Kategorie-Archiv: Fußball: Welt- und Europameisterschaften

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006/2010 & Europameisterschaft 2008

WM 2014: … und auf dem Mond da weiden Kühe!

Was für ein Halbfinalspiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. 7:1 gewinnt die deutsche Mannschaft gegen den Gastgeber und (selbsternannten) Titelaspiranten Brasilien und stürzt damit ein ganzes Land in eine Schockstarre. Selbst untröstliche Eltern müssen ihre weinende Kinder trösten. Gestandene Fußballprofis wie der brasilianische Abwehrspieler David Luiz, der im Viertelfinale noch den kolumbianischen Stürmerstar James Rodríguez trösten musste, weinen ungehemmt.

Sieben zu eins? Und auf dem Mond da weiden Kühe! Könnte man meinen: Es ist geradezu unglaublich …

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Betrachtet man das Ganze aber genauer, dann verwundert es eigentlich nicht mehr so ganz. Die Brasilianer begannen ungewohnt offensiv. Aber schon bald verpufften die ersten Angriffe. Nach Ballverlusten auf beiden Seiten fand Deutschland zu einem geordneten Spiel, dem nur noch der ‚letzte Ball’, der letzte gelungene Spielzug fehlte. Anders als z.B. im Spiel gegen Algerien taten sich für die deutschen Spieler Räume auf, die auch konsequent genutzt wurden. Dann das frühe Tor (11. Spielminute) durch Thomas Müller nach einer Ecke. Wieder ein Tor nach einer Standardsituation (‚ruhender Ball’). Hier zeigte sich bereits die Löchrigkeit der brasilianischen Abwehr. Plötzlich lief alles wie ‚geschmiert’, die Kombinationen klappten und weitere Tore fielen fast im Minutentakt, u.a. das 2:0 durch Miroslav Klose, dem damit sein insgesamt 16. WM-Treffer gelang und der damit alleiniger WM-Rekordtorschütze wurde – und damit Ronaldo, Brasilien, ablöst: durch ein Tor in Brasilien gegen Brasilien.

Miroslav Klose – seit gestern alleiniger WM-Rekordtorschütze
Bild: Miroslav Klose – seit gestern alleiniger WM-Rekordtorschütze

Die Brasilianer wirkten mit einem Mal wie gelähmt und irrten eigentlich nur noch über den Platz oder wie Brasiliens Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari sagte: „Die Organisation ging verloren, es kam Panik auf“ und „Es ist die schlimmste Niederlage aller Zeiten, eine fürchterliche Katastrophe.“

In der zweiten Halbzeit fing sich die brasilianische Mannschaft einwenig. Aber da hatte der Druck durch das deutsche Team merklich nachgelassen.

Schon während der 2. Halbzeit hatte das Publikum den Stürmer Fred als Buhmann ausgemacht, dessen Leistungen allerdings während des ganzen Turniers bescheiden waren und eine Aufstellung in keiner Weise rechtfertigten. Am Schluss, während erste brasilianische Fans längst gegangen waren oder andere das historische Desaster mit stiller Trauer oder vielen Tränen begleiteten, gab es gellende Buhrufe und wüste Pfiffe.

Immerhin zeigten sich die brasilianischen Spieler und ihr Trainer fair und sportlich und gratulierten der deutschen Mannschaft, allen voran Miroslov Klose.

Gestern erlebte Brasilien sein zweites „Maracanaço“ – einen Schock wie bei der ersten Weltmeisterschaft im eigenen Land, als Brasilien gegen Uruguay im entscheidenden Spiel die WM 1950 verlor, ein Trauma, das das Land bis heute nicht überwunden hat.

Bundestrainer Löw und auch einzelne Spieler waren sich schon gestern Abend bewusst, dass es im Finale am Sonntag (21 Uhr MESZ – Übertragung in der ARD) – ob nun gegen Argentinien oder die Niederlande (beide Mannschaften treffen heute Abend um 22 Uhr MESZ im 2. Halbfinale aufeinander) – ein völlig anderes Spiel geben wird. Löw rief zu etwas Demut auf und Torschütze Thomas Müller (der auch zwei Vorlagen lieferte) will „die Kirche im Dorf lassen“.

Mit Sicherheit wird die gegnerische Mannschaft die Räume sehr viel enger machen und damit versuchen, den Spielfluss des deutschen Teams zu unterbinden. Ich hoffe nur, dass es damit nicht zu einem vielleicht aus taktischer Sicht interessanten, für den Zuschauer, der gelungene Spielzüge und Torraumszenen (und natürlich schöne Tore) sehen will, dann eher langweiligen Spiel kommen wird.

Neben dem Weltmeistertitel für die deutsche Mannschaft winkt auch noch erneut wie 2010 der „Goldene Schuh“ für Thomas Müller als besten Torschützen der WM. Allerdings fehlt ihm noch ein Tor im Endspiel, denn noch führt der Kolumbianer James Rodríguez.

Dann also bis Sonntag um 21 Uhr in der ARD

Brust raus, Kopf hoch … Oder: Die Angst des Schützen beim Elfmeter

Peter Handkes Erzählung Die Angst des Torwarts beim Elfmeter, dessen Titel in der Fußballwelt zum geflügelten Wort geworden ist, habe ich schon einmal kurz angesprochen. Natürlich ist es eher die Angst der Schützen vor Versagen. Ein Torwart kann nur zum Helden werden – wie erst jetzt Tim Krul, der Torhüter der Niederländer, den sein Trainer Louis van Gaal Sekunden vor Ende der Verlängerung einwechselte, da es unweigerlich zum Elfmeterschießen kommen musste – und der dann auch zwei Elfmeter von Costa Rica hielt und damit den Niederlande das Weiterkommen ins Halbfinale bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien sicherte.

Als Torwart ist es sicherlich wichtig, wenn du groß bist, also über eine große Reichwerte verfügst. Wie im Elfmeterschießen zwischen der Niederlande und Costa Rica ist es sicherlich sehr hilfreich, wenn man weiß, wohin der jeweilige Schütze voraussichtlich schießen wird. Costa Rica musste ja bereits gegen Griechenland ins Elfmeterschießen. Die Videos davon werden sich die Niederländer sehr genau angeschaut haben. Gewisse Psychospielchen gehören wohl auch dazu. Und so eine überraschende Einwechslung wie durch van Gaal („Kommt da der Elfmeterkiller?“) trägt sicherlich auch noch zur Verunsicherung des Gegners bei.

Allerdings denke ich, dass Torwart Tim Krul mit seinen Psychospielchen da etwas zu weit gegangen ist, als er beim zweiten und dritten Elfmeter der Mittelamerikaner auf die Schützen zuging und auf sie einredete („Ich weiß, in welche Ecke du schießen wirst!“), um sie zu verunsichern. Das ist unsportlich und hat jetzt wohl auch eine Untersuchung der FIFA zur Folge. Krul selbst ist sich allerdings keiner Schuld bewusst. „Ich habe nichts falsch gemacht, war nicht aggressiv. Ich wollte nur in ihre Köpfe kommen, das hat funktioniert“, sagte der 26-Jährige bei einer Pressekonferenz.

Was kann aber den Schützen helfen, den Elfmeter zu verwandeln?

Professor Daniel Memmert, Leiter des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung, hat alle Elfmeterschießen bei Welt- und Europameisterschaften zwischen 1982 und 2006 ausgewertet. Er erneuerte jetzt in einem Interview eine alte These:

„Es ist wissenschaftlich belegt, dass es die Chancen der Schützen verbessert, wenn sie sich an drei Regeln halten.

– Erstens: Brust raus, Kopf hoch und den Torwart ansehen.
– Zweitens: Nach dem Ablegen des Balles auf dem Elfmeterpunkt nicht umdrehen und mit dem Rücken zum Tor zum Anlaufpunkt gehen, sondern rückwärts und den Torwart im Blick behalten.
– Drittens: Nach dem Pfiff des Schiedsrichters einen Moment warten.“

    Manuel Neuer hält einen Strafstoß von Cristiano Ronaldo (2012)

Auch wenn der Bundestrainer, Joachim Löw, nicht viel Sinn für Standards hat und erst durch seinen Ko-Trainer und einige Spielern aufgefordert wurde, z.B. Freistöße ausgiebiger zu trainieren (und der Erfolg gibt ihnen Recht – sieht von diesen Lachnummern einmal ab), so sollte er bedenken, dass in einen der nächsten beiden Spiele (im Halbfinale heute Abend gegen Brasilien, dann im Spiel um Platz drei oder im Endspiel) der Sieger vielleicht nur durch Elfmeterschießen ermittelt wird. Vielleicht helfen dann ja die diese drei Regeln, die man im Training testen sollte.

