Kategorie-Archiv: Machtgier

Frustrierendes aus Politik und Wirtschaft

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 2

Wenn nichts mehr geht …

Da ging doch am Donnerstag Google die Luft aus, oder? Google war längere Zeit einfach nicht erreichbar. Und seit zwei Tagen können wir auf der Arbeit keine Mails mehr versenden oder empfangen. Angeblich weil eine Spamflut mehrere Server lahmgelegt hat. Meine Firma ist Kunde bei t-online (warum eigentlich noch?). Und Kunden von 1&1 im Norden Hamburgs kommen seit längerer Zeit erst gar nicht ins Netz.

Angeblich war es bei Google ein Problem des DNS-Servers, aber auch von regionalen Ausfällen oder von Server-Probleme bei 1&1 und t-online war die Rede. Passt das eine zum anderen? Was, wenn eines Tages nichts mehr geht? Trommeln? Rauchzeichen?

Wenn das schlechte Gewissen plagt

Mein Glaube an das Gute im Menschen bekommt Nahrung: Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Jürgen Thumann, fordert tatsächlich höhere Löhne, „damit die Mitarbeiter mehr Netto bekommen“. Alle Teile der Gesellschaft müssten am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden, betonte Thumann. Der Grundkonsens über die soziale Marktwirtschaft müsse gepflegt und zum Teil erneuert werden. Ob da einem das schlechte Gewissen plagt?

Schill kokst

Wiese begräbt Ambitionen

Sollte er jemals Ambitionen gehabt haben, für die Nationalmannschaft nominiert zu werden, so darf er diese jetzt wohl begraben. Tim Wiese, Torwart von Werder Bremen, hatte beim UEFA-Cup-Spiel in Schottland bei den Glasgow Rangers nicht seinen besten Tag: Ende der 1. Halbzeit ließ er eine Ball durch die Hände ins Tor rutschen. Und dem nicht genug: Gleich Anfang der 2. Halbzeit ließ der Keeper der Grün-Weißen einen Ball nach vorne abprallen und ebnete den Schotten durch Davis das 2:0. Aber was die anderen Bremer gegen die kampfstarken Schotten boten, war auch nicht gerade geeignet, einem vom Hocker zu reißen.

Geht das wieder von vorne los?

Die Bahn macht es sich leicht: Da sollen die Gewerkschaften Transnet, GDBA und GDL erst einmal eine Kooperationsvereinbarung unter Dach und Fach bekommen, damit der mit der GDL ausgehandelte Lokführer-Tarifvertrag in Kraft treten kann. Und da damit nichts wird, wird ab Montag wieder gestreikt. Mehdorn und Schell sollten sich mit Schill treffen und einmal einen schniefen. Vielleicht werden beide dann auch endlich wach.

Grabenkämpfe

Es ist schon eine typisch amerikanische Angelegenheit und für einige von uns etwas befremdlich – der Vorwahlkampf in den USA, durch den die großen Parteien, die Demokraten und die Republikaner, ihren Präsidentschaftskandidaten küren. Aber auch aus unserer Sicht kann so etwas spannend sein. Okay, bei den Republikanern ist John McCain ‚durch’, er braucht sich nur noch auf seinem Parteitag küren zu lassen. Spannend, oder wieder spannend seit den Vorwahlen gestern in Texas, Ohio, Vermont und Rhode Island, ist es bei den Demokraten: Hillary Clinton, die zuletzt eine Niederlage nach der anderen einstecken musste, ist wieder da. Besonders die Siege in Texas und Ohio geben ihr wieder Aufwind. Barack Obama ist doch noch nicht im Ziel.

Wenn ich diesen Vorwahlkampf für befremdlich halte, dann besonders durch die Tatsache, dass die Kandidaten sehr viel Energie aufwenden und am Ende verschwenden, Energie, die nicht im Kampf gegen den politischen Gegner, sondern gegen Interessengleiche verpulvert wird. Und da es weiterhin nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Clinton und Obama aussieht, wird der Umgangston rauer, die Bandagen härter und alles droht, in einem Hauen und Stechen zu enden. Der reinste Grabenkampf scheint möglich. John McCain wird ’s freuen.

