Kategorie-Archiv: Glotzkiste

Neues und Altes im Kino & TV

Der neue Schimanski: Loverboy

Er ist wirklich unverwüstlich. Am kommenden Sonntag, den 10.11.2013, sendet die ARD um 20:15 Uhr die neueste Folge der Sendereihe Schimanski: Loverboy.

Nach 29 Folgen Tatort seit dem 28. Juni 1981 ermittelt Schimanski nun bereits zum 17. Mal seit 1997 in einer eigenen Filmreihe. Schimanski alias Götz George ist in die Jahre gekommen. 75 Lenze zählt er bereits. Aber er kann’s nicht lassen „… und macht sich auf die Suche.“

Schimanski  (Bild: WDR/ Uwe Stratmann)

Vor einem Club in Duisburg wird der 20-jährige Daan erschossen aufgefunden. Nichts deutet auf einen Raubmord hin, zumal der junge Mann auch noch ein Briefchen mit Heroin bei sich hatte. Derweil treffen Schimanski und Marie-Claire in ihrer Wohnung auf zwei Typen, die soeben ihre Wohnzimmereinrichtung zu Bruch geschlagen haben. Wie sich herausstellt, hat der einsitzende Gangsterboss Kaijewski seine Handlanger auf Schimanski angesetzt, allerdings nur, um ihn für einen Auftrag zu gewinnen.

Im Gefängnis trifft Schimanski zu seinem Erstaunen auf einen verzweifelten Kaijewski. Dieser bittet ihn, seine verschwundene 14-jährige Tochter Jessica zu finden. Dass Kaijewski ein Kind hat, wusste bislang niemand, und das soll auch so bleiben. Schimanski und Jessicas Mutter, Claudia Pollack, die mit ihrem Mann Thomas eine Motorradwerkstatt betreibt, kennen sich noch aus alten Zeiten. Auch sie bittet Schimanski inständig, ihr die Tochter zurückzubringen.

Schimanski erfährt, dass das Mädchen mit ihrem Freund Nils scheinbar von zu Hause abgehauen ist. Doch wer dieser Nils eigentlich ist und wo er lebt, weiß Jessicas Mutter nicht. Während seiner Recherchen trifft Schimanski auf Hänschen und Hunger, die mit dem Mord an Daan befasst sind. Sie sind genervt von dem alten Haudegen, der wieder einmal im Alleingang im gleichen Fall wühlt, mit seinen gewonnenen Erkenntnissen hinterm Berg hält und vor allem Hunger nicht ernst nimmt.

Von einem Mitschüler Jessicas weiß Schimanski, dass Nils offenbar häufiger zusammen mit Daan am Strich in der Vulkanstraße gesehen wurde. Was verband die beiden jungen Männer miteinander, und welche Rolle spielt ein weiteres Mädchen namens Laura? Alle Spuren führen nach Rotterdam, wohin Nils offenbar mit Jessica verschwunden ist. Gemeinsam mit der verbitterten Gemüsehändlerin Susanne Mellert, die gesteht, auch seit Jahren ihre Tochter zu vermissen, macht sich Schimanski dort auf die Suche.

Die Kultfilme der Brüder Coen auf Arte

Zu den Brüdern Coen brauche ich eigentlich nicht mehr viel zu schreiben. Die Filme der beiden sind bei uns (bei meinen beiden Söhnen und mir) ganz oben in der Rangliste gern gesehener Filme. Heute nun bringt der TV-Sender arte gleich zwei Filme am Stück (unter dem Titel „Filmreihe Cohen“ – leider ein h zuviel des Guten, also Cohen mit Glatze 😉 ). Und es folgen dann am Mittwoch und in der nächsten Woche weitere vier Filme.

Hier im Einzelnen:

heute, den 4.11., um 20 Uhr 15: The Big Lebowski (1998)
anschl. um 22 Uhr 05: A Serious Man (2009)

Mittwoch, den 6.11., um 20 Uhr 15: O Brother, where art thou (2000)

Montag, den 11.11., um 21 Uhr: Fargo (1996)
Montag, den 11.11., um 22 Uhr 35: Blood Simple – Eine mörderische Nacht (1984)

Mittwoch, den 13.11., um 20 Uhr 15: Hudsucker – Der große Sprung (1994)

Die Filmreihe beginnt also heute mit der Komödie „The Big Lebowski“. Jeff Bridges gerät dabei als Althippie in eine absurde Entführungsgeschichte – Lakonischer Witz und coole Charaktere:

    Jeff Bridges als ‚Dude’ in The Big Lebowski von den Coen-Brüdern

Wollten Sie schon immer wissen, wie eine Bowlingkugel die Welt sieht? Dann sollten Sie die Story des Althippies „Dude“ (Jeff Bridges), der seinen angepinkelten Teppich rächen will, unbedingt einschalten! Am besten genießt man dazu einen „White Russian“, das Hauptnahrungsmittel „Seiner Dudeheit“: 2-4 cl Wodka, 2-3 cl Kaluha (Kaffee-Likör), Schlagsahne oder Milch und Eis.

– Los Angeles, 1991: Jeff Lebowski, von allen nur der Dude genannt, verbringt seine Tage, indem er White Russians trinkt, Marihuana raucht, in der Wanne liegt oder mit seinen Freunden Donny und Walter Bowling spielt. Seine Hippie-Idylle wird getrübt, als zuhause zwei Schläger auf ihn warten. Sie haben ihn mit einem reichen Namensvetter verwechselt. Der Dude sucht den Millionär auf, um Schadensersatz zu fordern. Zwar kann er nur einen Teppich abstauben, aber er macht die Bekanntschaft mit Jeff Lebowskis reizender junger Frau Bunny. Als diese entführt wird, vermutet ihr Ehemann die beiden Schläger hinter der Tat, die den Dude überfallen haben. Er soll nun die Lösegeldübergabe organisieren. Dass der Dude seinen vom Vietnamkrieg traumatisierten, in Waffen vernarrten Freund Walter in die Sache einweiht, stellt sich bald als großer Fehler heraus. Denn als Walter die Geldübergabe verpatzt, steht dem Dude bei seiner Suche nach den verschwundenen Millionen ein skurriler Trip durch Los Angeles bevor …

Am 5. Dezember kommt der nächste Genie-Streich der Coen-Brüder in die Kinos: Inside Llewyn Davis

Llewyn Davis, der „Folksänger mit der Katze“, ist auf den ersten Blick eine fiktionale Figur, die in der Folkmusikszene von Greenwich Village zu Beginn der 60er Jahre versucht, ihren Weg zu finden. Die Figur soll eine Kopie von Dave Van Ronk sein. Der Film der Coen-Brüder stützt sich auf dessen 2005 veröffentlichte Memoiren „The Mayor of McDougal Street“. Dave Van Ronk war ein einflussreicher Musiker der damaligen New Yorker Szene und brachte Bob Dylan das Gitarre-Spielen bei (um im familiären zu bleiben: Dylan wurde 1961 kurzzeitig von Terri Thal, Van Ronks Frau, gemanagt). (Quelle: arte.tv)