WM 2014: Neymars Schatten

Am Freitag und Samstag erlebten wir bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien die Viertelfinalspiele. Und entgegen meiner sehr gewagten Tipps haben doch wieder einmal die ‚üblich Verdächtigen’ die Runde der letzten Vier erreicht (immerhin hatte ich Recht mit meiner Annahme, mit diesen Tipps (fast) völlig danebenzuliegen):

Frankreich – Deutschland – mein Tipp: 1:2 (Ergebnis: 0:1)
Brasilien – Kolumbien – mein Tipp : 1:2 (Ergebnis : 2:1)
Argentinien – Belgien – mein Tipp 0:1 (Ergebnis: 1:0)
Niederlande – Costa Rica – mein Tipp: 0:1 (Ergebnis 0:0 / 4:3 n.E.)

Im Halbfinale am Dienstag bzw. Mittwoch spielen dann also:

Brasilien – Deutschland (ZDF um 22 Uhr)
Niederlande – Argentinien (ARD um 22 Uhr)

Ich will mich nicht allzu sehr loben, aber vor der WM hatte ich Folgendes geschrieben:

Trotzdem glaube ich nicht, dass Deutschland Weltmeister wird. Im Halbfinale (wahrscheinlich gegen Brasilien) ist spätestens Schluss. Mein Halbfinaltipp:

Brasilien – Deutschland
Spanien – Argentinien

wobei z.B. die Belgier neben Italien, Frankreich und vielleicht der Elfenbeinküste bis ins Viertelfinale ziehen könnten. Mein Endspiel lautet dann Brasilien gegen Spanien (mehr verrate ich nicht).

Sieht man einmal von Spanien ab (dafür spielt jetzt die Niederlande), so waren meine Tipps damals gar nicht so schlecht, oder? Und wie tippe ich jetzt?

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Zu den Viertelfinals:

Immerhin hatte ich in meiner Annahme Recht, dass Deutschland gegen Frankreich gewinnt. Auch wich meine Aufstellung – wie folgt

Neuer – Durm, Hummels, Boateng (Mertesacker), Lahm – Schweinsteiger (Khedira), Kroos, Götze – Schürrle, Özil, Müller (Klose)

von der tatsächlichen Aufstellung gar nicht so weit ab. Mertesacker hatte ich in Klammern gesetzt, weil ich einfach davon ausgegangen war, dass er für die Franzosen trotz guten Stellungsspiels nicht schnell genug wäre und daher die Bank drückt. Okay, Schweinsteiger und Khedira spielten zusammen bis zum Schluss. Götze wurde erst zum Ende hin für Özil eingewechselt und Klose stand in der Startelf, wurde erst in der 69. Minute durch Schürrle ausgetauscht (und statt Durm kam doch wieder Höwedes zum Einsatz). Ich hätte Schürrle von Anfang an gebracht, ihn dann vielleicht so ab der 60. Minute durch Klose ausgetauscht.

Immerhin hat der Bundestrainer Löw Lahm als rechten Verteidiger gebracht, der dort gerade gegen Frankreich viel wirkungsvoller war, zumal es das ‚Loch’, das Lahm im Mittelfeld hätte stopfen sollen, gar nicht gab – die Franzosen überbrückten das Mittelfeld immer wieder mit langen Bällen nach vorn.

Es war kein allzu schönes Spiel – und lediglich eine Standardsituation (Freistoß Kroos, Kopfbaltor Hummels) entschied am Ende das Spiel. Aber trotz der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit spielte das deutsche Team diszipliniert und ließ nur wenige Torchancen der Franzosen zu, die dann Manuel Neuer, diesmal in Torwartmanier, zu Nichte machte. Attraktivität und Tempo blieben dabei allerdings auf der Strecke. Irgendwie erinnert mich diese Art von Spiel der deutschen Mannschaft an die der Italiener früherer Jahre (2006 wurde Italien so Weltmeisternicht gerade zu meiner Freude).

Brasilien gewann dann am Abend gegen aufopferungsvoll kämpfende Kolumbianer mit 2:1. Auch hier entschied im Grunde ein frühes Tor das Spiel. In dem mit viel Härte geführten Spiel zeigte sich der Schiedsrichter immer wieder großzügig, wohl zu großzügig. Denn so passierte das, was nicht passieren darf. Gegen Ende des Spiel sprang der kolumbianische Spieler Juan Zúñiga den Brasilianer Neymar von hinten an und rammte diesem sein rechtes Knie in den Rücken. Dabei brach sich Neymar den dritten Lendenwirbel und musste verletzt ausgewechselt werden. Für Brasiliens besten Spieler ist damit die Weltmeisterschaft zu Ende. Man mag spekulieren, ob dieses Foul auch geschehen wäre, wenn der Schiedsrichter zuvor härter durchgegriffen hätte. Auch mag man Zúñiga keine böse Absicht unterstellen. Aber der Ausfall Neymars wirft einen tiefdunklen Schatten auf diese WM. Das ganze Land ist geschockt – es wird sich zeigen, ob Brasilien im Halbfinalspiel gegen Deutschland den Ausfall kompensieren wird (Bundestrainer Löw meint dazu: „Brasilien ohne Neymar ist viel schwieriger“). Außerdem ist der Abwehrchef und Mannschaftskapitän der Brasilianer, Thiago Silva, wegen einer zweiten gelben Karte für das Spiel am Dienstag gesperrt.

Immerhin gab es eine schöne, versöhnliche Geste nach dem Spiel durch David Luiz, der das 2:0 für Brasilien geschossen hatte und der nach Spielende James Rodríguez, der für den Anschlusstreffer der Kolumbianer gesorgt hatte (und damit die Torschützenliste mit sechs Treffer anführt), in die Arme nahm, als dieser so untröstlich weinte. Natürlich ist David Luiz ein schlauer Fuchs, denn er tauschte mit James das Trikot – eines Tages wird das Gold wert sein, denn der Kolumbianer dürfte schon sehr bald zu den ganz Großen des Fußballsports gehören.

Brasilien-Kolumbien 2:1 - Zúñiga rammt Neymar sein Knie in den Rücken: Lendenwirbelbruch

Zu Argentinien gegen Belgien ist nicht viel zu sagen: die Argentinier gewannen mit minimalen Aufwand auch hier durch ein frühes Tor 1:0 gegen Belgier, die nicht an ihre Leistung, mit der sie die USA 2:1 geschlagen hatten, anknüpfen konnten. Bitter für Argentinien: Ángel Di María fällt ebenfalls verletzt für den Rest des Turniers aus.

Das Spiel der Niederlande gegen Costa Rica war sicherlich kein Leckerbissen. Costa Rica verteidigte mit fast allen Mann und ließ nur wenige Torchancen der Niederländer zu, die der hervorragende Torwart Keylor Navas vereitelte. So kam es nach 120 Minuten zum Elfmeterschießen. Dabei hatte Hollands Bondschoach Luis van Gaal wieder einmal ein glückliches Händchen: Erst Sekunden vor Ende der Verlängerung hatte er Tim Krul eingewechselt, der wohl speziell für dieses Elfmeterschießen trainiert hatte (Costa Rica hatte bereits gegen Griechenland ein Elfmeterschießen – und wieder waren es die gleichen Spieler, die antraten). Sicherlich ein taktischer Geniestreich. Dabei war dem Trainer bewusst, dass der Schuss auch nach hinten hätte losgehen können. “Wenn es schiefgegangen wäre, hätten mich alle für verrückt erklärt“, sagte van Gaal. Auch dank unsportlicher Psychospielchen hielt Krul zwei Elfmeter und ermöglichte so das Weiterkommen der Niederländer.

Vor der WM hatte ich ja den Gastgeber Brasilien im Endspiel (gegen Spanien) gesehen. Jetzt ‚fürchte’ ich, dass es Deutschland (hoffentlich dann doch nicht in ‚italienischer Manier’, sondern mit etwas mehr Spielwitz und Charisma) am Dienstag schaffen könnte, den Gastgeber zu schlagen. Nein, nicht nur, weil Neymar und Thiago Silva fehlen

Beim 2. Spiel bin ich mir alles andere als sicher. Aber da die Niederländer so gern gegen Deutschland spielen wollen, so könnte ihr Wunsch in Erfüllung gehen (dann siegt aber Deutschland im Endspiel 😉 ).

Übrigens: Um kurz vor Mitternacht ereilte Juan Camilo Zuniga die Nachricht, dass der Fußball-Weltverband FIFA nicht weiter gegen ihn ermittelt, sein Foul gegen Neymar also zumindest keine Sperre nach sich zieht.