Clinton vs. Obama

Dabei ist beider Ziel doch eins: nach acht Jahren George W. Bush keinen weiteren Republikaner mehr im Präsidentenamt. Viele Wähler der demokratischen Partei können sich Mrs. Clinton als Präsidentin und Herrn Obama als Vize vorstellen – oder auch umgekehrt. Vielleicht beruht das Comeback von Frau Clinton auf diesen Wunsch; keiner wünscht sie sich wirklich ‚weg vom Fenster’. Spätestens wenn der demokratische Kandidat gekürt ist, sollten beide und alle anderen Demokraten ihre Kräfte bündeln, um den Kampf ums Weiße Haus als einen Kampf gegen McCain aufzunehmen. Und bis dahin sollte für Clinton und Obama gelten: Keine Schläge unter die Gürtellinie und keine unnötige Energieverschwendung!

Welche seltsamen Blüten der Vorwahlkampf im Internet treibt, der siehe hier: Hot videos – US-Wahlkampf

(Fast) unterschlagene Beiträge

Da ich leider nicht über Nummernkonten in der Schweiz oder Liechtenstein verfüge, deren Zinserträge mir ein sorgenfreies Dasein ermöglichten, ich also im Schweiße meines Angesichts alttäglich einem Beruf nachgehen muss, der mich immerhin die Brötchen verdienen lässt, die meine Lieben und mich nähren, so ist die Zeit knapp, um mich über all das auszulassen, was mich insgeheim beschäftigt und in manchem Fall in dieser Woche durch Schlagzeilen in den Medien dokumentiert wurde. Daher hier nur in Kürze, was ich sonst unterschlagen müsste (unterschlagene Schlagzeilen könnte es auch heißen):

Gerüchte über Affäre: McCain wehrt sich

Gerüchte über eine Affäre mit einer Lobbyistin haben den republikanischen Präsidentschaftsbewerber John McCain unter Druck gesetzt und in Rage gebracht. Da dachte ich, dass der gute Mann mit seinen 71 Jahren fürs Präsidentenamt zu alt wäre.

Lehmann hält seinen Kasten sauber

Berlusconis Sklaven erzwingen ein Unentschieden in London. Der letztjährige Champions League-Sieger wurschtelt sich weiterhin in Richtung Endspiel. Und Silvio Richtung Ministerpräsidentenamt?

Werder Bremen sorgt sich um Diego

So langsam glaube ich, dass die Gegend in und um (Werder) Bremen gesundheitsgefährdend ist. Dem einen schlägt es auf die Nieren (Klasnic), dem anderen verursacht es schlaflose Nächte (Carlos Alberto) – und jetzt muss man sich langzeitig um Diego sorgen, den eine schmerzhafte Schambeinentzündung plagt.

Strafanzeige gegen Bundesregierung – Liechtenstein wehrt sich

Sollte das Steuersparmodell Liechtenstein bald zu den Akten gelegt sein? Und was, wenn z.B. höchste deutsche Gerichtsbarkeit feststellt, dass illegal erworbene Steuerdaten nicht verwertet werden dürfen, also die Steuerfahnder so tun müssten, als wüssten sie von nichts? Wird Zumwinkel wieder Postchef?

Zumwinkel zum Teufel

Es ist eigentlich nicht meine Absicht, mich hier andauernd über die Entgleisungen unseres spätkapitalistischen Systems, pardon: unserer sozialen Marktwirtschaft auszulassen. Aber was in den letzten Tagen und Wochen ‚aufgedeckt’ wird, jetzt der Fall (im doppelten Wortsinne) des Chefs der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, lässt mich nicht ruhig sein.

Klaus Zumwinkel, (gewesener) Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom und der Postbank, also Chef eines der größten Unternehmen in Deutschland, entpuppt sich möglicherweise als kleinkarierter Ganove. Ihm genügt es nicht, ein Millionengehalt zu kassieren, nein, am Fiskus vorbei (also ohne Steuern zu zahlen) soll dieser große Geldbeträge an eine liechtensteinische Stiftung transferiert haben. Und er dürfte nicht der einzigste Promi und „Leistungsträgern“ unseres Systems sein, der Steuern auf diese Art hinterzogen hat.