Siehe auch meine Beiträge zu folgenden Filmen der Coen-Brüder:

The Big Lebowski — No Country for Old Men (No movies for an old man) — Burn After ReadingA Serious ManTrue Grit

Die Filme der Coen-Brüder sollten in keiner guten DVD-Sammlung fehlen: Joel & Ethan Coen

Mit Schirm, Charme und Melone – die ersten drei Staffeln

Ein großer Freund von Fernsehserie bin ich heute nicht mehr. Okay, da gibt es die Sendereihe Tatort, die ich mir immer wieder gern anschaue. Aber das sind ja auch (fast) immer abgeschlossene Folgen. Ausnahmen gab es im letzten Jahr mit der Doppelfolge aus Hannover: Wegwerfmädchen und Das goldene Band und in diesem Jahr mit zwei Folgen, die zwar von den Fällen her abgeschlossen waren, aber dann doch inhaltlich irgendwie zusammengehörten: Puppenspieler und Er wird töten. Eine große Ausnahme war jetzt die erste Staffel der US-amerikanischen Serie Bates Motel, die Vorgeschichte zu Hitchcocks Psycho. Da sie ‚nur‘ aus 10 Folgen bestand, habe ich mir Folge für Folge angeschaut. Aber typisch für solche Serien gab es nie abgeschlossene Folgen und Folge 10 schloss dann auch mit einem Open End ab. Staffel 2 ist wohl schon in den Startlöchern.

In jungen Jahren war es schon etwas anderes. Da gab es Serien, immer mit abgeschlossenen Folgen, die mich schon interessierten und bei denen ich möglichst keine Folge auslassen wollte. Diese Serien gab es aber auch höchstens nur einmal die Woche. Ich erinnere mich an Solo für O.N.C.E.L. oder Rauchende Colts. Und natürlich an Mit Schirm, Charme & Melone, eine Serie, die ich noch heute als meine Lieblingsserie bezeichnen kann. Nicht umsonst habe ich in diesem Blog öfter schon über die Helden, die Geheimagenten John Steed und Emma Peel, berichtet.

Nun im deutschen Fernsehen wurde die Serie zunächst erst ab der Staffel 4 gesendet. Die Staffel 4 (noch in schwarz/weiß) und dann die Staffel 5 (in Farbe) sind die Folgen, in denen neben John Steed (Patrick Macnee) jene unverwechselbare Emma Peel (Diana Rigg) auftrat. Wie ich an anderer Stelle erwähnt habe, so haben diese beiden (Steed und Peel) meine Vorliebe für (fast) alles Britische maßgeblich beeinflusst.

Aber es gab ja zuvor bereits drei erste Staffeln mit insgesamt 78 Folgen, die man uns deutschen Zuschauern jahrelang vorenthielt. Arte sei dank wurden dann vor nun fast wieder drei Jahren ab dem 6. Dezember 2010 immerhin 54 Folgen dieser ersten drei Staffeln erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt, von der zweiten und dritten Staffel alle jeweils 26 Folgen. Nur von der ersten Staffel gab es lediglich zwei Folgen, die anderen der 1961 live im britischen Fernsehen übertragenen Serie sind verloren gegangen. 48 dieser 54 auf Arte gesendeten Folge habe ich mir damals aufgezeichnet. Und endlich in diesen Tagen bin ich fertig geworden, diese so nach und nach anzuschauen.

Es war interessant zu sehen, wie sich so eine Reihe mit der Zeit entwickelt, wie die Charaktere sich gewissermaßen dem Zeitgeist anpassen, wie aber auch die Technik eine große Rolle spielt. Wie gesagt, zunächst wurde nach wenigen Proben eine Folge live aus dem Studio übertragen. Das spart Kosten, hat aber auch zur Folge, dass zumindest kleinere Pannen nicht zu vermeiden sind: ein Mikro kommt ins Bild oder der Schatten eines Kameramannes. Leider gibt es nur noch diese zwei Folgen der ersten Staffel.

Was lange die deutschen Zuschauer irritiert hat, das war der englische Name der Serie: The Avengers – die Rächer. Als die Serie 1966 mit der 4. Staffel nach Deutschland kam, kannte ja niemand die Vorgeschichte. Dabei fing alles im Januar 1961 mit der Folge 1 Hot Snow an: Durch ein irrtümlich in seiner Praxis abgegebenes Päckchen Heroin kommt Dr. David Keels Verlobte, seine Sekretärin Peggy, ums Leben. Dr. Keel beschließt, ihren Tod zu rächen. Bei seinen Recherchen lernt er den mysteriösen Geheimagenten John Steed kennen und tut sich mit ihm zusammen.

Seit dem sehen wir Patrick Mcnee in 187 Folgen, aufgeteilt in acht Staffeln, bis 1977 als Geheimagenten John Steed über den Bildschirm huschen. Richtig ist, dass er eigentlich in 186 Folgen auftritt, denn die Folge 6 der ersten Staffel (einer der beiden erhaltenen Folgen) ist die einzigste, in der John Steed nicht zu sehen ist. Auch später gab es immer wieder Folgen, in denen er nur anfangs oder am Ende auftaucht, ansonsten die Folge lang seine Partnerin (z.B. Emma Peel oder Tara King) die Kämpfe auszutragen hat. Mit den einzelnen Staffeln wechselten aber seine Partner. In Staffel eins ist es der bereits genannte Dr. David Keel, der auch zunächst die eigentliche Hauptrolle spielte. Aber zunehmend verlagerten sich die Sympathien des Publikums auf die Figur des geheimnisvollen Agenten, auf John Steed. In der zweiten Staffel finden wie neben Steed statt Dr. Keel Dr. Martin King abwechselnd mit der Sängerin Venus Smith und die Anthropologin Dr. Catherine Gale, gespielt von Honor Blackman, deren bekannteste Rolle die der „Pussy Galore“ im James-Bond-Film „Goldfinger“ war. Cathy Gale spielte dann auch in der 3. Staffel neben John Steed die Hauptrolle und ist die direkte Vorgängerin von Emma Peel. Wie Emma Peel so beeindruckt diese Cathy Gale durch Charme, Wissen, Schlagkraft und Selbstbewusstsein. Ähnlich wie Emma Peel kann man sie als emanzipierte Frau ansehen. Ganz gleichrangig (wie Emma Peel) ist sie John Steed gegenüber vielleicht noch nicht. Steed ist der Tonangebende, der die Rollen vergibt, die ihre nimmt Mrs. Gale oft nur unwillig entgegen. Steed jubelt ihr die Aufträge gern mit gewissen Tricks unten. Dann kann sie aber nicht nein sagen. Nur am Ende der 78. Folge (und damit dem Ende der 3. Staffel) lehnt sie so einen ‚Auftrag’ ab und fährt in Urlaub. Damit endet dann auch der Auftritt der Catherine Gale. Ab Folge 79 übernimmt Emma Peel die Rolle des weiblichen Partners.

