Kategorie-Archiv: Glotzkiste

Neues und Altes im Kino & TV

Feuchtgebiete – der Film (2013)

Es war viel Aufsehens um das Erstlingswerk „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche. Der Roman geht in expliziter und provokanter Weise mit Themen wie Ekel und Sexualität um. Während viele Rezensionen den offenen Umgang mit gesellschaftlichen Tabus und auch den unbefangenen Erzählstil lobten, kritisierten andere den derben Erzählstil sowie die schlichte Handlung und sprechen von „Pseudo-Tabubruch“ ( „… ein Super-Girl im Pipi-Kaka-Land“Andrea Ritter, Silke Müller, Ulrike Schäfer).

Vielleicht muss man sich Auszüge aus der Vita der Charlotte Roche anschauen, um ein etwas eindeutigeres Bild von der Autoren zu bekommen. Zum einen ist sie da die „Queen of German Pop Television“ (Harald Schmidt). Manchen bekannt geworden sein dürfte sie durch eine Lesereise durch Deutschland, bei der sie Auszüge einer Dissertation von Michael Alschibaja Theimuras aus dem Jahr 1978 mit dem Thema Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern vortrug.

Roche vertritt religionskritische Positionen („Ich betrete keine Kirche …“), ist Mitglied von attac und engagiert sich für die Abschaffung von Kernkraftwerken in Deutschland. Den klassischen 1970er-Jahre-Feminismus – wie etwa die vollständige Ablehnung von Pornografie – hält Roche für überholt und vertritt eher einen Sex-positiven Feminismus.

In frühen Jahren unternahm Charlotte Roche viel, um aufzufallen – so fügte sie sich u.a. selbst Wunden zu, um Bilder mit ihrem Blut malen zu können. Ein sicherlich prägendes Ereignis war anlässlich ihrer in London geplanten Hochzeit im Juni 2001 der Unfalltod ihres Bruders und zweier Stiefbrüder, wobei auch ihre Mutter schwer verletzt wurde (verarbeitet in ihrem 2. Roman).

Nun der Roman „Feuchtgebiete“ ist zum großen Teil autobiografisch (lt. Roche zu 70 %). Im Mittelpunkt steht die 18-jährige Helen Memel, die u.a. von ihren bisherigen sexuellen Erfahrungen, ihrer Einstellung zu Körperflüssigkeiten wie Menstruationsblut, Eiter und Sperma und von ihr angewendeten Selbstbefriedigungspraktiken berichtet. Roche zufolge soll das Buch auf bestehende Tabuisierungen in der Gesellschaft hinweisen und übertriebene Reinlichkeitsvorstellungen kritisieren. Der Roman war in Deutschland das am meisten verkaufte Buch des Jahres 2008. Roches zweiter Roman „Schoßgebete“ erschien am 10. August 2011 mit einer Startauflage von 500.000 Exemplaren, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Ich gehe wohl nicht zuweit, wenn ich behaupte, dass Voyeurismus die Verkaufszahlen gefördert hat.

    Feuchtgebiete – der Film (2013)

2013 nun kam die Verfilmung des Romans in die Kinos und ist jetzt auf DVD bzw. Blu-ray Feuchtgebiete erhältlich. Regie führte David F. Wnendt.

Helen Memel (Carla Juri) ist eine sehr „unmädchenhafte“ 18-Jährige, die immer ausspricht, was ihr in den Sinn kommt und die reihenweise gesellschaftliche Tabus bricht – besonders jene sexueller Art. Hygiene ist für sie ein Fremdwort. Trotz ihrer ungewöhnlichen Art wünscht sich Helen nichts sehnlicher, als dass ihre geschiedenen Eltern (Meret Becker, Axel Milberg) wieder zusammenfinden. Diese sind einer Wiedervereinigung jedoch eher wenig zugeneigt und so bleibt Helen nur ihre beste Freundin Corinna (Marlen Kruse), mit der sie durch dick und dünn geht und immer wieder unkonventionelle Sachen ausprobiert. Eines Tages verletzt sich Helen bei einer Intimrasur und muss daraufhin ins Krankenhaus. Schon bald steht im Hospital alles Kopf, denn mit ihrer Art erregt Helen immer wieder die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen und sorgt für Irritationen. Das betrifft den Chefarzt Professor Notz (Edgar Selge) genauso wie den jungen Krankenpfleger Robin (Christoph Letkowski). Der hat es Helen angetan und sie verdreht ihm schon bald gehörig den Kopf.

aus: filmstarts.de

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Feuchtgebiete – der Film

Vom Hype um das Buch habe ich mich damals nicht anstecken lassen. Ich bin immer ziemlich skeptisch gegenüber ‚Bahnbrechendes’, das ungebremst die Charts erobert. So viele Hörer, Zuschauer und wie in diesem Fall: Leser können sich nicht irren. Oder doch? Und jetzt der Film. Da konnte ich mir nur 100 Minuten meines Lebens vertun. So habe ich mir den Film also angetan.

Ich habe mich immer schon gefragt, warum bestimmte ‚Dinge’, die im Leben passieren, z.B. in Literatur und Film ausgeklammert, einfach ignoriert werden. Diese ‚Dinge’ haben immer etwas mit Körperflüssigkeiten zu tun. Da prägen sich manche Ausnahmen sehr schnell ein: Frank Zappa auf dem Klo, selbst Albert Einstein, der dem Betrachter die Zunge zeigt, muss hierzu gerechnet werden. Stellt man nun diese ‚Dinge’ in den Mittelpunkt, dann ist das in der Regel ‚Pornografie’ oder eben so ein Tabubruch a la „Feuchtgebiete“. So gesehen hat sich das Buch lediglich einer Marktlücke bedient, die eigentlich schon seit ewigen Zeiten unübersehbar aufgeklappt nach ‚Füllung’ heischt. Eine Verfilmung ist dann nur noch logische Konsequenz.

Ich habe mir also diesen Film angetan. Und da ich ‚locker’ an die Sache herangegangen bin (mehr als 100 Minuten Lebenszeit vertun war ja nicht drin), bin ich durchaus positiv überrascht (aber eigentlich habe ich nichts anderes erwartet und wäre enttäuscht, hätte der Film mich enttäuscht). Was der Film bietet, das ist ein durchaus „feinfühliges Porträt einer ungewöhnlichen Protagonistin, unter deren tougher Schale […] langsam das verletzliche Mädchen zum Vorschein“ kommt. Überzeugend gespielt von der Hauptdarstellerin Carla Juri als Helen (und schön auch, Axel Milberg, einen meiner Lieblings-Tatort-Kommissare, als Helens Vater zu sehen). Sicherlich hat das alles etwas Postpubertäres an sich (und bezieht man die 70 % Eigenanteil der Romanautorin mit ein – etwas Paraphiles). Manches mag dann wirklich auch ekelig sein. Bedenkt man aber, auf welch schlüpfrigen Terrain sich der Regisseur bewegte, so erstaunt das filmische Ergebnis durchaus. Selbst der unappetitlichen Pizzabäckerszene (nicht umsonst mit Pornodarstellern gedreht … – so weiß man, warum die Spinatpizza so ‚komisch’ schmeckte – mehr verrate ich nicht …) gewinnt man aufgrund der stilistischen Überhöhung mit „Blauer Donau …“ usw. geradezu poetische Züge ab. Es mag manchmal Schmuddelecke sein, ist aber deutlich fernab von Pornografie. Also nicht unbedingt etwas für Voyeure.

Es ist eben nun einmal so: Der Film (wie das Buch) zeigt uns bestimmte ‚Dinge’, die im Leben passieren … und etwas mit Körperflüssigkeiten zu tun haben. Was andere Filme (und Bücher) ignorieren, steht hier im Mittelpunkt. Und das hat einen durchaus unterhaltsamen Charakter.

