Kategorie-Archiv: Machtgier

Frustrierendes aus Politik und Wirtschaft

Der große Umbruch

Ob man es nun Wende, Wandel oder Umbruch nennt, wir haben es mehr oder weniger selbst erlebt: Die friedliche Revolution in der DDR, die zum Ende der SED-Herrschaft führte und den Übergang zur parlamentarischen Demokratie begleitete sowie die deutsche Wiedervereinigung möglich machte. Und dieser politische Wandel vollzog sich auch in den anderen Ländern des so genannten Ostblocks einschl. Jugoslawiens. Die Schlagworte Ende der 80er Jahre lauteten Glasnost und Perestroika.

Jetzt erleben wir einen ähnlichen Umbruch in den arabischen Staaten. Nachdem die Tunesier Ben Ali und die Ägypter Mubarek ‚in die Wüste geschickt’ haben, droht nun auch Muammar al Gaddafi mit seinem Clan das gleiche Schicksal. Große Teile Libyens sind bereits in den Händen der Aufständigen. Aber Gaddafi samt Sohn Saif al Islam al Gaddafi und Anhängerschaft haben sich in der Hauptstadt Tripolis verschanzt. Ein Bürgerkrieg hat begonnen, der vielleicht ein militärische Eingreifen von außen zur Folge haben könnte. Anders als in Tunesien und Ägypten stemmt sich Gaddafi weiter mit Waffengewalt gegen eine Niederlage im Machtkampf.

Und auch im Jemen kommt es zu Massenprotesten. Tausende Menschen versammeln sich immer wieder in der Hauptstadt Sanaa und fordern den Sturz des Präsidenten Salih. Und zumindest auch der Golfstaat Bahrain ist von Protesten der Bevölkerung betroffen.

Die Frage ist natürlich die, in welche Richtung entwickeln sich diese Staaten, die sich von jahrzehnte langer Tyrannei einzelner Despoten haben drangsalieren lassen. Schon fürchten viele neue Gottesstaaten nach iranischem Vorbild. Ich denke, dass viele Faktoren die weitere Entwicklung beeinflussen. Wichtig dabei ist, wie die westlichen Staaten auf diesen Umbruch reagieren. Wenn diese nur nach Gas und Öl schielen, dann müssen sie damit rechnen, etwas auf die Finger zu bekommen (nach südamerikanischem Vorbild). Es kann nur kooperativ auf Augenhöhe vorgegangen werden. Besonderes Fingerspitzengefühl ist sowohl von Politik und Wirtschaft erforderlich. Wer sich keine Freunde zu schaffen versteht, der schafft sich Feinde. Da China besonders hungrig nach Energie ist, wird das Land versuchen, seinen Einfluss in den arabischen Ländern zu erhören.

Apropos China: Die Nachrichten vom Umbruch in vielen arabischen Staaten sind auch in China angekommen und lassen die Machthaber in Peking äußerst nervös reagieren. Da die «Jasmin-Revolution» befürchtet wird, lässt man den Sicherheitsapparat aufmarschieren, um schon die kleinste Aktion im Keim zu ersticken. Man darf gespannt sein, wie sich die politische Lage in China entwickelt. Der Wandel zu einer freiheitliche Demokratie dürfte aber schwerlich in Gang kommen.

‚Bild’ dir einen Minister

Wissenschaftler, allen voran die Juristen, attackieren jetzt den guten Freiherrn zu Guttenberg. Der habe „planmäßig und systematisch“ wissenschaftliche Quellen zum Plagiat zusammengetragen und behaupte nicht zu wissen, was er tue. Wenn er sein Vergehen nicht bewusst begangen hat, wie er behauptet, was war es dann: Schlampigkeit? Ich fürchte fast, dass der Herr zu Guttenberg tatsächlich ‚nicht bewusst’ plagiiert oder das aus dem Bewusstsein ‚verdrängt’ hat. Das deutet dann daraufhin, dass Deutschland einen Psychopathen aus Verteidigungsminister hat.

'Bild' dir - einen Minister
Quelle: dapd

Erstaunlich ist natürlich, dass eine anscheinend große Mehrheit der Deutschen dafür ist, dass zu Guttenberg in seinem Amt bleibt. Die Unterstützungskampagne der Bild-Zeitung trägt wohl auch hier ihre faulen Früchte. Apropos Bild-Zeitung:

Da gibt es bereits längere Zeit eine Kampagne der BILD-Zeitung, in der hochkarätige Prominente ihre offene, ehrliche und ungeschönte Meinung zur BILD mitzuteilen dürfen. So durfte sich z.B. auch der Schauspieler Armin Rohde ‚kritisch’ in zwei knappen Sätzen äußern. Bisher hatte ich Herrn Rohde für einen guten, da auch nachdenklichen Künstler gehalten. Aber Rohde und BILD – das passt für mich eigentlich nicht zusammen (aber mancher Promi weiß manchmal nicht, was er tut …).