    The Avengers 1961-1964 – 1. bis 3. Staffel

Aber ich greife vor. So möchte ich am Rande dem Interessierten ein Buch von Franziska Fischer vorstellen: „Mrs. Peel, wir werden gebraucht!“ Mit Schirm, Charme und Melone. Das Buch zur Serie. Hier findet der Serien-Fan viel Material zu John Steed und Co. Ein Episodenführer beschreibt Inhalt, Darsteller usw. aller Folgen. Und so nebenbei sei auf ein kleines Problem hingewiesen: Es gibt nämlich eine unterschiedliche Nummerierung der Folgen (die bei de.wikipedia.org oder www.fernsehserien.de weicht von der des Buches ab. Die Reihenfolge im Buch entspricht z.B. der Reihenfolge der TV-Ausstrahlung bei Arte).

    Franziska Fischer: Mrs. Peel, wir werden gebraucht!

Wer John Steed als Gentleman mit Melone und Schirm und natürlich seinem unverkennbaren Charme an der Seite von Emma Peel kennt, wird sich wundern, welches Raubein Steed z.B. noch in der ersten Staffel war. Statt Melone trägt er höchstens Hut, statt Schirm eine Pistole und statt maßgeschneiderte Anzüge einen eher zerknitterten Trenchcoach, „die unverzichtbare Zigarette im Mundwinkel. Bis zur Emma-Peel-Ära entwickelte er sich dann zu einem ultra-britischen, kultivierten und edel gewandeten Gentleman, der pure Gewalt verabscheut und dessen wichtigste Waffen Scharfsinn und Ironie sind.“ Keiner wäre auf die Idee gekommen, der Serie den heute geläufigen deutschen Titel „Mit Schirm, Charme und Melone“ zu geben. Aber schon damals floss „der Alkohol in Strömen und es sind immer Frauen zugegen – zwei Laster, denen sowohl Hendry [als Dr. David Keel] als auch Macnee [John Steed] frönen. Die beiden treiben ihre Drehbuchautoren an den Rand des Wahnsinns, da sie Abgedroschenes zugunsten von Bizarrem und Ungewöhnlichem ablehnen. Und so entsteht die Welt der Avengers, irgendwo zwischen einem Spionagethriller à la Ian Fleming (James Bond wurde zu dieser Zeit noch nicht verfilmt) und einer surrealistischen und gestörten Vision von England.“

Sind die ersten Folgen trotzdem noch eher konventionell, so entwickelt sich die Serie spätestens mit der dritten Staffel zu dem, was wir dann mit den Auftritten von John Steed mit Emma Peel (4. und 5. Staffel) und den noch folgenden drei Staffeln kennen gelernt haben. Alles wird noch surrealistischer, noch bizarrer, aber auch witzig mit einem oft ironischen Unterton: einfach ungewöhnlich.

Es hat lange gedauert, bis sich endlich zum 50. Jahrestag des Serienbeginns der TV-Sender Arte der ersten drei Staffeln angenommen hat. Die deutsche Fassung ist sicherlich moderner im Tonfall, aber immer geistreich und zutreffend. Für rund 110 € gibt es jetzt eine Sammlung von 53 DVDs (eine DVD kostet also nur etwas mehr als 2 €) der gesamten (noch vorhandenen) Serie. Diese lässt sich aber auch in Einzelpaketen ordern: Mit Schirm, Charme und Melone.

Für Patrick Macnee war die Rolle des John Steed sicherlich die Rolle seines Lebens. Aber auch Diana Rigg ist uns in erster Linie durch ihre Rolle als Emma Peel bekannt geworden. Die vorhandenen Parallelen zu James Bond habe ich bereits angesprochen. So ist es fast schon nicht mehr verwunderlich, dass sowohl Patrick Macnee als auch Diana Rigg in jeweils einem James Bond-Film mitgewirkt haben – natürlich immer auf der Seite des Guten.

Die 4. und 5. Staffel (eben die mit Diana Rigg als Emma Peel) habe ich ja bereits vor längerer Zeit nach langen Jahren erneut gesehen. Als nächstes folgt für mich zu Hause in meinem stillen Kämmerlein die 6. Staffel, in der Tara King 1968 mit der Folge „Auf Wiedersehen, Emma“ die Nachfolge von Emma Peel antritt. In dieser Folge wird Tara King als in Ausbildung befindliche junge „Agentin 69“ eingeführt. Gespielt wurde Tara King durch die kanadische Schauspielerin Linda Thorson. Aber dazu später mehr.

Schimanski – den ganzen Schimanski

Schimanski – muss ich dazu noch etwas schreiben? Wer die Fernsehreihe Tatort kennt, sollte eigentlich auch Schimanski kennen: Horst Schimanski, Duisburg. Zusammen mit seinem Kollegen Thanner ermittelte der Duisburger Kriminalhauptkommissar Schimanski ab dem 28. Juni 1981 in 29 Folgen (inklusive zweier Kinofilme) in der ARD. Nach einer Pause zwischen 1991 und 1997 trat er in einer eigenständigen Krimi-Serie Schimanski wieder regelmäßig in Aktion, demnächst in der neuen Folge „Loverboy“ (Regie: Kaspar Heidelbach) am 10. November 2013 – natürlich in der ARD. Schimanski ist Kult!

Schon seit längerer Zeit bin ich an den 29 Tatort-Folgen interessiert. Es gab zwar immer wieder DVD-Boxen zu drei oder vier Folgen, aber nie das Ganze in einem. Nun in einem gibt es die Folgen auch jetzt noch nicht, aber immerhin sind die 27 normalen Tatort-Folgen in zwei Komplettboxen a 14 bzw. 13 DVDs erhältlich. Zusammen kosten die knapp 100 €. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber nicht nur für Schimanski-Fans erschwinglich.

Was noch fehlt, sind die zwei Kinofilme, die dann später auch als Tatort-Folgen im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Beide sind immerhin einzeln als DVD zu kaufen. Man lege noch knapp 20 € drauf, dann hat man sämtliche 29 Tatort-Schimanski-Folgen zusammen: Zahn um Zahn und Zabou.

