Kategorie-Archiv: Fußball: Welt- und Europameisterschaften

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006/2010 & Europameisterschaft 2008

Sieg, Unentschieden oder Niederlage!

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.

    (Jean-Paul Sartre)

Heute ist es also wieder soweit: Der Ball rollt …! (Na, wohin rollt er denn …? Ich hoffe ins Tor!) Ja, die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine beginnt heute mit dem Eröffnungsspiel. Und man darf sich wieder auf gelungene Spielzüge, ‚verlängerte Pässe’ (nein, nicht Reisepässe), schöne Tore und – auf gelungene Sprüche der Fernsehkommentatoren und manchen Fauxpas der Spieler in den Interviews freuen.

Apropos Sprüche: Bevor der Ball ins Rollen kommt, wissen wir als Fußballkenner, dass es „nur eine Möglichkeit“ für eine Fußballmannschaft gibt, nämlich: „Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“ – so hat es „Kaiser“ Franz Beckenbauer sehr schnell erkannt. „Am Ergebnis wird sich nicht mehr viel ändern, es sei denn, es schießt einer ein Tor.“ (gleichfalls Franz Beckenbauer, diesmal als Co-Kommentator) Das grenzt an höhere Mathematik.

Zunächst zu den Kommentatoren des Fernsehens und ihren Sprüchen. Im Eifer des Gefechts leisten sich da die Sportreporter schon so manchen verbalen Schnitzer, der, einmal ausgesprochen, diesem ewig anhängt. Gerd Rubenbauer brachte es auf eine ansehnliche Sammlung („Die Paraguayer foulen wie Lepra-Kranke!“, „Die Rudi-Rufe hat es vorher nur für Uwe Seeler gegeben.“ usw.), besonders sein Jubel über das 1:0 der deutschen Mannschaft bei der WM 1990 in Italien im Endspiel dürfte Fußballfreunden in Erinnerung geblieben sein: „Jaaaa! Tor für Deutschland! 1:0 durch Andreas Brehme. Alles wie gehabt!“. Bei der WM 1998 in Frankreich wunderte sich Rubenbauer: „Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!“ – dabei zeigte der FIFA-Beauftragte lediglich eine Minute Nachspielzeit an.

Natürlich bemühen sich Sportreporter besonders geistreich zu sein. Mancher Witz ergibt sich oft spontan und endet als Kalauer – wie bei Wolf-Dieter Poschmann: „Von Jürgen Kohler, den sie alle nur Kokser nennen, zurück zum heutigen Gegner Kolumbien – eine gelungene Überleitung wie ich finde.“

Geradezu bissig waren dann Kommentare wie die von Marcel Reif: „Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, haben sie es an den Bronchien.“ – oder Johannes B. Kerner: „Wenn man Gelb hat und so reingeht, kann man nur wichtige Termine haben.“

Um Kommentator zu sein, bedarf es schon einer gewissen Intelligenz und der Fähigkeit, sich halbwegs verständlich auszudrücken. Von einem Fußballspieler erwartet man in erster Linie, dass er Fußball spielen kann. Sicherlich gibt es Spieler, die mit Köpfchen spielen, bei anderen reichen die Füße: „Ich denke nicht vorm Tor – das mach ich nie!“ (Lukas Podolski). Die mit Köpfchen (im Sinne von Verstand) sind wohl nicht die Regel, eher die wie Poldi – Ausnahmen bestätigen aber die Fußballregel: „Ich werde sicher nebenbei studieren, damit ich nicht komplett verblöde.“ So Alessandro Riedle, Sohn des Ex-Nationalspielers Karlheinz Riedle.

Aber bleiben wir noch einmal kurz bei denen mit Köpfchen: Von Albert Camus, dem Kollegen von Jean-Paul Sartre (siehe oben den einleitenden Spruch), wissen wir, dass er in jungen Jahren Torwart beim Fußballverein Racing Universitaire d’Alger, immerhin mehrmals Meister in den französischen Gebieten Nordafrikas, war. Aber Philosophen sind weniger Fußballspieler – eher umgekehrt.

Es gibt natürlich auch Fußball-Philosophen, über die ich mich an anderer Stelle schon einmal etwas ausführlicher geäußert habe. Hier möchte ich in diesem Zusammenhang lediglich Gary Lineker zu Wort kommen lassen, der die Philosophie des Fußballs mit nur einem Satz zu erklären verstand: „Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, und am Ende gewinnt immer Deutschland.“ – Okay, den Spruch kennt inzwischen jeder.

Kommen wir zu den eigentlichen Fußballersprüchen, also zu jenen Artikulationsversuchen von Fußballspielern, aber auch Trainern und sonst wie tätigen Fußballverantwortlichen. Nein, auch diesmal keine Sprüche von Thomas Doll. Auch nicht von Christoph Daum (zu Trapattoni, heute Nationaltrainer der Iren, habe ich mich früher schon kurz geäußert: Trapattoni: Ich schon wieder da).

