Kategorie-Archiv: Tostedt

Tostedt – Kuh- und Schweinekaff in der Heide – 900 Jahre alt – und Umgebung

Vielleicht mit dem Rad zur Arbeit?

Gestern hatten die Metronom-Züge ihren schwarzen Tag. Dank der metronom Verkehrsmeldungen bei Twitter ist es hinreichend dokumentiert. Beginnen wir zunächst am Sonntag:

Wegen einer Störung auf der Strecke Hamburg-Bremen werden sich die Züge in beide Richtungen leider verspäten.8:38 AM Sep 13th from TwitterFox

Diese Störung soll noch bis Montagvormittag anhalten.8:38 AM Sep 13th from TwitterFox

Wie wahr:

Wegen Bauarbeiten verkehrt der 81149 (plan an Hamburg 9:42) ab Rotenburg mit 14 min Verspätung

Wegen Bauarbeiten verkehrt der 81151 (plan an Hamburg 10:42) ab Rotenburg mit 13 min Verspätung

Wegen Bauarbeiten verkehrt der 81153 (plan an Hamburg 11:41) ab Rotenburg mit 14 min Verspätung

Wegen Bauarbeiten verkehrt der 81155 (plan an Hamburg 12:42) ab Rotenburg mit 22 min Verspätung

Endlich: Die Signalstörung in Oberneuland (Strecke Bremen-Hamburg) ist seit 12:31 Uhr behoben

Dass bereits morgens der ME ab Bremen Hbf. 5:13 ausfiel, der MEr ab Bremen Hbf. 5:18 in Hamburg 10 Minuten Verspätung und – wenn ich meinem Nachbarn Glauben schenken darf – mindestens ein weiterer Zug (Abfahrt ab Tostedt so um die 7 Uhr) ausfiel, wurde leider nicht festgehalten. Twittern ist ganz schön, aber nur so sporadisch bringt es wenig für den Interessierten (immerhin bin ich ein Follower der Metronom-Twitter-Meldungen).

Etwas verwunderlich ist dabei, dass zunächst eine ‚Störung’ gemeldet wurde. Dann waren die Bauarbeiten Schuld. Zuletzt wurde das Kind beim Namen genannt: Signalstörung! Sollte die wirklich fast 26 Stunden (von Sonntag 8:38 bis Montag 12:31) gedauert haben?

Bauarbeiten bei der Bahn

Nun vom 14.09. bis 23.09. sind mir Gleiserneuerungsarbeiten zwischen Ottersberg und Sagehorn bekannt. Immerhin habe ich den Newsletter von Metronom abonniert. Lt. Baustelleninformation wurde vom Netzbetreiber (gemeint ist der Eigentümer des Schienennetzes, irgendein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn) für den gestrigen 14.09. lediglich für den ME 81169 ab Bremen Hbf. 18:28 eine voraussichtliche Verspätung ab Baustelle von 7 Min. gemeldet. Mehr nicht.

Klar, es kam die zusätzliche Signalstörung hinzu. Das erklärt aber immer noch nicht, dass ab 16 Uhr 30 auch nur sehr wenig lief (diesmal ab Hamburg Hbf.). Mein MEr um 16:36 ab Hamburg Hbf. nach Tostedt wurde mit 30 Minuten Verspätung angezeigt (ich fuhr so mit dem ME um 16 Uhr 52, der dann in Tostedt ‚nur’ 6 Minuten verspätet war). Und bei Twitter meldete Metronom:

Wegen einer Störung muss der 36555 (plan ab Hamburg 17:07) von Hamburg nach Winsen leider ausfallen

Das konnte ja nur eine andere Störung sein. Logisch. (Neben herrenloses Gepäckstück und Schienenersatzverkehr schlage ich den Begriff „Störung im Betriebsablauf“ zum Unwort dieses Jahres vor).