Um es nicht hinterm Berg zu halten: Die Bildqualität der DVDs ist alles andere als berauschend, die ist verrauscht. Bei digitalen TV-Aufzeichnungen vom WDR kam eine viel bessere Bild-Qualität heraus. Das ist mehr als schade. Allerdings kann man es auch anders sehen: Die Bildqualität der DVDs ist … authentisch! Denn so sah das doch auf den meisten Fernsehgeräten mit analoger Dachantenne in den 80-er und 90er Jahren aus. Sicherlich hätte man sich etwas mehr Mühe machen und den Filmen etwas mehr Glanz einverleiben können. Aber will ich das wirklich? Meine Söhne werden stöhnen oder eher lächeln angesichts der bescheidenen Bildqualität. Aber ich fühle mich beim Gucken ganz wohl dabei. Notfalls gucke ich mir Schimanski auch allein an. Und endlich alle Folgen beieinander. Was will ich mehr. Meine Meinung – und nicht nur meine!

Hier alle 29 Folgen in der Übersicht mit der Nummer der Tatortfolge und Erstausstrahlungsdatum im Fernsehen:

01…….126 Duisburg Ruhrort (Erstausstrahlung 28.06.1981)
02…….131 Grenzgänger (Erstausstrahlung 13.12.1981)
03…….134 Der unsichtbare Gegner (Erstausstrahlung 07.03.1982)
04…….138 Das Mädchen auf der Treppe (Erstausstrahlung: 27.06.1982)
05…….143 Kuscheltiere (Erstausstrahlung: 12.12.1982)
06…….146 Miriam (Erstausstrahlung 03.04.1983)
07…….156 Kielwasser (Erstausstrahlung 25.03.1984)
08…….159 Zweierlei Blut (Erstausstrahlung: 22.07.1984)
09…….164 Rechnung ohne Wirt (Erstausstrahlung 09.12.1984)
10…….167 Doppelspiel (Erstausstrahlung 31.03.1985)
11…….171 Das Haus im Wald (Erstausstrahlung 18.08.1985)
12…….180 Der Tausch (Erstausstrahlung 13.04.1986)
13…….184 Schwarzes Wochenende (Erstausstrahlung 10.08.1986)
14…….188 Freunde (Erstausstrahlung 28.12.1986)
15…….194 Spielverderber (Erstausstrahlung 08.06.1987)
16…….200 Zahn um Zahn (Erstausstrahlung 27. Dez. 1987) Kino-Film nicht in der Box
17…….205 Gebrochene Blüten (Erstausstrahlung 01.05.1988)
18…….209 Einzelhaft (Erstausstrahlung 21.08.1988)
19…….214 Moltke (Erstausstrahlung 28.12.1988)
20…….217 Der Pott (Erstausstrahlung 09.04.1989)
21…….222 Blutspur (Erstausstrahlung 20.08.1989)
22…….225 Katjas Schweigen (Erstausstrahlung 03.12.1989)
23…….230 Medizinmänner (Erstausstrahlung 13.05.1990)
24…….232 Zabou (Erstausstrahlung 22. Jul. 1990) Kino-Film nicht in der Box
25…….234 Schimanskis Waffe (Erstausstrahlung 02.09.1990)
26…….235 Unter Brüdern (Erstausstrahlung 28.10.1990)
27…….244 Bis zum Hals im Dreck (Erstausstrahlung 09.06.1991)
28…….250 Kinderlieb (Erstausstrahlung 27.10.1991)
29…….252 Der Fall Schimanski (Erstausstrahlung 29.12.1991)

Da gibt es dann ja auch noch die eigenständige „Schimanski“-Filmreihe, die es mit der neuen Folge „Loverboy“ dann auch schon auf 17 Folgen gebracht haben wird. Natürlich gibt es auch davon diverse DVD-Boxen. Hier noch einmal alles an käuflichen Filmmaterial zu Schimanski.

Schlussmacher

Schlussmacher ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2013. Die romantische Komödie ist die zweite Regiearbeit Matthias Schweighöfers und entstand nach einem Drehbuch des Autors Doron Wisotzky.

    Schlussmacher - Film

Den Film gibt es jetzt auch als DVD bzw. Blu-ray Schlussmacher zu kaufen. Letztes Wochenende habe ich ihn mir mit meinen Lieben angeschaut.

Paul (Matthias Schweighöfer) hat einen recht ungewöhnlichen Beruf: Er ist professioneller ‚Schlussmacher‘. Für eine Berliner Trennungsagentur reist er quer durch Deutschland, um stellvertretend Schluss mit ungewollten Partnern zu machen. Dabei hat er sich mit der Zeit unempfindlich gegenüber emotionalen Ausbrüchen der Verlassenen gemacht. Denn schließlich bringt jede Trennung bares Geld und lässt eine Beförderung zum Unternehmenspartner ein Stück näher rücken. Noch dazu läuft es bei ihm – im Gegensatz zu seinen Kunden – liebestechnisch äußerst gut, denn er genießt sein Privatleben an der Seite von Freundin Natalie (Catherine de Léan). Gerade als Paul seine wichtigste Trennung über die Bühne bringen will, kommt ihm der anhängliche Toto (Milan Peschel) in die Quere und bringt Pauls Karriereplanung und sogar sein Liebesleben komplett durcheinander. Denn Toto will sich nicht so einfach damit abfinden, abserviert zu werden…

aus: filmstarts.de


Schlussmacher – Film

Mit deutschen Komödie ist es schon so etwas. Manchmal sind sie reichlich hausbacken. Dann wiederum schielt man ganz offensichtlich zur Konkurrenz aus Hollywood. In den letzten Jahren haben besonders Til Schweiger und Matthias Schweighöfer der Komödie aus deutschen Landen ihren Stempel verpasst. Til Schweiger inszeniert sich gern selbst, während Schweighöfer nach meiner Ansicht gern in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft. Ich habe ihn vor geraumer Zeit als Friedrich Schiller gesehen. Und in dieser Rolle hat er mir ganz gut gefallen. Mit Schlussmacher (Schweighöfer schielt hier in Richtung Schweiger und übernimmt zum 2. Mal auch die Regie eines Films) wird zwar eine durchaus außergewöhnliche Idee (Trennungsagentur) übernommen, aber der Film wird zu einer deutschen Art von Roadmovie (zwei sehr unterschiedliche männliche Charaktere hetzten durch Deutschland), dem mancher Klamauk und Witz auf Kosten anderer nicht zu schade ist. Und damit schießt der Regisseur Schweighöfer zuweilen auch deutlich übers Ziel hinaus.