SPAM

Wer kennt sie nicht, die unerwünschten, oft kommerziellen Massen-E-Mails oder -Postings im Internet, mit denen Mail-Konten u.a. vollgemüllt werden. Mehr als die Hälfte aller weltweiten E-Mails sind Spams (die Schätzungen schwanken, aber jeder wird selbst wissen, wie viele seiner Mails unaufgefordert zugesandt werden), so nennt man diesen digitalen Schrott. Und die Spamflut ist ungebrochen.

    SPAM - Spiced (Pork and) Ham

Aber nur die wenigstens werden wissen, woher der Ausdruck SPAM kommt. Viele übersetzen ihn mit Müll. Dabei ist SPAM eigentlich, d.h. ursprünglich etwas mehr oder weniger Leckeres (nun ja …). SPAM ist gepökeltes, im eigenen Saft gegartes und gewürztes Schweinefleisch (Muskelfleisch, Speck und Schwarte), das meist in Dosen angeboten wird. Das Wort selbst ist ein so genanntes Kofferwort aus dem Englischen: Spiced (Pork and) Ham, zu deutsch: gewürzter Schinken.

    Monty Python

Was hat nun gewürztes Schinken mit Massen-E-Mails zu tun? Eigentlich nichts. Aber da gab die britische Komikergruppe Monty Python vor nun fast schon 45 Jahren am 5. Oktober 1969 ihren Einstand im britischen Fernsehen mit der Comedy-Show Monty Python’s Flying Circus. Und es war wohl der 15. Dezember 1970, da wurde ein Sketch namens SPAM zu ersten Mal im britischen Fernsehen ausgestrahlt.

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Monty Python: SPAM

Dieser Sketch von Monty Python ist gewissermaßen “die Mutter aller Spams”: Ein Ehepaar ‚schwebt’ in einem Imbiss ein. Der Mann fragt die Kellnerin, was es denn so zu essen gebe, und diese beginnt, die Speisekarte vorzulesen. Je länger die Speisekarte wird, desto mehr Spam enthalten die Gerichte, es beginnt mit „Eier und Spam“ und führt bis zu „Spam, Spam, Spam, Spam, Spam, Spam, gebackene Bohnen, Spam, Spam, Spam und Spam“.

Geschlagene 132-mal wird das Wort SPAM genannt. Wegen dieser massenhaften Wiederholung desselben Wortes in kurzer Zeit übernahmen Usenet-Benutzer den Begriff auch für ihr Medium: Das massenhafte Verbreiten desselben Artikels in den Newsgroups wurde ebenfalls mit „Spam“ bzw. dem entsprechenden Verb „spamming“ bezeichnet. Von dort wurde der Begriff später auf E-Mails übernommen. Gemeint ist immer ein massenhaftes Verbreiten („zumüllen“) mit ein und derselben Sache. (Quelle: aidex.de)

Hier auch die gesamte Folge (2. Staffel – Folge 12) aus Monty Python Flying Circus:

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Monty Python’s Flying Circus S2E12

Wie komme ich eigentlich auf dieses Thema? Über den Internetauftritt der Firma, bei der ich arbeite, können neuerdings Newsletter abonniert werden. Diese werden über eine E-Mail-Marketing-Firma versandt und sehen im Quelltext in etwa wie folgt aus:

From: Newsletterdienst <newsletter@meine_firma.de>
Return-Path: <bounce+99999@bounce-email.marketing.de>

Es liegen also gewissermaßen zwei unterschiedliche E-Mail-Adressen des Absenders vor. Viele Mail-Server der Empfänger weigern sich nun, die Absenderadresse zu akzeptieren (fehlende Authentifizierung des Postausgangsservers) und bewerten eine solche Mail (mit Newsletter) als SPAM.

Gravity

Gravity ist ein US-amerikanisch-britischer Weltraum-Thriller von Alfonso Cuarón mit Sandra Bullock und George Clooney aus dem Jahr 2013, der im August desselben Jahres bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig Premiere hatte. Der Filmstart in den deutschsprachigen Kinos war am 3. Oktober 2013. Im Filmjahr 2013 gewann der Film mehrere Auszeichnungen, darunter sieben Oscars.

Die brillante Bio-Medizinerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) geht auf ihre erste Weltraum-Mission. An ihrer Seite ist der Astronaut Matt Kowalski (George Clooney), ein Veteran auf seinem letzten Trip ins All vor dem Ruhestand. Doch ein Routineausflug der beiden Astronauten außerhalb der Raumkapsel endet im Desaster. Das Shuttle wird zerstört, Ryan und Matt befinden sich plötzlich ganz alleine in den dunklen Tiefen des Weltraums – um sie herum nur Stille. Die Raumfahrer haben jeglichen Kontakt zur Erde verloren und es gibt keine Aussicht auf eine Rettung, während ein Verbindungsband wenigstens verhindert, dass sich die beiden auch noch gegenseitig verlieren. Jeder Atemzug frisst etwas mehr von dem wenigen Sauerstoff, den sie noch haben, und schließlich wird Angst zu Panik und dann zu tiefer, hoffnungsloser Verzweiflung.

aus: filmstarts.de

    Gravity (2013)

Ohne Zweifel ist der Film, der jetzt als DVD bzw. Blu-ray Gravity erhältlich ist, außergewöhnlich: der ultimative Weltraumfilm. Es erstaunt besonders, wie ein solcher Film überhaupt entstehen konnte. Modernste Animationstechnik machte es möglich.


Gravity (2013)

Die Kritiken haben sich geradezu überschlagen. Lobenshymnen ohne Ende. Wer wie ich den Film lediglich in 2D geschaut hat, hat’s dann doch eine Nummer kleiner. Ohne Zweifel zeigt uns Alfonso Cuarón grandiose Bilder, die in 3D spektakulär sein müssen. Es bleibt aber eine im Grunde einfache Geschichte, die da erzählt wird. Zunächst dachte ich, George Clooney im Weltall, wow. Aber seine Rolle ist doch eher begrenzt. Anders sicherlich Sandra Bullock, die Verzweiflung, aber auch Überlebenswillen allein in ihrem Gesicht hinter den Spiegelungen des Helmvisiers glaubhaft ablesen lässt. Für unsere Zeit verwunderlich sind die extrem langen Einstellungen des Films, die mich an das andere Weltraumspektakel 2001: Odyssee im Weltraum (1968) erinnern. Sie zeigen uns die berückende Schönheit, ebenso den existentiellen Schrecken des Kosmos, in dem irdische Gewissheiten nicht gelten. Eigentlich werden wir doch immer wieder mit schnellen Schnitten bombardiert.

Auch wenn der Film uns aufzeigt, wie anfällig unsere Technik ist, so bedient er sich ihrer auf eine nahezu unverschämte Weise. Der Film will uns staunend machen und setzt dabei in erster Linie auf die Optik. Mit der heute möglichen digitalen Technik wird dem Zuschauer ein zutiefst sinnliches Erlebnis vermittelt – und droht leider im Bombast zu ersticken. Dem versucht Cuarón entgegenzusteuern, indem er die ‚Geschichte’ nicht gänzlich aus den Augen verliert. Aber es sind dann doch ‚nur’ die Bilder, die uns beeindrucken und beeindrucken sollen. Es ist kein Spielfilm mehr, es ist ein Bilderbogen. Allerdings einer, der uns eine Sicht ermöglicht, die in Realität so nicht möglich ist: Der Blick aus dem Weltall selbst.

