Kategorie-Archiv: Bahn fahren

Bahn (DBAG usw.) fahren ist Sch…

Hut ab, Hartmut

Nun hat er also doch seinen Hut genommen (nehmen müssen): Hartmut Mehdorn (sein zweiter Vorname war ‚Bahnchef’)! In den vergangenen Monaten sorgte sein Unternehmen für reichlich Schlagzeilen: Bedienzuschlag, Bonuszahlung, Achsenproblem, gescheiterter Börsengang und die Datenaffäre. Letzteres war dann doch eine Schlagzeile zu viel.

Hartmut 'Bahnchef' Mehdorn

Mehdorn, der Geradlinige, der Direkte, der oft Kritisierte, der die Deutsche Bahn AG (DBAG) börsentauglich zu machen gedachte. Was wird es ihn ärgern, über eine solche Lappalie wie eine Bespitzelungsaffäre stolpern zu müssen. Sein Lebenswerk zerstört – oder, für die Zukunft gesehen, mit seinem Namen nur noch als Randglosse versehen.

Was hat er nicht alles für die Deutsche Bahn getan. Durch ihn wurde sie mit seinen mehr als 500 Tochterfirmen ein Global Player in der absoluten Spitzengruppe des Logistikmarktes. Dabei wurde nicht immer auf maulende Fahrgäste Rücksicht genommen, die ihm mehrheitlich jede Unpünktlichkeit persönlich zuschrieben, die er gleichsam dafür verantwortlich machte, dass die Züge der Bahn nicht immer so sauber sind, wie man es erwartet. Da nur das Ziel: Börsengang zählte, so wurden auch schon mal unprofitable Teilstrecken stillgelegt oder in andere Hand gelegt. Für Otto Normalverbraucher gibt es notfalls auch Busse.

Nun ist er also aufs Altengleis geschoben.

Apropos: Stillgelegte bzw. von anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen.betriebene Teilstrecken. Da gibt es z.B. die Strecke Hamburg-Bremen, die seit Ende 2003 von der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH betrieben wird („Im Mittelpunkt der metronom Unternehmensphilosophie steht der Kunde: Er ist der Maßstab unseres Handelns. Seine Zufriedenheit ist unser Erfolg“ – Ist Ihnen da vielleicht doch etwas entgangen, Herr Mehdorn?). War diese Strecke der DBAG nicht profitabel genug? Überhaupt der SPNV, außer als Melkkuh hatte Herr Mehdorn wenig im Sinn mit diesen ganzen tagtäglichen abertausend Pendlern.

Eigentlich wollte ich Herrn Mehdorn hier keiner Träne ‚nachweinen’. Ob sein Nachfolger etwas diplomatischer agiert oder nicht, spielt nicht die Rolle – das Resultat am Ende zählt. Und das heißt in einer globalisierten Wirtschaftswelt trotz Wirtschaftskrise weiterhin Gewinnmaximierung! Nein, Mehdorn ist für mich nur der Aufhänger für eine kleine Reihe von Beiträgen, in denen ich den bereits erwähnten Schienenpersonennachverkehr, kurz SPNV, in der Region, in der ich wohne und arbeite, beleuchten möchte. Es geht um bestehende und stillgelegte Bahnstrecken im ‚Gleis’-Dreieck Weser – Elbe, also um Bahnverbindungen zwischen Bremen und Hamburg und darüber hinaus in Richtung Nordsee, sprich: Bremerhaven und Cuxhaven. Einige dieser Strecken werden heute mit Bussen bedient (nein, Herr Mehdorn ist nicht der einzigste, der alte Bahnstrecken stilllegt), z.B. Tostedt – Zeven. Ausgangspunkt wird mein Wohnort Tostedt sein, der schon in ‚grauer Vorzeit’ ein Verkehrsknotenpunkt, wenn auch ein nicht allzu bedeutsamer, war (In der alten Posthalterei am Sande, wo die Pferde der Postkutschen gewechselt wurden, im Hause der Familie Huth soll sich Napoleon aufgehalten haben).

demnächst auf diesem Gleis: Die Rollbahn

Freundlich – bis zum Erbrechen

Ich habe ja nichts gegen ein bisschen Freundlichkeit. Aber eine geschäftsmäßige Freundlichkeit immer im gleichen Tonfall und mit fast immer dem gleichen Text: Das geht mit der Zeit auf den Keks. So die penetrant freundlichen Ansagen der Zugbegleiter/-innen in den Zügen der metronom Eisenbahngesellschaft mbH, die nichts aussagen und den ‚lieben Fahrgästen’ eine angenehme Fahrt wünschen und diese aufmerksam machen, nur gar nicht das Handgepäck liegen zu lassen (Besonders liebreizend die Anmerkung: Damit nichts liegen bleibt! Das muss nämlich aufgesammelt werden und macht nur viel Arbeit).

