung stundenlang die Toiletten besetzen. Aber so peu à peu, Tag für Tag am Abend:

Das Schokoladenweihnachtsmanngemetzel 2011

Das Schokoladenweihnachtsmanngemetzel 2011

Das Schokoladenweihnachtsmanngemetzel 2011

O Tannenbaum

AlbinZ Tannenbaum 2011

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Wie treu sind deine Blätter!
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
Nein auch im Winter, wenn es schneit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Wie treu sind deine Blätter!

Zu Weihnachten 2011 sind nicht nur die ‚Blätter’ des Tannenbaums grün. Bei frühlingshaften Temperaturen und viel zuviel Regen beginnen auch Sträucher und Büsche zu grünen – und Blumen wie Rosen zu blühen. Erst anfangs des neuen Jahres soll es hier im Norden etwas kälter werden. Aber von Schnee weiterhin keine Spur.

Besinnliche Filme zur Weihnachtszeit

Weihnachten sollte eine geruhsame und besinnliche Zeit sein, die ganz der Familie gehört. Daher sollten wir diese Zeit nicht unbedingt stundenlang vor dem Fernseher verbringen. Wenn’s denn unbedingt sein sollte, dann muss es nicht ein Action-Kracher sein, ein besinnlicher Film kann dann für die richtige Weihnachtsstimmung sorgen. Hier drei Filme, die in der Weihnachtszeit für uns fast unentbehrlich geworden sind und die wir durchaus immer wieder ansehen mögen.

Zunächst eine Komödie, die kaum ein Auge trocken lässt. Dieser Film hat geradezu Tradition bei uns. Vielleicht fehlt ihm die ‚Besinnlichkeit’ des Weihnachtsfestes, aber Lachen soll ja nicht unbedingt schaden:

Schöne Bescherung (USA 1989) mit Chevy Chase – VOX – 24.12.2011 – 20 Uhr 15

Weihnachten steht vor der Tür und wie alle Familien in der Nachbarschaft wollen auch die Griswolds ihr trautes Heim schmücken und es sich pünktlich zum Fest gemütlich machen. Das wichtigste Utensil ist natürlich der Weihnachtsbaum, den Mutter Ellen, Vater Clark und die beiden Kinder Audrey und Rusty nach längerer Suche in einem Wald finden. Leider hat der schusselige Clark die Säge vergessen und so muss das gute Stück wohl oder übel ausgegraben werden. Zu Hause angekommen setzen sich die Schwierigkeiten fort, denn beim Aufstellen des unhandlichen Baumes geht die eine oder andere Scheibe zu Bruch. Doch damit nicht genug: Clark möchte, dass das ganze Haus im hellen Schein erstrahlt und schmückt das Haus mit Lichterketten aus mehreren tausend Glühbirnen. Der erste Versuch, die Lichterketten anzuschalten, schlägt fehl. Doch wenig später gelingt es den Griswolds durch Zufall, ihr Haus vollständig zu illuminieren. Natürlich ahnen sie nicht, dass im nahegelegen Atomkraftwerk eigens ein zweiter Reaktor in Betrieb genommen werden musste. Kaum ist diese Hürde genommen, plant Clark sofort ein weiteres Projekt zur Verschönerung des Hauses: Er erwartet von seinem Chef einen Weihnachtsbonus, mit dem er einen Swimming Pool im Garten bauen möchte. Leider entpuppt sich dieser Bonus keineswegs als Finanzspritze, sondern lediglich als ein Gutschein für einen Kochkurs. Dies bringt nicht nur Clark, sondern auch seinen völlig verrückten Vetter Eddie auf die Palme, der seine Solidarität mit Clark auf seine ganz eigene Art zum Ausdruck bringt: Kurzerhand entführt er Clarks Chef und verschleppt ihn in das Haus der Griswolds. Leider lässt sich Clarks Chef trotzdem nicht dazu bringen, den Bonus auszuzahlen. Stattdessen umstellt und stürmt die Polizei das Haus der Griswolds…


Schöne Bescherung

Die Titel verraten es bereits. Es sind zwei Liebes-Komödien, romantisch, immer auch witzig, eben echtes Popcorn-Kino und genau richtig zur Weihnachtszeit (aber nicht nur):

Tatsächlich … Liebe (GB/USA 2003) mit Hugh Grant, Keira Knightley, Emma Thompson – ZDF – 25.12.2011 – 14 Uhr 50