Für Thiago Silva, der für das Spiel morgen gegen Deutschland gesperrt ist, wird voraussichtlich Dante von Bayern München auflaufen, für Neymar der junge Willian.

Fußball in der Literatur: Das Runde muss ins Eckige

    „Inmitten gewalt’gen Gestöhnes
    verschoss den Elfmeter der Hoeneß.
    Das Spiel ist verloren …
    Mit hängenden Ohren
    betrachtet der Trainer, Herr Schön, es!“

    Annemarie Schimmel zum katastrophale Fehlschuss des Uli Hoeneß (zz. in Haft) im Europameisterschaftsendspiel 1976

So langsam kommt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien in die entscheidende Phase. Daher wie angekündigt heute etwas zum Thema Fußball in der Literatur.

Fußball wird allgemein als „schönste Nebensache der Welt“ betrachtet (sieht man einmal vom Sex ab). Aber längst weiß der Kundige, dass Fußball viel mehr ist, dass es Lebensphilosophie ist und als solches „Sinnbild für das Ungewisse, für das Glück und die Zukunft“ (Peter Handke).

In einem anderen Beitrag habe ich uns schon etwas ausführlicher mit den Lebensweisheiten fußballspielender Mitmenschen bekannt gemacht. Ein Beispiel mustergültiger Klarheit des Denkens gibt uns die Lösung des Problems der Quadratur des Kreises. Zwar behaupten Mathematiker, dass eine Lösung unmöglich sei, aber der frühere Reichs- und Bundestrainer Sepp Herberger wusste die Antwort: Das Runde muss ins Eckige! Welcher Scharfsinn, welche Stringenz! Da ist Einsteins Äquivalenz von Masse und Energie (kurz: E=mc2) ein Dreck dagegen.

    Quadratur des Kreises (‚Das Runde muss ins Eckige’)

Schriftsteller, davon geht man fälschlicherweise aus, haben keinen Sinn für Fußball. Hier und heute werde ich das Gegenteil beweisen. Von Albert Camus, von dem ich hier schon öfter berichtet habe, wissen wir, dass er in jungen Jahren Torwart beim Fußballverein Racing Universitaire d’Alger, immerhin mehrmals Meister in den französischen Gebieten Nordafrikas, war. Ein Philosoph also sogar als Aktiver. Aber eigentlich sind Philosophen weniger Fußballspieler – eher umgekehrt.

Dann gibt es natürlich auch Schriftsteller, die zumindest in jungen Jahren große Begeisterung fürs Fußballspiel zeigten: der kleine Max Frisch wollte als Erwachsener unbedingt Fußballtorwart werden (Quelle: xlibris.de – schon wieder Torwart, dabei gab es damals noch keinen Manuel Neuer, der Vorbild hätte sein können).

Aber auch genügend eher unsportliche Schriftsteller haben sich der Faszination des Rasenballsports nicht immer entziehen können. Ich will hier nicht zu sehr in die Tiefe (des Raums) gehen. Das Goethe-Institut hat sich bereits vor einiger Zeit der deutschsprachige Fußballliteratur angenommen und diverse Buchempfehlungen herausgebracht.

    Einsam stand der Dichter im Tor: Fußball und Literatur – von Joachim Ringelnatz bis Nick Hornby

Aus der gleichen Zeit stammt ein Manuskript zu einem Feature von Rainer Moritz mit dem Titel Einsam stand der Dichter im Tor: Fußball und Literatur – von Joachim Ringelnatz bis Nick Hornby:

Passt der runde Ball ins Eckige, ins Buch? Oder sind Sport und Literatur generell, wie Marcel Reich-Ranicki mutmaßte, „feindliche Brüder“?

Als der Fußball in den 1920er Jahren rasant an Popularität gewann, begann sich auch die Literatur mit diesem Massenphänomen auseinander zu setzen – mal mit kritischem Witz wie in Joachim Ringelnatz Fußball (nebst Abart und Ausartung), mal mit spätexpressionistischer Angriffslust wie in Melchior Vischers Theaterstück Fußballspieler und Indianer.

Das Feature verfolgt das Sprechen (und mitunter das Singen) über Fußball, lässt Lyriker wie Friedrich Torberg, Ror Wolf oder Matthias Politycki zu Wort kommen, zitiert aus Prosaglanzstücken von Eduardo Galeano, Vladimir Nabokov, Erich Loest oder Nick Hornby, zeigt die Poesie großer Rundfunkreportagen und scheut sich nicht, analytische Betrachtungen von philosophischer, psychologischer und theologischer Seite ins (Spiel-)Feld zu führen.

Und das Gute daran ist, das Ganze lässt sich als PDF Einsam stand der Dichter im Tor herunterladen und nachlesen.

Der als Motto vorangestellte Limerick entstammt diesem 32-seitigen Text, der sich gern und gut zwischen zwei Halbzeiten und vor der nächsten Verlängerung lesen lässt. Übrigens: Selbst ein Nobelpreisträger wie Günter Grass war in jungen Jahren nicht davor gefeit, das Fußballgeschehen mit bedeutungsschwangeren Versen zu überhöhen, etwa in seinem 1955 erschienenen Gedicht „Nächtliches Stadion“:

Langsam ging der Fußball am Himmel auf.
Nun sah man, dass die Tribüne besetzt war.
Einsam stand der Dichter im Tor,
doch der Schiedsrichter pfiff: Abseits.

Nun ja, Herr Grass … Herr Handke ist bereits erwähnt worden. Der Titel seiner Erzählung Die Angst des Torwarts beim Elfmeter (ist von Wim Wenders auch verfilmt worden) wurde im Fußballsport zum geflügelten Wort, jedoch immer mit dem Zusatz versehen, dass es in Wahrheit eher der Schütze ist, der beim Schießen eines Elfmeters Angst verspürt. Also auf zum nächsten Elfmeterschießen.

Natürlich kann man das Thema auch googeln (Fußball Literatur) und bei Amazon zu dem Thema Fußball in der Literatur stöbern.

Heute Ruhetag (51): Helmut Wördemann – Der ermordete Fußball

Nun heute und morgen finden bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien die vier Spiele des Viertelfinals statt, also von Ruhetag kann nicht die Rede sein. Trotzdem oder gerade deshalb möchte ich hier eine kleine Fabel von einem gewissen Herrn Helmut Wördemann zum Besten geben, die sich um jenes Sportgerät dreht, um das in diesen Tagen soviel Aufsehens gemacht wird. Dass dieser Fußball hier von einem rostigen Nagel gemeuchelt wird, geschieht ihm ganz recht.

Fußball am Strand (Copacabana)

Diese kleine Fabel mag also zur Entspannung nach spannenden Spielen dienen. Viel Spaß beim Lesen! Zum Thema Fußball und Literatur vielleicht an einem der nächsten Tagen noch etwas mehr …

Heute Ruhetag = Lesetag!

Der ermordete Fußball

Es war einmal ein Fußball, der war rundum glücklich, wenn er auf’s Feld geworfen und von 22 Spielern hin und her getreten wurde. Er stieg und fiel, tanzte über den Rasen, rutschte quietschend von einem Fuß zum anderen, gab sich selbst einen jauchzenden Drall, wenn er seinen Flug stabilisieren wollte. Kurzum, er nutzte seine Kugelform aus, um auf der Erde und in der Luft umherzutollen und sich auszutoben.

Dass er von den mehr oder weniger geschickten Tritten und gelegentlichen Handwürfen der Spieler abhängig war, störte ihn nicht im geringsten.

»Ich habe doch keinen Antriebsmotor im Leib,« erklärte er keuchend, wenn sich jemand über seinen blinden Gehorsam wunderte, »ich bin doch auf die Kraft anderer angewiesen. Wenn ich nicht tue, was sie wollen, bleibe ich im Schrank liegen oder komme auf den Müll. Neinnein, das ist schon in Ordnung so.« Mit keck zur Seite rollenden Augen fügte er manchmal hinzu:»Und wenn ich ausbrechen will, finde ich schon einen Dreh und fliege kurz oder lang ins Aus. Aber das lohnt sich kaum, da ich ja ununterbrochen gebraucht werde. Tjaaa, es gibt viele Fußbälle, aber in einem Spiel wird immer nur einer geduldet.«

In diesen wunderbaren Ball, der Himmel und Erde zu beherrschen schien, verliebte sich ein kläglicher Nagel, ein Nichtsnutz, der sich halb aus seinem Arbeitsplatz im Torbalken gelöst hatte, um den Spielen zusehen zu können. Dafür nahm er gerne in Kauf, dass er in der wechselhaften Witterung schnell zu rosten begann. Ja, nachdem er sich in den Fußball verliebt hatte, war er sogar froh darüber, denn der Ball war ja auch dauernd dreckig.