Zumwinkel zum Teufel

Schweizer Nummernkonten, liechtensteinische Stiftungen – man könnte denken, dass es das erst seit gestern gibt. Was politischen Parteien recht war, dürfte deutschen Spitzenmanagern billig sein. Wo bleibt da das Augenmerk des Staates? Es sieht so aus, als hätten Gestalten wie Ackermann & Co. eine gewisse Narrenfreiheit, die sie in unverschämter Weise auszunutzen verstehen. Und wenn es den Herren dann doch ans Leder geht, kommen sie bei der laschen Gesetzgebung mit milden Strafen (Geldbußen oder Freiheitsstrafen auf Bewährung – nicht einen Tag hat einer dieser Herren im Knast verbracht) davon.

Nun als Top-Manager der deutschen Wirtschaft darf man nicht zimperlich sein. Sonst ist man ganz schnell weg vom Fenster. Es gelten etwas andere Moralvorstellungen als bei uns Otto Normalverbraucher. Aber eines muss man diesen Herren zugestehen: Ähnlich der Mafia haben sie einen Ehrenkodex, den es im Extremfall einzuhalten gilt. Um nicht an den Grundfesten des kapitalistischen Systems zu rütteln, ist ein Manager wie Zumwinkel bereit, auch schon einmal seinen Hut zu nehmen. Das wird in seinen Kreisen in keiner Weise als Schuldeingeständnis gewertet (dann müssten sich viele Schuld eingestehen), nein: wird ein Manager zum Sicherheitsrisiko seiner gesamten Gilde (wie jetzt Klaus Zumwinkel durch den Verdacht der Steuerhinterziehung), dann wird es ratsam, dass dieser seine Ämter räumt. Wie in Mafiakreisen, pardon: Managerkreisen üblich, lässt man diesen natürlich nicht fallen. Mit Sicherheit wird man diesem, von der Öffentlichkeit unbemerkt, einen anderen lukrativen Job zukommen lassen oder auf andere Art den Abschied versüßen.

siehe zdf.de: Finanzminister kaufte Steuerdaten

siehe auch Video bei zdf.de: Die Macht der Manager

Ja, das liebe Geld – Teil 2

Seit nun fast 38 Jahren bin ich Kunde der Postbank. Damals hieß es noch Postscheckamt und wurde später in Postgiroamt „umgetauft“. Wie beide Namen („Amt“) verraten, war es mehr Behörde als Bank. Und so nannte man das, was heute Postfiliale heißt, noch Postamt. Einen Nachteil hatte es damals, dort Kunde zu sein: Es kam einem Verbrechen gleich, wenn man sein Konto überzog.

Kontobelege des Postscheckamtes 1970/76
Kontobelege des Postscheckamtes 1970 bzw. 1976

Nun berichten die Medien, dass der Post-Chef Zumwinkel im Zuge der Liberalisierung des Briefmarktes auch über die Zukunft der Postbank, die nach ihrem Börsengang im Jahr 2004 mit 50 Prozent und einer Aktie der Deutschen Post AG gehört, „nachdenkt“: Geplant ist eine Superbank für Deutschland, also die Fusion der Postbank mit einem anderen großen Geldinstitut, z.B. der Deutschen Dank.

Und schon meldet sich Josef Ackermann, der Deutsche-Bank-Chef (Jahresvergütung 2005 insgesamt 11,9 Millionen Euro), und bekundet sein Interesse. Zwar erzielte die Deutsche Bank trotz der schweren Kapitalmarktkrise einen Rekordgewinn von 6,5 Milliarden Euro. Im traditionell stärksten Bereich, dem Investmentbanking, musste das Institut wegen der Krise allerdings deutliche Einbußen hinnehmen. Der Überschuss wurde dank eines anziehenden Privatkundengeschäfts erzielt. Die Postbank ist auf Privatkunden spezialisiert und hat etwa 15 Millionen Kunden.

Nachtigall ick hör dir trapsen, wie der Berliner sagt. Sicherlich ist es richtig, wenn bei der Postbank Schwächen im Bereich der Geldanlage festzustellen sind. Entsprechend ist man bemüht, durch attraktive Zinssätze Privatkunden zur Geldanlage einerseits und Kreditaufnahme andererseits zu bewegen. Wenn nun die Deutsche Bank ihre Finger nach der Postbank ausstreckt, kann man erahnen, was z.B. auch auf mich als Privatkunden zukommen wird. Ich werde zum Zitrönchen, das Herr Ackermann bis zum letzten Tröpfchen auszupressen bemüht sein wird.