Heute nun hatte der besagte Metronom-Zug (ab Bremen Hbf. um 5:13, ab Tostedt 5:56) lediglich 4 Minuten Verspätung, fuhr am Hauptbahnhof in Hamburg statt in Gleis 13 ins Gleis 12 und hielt außerhalb der Bahnhofshalle (kleiner Sprint zur S-Bahn am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen! – allerdings war meine S-Bahn längst weg und ich musste weitere 6 Minuten warten). Bis HH-Harburg war der Zug übrigens noch pünktlich. Auch wenn es im Metronom-Newsletter nicht erwähnt wird. Zwischen Hamburg-Harburg und Hauptbahnhof gibt es natürlich noch eine kleine Baustelle. Bei genauer Betrachtung kann es daran aber nicht gelegen haben.

Mich würde es schon interessieren, warum bereits morgens auf der Strecke zwischen Harburg und HH Hbf. die Züge im Bummeltempo („Blümchen pflücken während der Fahrt verboten!“) fahren. Nicht nur der Zug heute. In den letzten fünf Wochen nach meinem Urlaub hat es bisher kein Zug (der besagte ME ab Bremen Hbf. 5:13) geschafft, pünktlich zu sein. Na, meine metronom Eisenbahngesellschaft GmbH?

Und wenn wir schon bei (ich weiß) dusseligen Fragen sind: Warum fahren alle Bahnen das letzte Stück auf der neu erbauten Pfeilerbahn (kurz vor Hamburg Hbf.) ebenfalls im Bummeltempo? Hat da jemand beim Bau gepfuscht (in der kleinen Ausgangskurve bekommen die Züge eine äußerst merkwürdige Schieflage; bisher ist aber noch kein Fahrgast aus seinem Sitz gerutscht, immerhin).

Warum ich das hier schreibe: Mir ist bewusst, dass das Schienennetz auch zwischen Bremen und Hamburg nach den vielen Jahren endlich ‚restauriert’ werden muss (oder sagt man ‚renoviert’?) Nur nervt es mich nun doch, dass ich mein halbes Arbeitsleben damit zubringe, Verspätungen wegen ‚ewiger’ Baustellen hinnehmen zu müssen. Die Bauarbeiten ab Bremen werden sich sicherlich noch Jahre (bis zu meiner Rente?) hinziehen, oder?

In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen verkehrspolitischen Aspekt hinweisen. Ich berichtete bereits über das Verkehrschaos (Wenn die Brummis durch Tostedt rasen), das voraussichtlich bis zum Jahre 2012 meinen Wohnort heimsucht. Die Autobahnstrecke Bremen-Hamburg ist mehr oder weniger eine einzige Baustelle. Als autofahrender Pendler kann man in Richtung Hamburg (oder auch Bremen) von Tostedt aus natürlich auch stundenlang morgens und stundenlang abends über die Dörfer fahren. Sehr umweltfreundlich. Oder man nimmt gleich das Fahrrad. Durchaus noch umweltfreundlich wäre die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel (z.B. die Bahn, also ab Tostedt den Metronom-Zug). Wären nicht auch da die vielen Baustellen … Okay, Koordination ist in Deutschland ein Fremdwort. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sich Netzbetreiber (bei der Bahn) und Straßenbauämter zuvor abgesprochen hätten. So steht der eine eben morgens wie abends im Stau, während der andere im Regen auf den nächsten verspäteten Zug wartet.

Schüler-Ferien-Ticket 2009

Endlich Ferien! Und wer keine größere Reise unternimmt, muss trotzdem nicht die ganze Zeit zu Hause herumhängen. Es gibt z.B. in Niedersachsen das Schüler-Ferien-Ticket für schlappe 27 Euro, das für Niedersachsen und Bremen gilt! 6 Wochen auf Tour für die ganzen Sommerferien vom 25.06 bis 05.08.2009.

Schüler-Ferien-Ticket 2009

Mit Bussen, Bahnen und Nahverkehrszügen durch ganz Niedersachsen und Bremen … und dazu noch einige attraktive Ermäßigungen oben drauf!

Schöne Ferien!

Wenn die Brummis durch Tostedt rasen

Tostedt liegt ziemlich dicht an der A1, der Autobahn, die Bremen mit Hamburg verbindet. Und da ist immer viel los, besonders jetzt, da die Autobahn zwischen Bremer Kreuz und Buchholzer Dreieck sechsspurig ausgebaut wird. Als Folge vieler Staus auf Höhe der Baustellen nutzen etliche Auto- und Lkw-Fahrer die Bundesstraße B 75 als Umgehungsstraße, die dadurch oft vollgestopft ist. Dieser Zustand soll noch bis Ende 2012 dauern.