Bei jedem Spiel starrte der Nagel erwartungsvoll auf die Torjäger.Er hoffte aber nicht etwa, dass ein Tor fiel. Er lauerte vielmehr auf die Fehlschüsse, auf einen ganz bestimmten Fehlschuss, auf den für ihn einzig interessanten Schuss, auf den Schuss, der ihm den Ball zuspielte.

Eines Tages, nach unendlich langer Wartezeit, geschah dann das Wunder seines kränkelnden Lebens: Der Ball traf ihn mit voller Wucht. Und er durchbohrte ihn mit der ganzen Leidenschaft seiner Liebe.

»Der ist hin,« sagte der Linienrichter zu einem Jungen, »hol‘ einen neuen Ball. Und bring‘ auch gleich den Platzwart mit, der soll den Nagel entfernen!«

»Warum hast du das getan?« fragte Bläschen murmelnd der Fußball, als er im Abfalleimer neben dem Nagel lag.

»Ich liebte dich,« stammelte der Nagel, »ich konnte ja nicht wissen, dass du so empfindlich bist. Um ehrlich zu sein, so zusammengeknautscht gefällst du mir gar nicht mehr. Ich hab‘ mich in dir getäuscht. Du bist ein Windbeutel, sonst gar nichts.«

Der Fußball stöhnte tief und weh auf und hauchte sterbend seine letzten Worte:

»Wer nicht mit mir umgehen kann, wie soll der mich verstehen? Wenn doch solche Geschöpfe ihre dummdreiste Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten steckten. Wäre er doch geblieben, wo er hingehörte! Der Kerl hätte sich in seinen Balken verlieben sollen, das wäre eine dauerhafte und glückliche Ehe gewesen. Ach, ich habe mich immer gerne mit Füßen treten lassen, warum muss so ein kleiner Nagel mich kaputtmachen? Was für ein Leben! Was für ein Tod!«

Helmut Wördemann: 100 Fabeln

WM 2014: Auf ins Viertelfinale

Man glaubt es kaum, aber von den 64 Spielen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien sind 56 bereits absolviert. In den letzten acht Spielen, das ist klar, geht’s dafür aber auch ‚um die Wurst’.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Deutschland hat sich ja mit Hängen und Würgen gegen Algerien fürs Viertelfinale qualifiziert und trifft nun morgen um 18 Uhr MESZ auf Frankreich. Ein Gutes hatte das Gegurke am Montag: Deutschland ist seinen Status als WM-Favorit endgültig los! – Bis auf Kolumbien taten sich allerdings alle anderen verbleibenden Mannschaften schwer, unter die letzten Acht zu kommen. Kolumbien mit Jung-Star James Rodríguez ist auch die einzige Mannschaft, die mich bisher wirklich durchgehend begeistern konnte. Ich wünsche den Jungs alles Gute, aber Weltmeister, so fürchte ich, werden sie wohl nicht.

Hier die Spiele des Viertelfinals mit meinen unmaßgeblichen Ergebnistipps (bei den acht Achtelfinalspielen hatte ich immerhin sieben Mannschaften richtig getippt). Während im Achtelfinale alle Gruppenersten gewonnen haben, wage ich hier den Harakiri-Tipp (Seppuku), indem ich voll und ganz auf die (von der Ansetzung her) ‚Auswärts’-Mannschaften setze (Wer nicht wagt, der nicht gewinnt … – auch wenn’s nichts zu gewinnen gibt):

Freitag, 04.07. – 18 Uhr MESZ (ARD)
Frankreich – Deutschland 1:2
Freitag, 04.07. – 22 Uhr MESZ (ARD)
Brasilien – Kolumbien 1:2
Samstag, 05.07. – 18 Uhr MESZ (ZDF)
Argentinien – Belgien 0:1
Samstag, 05.07. – 22 Uhr MESZ (ZDF)
Niederlande – Costa Rica 0:1

Ich weiß jetzt schon, dass ich mit meinen Tipps diesmal aber auch völlig daneben liegen werde (oder doch nicht?). Auf jeden Fall muss man wieder mit der einen oder anderen Verlängerung (und sicherlich auch mit Elfmeterschießen) rechnen – von den acht Achtelfinals endeten fünf mit Verlängerung und davon zwei mit Elfmeterschießen.

Wie man sieht, bin ich, was das deutsche Team betrifft, immer noch positiv gestimmt. Um es gleich zu sagen: mehr als der Einzug ist Halbfinale ist aber nach meiner Meinung nicht drin.

‚Deutsches’ Fahnenmeer

Ich glaube also tatsächlich, dass Deutschland gegen die Franzosen gewinnen kann. Natürlich können sie das, aber nur, wenn die Spieler endlich ihr ganzes Können abrufen. Besonders Götze (wenn er denn spielt) und Özil müssen ‚in die Puschen’ kommen. Vielleicht war ja das Tor von Özil gegen Algerien für ihn die Initialzündung … Natürlich kommt es auch darauf an, welche Mannschaft Nationaltrainer Löw aufs Feld schickt. Wenn man so im Netz forscht, welche Spieler das ‚Volk’ gern auflaufen lassen möchte, dann lässt sich Folgendes ablesen (was auch meiner Meinung nahe kommt):

– Bitte keine vier Innenverteidiger mehr. Philipp Lahm aus dem Mittelfeld zurück als rechten (oder gar als linken) Verteidiger. Hummels dürfte ja wohl wieder gesund sein. Boateng oder Mertesacker neben ihm? Auf der linken Seite sollte ein gelernter Außenverteidiger eingesetzt werden (Erik Durm).

– Nicht Schweinsteiger statt Khedira, sondern erst den einen, dann den anderen (bei beiden reicht es immer noch nicht für 90 Minuten).

– Schürrle vielleicht von Anfang an (kann so nach einer Stunde gegen Klose ausgetauscht werden). Özil mehr zentral.

Zu Schweinsteiger: Wenn man die bisherigen Spiele mit ihm beobachtet hat, so muss man feststellen, dass er ein Spieler ist, der die anderen Spieler ‚mitzieht’. Leider auch im negativen Sinn, wenn er wie gegen Algerien schlecht spielt.

Also vielleicht wie folgt:

Neuer – Durm, Hummels, Boateng (Mertesacker), Lahm – Schweinsteiger (Khedira), Kroos, Götze – Schürrle, Özil, Müller (Klose).

Aber genug vom ‚Stammtisch’ (jetzt kratze ich auch noch am Status von Mertesacker …)! Es soll der Bessere gewinnen (nur ist das nicht immer ohne Weiteres auszumachen, wer der Bessere wirklich ist). Der Ball ist rund und muss ins Eckige – in diesem Sinne!

WM 2014: Auf Biegen und Brechen – Mit Hängen und Würgen

Was war das eigentlich da gestern Abend bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien? Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber das sah aus wie eine Zirkusvorstellung. Da turnte Manuel Neuer, der Torwart, durch die Manege wie von der Tarantel gestochen, weil sich seine Vorderleute irgendwie woanders vergnügten. Und immer wieder wurde gebogen und gebrochen (mit Hängen und Würgen). Dann wie im Zirkus üblich gab es einen Auftritt der Clowns, eine Freistoßvariante als die große Lachnummer: Schweinsteiger sprintet über den Ball, Thomas Müller lässt sich fallen, um sich dann hinter die Mauer zu schleichen, und Özil (oder war es Kroos) versuchen es mit einem Schuss. Mir blieb nur angesichts der Situation (Deutschland krebste immer noch mit einem 0:0-Unentschieden über den Platz) das Lachen im Hals stecken.

WM 2014 Achtelfinale Deutschland-Algerien: Freistoßvariante als Lachnummer

Dann aber in der Zugabe das Kabinettstückchen als großer Paukenschlag: Hakentricktor durch Schürrle. Und obendrauf noch der Kracher durch Özil: Erleichterung pur! Damit die zahlenden Zuschauer aus Nordafrika nicht gänzlich enttäuscht das Zirkuszelt verließen, durfte auch ihre Truppe zum Abschluss noch etwas zum Besten geben: der 2:1-Anschlusstreffer.