Sicherlich ist der Film recht amüsant. Aber der ganz große Renner ist er nicht. Manchmal ist er zu hausbacken, manchmal eher Schenkelklopfer als halbwegs geistreiches Schauspiel – oft genug Hollywood. Und „die pauschalen Seitenhiebe auf Gewinnstreben und Effizienzdenken wirken in einem so offen kommerziell ausgerichteten Film wie diesem durchaus ein wenig befremdlich.“

Der Kühlschrank des Todes: Psycho hoch drei

Es ist noch nicht so lange her, da sah ich die Filmbiografie Hitchcock von Sacha Gervasi aus dem Jahr 2012. Das Drehbuch basiert auf der Biografie „Alfred Hitchcock and the Making of Psycho“ von Stephen Rebello. Der Film spielt während der Entstehung des Filmes Psycho.

Alfred Hitchcock, der geniale Regisseur unzähliger Meisterwerke, gelang es nicht nur, nervenzerreißende Spannung zu erzeugen, er hatte auch einen Sinn für schwarzen Humor. Da hat seine Frau, langzeitige Mitarbeiterin des Regisseurs, gut lachen. Okay, der Kopf ist nur aus Wachs.

    Kühlschrank des Todes: Alfred Hitchcock und Frau Alma Reville

Psycho (1960) ist wohl Hitchcocks bekanntester Film: Die in einer Woche Dreharbeit entstandene „Duschszene“ zählt heute zu seinen meistanalysierten Filmszenen. Ungewöhnlich war auch der Tod einer Hauptfigur nach nur einem Drittel des Films. Die zeitgenössischen Kritiken fielen unerwartet barsch aus, doch das Publikum machte „Psycho“ zu Hitchcocks größtem kommerziellen Erfolg. Bekannt wurde Anthony Perkins in der Rolle des Psychopathen Norman Bates.

Seit letzter Woche läuft auf dem Bezahlfernsehsender Universal Channel die deutschsprachige Erstausstrahlung der TV-Serie Bates Motel. Die Serie erzählt die Vorgeschichte zu Psycho Jedoch spielt die Serie in der heutigen Zeit. Optisch orientiert sich die Charakterzeichnung an der Filmvorlage. Freddie Highmore, der Hauptdarsteller, weist viel Ähnlichkeiten zu Anthony Perkins auf, der in der Verfilmung des Romans die gleiche Rolle verkörperte. Auch ähneln das Haus und das Motel äußerlich stark den Motiven des Filmes von Alfred Hitchcock.


Ich habe die ersten zwei Folgen gesehen. Sicherlich müht man sich hier aufzuzeigen, wie aus Norman Bates der Jugendzeit jener psychopathische Serienmörder wird. Aber wie Serien so sind, besonders US-amerikanische – man verhaspelt sich in Nebengeschichtchen, baut am Schluss einer Folge künstlich Spannung auf, die sich dann in der nächsten Folge meist nur als heiße Luft entpuppt.

Da ich mich nun einmal auf einem kurzen ‚Psycho’-Trip befinde, so habe ich mir auch American Psycho, die filmische Adaption des gleichnamigen Buches von Bret Easton Ellis, im Original angeschaut. Premiere hatte der Film im Jahr 2000 auf dem Sundance Film Festival. In den Hauptrolle ist Christian Bale als Patrick Bateman zu sehen.

Der Film schildert das Leben des New Yorker Investmentbankers Patrick Bateman in den 80er Jahren. Sein Leben ist bestimmt von Äußerlichkeiten und dem Wunsch nach Zugehörigkeit zur Elite dieser Zeit. In den Nächten wird Bateman von einer Gier nach Blut und Gewalt zu einem immer exzessiveren Lebenswandel getrieben. Er tötet wahllos Obdachlose und Prostituierte, welche er zu sich nach Hause mitnimmt.

Um es gleich zu sagen: „Bateman ist kein Norman Bates der 80er Jahre – eher eine comichafte, emotionslose, aber eben auch allzu ernste und daher kaum ernst zu nehmende Karikatur auf einen Wallstreet-Yuppie“ (Quelle: filmstarts.de), dessen wirkliche Mentalität uns auch nach diesem Film unergründlich bleiben wird. Und am Ende stellt sich der Zuschauer die Frage, ob die Gewaltexzesse tatsächlich oder nur in Batemans Kopf stattgefunden haben.

Patrick Batemans Kühlschrank erweist sich übrigens auch als Frischhaltebehältnis für menschliche Körperteile – dem Haupt eines seiner Opfer:

    Kühlschrank des Todes: American Psycho

Ach ja, und wer es wirklich nicht wissen sollte: Unter der Regie von Christopher Nolan wurde aus Christian Bale als Bateman fünf Jahre später Batman.

Mein Bedarf an US-amerikanische Psychopathen ist damit erst einmal gedeckt. Bei Twitter gibt es überdies eine selbsternannte deutsche, plauschige Ausgabe des American Psycho – German Psycho genannt (nebenbei mit einem eigenen Blog).

Hitchcock (2012)

Hitchcock ist eine Filmbiografie von Sacha Gervasi aus dem Jahr 2012. Das Drehbuch basiert auf der Biografie „Alfred Hitchcock and the Making of Psycho“ von Stephen Rebello. Der Film spielt während der Entstehung des Filmes Psycho und legt einen entscheidenden Fokus der Geschichte auf die Beziehung von Alfred Hitchcock zu seiner Frau Alma Reville während dieser Zeit (Quelle: de.wikipedia.de)

    Hitchcock (2012)

Der einflussreichste Filmemacher des vergangenen Jahrhunderts, Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins), steckt mitten in den Vorbereitungen zu seinem späteren Meisterwerk „Psycho“ mit Janet Leigh (Scarlett Johansson), Vera Miles (Jessica Biel) und Anthony Perkins (James D’Arcy). Ihm zur Seite steht seine Ehefrau und Partnerin Alma Reville (Helen Mirren), die nicht jede Entscheidung ihres Mannes befürwortet, ihn aber dennoch vollends unterstützt. Die Filmbranche ist skeptisch gegenüber dem neuen Projekt und versagt die Finanzierung. Der inzwischen 60-jährige Filmemacher wird von einigen Produzenten für zu alt und sein Projekt für nicht gut genug gehalten. Hitchcock ist jedoch dermaßen überzeugt von dem Drehbuch, dass er selbst für die Kosten der Produktion aufkommen möchte.

aus: filmstarts.de


Hitchcock (2012)

Der 1980 verstorbene Alfred Hitchcock ist der wahrscheinlich berühmteste Filmemacher der Geschichte. Kaum ein Regisseur hatte mehr Hits, kaum einer drehte mehr Klassiker und kaum einer verstand sich so gut auf die Vermarktung seiner Filme und seiner Person wie der korpulente Brite. Der Name Hitchcock wurde zur eigenen Marke und das ließ sich der „Master Of Suspense“ vor allem im TV versilbern. Verwunderlich ist es, dass es bis 2012 dauerte, bis Hitchcock selbst zur Filmfigur wurde.