Ein weiterer Blick zurück. Die Differenz zwischen Darlehenszinsen und Zinsen auf private Geldguthaben war früher sehr gering. Nahm man Geld auf, so zahlte man kurzfristig kaum mehr als 10 % Zinsen. Bei längerfristigen Geldanlagen kassierte man dagegen oft bis zu 9 %, manchmal mehr. Heute bekommt man, wenn es hochkommt, vielleicht 4 % an Zinsen, während man bis zu 20 % Zinsen z.B. für Dispo-Kredite zahlt.

Privatkunden lohnen also. Und wenn eine Bank über hohe Geldvolumen verfügt, so wird sie diese möglichst gewinnbringend am Kapitalmarkt (zugunsten ihrer Aktionäre, nicht ihrer Kunden) einsetzen. Wohin solche Finanzspekulationen führen, haben wir dieser Tage am Beispiel der französischen Großbank Société Générale gesehen (zuungunsten der Kunden, nicht der Aktionäre).

Nein, Herr Ackermann. Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Bei uns wird sie erst gar nicht beginnen. Da ich nicht gewillt bin, meinen Beitrag zu Ihrer Gehaltsvergütung als Vorstandschef einer möglichen Superbank zu leisten, so werde ich, wenn es denn zu einer Fusion Deutsche Bank/Postbank kommen sollte, mit Sicherheit meine wenigen Bankgeschäfte einem anderen Geldinstitut anvertrauen müssen.

Siehe auch zdf.de: Ackermann zeigt Interesse an Postbank

Ja, das liebe Geld – Teil 1

Wer pokert, muss damit rechnen zu verlieren. Hillary Clinton, Anwärterin auf die US-Präsidentschaft der Demokraten, rechnete damit, bis zum Super Tuesday ihre Kandidatur in trockene Tücher zu bekommen. Barack Obama hat ihr gewissermaßen in die Tücher gespuckt.

Frau Clinton hat für ihren Vorwahlkampf über 100 Millionen Dollar an Spenden einkassiert und bereits aus eigenen Mitteln 5 Millionen bereitgestellt. Jetzt ist ihr das Geld ausgegangen. Mitarbeiter verzichten bereits auf ihren Lohn. Ein weiterer Wahlkampf wäre nur noch auf Pump möglich.

Wird sie also auf ihre Kandidatur verzichten? So schnell sicherlich nicht, die Spendensammler gehen schon von Tür zu Tür. Aber ein gutes Licht wirft es nicht auf die ehemalige First Lady der USA. In Haushaltsfragen wird man ihr die Kompetenz streitig machen. Ich sehe also schon, wie am Ende Obama als strahlender Sieger den Parteikonvent der amerikanischen Demokraten verlassen wird, um den eigentlichen Kampf ums Weiße Haus aufzunehmen.

Siehe zdf.de: Clinton führt Wahlkampf auf Pump

Kopf-an-Kopf-Rennen

Bei den Vorwahlen in den USA hat der „Super Tuesday“ bei den Demokraten keine Entscheidung gebracht. Hillary Clinton und Barack Obama liegen weiter Kopf an Kopf (nach letztem Stand um 12 Uhr 30: 872 zu 793 Delegiertenstimmen für Clinton – bei den Demokraten benötigt der Kandidat zur Nomierung 2025 Stimmen). Zwar konnte die einzigste First Lady die wichtigen Staaten New York und Kalifornien für sich entscheiden, dafür siegte Obama in mehr Staaten. Nur bei den Republikanern hat der Super-Dienstag, bei der in über 20 Staaten der USA über die Präsidentschaftskandidatur der beiden großen Parteien abgestimmt wird, eine Vorentscheidung zugunsten von John McCain gebracht.

Clinton oder Obama? Mir selbst fiele eine Entscheidung schwer, wenn ich diese zu treffen hätte. Clinton gilt als die politisch Erfahrenere, Obama als der Wortgewandtere. Allerdings ist er für mich auch zu sehr ‚Prediger’, sicherlich mit Charme und Charisma. Hillary Clinton traue ich es aber um einen Breit mehr zu, das Weiße Haus vom Bush’schen Mief zu lüften.