Okay, Unterhaltswert hatte das Ganze, wenn man als Zuschauer deutscher Herkunft auch mit ziemlich Anderem gerechnet hatte.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Überhaupt mausert sich die WM zu einer Zirkusgala a la Monte Carlo. Da zaubern namhafte Ballkünstler die Riesenkaninchen aus ihren Hüten. Und selbst bisher eher unbekannte Artisten zeigen, was alles mit einer runden Kugel möglich ist. Nur ein verbissener Uru (ja, der mit Überbiss) war reichlich fehl am Platze (und wurde mit der Sägespäne ausgekehrt) …

– Okay, das Spiel Frankreich-Nigeria habe ich falsch getippt (1:2, richtig war 2:0). Aber die Schwarzafrikaner haben den Franzosen alles abverlangt und ließen sie lange Zeit kaum zur Entfaltung kommen. Deutschland-Algerien hatte ich 2:0 getippt (das sollte zudem in 90 Minuten vollzogen sein).

„Das war ein Sieg des Willens und der Willenskraft“, analysierte Bundestrainer Löw: „In der ersten Halbzeit waren wir schlecht. Es wurde in der zweiten besser, und wir hätten das Spiel da schon entscheiden müssen.“ Sieg des Willens? Gab es da nicht einmal einen Film? Ach, das war Triumph des Willens ….

Heute finden die letzten Achtelfinalspiele statt. Meine Tipps bleiben, wie sie sind:

Argentinien-Schweiz 2:0
Belgien-USA 1:0

Am Freitag spielt dann im ersten Viertelfinalspiel Deutschland gegen Frankreich um 18 Uhr MESZ im Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro.

WM 2014: James, der Star der WM

So waren meine Tipps zu den ersten vier Spielen des Achtelfinals der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien:

Brasilien-Chile 3:1
Niederlande-Mexiko 2:1
Kolumbien-Uruguay 3:1
Costa Rica-Griechenland 2:1

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Zumindest die Sieger habe ich alle richtig getippt (die Ergebnisse weniger). Dass dabei gleich zwei Elfmeterkrimis sein werden, habe ich allerdings nicht vermutet (Brasilien, die sich wieder einmal schwer taten, gegen Chile – Costa Rica gegen Griechenland). Die Niederlande mühte sich in der Hitzeschlacht von Fortaleza zu einem glücklichen 2:1 gegen Mexiko, wobei die Mexikaner bis zu ihrem Tor in der 48. Minute die tonangebende Mannschaft war. Erst danach erwachten das Oranje-Team und kam spät in der 88. Minute zum Ausgleich und in der Nachspielzeit durch einen Foulelfmeter zum Sieg. Arjen Robben ließ sich mehr fallen, als dass er vom Gegenspieler getroffen wurde. Schwalbe oder nicht? Die Niederlande sind weiter und treffen im Viertelfinale auf die Überraschungsmannschaft Costa Ricas.

WM 2014 Niederlande-Mexiko: Arjen Robben - Schwalbe oder nicht?!

Messi oder Neymar? Nein, James (spanisch ausgesprochen) bzw. James Rodríguez (oder vollständig James David Rodríguez Rubio) ist bisher der Star dieser WM. Seine beiden Tore gegen Uruguays waren aller erste Sahne und bereits Treffer vier und fünf (bei zwei weiteren Vorlagen) bei dieser Weltmeisterschaft. Einen Tag vor dem Endspiel wird der junge Kolumbianer 23 Jahre alt. Vielleicht ein gutes Omen …

Im Viertelfinale trifft Kolumbien nach dem 2:0-Sieg gegen Uruguay auf den Gastgeber Brasilien. Und so wie die Kolumbianer spielen, so beherzt und doch abgeklärt, sosehr muss man um Neymar und Co. für ein Weiterkommen fürchten (was mir aber nur Recht sein kann).

Die deutsche Mannschaft muss das Viertelfinale erst noch erreichen. Heute Abend (nach dem Spiel Frankreich – Nigeria um 18 Uhr MESZ) geht es um 22 Uhr MESZ gegen Algerien, gegen die Deutschland bisher zweimal gespielt – und zweimal verloren hat. Da werden Erinnerungen an die WM 1982 in Spanien wach, als Deutschland in Gijón 1:2 gegen die Algerier verlor und nur durch ein 1:0 gegen Österreich (mit Österreich) in die nächste Runde zog. Das Spiel gegen unsere Nachbarn ging als die Schande von Gijón in die Geschichtsbücher der Fußball-Weltmeisterschaften ein.

Einige Voreilige haben Algerien als ein ‚Freilos’ bezeichnet. Sicherlich ist Deutschland der ganz große Favorit. Aber das deutsche Team wäre bei dieser WM nicht der erste Favorit, der ins Straucheln gerät.

Hier noch einmal meine Tipps für die vier letzten Spiele im WM-Achtelfinale:

Frankreich-Nigeria 1:2
Argentinien-Schweiz 2:0
Deutschland-Algerien 2:0
Belgien-USA 1:0

Der Sieger aus Frankreich-Nigeria wäre der nächste Gegner des Siegers aus Deutschland-Algerien. Das Spiel wäre dann am Freitag um 18 Uhr in Rio de Janeiro.

WM 2014: Nur ein Bisschen … – Von Beißattacken und die Kurve kriegenden Griechen

Anfangs dachte ich, ich könnte meine Tipps zum Achtelfinaleinzug bei der Fußball-WM in Brasilien in die Tonne treten. Aber am Ende war ich dann doch nicht ganz so schlecht, oder?

Brasilien-Niederlande Chile
Chile Niederlande-Mexiko

Brasilien als Erster und Mexiko als Zweiter der Gruppe A war schon okay. Den Kroaten hätte ich vielleicht noch eine Überraschung zugetraut. Aber den Mexikanern wünschte man schon das Weiterkommen ihrer Trainers Miguel Herrera wegen, genannt El Piojo, die Laus. Rumpelstilzchen wäre besser; der Mann ist die Fußballbegeisterung pur. Sollte das Spiel zu tröge werden, dann kann man immer noch Herrera einblenden.

Niederlande und Chile standen ja bereits in Gruppe B als Achtelfinalteilnehmer fest, nur die Reihenfolge nicht. Es war eine Art Zahlendreher von mir. Statt Chile, den ich einfach etwas mehr zugetraut hatte, wurde tatsächlich die Niederlande Gruppenerster und hielt erst einmal die Fahnen Europas hoch.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Kolumbien-Italien Uruguay
Costa Rica-Elfenbeinküste Griechenland

In Gruppe C habe ich Kolumbien zurecht als Sieger getippt. Aber die Griechen? Wer hatte die denn auf dem Zettel? Kommen die tatsächlich in letzter Minute weiter. Durch einen verwandelten Foulelfmeter. Es ist unglaublich. Wie bereits bei der Europameisterschaft 2012, als sie im letzten Vorrundenspiel die Russen abfingen, so schafften sie es auch diesmal, als Gruppenzweiter in die OK-Runde einzuziehen. Allerdings bin ich anderer Meinung als unser Schweizer Hauptoberschiedsrichter Urs Meier, der im ZDF-Studio zur spielentscheidenden Szene meinte: „Für mich ein klares Foulspiel, Sio stellt das Bein hin, Samaras fädelt ein. Der Schiedsrichter hat hier alles richtig gemacht. Er hat den Mut gehabt, den Elfmeter zu geben. Eine richtige Entscheidung!“

Die ZDFmediathek bietet, MyView genannt, die Sicht auf bestimmte Spielszenen aus den verschiedensten Kameraperspektiven (hier: „Gehalten: Andreas SAMARIS (Griechenland) bekommt nach Foul von …“ auswählen). In diesem Fall empfehle ich die Kamera oben rechts, dann die Kamera unten rechts auszuwählen.

Klar, Sio fährt seinen Schlappen aus, touchiert – wenn es hoch kommt – die Hacke von Samaras, der sich dann gewissermaßen selbst ein Bein stellt und ziemlich spektakulär hienieden fällt. Eines steht auf jeden Fall fest. Manchmal hilft auch der Videobeweis nur bedingt weiter … Auch klar: die Griechen hatten die besseren Chancen und das Weiterkommen verdient. Aber so? Nun, ja …

    Luis ‚Vampir’ Suarez – selbst in die Hand gebissen?