    Alfred Hitchcock – Psycho (1960)

Ohne Alfred Hitchcock könnte ich mir die Filmwelt kaum vorstellen. Unvergessen sind dabei seine zahlreichen Cameo-Auftritte, meist ziemlich am Anfang des Films, wie z.B. in Über den Dächern von Nizza.

    Cameo-Auftritt von Hitchcock - rechts neben Cary Grant

Interessant an dem Film über Hitchcock finde ich besonders die Rolle, die seine Frau in seinem Leben gespielt hat und die überzeugend von Helen Mirren dargestellt wird. Nach dem Motto, hinter einem starken Mann steckt eine starke Frau, erfahren wir hier, wie wichtig seine Frau Alma für Hitchcock war, auch wenn es ohne Eifersüchteleien nicht abging. Aufschlussreich finde ich auch die Tatsache, dass Hitchcock sich nicht nur mit Produzenten um die Finanzierung seiner Filme schlagen musste, sondern reichlich Kämpfe mit der Zensur in den USA auszustehen hatte. Was heute vielen selbstverständlich erscheint, das war es vor 50 Jahre noch lange nicht. Vielleicht etwas zu kurz kam sein eigentümlicher Humor, der ihm ohne Zweifel zu eigen war.

Es ist kein aufregender, gar nervenzerreibend spannender Film a la Hitchcock. Es ist ein Film ÜBER Hitchcock, der uns das Regiegenie etwas näher bringt: durchaus aufschlussreich, durchaus unterhaltsam.


Hitchcock (2012) – längerer Ausschnitt

Übrigens: In seinem Film Dressed to Kill (1980) bezieht sich Brian De Palma ganz offen zu Hitchcocks Psycho-Film. Es ist gewissermaßen das Pendant zu Hitchcocks Film aus dem Jahre 1960.

The Stratosphere Girl (2004)

Stratosphere Girl ist ein Film aus dem Jahr 2004 in der Regie von Matthias X. Oberg, der auch das Drehbuch schrieb. In der Hauptrolle spielt das belgische Ex-Model Chloé Winkel. Soweit ich sehen konnte, ist es auch ihre einzigste Filmrolle. In einer Nebenrolle als Papa-san ist übrigens Burt Kwouk zu sehen, den viele vielleicht als Cato aus den Inspektor Clouseau-Filmen (Der rosaroter Panther) mit Peter Sellers kennen.

    The Stratosphere Girl – mit Chloé Winkel

Die 18jährige Angela (Chloé Winkel) ist begeisterte Comic-Zeichnerin und entdeckt ihre Faszination für Mangas. Nach dem Abitur soll sie in der Steuerkanzlei ihres Onkels arbeiten, was ihr nicht behagt. Da setzt ihr Yamamoto, der nette japanische DJ auf der Abifete, den Floh ins Ohr, doch einfach nach Tokio zu fliegen und dort in einem Club als Hostess zu arbeiten. In Tokio angekommen findet sie Unterkunft bei Monika, einer Bekannten Yamamotos, die mit einigen Mit-Hostessen in einem schuhschachtelgroßen Appartement eine WG führt. Auch klappt es nach Anlaufschwierigkeiten mit dem Job in einem Club, in dem sich japanische Geschäftsmänner nach einem langen Arbeitstag in weiblicher Gesellschaft entspannen. Durch ihren Lolita-Charme ist Angela erfolgreich, was bei den anderen Hostessen zu Neid und Missgunst führt. Da findet Angela schon mal in ihrer Nudelsuppe eine Glasscherbe.

Durch Zufall entdeckt Angela, dass Larissa, ein russisches Mädchen, das auch mal in Monikas WG gelebt und im gleichen Club gearbeitet hat, verschwunden ist und polizeilich gesucht wird. Angela wittert ein Verbrechen und vermutet, dass Kruilman, ein europäischer Kunde, in die Sache verwickelt ist. So berichtet Ella von einer seltsamen Party bei einem japanischen Millionär, nach der Larissa nicht mehr gesehen worden sei. Angela beschließt, den auf Besuch in der Heimat befindlichen Yamamoto ins Vertrauen zu ziehen, allein, es fehlen die Beweise …


The Stratosphere Girl (2004)

Regisseur M.X. Oberg (UNDERTAKER’S PARADISE) fügt in STRATOSPHERE GIRL inhaltlich und formal spielerisch europäische Filmkultur und japanische Comic-Ästhetik zu einem faszinierenden Mystery-Thriller zusammen. Das unterkühlte und zugleich fesselnde Spiel von Newcomerin und Ex-Model Chloé Winkel, die hypnotischen Jazz-Klänge von Nils Petter Molvaer und die eindringlichen Comic- und Film-Bilder verdichten sich gemeinsam zu einer düsteren und doch unbeschwerten Vision über das Erwachsenwerden, die Macht der Fantasie und das Eintauchen in eine fremde Kultur. (Quelle: thalia-potsdam.de)

Unweigerlich erinnerte mich der Film an zwei andere Filme, die ein knallbuntes, neonbeleuchtetes Tokio als Hintergrund haben: Lost in Translation und in gewisser Hinsicht Enter the Void, denn auch hier werden die Grenzen zwischen verwirrend düsterer Traumwelt und einer kühlen Realität ausgelotet. Engelsgleich führt uns Angela (Chloé Winkel) in eine Welt, in der der von ihr gezeichnete Bilderkosmos mit der vor wildesten Eindrücken überschäumenden Welt Tokios verschmelzen. Mögen hier vielleicht auch eher die Wunschvorstellungen des Regisseurs als die Tagträume einer jungen Frau bildhaft umgesetzt sein, mag hier auch mit Klischees gearbeitet worden sein, was japanische Männer betrifft. Lohnenswert ist der Film auf alle Fälle, auch wenn das Happyend eher störend wirkt. Er ist kunstvoll und einfallsreich und hat eine ganz besondere, eigene Atmosphäre Stratosphäre.

Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Alle Herr der Ringe-Fans mögen mir verzeihen, aber Tolkiens Roman-Trilogie Herr der Ringe habe ich nie gelesen, dafür immerhin alle drei Filme der Trilogie Herr der Ringe gesehen. Nur in diesem Blog (in dem ich sonst über fast alles schreibe, was ich auch ‚gucke’) habe ich die Filme (fast) unterschlagen …

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise (im Original The Hobbit: An Unexpected Journey) ist ein neuseeländischer Fantasyfilm von Regisseur Peter Jackson und der erste Teil einer dreiteiligen Verfilmung des Romans Der Hobbit von J. R. R. Tolkien aus dem Jahr 1937 – übrigens einem Kinderbuch.