London Heathrow: Der gigantische Flughafen gilt nicht gerade als Ort der Romantik. Stress und Hektik bestimmen das Treiben zwischen Terminals und Rollbahn. Doch wer einmal einen genaueren Blick in die Ankunftshalle wagt, wird sie finden: Freunde, Verwandte und Verliebte, die sich nach Zeiten der Trennung leidenschaftlich in die Arme fallen. Tatsächlich Liebe ist einfach überall! Ein abgetakelter Schlagerbarde und sein liebenswerter Manager versuchen, mit einem scheußlichen Remake an bessere Zeiten anzuknüpfen. Ein von seiner Freundin betrogener Schriftsteller verliebt sich in sein portugiesisches Hausmädchen – obwohl sie nicht ein Wort Englisch versteht. Familiäre Routine treibt einen gestressten Verlagsleiter geradewegs in die Arme seiner verführerischen Sekretärin. Und dessen Frau befürchtet, dass sie ihren Ehemann nun endgültig verliert. Ein Zehnjähriger ist das erste Mal verliebt – und sein Stiefvater kann das erste Mal wieder nach dem Tod seiner Frau an die Liebe glauben. Ein Hochzeitsvideo bringt ans Licht, dass der beste Freund des frischgebackenen Ehemanns unsterblich in dessen Frau verliebt ist. Ein bei den Girls erfolgloser Aufschneider ist fest davon überzeugt, in den USA als unwiderstehlicher Liebhaber Karriere machen zu können. Eine schüchterne Angestellte bringt es einfach nicht übers Herz, ihrem Arbeitskollegen zu zeigen, was sie seit Jahren für ihn fühlt. Ein Pärchen lernt sich ausgerechnet am Set eines Pornodrehs kennen. Und last but not least verliebt sich der neue und noch ziemlich chaotische Premierminister Hals über Kopf ausgerechnet in eine Bedienstete. Sie alle erfahren die Macht der Liebe mit allen Verlockungen und Enttäuschungen, allem Glück und allem Leid, aller Energie und allem Frust. Sie alle stürzen sich ins Chaos der Gefühle und erleben schließlich ihr ganz persönliches Wunder.


Tatsächlich … Liebe

Liebe braucht keine Ferien (USA 2006) mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jack Black – ZDF – 25.12.2011 – 16 Uhr 50

Sitzengelassen, enttäuscht, hintergangen. Das dürfte auf den ersten Blick wohl alles sein, was die urbane Medienfrau Amanda (Cameron Diaz) aus Los Angeles und die Londoner Journalistin Iris (Kate Winslet) aus der englischen Provinz verbindet. Dennoch bringt sie die Suche nach absolut männerfreien Weihnachtsfeiertagen und zwei Wochen Erholung für den emotionalen Haushalt zusammen und auf die gleiche Lösung: ein Wohnungstausch auf Zeit. Sie tauschen die Seiten des Atlantiks, Häuser, Autos und irgendwie ihr Leben. Nur damit, dass der Tapetenwechsel auch für eine neue Liebe sorgt, hätten sie nie gerechnet. Neben der Begegnung mit regionalen Gepflogenheiten wartet so in England der unwiderstehliche Charme Grahams (Jude Law) auf Amanda während Iris in Amerika von Miles‘ (Jack Black) herzlichem Ungestüm verführt wird.


Liebe braucht keine Ferien

Frohe Weihnachten 2011

 

 

 

Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2012

Allen Freunden, Bekannten, Verwandten und Besuchern meines Weblogs wünsche ich ein geruhsames Weihnachtsfest 2011 und einen gelungenen Start ins Neue Jahr 2012.

Mancher Leute Verhältnis zu Weihnachten ist wie das vom Krümelmonster zur Bäckerei; der eine mag Kekse, Kekse, der andere Geschönke, Geschönke. So wünsche ich Euch allen sinnvolle Geschenke (Geschönke), eine fette Weihnachtsgans – und möge Euer schrille Weihnachtsbaum nicht in Flammen aufgehen.

Fliegender Weihnachtsmann

Fröhliche Weihnachten 2011 - Euer Willi

Fliegender Weihnachtsmann

In diesem Sinne grüßen auch die Weihnachtsmänner dieser Welt:


Weihnachtsmänner aus deutschen Landen

Vorweihnachtszeit (10): Weihnachten 1932 in Wasserburg/Bodensee

Die Bescherung fand, weil auf das Klavier nicht verzichtet werden konnte, im Nebenzimmer statt. Das heißt, Josef und Johann hatten erst Zutritt, als der Vater am Klavier Stille Nacht, heilige Nacht spielte. Der Einzug ins Nebenzimmer geschah durch zwei Türen: von der Wirtschaft her zogen, ihre Gläser in der Hand, die vier letzten Gäste hinter Elsa herein. Hanse Luis, der Schulze Max, Dulle und Herr Seehahn. Durch die Tür vom Hausgang her zogen Josef, Johann, Niklaus und der Großvater ein. Zuletzt Mina, die Prinzessin und die Mutter, sie kamen aus der Küche.

Immer an Weihnachten trug Herr Seehahn am grünen Revers seiner gelblichen Trachtenjacke den Päpstlichen Hausorden, den er bekommen hatte, weil er als Marinerevolutionär in München zum päpstlichen Nuntius, den er hätte gefangen nehmen sollen, gesagt hatte: Eminenz, wenn Sie mit mir kommen, sind Sie verhaftet, wenn Sie die Hintertür nehmen, sind Sie mir entkommen.