Wer Kino mag, kommt an diesem Film nicht vorbei. Diesen Film ‚muss’ man gesehen haben. Für mich heißt das aber auch, dass ich mich nach einem Film ‚sehne’, der mehr irdische Bodenständigkeit beinhaltet. Die menschliche Gesellschaft ist Kosmos genug.

Querbeet (4): Willi hat Rücken

Seitdem Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling seine sporadisch auftretenden Rückenprobleme mit „Ich habe Rücken!“ kommentiert, ist dieses „Ich habe …!“ (Kreislauf, Rücken, Füße, Steiß) zum geflügelten Wort geworden. Am Samstag nun ereilte auch mich „Rücken“ – ich komme halt ins Alter …

Dank therapeutischer Maßnahmen meiner Frau kann ich zwar wieder laufen, stehen, sitzen und liegen (und auch arbeiten). Aber so ganz bin ich noch nicht befreit. Der zeitweise eingeklemmte Nerv lässt mir zwar nicht mehr vor Schmerzen den Schweiß auf die Stirn treten, aber das linke Bein lahmt noch leicht. Wer mich also durch die Gegend turnen sieht („hoch das Bein, die Hüften kreisen …“), wird jetzt wissen, warum … (und erspart mir Eure Mitleidsbekundungen – danke!).

Rücken hatten am Samstagabend wenigstens die Spieler des SV Werder Bremen nicht. Auch wenn die Leistung in Nürnberg nicht die beste war, so war man zumindest ‚effektiv’, nutze die wenigen Chancen und gewann 2:0. Da konnte es sich Aaron Hunt sogar erlauben, auf einen ihm zugesprochenen Elfer zu verzichten: Hunt wies den Schiedsrichter Gräfe darauf hin, dass er nicht gefoult worden war und wurde am Ende für sein Fair Play von allen Seiten gelobt (na ja).

    ... aus den Fluten steigend: SV Werder Bremen

Vier Mal in Folge ungeschlagen, zum dritten Mal hintereinander kein Gegentor und der zweite Dreier in Serie. Werder sammelt derzeit wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Zehn Spieltage vor Ende der Saison haben die Bremer so acht Punkte Abstand zum Relegationsplatz (weiterhin der HSV). Das sollte die halbe Miete für die nächste Bundesligasaison sein. Aber nur nicht müde werden, meine Jungs.

Werder gewinnt – und der Frühling ist definitiv ins Land gezogen (da vergesse ich sogar meinen ‚Rücken’). Bis Freitag soll es sonnig und (nicht mehr ganz so) warm bleiben. Da könnte man sich glatt eine Auszeit gönnen. Übrigens: Vor genau einem Jahr hatten wir hier im Norden wieder Winter. Man weiß also nie, was da noch kommen kann …

Und gestern Abend hat Dauernuschler Schweiger als typisch einsamer Großstadt-Wolf wieder einmal die ganze Welt gerettet. Eine Story rund um ausländische Verbrecherclans in unseren Großstädten. Das gab es allerdings erst gerade als Tatort aus Bremen (die Bremer haben nun einmal die Nase vorn, liebe Hamburger).

Man of Steel

Man of Steel ist eine US-amerikanische Comicverfilmung des Regisseurs Zack Snyder. Produzent des Films ist Christopher Nolan, der auch die Story fürs Drehbuch lieferte. Die Hauptrolle spielt der britische Schauspieler Henry Cavill. Es ist geplant, dass es der erste Film einer mehrteiligen Reihe wird. Die deutschsprachige Fassung trägt den Originaltitel und hatte am 20. Juni 2013 Premiere.

    Man of Steel

Clark Kent (Henry Cavill) ist ein junger Mann mit Superkräften jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft. Dennoch oder vielleicht sogar deswegen fühlt er sich allein und isoliert. Vor Jahren hat ihn sein Vater Jor-El (Russell Crowe) von Krypton, einem hoch entwickelten Planeten, zur Erde geschickt und nun sieht sich Clark ständig mit der Frage konfrontiert: Wieso bin ich hier? Geprägt von den Werten seiner Adoptiveltern Martha (Diane Lane) und Jonathan Kent (Kevin Costner) entdeckt Clark bald, dass Superkräfte zu haben auch Verantwortung mit sich bringt und die Notwendigkeit, schwierige Entscheidungen zu treffen. Clarks Adoptivvater glaubt, dass die Menschheit nicht bereit ist, zu erfahren, wer sein Sohn wirklich ist und welche Fähigkeiten er hat. Doch als die Welt vom finsteren General Zod (Michael Shannon) angegriffen wird, braucht sie ihren ‚Superman‘ dringender als jemals zuvor – ob sie nun bereit ist oder nicht.

aus: filmstarts.de


Man of Steel

Es wundert mich schon, dass Spinnen- und Supermänner immer wieder neu aufgelegt werden müssen (The Amazing Spider-Man bzw. Superman ist zurück). Welches Bedürfnis haben wir, um uns von solchen Männern mit übernatürlichen Kräften helfen lassen zu müssen? Im letzten Jahr war also wieder Superman fällig, um die Welt zu retten. Diesmal aus dem Hause Christopher Nolan/Zack Snyder. Ihr knapp 2 ½-stündiges Werk Man of Steel ist nun auch als DVD bzw. Blu-ray erhältlich.

Es ist wieder Popcorn-Kino mit bombastischen Action-Spektakel a la Hollywood, dem allerdings jegliche Tiefe fehlt. Zack Snyder, ein Meister der Überstilisierung, darf sich austoben. Es muss eben krachen. Dass dabei eine mögliche inhaltliche Botschaft durch eine unendlich pompöse Bilderflut fortgeschwemmt wird, kratzt dann keinen. Was als Handlung bleibt, ist eher konventionell erzählt und zudem rührselig. Viele mögen solche Filme wohl, sonst würde es ja nicht dermaßen in den Kinokassen klingeln. Mein Fall ist das leider nicht.

Kafka – der Film

Der Film Kafka ist ein Thriller im Stil des expressionistischen Kinos, der 1991 unter der Regie von Steven Soderbergh produziert wurde. Die düstere, spannungsgeladene Rahmenhandlung, eine Verfolgungs- und Verschwörungsgeschichte in Prag um 1920, ist durchgehend schwarz-weiß gefilmt; farbig sind nur die Szenen in einem Schloss, das Zentrum einer dämonischen Verschwörung ist. In dem Film wirken Jeremy Irons, Theresa Russell, Joel Grey, Ian Holm, Armin Mueller-Stahl und Alec Guinness mit.

    Kafka – der Film (1991)

Kafka (Jeremy Irons) fristet im Prag des beginnenden 20. Jahrhunderts ein tristes Dasein. Der einsame Mann schuftet Tag für Tag für eine große Versicherungsgesellschaft. Des Nachts versucht er dem unerträglich, weil kargen und langweiligen Alltag zu entfliehen, indem er sich an seine Schreibmaschine setzt und dämonische Geschichten ersinnt voller seltsamer Gestalten und bizarrer Foltermaschinen. Als ein Freund und Kollege Kafkas tot aufgefunden wird, gibt sich die Polizei schnell mit einer Antwort zufrieden: Selbstmord. Kafka zweifelt daran und beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen. Dabei stößt er auf weitere ungeklärte Todesfälle und gerät mitten in die Umtriebe einer politischen Widerstandsbewegung, der auch Kafkas Kollegin Gabriela (Theresa Russel) angehört. Sie berichtet ihm von einer großangelegten Verschwörung, in die auch Polizei und Behörden verwickelt sein sollen. Auf der Suche nach Beweisen bekommt Kafka eine Akte in die Hände, in der von gehäuften Todesfällen in einer Fabrik die Rede ist. Auch der dubiose Dr. Murnau soll dabei gestorben sein. Die Spuren führen Kafka schließlich zum Schloss des Ortes…