Nochmals hat sich also Regisseur Peter Jackson eines Tolkien-Stoffes angenommen und noch einmal werden in drei überlangen Spielfilmen Hobbits, Zauberer, Orks, Zwerge u.v.a. in Mittelerde lebendig. Der Film spielt sechzig Jahre vor Tolkiens ‚Der Herr der Ringe’.

    Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Der Hobbit erzählt von der Reise Bilbo Beutlins, der an die langwierige Aufgabe gerät, das verlorene Zwergenkönigreich vom Einsamen Berg zurückzugewinnen, das vom Drachen Smaug erobert wurde. Der Zauberer Gandalf stellt Bilbo unerwartet eine Gruppe von dreizehn Zwergen zur Seite, angeführt vom legendären Krieger Thorin Eichenschild. Ihre Reise bringt sie in die Wildnis, durch unheimliche Länder mit Orks, tödlichen Wargen, riesigen Spinnen, Formwandlern und Zauberern. Bilbo Beutlin trifft zudem auf Gollum und gelangt in Besitz seines „kostbaren“ Rings, eines schlicht aussehenden Goldrings, der einst von Sauron geschmiedet wurde und von dem das Schicksal ganz Mittelerdes abhängt.


Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Freunde der Herr der Ringe-Filme wird’s freuen, einen Nachschlag zu bekommen. Aber manchmal ist ein Mehr eher ein Zuviel. Und bedenkt man, dass dieser Film erst der erste von drei Teilen ist, dann ist es des Guten wirklich zuviel. Sicherlich gelingt Jackson auch hier wieder ein bildgewaltiges Epos, die grandiosen Landschaftsbilder sind beeindruckend, besonders wenn man den Film im Großformat (z.B. wie ich via Beamer und in 5.1-Ton) betrachtet. Klar, die Ausstattung ist wieder vom Feinsten, die Figuren sind gelungen, besonders die Zwerge können gefallen. Aber irgendwie hat man das in ‚Herr der Ringe’ schon z.T. besser gesehen. Und die Geschichte ist nicht so viel anders.

Natürlich ist der Film trotz seiner über zwei ein halb Stunden Länge unterhaltsam. Wer solche Filme mag, der wird sich selbst an diesem Film nicht satt sehen können und die weiteren zwei Teile sehnsuchtsvoll erwarten. Der Film ist nun einmal Popcorn-Kino par excellence.

Filmklassiker: 2001: Odyssee im Weltraum (1968)

Der Film beginnt mit einer dreiminütigen Musiksequenz aus György Ligetis Atmosphères zu einem völlig schwarzen Bild …

Es geht um den Film 2001: Odyssee im Weltraum (Originaltitel: 2001: A Space Odyssey), ein Science-Fiction-Film aus dem Jahre 1968, der auf der Kurzgeschichte The Sentinel von Arthur C. Clarke basiert. Er entstand unter der Regie von Stanley Kubrick in England. Das renommierte American Film Institute wählte ‚2001’ auf Platz eins der besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten.

Als der Film 1968 in die Kinos kam, war er in aller Munde. Ähnlich wie bei seinem Film A Clockwork Orange habe ich ihn aber erst jetzt, 45 Jahre später, gesehen. Ich denke, ich weiß schon, warum …

2001: Odyssee im Weltraum gilt zwar als Meisterwerk, ist aber aus heutiger Sicht eher sperrig, langatmig, ja langweilig. Ich bin durchaus zu haben für eine nicht nur vordergründige ‚Botschaft’. Aber ich finde den Film zu symbolträchtig, wobei nicht immer ganz klar wird, was für was stehen soll.

    2001 - Odyssee im Weltraum (1968)

In gewisser Hinsicht ist der Film eine Oper in vier Akten (mit dem Ligeti-Stück als Ouvertüre). Musik spielt nämlich eine wesentliche Rolle. In den ersten 25 Minuten und den letzten 22 Minuten des Films wird kein Wort gesprochen. Insgesamt enthalten 70 Prozent des Films keinen Text. Die Musikauswahl ist dabei sehr ‚unkonventionell’: Nach dem Stück von Ligeti wird der Film mit ‚Also sprach Zarathustra’ von Richard Strauss eröffnet.


2001: A Space Odyssey – Introduktion aus Also sprach Zarathustra von Richard Strauss

Kubrick war fasziniert von der Möglichkeit außerirdischen Lebens und beschloss, „den sprichwörtlich guten Science-Fiction-Film“ zu drehen. Der erste Teil (Akt) zeigt eine Gruppe von Vormenschen in der afrikanischen Savanne und wird begleitet mit grandiosen Landschaftsbildern: Der Morgen der Menschheit (The Dawn of Man). Dann steht ein schwarzer Monolith, der – unbemerkt von den Vormenschen – auf die Erde gebracht wurde, im Mittelpunkt. Dieser führt bei den Vormenschen zu einer Bewusstseinsveränderung.


2001: A Space Odyssey – Der Morgen der Menschheit (The Dawn of Man)

Im 2. Teil Mondstation Clavius (Tycho Magnetic Anomaly-1) sind wir im Jahr 1999 (der Film wurde 1968 gedreht, die Handlung spielt also 31 Jahre später). Ein pfeilförmiges Raumschiff nähert sich einer großen radförmigen, noch im Ausbau befindlichen Raumstation. Zu den Klängen des Walzers ‚An der schönen blauen Donau’ gleitet die Fähre in die Nabe des riesigen rotierenden Rades. Später wird im Mondkrater Tycho ein Monolith, der dem aus der Eröffnungssequenz gleicht, ausgegraben. Der Quader ist vier Millionen Jahre alt, absolut schwarz und erzeugt ein starkes magnetisches Feld.


2001: A Space Odyssey – Walzer An der schönen blauen Donau von Johann Strauß

Dieser Monolith spielt auch in den weiteren zwei Teil Die Reise zum Jupiter (Jupiter Mission 18 Months Later) und Wiedergeburt (Jupiter and Beyond the Infinite) eine wichtige Rolle … Eine ausführlichere Inhaltsangabe des Films ist bei de.wikipedia.org zu finden (siehe auch filmstarts.de mit Kritik).

Der erwähnte Monolith wird als übernatürliche Kraft, als Gott, oder als eine außerirdische Intelligenz interpretiert, die das Bewusstsein der Menschen beeinflusst. Diese entwickeln sich fort, erlangen durch ihre wachsende Intelligenz einen technischen Fortschritt, der sie von der Welt abheben und ins Weltall reisen lässt. Der Fortschrittsglaube erwächst ins Unermessliche. Aber die erlangten Errungenschaften kehren sich plötzlich gegen den Menschen.