Dulle war wohl von allen am weitesten von seiner Heimat entfernt. Dulle war aus einem Ort, dessen Name in Johanns Ohren immer klang, als wolle man sich über Dulle lustig machen. Niemals hätte Johann in Dulles Gegenwart diesen Namen auszusprechen gewagt. Buxtehude. Dulle sprach anders als jeder andere im Dorf. Er hauste in einem Verschlag bei Frau Siegel, droben in Hochsträß, direkt an der frisch geteerten Landstraße. Dulle war Tag und Nacht unterwegs. Als Fischerknecht und als Durstiger. Oder hinter Fräulein Agnes’ Katzen her. Adolf behauptete, Dulles Verschlag, Wände und Decke, sei tapeziert mit Geldscheinen aus der Inflation. Hunderttausenderscheine, Scheine für Millionen, Milliarden, Billionen. Eine Zeitung habe, sagte Adolf, 1923 sechzehn Milliarden Mark gekostet. Immer wenn Johann von dieser Inflation etwas hörte, dachte er, das Land hat Fieber gehabt damals, 41 oder 42 Grad Fieber müssen das gewesen sein.

Der Schulte Max war nirgendwo her beziehungsweise überall her, eben vom Zirkus. Er nächtigte im Dachboden des von zugezogenen Fischerfamilien bewohnten Gemeindehauses, und zwar auf einem Lager aus alten Netzen.

Verglichen mit den Schlafstätten von Dulle und Schulze Max, war das, was Niklaus droben im Dachboden als Schlafstatt hatte, eine tolle Bleibe. Niklaus hatte ein richtiges Bett so mit alten Schränken umstellt, daß eine Art Zimmer entstand. Niklaus war für Johann interessant geworden, als Johann ihm einmal zugeschaut hatte, wie er seine Fußlappen über und um seine Füße schlug und dann in seine Schnürstiefel schlüpfte. Die Socken, die Mina ein Jahr zuvor für Niklaus gestrickt und unter den Tannenbaum gelegt hatte, hatte er einfach liegen lassen. Als Mina sie ihm in die Hand drückten wollte, hatte er den Kopf geschüttelt. Niklaus sprach selten. Mit Nicken, Kopfschütteln und Handbewegungen konnte er, was er sagen wollte, sagen. Wenn er meldete, daß Freifrau Ereolina von Molkenbuer drei Zentner Schwelkoks und Fräulein Hoppe-Seyler zwei Zentner Anthrazit bestellt hatten, merkte man, daß er keinerlei Sprachfehler hatte. Er sprach nicht gern. Sprechen war nicht seine Sache.

Unterm Christbaum lagen für Josef und Johann hellgraue Norwegerpullover, fast weiß und doch nicht weiß, silbergrau eigentlich. Mit graublauen, ein bißchen erhabenen Streifen. Aber auf der Brust zwei sehr verschiedene Muster, eine Verwechslung war zum Glück ausgeschlossen. Josef zog seinen sofort an. Johann hätte seinen lieber unterm Christbaum gesehen, aber weil alle sagten, er solle seinen doch auch probieren, zog er ihn an. Johann mußte, als er spürte, wie ihn dieser Pullover faßte, schnell hinaus, so tun, als müsse er auf den Abort, aber er mußte vor den Spiegel der Garderobe im Hausgang, er mußte sich sehen. Und er sah sich, silbergrau, fast bläulich erhabene Streifen, auf der Brust in einem Kreis ein Wappen. Königssohn, dachte er. Als er wieder hineinging, konnte er nicht ganz verbergen, wie er sich fühlte. Mina merkte es. Der steht dir aber, sagte sie.

Dieser Pullover waren aus dem Allgäu gekommen, von Anselm, dem Vetter genannten Großonkel.

Zu jedem Geschenk gehörte ein Suppenteller voller Plätzchen, Butter-S, Elisen, Lebkuchen, Springerle, Zimtsterne, Spitzbuben, Makronen.

Die Mutter sagte zu Mina hin und meinte die Plätzchen: Ich könnt ’s nicht. Johann nickte heftig, bis Mina bemerkte, daß er heftig nickte. Er hatte letztes Jahr von Adolfs Plätzchenteller probieren dürfen. Bruggers Plätzchen schmeckten alle gleich, von Minas Plätzchen hatte jede Sorte einen ganz eigenen Geschmack, und doch schmeckten alle zusammen so, wie nur Minas Plätzchen schmecken konnten. In diesem Jahr lag neben Johanns und Josefs Teller etwas in Silberpapier eingewickeltes Längliches, und aus dem Silberpapier ragte ein Fähnchen, darauf war ein rotes Herz gemalt und hinter dem Herz stand –lich. Über dem Herz stand: Die Prinzessin grüßt. Josef probierte schon, als Johann noch am Auspacken war. Nougat, sagte er. Richtig, sagte die Prinzessin. Toll, sagte Josef. Johann wickelte seine Nougatstange unangebissen wieder ein.