aus: filmstarts.de

Den Film habe ich mir vor vielen Jahren einmal aus dem Fernsehen aufgezeichnet, aber bis heute noch nicht gesehen. Da der Film in voller Länge (auch auf Deutsch, wenn auch in minderer Qualität) bei Youtube vorhanden ist, habe ich ihn mir jetzt endlich angeschaut. Die Kritiken waren sehr unterschiedlich. Dass der Film „mit Kafka etwa so viel zu tun wie [Kafkas Erzählung] ‚Die Verwandlung’ mit dem [Film] ‚American Werewolf’“, möchte ich nicht bestätigen. Soderbergh verknüpft in den Film Motive aus Kafkas Leben mit Inhalten und der Atmosphäre seiner Romane, insbesondere „Der Prozess“ und „Das Schloss“. Dabei bedient er sich stilistischer Mittel des expressionistischen Kinos wie bei Friedrich Wilhelm Murnau oder Robert Wiene. Beide werden in dem Film mit Anspielungen bedacht: der diabolische Dr. Murnau trägt des einen Namen, und das Bergbauunternehmen, in dem laut Aufzeichnungen auffallend viele Unfälle geschehen sind, heißt Orlac – nach dem Film Orlacs Hände von Robert Wiene.

Auch treten Personen auf, die Namen aus Kafkas Werken tragen, u.a. der Freund und Kollege des Film-Kafka, Eduard Raban, den wir in Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande finden („Als Eduard Raban, durch den Flurgang kommend, in die Öffnung des Tores trat, sah er, daß es regnete“) oder Gabriela Rossmann. Den Namen kennen wir aus dem Romanfragment „Amerika“. Dort trägt die Hauptfigur den gleichen Nachnamen („Als der sechzehnjährige Karl Roßmann, der von seinen armen Eltern nach Amerika geschickt worden war“). Im „Prozess“ heißt die Zimmervermieterin von Josef K. Frau Grubach. Im Film trägt der Polizist diesen Namen. Wer sich dann etwas weiter in Kafkas Werk auskennt, wird im Film noch viele weitere Hinweise und Anspielungen finden.

Wie an anderer Stelle (Kafka, der Prozess und das Kino) geschrieben, finde ich Kafkas Werk außerordentlich bildhaft, ja geradezu filmhaft. Kafka hatte eine Vorliebe für Kino. So bietet es sich geradezu an, Kafka zu verfilmen. Soderbergh geht dabei noch etwas weiter. Er vermischt Kafkas Werk mit dem Kino der damaligen Zeit und gebiert einen Film, der Kafka-Puristen sicherlich erschaudernd lässt, der aber vielleicht in den Augen von Kafka selbst gar nicht so schlecht weggekommen wäre.

Mir hat der Film (endlich habe ich ihn gesehen) auf jeden Fall ganz gut gefallen. Und wer keinen Action-Kracher erwartet, sondern durchaus anspruchsvolles Kino, sollte auch auf seine Kosten kommen. Und vielleicht wird sogar ein leises Interesse auch an Kafkas Werk geweckt. Ich kann sowohl das eine, als auch das andere nur wärmstens empfehlen.

Hier nun in voller Länge der Film:


Kafka – der Film (1991)

„Neues“ von Kafka

Okay, ich weiß, dass sich hier keiner für Kafka interessiert, so stehe ich wieder allein mit ihm da, oder? Bekanntlich gilt der Prophet nichts (oder nur wenig) in seinem Land (nicht geographisch, sondern sprachlich gesehen); dafür umso mehr in fremden.

Um eines gleich vorweg zu sagen: Franz Kafka war nicht so ‚krank’, wie ihn viele gern darstellen. Was bei Kafka ‚krank’ ist, dass sind wir und unsere Gesellschaft, die er in seinem Werk auf unnachahmliche Weise beschrieben hat. Was viele nicht ahnen, dass ist der Humor bei Kafka, der sicherlich eigentümlich ist, man muss ihn geradezu ‚schwarz’ nennen. Daher wohl auch die Vorliebe der Angelsachsen für Kafka. Die verstehen ihn besser als wir.

Kafka-Kurier

Ja wir, typisch deutsch ist die immer wieder trocken wissenschaftliche Aufarbeitung von Kafka und seinem Werk. Vorangekündigt ist da jetzt der Kafka-Kurier: „Der Kafka-Kurier ist kein Mitteilungsblatt, kein news-letter, er transportiert keine schnell verderbliche Ware. Für die Publikation der Beiträge die einzig angemessene Form ist daher der Druck. Er dient der Konzentration von Autoren und Lesern, unterstreicht die Sorgfalt der aufgewandten Arbeit, verleiht ihr Dauer und Haltbarkeit, bringt ihr Achtung und Aufmerksamkeit entgegen und bietet darüber hinaus – im direkten Gegensatz zur digitalen Massenvorhaltung und der Diffusion in anonymen Datenwolken – die Möglichkeit, den Kafka-Kurier im Laufe der Zeit als ein bequem zugängliches Archiv zu gebrauchen.“ Immerhin auch im Internet demnächst erhältlich bei amazon.de: Kafka-Kurier

Also eigentlich steckt in dieser Vorankündigung viel ‚eigener’ Witz: „… transportiert keine schnell verderbliche Ware … im direkten Gegensatz zur digitalen Massenvorhaltung und der Diffusion in anonymen Datenwolken …“ – das hat doch was, oder? Auch wenn das einiges Geld für so wenig Seiten sein wird, ich bin dabei (trotz wissenschaftlicher Strenge).

Kafka goes Gaming

Ganz gelöst geht es dagegen hier zu. Und ich denke, Franz Kafka hätte daran seinen Spaß gehabt. Ebenfalls vorangekündigt ist ein Videospiel, das sich um Kafkas Figuren rangt. So wird Gregor Samsa, der in ein Ungeziefer Verwandelte, in einem Indie-Adventure zum Leben erweckt.

    Screenshot aus: The Franz Kafka Videogame © Denis Galanin

Denis Galanin (mif2000) liest gerne Klassiker der Literatur, er spielt Computerspiele und verbindet beides beim Programmieren. Nachdem er 2011 schon Hamlet in einem Game zum Leben erweckte, arbeitet er gerade an einem Spiel über einen weiteren großen Emo der Literaturgeschichte: Franz Kafka.

2014 kommt sein Indie-Adventure über Kafkas Werk und Leben auf den Markt. Über Windows-PC, Mac-OS, Linux, iOS und Android darf dann in Gregor Samsas Haut geschlüpft werden. (Quelle: dradiowissen.de)


The Franz Kafka Videogame – First Trailer

Das Indie-Adventure des russischen Entwicklers Denis Galanin soll auf dem Leben von Kafka, vor allem aber auf dessen Werken beruhen. Neben ‚Der Verwandlung’ sollen auch Elemente aus ‚Das Schloss’ und ‚Amerika’ vorkommen. Spielerisch soll es eine Mischung aus klassischen Point-and-Click-Adventure-Elementen geben, allerdings mit etwas schrägeren Rätseln als sonst. (Quelle: golem.de)

Nun ich bin alles andere als ein Spiele-Freak. Aber als Kafka-Fan werde ich mir dieses Spiel dann wohl zulegen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was sich da der Entwickler ausgedacht hat.