Brummis auf der B 75 durch Tostedt

Die B75 führt genau durch Tostedt und verbindet ebenfalls Hamburg mit Bremen. Dabei handelt es sich ursprünglich um eine von 1811 bis 1813 gebaute napoleonische Heerstraße, die einst von Münster nach Hamburg führte. Diese Route Impériale Nr. 3 war die erste ausgebaute Chaussee durch die nordwestdeutsche Tiefebene, sie durchquerte die einst unpassierbaren Moore und ersetzte historische Handelswege über die Geest. Angeblich soll Napoleon so auch einmal in Tostedt genächtigt haben.

siehe auch abendblatt.de: Tostedter wehren sich gegen überfüllte B75

Resolution gegen Extremismus und Gewalt in Tostedt

Die Initiative Jugendlicher, die sich in einem Offenen Brief an die Jugendausschuss-Vorsitzende des Samtgemeinderates Tostedt gewandt hatte, trägt Früchte. In diesem Schreiben werden die Politiker aufgefordert, „öffentlich Stellung gegen einen Naziladen (im Ortsteil Todtglüsingen) und die verstärkten rechtsextremen Strukturen in Tostedt“ zu beziehen.

Zunächst war der Bürgermeister bemüht, das Problem herunterzuspielen und lediglich um das Ansehen des Ortes in der öffentlichen Meinung besorgt. Nachdem sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche Flagge gegen rechtsextremistische Umtriebe zeigten und die Jugend-Initiative in Tostedt ausdrücklich unterstützten, kommt jetzt endlich auch vom Samtgemeinderat ein positives Signal.

Der Rat der Samtgemeinde Tostedt hat in seiner Sitzung am 09. Juni 2009, im vollbesetzten Saal des Gasthauses Wiechern einstimmig die Tostedter Resolution gegen Extremismus und Gewalt verabschiedet. Die Ratsmitglieder stimmten namentlich über die Resolution ab und bekannten sich damit gegen Extremismus und Gewalt einzustehen.

„Wir wehren uns gegen alle Versuche rechts- und linksextremer, rassistischer und fremdenfeindlicher Gruppen, das Bewusstsein insbesondere unserer jugendlichen Bürgerinnen und Bürger in ihrem Sinne zu beeinflussen“, heißt es in der Resolution. Aggressive Aktivitäten gegen Andersdenkende und Minderheiten, unverblümte und ausgrenzende Meinungsmache sei immer häufiger in Tostedt festzustellen.

Um dem entgegenzutreten, seien langfristige und übergreifende Präventionsstrategien erforderlich, heißt es weiter in dem Papier. Es gelte weitere Aktivitäten zu entwickeln, die eine vielfältige, demokratische Zivilgesellschaft stärken.

Als beispielhaft nannten die Kommunalpolitiker „Faustlos-Programme“ für Kindergärten und Grundschulen, Anti-Gewalt-, Streitschlichter und Integrationsprojekte, sowie Argumentationstraining gegen Stammtischparolen und extremistische Sprüche.

In diesem Sinne würden das Forum für Zivilcourage und der Todtglüsinger Sportverein mit seinem Integrationsprojekt bereits eine hervorragende Arbeit leisten. Dieses ehrenamtliche Engagement werde vom Samtgemeinderat weiterhin ebenso unterstützt wie neue Projekte gegen Gewalt und Extremismus.

Forum für Zivilcourage, Tostedt

Ausdrücklich werden in der Resolution Bürger gelobt, die gegen extremistisches Gedankengut eintreten und sich dadurch nicht einschüchtern lassen. Das Parlament ruft daher alle Einwohner, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Verbände auf, sich aktiv für eine soziale, friedliche und tolerante Samtgemeinde einzusetzen. Die Verwaltung wurde außerdem gebeten, dem Rat einmal im Jahr einen Bericht zum Stand der Maßnahmen gegen extremistische Aktivitäten vor Ort zu präsentieren.