Für Mina und Elsa gab es Seidenstrümpfe. Beide sagten, daß das doch nicht nötig gewesen wäre. Für Mina lag noch ein Sparbuch dabei. Mit einem kleinen Samen, sagte die Mutter. Bei der Bezirkssparkasse. Die gehe nicht kaputt. Mina sagte kopfschüttelnd: O Frau, vergelt ’s Gott! Für die Prinzessin lagen mehrere Wollstränge in Blau unter dem Baum. Sie nahm sie an sich, salutierte wie ein nachlässiger Soldat mit dem Zeigefinger von der Schläfe weg und sagte: Richtig. Und zu Johann hin: Du weißt, was dir bevorsteht. Johann sagte auch: Richtig! Und grüßte zurück, wie sie gegrüßt hatte. Er mußte immer abends die Hände in die Wollstränge stecken, die die Prinzessin dann, damit sie nachher stricken konnte, zum Knäuel aufwickelte. In jeder feien Minute strickte sie für ihren Moritz, den sie einmal im Monat in Ravensburg besuchen durfte; aber allein sein durfte sie nicht mit dem Einjährigen. Die Mutter des Siebzehnjährigen, der der Kindsvater war, saß dabei, solange die Prinzessin da war. Nach jedem Besuch erzählte die Prinzessin, wie die Mutter des Kindsvaters, die selber noch keine vierzig sei, sie keine Sekunde aus den Augen lasse, wenn sie ihren kleinen Moritz an sich drückte. Die Prinzessin, hieß es, sei einunddreißig. Sie hatte jedem etwas neben den Teller gelegt, und jedesmal hatte sie ihr Herz-Fähnchen dazugesteckt. Für Elsa eine weiße Leinenserviette, in die die Prinzessin mit rotem Garn ein sich aufbäumendes Pferd gestickt hatte. Für Mina zwei Topflappen, in einem ein großes rotes A, im anderen ein ebenso großes M. Für Niklaus hatte sie an zwei Fußlappen schöne Ränder gehäkelt. Für Herrn Seehahn gab es ein winziges Fläschchen Eierlikör. Für die Mutter einen Steckkamm. Für den Vater ein Säckchen mit Lavendelblüten. Für den Großvater ein elfenbeinernes Schnupftabakdöschen. Johann, sagte sie, geh, bring ’s dem Großvater und sag ihm, Ludwig der Zweite, habe es dem Urgroßvater der Prinzessin geschenkt, weil der den König, als er sich bei der Jagd in den Kerschenbaumschen Wäldern den Fuß verstaucht hatte, selber auf dem Rücken bis ins Schloß getragen hat. Alle klatschten, die Prinzessin, die heute einen wild geschminkten Mund hatte, verneigte sich nach allen Seiten. Johann hätte am liebsten nur noch die Prinzessin angeschaut. Dieser riesige Mund paßte so gut unter das verrutschte Glasauge. Für Niklaus lagen wieder ein Paar Socken und ein Päckchen Stumpen unterm Baum. Die Socken, es waren die vom vorigen Jahr, ließ er auch diesmal liegen. Die Stumpen, den Teller voller Plätzchen und die umhäkelten Fußlappen trug er zu seinem Platz. Im Vorbeigehen sagte er zur Prinzessin hin: Du bist so eine. Sie salutierte und sagte: Richtig. Dann ging er noch einmal zurück, zum Vater hin, zur Mutter hin und bedankte sich mit einem Händedruck. Aber er schaute beim Händedruck weder den Vater noch die Mutter an. Schon als er seine Rechte, der der Daumen fehlte, hinreichte, sah er weg. Ja, er drehte sich fast weg, reichte die Hand zur Seite hin, fast schon nach hinten. Und das nicht aus Nachlässigkeit, das sah man. Er wollte denen, die ihn beschenkt hatten, nicht in die Augen sehen müssen. Niklaus setzte sich wieder zu seinem Glas Bier. Nur an Weihnachten, an Ostern und am Nikolaustag trank er das Bier aus dem Glas, sonst aus der Flasche. Johann sah und hörte gern zu, wenn Niklaus die Flasche steil auf der Unterlippe ansetzte und mit einem seufzenden Geräusch leertrank. Wie uninteressant war dagegen das Trinken aus dem Glas. Niklaus setzte auch jede Flasche, die angeblich leer aus dem Lokal zurückkam und hinter dem Haus im Bierständer auf das Brauereiauto wartete, noch einmal auf seinen Mund; er wollte nichts verkommen lassen.

