Der Mond tritt aus der gelben Wolkenwand.
Die Irren hängen an den Gitterstäben,
Wie große Spinnen, die an Mauern kleben.
Entlang den Gartenzaun fährt ihre Hand.
In offnen Sälen sieht man Tänzer schweben.
Der Ball der Irren ist es. Plötzlich schreit
Der Wahnsinn auf. Das Brüllen pflanzt sich weit,
Daß alle Mauern von dem Lärme beben.
Mit dem er eben über Hume gesprochen,
Den Arzt ergreift ein Irrer mit Gewalt.
Er liegt im Blut. Sein Schädel ist zerbrochen.
Der Haufe Irrer schaut vergnügt. Doch bald
Enthuschen sie, da fern die Peitsche knallt,
Den Mäusen gleich, die in die Erde krochen.
Was ist los auf unserem Planeten? Der Wahnsinn, so scheint’s, ist ausgebrochen. Nach einer Periode der scheinbaren Vernunft (ha, wann herrscht schon aller Orten wirklich Vernunft), wird seit wenigen Jahren der gesunde Menschverstand mit Füßen getreten. Der Irrsinn hat einen ersten Höhepunkt erreicht. Und wie ein Virus so breitet sich dieser über die ganze Welt aus.
Jeder, der heute noch halbwegs geistig gesund ist, fragt sich, wie es kommen konnte, dass ein Mann, der sich wie ein Fünfjähriger – entschuldigt bitte liebe Fünfjährige-, ich meine: wie ein völlig VERZOGENER Fünfjähriger gebärdet, der mächtigste Mann unseres Planeten werden kann. So geifert er wie ein bockiger Junge, wenn ihm etwas nicht passt und ignoriert unantastbare Tatsachen. Er ist einer, der mit Fünf-Wörter-Sätzen kommuniziert und allem Anschein nach an sekundärem oder gar funktionalem Analphabetismus ‚leidet‘ (er leidet weniger, dafür seine Umwelt) und daher nicht in der Lage ist, halbwegs komplexe Texte vorzulesen (Uh-Oh: Does Donald Trump Know How to Read?). Sein Wortschatz ist beschränkt und er wiederholt sich ständig. Dazu ist er ein Soziopath reinster Natur. Egoman. Einer, dessen Frauenbild vom Playboy-Magazin geprägt ist. Frauen sind Freiwild für ihn, den Spätpubertierenden, und dürfen begrapscht werden. Und ist er wirklich einer, der noch nicht einmal in der Lage ist, Türen zu öffnen (Can Donald Trump open doors?)?!
Ich weiß, ich schreibe hier nichts Neues. Alles ist an anderer Stelle – meist sehr ausführlich – besprochen wie im Spiegel: Trumps Amerika: Wenn Demokratien kippen – Über den bedrohlichen Präsidenten Donald Trump und die Medien
• Donald Trump hat in den zweieinhalb Wochen seit seiner fürchterlichen Rede zur Amtseinführung gezeigt, dass er das tut, was er angekündigt hat: eine Mauer zwischen Mexiko und den USA in Auftrag geben; ausländerfeindliche Gesetze verfügen; Washington und Amerikas Verbündete und internationale Institutionen und damit die gesamte Weltpolitik erschüttern. Iran und Nordkorea haben bereits Drohungen erhalten, und all das ist nicht überraschend, denn dass Trumps Berater Stephen Bannon Kriege für sinnvoll hält, wussten Trumps Wähler.
• Und Trump hat, zweitens, gezeigt, dass er vieles tut, was er nicht angekündigt hat. Er befiehlt, dass Wissenschaftler nicht forschen und veröffentlichen dürfen, was Trump nicht erforscht und veröffentlicht haben möchte; den Klimawandel hat es nicht zu geben, er meint das ernst. Er hat seine engste Vertraute „alternative Fakten“, also eine zweite Wahrheit neben der wahren, erfinden lassen. Trump nimmt seine Kinder mit zu Staatsterminen, holt den Schwiegersohn ins Weiße Haus, verschont Länder, in denen er Geschäfte macht, von seinem Einreiseverbot für Bürger mehrheitlich muslimischer Staaten, gibt seine Firmenbeteiligungen nicht auf, veröffentlicht nicht (obwohl es versprochen war) seine Steuererklärung und lässt seinen Sprecher sagen: „Das interessiert die Wähler nicht.“ Die Regulierung der Banken soll fallen, damit „meine Freunde“ (Trump) leichter an Geld kommen. Bereitet er die Bereicherung im Amt vor?