Und wenn es um Anschlusszüge geht, dann wird geraten, auf die Lautsprecheransagen am Bahnsteig zu achten – als wäre man als Fahrgast ein unverbesserlicher Trottel und kenne nicht die elementarsten Dinge des Bahnreiseverkehrs. Auch nett: Liebe Fahrgäste, beachten Sie Folgendes: Das Niedersachsen-Ticket und das Niedersachsen-Ticket Single ist nur mit eingetragenem Vor- und Nachnamen gültig. Vielen Dank! Die von Donald Duck oder wen? Und wenn tatsächlich einmal eine Ansage mit informativem Inhalt erfolgt, dann sind diese auch noch falsch (Die Heidebahn fährt von Gleis 6 – obwohl jeder Fahrgast, der ein Pendler ist – und das sind am späten Nachmittag fast alle-, weiß, dass die Heidebahn ab Buchholz IMMER von Gleis 11 fährt).

Stammplatz ade

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2008 gab es im Bahnverkehr Mehr als das übliche Chaos. Da wurden Züge, die ohnehin brechend voll sind und hauptsächlich von Pendlern genutzt werden, um zwei Waggons gekürzt. Und die Stammplätze im Metronom, der u.a. zwischen Bremen und Hamburg verkehrt, wurden auf eine Art und Weise neu verteilt, dass einige gelackmeiert nur noch auf wenig komfortablen Klappsitzen Platz fanden.

Der 'metronom' und seine Fahrgäste

Das mit den Stammplätzen ist ein besonderer Service: Wer eine Jahresabo-Karte hat, kann sich für die werktäglichen Fahrten zur und von der Arbeit in jeweils einem Zug einen festen Sitzplatz reservieren lassen – und das kostenlos. Klingt gut. Nur manchmal wird ein Segen zum Fluch:

Meine Mail an die metronom Eisenbahngesellschaft mbH vom 19.03.2009:

Seit gestern wird mein bei Ihnen reservierte Stammplatz nicht mehr angezeigt – sowohl bei der Hin- als auch Rückfahrt. Ich habe in der Online-Reservierung bei Ihnen noch einmal nachgeschaut: Tatsächlich ist dort mein Platz wieder freigegeben.

Ich weiß nicht, was der Grund ist, es wäre aber nett, wenn meine Reservierung möglichst schnell wieder vorgenommen würde. Ich habe eine Reservierung für die Strecke Tostedt – Hamburg Hbf – 2. Klasse …

Wie ich gehört habe, ist das kein Einzelfall.
Vielen Dank

Antwort von der metronom Eisenbahngesellschaft mbH vom 20.03.2009:

Sehr geehrter Herr …,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 19.03.2009.

Leider wurde Ihre bisherige Stammplatzreservierung 494… automatisch vom System gelöscht, da die eingereichte Fahrkartenkopie bereits am 31.12.2008 ablief. Eine Neureservierung ist nur unter Zahlung eines Bearbeitungsentgeltes in Höhe von 25,00 € und noch freien Plätzen möglich.

Auch in Ihrem Schreiben zur StammplatzCard wurden Sie darauf hingewiesen:

[nachfolgender Text in blau, fett und unterstrichen, damit auch ein Depp wie ich begreift, um was es geht:]

Bitte beachten Sie, dass die Stammplatzreservierung maximal bis zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember 2009 gültig ist.

Sollten wir bis zum Ablauf der Gültigkeit Ihrer jetzigen Streckenzeitkarte keine Kopie Ihrer neuen Zeitkarte erhalten, erlischt Ihre Stammplatzreservierung allerdings vorher, und zwar mit dem letzten Geltungstag Ihrer jetzt gültigen Streckenzeitkarte.

Bitte geben Sie uns eine Rückmeldung, falls Sie eine Neureservierung wünschen.

Für weitere Fragen, stehen wir Ihnen auch gern telefonisch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
i. A. …
Kundenberatung

Meine Antwort darauf vom 20.03.2009:

Sehr geehrte Frau …,

mit meiner Stammplatzreservierung habe ich seit dem Fahrplanwechsel so meine Probleme (Klappsitz oder Stammplatz). Was schief gehen kann, geht dann auch schief.

Ich hatte vormittags am 18.12.2008 bei Ihnen online meine Stammplatzreservierung angemeldet. Dabei hatte ich als Gültigkeitsdatum meiner Jahresabo-Karte ‚wahrheitsgemäß‘ den 31.12.2008 angegeben, da ich die neue Abo-Wertmarke noch nicht bekommen hatte.

Als ich am Nachmittag nach Hause kam, war die neue Abo-Wertmarke mit der Post eingetroffen. So machte ich noch am gleichen Tag eine Kopie davon und sandte Ihnen diese (in einer Word-Datei ‚verpackt‘) per Mail (18.12.2008 – 17:06) mit folgendem Anschreiben zu:

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Anhang übersende ich Ihnen ein Word-Dokument mit den Kopien meiner Abonnements-Kundenkarte und der neuesten Abo-Wertmarke (gültig bis 31. Dez. 2009) zum Nachweis meiner Berechtigung für eine Stammplatzreservierung:


Bestellnummer: 494…

Mit freundlichen Grüßen

Die Fahrkartenkopie mit Gültigkeit bis zum 31.12.2009 liegt Ihnen also bereits seit dem 18.12.2008 vor.