Besonders schön sind wieder einmal Sprüche mit Drehern, d.h. „geflügelte Worte“ bzw. Zitate, in denen Begriffe verdreht wurden:

Der krempelt die Arme hoch.
(Reiner Calmund)

Wir müssen das alles noch mal Paroli laufen lassen.
(Horst Hrubesch)

Das ist Schnee von morgen.
(Jens Jeremies)

Man darf über ihn jetzt nicht das Knie brechen.
(Rudi Völler)

Uns steht ein hartes Programm ins Gesicht.
(Andreas Brehme)

Fußball ist natürlich oft auch Leiden, besonders bei Niederlagen:

Fußball ist auf der Bank ein Leidensgeschäft. Ich bin leidender Angestellter hier in Nürnberg.
(Klaus Augenthaler, Trainer)

Schlimm ist dieses Gejammer. Tut hier weh, tut da weh. Aber solange Sie das Handy halten können, muss ja noch genug Kraft da sein.
(Werner Lorant)

Wir steigen jetzt in den Bus ein und heulen im Kollektiv. Dann fallen wir uns in die Arme. Dann ist es vergessen.
(Dietmar Demuth nach einer 0:4-Niederlage des FC St. Pauli bei Energie Cottbus)

Fußballersprüche

… und der Rest kreuz und quer:

Ich glaube, die Mannschaft hat sich im Trainingsplan in der Spalte geirrt. Tag der offenen Tür ist erst am Sonntag.
(Stuttgart-Trainer Ralf Rangnick zum 0:4 gegen Freiburg)

Ich habe 2 1/2 Jahre bei Young Boys Bern, 6 Monate bei Lierse und 53 Minuten bei Duisburg gespielt.
(Mini Jacobsen)

Ich bleibe auf jeden Fall wahrscheinlich beim KSC.
(Sean Dundee)

Luis Figo ist ganz verschieden zu David Beckham – und umgekehrt.
(Kevin Keegan)

David Beckham hat zwei Füße – das haben heutzutage nicht mehr viele Spieler.
(Jimmy Hill)

Wenn du so gerne das Fähnchen schwenkst, dann such dir doch ’nen Job am Flughafen.
(Eric Meijer zum Linienrichter)

Pässe der Marke Lothar Matthäus – da möchte man Ball sein.
(Johannes B. Kerner, Reporter)

Ich bin sicher, daß ich in vier oder sechs Wochen Interviews auf Englisch geben kann, die auch der Deutsche verstehen wird.
(Lothar Matthäus)

Wenn jeder Spieler 10 Prozent von seinem Ego an das Team abgibt, haben wir einen Spieler mehr auf dem Feld.
(Berti Vogts)

In der Mitte, da sind sie vierbeinig.
(Karl-Heinz Rummenigge über die Abwehr von Luxemburg)

Wenn man über rechts kommt, muß die hintere Mitte links wandern, da es sonst vorn Einbrüche gibt.
(Karl-Heinz Rummenigge)

Da sieht man mal wieder, wie schnell 100 Jahre um sind.
(1860-Präsident Karl-Heinz Wildmoser zur Prophezeiung von Franz Beckenbauer, dass die Löwen noch 100 Jahre auf einen Sieg gegen den FC Bayern warten müssen)

Im Training habe ich mal die Alkoholiker meiner Mannschaft gegen die Antialkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da war’s mir wurscht. Da hab i g’sagt: „Sauft’s weiter.“
(Max Merkel)

Im Fußball ist es wie im Eiskunstlauf – wer die meisten Tore schießt, der gewinnt.
(Reiner Calmund)

Vergangene Woche gegen Piräus hat er auf einer für ihn ungewohnten Position gespielt und brauchte anschließend einen Kompass, um in die Kabine zu kommen.
(Reiner Calmund über Neuzugang Hanno Balitsch)

Wir werden nur noch Einzelgespräche führen, damit sich keiner verletzt.
(Frank Pagelsdorf, Trainer)

Unbegreiflich, ich habe keinen Spurt von ihm gesehen.
(Werner Lorant über einen Muskelfaserriss seines Spielers Borimirov)

Im ersten Moment war ich nicht nur glücklich, ein Tor geschossen zu haben, sondern auch, dass der Ball reinging.
(Mario Basler)

Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio. Ich meinte: ein Quartett.
(Fritz Walter jun.)