Es bleibt spannend – wohl bis zuletzt. Wer es am Ende schafft, Clinton oder Obama, sie oder er müssen sich dann Ende des Jahres aller Voraussicht nach mit dem 71-jährigen Vietnamkriegsveteranen John McCain um die Nachfolge von George W. Bush auseinandersetzen. Ob dieser der Richtige, bezweifle ich stark: Junges Blut brauchen die USA!

siehe auch zdf.de mit weiteren Infos zum Super Tuesday

weitere Infos zum Vorwahlkampf bei zdf.de (Der Einfluss der Superdelegierten im US-Wahlkampf)

Wulff strahlt, Koch kocht

Da hat Christian Wulff gut lachen, kann er seine Regierungsarbeit in Niedersachsen mit der FDP fortsetzen – trotz des Einzugs der Linken mit 7,1 % in den Landtag. Wolfgang Koch dagegen dürfte kochen vor Wut, ist seine Koalition geplatzt, obwohl sich die CDU am Ende doch noch knapp vor der SPD (36,8 zu 36,7 %) behaupten konnte. Hier haben ihm die Linken mit erreichten 5,1 % einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Hessen ist also alles offen, während Strahlemann Wulff trotz verlorener 5,8 % weiterhin den Sieger spielen darf.

Früher wurde ein solcher Verlust (eben jene 5,8 % gegenüber der Wahl vor fünf Jahren) eher noch als herbe empfunden. Heute ist das kein Grund mehr zum Trübsal blasen. Dass die Wahlbeteiligung von schon schwachen 67 % von 2003 auf höchst magere 57 % gesunken ist, scheint unsere Demokraten in Hannover auch nicht weiter zu stören. Danach hat aber nicht einmal jeder 4. wahlberechtigte Bürger in Niedersachsen die Partei von Herrn Wulff gewählt (genau 24,2 %).

Allein das schlechte Wetter kann daran nicht schuld sein. Sicherlich haben das auch die Medien zu verantworten, die dank ihrer vorherigen Prognosen schon früh Herrn Wulff zum Sieger erklärten. Natürlich hat auch der Kandidat der SPD, Herrn Jüttner, sein Scherflein hierzu beigetragen (er blieb blass, ohne Charisma). Viele eigentliche SPD-Wähler blieben zu Hause.

Interessant finde ich auch die Auszählung des Wahlkreises 78 (Osnabrück-West), nämlich die von Herrn Christian Wulff. Hatte er 2003 noch 55,6 % der Erststimmen erzielen können, so bekam er jetzt 46,7 %, also 8,9 % weniger. Und die CDU landete bei den Zweitstimmen bei 37,4 % – gut 5 % unter dem Landesschnitt.

Hier: Vorläufiges amtliches Endergebnis der Landtagswahl am 27.01.2008 in Niedersachsen mit den vollständigen Ergebnissen in den einzelnen Wahlkreisen

Nun in meinem Wahlkreis 52 Buchholz siegte wieder Herr Heiner Schönecke („Heiner bewegt!“), u.a. Geflügelbauer (mit Batterie- also Käfighaltung). Ist nun einmal eine rustikal schwarze Gegend hier.

Landtagswahl Niedersachsen 2008: Wahlkreis 52 Buchholz

An den Pranger

Als Otto Normalverbraucher, der montags bis freitags früh am Morgen aufsteht, zur Arbeit hechelt, um für seine Lieben und sich die benötigten Brötchen zu verdienen, ist es sehr verwunderlich, dass ein Einzelner es geschafft haben soll, eine Großbank wie die französische Société Générale mit windigen Finanzspekulationen um fast fünf Milliarden Euro zu betrügen. Außerdem muss die Bank nach eigenen Angaben weitere zwei Milliarden Euro wegen Fehlspekulationen im Zusammenhang mit Hypothekengeschäften auf dem amerikanischen Immobilienmarkt abschreiben. Nun plant die Bank Kapitalerhöhungen. Ich sollte auch eine Kapitalerhöhung beantragen.

Auf zdf.de steht hierzu:

Der Betrug – „außergewöhnlich in Größe und Art“ – sei erst im Januar entdeckt worden, hieß es. Der Händler habe bei Futures auf europäische Aktienindizes seine Kompetenzen massiv überschritten und sein Handeln durch komplizierte Scheingeschäfte verschleiert. Der in Paris ansässige Mitarbeiter werde entlassen und auch seine Vorgesetzen müssen Société Générale verlassen.