„Mit dieser Resolution allein ist es nicht getan“, sagte SPD-Fraktionschef Reinhard Riepshoff. Er betonte: „wir zeigen den Einwohnern damit aber, dass sie mit ihren Ängsten nicht alleine sind!“

siehe auch www.han-online.de

Polnischer Gegenbesuch

Anfang September letzten Jahres war mein Sohn Jan für rund 10 Tage als Austauschschüler im Partnerort von Tostedt, in Lubaczów unweit der Grenze zur Ukraine, zu Besuch. Er war Gast bei Piotr, einem Schüler des Lizeums in Lubaczów. Seit 1996 besteht dieser Schüleraustausch im 2-jährigen Rhythmus, wobei im September das Treffen in Polen, im darauf folgenden Mai/Juni in Deutschland stattfindet.

Am 25. Mai kamen die polnischen Schüler nun zum Gegenbesuch. Zum Programm gehörten u.a. Besuche der Städte Hamburg und Lüneburg. Außerdem waren sie für einen Tag im Heidepark bei Soltau.

Am Pfingstsonntag war Familientag abgesagt. So fuhren wir mit unserem polnischen Gast, jenem Piotr, bei dem unser Sohn im letzten Herbst zu Besuch war, nach Cuxhaven, damit er die Nordsee kennenlernt und hier speziell das Wattenmeer. Während unseres Aufenthalts in Cuxhaven war gerade Ebbe, sodass wir zu Fuß weit ins Wattenmeer hineinlaufen konnten.

Wanderung durchs Watt

Wattwurm

Wanderung durchs Watt

Wattwurm

Wanderung durchs Watt

Wanderung durchs Watt

Wanderung durchs Watt

Fischereihafen von Cuxhaven

Kutschfahrt durchs Watt

Fischereihafen von Cuxhaven

Heute sind sowohl die polnischen Schüler wie ihre deutschen Gastgeber nach Berlin aufgebrochen, um dort bis morgen zu verweilen. Die Polen fahren von dort aus dann per Bus wieder nach Hause zurück.

Nun Piotr sprach etwas Deutsch. Ansonsten klappte die Verständigung auf Englisch ganz gut. Bei anderen Gastschülern gab es da wesentlich größere Probleme mit der Sprache, da diese kaum Deutsch und noch weniger Englisch konnten. So mussten sie sich mit Händen und Füßen verständigen.

siehe meine Beiträge: Ab nach PolenCzesc, Polska!Besuch des KZ Auschwitz-Birkenau

Per Fahrrad zum Evangelischer Kirchentag in Bremen

Heute beginnt in Bremen der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag und endet am Sonntag, den 24. Mai. Die Kirchentagslosung lautet nach 1. Moses 3,9: Mensch, wo bist Du?

Der erste Kirchentag an der Weser wird bunt und maritim. Zu den rund 2500 Veranstaltungen werden 100.000 Menschen erwartet; Veranstaltungen mit Abendgebeten und Diskussionen. Mit Musik und Vorträgen. Mit liturgischen Abenden, packenden Open Airs, einem Zentrum für Jugend und einem für Kinder (Programmheft als PDF – Stand: 01.03.2009 zum Download: 2,8 MB groß– aktuelle Datenbank online).

Mit dem Rad zum Kirchentag in Bremen

Mein Sohn Jan hat sich bereits gestern Abend mit der Evangelischen Jugend aus Tostedt per Fahrrad mit Zwischenhalt in Lauenbrück auf den Weg nach Bremen gemacht. In Achim, Syke, Delmenhorst und Lilienthal sammelten sich die Teilnehmer, um am heute Morgen in einer Sternfahrt nach Bremen aufzubrechen. Dort werden die Radreisegruppen von Bremens Umweltsenator Dr. Reinhard Loske, dem Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen sowie dem Komponisten, Sänger und Musiker Fritz Baltruweit begrüßt. Bremen ist nämlich eine fahrradfreundliche Stadt mit vielen Radwegen.

Mensch wo bist du? – Auf dem Rad gewesen!
Rund 50 Jugendliche aus dem Kirchenkreis Hittfeld fuhren vom 19. – 24. Mai 2009 auf dem Rad zum Kirchentag nach Bremen

Mensch, wo bist Du? – Auf dem Rad, Herr!

siehe auch: Kirchentag bei Radio Bremen (Bremen vier)

siehe auch: Evangelischer Kirchentag in Köln 2007

Die Kirche zeigt Flagge gegen Rechts

Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche zeigen Flagge gegen rechtsextremistische Umtriebe und unterstützen die Jugend-Initiative in Tostedt, die sich in einem Offenen Brief an die Politik gewandt hatte.