Ich hab´ spekuliert, was ich machen soll. Offensichtlich habe ich gut spekuliert, aber nicht getroffen.
(Peter Közle über zwei hundertprozentige Torchancen, die er beide vergab)

Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.
(Eintracht Frankfurts Torschütze Jan-Aage Fjörtoft zu den Gründen für seinen ersten Saisoneinsatz von Beginn an)

Elfmeter ist nicht das, was man von der Tribüne aus sieht. Elfmeter ist das, was ich auf dem Platz sehe.
(Schiedsrichter Markus Merk zu seinen Elfmeter-Pfiffen)

Wir wollten unbedingt einen frühen Rückstand vermeiden. Das ist uns auch gelungen. Der VfB Stuttgart hat in den ersten zweieinhalb Minuten kein Tor geschossen.
(Bernd Krauss)

Weitere schöne, geradezu klassische Fußballsprüche findet man hier:

fussballweisheiten.de
ran.de
gustloff-online.de
familie-ahlers.de

Heute geht es also los. Man darf gespannt sein, wie die deutsche Mannschaft (beginnend morgen mit dem Spiel gegen Portugal) abschneidet. Hier meine Tipps für den 1. Spieltag der Gruppenphase. Einige Teams kann man noch nicht so richtig einschätzen. Favoriten dürften die drei ersten (europäischen Mannschaften) der FIFA-Rangliste sein: Spanien, Deutschland (im Juni auf Platz 3 zurückgefallen) und die Niederlande. Geheimfavorit ist für mich Frankreich.

Gruppe A
08.06. 18:00 Polen – Griechenland 1:0
08.06. 20:45 Russland – Tschechien 3:1

Gruppe B
09.06. 18:00 Niederlande – Dänemark 2:1
09.06. 20:45 Deutschland – Portugal 2:1

Gruppe C
10.06. 18:00 Spanien – Italien 2:1
10.06. 20:45 Irland – Kroatien 0:0

Gruppe D
11.06. 18:00 Frankreich – England 2:1
11.06. 20:45 Ukraine – Schweden 0:1

Gespannt bin ich auch auf manch ‚schönen’ Erklärungsversuch der Spieler und Trainer, wenn’s nicht so lief wie erwartet, denn …

    „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“
    (Andreas Brehme)

Warum Deutschland (vielleicht) nicht Europameister wird

Am Freitag beginnt mit dem Eröffnungsspiel zwischen Co-Gastgeber Polen und Griechenland um 18 Uhr in Warschau die 14. Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Deutschland muss zum ersten Mal am Samstag um 20 Uhr 45 in Lemberg gegen Portugal antreten. Alle 16 Mannschaften befinden sich also noch in der Vorbereitungsphase und haben dabei gezeigt, dass in Sachen Spritzigkeit und Feinanstimmung noch nicht alles bei 100 % liegt.

In Deutschland sind die Erwartungen hoch. Es gibt kaum einen, der nicht nur dem deutschen Team den Titel zutraut, sondern ihn von der Mannschaft geradezu erwartet. Natürlich traue auch ich der Mannschaft um Trainer Joachim Löw und Mannschaftskapitän Philipp Lahm den Gewinn der Europameisterschaft zu. Das Potenzial hat die Mannschaft. Sie ist jung, technisch versiert, spritzig und ‚hungrig’. Aber wie so oft im Leben, so ist besonders im Sport der Erfolg von vielen Faktoren abhängig. Glück, Tagesform, all die kleinen und großen Dinge spielen eine Rolle. Und manchmal ist es ein kleiner individueller Fehler, der alles zunichte macht.

Deutschland spiel mit Portugal, den Niederlanden und Dänemark in einer ausgesprochen schweren Gruppe. Aber eigentlich gibt es keine leichten und schweren Gruppen. Bei der EM 2012 treten die 16 besten Mannschaften Europas an. Der Unterschied kann dann auf den Tag gesehen marginal sein.

Ich traue der deutschen Mannschaft alles zu. So also auch ein Ausscheiden bereits in der Gruppenphase. Gerade weil man von ihnen den Titel erwartet, kann das ganz gehörig in die Hose gehen. Es ist eine fast durchgehend junge Mannschaft. Die Erwartungshaltung kann schnell zum Fluch werden.

Natürlich gibt es auch bei dieser Meisterschaft Favoriten und Außenseiter. Schaut man z.B. einmal auf die FIFA-Rangliste vom Mai 2012 dann findet man neben dem amtierenden Europameister (und Weltmeister) Spanien und dem deutschen Team als nächste europäische Mannschaften die Niederlande, Portugal, England, Kroatien und Dänemark. Daneben muss man mit Frankreich und Polen als einen der beiden Gastgeberländer rechnen. Alle Informationen zu den Teams und den einzelnen Spielern findet man übrigens auf der Website der UEFA zur Euro 2012.

Spielplan zur Euro 2012 in Polen/Ukraine

Ranglisten hin, Ranglisten her: Wer sind nun aber die eigentlichen Favoriten?