Jetzt wollte man wohl auch die Pop-Rock-Gruppe „Wir sind Helden“ in diese BILD-Kampagne einbinden. Judith Holofernes, die Sängerin bekannte da nur: Ich glaub, es hackt! – und veröffentlichte den Schriftverkehr mit der Werbeagentur, die mit dieser Kampagne beauftragt ist, im Internet.

Zuletzt schrieb Judith Holofernes in ihrer Antwort auf die Anfrage:

Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.

In der Gefahr, dass ich mich wiederhole: ich glaub es hackt.

Mit höflichen Grüßen,
Judith Holofernes

Ja, da gebe ich der jungen Sängerin gern Recht. Wir sehr BILD Deutschland macht, erkennen wir an der Person zu Guttenberg. Bezeichnend ist daher, dass aus einer bestimmten Ecke Judith Holofernes und ihrer Band geradezu unterstellt wird, die Veröffentlichung des Schriftwechsels im Internet lediglich als Popularitätsschub betrieben zu haben. Das sind wohl auch die Leute, die ‚abstruse Lügenbarone’ unterstützen, oder?!

Postkarten(3): Alexandria/Ägypten

Postkarte aus Alexandria

Als ich diese Postkarte erhielt, da war Mubarak noch Staatspräsident von Ägypten. Meine Arbeitskollegin war Anfang Januar d.J. auf einer Kreuzfahrt durchs Mittelmeer unterwegs und besuchte dabei auch Alexandria. Da konnte noch keine ahnen, dass kurz darauf der Umsturz in Tunesien auch Ägypten erreichen würde.

Postkarte aus Alexandria (Poststempel)

siehe auch: Postkarten (1): GrönlandPostkarten (2): Irland

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 30

Verpasster Heimvorteil

Ein Fest war es trotzdem … Gestern endete die 41. Alpine Skiweltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen. Der Heimvorteil für die deutschen Sportler konnte aber nicht genutzt werden. Er reichte gerade zu zwei Bronze-Medaillen für Maria Riesch in Abfahrt und Super-G. Vor zwei Jahren in Val-d’Isère waren es immerhin noch zwei Titelgewinne.

Alpspitzbahn

Zugspitzbahn

Alpspitzbahn

Zugspitzbahn

Schlag ins Kontor

Die Wahlen in Hamburg waren für die CDU ‚ein Schlag ins Kontor’. „Nach zehn Jahren hat die SPD laut vorläufigem amtlichen Teilergebnis eine absolute Mehrheit errungen. Die CDU erleidet das schlimmste Debakel ihrer Geschichte.“ Ihr Ergebnis hat sich gegenüber der Wahl von 2008 fast halbiert. „GAL, Linke, FDP sind wieder in der Bürgerschaft vertreten.“

Abstrus – Wider den tierischen Ernst

Da hat der Aachener Karnevalsverein ja den Richtigen ausgewählt. Und heute wird er mit dem Orden „Wider den tierischen Ernst“ geehrt: Karl-Theodor zu Guttenberg (ohne Dr.). Bei Bekanntwerden nannte er die Plagiatsvorwürfe noch ‚abstrus’. Inzwischen äußert es sich eher kleinlaut.

„Dem Minister wird zur Last gelegt, zahlreiche Passagen seiner Doktorarbeit aus Werken anderer Autoren kopiert zu haben. Im Internet werden inzwischen mehr als 120 Stellen aufgelistet. Beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages soll er eine Studie zum Gottesbezug in der US-Verfassung in Auftrag gegeben und das Papier fast vollständig in seine Dissertation eingefügt haben.“ (Quelle: zdf.de) Abgeordnete dürfen den Wissenschaftlichen Dienst nur für mandatsbezogene Arbeit nutzen.

Bisher kein Lokführer-Warnstreik

Das ist genau das, was mir jetzt noch fehlt: Ein Lokführer-Streik im Nahverkehr. Heute Morgen bei Frost um die – 8 °C kam ich noch pünktlich zur Arbeit. Aber das soll sich bald ändern:

„Der Lokführer-Warnstreik blieb vorerst aus: Für Bahnpendler ist der Montagmorgen zunächst wie gewohnt verlaufen. Wann es jetzt losgeht, ist offen – Gewerkschafter reden vom Dienstag.“

Gaddafi-Sohn: Kampf bis zum Ende

Nachdem die Tunesier Ben Ali und die Ägypter Mubarek ‚in die Wüste geschickt’ haben, droht nun auch Muammar al Gaddafi mit seinem Clan das gleiche Schicksal. Aber sein Sohn Saif al Islam al Gaddafi versucht, den Menschen Angst einzuflößen. „Die Armee stehe hinter seinem Vater, der sich weiterhin in Libyen aufhalte, warnte Gaddafis Sohn.“

Demontage einer Lichtgestalt?!