„Die Samtgemeinde Tostedt muss jetzt hart durchgreifen“, fordert der stellvertretende Pastoralrats-Vorsitzende der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, Matthias Kurrig, auf Anfrage. Alle gesetzlichen Möglichkeiten müssten ausgeschöpft werden (siehe: Gemeinsam gegen braunen Sumpf).

Und auch der Kirchenkreis Hittfeld der evangelischen Kirche bezieht eine eindeutige Position angesichts der jüngsten Eskalation in Tostedt. Die Pastorenschaft, die Diakone, der Kreisjugenddienst wie alle Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes stellen sich einmütig hinter die Forderung der Tostedter Jugendlichen, die ein entschlossenes gesellschaftliches Handeln gegen rechte Umtriebe einfordern (siehe: Kirchenkreis Hittfeld zeigt Flagge gegen Rechts); u.a. heißt es dort:

Der Kirchenkreis warnt vor jeder Form der Verharmlosung und Verdrängung. So sei es bei aller demokratischen Freiheit auch nicht hinzunehmen, dass der Eindruck entstehen könnte, die rechte Szene sei ein zu akzeptierender Teil der Gesellschaft, betonte Jäger. Von den öffentlich Verantwortlichen müssten unmissverständliche Signale ausgehen, um deutlich zu machen, dass die Zivilgesellschaft in großer Breite dem rechten Angriff auf die Demokratie widersteht.

Die neue Rechte sei gezielt auf der Suche nach Kontakten hinein in die bürgerliche Gesellschaft, so Jäger. Diese Taktik gelte es zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Vom oft noch vorherrschenden Bild des Neonazis in Springerstiefeln mit kahlgeschorenem Kopf müsse man sich verabschieden. Es sei eine zweite Generation von Neonazis unterwegs, die oft nicht leicht zu identifizieren sei.

„Den netten, weichgespülten Nazi von nebenan aber gibt es nicht“, betonte der Superintendent. Die Erscheinungsform habe sich verändert, die menschenverachtenden Inhalte seien jedoch die gleichen geblieben.

Der Kirchenkreis mahnt, den Blick in dieser Hinsicht zu schärfen und Zivilcourage zu zeigen. So sei es andernorts durch Aufklärung und breite Bündnisse von Kirchen, Politik, Gewerkschaften und Verbänden bereits gelungen, die schleichende Integration rechter Gedanken in die Schranken zu weisen. Insbesondere durch intensive Jugendarbeit in Vereinen und Organisationen könne erreicht werden, dass die Anfälligkeit für stumpfe, simple und ewiggestrige Parolen abnehme.

Auf dem rechten Auge stark kurzsichtig

Die Zunahme rechtsgerichtete Ansichten bei den Jugendlichen in Deutschland ist leider eine nicht zu leugnende Tatsache. Fremdenfeindlichkeit breitet ich immer mehr aus bei den 14- bis 18-Jährigen. Das Problem ist also nicht auf einen kleinen Ort wie Tostedt begrenzt. Hier wird aber das Thema durch die Präsenz eines Neonazi-Szeneladens verschärft. Dessen Inhaber ist eine berüchtigte Größe in rechten Kreisen. Außerdem stand Tostedt bereits in früheren Jahren, besonders in den 90er Jahren (u.a. sind selbst auf der Website der BBC heute noch Informationen aufrufbar), immer wieder durch rechtsextreme Aufmärsche usw. im Brennpunkt der Öffentlichkeit. Tostedts Ruf ist bis heute in diesem Punkt nicht der beste.

Daher sollte die Politik besonders sensibel reagieren, wenn Jugendliche sich in einem Offenen Brief an diese wendet, um auf den erstarkenden Rechtsextremismus in Tostedt hinzuweisen, den die Jugendlichen vor Ort an den Schulen beobachtet haben.