Der Vater ging zum Tannenbaum und holte ein blaues Päckchen, golden verschnürt, gab es der Mutter. Sie schüttelte den Kopf, er sagte: Jetzt mach ’s doch zuerst einmal auf. Eine indische Seife kam heraus. Und Ohrringe, große, schwarz glänzende Tropfen. Sie schüttelte wieder den Kopf, wenn auch langsamer als vorher. Für den Großvater lag ein Nachthemd unter dem Baum. Er sagte zu Johann, der es ihm bringen wollte: Laß es nur liegen. Als letzter packte der Vater sein Geschenk aus. Lederne Fingerhandschuhe, Glacéhandschuhe, sagte der Vater. Damit könnte man fast Klavier spielen, sagte er zu Josef. Und zog sie an und ging ans Klavier und ließ schnell eine Musikmischung aus Weihnachtsliedern aufrauschen. Hanse Luis klatschte Beifall mit gebogenen Händen; das war, weil er seine verkrümmten Handflächen nicht gegen einander schlagen konnte, ein lautloser Beifall. Er sagte: Was ischt da dagege dia Musi vu wittr her. Er konnte sich darauf verlassen, daß jeder im Nebenzimmer wußte, Radio hieß bei Hanse Luis Musik von weiter her. Dann stand er auf und sagte, bevor er hier auch noch in eine Bescherung verwickelt werde, gehe er lieber. Es schneie immer noch, er solle bloß Obacht geben, daß er nicht noch falle, sagte die Mutter. Kui Sorg, Augusta, sagte er, an guate Stolperer fallt it glei. Er legte einen gebogenen Zeigefinger an sein grünes, randloses, nach oben eng zulaufendes Jägerhütchen, das er nie und nirgends abnahm, knickte sogar ein bißchen tänzerisch ein und ging. Unter der Tür drehte er sich noch einmal um, hob die Hand und sagte, er habe bloß Angst, er sei, wenn es jetzt Mode werde, statt Grüßgott zu sagen, die Hand hinauszustrecken, dumm dran, weil er so krumme Pratzen habe, daß es aussehe wie die Faust von denen, die Heil Moskau schrieen. Und dann in seiner Art Hochdeutsch: Ich sehe Kalamitäten voraus, Volksgenossen. Und wieder in seiner Sprache: Der sell hot g’seet: No it hudla, wenn ’s a ’s Sterbe goht. Und mit Gutnacht miteinand war er draußen, bevor ihm die Prinzessin, was er gesagt hatte, in Hochdeutsch zurückgeben konnte. Elsa rannte ihm nach, um ihm die Haustür aufzuschließen. Dann hörte man sie schrill schreien: Nicht, Luis … jetzt komm, Luis, laß doch, Luiiiis! Als sie zurückkam, lachte sie. Der hat sie einreiben wollen. Johann staunte. Daß Adolf, Paul, Ludwig, Guido, der eine Helmut und der andere und er selber die Mädchen mit Schnee einrieben, sobald Schnee gefallen war, war klar; nichts schöner, als Irmgard, Trudl oder Gretel in den Schnee zu legen und ihnen eine Hand voll Schnee im Gesicht zu zerreiben. Die Mädchen gaben dann Töne von sich wie sonst nie. Aber daß man so eine Riesige wie Elsa auch einreiben konnte! Hanse Luis war einen Kopf kleiner als Elsa. Kaum war Elsa da, erschien Hanse Luis noch einmal in der Tür und sagte: Dr sell hot g’sell, a Wieb schla, isch kui Kunscht, abe a Wieb it schla, desch a Kunscht. Und tänzelte auf seine Art und war fort. Die Prinzessin schrie ihm schrill, wie gequält nach: Ein Weib schlagen, ist keine Kunst, aber ein Weib nicht schlagen, das ist eine Kunst. Der Dulle hob sein Glas und sagte, Ohne dir, Prinzessin, tät ich mir hier im Ausland fühlen.

Die Bescherung war vorbei, jetzt also die Lieder. Schon nach dem ersten Lied, Oh du fröhliche, oh du selige, sagte der Schulze Max zur Mutter, die beiden Buben könnten auftreten. Der Vater hatte die Glacéhandschuhe wieder ausgezogen und spielte immer aufwendigere Begleitungen. Nach Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n sagte der Schulte Max zu Dulle: Auf diese Musikanten trinken wir noch ein Glas. Wenn du einverstanden bist. Dulle nickte heftig. Dann gehen wir aber, sagte der Schulze Max. Dulle nickte wieder. Wieder heftig. Der Schulze Max: Wir wollen überhaupt nicht anwachsen hier. Dulle schüttelte den Kopf ganz heftig. Der Schulze Max: Heute schon gar nicht, stimmt ’s? Dulle nickte so heftig, daß er danach seine Brille wieder an ihren Platz hinaufschieben mußte. Der Schulze Max: Auch eine Wirtsfamilie will einmal unter sich sein, stimmt ’s? Dulle nickte wieder, hielt aber, damit er heftig genug nicken konnte, schon während des Nickens die Brille fest. Der Schulze Max: Und wann möchte, ja, wann muß eine Familie ganz unter sich sein, wenn nicht am Heiligen Abend, stimmt ’s? Dulle nahm, daß er noch heftiger als zuvor nicken konnte, seine Brille ab. Der Schulze Max: Und was haben wir heute? Dulle, mit einer unglaublich zarten, fast nur noch hauchenden Stimme: Heilichabend. Der Schulze Max, sehr ernst: Daraus ergibt sich, sehr, sehr verehrte Frau Wirtin, daß das nächste Glas wirklich das letzte ist, das letzte sein muß.