metronom-StammplatzCard

Die Jahre zuvor hatte ich nie Schwierigkeiten mit der Stammplatzreservierung. Sobald ich die neue Abo-Wertmarke bekam, habe ich umgehend die Reservierung vorgenommen und konnte so über Jahre meinen alten Stammplatz behalten. Mit dem letzten Fahrplanwechsel verlor ich zunächst meinen bisherigen Platz. Und jetzt dieses Theater. Da laut Kartenaufschrift die StammplatzCard Eigentum der metronom Eisenbahngesellschaft mbH ist, möchte ich Ihnen Ihr Eigentum nicht vorenthalten und werde die Karte bei nächster Gelegenheit einen Ihrer Mitarbeiter aushändigen. Sie werden sicherlich verstehen, dass ich nicht gewillt bin, 25 € für eine Neureservierung zu bezahlen (zumal allein in den letzten zwei, drei Wochen die gesamte Stammplatzanzeige ‚aus technischen Gründen‘ zweimal nicht funktionierte).

Mit trotzdem freundlichen Grüßen

Stammplatz ade. Ist auch besser so: Bis zum Fahrplanwechsel hatte ich ein hübsches blondes Mädel als Sitznachbarin. Da konnte der Tag nur positiv beginnen. Nach dem Fahrplanwechsel saß ich neben einen Schnarchhahn, der, weil er bereits in Hamburg-Harburg den Ausgang suchte, immer wie ein Ferkel grunzte, damit ich ihm Platz zum Aussteigen machte. Jetzt bin ich wieder heimatlos und komme ohne festen Sitzplatz wenigstens wieder unters Volk! Ja, man sollte positiv denken.

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 16

Merkel und der Vatikan

Da hat sich der Papst ein faules Ei ins Nest legen lassen (Aufhebung der Exkommunikation gegen einen Holocaustleugner), da darf er sich nicht wundern, wenn alle Welt schreit: Es stinkt! Nur sollte sich die Pastorentochter Merkel zunächst um ihre eigenen faulen Eier kümmern (Mehdorn und die Datenaffäre bei der Bahn, deutlichere Kritik an den Bankmanagern), bevor sie sich in kirchliche Angelegenheiten einmischt.

Und der Papst? Der hat nun ein echtes Problem. Sicherlich war es ihm eine Herzensangelegenheit, den Zusammenhalt der katholischen Kirche zu betreiben. Wenn aber seine erzkonservative Haltung dazu führt, eine umstrittene Bruderschaft mit noch umstritteneren Ansichten „heim ins Reich“ zu holen, dann muss er sich darauf einstellen, dass liberal denkende Katholiken der Kirche den Rücken kehren.

Mehdorns Stuhl wackelt

Wenn selbst CDU-Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach laut über einen Rücktritt Mehdorns nachdenkt, dann wackelt dessen Stuhl wirklich bedenklich. Die zögerlichen Aufklärungs- und Erklärungsversuche („Übereifer!“ und „falsch verstandene Gründlichkeit“.) von Bahnchef Mehdorn angesichts einer Massen-Überprüfung eines Großteils der Bahnmitarbeiter belegen, dass er nicht so ganz verstanden hat, worum es bei dieser Affäre eigentlich geht. Wie schallt es aus den Lautsprechern bei Abfahrt eines Zuges: Zurücktreten, bitte!

Duell der Möchtegern-Meister

Nach dem Sieg in Dortmund im Achtelfinale des DFB-Pokals schien für Werder wieder alles in Butter zu sein. Um so bitterer die Erkenntnis, dass man nichts dazu gelernt hat und die Achterbahnfahrt der Hinrunde wohl weitergeht: Wer gegen einen Abstiegskandidaten wie Arminia Bielefeld zu Hause verliert, hat an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga wahrlich nichts verloren.

Und jetzt geht es am Samstag auf Schalke weiter, einem weiteren Möchtegern-Meister, der tief in der Krise sitzt. Da mag man gar nicht hinschauen.

„senk ju vor träwelling“

Seltsamerweise … denken viele Menschen immer noch, sie können sich einfach in einen Zug setzen und losfahren. Von Bochum nach Stuttgart. Von Kiel nach Berlin. Oder gar von Heidelberg nach Passau.

Sie denken das glücklicherweise nicht, denn Sie haben sich dieses Buch gekauft. Oder ein wohlmeinender Mitmensch hat es Ihnen geschenkt, einer, der weiß: Ein Abenteuerurlaub im Busch ist nichts gegen eine Fahrt mit der Deutschen Bahn. Vor allem aber: Ohne gründliche Vorbereitung haben Sie nicht den Hauch einer Chance. Dabei ist Reisen mit der Bahn … ungemein spannend: Bahnfahren, das ist in unserem überraschungsarmen und durchgetakteten Alltag das letzte große Abenteuer. Eine Reise ins Ungewisse, bei der man nie weiß, was als Nächstes passiert.

So beginnt das Buch von Mark Spörrle und Lutz Schumacher: „Senk ju vor träwelling“ – Wie Sie mit der Bahn fahren und trotzdem ankommen

Deutsche Bahn: Platz ist für alle da ...