Bei den Spaniern hat man zuletzt einen gewissen Sättigungsgrad festgestellt. Aber nachdem Real Madrid und der FC Barcelona in der Champions League im Halbfinale ausgeschieden sind, dürfte eine Trotzreaktion durchs spanische Team gegangen sein, die neuen Appetit entfacht hat, auch wenn wichtige Spieler wie Villa und Pujol für die EM ausfallen.

Zu den deutschen Gruppengegner. Die haben sich wie das deutsche Team (5:3-Niederlage in der Schweiz, allerdings ohne die Bayernspieler) in ihren letzten Vorbereitungsspielen nicht nur mit Ruhm bekleckert: Für die Niederlande gab zu Hause eine 1:2-Niederlage gegen Bulgarien, dann allerdings zwei Siege. Portugal verlor erst am Samstag zu Hause gegen die Türkei 1:3. Bei den Dänen geht es nach Niederlagen gegen Russland und Brasilien aufwärts: zuletzt steht ein 2:0-Sieg gegen Australien. Die Dänen bleiben aber Außenseiter in der Gruppe B. Als Favoriten auf den Gruppensieg werden neben Deutschland vorrangig die Niederlande gehandelt. Portugal fehlt es an der mannschaftlichen Geschlossenheit.

In Gruppe A spielen neben Polen und Russland Griechenland und Tschechien. Mit dem Heimrecht dürften es die Polen in die nächste Runde schaffen – zusammen mit den Russen. Aber die Griechen mit ihrem Minimalfußball sind nicht zu unterschätzen und dürften es besonders den Polen schwer machen.

Gruppe C hat natürlich mit Spanien den Topfavoriten. Daneben kämpfen Italien, Irland und Kroatien um den zweiten Platz. Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli erwägt angesichts des ewigen Wettskandals und den Beschuldigungen gegen Torwart Gianluigi Buffon einen Verzicht seines Teams bei der EM. Natürlich ist das Panikmache. Wie sollte im italienischen Fußball auch anderes als Chaos herrschen. So oder so wird sich die Altherrenmannschaft Italiens schwer tun. Die Chance für Irland oder Kroatien?

Bleibt die Gruppe D mit der Ukraine, Schweden, England und Frankreich. In Frankreich hat ähnlich wie in Deutschland ein Umbruch stattgefunden. Der Erfolg der letzten Zeit spricht für die Franzosen. Bei den Engländern steht der Umbruch noch aus. Jetzt fallen auch noch Lampert und Cahill wegen Verletzungen aus. Und Wayne Rooney ist für die beiden ersten Spiele gesperrt. Frankreich ist für mich Favorit auf den Gruppensieg. Für den zweiten, wer immer das sein wird, ist dann spätestens im Viertelfinale (wohl gegen Spanien) Schluss.

Hier der Spielplan in einer Übersicht bei zdf.de

Ich will nicht vorweg greifen. Für mich wäre aber ein Halbfinale mit dem deutschen Team, Russland (vielleicht doch den Niederlanden), Spanien und Frankreich denkbar. Aber warten wir erst einmal den ersten Spieltag in der Gruppenphase ab. Dann sind wir vielleicht etwas schlauer.

Horror ‚dahoam’

In weniger als drei Wochen beginnt in Polen und der Ukraine die Fußball-Europameisterschaft 2012. Da fragt man sich, wie es um ‚unsere Jungs’ steht. Allen voran die Spieler des FC Bayern München.

Die eigentliche Saison endete ja am Samstag mit dem Endspiel in der UEFA-Champions League im München, dem Finale ‚dahoam’ (daheim) der Bayern gegen den FC Chelsea und der unnötigen Niederlage im Elfmeterschießen. So wurde für den FC Bayern das Finale ‚dahaom’ zum Horror ‚dahoam’. Im Grunde hat keiner der beiden Mannschaften die ‚Krone’ des europäischen Vereinsfußball verdient. Die Bayern hätten eigentlich gewarnt sein müssen. Was der FC Chelsea da abzog, war Fußball zum Abgewöhnen. Und den Bayern fehlten die erfolgversprechenden Ideen.

Denn es war ein bescheidenes Spiel, auch wenn die Bayern eindeutig über lange Strecken drückend überlegen waren. Es kam eben nicht viel Zählbares dabei heraus, okay 17:1 Ecken, aber bis zur 83. Minute kein Tor, obwohl die Bayern über 40 Torschüsse erzielten, die aber zur Hälfte durch Chelsea-Spieler geblockt oder oft genug ‚in die Wolken’ abgefeuert wurden. Charakteristisch dabei die Spielweise von Arjen Robben, der zwar viel mit Ribéry rochierte, aber insgesamt zu sehr verkrampft war und immer wieder ersuchte, mit einem Pass in den Strafraum oder einem Schuss aus unmöglichen Positionen heraus den Siegtreffer zu erzwingen. Ich finde Robben sowieso überbewertet. Inzwischen müsste jeder Verteidiger in Europa seinen ‚Trick’ kennen. Er stürmt auf der rechten Außenbahn, versucht den Gegenspieler zu täuschen, indem er so tut, als wolle er weiter auf Rechtsaußen bleiben, sucht dann seinen Weg in die Mitte parallel zur Torauslinie mit einem allerdings enormen Antritt, um dann von hieraus aufs Tor zu zielen, wenn er eine Lücke erspäht.