aus: Martin Walser: Ein springender Brunnen (suhrkamp taschenbuch 3100 – 1. Auflage 2000 – S. 92- 96, S. 98-101)

Vorweihnachtszeit (9): Ry Cooder – Christmas in Southgate

Wer ins Alter kommt, der beginnt Denkmäler zu bauen – meist für sich selbst. Ry Cooder, der Musiker und Musikethnologe, ist nun auch schon fast 65 Jahre alt. Aber die Denkmäler, die er baut, sind die für andere. Was die Gebrüder Grimm für die deutsche Märchenwelt waren, das ist Ry Cooder für die amerikanische Musiktradition. Er zeichnet auf, und da er so nebenbei noch ein außergewöhnlicher Musiker ist, entstehen Musikalben, die es in sich haben.

Zurück in seiner Heimatstadt Los Angeles erzählte Cooder in seinem 2005 erschienenen Album “Chávez Ravine” die Geschichte des gleichnamigen mexikanischen Viertels, das in den 50er Jahren in der L.A. Hillside blühte – und Stadtplanern und ihren Bulldozern weichen musste. Heute steht dort das Stadion der “Dodgers”. Es ist ein Konzeptalbum über klassische L.A./Hispanic/Pachuco-Legenden um Not, Korruption, Politik, die ‘Rote Gefahr’, groß und klein, Nachbarschaft gegen große Companys – alles auf einmal.

Pünktlich zu Weihnachten 2007, also vor 4 Jahren, erschien sein Album: My Name Is Buddy mit dem Untertitel „Another Record by Ry Cooder“. Es war wieder ein Konzeptalbum geworden und eine Fabel besonderen Ausmaßes: Buddy, die Katze, und Lefty, die Maus (oder Ratte, wie man es nimmt) werden Freunde – und anhand dieser beiden werden die Geschichten der Arbeiter und der Armen Amerikas erzählt, die ansonsten langsam dem Vergessen anheim fallen würden. Nur soviel: Es ist eine komisch-ernste und traurig-fröhliche Geschichte. Schon allein die Texte sind ein Geniestreich von Ry Cooder.

Komme und bleibe ich bei der Musik: Ry Cooder ist nach diversen Ausflügen in die Weltmusik in seine Heimat zurückgekehrt: das Amerika des Folks und des Bluegrass, des Blues und des Rocks. Aber Cooder wäre nicht Cooder, würde er das neue Album nicht auch mit musikalischen Exkursionen wie TexMex, Pop-Soul-Gospel oder Jazz schmücken. Alles in allem sind es scheinbar “alte” Songs aus einem Repertoire, das Cooder Zeit seines Lebens faszinierte. Aus der Feder Ry Cooders werden die Lieder allerdings zu einer “Modern Folk Music” von seiner besten Seite.

Der Blues-Heroe Pops Staples meinte einmal über Ry Cooder: “Immer, wenn ich ihn höre, bekomme ich eine Gänsehaut. Er gräbt einen alten Song aus, den meine Eltern mir einst beibrachten, und ich habe das Gefühl, die Zeit dreht sich zurück.”

Und anderswo las ich über Cooder: “Seine Saitenarbeit weist alle anderen Gitarristen in die Schranken und ist dabei so unauffällig, dass es schon unverschämt ist.” Dem kann ich mich nur anschließen. Für mich ist Ry Cooder einer der größten Gitarristen dieser Welt. Seine Musik ein Bestandteil meines Lebens. Und schön ist es zu wissen, dass es mit ihm auch noch den ‘anderen’ US-Amerikaner gibt.