Na toll, entlassen wird der Mann. Wenn ich meinem Chef den Silberlöffel stehle, dann werde ich auch entlassen. Und Christian Noyer, Chef der französischen Notenbank, hat auch gleich die passende Erklärung für das Zustandekommen eines solchen Betrugs: „Der Händler hat die internen Kontrollen genau gekannt und ist ohne Zweifel zudem ein Computergenie.“

Wenn der Mann entlassen ist, werden sich bestimmt gleich andere Banken um seine ‚Dienste’ bemühen. Sein ‚Wissen’ dürfte geradezu unbezahlbar und für jede Bank von Nutzen sein.

Unterdessen bezweifeln Börsianer, dass die geschädigte Bank – wie sie selbst behauptet – erst vor wenigen Tagen von den problematischen Handelspositionen erfahren haben soll. Es ist kaum nachzuvollziehen, dass ein einzelner Händler in der Lage gewesen sein soll, ein ‚geheimes Geschäft‘ von 4,9 Milliarden getätigt zu haben, ohne dass jemand davon gewusst hat“.

„Jetzt redet jeder von Betrug – aber das ist für mich pure Rhetorik. Meiner Einschätzung nach war das ein Riesenmangel im Risikomanagement der Bank“, sagte ein Aktienhändler einer deutschen Großbank. Schlaues Kerlchen, darauf wäre ich nicht gekommen.

Nick Leeson, ehemaliger Börsenhändler, der vor zwölf Jahren die britische Barings Bank in den Ruin trieb, ist über den Milliardenbetrug bei der französischen Société Générale „nicht überrascht“. „So etwas musste irgendwann passieren“, sagte Leeson.

Leeson war 1995 weltweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem er die altehrwürdige Barings Bank in London ruiniert hatte. Eine niederländische Bankengruppe kaufte das Geldhaus für ein symbolisches Pfund. Leeson ist heute Geschäftsführer des irischen Erstliga-Fußballclubs Galway United (steht also auch wieder auf den Füßen).

Im Alter von 28 Jahren hatte der Brite mit illegalen Spekulationen an der Börse in Singapur für geschätzte Verluste von umgerechnet weit mehr als einer Milliarde Euro gesorgt. Dafür saß er dreieinhalb Jahre in Singapur ins Gefängnis, immerhin! Es ging dabei um Derivate („Abkömmling“; Ableitung), einen für mich künstlich geschaffenen Geschäft, auf das der Begriff Finanzjongliererei sehr gut passt.

Für mich ist überhaupt ein Großteil des Finanzhandels, so genannte Spekulationen (der Duden definiert das Wort mit: auf Mutmaßungen beruhende Erwartung; auf Gewinne aus Preisveränderungen abzielende Geschäftstätigkeit), einfach nicht mehr nachvollziehbar. Und so wurden und werden immer wieder neue Grundlagen zur Finanzspekulation (Options/Future etc.) von sogenannten Finanzdesigner kreiert, ja, Finanzdesigner, ein eigener Beruf.

Wohin solcher Finanzhandel führt, ist allein an der jetzigen Finanzkrise abzulesen. Da werden Milliarden Euro in Hypothekengeschäften auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ‚gesteckt’, weil irgendwelche Bankmanager glauben, damit das große Geld machen zu können. Natürlich zum Wohle des Kunden, oder? Geht das aber wie jetzt fast alles ‚über den Deister’, dann reagiert auch der weitere Markt nervös bis panisch. Der Dumme ist dann wieder der Kleinanleger, der von seinem sauer verdienten Geld am Ende nichts mehr zurückbekommt.

Finanzjongleure an den Pranger

Ich bin deshalb dafür, dass man endlich wieder mittelalterliche Strafen bei uns einführt. Eine öffentliche Auspeitschung der Verantwortlichen wäre z.B. nicht schlecht. Am besten in einem Fußballstation. Und geladen werden alle Topmanager dieser Welt, damit sie sehen, was Ihnen blüht, wenn sie so unverantwortlich mit den Ressourcen dieser Welt und dem Geld anderer umgehen. Und anschließend sollte man solche Verbrecher noch eine Woche am Pranger stellen, als Nahrung die Gallenflüssigkeit, die Menschen wie ich überproduzieren, wenn sie von solchen Machenschaften hören.

siehe auch zdf.de: Wie ruiniere ich eine Bank?