Kafka goes Hollywood oder: Es weihnachtet sehr im Hause Kafka

Prag kurz vor Weihnachten 1912: Verzweifelt bastelt Franz Kafka am ersten Satz seiner neuen Erzählung ‚Die Verwandlung’. Während er versucht zu entscheiden, als welche Lebensform seine Figur Gregor Samsa erwachen soll, wird er ständig von einem fremden Messer-Verkäufer, lauten Partygeräuschen, Mädchen, traumhaften Visionen und anderen Fremden unterbrochen (Quelle u.a. filmstarts.de)

Weihnachten haben wir zwar schon etwas länger hinter uns gelassen. Trotzdem möchte ich Euch den folgenden, etwa 23-minütigen Kurzfilm nicht vorenthalten, auf den ich wie so oft rein durch Zufall gestoßen bin. Es handelt sich dabei um eine Produktion von BBC Scotland, einen komödiantischen britischen Kurzfilm aus dem Jahr 1993 in der Regie von Peter Capaldi: Franz Kafka’s It’s a Wonderful Life. Dieses Filmchen erhielt 1995 (mit dem Kurzfilm Trevor) den Oscar als bester Kurzfilm. Zudem gewann er zuvor schon 1993 den British Film Academy Award, außerdem den Publikumspreis des ‚Angers European First Film Festival’.

Franz Kafka's It's a Wonderful Life (Franz Kafkas Weihnachtserzählung)

In diesem Film weiß Franz Kafka „noch nicht so ganz, wie die Geschichte eigentlich aussehen soll. Er weiß, dass Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachen soll, er weiß, dass er verwandelt werden soll, er weiß bloß einfach nicht, in was. (In der englischen Sprache hat dieses Problem noch eine etwas andere Nuance; hier wird Gregor Samsa nämlich nicht in das undefinierte ‚Ungeziefer’, sondern in ein wesentlich konkreteres ‚insect’ verwandelt – und dieses ‚insect’ ist durch die englische Grammatik nicht das vorletzte, sondern das letzte Wort des entscheidenden Satzes.)

Franz sitzt jedenfalls in seinem Zimmer, und überlegt sich allerhand albernes Zeug; verschiedene Verwandlungsmöglichkeiten, die sicherlich ausreichend absurd wären (Gregor Samsa, zu einer ungeheuren Banane verwandelt, wäre möglicherweise auch in die Literaturgeschichte eingegangen – zumal in einer Geschichte aus Prag, 1912), aber irgendwie eben nicht kafkaesk (Obwohl: In einer solchen alternativen Realität wäre Kafka vielleicht erfolgreicher Slapstick-Autor geworden; und vielleicht bedeutete “kafkaesk” nun etwas gänzlich anderes.). Franz sitzt also in seinem Zimmer, und es mangelt ihm nicht nur an Inspiration, er wird auch andauernd gestört, von professionellen Messerwetzern, tanzenden Großfamilien und verwirrten Scherzartikelvertretern, aber letztendlich findet doch alles zu einem happy weihnachtlichen Ende. Und das ist umso schöner, da Franz hier vom wunderbaren Richard E. Grant gespielt wird und man sich einfach von Anfang an wünscht, ihn das volle Emotionsspektrum darstellen zu sehen.

Wie man sich denken kann, ist der Film selbstverständlich nicht besonders kafkaesk (so wie wir es verstehen) – dafür aber wirklich ausgesprochen komisch. ‚You are an artist, Mr. K.’ – ‚Oh, please, call me F.!’” (Quelle: stubenhockerei.com)

Hier also im englischen Original (dank 3sat) mit deutschen Untertiteln:


Franz Kafka’s It’s a Wonderful Life (Franz Kafkas Weihnachtserzählung)

… siehe auch den aufschlussreichen Beitrag zum Film bei findecinema.wordpress.com

Vielleicht habe ich der einen oder den anderen von Euch Appetit auf Kafka gemacht, wäre schön. Vielleicht gilt ein Prophet im eigenen Land doch mehr als bisher angenommen. Kafka ist und bleibt aktuell, denn irgendwie ist er für alles gut … Zum Lesen übrigens auch.

… und zuletzt ein Artikel aus der Berliner Woche, der berichtet, wie Kafka vor 90 Jahren (kurz vor seinem Tode) glücklich in Steglitz das Vorstadtidyll genoss …

Ein Tick anders

Ein Tick anders ist eine deutsche Filmkomödie von Regisseur Andi Rogenhagen aus dem Jahr 2011 mit Jasna Fritzi Bauer in der Hauptrolle.

    Ein Tick anders (2011)

Die siebzehnjährige Eva (Jasna Fritzi Bauer) leidet unter Tourette. Manchmal treiben ihre Ticks sie in den Wahnsinn, doch eigentlich ist Eva glücklich. Denn im Kreise ihrer schrägen, aber liebevollen Familie akzeptiert jeder sie, wie sie ist. Erst als ihr Vater (Waldemar Kobus) seinen Job verliert, gerät die familiäre Balance aus dem Lot: Gemeinsam mit ihrer kauzigen Oma (Renate Delfs) und ihrem durchgeknallten Onkel (Stefan Kurt) versucht Eva bei der Existenzsicherung zu helfen, was zusehends ins Chaos führt – bis Eva schließlich über sich und ihre Krankheit hinauswächst und merkt, dass es Zeit wird, ihr eigenes Leben zu führen…

aus: filmstarts.de

In seinem Spielfilm Ein Tick anders, der an letzten Freitag um 20.15 Uhr auf Arte lief, erzählt der Grimmepreisträger Andi Rogenhagen („The Final Kick“) keine düstere Krankengeschichte, sondern bereitet das Thema Tourette-Syndrom in einer märchenhaft anmutenden Komödie auf. Dabei überzeugen weniger die eher konfuse Handlung als vielmehr die Schauspieler, allen voran die starke Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer („Scherbenpark“, „Barbara“).

Zunächst beginnt der Film eher anekdotenhaft ohne größere Handlung. Wir lernen die liebeswerten, wenn auch skurrilen Protagonisten nach und nach kennen. In der zweiten Hälfte sorgt eine eher arg konstruierte und leicht hanebüchen wirkende Abenteuergeschichte um einen Banküberfall für etwas mehr Leben und wendet sich damit vielleicht eher an die jüngeren Zuschauer. Das tut dem Film trotzdem keinen Abbruch, denn den eigentlichen Charme bekommt Ein Tick anders durch die durchweg liebevoll gezeichneten und lustvoll gespielten Figuren.


Ein Tick anders (2011)

… weitere Filmausschnitte:


Ein Tick anders: Evas Familie / Oma sprengt den Staubsauger


Ein Tick anders: Das bin ich / Der Molch / Vorstellungsgespräch


Ein Tick anders: Eva und das Casting

Dieser Film wurde übrigens fast zeitgleich mit dem Film Vincent will meer, ebenfalls eine Komödie um einen am Tourette-Syndrom Leidenden, gedreht. Beide Filme sind durch öffentliche Gelder gefördert worden.

Heute soll es nun einem Teil der deutschen Filmförderung an den Kragen gehen. Das Bundesverfassungsgericht entscheidet heute über die Verfassungsmäßigkeit des Filmförderungsgesetz (FFG), das Grundlage für die Förderung deutsches Filme durch die Filmförderungsanstalt ist. Ihre Mittel erlangt die Filmförderungsanstalt gemäß §§ 66 ff. FFG durch Erhebung der Filmabgabe von Filmtheaterbetreibern, von Vermietern oder Verkäufern von Videos sowie – seit dem Sechsten Änderungsgesetz – von den öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehveranstaltern; letztere leisteten zuvor auf Basis freiwilliger Abkommen (sog. Film-Fernseh-Abkommen) Zahlungen an die FFA.

Einige große Kinobetreiber wollen das Fördersystem jetzt kippen. Sie wehren sich in Karlsruhe dagegen, dass sie zur Zahlung einer Filmabgabe verpflichtet sind – ebenso wie Fernsehsender und DVD-Verleiher. Nach dem 1968 erlassenen und inzwischen mehrfach geänderten Gesetz müssen Kinos bis zu drei Prozent ihres Umsatzes an die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin abliefern.