Es ist nicht nur für Pendler, BahnCard-Inhaber und gelegentliche Bahnfahrer ein herrlich sarkastisches Buch über das Reisen mit der Deutschen Bahn, nein, auch Auto- und Fahrradfahrer sowie Fußgänger werden ihren Spaß an dieser auf die Spitze getriebenen Satire haben. Und natürlich bekommen auch die Bahnreisenden selbst gehörig ihr Fett weg.

Meine Frau, die wohlmeinend Erbarmungsvolle, hat mir das kleine Büchlein zu Weihnachten geschenkt. Es wird mir weiterhin als wichtiger Überlebenshelfer beim Bahnfahren dienen. Danke!

Klappsitz oder Stammplatz

In dem Beitrag Du, das öffentliche Gesicht stellte ich die Frage: Wer möchte nicht auch einmal auf der Titelseite einer Zeitung stehen – mit Bild natürlich. Nun auf eine Titelseite bin ich zwar nicht gekommen, nur auf Seite 25, und auch nur in einem regionalen Wochenblatt (abwertend Käseblatt genannt), aber immerhin mit meinem Konterfei.

Eigentlich war es als Leserbrief gemeint, meine Zuschrift an die Kreiszeitung Nord Heide Wochenblatt (Mehr als das übliche Chaos), aber schon am folgenden Tag hatte ich einen Anruf mit der Bitte, ein Foto von mir machen zu dürfen – für einen Artikel in eben dieser Kreiszeitung zu meiner Beschwerde. Ergebnis ist der folgende Artikel:

Klappsitz statt Stammplatz

(bim). Anlässlich des Fahrplanwechsels wirbt die Metronom Eisenbahngesellschaft mit verbesserten Verbindungen. Pendler Wilfried Albin (54) aus Tostedt kann das nicht bestätigen: Statt der bisher sechs Waggons hat der erste morgendliche Metronom nur noch vier – und die sind zur Hauptverkehrszeit, insbesondere ab Tostedt, proppevoll. Damit nicht genug: „Mein Stammplatz wurde mit dem neuen Reservierungsplan offensichtlich anderweitig vergeben. Jetzt muss ich froh sein, wenigstens noch einen der wenig komfortablen Klappsitze zu ergattern.“

Wilfried Albin pendelt täglich nach Hamburg. Sein Fahrkarten-Abonnement läuft zum Ende des Jahres aus, die neue Abo-Marke wird er erst in den kommenden Tagen erhalten. „Leider ist es mir bisher weder über die Online-Reservierung der Metronom-Website noch per E-Mail gelungen, meine Reservierung zu verlängern“, sagt Wilfried Albin.

Tatjana Festerling (44) von der Pressestelle der Metronom Eisenbahngesellschaft bestätigt, dass die Züge zu den Hauptverkehrszeiten immer sehr voll sind, aber: „Wir haben uns die Fahrgastzahlen sehr genau angesehen und zwei Züge den Kapazitäten entsprechend getauscht“, so Festerling. Ergebnis: Der Metronom, der um 5.56 Uhr von Tostedt startet, hat nur noch vier Wagen, der Zug, der um 6.10 Uhr losfährt, hat sechs. Weitere Wagen, um die Metronom-Züge zu verlängern, stehen nicht zur Verfügung.

Bezüglich der Stammplatz-Reservierung bittet Festerling um Geduld. Für die drei Metronom-Strecken müssten fast 9.000 Sitzplatzreservierungen für hin- und Rückfahrten bearbeitet werden. Und das dauere.

aus: Kreiszeitung Nord Heide Wochenblatt (23./24. Dezember 2008 – Seite 25 – Tostedter Anzeiger)

Doch mehr als das übliche Chaos

Ja, es ist mehr als das übliche Chaos. Als ich gestern wie gewohnt ab Tostedt mit dem ME 81141 um 5 Uhr 56 nach Hamburg Hbf fahren wollte, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass der Zug von bisher sechs auf nunmehr vier Waggons gekürzt wurde. Heute kam hinzu, dass die neuen Stammplatzreservierungen angezeigt wurden (mein Stammplatz wurde dabei offensichtlich anderweitig vergeben), wobei Fahrgäste aus Buchholz/Nordheide nach meinem Eindruck bevorzugt behandelt wurden.

Die Stammplatzreservierungen sind eine Erfindung der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH, die u.a. den Nahverkehr zwischen Bremen und Hamburg bedienen. Wer über ein Jahresabonnement der Bahn bzw. eine HVV-Abo-Karte verfügt, kann sich wochentags einen Stammplatz im Zug seiner Wahl jeweils für eine Hin- und Rückfahrt reservieren lassen. Das hat allerdings zur Folge, dass in manchen Zügen fast jeder zweite Platz stammplatzreserviert ist.