Es darf gewählt werden

Am Sonntag ist es also soweit: Ich darf wieder Kreuzchen machen. Es ist Landtagswahl in Niedersachsen. Und auch die Hessen dürfen wählen.

Entgegen dem Hessen-Land herrscht bei uns in Niedersachsen Tristesse, da keiner damit rechnet, dass Christian Wulff (CDU) abgewählt wird. Dafür ist der Herausforderer Wolfgang Jüttner (SPD) doch etwas zu blass. Gegen den Schönredner Wulff hat er die Wirkung einer Schlaftablette. Allein seines Aussehens wegen wird er keinen Blumentopf gewinnen. Vielleicht sollte er doch einmal den Friseur wechseln, z.B. den von Gerhard Schröder nehmen, der kann mehr als Haare färben. Aber wahrscheinlich ist der zu teuer. Da schneidet doch lieber Frau Jüttner ihrem Mann die Haare. Apropos Haarefärben: Blond würde dem Jüttner ganz gut stehen, dann wäre er gewissermaßen der kühle Blonde aus dem Norden.

Niedersachsen-Flagge mit Wappentier Pferd

Niedersachsen-Flagge mit neuem Wappentier Seepferdchen

Niedersachsen-Flagge mit Wappentier Pferd – bald mit Seepferdchen ?

Ja der Wulff macht wohl das Rennen. Was der alles für sein Land getan hat. Die Schulreform allein war vom Feinsten. Jetzt haben wir wieder ein Schulsystem wie anno dazumal, da kenne ich mich wenigstens auch wieder aus. Soll zwar laut Expertenmeinung nicht das Wahre sein, dieses Schulsystem; in Finnland, die ja bei der Pisa-Studie führend sind, ist das alles anders. Aber wir leben ja nicht in Finnland. Warum so viele Schulstunden ausfallen, kann aber auch der Herr Wulff nicht beantworten. Dann natürlich die ‚Rettung’ von VW. Da hat der Wulff doch so für gebetet. Und dann hat Porsche, nein Gott, ihn erhört (oder doch Porsche?).

In Hessen dagegen kommt noch richtig Spannung auf. Da ist doch tatsächlich der Vorsprung der CDU fast dahin geschmolzen. Und wenn es allein um die Wahl des Ministerpräsidenten ginge, da müsste Roland Koch (CDU) sogar seinen Hut nehmen, denn in der Wählergunst liegt Andrea Ypsilanti (SPD) weit vor ihm.

Ist der Koch aber auch selbst schuld. Was reitet er da wochenlang auf einem Thema, der Jugendkriminalität, herum und vergisst doch glatt, dass er zuvor mehrere hundert Stellen bei der Polizei und Justiz abgebaut hat. Das geht doch nicht, Herr Koch. Aber dann wittert er wieder seine Chance: Wenn die SPD, dann nur mit den Linken. Das wäre ein unverantwortlicher Linksrutsch. Da soll der Wähler es doch lieber mit der Mitte, nämlich mit ihm, halten. Ich wusste gar nicht, dass die Mitte so weit rechts liegt.

Nun, schauen wir mal. Ich als pflichtbewusster Bürger werde natürlich zur Wahl gehen. Neben Steuernzahlen ist das meine liebste Pflicht diesem Staate gegenüber.

Siehe zdf.de: Thema: Landtagswahl in NiedersachsenThema: Landtagswahl in Hessen

Andrew Mortons Tom Cruise-Biografie

Keine Angst, ich habe nicht vor, mit Berichten über geistig abgetretene Menschen eine neue Serie zu beginnen (siehe meine Beiträge über Peter Green und Bobby Fischer), auch wenn mich solche Menschen und die Beweg- und Hintergründe interessieren, die diese Menschen haben werden lassen, was sie geworden sind. Tom Cruise halte ich für einen völlig belanglosen Menschen. Ich habe einige Filme mit ihm gesehen. Seine schauspielerischen Leistungen erschienen mir dabei eher durchschnittlich. Wenn, dann interessiere ich mich für ihn aus etwas anderen Gründen:

Tom Cruise, der US-Schauspieler, ist bekannt für seine Mitgliedschaft in der umstrittenen Sekte Scientology. Besonders sein Auftritt als deutschen Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg in dem Film „Valkyrie“ (Walküre) sorgte für Aussehen, da u.a. befürchtet wurde, dass es in dem Film zu einer unangemessenen Interpretation des Attentatsversuchs Stauffenbergs auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 kommen könnte.