„Warum sollen die Kinos mit einer Zwangsabgabe jede Menge Filme mitfinanzieren, die ihnen keinen wirtschaftlichen Nutzen bringen?“, sagte UCI-Kinowelt-Geschäftsführer Ralf Schilling als einer der Kläger. „Mehr als zwei Drittel der geförderten Projekte erreichen weniger als 55 000 Besucher im Kino. Hier wird im großen Stil am Geschmack des Publikums vorbeiproduziert.“ (Quelle: stern.de)

„Eine Abschaffung wäre für den deutschen Film desaströs“, sagt Regisseur und Filmpreisträger Adolf Winkelmann im heute.de-Interview. Im Vergleich zu US-Kinoproduktionen sei man ohnehin schon sparsam. „Filmförderung garantiert Vielfalt und Kontinuität“, sagt die Präsidentin der Deutschen Filmakademie Iris Berben. Die 63-jährige Schauspielerin will auch in Karlsruhe Flagge für den Erhalt der Filmförderung zeigen. Sie betont die Bedeutung der Förderung für unabhängige Filme. „Vielfalt, Kontinuität und Unabhängigkeit wären gefährdet – schlechte Voraussetzung für gutes, spannendes, überraschendes und unterhaltsames Kino.“

Es geht um den deutschen Film, der den Betreibern der großen Kinos nicht viel gedeutet. Denen geht es in erster Linie ums Geld, weniger um Qualität. Ein Ende der deutschen Filmförderung wäre auch das Ende des deutschen Films.

Übrigens: Wie werden Filme in Deutschland üblicherweise finanziert? Hierzu Adolf Winkelmann im genannten Interview: „Mit Hilfe von im Vorfeld verkauften Lizenzen an eine Fernsehanstalt, mit Hilfe bedingt rückzahlbarer Darlehen der verschiedenen Länder-Förderungen; aber natürlich auch mit Mitteln der Filmförderungs-Anstalt und des neu geschaffenen Deutschen Filmförderfonds des Bundes, der sich mit ca. 20 Prozent der Produktionskosten im Inland an dem Film beteiligt. Den Rest, den es immer gibt, muss man als Produzent dann versuchen selbst aufzubringen.“

Nachtrag: Die deutsche Filmförderung ist verfassungsgemäß. Das Bundesverfassungsgericht hat die Rechtmäßigkeit der Filmabgabe bestätigt. Die Karlsruher Richter wiesen damit vier Verfassungsbeschwerden von Betreibern großer Kinoketten ab. Diese hatten sich dagegen gewehrt, dass sie kulturelle Aufgaben finanzieren sollen, die eigentlich die Länder bezahlen müssten. „Dem Bund ist es nicht verwehrt, in der Wahrnehmung aller seiner Kompetenzen auch auf Schonung, Schutz und Förderung der Kultur Bedacht zu nehmen“, entschied der Zweite Senat unter Vorsitz von Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle. Die Abgaben, die an die Filmförderungsanstalt (FFA) gehen, machen fast ein Drittel der deutschen Filmförderung von 340 Millionen Euro aus. Das restliche Geld kommt von Bund und Ländern. (Quelle: heute.de)

Schimanski zum Ersten: Duisburg-Ruhrort (1981)

Ja, ich bin heiß geworden – heiß auf alte Tatort-Folgen mit Schimanski (die neuen Folgen – natürlich ohne Schimmi – gucke ich sowieso meist …). Kein Wunder, da ich doch endlich eine bis dato vollständige Tatort Schimanski-/Schimanski-Sammlung mein eigen nenne (keine Angst: Ich ‚ertrinke’ schon nicht im Tatort und werde mit Sicherheit auch nicht alle alten Schimanski-Folgen hier ‚zum Besten’ geben).

    Tatort-Reihe der ARD (seit 1970)

Den 4. Tatort-Schimanski-Fall (Das Mädchen auf der Treppe aus dem Jahr 1982) habe ich hier allein wegen des filmischen Mitwirkens von Jan Fedder etwas näher und damit ausführlicher beleuchtet: Schimanski & Brakelmann. Aber alles hat ja einen Anfang, auch Schimanski – Folge 1 aus dem Jahr 1981: Duisburg-Ruhrort

    ‚Dienstausweis’ von KHK Horst Schimanski

Es war der 26. Juni 1981, als Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski in der Tatort-Reihe seinen Dienst aufnahm – und für großen Wirbel in der Fernsehgemeinde sorgte. Ein Kommissar steht nicht gerade für modisches Auftreten oder für Manieren a la Knigge. Auch muss er kein Gourmet sein. Aber was da gleich die erste Szene mit Schimanski in seiner Wohnung bot (zwei ein halb Minuten ohne Schnitt), war vielen erst einmal zuviel des Guten: Ein scheinbar verkaterte Polizist blickt aus dem Fenster (Schimanskis Wohnung befindet sich in Duisburg-Wanheim. Der Blick aus dem Dachgeschoss des Wohnhauses am Biegerpark reicht bis Rheinhausen, wo das damals dort befindliche Krupp-Werk zu sehen ist), dann wirft er den Kassettenrekorder an (es erklingt „Leader of the Pack“ von den Shangri-Las aus dem Jahr 1964), kratzt sich erst einmal ausführlich, anschließend kramt er in der Küchenzeile aus dem dreckigen Geschirr eine Bratpfanne hervor, um sich doch dazu zu entschließen, zwei Eier roh im Glas zu vertilgen (da die Szene mehrmals gedreht wurde und Götz George das mit den Eiern durchziehen wollte, musste er sich – kein Wunder – übergeben, nein, nicht im Film …). Schnell sammelt er noch leere Bierflaschen ein, streift sich einen Pullover über und greift sich seine Jacke, die später genau wie die Schimanski-Tatorte Kult werden sollte. Und der erste Satz des Films, den er dann in der nächsten Szene sagte, nein schrie, war: „Du Idiot, hör‘ auf mit der Scheiße!“ Mit dem Idioten meinte er Zottel, der gerade seinen Fernseher aus dem Fenster im zweiten Stock schmiss. Er zerschellte vor einem Haus in der Fürst-Bismarck-Straße in Duisburg-Ruhrort. So begann also am 26. Juni 1981 die erste Tatort-Schimanski-Folge. Skandalös! Damals …

Als Hommage an diesen ersten Satz Schimanskis konnte sich Til Schweiger bekanntlich nicht enthalten, das Wort Fuck als erstes Wort in seinem ersten Tatort-Krimi zu hauchen. Schweiger wähnte sich wohl in den für ihn dann doch etwas zu großen Fußstapfen von Götz George aka Horst Schimanski. Eine Hommage sieht aber anders aus, z.B. wie die zu der eben beschriebenen Anfangsszene: Diese wurde in der viel späteren Schimanski-Folge Tod in der Siedlung fast identisch am Ende des Films mit Fenster, rohen Eiern aus dem Glas und Musik (diesmal Jethro Tull mit Wond’ring Aloud – sic!) erneut in Szene gesetzt.


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Duisburg-Ruhrort: Fürst-Bismarck-Straße

Zum Inhalt (in Kürzestfassung) von Duisburg-Ruhrort:

Im Duisburger Hafen wird ein Toter gefunden. Es ist der Binnenschiffer Heinz Petschek. Er wurde erstochen. Dringend der Tat verdächtig erweist sich der Schiffer Jan Poppinga; Petschek hatte mit seiner Frau ein Verhältnis.

Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski glaubt an Poppingas Unschuld. Es stellt sich heraus, dass Petschek kurz vor seinem Tod seinen langjährigen Arbeitsplatz verlassen und auf dem Schiff des Partikuliers Wittinger angeheuert hatte. Die Gründe für diesen Wechsel liegen im Dunkeln, selbst seinen Freunden hat Petschek nichts gesagt. Sicher ist nur, dass Petschek Rauschgift geschmuggelt hat.

Da wird ein zweiter Toter entdeckt. Es ist der türkische Gewerkschaftler Celik. Petschek und Celik haben sich gekannt. Die beiden waren einem Waffenschmuggel auf der Spur. Ist Wittinger der Mörder?

Sicherlich ist das nicht einer der besten Tatort-Folgen. Die Handlung ist etwas wirre. Aber mit Schimanski trat ein ‚Bulle’ auf, der es schaffte, wenn dann auch weiterhin in einer eigenen Sendereihe, eine Fangemeinde hinter sich scharren, die bis heute besteht. Schimmi ist einfach Kult! Lediglich Lena Odenthal (gespielt von Ulrike Folkerts), die seit dem 29. Okt. 1989 (Folge: Die Neue) auf Mörderjagd geht, also über acht Jahre nach Schimmis ersten Auftritt, und damit dienstälteste Tatort-Ermittlerin ist, ermittelt heute noch.

Schimanski, das war in den 80-er Jahren auch so ein Abbild für das Lebensgefühl vieler junger Menschen, dem ich mich auch nicht verschließen konnte. Aber was schreibe ich da. Die alten Junggebliebenen wollen den Film sicherlich noch einmal sehen. Und die wirklich noch Jungen interessiert es dann vielleicht auch. Hier der 126. Tatort aus dem Jahr 1981 auf Youtube (wenn denn die GEMA nicht dazwischenfunkt):


Tatort (126) Schimanski (01): Duisburg-Ruhrort (1981) (Playlist – 3 Teile)

siehe auch: Auf den Spuren von Horst Schimanski durch Duisburg

z.B. Bis 1993 war der „Anker „ein beliebter Treffpunkt für viele Binnenschiffer und die Ruhrorter. Hier kehrte also auch Schimanski ein. Dann wurde die Kneipe stillgelegt und diente der Eigentümerin Grete Weiler und ihrem kleinen Hund als Wohnzimmer. Nach ihrem Tod drohte dem Haus von 1906 der Verfall. Gott sei Dank fand sich für das unter Denkmalschutz stehende Haus im Jahre 2008 ein privater Investor. So wurde der“ Anker“ aufwendig restauriert und die Heimat für das Café Kaldi. Die alten Stuckdecken und auch die Holzvertäfelung sind original erhalten.

Schimanski & Brakelmann

Man schreibt das Jahr 2014: Kurt Brakelmann, dorfbekannter Panscher üblen Fusels, wurde von Hauptkommissar a.D., Horst Schimanski, an den Hammelbeinen gepackt und dreimal durch die Luft gewirbelt. Dann ließ Schimanski ihn los und Brakelmann knallte mit der Vorderluke auf Beton: ding-dong …!

Quatsch – man schreibt das Jahr 1982: Nachdem der junge Wolfgang Patschke, genannt Wolli, Schimanski und Katja, die Tochter des Mordopfers, verfolgt hatte, verhaftete der Hauptkommissar den angeblichen Drogendealer.

Vor einigen Tagen sah ich mir aus meiner Tatort Schimanski-/Schimanski-Sammlung die insgesamt 138. Folge der Tatort-Reihe (inzwischen sind wir schon bei Folge 895 – Stand: 05.01.2013), die vierte mit Schimanski, aus dem Jahr 1982 an: Das Mädchen auf der Treppe (Kamera führte übrigens der heute bestens bekannte Regisseur Joseph Vilsmaier unter dem Namen Josef Vilsmeier)

    Tatort-Reihe der ARD (seit 1970)

Für mich war das als bekennender Schimanski-Fan natürlich wieder ein Fest. Ich mag diesen ziemlich unorthodox ermittelnden, ungehobelten Kriminalbeamten aus Duisburg, auch wenn man solchen Filmen wie den vor jetzt 32 Jahren die Last des Alters anmerkt. Allein filmtechnisch hat sich da inzwischen viel getan. Nicht nur, dass das Bild noch im Verhältnis 4:3 (ich war so frevlerisch und habe mir den Film doch tatsächlich in 16:9 angeschaut, da ist dann alles etwas in die Breite gezogen) daherkommt, auch schärfemäßig eiert solch ein Film um gefühlte Jahrhunderte hinterher. Und dann erst Inhalt und Dramaturgie: Da geht’s gemächlich zu, lange Einstellungen mit oft zuviel Gequatsche, manchmal eher willkürliche Schnitte. Und doch …

So wie eine Serie wie Mit Schirm, Charme und Melone (erst vorgestern hatte ich DIE in der Mangel) den Charme der 60-er Jahre versprüht, so tauchen wir mit einem solchen Schimanski-Tatort ungeschadet in die 80-er Jahre unserer Republik ein (das ist fast zum Schreien komisch).

Zum Inhalt (in Kürzestfassung) von Das Mädchen auf der Treppe:

Als Schimanski abends vom Dienst nach Hause kommt, sitzt ein Mädchen bei ihm auf der Treppe Es ist die 17-jährige Katja. Ihre Mutter, Geschäftsführerin des Spezialitätenrestaurants „Hawaii“ ist ermordet worden, ermordet auf eine Weise, die auf sehr persönliche Motive des Täters schließen lässt. Katja, die eine intensive Bindung an ihre Mutter hatte – ihren Vater hat sie nicht gekannt – ist tief verwundet, sie schirmt sich ab durch gespielte Flapsigkeit.

Schimanski und Thanner müssen sich zwangsläufig um Katja kümmern: Man ist hinter ihr her, sucht etwas, das in der Wohnung der ermordeten Mutter nicht gefunden worden ist. Es geht um Rauschgift. Das Restaurant war ein Großumschlagplatz für Drogen. Katjas Mutter wollte aussteigen, mit zwei Kilo Kokain als Kapital für die Zukunft und mit der Drohung, den ganzen Laden hochgehen zu lassen, wenn man sie nicht in Ruhe ließe. Großdealer und mutmaßlicher Mörder von Katjas Mutter ist Straub, Besitzer des Restaurants „Hawaii“. Man wird ihn erwischen – es ist nur eine Frage der Zeit.

Aber dann stellt sich heraus, dass die Zusammenhänge viel komplizierter sind. Die Polizei ist jetzt dringend auf Katjas Hilfe angewiesen.

Jetzt fragt sich jeder, der diesen Tatort nicht kennt, was das oben Angeführte mit Brakelmann und so mit diesem Film zu tun hat. Erst einmal: Es hat … Zwar wird man Schimanski wohl nie in Büttenwarder auftauchen sehen, denn dort ist jener Kurt Brakelmann (die Norddeutschen sollten das wissen, sonst … ja, was sonst …?) zu Haus. Brakelmann das ist Jan Fedder, typisch norddeutscher Schauspieler typisch norddeutscher Charaktere (auch auf Platt). Und Büttenwarder, das ist ein Nest irgendwo hier in Norddeutschland (soll in Schleswig-Holstein sein), in dem sich eigentlich nicht viel Neues tut, deshalb heißt die Sendereihe ja auch Neues aus Büttenwarder, die vom NDR produziert wird und jeden Norddeutschen erfreut (erfreuen sollte). Neues aus Büttelwarder, das sind an erster Stelle Jan Fedder als Kurt Brakelmann und Peter Heinrich Brix als Arthur „Adsche“ Tönnsen, die auch als Darsteller aus der Serie Großstadtrevier bekannt sind. Und das ist lakonisch staubtrockener norddeutscher Humor! Jo!