In Gruppe D überraschte Costa Rica im positiven Sinne. Italien und Uruguay stritten um den 2. Platz. Aber wer rechnet dann mit so etwas: Zunächst erhält der Italiener Claudio Marchisio in der 58. Minute wegen eines eher harmlosen Fouls die rote Karte. Dann verbeißt sich Luis Suarez (Uruguay) in die Schulter seines Gegenspielers Giorgio Chiellini (Italien), kommt aber (vorerst) straffrei davon (angeblich hat Suarez nur das Gleichgewicht verloren und ist gegen Chiellinis Schulter gestoßen – kindischer kann eine Ausrede nicht sein, passt aber zu Suarez’ ‚Charakter’). Und kurz danach erzielt Diego Godin den Siegtreffer für die Urus. Es zeigt sich wieder einmal, dass man nicht versuchen soll, ein Unentschieden zu halten, wenn ein Unentschieden reicht (hätte den Italienern gereicht): Angriff ist immer noch die beste Verteidigung!

Und was sagt(e) der Ex-Schiedsrichter Merk zu dieser Beiß-Attacke?
Dass das eine glasklare Tätlichkeit war, darüber müssen wir ja nicht diskutieren. Ich bin gespannt, was die Befragung der Schiedsrichter ergibt. Wenn auch nur einer aus dem Gespann sagt: »Ja, ich habe die Szene gesehen, aber nicht erkannt, dass eine Tätlichkeit begangen wurde«, dann wäre das eine Tatsachenentscheidung und Suarez käme ohne Strafe davon. Wenn aber niemand irgendwas gesehen hat, kann sich Suarez auf eine harte Strafe gefasst machen.

Ja, diese vermaledeiten Tatsachenentscheidungen. Inzwischen hat die FIFA gegen Suarez ermittelt. Und da die Schiedsrichter die Attacke dann doch nicht gesehen hatten, wurde Suarez aufgrund der TV-Bilder für neun Spiele und vier Monate gesperrt. Uruguays Stürmer wurde zudem zu 82.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Ein sehr mildes Urteil, wie viele finden (der Mann gehört in die Klapsmühle).

Frankreich-Nigeria
Argentinien-Schweiz (oder Ecuador)

Hach, wenigstens das fünfte und sechste Achtelfinale habe ich (fast) richtig getippt. Ich war mir nur nicht ganz sicher, wer Zweiter der Gruppe E wird: Schweiz oder Ecuador. Xherdan Shaqiri hat mit seinen drei Treffern für die Schweiz alles klar gemacht – und Ecuador schaffte nur ein Remis (0:0) gegen Frankreich. In Gruppe F verlor zwar Nigeria knapp 2:3 gegen den Gruppenerste Argentinien. Aber dank der Schützenhilfe der Bosnier (3:1 gegen Iran) schafften es die Afrikaner ins Achtelfinale.

Deutschland-Algerien
Belgien-USA

Ja, hier für die Gruppen G und H habe ich eigentlich alles richtig getippt. Portugal gewinnt zwar gegen Ghana 2:1 (und Cristiano Ronaldo macht sein erstes, aber auch letztes Tor bei dieser WM) und den Algeriern reicht ein 1:1-Unentschieden gegen die Russen. Belgien gewinnt wieder nur knapp 1:0 gegen Süd-Korea. Das deutsche Team betreibt auch nicht allzu viel Aufwand, um dann doch gegen eher enttäuschende US-Amerikaner unter Jürgen Klinsmann durch Thomas Müllers 4. Treffer ebenfalls 1:0 zu gewinnen. Damit sind die Paarungen für die letzten beiden Achtelfinalspiele richtig getippt.

Mit dem Ende der Vorrunde sind auch schon ¾ aller WM-Spiele bestritten (48 von 64, verbleiben nur noch 16 Spiele in der OK-Phase).

Hier noch einmal die Spiele im Achtelfinale. Ich wage auch hier gleich einen Tipp und bin gespannt, wie es nach dem heutigen Pausentag morgen weitergeht. Deutschland spielt am Montag, den 30.06., um 22 Uhr MESZ in Porto Alegre.

Brasilien-Chile 3:1
Niederlande-Mexiko 2:1
Kolumbien-Uruguay 3:1
Costa Rica-Griechenland 2:1

Frankreich-Nigeria 1:2
Argentinien-Schweiz 2:0
Deutschland-Algerien 2:0
Belgien-USA 1:0

Ich weiß auch nicht genau, aber Frankreich traue ich trotz guter Vorrunde nicht allzu viel zu. Und wenigstens ein Afrikaner ‚soll’ auch weiterkommen.

Bisherige Fazit nach 75 % der Spiele: Mit Costa Rica, Algerien und auch Griechenland finden sich drei Mannschaften unter den letzten Sechzehn wieder, die man dort nicht unbedingt erwartet hätte. Spielerisch wird trotz der klimatischen Verhältnisse dem Zuschauer neben einiger schmaler Kost doch überwiegend offensiver Fußball geboten.

Und welche Stars kristallisieren sich aus diesem Pulk von 736 Spielern (32 Mannschaften á 23 Spieler)? Lionel Messi, der zuletzt bei seinem Verein FC Barcelona nicht überzeugen konnte, in der argentinischen Nationalmannschaft aber auch noch nie großartige Leistungen vollbrachte, scheint Gefallen an dieser WM gefunden zu haben. Mit Thomas Müller und dem Brasilianer Neymar führt er die Torschützenliste mit jeweils vier Toren an. Neben Messi fallen natürlich immer wieder die Namen Neymar, Karim Benzema (Frankreich) und Arjen Robben (Niederlande). Vielleicht müssen aber bereits nach dem Achtelfinale ein, zwei Namen hiervon gestrichen werden. Und vielleicht schafft es z.B. ein Mesut Özil (oder Mario Götze), sich ganz nach vorn zu spielen. Wie gesagt. Morgen geht’s weiter …

Wer möchte, kann hier selbst tippen: Wer wird Weltmeister?

Auf zur WM 2014 nach Brasilien
Gelungener Auftakt
Adiós España!
WM 2014: Offener Schlagabtausch

WM 2014: Offener Schlagabtausch

Der 2. Spieltag in der Vorrunde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ging letzte Nacht zu Ende. Mit der Niederlande, Chile, Kolumbien, überraschenderweise Costa Rica, Argentinien und Belgien haben sich die ersten Mannschaften für das Achtelfinale qualifiziert. Brasilien, Frankreich und auch Deutschland sollten es auch schaffen. Mit Kamerun, Spanien (dem Titelverteidiger), Australien, England und Bosnien und Herzegowina sind auch schon die ersten Mannschaften ausgeschieden (deren letzte Spiele sind nur noch etwas für Statistiker).

Wieder gab es einige falsche Schiedsrichterentscheidungen (auch spielentscheidene, z.B. wurde ein reguläres Tor für Bosnien und Herzegowina gegen Nigeria nicht anerkannt – Endstand 0:1), wieder gab es laaaaaannnngggweilige Spiele (Belgien-Russland gehört dazu; mir scheint es fast so, als wenn Belgien gekonnt-bewusst die Kräfte schont und immer erst zum Ende eines Spiels kurz aufdreht, um den Sieg einzufahren), aber auch Spiele, die den Fußballfreund begeistern konnten. Das Spiel Deutschland-Ghana zählt natürlich dazu.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Es begann mit einer bescheidenen ersten Halbzeit, in der die deutsche Mannschaft zwar meist das Spiel bestimmte, aber zu gemächlich (sicherlich kräfteschonend) agierte und so gut wie keine echte Torchance herausspielte. So vergaß u.a. Thomas Müller vor dem Tor, seine Beine zu ‚entknoten’ und kam nur zu einem Schüsschen. Jener Thomas Müller war es dann aber auch, der Mario Götze in der 51. Minute mit einem sehenswerten langen Ball punktgenau bediente, so dass dieser per Kopf und Knie nicht anders konnte, als den Ball ins Tor zu bugsieren. Schon drei Minuten später glichen die Ghanaer aus und gingen sogar nach einen deftigen Schnitzer von Philipp Lahm 2:1 in Führung. Inzwischen hatte sich ein flottes Spielchen entwickelt, das zunehmend zu einem offenen Schlagaustausch wurde – trotz Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit. Bundestrainer Löw musste reagieren und tat es in der 69. Minute: Schweinsteiger ersetzte den immer noch nicht so recht fitten Khedira, Miroslav Klose kam für Götze. Und kaum im Spiel erzielte Klose seinen insgesamt 15. WM-Treffer und zog so mit Ronaldo (Brasilien) als WM-Torschützenkönig gleich. Das Spiel ging hin und her. Beide Mannschaften spielten auf Sieg und hatten noch ihre Chancen. Am Ende stand ein Remis, mit dem alle, die das Spektakel miterleben konnten, zufrieden sein durften.