Warum diese lange Vorrede? Da Weihnachten vor der Türe steht, hier das Lied “Christmas in Southgate”, in dem es aber u.a. heißt: “I’d even give up drinking whiskey and gin – If Jesus and Santa ever get back down to Southgate again”, ein Lied in einem 3/4-Takt, selbst für Cooder eher ungewöhnlich:

Ry Cooder: Christmas in Southgate

You got no credit and I’ve got no cash
That bonus they gave us were nothing but trash
You been laid off at Goodyear, I been laid off at Hughes
It looks like a bad year, there just ain’t no use
“Cause it’s Christmas in Southgate, you been a true friend
I ain’t never been much of a church going man
But I’d even give up drinking whiskey and gin
If Jesus and Santa ever get back down to Southgate again


Ry Cooder: Christmas in Southgate

Well, the telephone rang and it jumped off the wall
Says, we’re sorry, Buddy, but we can’t place your call
‘Cause Jesus don’t answer, Santa ain’t got back yet
what’s a poor old Red Cat got a right to expect?
So I called up my banker to ask for a loan
Said, it’s Christmas Eve, Buddy, there ain’t no one home
Then I called up my preacher and he said, We’re through
What the heck is a poor old Red Cat gonna do?

I’d work any job just to clear a day’s pay
Except for being President of the old USA
That’s dirty work, Lefty, no future, it’s true
I’d rather drink up my last nickel with you

Chorus

Lyrics mit Akkord-Angaben (zum geneigten Mitklampfen): My Name is Buddy

Saisonhalbzeit

Winterpause in der Fußballbundesliga. Halbzeit in der Saison. Die Bayern führen erwartungsgemäß, zeigen aber immer wieder Schwächen. Und Werder Bremen ist auf Platz fünf. Immerhin.

Diesen fünften Platz haben die Bremer aber weniger einer konstant guten Leistung zu verdanken. Weil die nachfolgenden Mannschaften auch immer wieder Spiele ins Wasser setzen, konnte sich Werder oben halten. Dafür sind die Plätze eins bis vier, die für eine Teilnahme an der Champions League in der nächsten Saison berechtigen, allerdings auch schon in ziemlich weite Ferne gerückt.

Einzig zu Hause konnte der SV Werder bisher überzeugen. In der Fremde gab es zuletzt eine Klatsche nach der anderen. Man könnte meinen, jeweils zwei völlig verschiedene Mannschaften auflaufen zu sehen. So ganz stimmt das aber auch nicht. Manches Spiel auf eigenem Platz wurde mit einigem Glück gewonnen.

Was ist los? Das fragen sich Trainer Thomas Schaaf und Werder-Chef Klaus Allofs sowie (hoffentlich) der eine oder andere Spieler sicherlich auch. Die kollektive Verweigerung in den Auswärtsspielen ist kaum zu erklären. Und wie das im nächsten Jahr weitergehen soll, weiß kein Mensch. Die Fans sind inzwischen stinke-sauer.

Inzwischen sind Schaaf und Allofs über zwölfeinhalb Jahre in ihren Ämtern. Ohne Zweifel haben beide vieles dazu beigetragen, dass die Mannschaft in diesen Jahren (klammern wir einmal die letzte Saison aus) vorn mitgespielt hat. Aber die Zeichen stehen auf Sturm, der Daumen zeigt nach unten. Der jetzige fünfte Platz kann gewaltig täuschen. So darf und muss gefragt werden, ob das Duo Schaaf/Allofs wirklich noch das Richtige ist. Beide haben nach einigen Querelen erst jetzt ihre Verträge verlängert. Auch ihr Marktwert ist längst im Keller. Die Fragen lauten: Erreicht Thomas Schaaf die Mannschaft überhaupt noch? Und muss man Klaus Allofs nicht eine Menge Fehleinkäufe vorwerfen?

Einer die wichtigsten Leistungsträger ist Claudio Pizarro. Dieser kokettiert verständlicherweise mit einem Vereinswechsel. Denn in der nächsten Saison will er auf jeden Fall international spielen. Und ob Werder es in eine der europäischen Wettbewerbe schafft, ist eben sehr fraglich. Wenn nicht, dann ist Pizarro weg. Da frage ich mich, ob es nicht besser ist, ihn jetzt zur Winterpause bereits abzugeben. Dann bekäme man für ihn noch eine nicht unerheblich hohe Ablösesumme. Im Sommer gibt’s nur Pustekuchen. Und der Jüngste ist Pizarro auch nicht mehr (außerdem waren seine Leistungen in Auswärtsspielen auch nicht die besten).

Ohne Zweifel hat die Mannschaft einiges Potential, dass sie allerhöchstens in Heimspielen abruft. Da gibt es jede Menge Tatente, auch solche, die langsam älter geworden sind und sich unter Schaaf nicht wesentlich weiterentwickelt haben. Marin ist das Beispiel schlechthin. Er ist zwar ein begnadeter Trippler, verheddert sich aber immer wieder – und ist so eher kontraproduktiv. Bei allem Wohlwollen, aber auch Arnautovic ist für mich eine Pleite. Der Mann hat es zwar in den Schenkeln, nicht aber im Kopf. Manchmal braucht es aber auch an Verstand. Was ist mit Wesley oder mit Denni Avdic? Kaum gespielt und dauerverletzt. Und Mehmet Ekici ist auch noch sehr weit davon entfernt, den in ihn gesetzten Erwartungen zu entsprechen.