Der Metronom

Bisher hatte ich einen Stammplatz. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, weder über die Online-Reservierung auf der metronom-Website, noch über eMail diese Reservierung zu verlängern (erschwerend kommt für mich hinzu, dass mein Abo am 31.12. ausläuft und ich die neue Abo-Marke erst in den nächsten Tagen erhalten werde).

metronom-Stammplatzcard

Heute also wurden die neuen Stammplatzreservierungen angezeigt. Und da ich keinen dieser Stammplätze mehr habe, musste ich am Ende froh sein, wenigstens noch einen dieser wenig komfortablen, da sehr beengten Klappsitze ergattert zu haben.

Ich frage mich, warum die metronom Eisenbahngesellschaft öfter schon statistische Erhebungen durch Befragungen und Fahrgastzählungen durchführt, wenn gewissermaßen im Gegenzug ein zumindest ab Tostedt vollbesetzter Zug zur beginnenden Hauptverkehrszeit von sechs auf vier Waggons gekürzt wird. Wo bleibt da der Sinn?

Der technische Hintergrund hierfür ist wohl der, dass der Zug in Hamburg Hbf. ausgesetzt und später dann als MEr (Metronom regional), die nur mit vier Waggons fahren, wieder eingesetzt wird. Das ist zwar schön und gut, interessiert die Fahrgäste, die morgens auf dem Weg zur Arbeit schon gleich in einem überfüllten Zug stehen dürfen, nur sehr wenig. Einem Hohn gleich ist dann die sicherlich wohlgemeinte, aber völlig überflüssige Ansage der Zugbegleiterin, die die neuzugestiegenen Fahrgäste begrüßt und ihnen eine angenehme Fahrt wünscht.

Eine entsprechende Beschwerde habe ich bereits per Internet-Formular versandt. Ich hoffe nur, dass es mehr als ein beschwichtigendes Schreiben ist, das ich zur Antwort erhalte. Sechs statt der jetzt vier Waggons wäre die einzig richtige Antwort.

Nachtrag: Die Antwort von lobundtadel@online-kundenzentrum.de des Metronom möchte ich nicht vorenthalten:

Im MEr-Verkehr zwischen Tostedt und Hamburg kommt es mit dem zzt. noch aktuellen Fahrplan morgens zu ausgeprägten Kapazitätsengpässen. Die MEr-Züge sind teilweise so voll, dass kaum noch Fahrgäste hineinpassen. Da wir keine zusätzlichen Wagen zur Verfügung haben, mit denen wir die MEr-Züge verlängern könnten, bleibt uns nur die Möglichkeit, die Kapazitäten durch Tauschen von Zugverbänden zu erhöhen. Gemeinsam mit Betrieb und Vertretern des Fahrgastbeirates haben wir alle Vor- und Nachteile diskutiert und entschieden, den überfüllten MEr als Sechs-Wagen-Zug zu fahren. Als Folge des Tauschs muss aus dem ME 81141 leider ein Zug mit vier Wagen werden. Wir wissen, dass diese Konstellation zu anderen Problemen führen kann, daher werden wir diese beiden Züge in den ersten Wochen des neuen Fahrplans sehr genau beobachten und dann bald entscheiden, ob dieser Zugumlauf langfristig beibehalten wird.

Geradezu rührend fand ich den Zusatz:

Für weitere Anliegen kontaktieren Sie uns gern erneut.

Nun, denn … Da wird also ein Loch dadurch gestopft, indem ein anderes aufgerissen wird. Eine grandiose Strategie. Könnte man auch horizontale Umverteilung nennen. Schauen wir, was aus den „sehr genauen Beobachtungen“ wird. Ich fürchte, es wird beim jetzigen Missstand bleiben: Genau beobachtet heißt nicht gut gehandelt!

Das übliche Chaos

Die Anzeigetafeln verkünden lediglich: Bitte Ansage beachten! Nur kommt keine Ansage. Und die handlichen Fahrpläne für die Jackentasche gibt es – wie jedes Mal beim Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn AG (DBAG) – auch noch nicht. So wollte die SPD in Buchholz/Nordheide ganz schlau sein, und bietet eigene Fahrpläne zum Download im Internet an – die haben leider den kleinen Makel, nur die Züge bis Sprötze anzuzeigen, als würde der Landkreis Harburg dort enden.

Bitte, Ansage beachten!

Ich habe schon zuvor den neuen Fahrplan auf der handelsüblichen CD der DBAG studiert und musste zu meiner Überraschung feststellen, dass einige der Züge der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH, die bisher morgens nur bis Hamburg-Harburg fuhren bzw. abends erst in Hamburg-Harburg eingesetzt wurden, jetzt wieder bis Hamburg Hbf. verkehren. Welch großer Fortschritt! Das Ganze hat allerdings einen Haken. Zumindest einer der Züge, die zwischen Bremen und Hamburg fahren, wurde von sechs auf vier Waggons gekürzt – und das zur Hauptverkehrszeit. Sicherlich will man damit erreichen, dass auch die Bummelzüge (MEr = Metronom regional) zwischen Tostedt und Hamburg ausgelastet werden, und zwingt so die Fahrgäste, die ungern in überfüllten Zügen stehen, auf diese Züge auszuweichen. Das kommt in meinen Augen einer Nötigung gleich.