So trafen sich am Montagmorgen gegen 11 Uhr in einem öffentlichen Gespräch die Vertreter der Jugend-Initiative mit dem Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt, Dirk Bostelmann. Das Ergebnis dieses Gesprächs war für die Jugendlichen ernüchternd.

Herr Bostelmann sieht zunächst das Ansehen Tostedts gefährdet und verweist dabei auf die Tatsache, dass viele Rechte aus ganz Norddeutschland nach Tostedt kämen, aber auch die Linken anreisten, um Krawall zu machen; u.a. warnte er die Jugendlichen davor, das Recht in die eigene Hand zu nehmen.

In seinem offensichtlichen Bemühen das Problem herunterzuspielen, bekam der Samtgemeindebürgermeister Unterstützung vom Polizeichef des Landkreises Harburg, Uwe Lehne, indem dieser erklärte, Tostedt hätte im Moment kein wirkliches Problem mit den Rechten, die Situation sei nicht besorgniserregend.

Spätestens am Montagabend mussten sich Bürgermeister und Polizeichef eines Besseren belehren lassen:

Zehn vermummte Personen warfen am Montag gegen 21 Uhr 45 Steine auf Fensterscheiben eines Hauses in Wistedt, in dem einer der Initiatoren des Offenen Briefes wohnt und skandierten rechte Parolen. Es wurde dabei wenigstens niemand verletzt.

Timo V., der Betroffene, sieht in dieser Attacke eine Chance: „Jetzt kann die Problematik nicht mehr heruntergeredet werden.“ Und: „Jetzt haben wir etwas gegen die Rechten in der Hand.“ Der Schüler erstattete Anzeige.

Siehe hierzu die Beiträge im Hamburger Abendblatt und in der HAN

Gestern am Abend gab es nun aufgrund der Attacke eine spontane Demonstration von Anhängern der linken Szene (Antifa) in Tostedt, die friedlich verlief und nach gut einer Stunde beendet war.

Eigentlich sollten unsere Politiker froh sein, junge engagierte Mitbürger zu haben. Zu viel Engagement scheint mir dann aber bei einigen nicht so sehr willkommen zu sein. Wenn Herr Bostelmann die Jugendlichen davor warnt, das Recht in die eigene Hand zu nehmen, so klingt das für mich so, als wolle er die Jugendlichen in die linke Ecke drängen (in Anspielung auf die Antifa, die „das Heft in die eigene Hand’ nimmt). Aber genau das wollen die Jugendlichen nicht, darum suchen sie das Gespräch mit Vertretern der öffentlichen Hand. Diese zeigt sich aber auf dem rechten Auge stark kurzsichtig.

Sicherlich gibt es in der letzten Zeit zunächst kein offensichtliches Problem mit den Rechten in Tostedt, keine Aufmärsche und keine bekannt gewordenen Gewalttaten (von der Attacke jetzt einmal abgesehen). Die Wählerstimmen für rechtsextremistische Parteien sind nicht höher als in anderen Gemeinden und Städte, eher niedriger. Die Rekrutierung junger Menschen geschieht im Verborgenen, der Zulauf von Mitläufern nimmt von der Öffentlichkeit unbeobachtet stetig zu. Ausgangspunkt ist dabei der Neonazi-Laden in Tostedt.

Dagegen ist etwas zu tun. Wenn der Polizeichef warnt, nicht einseitig zu polarisieren, die Rechten nicht auszugrenzen und ihnen gegenüber gesprächsbereit zu bleiben, dann kann das nur für die Mitläufer gelten. Der harte Kern wird unbelehrbar bleiben. Oder möchte Herr Lehne, der Polizeichef, es einmal mit Herrn Silar versuchen? Es wäre hoffnungslos.

In Tostedt hat sich Widerstand gegen rechts etabliert, der sich zu den demokratischen Grundlagen bekennt: Das Forum für Zivilcourage mit ihrer Tostedter Erklärung. Die drei Initiatoren des Offenen Briefes, die sich u.a. auch ehrenamtlich in der Kirchenjugend betätigen, arbeiten dort mit.