Ich gebe zu, in meinen Beiträgen hier manchmal die Gänsefüßchen, Tüddelchen bzw. Anführungszeichen zu vergessen, wenn ich fremd zitiere (ich setze es oft dafür in kursive Schrift), immerhin verlinke ich auf die zitierten Textstellen.

Den kleinen Teilbeitrag zu den zu Guttenbergschen Plagiatsvorwürfen, den ich gestern veröffentlicht habe, verfasste ich bereits am Mittwoch. So war ich gestern doch überrascht, welchen Medienrummel dieses Thema verursachte. Zunächst hielt ich den Hype für übertrieben und gar die ‚Hetzjagd’ im Netz (Nutzer suchen online nach Guttenberg-Plagiaten) für überzogen. Inzwischen denke ich, dass es mehr als Not tun, dem Freiherrn das Handwerk zu legen. Der sich selbst stilisierende Biedermann muss entlarvt werden.

Sicherlich kann es passieren, dass man bei Fremdzitaten die Anführungsstriche und die entsprechenden Fußnoten vergisst. Gerade heute im Zeitalter des Internets, in dem man Texte aus dem Netz nur zu markieren, kopieren und an gewünschter Stelle einzufügen braucht, kann man schnell den Fremdverweis unterschlagen. Aber wer in mindestens 23 Fällen Fremdzitate als eigene ausgibt, muss sich den Vorwurf des Plagiats gefallen lassen. Im Fall zu Guttenberg wiegt dabei besonders schwer, „dass er selbst in den bewertenden Teilen der Arbeit, die ganz besonders nach einer Eigenleistung des Autors verlangen, fremde Einschätzungen übernommen hat.“ Quelle: Financial Times Deutschland

Nun es geht nicht allein um Plagiate. Es geht um die Person zu Guttenberg. Es ist schon erstaunlich, wie dieser Mann innerhalb kürzester Zeit zum ‚beliebsteten’ Politiker in Deutschland aufsteigen konnte: „… Berichterstatter, wie etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung, kritisierten die ‚Hofberichterstattung’ einiger Medien wie Spiegel Online. Sähe man genauer hin ‚dann fällt auf, dass Karl-Theodor zu Guttenberg für blanke Selbstverständlichkeiten gepriesen wird’.[1] Die Zeit resümierte, dass für Guttenberg in der ‚Kluft zwischen öffentlicher Bewunderung und politischer Bilanz’ die Gefahr läge: ‚Wie soll er die Projektionen mit seinen realen Möglichkeiten je zur Deckung bringen?’ Bislang versuche er ‚mit demonstrativer Unterstützung des Boulevards’ diese ‚Differenz zwischen Schein und Sein durch Inszenierung und Imagebildung zu überspielen.’ Auf den irrealen Hoffnungen, die sich an seine Person knüpfen, antwortet er mit Selbststilisierung’. [2]

Zitiert aus de.wikipedia.org/

Besonders erstaunlich ist mir zu Guttenbergs rein „taktisches Verhältnis zur Wahrheit“. Sagt er heute A, dann sagt er morgen durchaus B, wenn dies seine Popularität steigert. Hier sind als Stichworte Opel, Kundus und Abschaffung der Wehrpflicht genannt. „Wenn er es für opportun hält, wechselt der Freiherr seine Ansicht so schnell wie seine Anzüge“ (Thomas Reichart, ZDF-Hauptstadtstudio)

Zu Guttenberg ist vor allem von der Boulevardpresse gepusht worden, allen voran von der BILD. Und da ist nicht verwunderlich, die Kolumne des Herrn Franz Josef Wagner zu lesen: Post von Wagner: Lieber Dr. zu Guttenberg. Eigentlich müssten dem Herrn zu Guttenberg solche Unterstützung peinlich sein (F. J. Wagner: „Ich habe keine Ahnung von Doktorarbeiten. Ich flog durchs Abitur und habe nie eine Universität von innen gesehen. Also, ich kann von außen sagen: Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor.“), aber wenn es hilft, dadurch weiter bei einer breiten Wählerschaft beliebt zu bleiben, dann akzeptiert man auch solchen ‚Scheiß’.

Ich war versucht, diesen Beitrag „Faustus zu Guttenberg“ zu betiteln. Faust sehe ich dabei als karrieregierigen Scharlatan, dem jedes Mittel recht ist, an Macht und Geld (evtl. und auch an Frauen) zu kommen. Der erbärmliche Berlusconi ist hierfür ein Beispiel. Notfalls verkauft man dem Teufel hierfür auch seine Seele. Ist auch zu Guttenberg so ein moderner Faust? Seine Ziele sind eindeutig: Er will eines Tages zumindest Bayerns Ministerpräsident werden, eher noch Bundeskanzler. Davor behüte uns Gott!