Dem aber nicht genug. Im als PDF-Datei herunterladbaren Fahrplan steht beim Metronom:

Liebe Fahrgäste,

entgegen der ursprünglichen Planung konnte die Erneuerung der Brückenbauwerke in Hamburg zum Ende des Fahrplanjahres nicht so weit abgeschlossen werden, dass der Zugverkehr wieder ungehindert rollen kann. Hieraus ergeben sich zahlreiche Änderungen für das neue Fahrplanjahr. Noch weit nach Redaktionsschluss der Ihnen bekannten Faltfahrpläne wurden aufgrund der laufenden Bauarbeiten Änderungen des Fahrplans notwendig.

Streckensperrungen zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg Hbf

Achtung: An folgenden Tagen wird die Strecke zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg Hbf gesperrt – alle Züge des Nah- und Fernverkehrs von und nach Süden werden nach jetzigem Stand der Planung in Hamburg-Harburg beginnen und enden:

> Donnerstag, 25. Dezember 2008 bis Samstag, 27. Dezember 2008, 03:00 Uhr

> Mittwoch, 18. Februar 2009 bis Sonntag, 22. Februar 2009 / Einige Züge werden zum Hamburger Hbf durchfahren. Sobald die Fahrplandaten vorliegen, werden wir dazu gesonderte Informationen herausgeben.

Ich will nicht klagen, mein Zug (obwohl auf vier Waggons gekürzt) war heute mehr oder weniger pünktlich. Alles andere gehört nun einmal zum üblichen Chaos beim Fahrplanwechsel.

Weiteres zum täglichen Wahnsinns des Bahnfahrens siehe u.a. das bahnblog.de

Die ABC-Woche

Bahnfahren ist absurd und oft sehr chaotisch. Was gibt es z.B. Absurderes als die Nummerierung von Gleisen auf einem Bahnhof. Der Bahnhof meines Wohnortes Tostedt hat so ein Gleis 1 und einen Bahnsteig mit den Gleisen 3 und 4. Wo ist Gleis 2? Versucht es einmal vom Gleis 4 des Hauptbahnhofs in Bremen abzufahren (okay zwischen Gleis 3 und 5 gibt es noch zwei Gleise, also 4 und ?). Und am Hannover Hbf. fehlen die Gleise 5 und 6.

Ziemlich absurd ist es auch, wenn man morgens auf dem zügigen (sic!) Bahnsteig steht und auf den Zug nach Hamburg wartet und erfährt, dass dieser wegen Bauarbeiten im Bereich des Hauptbahnhofs Bremen Verspätung hat. Dann später im Zug selbst (endlich warm und trocken) entschuldigt sich der Zugbegleiter für die Verspätung – wegen einer Signalstörung in Rotenburg. Ja, wat denn nun?

Reichlich absurd ist das auch mit den technischen Mängeln, die beim ICE neuerer Baureihe festgestellt wurden. Erst die ICEs, jetzt die Nahverkehrszüge: Laut Eisenbahnbundesamt sind in mehr als 700 Bahnen die automatisch schließenden Türen für Reisende gefährlich. Außerdem reichten die Bremsen nicht – die Züge müssen nun langsamer fahren. – Noch LANGSAMER …?!

Diese Woche nun war das, was ich eine ABC-Woche nenne: eine absurde Bahn-Chaos-Woche, die neben vielen Verspätungen ihren Höhepunkt am Mittwoch erreichte. Wegen auf den Gleisen spielender Kinder war die Strecke Hamburg Hbf. nach Hamburg-Harburg längere Zeit gesperrt. Natürlich fragt man sich zuerst, wie können Kinder auf Gleisen spielen (und was spielen sie: Eisenbahn?)? Und wie kommen sie dorthin? Gibt es keine ausreichenden Absperrungen wie Zäune o.ä., die den Zugang zu den Gleiskörpern der Deutschen Bahn verwehren?

Wie auch immer: Es fuhr keine Bahn und keine S-Bahn. Als ich nun meinem wohl verdienten Feierabend entgegen mit dem Metronom, einer privat betriebenen Eisenbahngesellschaft, die u.a. die Strecke Hamburg – Bremen über meinen Zielort Tostedt bedient, nach Hause wollte, erlebte ich einmal wieder das absolute Chaos am Hauptbahnhof. Längst weiß man, dass die Bahn so etwas wie einen Notplan nicht parat hat. Aber warum nun plötzlich alle mit dem Zug fahren wollten, mit dem ich nach Hause fahre, weiß keiner. Vielleicht wurden die Fahrgäste durch eine entsprechende Durchsage zu diesem Tun veranlasst. Keine Ahnung!


U-Bahn in Japan: Einer passt noch hinein

Es war auf jeden Fall so, als wolle die Bahn einen neuen Weltrekord im Guinness-Buch verzeichnen lassen: Die meisten Fahrgäste in einem Zug! Ich kenne einen ähnlichen Rekord mit einem Auto, in das sich Unmengen Menschen zu quetschen versuchten. Klar, in einen Zug passen viel mehr Menschen hinein. Was fehlte, waren die ‚Türsteher’ wie in Japan, die ‚behilflich’ sind, auch noch den letzten Fahrgast in den Waggon zu schieben.