Aber es geht ja um die Spieler, die Bayern München der deutschen Nationalmannschaft zur Verfügung stellt. Von denen konnte lediglich Philipp Lahm überzeugen. Mario Gomez spielte in der Spitze glücklos und ‚versemmelte’ eine Großchance, Toni Kroos spielte eher verkrampft und Bastian Schweinsteiger ist noch nicht ausreichend fit. Wie er seinen Elfer beim entschiedenen Elfmeterschießen gegen den Pfosten setzte, war schon erschreckend (es sah aus, als wolle er sich beim Spitzentanz bewerben), Joachim Löw ist gewarnt und sollte ihn erst einmal nicht als Elfmeterschütze einplanen. Bei Thomas Müller wechselten Licht und Schatten ab. Auch er ‚versemmelte’ mindestens zwei große Chancen, erzielte aber durch einen etwas merkwürdigen Kopfballaufsetzer das einzigste Feldtor der Bayern. Boateng konnte nicht viel falsch machen.

Es sind also wieder nicht wenige Bayern, die für das deutsche Team bei der EM (Website der UEFA zur EM) auflaufen werden. Aber die brauchen jetzt erst einmal eine psychologische Betreuung – nach diesem Drama von München. Man kann nur hoffen, dass diese ‚mit ihrer Leere im Kopf’ nicht die anderen Spieler anstecken.

Sicherlich will und kann das deutsche Team Europameister 2012 werden. Aber dazu bedarf es eindeutig mehr, als die Bayern am Samstag gezeigt haben. Hoffen wir auf einen gut aufgelegten Mesut Özil, der selbst mit wenigen gelungenen Pässen ein ganzes Spiel entscheiden kann. Aber es wird alles andere als einfach werden.

Aus der Tiefe des Raums

Es ist 40 Jahre her, da lieferte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wohl eines ihrer besten Spiele ab, wenn nicht gar ihr bestes. Deutschland hatte sich fürs Viertelfinale bei der Europameisterschaft 1972 qualifiziert und musste am 29. April im Wembley-Stadion in London gegen England antreten. Hier gelang mit dem 1:3 der erste Sieg einer deutschen Fußballnationalmannschaft in England. Es war die Geburtsstunde der legendären Elf von ’72, die Wembley-Elf (in Anlehnung an den Spielort), mit Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Paul Breitner und Uli Hoeneß, die knapp zwei Monate später auch den ersten von bislang drei EM-Titeln für Deutschland gewinnen sollte.

Die deutsche Mannschaft spielte mit folgender Aufstellung:
Torwart: Sepp Maier (FC Bayern München)

Abwehr: Horst-Dieter Höttges (Werder Bremen), Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Paul Breitner (alle FC Bayern München)

Mittelfeld: Uli Hoeneß (1 Tor, FC Bayern München), Günter Netzer (1 Tor), Herbert Wimmer (beide Borussia Mönchengladbach)

Angriff: Jürgen Grabowski (Eintracht Frankfurt), Gerd Müller (1 Tor, FC Bayern München), Siggi Held (Kickers Offenbach)

    Wembley-Elf mit Beckenbauer (verdeckt),  Schwarzenbeck, Netzer und Wimmer

Wembley-Elf mit Beckenbauer (verdeckt), Schwarzenbeck, Netzer und Wimmer

Besonders ein Spieler tat sich an diesem Tag hervor: Günter Netzer, der von der Verletzung des Kölners Wolfgang Overath profitierte. Der damalige Bundestrainer, Helmut Schön, favorisierte eigentlich Overath als Spielmacher, konnte beim weiteren Turnier aber an Netzer nicht mehr vorbei. Erst bei der WM 1974 im eigenem Land gab Schön wieder Overath den Vorzug.