„Guttenbergs Reden sind oft moralisch durchtränkt. Hier gibt einer Maßstäbe vor, für sich, für andere, ja für alle. Diesen Maßstäben wird er einmal mehr nicht gerecht.“ (Mitteldeutsche Zeitung) Aber trotzdem: Wie viele andere Politiker, so wird sich auch der Herr zu Guttenberg, zwar mit Blessuren, aber am Ende doch eher ungeschadet aus dieser Affäre ziehen. Man darf gespannt sein, mit welchen Tricks sich der Freiherr aus dieser zu winden verstehen wird. Die Lichtgestalt kommt ins Wanken, aber fällt sie auch …?

Und noch ein Fremdzitat: „Viel Stil, weniger Substanz. Nicht immer hundertprozentig im Thema, aber stets eloquent und gut gekämmt. Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein Meister der Symbolpolitik, vielleicht der Prototyp des Medienpolitikers unserer Zeit. Aber wer Erwartungen weckt, die niemand erfüllen kann, dem fallen sie irgendwann auf die Füße.“ (Lausitzer Rundschau)

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 29

Gary Moores Welthit „Still got the Blues“ war geklaut

Am 6. Februar starb der nordirische Sänger und Gitarrist Gary Moore. Er war dem Blues zugetan, aber auch sonst musikalisch viel ‚unterwegs’: 1975 gründete Moore zusammen mit dem Keyboarder Don Airey, den wir u.a. von Jethro Tull her kennen, dem Schlagzeuger Jon Hiseman, dem Bassisten Neil Murray und dem Sänger Mike Starrs die Jazzrock-orientierte Formation Colosseum II.

Für gewisse Aufregung sorgte Moore durch seinen Hit Still Got the Blues, dessen Gitarrenpart plagiiert ist, ob bewusst oder nicht.

„Europa setzt auf schauerliche Strategien“

Nach dem Ende des bisherigen Schreckensregimes in Tunesien bricht auch das zusammen, was die EU mit den Mittelmeer-Anrainerländern ausgehandelt hat – nämlich, dass sie gefälligst für uns die Grenzen dicht machen. So ist das Flüchtlingsdrama auf der italienischen Insel Lampedusa als Abschreckung politisch gewollt:

Auf Lampedusa herrscht zurzeit Chaos, was auch politisch gewollt ist seitens der italienischen Regierung. Sonst hätte sie umgehend die dort bereitstehenden Einrichtungen öffnen können. Es gibt hier eine Strategie der Abschreckung. Man versucht, Menschen in eine unwürdige Situation hineinlaufen zu lassen, um andere davon abzuhalten, es ihnen gleichzutun. Das ist nur ein Teil der Abwehrstrategien Europas, aber ein besonders schauerlicher.

Mubarak reicher als Bill Gates?

Von Mubarak und seinem Geld fehlt weiter jede Spur. Angeblich soll er mehr als 70 Milliarden Dollar angehäuft haben, das ist mehr als das Vermögen von Bill Gates. Offenbar hat Kairo die EU jetzt offiziell darum gebeten, diese Gelder einzufrieren.

Guttenberg soll bei Doktorarbeit abgeschrieben haben

Und noch ein Plagiat-Vorwurf: Es gibt in Guttenbergs Dissertation einige Passagen, die er ohne Angabe von Quellen wörtlich zitiert. Nach den jüngsten Bundeswehrskandalen wird Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg nun neue Kämpfe ausfechten müssen.

Die Doktorarbeit sei an mehreren Stellen „ein dreistes Plagiat“ und „eine Täuschung“, sagte der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano, der die Parallelen mit anderen Texten bei einer Routineprüfung entdeckt hat. Fischer-Lescano lehrt an der Universität Bremen Öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht.

Lesenswert ist in diesem Zusammenhang ein Kommentar in der Financial Times Deutschland: Guttenbergs Wandel vom Gladiator zum Plagiator

Gestohlene Namen

Ob nun Namen Schall und Rauch sind oder ‚Nomen est Omen’ gilt, ich habe mich dazu schon einmal geäußert. Ich lese zz. von Halldór Laxness Die Islandglocke, ein Roman, der Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhundert (nicht nur) in Island spielt (zu dem Roman später etwas mehr). Island stand unter dänische Oberhoheit, dänische Handelsmonopole blockierten über lange Zeit die Entwicklung Islands. Dadurch herrschte große Armut auf der Insel. Island stand Jahrhunderte lang unter dem Joch Dänemarks und um den Isländern auch noch den letzten Rest an kultureller Identität zu rauben, danifizierten die Dänen die isländischen Namen; so wurde z.B. aus Jón Jónsson ein dänischer Joen Joensen, aus Thórdur (Schreibweise im Buch) bzw. Þórđur (richtige isländische Schreibweise) Narfason wurde Ture Narvesen.

Aber die Dänen sind in der Geschichte nicht die einzigsten, die ein von Ihnen unterdrücktes Volk auf diese perfide Art jede kulturelle Eigenständigkeit absprechen wollten. Als im 18./19. Jahrhundert Polen von den Landkarten verschwand und zum großen Teil Russland einverleibt wurde, mussten viele Polen im Zuge einer Russifizierung ihre Familiennamen ändern (hier das Beispiel am Namen Koslowski).

