Das war dann doch etwas zu viel des Schlechten. Viktor Skripnik ist seit Sonntag nicht mehr Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen. Die Verantwortlichen des Liga-Schlusslichts haben die Reißleine gezogen – endlich, muss man sagen.
Der Verein bietet seit Wochen, ja Monaten ein Bild des Jammers: Der Aufsichtsrat um Vereins-Ikone Marco Bode lavierte viel zu lange und vergrätzte sogar die treuesten Anhänger, die am Ende der vorigen Saison noch wie eine grün-weiße „Wonderwall“ hinter ihrem Team gestanden haben. Die runderneuerte Mannschaft agiert völlig verunsichert und ist momentan nicht bundesligatauglich. Und das Trainerteam vermittelte nur eins: den Eindruck, komplett überfordert zu sein. Trotzdem bedurfte es erst eines Offenbarungseids beim 1:4 in Mönchengladbach, bis Werder überfällige Konsequenzen zog.
Es war nicht das erste Mal, dass schon Skripniks Aufstellung für Kopfschütteln sorgte. Eine Ansammlung von Merkwürdigkeiten: So wechselte er den Torwart Felix Wiedwald gegen Jaroslav Drobny aus, obwohl er Wiedwald noch in der Woche als seine Nummer eins bestätigt hatte. Oder Zlatko Junuzovic. Ein starker Mann im Mittelfeld, nur spielen durfte er dort schon in der vergangenen Saison nur sporadisch. Co-Trainer Torsten Frings nennt das so: „Ein guter Spieler kann überall spielen.“ Auch so kann ein Spieler verunsichert und seiner Stärken beraubt werden. Oder der aus Ingolstadt geholte Robert Bauer – ein talentierter Verteidiger, der links und rechts spielen kann. Skripnik brachte ihn in Gladbach zunächst im defensiven Mittelfeld.
Es war ein Fehler, mit Skripnik, der auch nach 20 Jahren in Deutschland nicht übermäßig wortgewandt ist, in die neue Saison zu gehen. Schon in der vergangenen Spielzeit waren die Defizite augenfällig. Dass der Ukrainer den Abstieg verhindert hat, ist schlicht und ergreifend eine Verharmlosung der Situation, in die Skripnik Werder erst geführt hat. Den Vertrag in der Sommerpause ohne Not dann auch noch vorzeitig zu verlängern, war ein weiterer Riesenfehler. Wenn man schon überzeugt ist von seinem Trainer, hätte man doch warten können und den Kontrakt beim ersten starken Gegenwind – in guter alter Werder-Tradition – verlängern können. Und warum ließ Werder Rouven Schröder, den Assistenten des später gechassten Managers Thomas Eichin, nach Mainz ziehen? Der hatte bekanntlich die guten Verbindungen und holte unter anderen Jannik Vestergaard und Papy Djilobodji, die der desaströsen Innenverteidigung vorübergehend so etwas wie Stabilität verliehen hatten und nun schmerzlich vermisst werden.
Als Interimslösung übernimmt zunächst Alexander Nouri die Nachfolge. Gute Referenzen hat der gradlinige U23-Trainer allemal. Aber die hatte Skripnik auch. Namen von probaten Nachfolgern sind gewohnt schnell auf dem Markt: der Ex-Werderaner Andreas Herzog beispielsweise oder der auf Schalke gescheiterte André Breitenreiter.
Nun hat Werder erst einmal zwei Heimspielen gegen Mainz (Mittwoch) und Wolfsburg (Sonnabend). Nach 0:6 0:9 Punkten und 2:12 Toren stehen die Bremer am Tabellenende und müssen endlich punkten, um nicht noch weiter in den Abstiegsstrudel zu geraten. Ich bin gespannt …