Dieser Tag vor 40 Jahren war auch die Geburtsstunde eines Fußballstils, der gerade heute als sehr modern gilt und von den Spaniern gepflegt wird: das Kurzpassspiel, wobei der Ball nicht gestoppt, sondern unmittelbar an den nächsten Spieler (One-Touch-Fußball) weitergespielt wird. Und an diesem Tag wurde auch ein Begriff geprägt, der heute noch gern Verwendung findet: Bundestrainer Schön zog „Netzer aus dem Mittelfeld zurück in die Abwehr […]. Zusammen mit Beckenbauer wechselte er sich mit Vorstößen in die Offensive ab. Karl Heinz Bohrer, damaliger England-Korrespondent der FAZ, verfasste aufgrund dieser Systemumstellung den viel zitierten Satz ‚Netzer kam aus der Tiefe des Raumes’ (Quelle: de.wikipedia.de)

siehe hierzu Videos auf zdf.de und wdr.de

Alle beisammen

Jetzt sind alle Teilnehmer für die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine beisammen. Nachdem sich neben den Gastgebern Polen und der Ukraine als Gruppenerste bei den Qualifikationsspielen zur Euro 2012 Deutschland, Russland, Italien, Frankreich, die Niederlande, Griechenland, England, Dänemark und Spanien und als bester Gruppenzweiter Schweden bereits qualifiziert hatten, schafften es in den Relegationsspielen (alle weiteren Gruppenzweite) auch Irland (gegen Estland), Kroatien (gegen die Türkei), Tschechien (gegen Montenegro) und als letzter Portugal (gegen Bosnien-Herzegowina). Der Feld ist komplett.

Neben den vielen bekannten Gesichtern und der Ukraine, die als Gastgeber zum ersten Mal an einer EM teilnehmen, ist es eigentlich nur Irland, die nach 1988 zum 2. Mal die Teilnahme geschafft haben. Alle weiteren Nationalteams haben mindestens an eine der letzten beiden Europameisterschaft 2004 (in Portugal) und 2008 (in Österreich und der Schweiz) teilgenommen.

Wer nun gegen wen vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 spielt, das entscheidet sich am 2. Dezember. Die Auslosung der vier Vierergruppen der Finalrunde findet dann in der ukrainischen Hauptstadt Kiew statt. Neben den Gastgebern Polen (Gruppe A) und Ukraine (Gruppe D) werden die beiden stärksten qualifizierten Mannschaften als Gruppenkopf der Gruppen B und C gesetzt (derzeit Spanien und Niederlande). Die übrigen Mannschaften werden in drei Töpfe gemäß dem UEFA-Koeffizienten eingeteilt, und jeder Gruppe wird je eine Mannschaft jedes Topfes zugelost – hier die Setzliste:

Topf 1: Polen, Ukraine, Spanien, Niederlande
Topf 2: Deutschland, Italien, England, Russland
Topf 3: Griechenland, Schweden, Dänemark, Kroatien
Topf 4: Frankreich, Tschechien, Irland, Portugal

Wer sind nun die großen Favoriten dieser EM 2012? Ganz vorn ist aus heutiger Sicht neben dem Titelverteidiger Spanien vor allem das deutsche Team zu sehen. Nach der Weltmeisterschaft 2010 hat die deutsche Mannschaft eine beeindruckende Saison gespielt, sich nicht nur ohne Punktverlust souverän für die EM qualifiziert, sondern hat auch beeindruckende Siege gegen Brasilien und gestern mit 3:0 gegen die Niederlande (zz. immerhin noch vor Deutschland Weltranglistenzweiter) errungen. Einzigster Wermutstropfen war die Niederlage Ende März gegen Australien.

Bundestrainer Joachim Löw hat ein außergewöhnliches, besonders junges Team zur Verfügung. Besonders tun sich dabei Spieler wie Mesut Özil als Mittelfeldregisseur, Thomas Müller und der sich in einem zweiten Fußballerfrühling befindliche Miroslav Klose hervor. Und im Hintergrund wartet ein Supertalent wie Mario Götze, auch wenn das „Experiment“, Götze und Özil gleichzeitig spielen zu lassen (beim 3:3 gegen die Ukraine), noch nicht so ganz klappte.

Natürlich steigt mit dem Erfolg auch der Erwartungsdruck. Das Potential, Europameister zu werden, hat die Mannschaft aber ohne Zweifel. Jetzt kommt es darauf an, gut in die nächste Saison zu starten und den Spielrhythmus zu finden. Das gilt besonders für die Abwehr, dem einzigsten Sorgenkind. Dann kann das deutsche Team nicht nur die Niederlande schlagen, sondern auch Mannschaften wie England und zuletzt Spanien. Auf jeden Fall darf man sich weiterhin auf einen attraktiven, schnellen und dann hoffentlich auch erfolgreichen Fußball mit dem deutschen Team freuen.

Bekannte Gesichter

Vor dem letzten Qualifikationsspieltag heute Abend stehen sieben der 16 Teilnehmer an der EM 2012 fest. Die Gruppensieger und der beste Gruppenzweite haben die direkte Teilnahme sicher, die übrigen Zweiten ermitteln in Playoff-Spielen die letzten vier Starter.