Und auch die Schotten mussten hinnehmen, dass ihre Namen von den Engländern anglifiziert wurden. Zum einen mag es daran gelegen haben, dass die Engländer es nicht verstanden, die gälischen Namen richtig auszusprechen (wohl hatten sie dazu auch keine Lust, denn es wäre ja so etwas wie ein Entgegenkommen gegenüber der in Schottland gebräuchlichen gälischen Sprache gewesen), zum anderen wollte man den Schotten nicht nur die politische, sondern damit auch die kulturelle Eigenständigkeit nehmen; hier ein Beispiel anhand des Namen Anderson:

Anderson (gälisch: Mac Ghille Aindrais – ich denke auch McAndrew ist nicht falsch, obwohl im zweiten Teil auch schon wieder anglifiziert; Mc- oder Mac- steht für Sohn wie auf englisch auch -son, vergl. in den skandinavischen und friesischen Sprachen die Endung -son, -sen bzw. -sson, z.B. Hansen, Jonsson oder Johnson), was soviel wie Sohn von Andreas heißt.

Unter diesem Gesichtspunkt sind Namen dann doch etwas mehr als Schall und Rauch. Sie sind der Inbegriff von Personen, also von Menschen. Hinter jedem Namen verbirgt sich ein Leben. Namen stehen für die Authentizität und die Identität eines Menschen. Und es steckt hinter dem auch ein Sichgleichsetzen eines Menschen mit der Kultur, der Sprache usw. seines Landes.

Siehe auch meinen Beitrag: Müller-Meyer-Schulze

Das Ende der Tyrannen

Es war Mitte der achtziger Jahre: Ich hatte mir mit meiner heutigen Frau eine Schlafcouch gekauft, die wir uns selbst abholen mussten. Wir wohnten damals in Hamburg-Eimsbüttel und liehen uns für den Transport das Autos meines Schwagers aus. Just an diesem Tag war der ägyptische Staatspräsident Mubarak in Hamburg, um u.a. die Beiersdorf AG zu besichtigen. Und natürlich mussten wir einen größeren Umweg in Kauf nehmen, weil mehrere Straßen in Hamburg wegen des Besuchs gesperrt waren. So etwas merkt man sich …

Tyrannen nehmen in der Regel ein böses Ende. Das ist fast schon Gesetz. So dürfte jetzt auch die Zeit eines Husni Mubarak zu Ende gehen, der seit dreißig Jahren Ägypten autokratisch und mit Hilfe des Militärs regiert. Seit diesen dreißig Jahren besteht in Ägypten ein Ausnahmezustand zur Unterdrückung der Opposition. Nach blutigen Auseinandersetzungen wird jetzt in Kairo immerhin auf Verhandlungen gesetzt – ein Ende des Ausnahmezustands ist in Sicht – und bei den im September geplanten Präsidentschaftswahlen will Staatschef Mubarak nicht mehr antreten. Es sieht nach einem friedlichen Wandel in Ägypten aus. Aber nicht immer verlaufen solche Wechsel so friedfertig.

Immer wieder haben menschenverachtete Despoten die Welt in Atem gehalten. Die Namen der Massenmörder Hitler und Stalin bilden dabei nur die Spitze des Eisbergs. Und meist geht die Gewaltherrschaft eines solchen Tyrannen einher mit einem ausgeprägten Personenkult. Da fallen mir bezogen auf Afrika Namen ein wie Idi Amin oder Jean-Bédel Bokassa, der sich sogar zum Kaiser krönen ließ. Beide wurden zwar aus ihrem Amt gejagt, verbrachten aber doch noch einen mehr oder weniger sorglosen Lebensabend. Und fast dreißig Jahre knechtete erst François „Papa Doc“ Duvalier, dann sein Sohn Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier das Volk von Haiti.

Was mich immer wieder überrascht hat, ist, dass viele Führer sozialistischer Staaten wie die Könige und Kaiser gelebt haben, während ihr Volk hungerte. Da denken wir zuerst an Kim Il-sung und nach seinem Tod an seinen Sohn Kim Jong-il, die Nordkorea seit über 50 Jahren in den Ruin lenken.

Mir selbst kommt natürlich Nicolae Ceausescu in den Sinn, der ab 1967 als Staatspräsident Rumänien regierte und mit seiner Familie, allen voran Ehefrau Elena, eine Vetternwirtschaft ohne Gleichen betrieb. Ähnlich wie Mubarak genoss Ceauşescu im Westen einiges Ansehen, zumal er nach dem Olympiaboybott der Spiele in Moskau 1980 Rumänien nicht am Gegenboykott der Spiele in Los Angeles 1984 durch die Sowjetunion und weiterer sozialistischer Staaten teilnehmen ließ (Rumänien kam nach den USA auf Platz zwei im Medaillenspiegel). Sicherlich waren besonders die Erdöl- und Erdgasverkommen in Rumänien ein wichtiger Grund für den Westen, dem Diktator in Bukarest wohl gestimmt entgegenzutreten.