Nun, ich bin heil nach Hause gekommen. Mit dem Rekord hat es leider nicht geklappt. Lassen wir es auf einen neuen Versuch ankommen. Wird schon irgendwann einmal klappen. Vielleicht bei der nächsten ABC-Woche!

Hirschhausen und die buddhistische Bahn

Mit Comedians habe ich meist nicht viel am Hut. Comedy heute ist meist nicht mehr das, was uns Komiker der alten Schule als Humor anzubieten hatten. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Ist auch gut so, wie z.B. im Falle eines Bodo Wartke. Und jetzt gibt es auch schon einen promovierten Mediziner, der quasi die Seite gewechselt hat, uns nicht mehr durch horrende Rechnungen das letzte Zipfellein Heiterkeit raubt, sondern im Gegenteil medizinisches Wissen und Witz derart mischt, dass es uns zum Schmunzeln bringt: Dr. med. Eckart von Hirschhausen. Und neben Bühnen- und TV-Auftritten (darf auch bei youtube bewundert werden) kann der Herr Doktor jetzt auch gelesen werden. Außer dem lachenswerten Nachschlagewerk Langenscheidt Arzt-Deutsch / Deutsch-Arzt gibt es z.B. beim Rowohlt Taschenbuch Verlag Die Leber wächst mit ihren Aufgaben: Kurioses aus der Medizin.

Letzeres hat mein Ehegesponst käuflich erworben, zur nächtlicher Stunde gelesen und durch ihr Lachen meinen Schlaf gestört. Jetzt habe ich selbst einen Blick in das Machwerk hineingeworfen und bin gleich auf eines meiner Lieblingsthemen gestoßen: die Deutsche Bahn AG. Hier gewissermaßen als Leseprobe das kleine Kapitel:

Die Bahn – Buddha-Fahrt im ICE

Eigentlich stehe ich als Arzt ja unter Schweigepflicht. Also: Das muss wirklich unter uns bleiben. Ich bin da einem Riesending auf der Spur. Eine große deutsche Institution ist vermutlich schon seit längerem fest in der Hand einer Glaubensgemeinschaft. Die Deutsche Bahn! Alles Buddhisten.

Ich kam darauf, als ich zum wiederholten Male im ICE gegen diese Glasschiebetür rannte. Ich dachte, es muss doch technisch möglich sein, dass die sofort aufgeht und nicht immer mit drei Sekunden Verzögerung. Gibt es Elektronik mit Beamtenmentalität? Nein, die machen alles genau so, wie sie es machen, um uns die Tugenden östlicher Religionen zu lehren.

Du rennst geistesabwesend gegen die Tür und hast unmittelbar eine Meditationserfahrung: Du bist plötzlich ganz im Moment, spürst nur dich und deinen Schmerz. Dann gleitet die Tür majestätisch zur Seite und gibt dir mit auf den Weg: „Pilger. Weltenbummler. Wüstensohn. Was rennst du offene Türen ein? Erwache! Genieße das Leben – in vollen Zügen!“ Das ist die geheime Botschaft der Bahn.

In alten Schriften habe ich gesucht und weitere Beweise für meinen Verdacht gefunden:

„ya a shâstravidhim utsrjya varate kâmakârata a
na sa siddhim avâpnoti na sukham na parâm gatim.”

“Doch wer nach seiner Willkür lebt, nicht achtend heiliges Gesetz,
Nicht erreicht Vollendung der, nicht Glück und nicht höchste Bahn.”

Doch damit nicht genug: Die größte Schule des Buddhismus nennt sich Mahayana. Wörtlich übersetzt: Großes Fahrzeug, das vielen Menschen Platz bietet. Muss ich noch deutlicher werden? Buddha sagt: Du sollst nicht nehmen, was dir nicht gegeben ist. Die Bahn sagt: Nehmen Sie den Nächsten! Buddha spricht: Alles Begehren muss man „fahrenlassen“. Das gilt auch für das menschliche Begehren, im Zug zu schlafen. Früher konnte man die Armlehnen hochklappen und sich einfach quer hinlegen. Aber seit die Buddhisten die Bahn unterwandert haben, gibt es ergonomische Sitze, in denen es unmöglich ist, eine bequeme Schlafposition zu finden. Buddha heißt nicht umsonst: der Erwachte!

Sollte man doch einmal aus Versehen eingeschlafen sein, wechselt garantiert das Zugpersonal und weckt dich wieder auf. Das nenn ich Service. Das grenzt schon ans Hinduistische: die ewige Wiederkehr der Gleichen.

Die nennen sich auch nicht mehr Schaffner, nur noch „Begleiter“, um das Spirituelle ihres Tuns zu unterstreichen. Das sind Bodhisattwas, ruhende Seelen, die nur noch aus Mitleid im Diesseits und im Dienst verweilen. Du spürst, die müssen das alles nicht mehr tun. Sie tun es aus Liebe zu uns. Du fragst sie etwas Konkretes, zum Beispiel: „ Wann sind wir denn endlich da?“, und sie antworten mit einem Mantra: „OMMMMM.“

Was ist ein Kursbuch anderes als ein Kamasutra für Triebwagen? “Evam pi me no. Tathâ ti pi me no. Annyathâ ti pi me no. No ti pi me no. No no pi me no ti.” Übersetzt: Wenn du mich so fragst und ich dächte, das wäre so, so würde ich dir dementsprechend antworten. Aber so denke ich nicht. Ich denke nicht: Es ist so! ich denke auch nicht: Es ist anders!