Schaaf und Allofs hat Werder erst einmal weiterhin an den Hacken. Neue Spieler wird es nicht geben. Wie soll es also weitergehen? Woher will man den frischen Wind nehmen, der jetzt notwendig ist, um wenigstens ansatzweise an alte Spielweisen anzuknüpfen? Vielleicht ein kleiner Tipp an Mannschaft und Betreuer: Haut vor einem Spiel nicht immer so auf die Pauke. Vor dem Spiel auf Schalke hatte ich den Eindruck, dass man sich nur über die Höhe des Sieges nicht einig war. Das es dann eine 0:5-Klatsche wurden sollte, hatte keiner auf dem Zettel. Backt kleinere Brötchen, dafür aber wohlschmeckende …!

Herr Wulff und sein Kredit: Yes, he can …

„Man muss selber wissen, was man macht und das muss man verantworten. Und das kann ich.“ (Quelle: zdf.de) Yes, he can … Ist das nicht toll? Schön, Herr Wulff, dass Sie den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Nur: solche Allgemeinplätze kennt jedes Kind. Aber Sie können es noch besser: Das Wesentliche in seinem Amt sei, „dass man die Dinge bewertet, beurteilt und dann dazu steht und dann auch unterscheidet, wo ist etwas real und wo ist etwas mit sehr viel Staub aufwirbeln verbunden.“ (Quelle: zdf.de)

Jetzt wissen wir endlich, warum Frau Merkel Sie als Bundespräsidenten haben wollte. Keiner drückt so präzise und doch allgemeinverständlich das aus, was jeder Mensch von Haus aus weiß. Sie bewerten und beurteilen also die Dinge. Warum lassen Sie uns aber nicht teilhaben an Ihren Beurteilungen? Finanz- und Eurokrise, man könnte den Eindruck haben, dass das Ihnen ‚am Arsch’ vorbeigeht. Sie schweigen lieber. Da kann man nichts Falsches sagen.

Schön, dass Sie jetzt Ihre Urlaubslisten veröffentlicht ließen. Gratisurlaub also ‚bei Freunden’. Wen interessiert das, Herr Wulff? Das Sie es bestens verstehen, sich erfolgreich durchs Leben zu schnorren, wissen wir nun.

Es ist nicht dieses Skandälchen um einen Kredit, der mich erregt, obwohl ich es von Herrn Wulff instinktlos finde, wie er sich mit dem Kredit einer zwar rechtlich nicht anfechtbaren, moralisch jedoch äußerst bedenklichen Vorteilsnahme bedient hat. Sie selbst sind der Skandal, Herr Wulff. Will man Ihnen ans Leder, so plärren sie laut heraus. Ansonsten schweigen Sie meist. Ihr Einfluss auf die alltägliche Politik sollte darin bestehen, sich zu den großen Themen zu äußern, kluge Gedanken von sich zu geben. Wenn Frau Merkel meint, die Europäische Union sei nur dazu da, verschuldete Staaten zu retten, dann wäre es Ihre Aufgabe, die wichtigeren Fragen zu stellen: Was ist die Strategie Europas? Was ist die Rolle Europas in der Welt?

In seiner verschnupft klingenden Art fehlt Herrn Wulff aber jeglicher Weitblick. Bundespräsidenten glänzten bisher nie durch besonderes Charisma. Aber so farblos wie Herr Wulff war bisher keiner. Bundespräsidenten sollten eine moralische Instanz darstellen. Herr Wulff ist nur ein armes, niveauloses Würstchen.

Ian Anderson im Kloster Maria Laach: God Rest Ye Merry Gentlemen

Am 24. Dezember 2006 übertrug ab 17 Uhr das ZDF „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“, das Weihnachtskonzert des Bundespräsidenten (damals noch Horst Köhler), zu dem auch Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull seinen Beitrag leistete. Das Konzert fand in dem ehrwürdigen Kloster Maria Laach statt. Die Proben zu dem Konzert waren am 15.12.2006, das eigentliche Konzert wurde am 16.12.2006 aufgezeichnet. Ian Anderson & Band” spielten „God Rest Ye Merry Gentlemen”, „Bourreé” und ein Fragment von „Aqualung”.

Ian Anderson im Kloster Maria Laach

German televison celebrates „Christmas with the president“ (the german ‚Bundespräsident‘) every year and 2006 they invited Ian Anderson from the group Jethro Tull to the beautiful monastary Maria Laach to play a few tunes with his band and the youth orchestra Rheinland-Pfalz. The show was recorded on 16.12.2006 (with a public rehearsal on 15.12.2006) and broadcasted on christmas eve, 24.12.2006. Ians set includes „God Rest Ye Merry Gentlemen“.


Ian Anderson & Band: God Rest Ye Merry Gentlemen (2006 im Kloster Maria Laach)