Rumänien habe ich ja mit meiner Frau bei zwei Aufenthalten in dem Land (Jahreswechsel 1984/1985 in Sinaia/Rumänien und Winterurlaub in Predeal/Rumänien) besucht. Dabei lernten wir auch den Herrn Nicolae Ceauşescu im rumänischen Fernsehen kennen, wo er anlässlich seines Geburtstages am 26. Januar eine seiner Endlosreden hielt. In der Nähe von Sinaia liegt das Schloss Peleş, in dem Ceauşescu im Sommer wie die ehemaligen rumänischen Könige residierte. Die Herrschaft des Ceauşescu-Clans beruhte hauptsächlich auf den Terror der Geheimpolizei Securitate, die wohl eher mit der Gestapo der Nationalsozialisten zu vergleichen war als mit der Stasi, aber mit der Stasi ähnliche Strukturen aufwies.

Nach Glasnost und Perestroika, Transparenz und Umgestaltung, in der UdSSR und dem Fall der Berliner Mauer war dann Ende des Jahres 1989 auch der rumänische Tyrann Ceauşescu an der Reihe, seinen Hut resp. Kopf zu nehmen:

Schlagzeile 27.12.1989: Ceausescu hingerichtet
Schlagzeile und Ausschnitt aus der „Süddeutschen Zeitung“ vom Mittwoch, den 27.Dezember 1989

Nach einer zweitägigen Reise in den Iran sprach Nicolae Ceauşescu am 21. Dezember 1989 zu einer Menge von 100.000 Menschen im Zentrum von Bukarest. Nachdem die Menge gegen ihn zu schreien begann, eröffnete die Securitate das Feuer, aber das Militär unter Verteidigungsminister Vasile Milea weigerte sich, es ihr gleichzutun. Ceauşescu ließ Milea erschießen. Elena Ceauşescu verlangte von den Securitatechefs, die Demonstranten alle „in den Kerker“ zu werfen, sie zusammenzuschlagen und sie alle zu töten. Das Diktatorenpaar selbst versuchte schließlich, mit einem Hubschrauber aus der Hauptstadt zu entkommen. Mit Mileas Hinrichtung wurde aus der neutralen Position der Armee Feindschaft. Die Armee und die Securitate trugen in Bukarest offene Straßenkämpfe aus, und Hunderte, vielleicht Tausende wurden im Schusswechsel getötet. Die Ceauşescus wurden schließlich in Târgovişte verhaftet. Elena und Nicolae Ceauşescu wurden in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt. Die Durchführung dieses Verfahrens hatte Nicolae Ceauşescu unmittelbar vor seiner Festnahme durch die Einsetzung des nationalen Ausnahmezustandes ermöglicht. Am 25. Dezember wurden beide standrechtlich erschossen.

Berühmt-berüchtigt war der Sprössling des Ceauşescu-Clans und auserkorener Kronprinz, Nicu Ceauşescu, der in der Bevölkerung wegen seiner Eskapaden gefürchtet und verhasst zugleich war. Er liebte den Luxus, veranstaltete gern nächtliche Zechgelage und schreckte vor allem vor brutaler Gewalt nicht zurück. Überliefert sind zahllose Vergewaltigungen und Übergriffe auf Gäste von Nachtclubs.

Ich will Ceauşescu nicht unbedingt mit Mubarak vergleichen. Aber auch der ägyptische Staatspräsident ist ein Autokrat, der geradezu uneingeschränkt über sein Land regiert und vom Westen wegen seiner moderaten Politik gegenüber Israel jahrelang hofiert wird. In diesen Tagen erleben wir einen Umbruch in mehreren arabischen Staaten, der uns hier im Westen überrascht. Welchen Ausgang das nehmen wird, ist noch nicht absehbar. Dass aber wieder ein Tyrann sein Ende findet, ist so gut wie ausgemacht.

Übrigens: Der Mubarak-Clan soll im Laufe der Jahre bis zu 40 Milliarden Dollar auf die Seite geschafft haben. Korrekt verdientes Geld kann das nicht sein (siehe dw-world.de: Reich, reicher, Mubarak?)