Wodurch der Film beeindruckt, sind seine Bilder, denen die heute benutzte Animationstechnik am Computer natürlich nicht zur Verfügung stand und die daher einen entsprechend hohen Aufwand nötig machten. Kubrick zeugte eine bis dahin nicht bekannte technische Perfektion, die sicherlich als Quelle für Inspirationen kommender Regisseure gelten muss.

Man mag von dem Film halten, was man will. Wie gesagt, mir ist er etwas zu symbolträchtig, zu verworren. Manche verwendete Technik ist zudem überholt (z.B. falschfarbene Bildern im letzten Teil; das erinnert mich an gute alte Beat-Club– bzw. Musikladen-Zeiten aus Bremen, die durch solche Aufnahmen einen psychedelischen Effekt hervorrufen sollten). Insgesamt muss man ‚2001’ als Vorreiter für neue visuelle Formen und Möglichkeiten sehen. Und wer’s noch nicht kapiert hat: Wer actiongeladene Filme bevorzugt, sollte einen großen Bogen um den Film machen.

Hier ein Trailer des Films, den ein 2001-Fan zusammengestellt hat, da die offiziellen Trailer nicht so recht wiedergeben, was der Film zu versprechen heißt:


2001: A Space Odyssey – Trailer (englisch)

Heute Ruhetag (39): Scholem Alejchem – Anatewka

Wer Kafka verstehen will, muss sich auch mit seinem Judentum auseinandersetzen. So wurde Kafka – aber nicht nur er allein – für mich zum Ausgangspunkt, mich mit jüdischer, speziell mit jiddischer Literatur zu beschäftigen. Als Einstieg boten sich da die Erzählungen und Romane von Isaac B. Singer an, der 1978 als erster und bisher einziger jiddischer Schriftsteller für sein Gesamtwerk den Literaturnobelpreis erhielt. Auch in Deutschland wurde besonders sein Roman „Feinde – die Geschichte einer Liebe“ aus dem Jahr 1966 (1974 in Deutschland erschienen) bekannt, der 1989 durch Paul Mazursky verfilmt wurde. 1983 wurde Singers Kurzgeschichte „Yentl, the Yeshiva Boy“ mit Barbra Streisand in der Hauptrolle als Yentl verfilmt; dem Film stand Singer allerdings sehr kritisch gegenüber. Isaac Bashevis Singer beschreibt u.a. das jüdisch-polnische Leben im Schtetl, später das Leben der Juden in den USA. Es ist eine wundersame Welt mit einem ganz eigenen Humor, die sich da dem Leser auftut. Singers Werk steht im Spannungsfeld zwischen Religion und Moderne, Mystizismus und rationaler Einsicht. Später einmal werde ich auf ihn noch ausführlicher zu sprechen kommen.

Siehe hierzu auch meine Beiträge:
Hob Ikh Mir A Mantl – Jiddisch für Anfänger
A Serious Man
Salcia Landmann: Jüdische Witze

Scholem Alejchem (* 1859 in Perejaslaw bei Kiew; † 13. Mai 1916 in New York) war einer der bedeutendsten jiddischsprachigen Schriftsteller und wurde auch der jüdische Mark Twain genannt.

Sein Name dürfte den meisten unbekannt sein. Anatevka bzw. „Der Fiedler auf dem Dach“ (im englischen Original: „Fiddler on the Roof“) werden aber viele kennen. Es ist ein Musical, das 1971 vom Regisseur Norman Jewison verfilmt wurde und auch bei uns in Deutschland bis heute noch sehr beliebt ist. Die Vorlage hierzu war eben der jiddische Roman „Tewje, der Milchmann“ (jiddisch: Tewje der Milchiger) von Scholem Alejchem, der zwischen 1894 und 1916 entstanden ist.

Die Geschichte spielt im Russischen Kaiserreich im ukrainischen Schtetl Anatevka in der vorrevolutionären Zeit um 1905. Im Dorf lebt eine jüdische Gemeinschaft, die großen Wert auf Tradition legt. Der Milchmann Tevje (jiddische Koseform des hebräischen Namens Tuvija) lebt mit seiner Frau Golde und seinen Töchtern in Armut. Trotz drohender Pogrome im zaristischen Russland bewahrt Tevje seinen Lebensmut und seinen Humor.

Es ist dieser ganz besondere jüdische Humor, der es mir angetan hat. Daher empfehle ich für heute einen Lesetag als Ruhetag.

Heute Ruhetag = Lesetag!

Er richtet den Geringen auf aus dem Staube
und erhöhet den Armen aus dem Kot.

Psalm 113,7

Wenn einem der Haupttreffer beschert ist, hört Ihr, Reb Scholem-Alejchem, so kommt er zu einem ganz von selbst ins Haus, wie es in den Psalmen heißt: ›Vorzusingen auf der Githith‹: – wenn man Glück hat, so kommt es von allen Seiten gelaufen; und es gehört gar kein Verstand und keine Tüchtigkeit dazu. Wenn man aber, Gott behüte, kein Glück hat, so kann man reden, bis man zerspringt, und es wird nützen wie der vorjährige Schnee. Wie sagt man doch: ›Es gibt keine Weisheit und keinen Rat gegen ein schlechtes Pferd.‹ Der Mensch arbeitet, der Mensch plagt sich ab, und ist nahe daran, auf alle Feinde Zions sei es gesagt, sich hinzulegen und zu sterben! Und plötzlich kommt, man weiß nicht woher, von allen Seiten lauter Glück und Erfolg, wie es im Buche Esther steht: ›Hilfe und Errettung kommen den Juden.‹ Ich brauche es Euch wohl nicht zu übersetzen, doch der Sinn dieser Stelle ist, daß der Mensch, solange seine Seele in ihm ist, Gottvertrauen haben muß. Das habe ich am eigenen Leibe erfahren, wie der Ewige mich geleitet hat und wie ich zu meinem jetzigen Beruf gekommen bin: denn wie komme ich dazu, Käse und Butter zu verkaufen, wo die Großmutter meiner Großmutter niemals mit Milchwaren gehandelt hat. Es lohnt sich wirklich, die ganze Geschichte vom Anfang bis zum Ende anzuhören. Ich werde mich für eine Weile hier neben Euch ins Gras setzen, und mein Pferdchen soll inzwischen etwas kauen, wie wir es im Morgengebet sagen: ›Die Seele aller Lebenden preiset den Herrn.‹ Und das Pferdchen ist ja auch ein Geschöpf Gottes!

[…]

aus: I. Der Haupttreffer

Signatur: Scholem Alejchem

Scholem Alejchem: Anatewka – Die Geschichte von Tewje, dem Milchmann