Fußball-WM 2014: Kloses 15. WM-Treffer zum 2:2 gegen Ghana

Damit muss ich übrigens meine Meinung zu den Afrikanern wohl doch revidieren, denen ich anfangs eine phlegmatische, geradezu stoische Spielweise nachgesagt hatte. Neben Ghana haben auch die Elfenbeinküste und Nigeria sowie nach dem 4:2-Sieg gegen Süd-Korea die Algerier gute Chancen zum Weiterkommen.

Im anderen Spiel der Gruppe G spielten heute Morgen MESZ die USA und Portugal ebenfalls 2:2, wobei die Portugiesen erst in der 5. und letzten Nachspielminute zum Ausgleich gelangen. Cristiano Ronaldo passte genau auf den eingewechselten Varela, der nur noch den Ball einköpfen musste. Ansonsten fiel der Stürmerstar vom Champions League-Sieger Real Madrid allein durch seine mit einem einrasierten Pfeil aufgehübschte Frisur auf.

Ein Unentschieden gegen die USA reicht der deutschen Mannschaft zum Gruppensieg. Nur wenn sie verliert und Portugal oder Ghana hoch gewinnt, können die Deutschen den Einzug ins Achtelfinale verpassen. Man hat ja schon Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen. Die schlechtesten Karten dürften insgesamt die Portugiesen haben.

Sollte der Einzug ins Achtelfinale geschafft werden, dann wartet eine Mannschaft aus der nach meiner Meinung bisher schlechtesten Gruppe (H) auf das deutsche Team. Hier hat es Belgien bereits geschafft und Algerien hat die besten Aussichten aufs Weiterkommen (Süd-Korea und Russland sind aber auch noch nicht draußen).

Sechs Mannschaften sind also schon eine Runde weiter; fünf Teams haben sich bereits verabschiedet. Der Rest der 32 Mannschaften kämpft um die verbleibenden 10 Achtelfinalplätze.

Gruppe A: Hier benötigt Brasilien voraussichtlich ein Remis gegen Kamerun (es kommt darauf an, wie Kroatien gegen Mexiko spielt), dürfte aber mehr wollen, um auch den Gruppensieg einzufahren. Mexiko wiederum reicht ein Unentschieden gegen Kroatien, die siegen müssen, wenn sie in die nächste Runde einziehen wollen. Ich tippe Brasilien gewinnt und wird erster; Mexiko schafft Platz zwei (die Europäer tun sich insgesamt schwer und die Kroaten hatten bisher bei keiner Meisterschaft das Glück gepachtet).

Gruppe B: Da gibt es das ‚Endspiel’ um Platz eins zwischen der Niederlande und Chile. Da keiner im Achtelfinale gegen Brasilien (voraussichtlich Platz eins) spielen möchte, müssen beide Teams noch einmal ‚richtig’ ’ran. Ich tippe auf Chile (hier gilt das Gleiche wie für Kroatien, Europa tut sich bei diesen klimatischen Verhältnissen eher schwer). Die Niederlande wird dann zweiter.

Gruppe C: Kolumbien siegt gegen Japan und bleibt erster. Die Elfenbeinküste dürfte ein Unentschieden gegen Griechenland für den 2. Platz genügen.

Gruppe D: Selbst wenn Costa Rica knapp gegen England verliert (das ist nach dem Aus um Wiedergutmachung bestrebt), bleiben sie erster (trotzdem tippe ich auf Unentschieden). Es kommt zu einem ‚Endspiel’ um Platz 2 zwischen Italien und Uruguay. Italien reicht ein Remis und wird 2.

Gruppe E: Hier ist noch alles offen, wobei die Franzosen die besten, Honduras die schlechtesten Karten hat. Mein Tipp: Ecuador schafft zwar ein Unentschieden gegen Frankreich (die damit 1. der Gruppe werden), die Schweiz schlägt aber Honduras und zieht als 2. in die Runde der letzten sechzehn ein. Aber ganz so sicher bin ich mir da wirklich nicht (Ecuador könnte auch siegen, so stark, wie Frankreich eingeschätzt wird, ist die Mannschaft nicht – und die Schweiz hat bisher auch noch nicht geglänzt).

Gruppe F: Hier könnte Nigeria einem verpassten Sieg gegen den Iran (nur 0:0) am Ende nachtrauern. So müssen die Schwarzafrikaner gegen Argentinien, die sich auch nur dank eines Kunstschusses durch Messi in der Nachspielzeit gegen den Iran durchsetzen konnte, alles auf eine Karte setzen. Mindestens ein Unentschieden brauchen sie. Allerdings wird Bosnien und Herzegowina zeigen wollen, dass sie auch punkten können. Argentinien wird nach meiner Meinung 1., Nigeria 2.

Gruppe G: Ich tippe, dass Deutschland knapp gewinnt und damit Gruppenerster wird. Ghana und Portugal krampfen sich zu einem Unentschieden. USA damit zweiter.

Gruppe H: Belgien hat mit dem minimalsten Aufwand aller Mannschaften bereits das Achtelfinale erreicht und möchte den Deutschen aus dem Weg gehen. Sollten diese Gruppenerster werden, dann möchte Belgien das auch – und siegt gegen Süd-Korea. Algerien hat nach dem 4:2-Sieg gegen Süd-Korea das nötige Selbstvertrauen, um auch die Russen schlagen zu können, die zudem über eine eher hüftlahme, langsame Verteidigungsreihe verfügt. Also Belgien auf Platz eins, Algerien wird 2.

Wenn man weiß, wie eng manche Spiele bisher waren (Brasilien-Kroatien 3:1 wurde durch einen unberechtigten Elfer vorentschieden / die Australier hatten das 3:2 auf dem Fuß bzw. Kopf, als im Gegenzug die Holländer den 2:3-Siegtreffer erzielten / der Iran hätte ein Unentschieden gegen Argentinien verdient; hier machte der ansonsten blasse Messi am Ende den Unterschied aus: 0:1 / Bosnien und Herzegowina wurde um ein Tor betrogen beim 0:1 gegen Nigeria / die Belgier hatten bei 2:1 gegen Algerien genau so viel Glück wie beim 1:0 gegen Russland, denen ein Elfer nicht gegeben wurde), dann ist jeder noch so gut gemeinte Tipp ein Tipp ins Blaue. Mein Endspieltipp (Brasilien – Spanien) ist nach dem frühzeitigen Ausscheiden des Titelverteidigers bereits hinfällig.

Trotzdem hier also als Zusammenfassung meine Achtelfinaltipps:

Brasilien-Niederlande
Chile-Mexiko

Kolumbien-Italien
Costa Rica-Elfenbeinküste

Frankreich-Nigeria
Argentinien-Schweiz (oder Ecuador)

Deutschland-Algerien
Belgien-USA

Wer möchte, kann hier selbst tippen: Wer wird Weltmeister?

Übrigens: Am Freitag ist ein spielfreier Tag (vor den Spielen im Achtelfinale), da kann man sich endlich einmal etwas erholen (und vielleicht selbst einmal hinter dem Ball herlaufen?! 😉 ).

WM 2014: Sieg, Unentschieden oder Niederlage!

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.

    (Jean-Paul Sartre)

Passend zur laufenden Fußballweltmeisterschaft in Brasilien kann ich es wieder einmal nicht lassen, altbekannte Weisheiten der Herren Fußballspieler zu wiederholen. Okay, ich habe bisschen daran herumpoliert, aber die Sprüche sind immer noch die selben.

Nun seit einer Woche rollt der Ball in Brasilien …! (Na, wohin rollt er denn …? Ich hoffe ins Tor!) Und man darf sich weiterhin auf gelungene Spielzüge, ‚verlängerte Pässe’ (nein, nicht Reisepässe), schöne Tore und – auf neue gelungene Sprüche der Fernsehkommentatoren und manchen Fauxpas der Spieler in den Interviews freuen.

    FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Wenn der Ball ins Rollen kommt, dann wissen wir als Fußballkenner, dass es „nur eine Möglichkeit“ für eine Fußballmannschaft gibt, nämlich: „Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“ – so hat es „Kaiser“ Franz Beckenbauer sehr schnell erkannt. „Am Ergebnis wird sich nicht mehr viel ändern, es sei denn, es schießt einer ein Tor.“ (gleichfalls Franz Beckenbauer, diesmal als Co-Kommentator) Das grenzt an höhere Mathematik.