In diesen Tagen erschien nun eine Tom Cruise-Biografie von Andrew Morton: „Tom Cruise: Der Star und die Scientology-Verschwörung“. München: Droemer Verlag. 2008.

Nun Andrew Morton ist bekannt als Autor skandalträchtiger Bücher u.a. über die Prinzessin von Wales, Diana, und Monica Lewinsky, der wohl ‚bekanntesten’ Praktikantin des Weißen Hauses. Von daher ist die Tom Cruise-Biografie sicherlich mit Vorsicht zu genießen. Wie der Titel schon verrät, handelt es sich auch um eine Abrechnung mit Scientology. Morton bewegt sich mit seinem Buch viel im Raum der Spekulation; so hat er mit Dutzenden Aussteigern auf der ganzen Welt gesprochen und mit Noch-Mitgliedern, er hat Schulfreunde von Cruise befragt, Ex-Freundinnen und deren Familien.

Für Morton ist die Inszenierung von Cruise, seiner Frau Katie Holmes und der kleinen Suri, der gemeinsamen Tochter, als Heilige Familie der Höhepunkt von Cruises Karriere bei der Psycho-Sekte, wo er „de facto und informell die Nummer zwei ist, eingebunden in alle Aspekte der Planung und Strategie“. Auch sein eigenes Leben sei perfekt geplant. Was auch immer Cruise redet, wie und wo er auftritt, seine Filmrollen ebenso wie sein Privatleben, seien darauf ausgerichtet, seinen Glauben auszubreiten: Der Messias ist auch der erste Missionar seiner Sekte. Besonders Europa und Deutschland seien im Visier des „Operierenden Thetans VII“.

Tom Cruise – die Nummer zwei von Scientology?

Psycho-Sekten wurden besonders in den 90er Jahren kontrovers diskutiert. Auch ich bekam damals (oder schon früher) auf offener Straße ein Heftchen mit dem Titel „Dianetik“, verfasst vom Scientology-Gründer L. Ron Hubbard, in die Hand gedrückt.

Ich weiß nicht, was an der Ideologie bzw. Lehre einer solchen Bewegung so faszinierend ist. Ich finde diese und die Praktiken von Scientology auf jeden Fall ziemlich obskur. Es ist eine Mischung aus Religion mit pseudo-wissenschaftlicher Argumentation. Und dass so etwas aus den USA kommt, wundert mich dabei nicht. Der Zauber liegt wohl darin, dass die Mitglieder den Status von „höheren“ Wesen erlangen können, wofür man manchen Psycho-Terror in Kauf nimmt.

Ob nun Tom Cruise selbst Opfer oder Täter von Scientology ist (aus Opfern werden schnell Täter), spielt keine größere Rolle. Und ob er die Nummer zwei oder drei ist, auch nicht. Ich denke aber, dass er als prominenter Filmstar seinen Bekanntheitsgrad entsprechend ausnutzt und so als Botschafter besonders in Europa auftritt. So soll er auftreten. Er sollte aber auch erkennen, dass wir solcher Messiasse nicht bedürfen. Schicken wir ihn in die Wüste, wohin ein solch selbst Gesalbter hingehört.

Wie gesagt: Tom Cruise ist für mich eher belanglos und durchschnittlich. Aber als Rattenfänger für eine fragwürdige Sekte ist er gefährlich für solche, die nicht im Stande sind, ihrem Leben einen gewissen Sinn zu geben. Von daher kann ich es nachvollziehen, wenn Scientology wie z.B. rechtsextreme Gruppierungen vom Verfassungsschutz überwacht werden.

Siehe auch Interview des New Yorker ZDF-Korrespondenten Uwe Kröger mit Andrew Morton: Abrechnung mit Scientology