Wow, vor über 2000 Jahren beschreibt jemand exakt die Dialoge am Service Point der Deutschen Bahn! Wie können die Menschen dort im größten Chaos so gelassen hinter ihrem Tresen hocken? Die meditieren! Der Tresen ist extra so gebaut, dass man nicht sehen kann, dass sie im Lotussitz sitzen. Und ab dem zweiten Lehrjahr ganz ohne Stuhl!

Der Frühbucher-Rabatt. Was bedeutet das? Geh in dich, und du weißt, wann du in sechs Monaten mit welchem Zug fahren willst. Denn alles ist vorherbestimmt. Wer daran nicht glaubt, soll ruhig mehr zahlen.

Es geht der Bahn nicht ums Geld, im Gegenteil, nehmen wir nur die 1. Klasse: Mal ist sie ganz vorne am Zug, mal ganz hinten – aber nie in der Mitte vom Bahnsteig. Wer am meisten zahlt, muss das Gepäck am weitesten schleppen, bis dahin, wo das Dach zu Ende ist und man mit dem ganzen Geld im Regen steht. Die Bahn will uns lehren: Wer reich ist, findet schwer zur Mitte. Dabei wartet in der Mitte das freundliche Team der Mitropa. Die Mitte ist Mitropa. Mitropa ist Nirwana. Der Ort, wo alles Begehren für immer aufhört! Wir können im Speisewagen so viel lernen: Nichts wird so heiß gegessen, wie es aufgetaut wird. Sie verwenden nur Fleisch von Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben sind. Die Kellner lehren uns: Zeit ist eine Illusion.

Oder das: Du schaust im Bahnhof aus dem Speisewagen auf einen anderen Zug. Und plötzlich könntest du schwören, dass du dich bewegt hast. Aber in Wirklichkeit wurde nur ganz langsam der Bahnhof weggeschoben. Trug der Bewegung. Fahr-Schein!

Der Verstand muss zum Schweigen gebracht werden. Deshalb bringt uns die Bahn auch mit buddhistischen Koans um den Verstand, unlösbaren Rätselfragen wie: „Wenn ein Baum im Wald umfällt und keiner in der Nähe ist, um es zu hören – gibt es trotzdem ein Geräusch?“ Oder. „Wenn ein Mann im Wald spaziert und keine Frau ist in der Nähe – ist er trotzdem im Unrecht?“

Die Bahn steht dem in nichts nach. Ihre schönste Meditationshilfe steht auf den Anzeigetafeln im Regionalverkehr. Wörtlich: ZUG HÄLT NICHT ÜBERALL.

Zug hält nicht überall? Wer das versteht, der ist erleuchtet! Es gibt Hoffnung für uns alle, danke, Bahn!

aus: Dr. med. Eckart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben (9. Auflage Juni 2008 – Originalausgabe – Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg) S. 212-214

Bodo Wartke: Reimkultur in Reinkultur

Der Tipp kam von meinem Großen: „Schau Dir doch mal bei youtube den Bodo Wartke an! Echt genial!“ Und wirklich … Neben all den Comedians, besonders die sich so ausdauernd proletenhaft geben, ist dieser Bodo Wartke ein Schatz. Es ist Klavierkabarett in Reimkultur, wie er es selbst nennt. Und das in Reinkultur. Wirklicher Wortwitz musikalisch begleitet mit kritischen Untertönen – das mag ich. Mein Sohn hat recht.

Und bei youtube ist er auch ein richtiger Renner. Ich habe die schönsten Stücke zu einer kleinen Playlist zusammengestellt; u.a. enthält diese: PCdenzfall – Reisetagebuch – Liebeslied – Die Amerikaner – Hunde.

Als Bahnfahrer (Pendler) finde ich „Reisetagebuch“ wirklich köstlich. Aber auch das Liebeslied, das Wartke inzwischen in über 60 Sprachen bzw. Mundarten vortragen kann, finde ich – wie sagte mein Sohn: genial! Weil er eben diese über 60 Sprachen/Mundarten nicht immer vollständig auf die Bühne bringen kann (wäre dann doch etwas langweilig mit der Zeit) gibt es auf Bodo Wartkes Website einen Liebesliedgenerator. Neben Hochdeutsch hat man hier die Auswahl zwischen deutschen Dialekten von Bairisch bis Kölsch und Platt, jede Menge schweizer Dialekte und bei den Sprachen von Altgriechisch über Polnisch und Hindi bis zu Suaheli; außerdem Esperanto und Elbisch.

Hier die Playlist:

Bodo Wartke: PCdenzfall – Reisetagebuch – Liebeslied – Die Amerikaner – Hunde

Und wem das nicht genug ist, der findet noch viele andere Lieder von Bodo Wartke bei youtube.