Zunächst zu den Kommentatoren des Fernsehens und ihren Sprüchen. Im Eifer des Gefechts leisten sich da die Sportreporter schon so manchen verbalen Schnitzer, der, einmal ausgesprochen, diesem ewig anhängt. Gerd Rubenbauer brachte es auf eine ansehnliche Sammlung („Die Paraguayer foulen wie Lepra-Kranke!“, „Die Rudi-Rufe hat es vorher nur für Uwe Seeler gegeben.“ usw.), besonders sein Jubel über das 1:0 der deutschen Mannschaft bei der WM 1990 in Italien im Endspiel dürfte Fußballfreunden in Erinnerung geblieben sein: „Jaaaa! Tor für Deutschland! 1:0 durch Andreas Brehme. Alles wie gehabt!“. Bei der WM 1998 in Frankreich wunderte sich Rubenbauer: „Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!“ – dabei zeigte der FIFA-Beauftragte lediglich eine Minute Nachspielzeit an.

Natürlich bemühen sich Sportreporter besonders geistreich zu sein. Mancher Witz ergibt sich oft spontan und endet als Kalauer – wie bei Wolf-Dieter Poschmann: „Von Jürgen Kohler, den sie alle nur Kokser nennen, zurück zum heutigen Gegner Kolumbien – eine gelungene Überleitung wie ich finde.“

Geradezu bissig waren dann Kommentare wie die von Marcel Reif: „Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, haben sie es an den Bronchien.“ – oder Johannes B. Kerner: „Wenn man Gelb hat und so reingeht, kann man nur wichtige Termine haben.“

Um Kommentator zu sein, bedarf es schon einer gewissen Intelligenz und der Fähigkeit, sich halbwegs verständlich auszudrücken. Von einem Fußballspieler erwartet man in erster Linie, dass er Fußball spielen kann. Sicherlich gibt es Spieler, die mit Köpfchen spielen, bei anderen reichen die Füße: „Ich denke nicht vorm Tor – das mach ich nie!“ (Lukas Podolski). Die mit Köpfchen (im Sinne von Verstand) sind wohl nicht die Regel, eher die wie Poldi – Ausnahmen bestätigen aber die Fußballregel: „Ich werde sicher nebenbei studieren, damit ich nicht komplett verblöde.“ So Alessandro Riedle, Sohn des Ex-Nationalspielers Karlheinz Riedle.

Aber bleiben wir noch einmal kurz bei denen mit Köpfchen: Von Albert Camus, dem Kollegen von Jean-Paul Sartre (siehe oben den einleitenden Spruch), wissen wir, dass er in jungen Jahren Torwart beim Fußballverein Racing Universitaire d’Alger, immerhin mehrmals Meister in den französischen Gebieten Nordafrikas, war. Aber Philosophen sind weniger Fußballspieler – eher umgekehrt.

Es gibt natürlich auch Fußball-Philosophen, über die ich mich an anderer Stelle schon einmal etwas ausführlicher geäußert habe. Hier möchte ich in diesem Zusammenhang lediglich Gary Lineker zu Wort kommen lassen, der die Philosophie des Fußballs mit nur einem Satz zu erklären verstand: „Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, und am Ende gewinnt immer Deutschland.“ – Okay, den Spruch kennt inzwischen jeder.

Kommen wir zu den eigentlichen Fußballersprüchen, also zu jenen Artikulationsversuchen von Fußballspielern, aber auch Trainern und sonst wie tätigen Fußballverantwortlichen. Nein, auch diesmal keine Sprüche von Thomas Doll. Auch nicht von Christoph Daum (zu Trapattoni, heute betreut er die Fußballauswahl der Vatikanstadt (Halleluja!), habe ich mich früher schon kurz geäußert: Trapattoni: Ich schon wieder da).

Besonders schön sind wieder einmal Sprüche mit Drehern, d.h. „geflügelte Worte“ bzw. Zitate, in denen Begriffe verdreht wurden:

Der krempelt die Arme hoch.
(Reiner Calmund)

Wir müssen das alles noch mal Paroli laufen lassen.
(Horst Hrubesch)

Das ist Schnee von morgen.
(Jens Jeremies)

Man darf über ihn jetzt nicht das Knie brechen.
(Rudi Völler)

Uns steht ein hartes Programm ins Gesicht.
(Andreas Brehme)

Fußball ist natürlich oft auch Leiden, besonders bei Niederlagen:

Fußball ist auf der Bank ein Leidensgeschäft. Ich bin leidender Angestellter hier in Nürnberg.
(Klaus Augenthaler, Trainer)

Schlimm ist dieses Gejammer. Tut hier weh, tut da weh. Aber solange Sie das Handy halten können, muss ja noch genug Kraft da sein.
(Werner Lorant)

Wir steigen jetzt in den Bus ein und heulen im Kollektiv. Dann fallen wir uns in die Arme. Dann ist es vergessen.
(Dietmar Demuth nach einer 0:4-Niederlage des FC St. Pauli bei Energie Cottbus)

Fußballersprüche

… und der Rest kreuz und quer:

Ich glaube, die Mannschaft hat sich im Trainingsplan in der Spalte geirrt. Tag der offenen Tür ist erst am Sonntag.
(Stuttgart-Trainer Ralf Rangnick zum 0:4 gegen Freiburg)

Ich habe 2 1/2 Jahre bei Young Boys Bern, 6 Monate bei Lierse und 53 Minuten bei Duisburg gespielt.
(Mini Jacobsen)

Ich bleibe auf jeden Fall wahrscheinlich beim KSC.
(Sean Dundee)

Luis Figo ist ganz verschieden zu David Beckham – und umgekehrt.
(Kevin Keegan)

David Beckham hat zwei Füße – das haben heutzutage nicht mehr viele Spieler.
(Jimmy Hill)

Wenn du so gerne das Fähnchen schwenkst, dann such dir doch ’nen Job am Flughafen.
(Eric Meijer zum Linienrichter)

Pässe der Marke Lothar Matthäus – da möchte man Ball sein.
(Johannes B. Kerner, Reporter)

Ich bin sicher, daß ich in vier oder sechs Wochen Interviews auf Englisch geben kann, die auch der Deutsche verstehen wird.
(Lothar Matthäus)

Wenn jeder Spieler 10 Prozent von seinem Ego an das Team abgibt, haben wir einen Spieler mehr auf dem Feld.
(Berti Vogts)

In der Mitte, da sind sie vierbeinig.
(Karl-Heinz Rummenigge über die Abwehr von Luxemburg)

Wenn man über rechts kommt, muß die hintere Mitte links wandern, da es sonst vorn Einbrüche gibt.
(Karl-Heinz Rummenigge)

Da sieht man mal wieder, wie schnell 100 Jahre um sind.
(1860-Präsident Karl-Heinz Wildmoser zur Prophezeiung von Franz Beckenbauer, dass die Löwen noch 100 Jahre auf einen Sieg gegen den FC Bayern warten müssen)

Im Training habe ich mal die Alkoholiker meiner Mannschaft gegen die Antialkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da war’s mir wurscht. Da hab i g’sagt: „Sauft’s weiter.“
(Max Merkel)

Im Fußball ist es wie im Eiskunstlauf – wer die meisten Tore schießt, der gewinnt.
(Reiner Calmund)

Vergangene Woche gegen Piräus hat er auf einer für ihn ungewohnten Position gespielt und brauchte anschließend einen Kompass, um in die Kabine zu kommen.
(Reiner Calmund über Neuzugang Hanno Balitsch)

Wir werden nur noch Einzelgespräche führen, damit sich keiner verletzt.
(Frank Pagelsdorf, Trainer)

Unbegreiflich, ich habe keinen Spurt von ihm gesehen.
(Werner Lorant über einen Muskelfaserriss seines Spielers Borimirov)

Im ersten Moment war ich nicht nur glücklich, ein Tor geschossen zu haben, sondern auch, dass der Ball reinging.
(Mario Basler)

Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio. Ich meinte: ein Quartett.
(Fritz Walter jun.)

Ich hab´ spekuliert, was ich machen soll. Offensichtlich habe ich gut spekuliert, aber nicht getroffen.
(Peter Közle über zwei hundertprozentige Torchancen, die er beide vergab)

Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.
(Eintracht Frankfurts Torschütze Jan-Aage Fjörtoft zu den Gründen für seinen ersten Saisoneinsatz von Beginn an)

Elfmeter ist nicht das, was man von der Tribüne aus sieht. Elfmeter ist das, was ich auf dem Platz sehe.
(Schiedsrichter Markus Merk zu seinen Elfmeter-Pfiffen)

Wir wollten unbedingt einen frühen Rückstand vermeiden. Das ist uns auch gelungen. Der VfB Stuttgart hat in den ersten zweieinhalb Minuten kein Tor geschossen.
(Bernd Krauss)

Weitere schöne, geradezu klassische Fußballsprüche findet man u.a. hier:

fussballweisheiten.de

    „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“
    (Andreas Brehme)