Forum für Zivilcourage

Erste kleinere Maßnahmen sind bereits geplant. Was fehlt ist die Unterstützung der Politik. Herr Bostelmann, wachen Sie auf! In der nächsten Sitzung des Samtgemeinderates wird das Nazi-Problem auf der Tagesordnung stehen – dank der Grünen, die einen entsprechenden Antrag eingebracht haben.

Siehe auch den Beitrag von Radio Bremen: Jugendprotest gegen Nazis in Tostedt

Nachtrag: Unter HAN online erschien vor kurzem folgender Beitrag: Tostedt: Empörung über Eskalation

Wenn der Tag zu Ende geht …

Im letzten Jahr feierten wir Deinen 75. Geburtstag, lieber Klaus. Du wurdest 1933 in Treuburg in Ostpreußen, dem heutigen Olecko (Oletzko) geboren. Es war eine schwierige Zeit. Trotzdem hattest Du mit Deinem jüngeren Bruder Günter eine schöne Kindheit in dem kleinen Ort in Masuren. Die Kriegswirren brachten Dich dann wohl nach Thüringen, später nach Tostedt, wo Du Dich mit Deiner Familie niederließ.

Kluas Koslowski (03.02.1933 - 10.05.2009)

Wie jeder Tag einmal zu Ende geht, so geht auch das Leben zur Neige. Gestern verstarb mein Schwiegervater, Klaus K., im Alter von 76 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.

siehe auch: Goldene Hochzeit von Ilse und Klaus

Jugend-Initiative gegen Neo-Nazi-Laden in Tostedt

Es ist eine geradezu unendliche Geschichte: Tostedt und die Neo-Nazis. Im Ortsteil Todtglüsingen gibt es jetzt seit einiger Zeit einen Laden, der neben Klamotten aus der rechten Szene auch Musik auf CDs und DVDs aus dem rechten Umfeld verkauft. Der Laden ist zudem Treffpunkt von Neo-Nazis (nicht nur aus Tostedt, aber leider auch).

Inhaber des Ladens ist der einschlägig bekannte Stefan S.; u.a. verbüßte er eine mehrjährigen Haftstrafen wegen Todschlags:

Am 18.03.92 prügelten zwei Neonazis den Buxtehuder Gustav Schneeclaus zu Tode. Stefan Silar, einer der beiden Täter betreibt heute einen Laden für Nazi-Dreck in Tostedt.
aus: de.indymedia.org

Am 15.3.2007 bekam Stefan Silar, Inhaber des Tostedter Naziladens „Streetwear Tostedt“ in Niedersachsen, Besuch von der Polizei. Ziel des Überraschungsbesuchs waren CDs der Naziband „Deutsch, Stolz, Treue“ („DST“ bzw. mit der Tarnbezeichnung „XXX“) gegen die von der Berliner Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung ermittelt wird.
aus: de.indymedia.org

Jetzt übergab eine Jugend-Initiative der Jugendausschuss-Vorsitzenden des Samtgemeinderates Tostedt einen offenen Brief mit der Forderung, „öffentlich Stellung gegen den Naziladen und die verstärkten rechtsextremen Strukturen in Tostedt“ zu beziehen. Unterstützt werden die Jugendlichen u.a. durch den Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister Tostedts, Günter Weiß.

Jugend-Initiative gegen Nazi-Laden
aus: Kreiszeitung Nordheide-Elbe & Geest vom 09.05.2009

Ich finde es sehr wichtig, dass Jugendliche selbst das Heft in die Hand nehmen, um auf rechtsextreme Tendenzen in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, und gleichzeitig aufzeigen, dass sie gewillt sind, gegen Neo-Nazis vorzugehen.

Die Politik in Tostedt hat sich dagegen eher ein Armutszeugnis ausgestellt. Den Laden gibt es bereits mehrere Jahre. Und es kam immer wieder zu Zwischenfällen, die aber unsere Politiker nicht wahrgenommen haben oder nicht wahrnehmen wollten. Es bedurfte einer Initiative von Jugendlichen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Durch die Medien ist auch Hannover aufmerksam geworden und hat den Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt zum „Rapport“ bestellt. Dieser nun bestellte umgehend für Montag, den 11.05.2009, eine Pressekonferenz ein. Gut geschlafen, Herr Bostelmann?

siehe auch im Hamburger Abendblatt: Tostedt: Jugendliche gegen Rechts