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 28

Internet-Adressen aufgebraucht

4,3 Milliarden reichen nicht, alle bisher verfügbaren IP-Adressen für Geräte im Internet sind aufgebraucht. Mit dem neuen Standard IPv6 soll das Angebot auf 340 Sextillionen Adressen erweitert werden. Und die können sogar mehr: Bügeleisen ausschalten via Internet oder online die Spülmaschine starten (siehe Video auf zdf.de)

Die neuen IPv6-Adressen werden gewöhnlicherweise hexadezimal (IPv4: dezimal) notiert, wobei die Zahl in acht Blöcke zu jeweils 16 Bit unterteilt wird. Diese Blöcke werden durch Doppelpunkte (IPv4: Punkte) getrennt notiert, z.B.: 2001:0db8:85a3:08d3:1319:8a2e:0370:7344 statt Ipv4: 192.67.198.52 (z.B. ftp://192.67.198.52/)

Lenin soll endlich unter die Erde

Sein Begräbnis war ein von Josef Stalin inszeniertes Staatsereignis. Lenin hatte vor seinem Tod verfügt, dass kein Personenkult um seine Person betrieben werden dürfe. Die Familienangehörigen Lenins, insbesondere seine Frau Nadeschda Krupskaja, wehrten sich gegen seine Einbalsamierung. Stalin setzte sich jedoch durch. Das Lenin-Mausoleum ist das jüngste Bauwerk am Roten Platz in Moskau. Dort wurde der Leichnam des Revolutionsführers Lenin beigesetzt, der im Jahr 1924 verstarb. Jetzt gibt es eine Kampagne dafür, Lenin endlich unter die Erde zu bringen.

Forscher: Modell für „Mona Lisa“ war schwuler Mann

Keine Frau, sondern ein Mann soll Leonardo da Vinci maßgeblich zu seiner „Mona Lisa“ inspiriert haben. Vincis Lehrling und mutmaßlicher Geliebter Salai, der eigentlich Gian Giacomo Caprotti hieß, habe dem Maler Modell gestanden, erklärte der italienische Kunsthistoriker Silvano Vinceti. Kommt daher das unerklärliche, für manchen als süffisant bezeichnete Lächeln? Mona Lisa also ein Mono Liso?

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 27

Facebook und Apple gefährden das Web

Das World Wide Web feiert 20. Geburtstag. Im Dezember 1990 ging der erste Server online. Einer der ersten, die zum Jubiläum gratulierten, war Tim Berners-Lee, „Vater“ des WWW. In Feierlaune ist er aber nicht: Das Web sei in Gefahr, warnt Berners-Lee.

Facebook habe sich und seine Datenschätze vom Rest des WWW völlig abgeschottet, sagt Berners-Lee. Zugriff habe nur, wer bei Facebook registriert sei. Kein Wunder: Facebook ist ein Wirtschaftsunternehmen, und die Nutzerdaten sind das einzige Kapital, das Facebook hat.

Genauso hart geht Berners-Lee mit Apple ins Gericht. Auch Apple schotte sich mit seinem Musikladen iTunes vom Rest des WWW aus wirtschaftlichen Gründen ab.

Selbstherrlicher Westerwelle

Die FDP im Verfall, wie es Kritiker sagen? An Guido Westerwelle perlt dies ab. Der Parteichef sagt im ZDF: Die FDP werde die „Früchte für ihre mutige Politik noch ernten“. Doch die Basis weiß nicht mehr recht, wo sie hingehört.

Es sieht so aus, als sei Westerwelle doch nicht so ideenlos, wie ihn US-Botschafter Murphy sieht: Das mit der überschäumenden Persönlichkeit mit großem Geltungsdrang scheint aber zu stimmen.

Regierung sieht Krebs-Rate offenbar als Zufall

Die Anzahl der Krebsfälle rund um das marode Atomlager Asse liegen über dem Durchschnitt – einen Zusammenhang hat die Bundesregierung nun einem Bericht zufolge ausgeschlossen. Sie erklärte demnach die Erkrankungsrate mit „statistischen Zufällen“.

Ist das die mutige Politik, wie sie Herr Westerwelle beschwört? Was der Bundesregierung nicht passt, das wird geleugnet, wenn es sich schon nicht unter den Teppich kehren lässt. Bravo!

Spekulanten zocken, Arme hungern

Grünes Gold: An den Warenterminbörsen erreichen die Preise von Agrarrohstoffen immer neue Höhen. Weizen, Raps und Mais sind für Entwicklungsländer kaum noch zu bezahlen. Aber was kümmern uns die Armen dieser Welt. Es gibt Wichtigeres: Globale Wachstumssorgen, Währungsstreitigkeiten und strengere Vorgaben für Banken zum Beispiel. Frohe Weihnachten!

Regionalverkehr-Tickets wieder teurer

Pünktlich zum Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn wurden die Fahrscheine für Nah- und Regionalzüge um durchschnittlich 1,9 Prozent teurer. Allerdings verzichtet das Unternehmen auf eine Erhöhung der Preise im Fernverkehr – erstmals seit acht Jahren. Es genügt, die Pendler abzuzocken.

Die Löcher im Käse

Aus: avaaz.org – Die Welt in Aktion: Stoppen Sie die Einschüchterungs-Kampagne gegen Wikileaks!

Die massive Einschüchterungs-Kampagne gegen WikiLeaks jagt den Verfechtern der Pressefreiheit allerorten eisige Schauer über den Rücken.