Definitiv qualifiziert haben sich alte Bekannte, so neben Deutschland, der amtierende Welt- und Europameister Spanien, Vizeweltmeister Niederlande, England und Italien – und natürlich die beiden Gastgeber Polen und die Ukraine.

Viele andere müssen noch zittern. In der Deutschland-Gruppe dürfte es trotz eines Punktes Vorsprung von Belgien die Türkei als Gruppenzweiter in die Relegation schaffen, denn ich denke, dass Deutschland auch sein letztes Spiel – eben gegen Belgien – gewinnen sollte. Den Türken genügt dann ein Punkt gegen Aserbaidschan.

In der Gruppe B sollte Russland Gruppenerster werden – ein Sieg gegen Andorra ist mehr als Pflicht. Ein Remis genügt den Russen allerdings auch. Irland kämpft hier im direkten Vergleich um den zweiten Platz gegen Armenien – und den Iren genügt ebenfalls ein Punkt.

In der Gruppe C ist Estland zz. noch Zweiter, hat seine Spiele aber schon alle absolviert. Nur noch Serbien kann gefährlich werden; die Serben müssen ihr Spiel in Slowenien gewinnen, ein Punkt genügt nicht.

In der Gruppe D geht es im Spiel Frankreich – Bosnien-Herzegowina um den Gruppensieg. Den Franzosen reicht ein Unentschieden, dann sind die Bosnier auf jeden Fall Zweiter.

In Gruppe E ist eigentlich alles gelaufen. Allerdings können sich die Schweden bei einen Sieg gegen die Niederlande als bester Gruppenzweiter auch noch direkt für die EM qualifizieren.

In Gruppe F stehen zwar die beiden Gruppenbesten fest, allerdings könnte Kroatien noch an den Griechen vorbeiziehen, denen ein Unentschieden zum Gruppensieg in Georgien genügt.

In der Gruppe G ist auch schon alles gelaufen: England hat sich qualifiziert, Montenegro spielt in der Relegation.

Portugal und Dänemark (je 16) ermitteln im direkten Duell in Kopenhagen den Sieger der Gruppe H. Den Portugiesen genügt wegen des besseren Direktvergleichs ein Unentschieden. Beide können die Endrunde zudem noch als bester Gruppenzweiter direkt erreichen.

In der Gruppe I ist Spanien schon längere Zeit qualifiziert. Hier kämpfen Schottland und Tschechien um den zweiten Platz.. Schottland (11 Punkte) muss im letzten Spiel beim Titelverteidiger mindestens so viele Punkte holen wie Tschechien (10) in Litauen, um das Play off zu erreichen. Obwohl ich es den Schotten gönne, so denke ich, dass es die Tschechen schaffen werden.

Es geht heute also noch um fünf Direktqualifikationen (vier Gruppenerste, ein bester Gruppenzweiter). Die weiteren acht Gruppenzweite spielen dann am 11. und 15. November die restlichen vier Teilnehmer für die Euro 2012 in Polen und der Ukraine aus.
Im zehnten und letzten Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft heute Abend in Düsseldorf (ab 18 Uhr live im ZDF, Anstoß: 19 Uhr) gegen Belgien hat Bundestrainer Joachim Löw die Spieler Ilkay Gündogan und Toni Kroos in das DFB-Aufgebot berufen. Wieder mit dabei soll auch Mesut Özil sein. Dagegen wird Miroslav Klose wohl erneut fehlen. Für Ilkay Gündogan ist es das Debüt in der A-Nationalmannschaft. Wenn Özil spielen sollte, dann wird Mario Götze geschont werden. Schade eigentlich, ich denke viele Fußball-Fans würden gern einmal beide auflaufen sehen. Da könnte sich etwas ganz Tolles entwickeln. Aber Bundestrainer Löw kneift wohl …

siehe auch meinen Beitrag: Attraktiv, schnell, erfolgreich

Attraktiv, schnell, erfolgreich

Es war Franz Beckenbauer, der Anfang der 90er Jahre den Beginn eines goldenen Zeitalters des deutschen Fußballs beschwor. Grund: Die Wiedervereinigung bescherte dem Deutschen Fußballbund (DFB) viele Spieler der ehemaligen DDR: Sammer, dann Ballack – um nur einige Namen zu nennen. Aber der große Erfolg blieb aus. Man hatte einfach die Nachwuchsförderung vernachlässigt. Als man begriff, dass ‚fertige’ Spieler nicht wie Pilze aus dem Boden schießen, investierte man endlich in die Jugend – und in die Integration von Migrantenkindern, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind.

Der erste große Erfolg dieser Nachwuchsarbeit zeigte sich 2009 bei der U-21-Fußball-Europameisterschaft in Schweden. Deutschland gewann dieses Turnier der Unter-einundzwanzigjährigen mit Spielern wie Manuel Neuer im Tor, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Benedikt Höwedes in der Abwehr, Sami Khedira und Mesut Özil im Mittelfeld. Diese Spieler bilden heutigentags die halbe Nationalmannschaft der Senioren.