• Und Trump hat, drittens, manches belegt, was wir von ihm wussten. Was ihn mehr als alles andere interessiert, ist, wie er wirkt: Nichts war ihm in den ersten zweieinhalb Wochen wichtiger als die Größe der Menschenmenge bei seiner Amtseinführung. Trump lügt chronisch und belegt das Tweet für Tweet. Trump verachtet die Presse („Oppositionspartei“, „Krieg gegen die Medien“) und die Justiz, namentlich „diesen sogenannten Richter“, der nicht so urteilte, wie sein Herrscher es wünschte. Demonstranten, die gegen Trump demonstrieren, nennt er „bezahlt“.
Eine ‚echte‘ Männerfreundschaft kennt keine Grenzen und Mauern: Der osmanischer Sultan, der russischer Zar und das Trumpeltier 🙁
Natürlich ist er nicht der Einzige dieser Art auf der Welt. Recep Tayyip Erdoğan in der Türkei führt sich wie ein osmanischer Sultan auf. Immerhin reduzieren sich sein Größenwahn und seine Machtgier vorwiegend auf sein Land. Schlimmer sind da die beiden Herren in Moskau, ich möchte sie den Zar und sein Zimmermann (Putin und Medwedew) nennen. Ihnen geht es, besonders dem Zaren, um die Destabilisierung Europas. Verschwörungstheorie hin, Verschwörungstheorie her. Ich denke, dass seine Unterstützung des Assad-Regimes in Syrien auch damit begründet ist, immer neue Flüchtlingsströme gen Europa bewegen zu lassen. Russische Cyber-Angriffe dürften belegt sein. Inwieweit Putin Schläfer, eine Art Untergrund-Truppe, in Deutschland angesiedelt hat, mag dahingestellt sein. Aber ausschließen kann man selbst das nicht. Erdoğans Geheimdienste operieren in Deutschland, um Landsleute, die nicht nach seiner Pfeife tanzen, drangsalieren.
Dass sich Putin und die Rechtspopulisten in Europa (besonders in Deutschland, Österreich, den Niederlande und Frankreich) bestens verstehen, ist unbestritten. Und nicht erst durch Trumps Wahl zum US-Präsidenten wittern AfD, FPÖ, Front National und wie sie alle heißen ‚Morgenluft‘. Putins Syrien-Krieg -> Flüchtlinge nach Europa -> Erstarken der Rechtspopulisten -> deren Zusammenarbeit mit Putin: Der Kreis schließt sich.
Natürlich hat dieser Rechtsruck seine Gründe. Zum einen war immer schon ein rechtsextremes Potential in der Bevölkerung vorhanden (man schätzt für Deutschland mit mindestens 10 %), das allerdings meist brach lag. Und sicherlich spielt das Flüchtlingsproblem eine sehr große Rolle. Die Politikverdrossenheit spiegelt sich schon seit vielen Jahren in einer ständig sinkenden Wahlbeteiligung wider. Wenn z.B. Frau Merkel jetzt zum 4. Mal als Kanzlerkandidatin antritt, dann trägt das nicht dazu bei, Begeisterung für Politik zu erzeugen. Die etablierten Parteien haben Probleme mit ihrer Glaubwürdigkeit, besonders dann, wenn ausrangierte Politiker in der Wirtschaft hochdotierte Posten bekommen. Statt Parteien könnten es zukünftig ‚Bewegungen‘ sein wie die von Emmanuel Macron in Frankreich. Unsere Demokratie mit ihrem Parteiensystem hat dringend eine Erneuerung nötig.
Hoffen wir, das solche Gestalten wie Trump „doch bald enthuschen […] den Mäusen gleich, die in die Erde krochen“ – wie in dem Gedicht von Georg Heym.