Rechtsexperten sind der Meinung, dass möglicherweise nicht einmal das Gesetz gebrochen wurde. Trotzdem haben US-Top-Politiker WikiLeaks als terroristische Vereinigung bezeichnet und Kommentatoren sogar die Ermordung ihrer Mitarbeiter gefordert. Die Organisation ist massiven Angriffen seitens Regierungen und Konzernen ausgesetzt. Doch WikiLeaks veröffentlicht lediglich Informationen, die von Informanten zugespielt werden. Außerdem arbeitet WikiLeaks weltweit mit angesehenen Zeitungen (NYT, Guardian, Spiegel) zusammen, um die Informationen sorgfältig zu prüfen, die veröffentlicht werden sollen.

Wenn WikiLeaks gegen Gesetze verstoßen hat, dann müssen rechtliche Schritte hiergegen unternommen werden.

Doch die massiven außergerichtlichen Einschüchterungen sind ein Angriff auf die Demokratie selbst. Unterzeichnen Sie die Petition, um das scharfe Vorgehen zu stoppen und leiten Sie diese E-Mail an alle weiter, die Sie kennen – lassen Sie uns in dieser Woche 1 Million Stimmen sammeln und ganzseitige Anzeigen in US-Zeitungen schalten!

Zur Petition: www.avaaz.org/de/wikileaks_petition/?vl

WikiLeaks handelt nicht alleine – sie arbeitet mit großen Zeitungen zusammen (New York Times, Guardian, Der Spiegel, etc.), um sorgfältig 250.000 US-diplomatische Nachrichten zu überprüfen und alle Informationen zu entfernen, deren Veröffentlichung unverantwortlich wäre. Bislang wurden lediglich 800 Nachrichten veröffentlicht. Frühere WikiLeaks-Veröffentlichungen haben regierungsgestützte Folter, die Morde an unschuldigen Zivilpersonen im Irak und Afghanistan, sowie Wirtschaftskorruption aufgedeckt.

Die US-Regierung versucht zurzeit alle ihr zur Verfügung stehenden gesetzlichen Möglichkeiten, um WikiLeaks davon abzuhalten, weitere Nachrichten zu veröffentlichen, doch die Gesetze der Demokratie schützen auch die Pressefreiheit. Den USA und anderen Regierungen mögen die Gesetze, die unsere Meinungsfreiheit schützen, vielleicht im Weg stehen, doch genau aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir sie haben, und dass nur ein demokratischer Prozess sie ändern kann.

WikiLeaks

In meinem Beitrag „Haltet sie stark“ habe ich mich schon vor wenigen Tagen mit WikiLeaks und der Einschüchterungskampagne gegen dieses Internet-Portal geäußert. Es geht um diplomatische Nachrichten, die als geheim eingestuft sind – und von Wikileaks veröffentlicht wurden. Dabei handelt es sich um Veröffentlichungen, die von Regierungsseite eindeutig ‚unten den Teppich’ gekehrt werden sollten.

Erschreckend sind dabei nicht nur diese Dokumente. Erschreckend ist der Umgang besonders der US-Regierung mit Wikileaks, der eindeutige Versuch, Wikileaks mundtot zu machen. Sicherlich kann man die Aktionen von Gruppen wie „Anonymous“, die Wikileaks unterstützen, nicht gutheißen, die dazuführten, dass z.B. die europäischen Webseiten von Amazon am Wochenende für Stunden nicht erreichbar waren (über Amazon wurde die Website von Wikileaks gehostet und dann abgeschaltet), obwohl angekündigt war, diese Art von „Cyberkrieg“ zu stoppen. Diese Aktionen dienen den Gegnern nur als Vorwand, noch schärfer gegen Wikileaks vorzugehen.

Etwas, was bisher wenig bis gar nicht angesprochen wurde, ist die Frage nach der Herkunft der Informationen, denen sich Wikileaks bedient. Leaks bedeutet Lecks, Löcher bzw. undichte Stellen. In den Regierungsetagen muss es also ‚undichte Stellen’ geben, die Wikileaks mit entsprechenden Informationen versorgen. Im Falle von Westerwelles Büroleiter wissen wir, dass dieser Berichte an die US-Botschaft weitergab. Wie gelangten diese Dokumente aber an WikiLeaks?

Wer sind diejenigen, die geheimes Material zugängig machen? Woher stammen die Löcher im Regierungskäse? Was sind deren Motive, denn es birgt ein großes Risiko, enttarnt zu werden?! Ist es Geltungsbedürfnis oder ist es das Gewissen, das einen angesichts des skandalösen Materials plagt und das Wagnis, erwischt zu werden, vergessen lässt? Natürlich finde ich es tröstlich zu sehen, wie manch einer bereit ist, dem Risiko zu trotzen. Es zeigt, dass auch in den Regierungsetagen nicht nur Technokraten, sondern auch Menschen mit Verantwortungsbewusstsein arbeiten.

Es ist für mich auf jeden Fall gut zu wissen, dass den uns Regierenden verstärkt auf die Finger geschaut wird und diese nicht alles „vertuschen“ können.