    Jan Fedder im Verhör

Also die Auflösung: jener Kurt Brakelmann wird wie auch noch jener Wolfgang Patschke, genannt Wolli, von Jan Fedder gespielt. Jan Fedder im Tatort. An der Seite von Schimanski. Man glaubt es kaum. Und man glaubt es noch weniger, dass jener Typ oben auf dem Bild, ja, der mit dunklem Bart und dunkler Matte, eben jener Jan Fedder ist. Ich bekam das Brüllen … (5 Jahre später ist dann Jan Fedder noch einmal in einem Tatort zu sehen: Voll auf Haß – als Schutzgelderpresser – immerhin ein Hamburger Tatort).

Spätestens dann, wenn Jan Fedder den Mund aufmacht, hört man, dass das Jan Fedder ist:


Schimanski verhört… Fedder!?

Wer jetzt also Bock auf so einen uralten, unscharfen Schimanski-Tatort bekommen hat, der sehen will, wie man so Anfang der 80-er Jahre in Deutschland lebte und ‚ermittelte’ (zum Schreien: Schimanski ruft aus der Telefonzelle seine Kollegen an), hier auf Youtube frei Haus:


Tatort (138) Schimanski (04): Das Mädchen auf der Treppe (1982)

Übrigens: Das Lied zum Film ist eine leicht veränderte Version des Stücks „White Eagle“ aus der gleichnamigen Platte von Tangerine Dream. Und: Darsteller Erich Bar hatte bei den Schimanski-Folgen einige wiederkehrende Rollen, von denen diese [der korpulente Mitarbeiter im Restaurant Hawaii] und die des Maschinisten in der Folge Duisburg-Ruhrort [die erste Schimanski-Tatort-Folge] eine humoristische Komponente enthielten. In beiden Fällen kontert Schimanski ihn bei der Frage, was nun werden soll, dass er sich jetzt einen neuen Job suchen könne (Quelle: de.wikipedia.org).

Und noch eines: Nachträglich (14. Januar) alles Gute zum Geburtstag, Jan Fedder! Bis ja auch nur ein knappes Jahr jünger als ich ….

Noch einmal: Neues aus Büttenwarder

Mit Schirm, Charme und Melone – 7. Staffel: The New Avengers

Im Mai 1969 endete in England nach insgesamt 33 Folgen die 6. Staffel der TV-Serie „The Avengers“, die in Deutschland Mit Schirm, Charme und Melone hieß. Nach dem Ausscheiden von Diana Rigg als Emma Peel (4. und 5. Staffel, die den Höhepunkt der Reihe markierten – dazu später noch etwas mehr), hatte man den „Versuch unternommen, durch die Einbindung der neuen Rolle Mutter der 6. Staffel ein neues Profil zu geben. Man wollte weg von den immer phantastischer gewordenen Geschichten. Jedoch fehlte nun nach Ansicht vieler Zuschauer der Charme der omnipotenten Emma Peel. Diese Lücke konnte die eher naive Nachwuchsagentin Tara King, gespielt von Linda Thorson, nicht schließen. Als die Serie in den USA floppte, wurde sie eingestellt.“ (de.wikipedia.org)

Es dauerte dann annähernd sieben Jahre bis 1976, bis man unter dem Titel The New Avengers mit einer Wiederbelebung der Serie begann (in Deutschland weiterhin als „Mit Schirm, Charme und Melone“ erschienen). Dem Zeitgeist entsprechend „wandte man sich einem neuen Konzept zu, ohne sich jedoch zu weit von den Ursprüngen zu entfernen. Aus den erfolgreichen früheren Staffeln blieben die unverkennbare Musik von Laurie Johnson sowie Patrick Macnee als John Steed erhalten.“

John Steed ist in „The New Avengers“, die eigentlich aus zwei Staffeln a 13 Folgen (1976 und 1977) besteht, deutlich älter und damit besonnener geworden. An seiner Seite agieren nun Mike Gambit (gespielt von Gareth Hunt) und Purdey (gespielt von Joanna Lumley). Gareth Hunt dürfte uns eigentlich nur noch aus einer Nebenrolle aus dem Film Wilde Kreaturen (mit John Cleese und Kevin Kline) bekannt sein. Er ist inzwischen verstorben. Joanna Lumley ist dagegen eine durchaus erfolgreiche Schauspielerin, die ich u.a. aus den Inspektor-Clouseau-Filmen Der rosarote Panther wird gejagt (Trail of the Pink Panther) und Der Fluch des rosaroten Panthers (Curse of the Pink Panther), beide aus dem Jahr 1983, kenne und die als (Naomis englische) Tante Emma in dem neuen Film von Martin Scorsese The Wolf of Wall Street mit Leonardo DiCaprio zu sehen ist.

    Joanna Lumley und Leonardo DiCaprio in ‘The Wolf of Wall Street’ (2013)

Steed ist jetzt der väterlich wirkende Veteran, der seine ganze Erfahrung ausspielt, während Purdey („Purdey? Und weiter …?!“ – „Nur Purdey!“) und Gambit als das dynamische Agenten-„Paar“ sozusagen die Nachfolge von Steed und seiner Partnerin angetreten haben. Das neue Konzept sah deutlich mehr Action-Elemente vor als die früheren Staffeln. Bombenexplosionen und Schießereien traten in den Vordergrund und verdrängten die subtile Herangehensweise, die insbesondere die Peel-Ära ausgezeichnet hatte. Eine Entwicklung, die Patrick Macnee schon während der Entstehung der Serie kritisierte.

    The New Avengers: Purdey, Mike Gambit & John Steed

Ich habe ab Mitte November bis ins neue Jahr fast alle der 26 Folgen so peu à peu angeschaut. Vom alten Charme der Serie ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben. John Steed ist zwar immer noch der elegante Gentleman, den aber jetzt öfter seine Vergangenheit als Agent, der früher im Osten Europas agierte, einholt. Auch äußerlich hat sich einiges getan: Statt seines alten Bentley aus den 20-er Jahren (siehe: Emma mit Elan) nutzt er zumeist einen Jaguar XJ 5.3C oder einen Rover 3500. Und statt der kuscheligen, von der 60-er Jahren geprägten Wohnung ist er in ein Herrenhaus umgezogen. Mit Mike Gambit kommt aber ein gänzlich anderer Männertyp daher, der mit dem britischen Gentleman nicht mehr viel zu tun hat. Er ist eher der kesse Sonnyboy, der nie um einen markigen Kommentar oder eine anzügliche Bemerkung verlegen ist. In den Mittelpunkt ist Purdey gerückt, die vor ihrer Agententätigkeit Tänzerin in einem Ballett war. Sie „wird durch die Serie hindurch insbesondere durch die Bemerkungen von Steed und Gambit als ganz besonderer Mensch vergöttert und ist dadurch von der Aura einer hehren Lichtgestalt umgeben. Dabei ist sie eigenständig und durch Entschlossenheit geprägt, bringt aber ein emotionales Element in die Serie hinein.“


The New Avengers (1976-1977) – Vorspann

Die letzten Folgen spielen in Kanada, aus welchem Grund auch immer, vielleicht, um die Zuschauer auch dort für die Serie zu begeistern. Die beiden New Avengers-Staffeln sind zwar solide gemacht worden, aber wohl durch das große Angebot anderer Serien mit ähnlicher Thematik mehr oder weniger untergegangen. So kam dann mit Ausstrahlung der letzten Folge im November 1977 auch das endgültige Ende der Serie.

siehe auch:

Mit Schirm, Charme und Melone
Mit Schirm, Charme und Melone – die ersten drei Staffeln
Mrs. Peel – we ’re needed
Emma mit viel Elan
Emma & William: Ein Sommernachtstraum
Emma, John & James