Besonders ein Stern ging bei dieser U-21-EM 2009 strahlend auf, der von Mesut Özil. Mir klingen noch immer die englischsprachigen Kommentare (im Internet) im Ohr, die bewundernd den Namen riefen: Ooooooziiil!

Dann kam die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Und ich denke da besonders an das Spiel gegen Argentinien – immerhin mit dem Weltfußballer Lionel Messi -, das Deutschland überlegen mit 4:0 gewann. Zum Weltmeistertitel reichte es dann zwar nicht, noch nicht, aber besonders die jungen Spieler rückten in das Interesse der großen Vereine – und so wechselte neben Sami Khedira auch Mesut Özil, der es immerhin in die Liste der 10 Anwärter für den Goldenen Ball (bester Spieler) bei der Fußball-WM in Südafrika geschafft hat, zu Real Madrid.

Neben Özil ist es nun ein weiterer junger Spieler, der von sich reden macht: Mario Götze, gerade 19 Jahre alt. Erste Aufmerksamkeit erregte er ebenfalls 2009 bei der U-17-Fußball-Europameisterschaft, als er mit der Mannschaft Europameister im eigenen Land wurde.

Mesut Özil ist inzwischen Spielgestalter, besser noch Designer, wie man ihn adelnd in Spanien nennt, der Königlichen aus Madrid. Mario Götze muss sich sicherlich noch ‚seine Sporen verdienen’ (neben dem U-17-Europameistertitel hat er immerhin in der letzten Saison mit Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft gewonnen). Aber was er jetzt schon zeigt, zeugt von einer Kreativität, die seinesgleichen sucht. Während Özil gewissermaßen ‚der Spanier’ a la Iniesta des deutschen Teams ist, spielt Götze wie ein Brasilianer.

Aber ich möchte einen weiteren offensiven Mittelfeldspieler nicht vergessen, der im Qualifikationsspiel gegen Österreich am letzten Freitag für einige sehr schöne Torvorlagen gesorgt hat: Thomas Müller.

Mit so viel Kreativität, Spielwitz und Spielfreude, konnte es mit dem deutschen Fußball nur bergauf gehen. Die Qualifikation zur nächsten Europameisterschaft ist so vorzeitig gesichert (achter Sieg im achten Spiel). Heute nun gibt es ein Testspiel gegen einen der EM-Gastgeber des nächsten Jahres, Polen. Bundestrainer Löw kündigte an, auf insgesamt sieben Positionen zu experimentieren. Besonders in der Abwehr zeigen sich noch Defizite, die behoben werden müssen. Neben der Verbesserung der Feinabstimmung hier muss das Hauptaugenmerk jetzt auf die taktische Ausrichtung gelegt werden.

Das Maß aller Dinge sind die Mannschaften Spaniens und der Niederlande. Will das deutsche Team im nächsten Jahr Europameister werden, und das will sie natürlich, dann muss sie Wege und Mittel finden, auch diese Mannschaften zu besiegen. Besonders wichtig ist dabei, Dominanz zu zeigen, um besonders die schnellen Kombinationen des spanischen Kurzpassspieles zu unterbinden. Bundestrainer Löw hat jetzt neun Monate Zeit, um eine homogene Elf zu formen. Die hervorragenden Spieler dazu hat er in der Anzahl wie selten zuvor. Dann dürfte die deutsche Mannschaft nicht nur attraktiv und schnell, sondern auch erfolgreich sein.

Alle Länderspiele bis zur EM 2012: Der Fahrplan bis zum Turnier in Polen und der Ukraine vom 8. Juni bis 1. Juli 2012

Sommerfußball (3)

Manchmal hängen die Trauben höher als man es erwartet. Die deutschen Fußball-Frauen können sich nach ihrem Ausscheiden zumindest trösten, denn auch die Brasilianerinnen sind im Viertelfinale ausgeschieden. Und immerhin hat man neben der unglücklichen Niederlage gegen Japan drei erfolgreiche Spiele in der Vorrunde absolviert. Letztendlich hat das deutschen Team gegen den neuen Weltmeister Japan verloren, die allerdings auch nur glücklich gegen die USA im Endspiel gewannen.

Nach dem Ausscheiden der deutschen Frauen bei dieser Weltmeisterschaft im eigenen Land war das Interesse für die weiteren Spiele doch sehr schnell gesunken. Wie es wohl bei allen Sportarten für den Zuschauer geht, so brauchte er auch hier ein Team, mit dem er sich identifizieren kann. Frankreich, Schweden, die USA – die kamen irgendwie nicht in Frage. Blieben die Japanerinnen – und denen gönnte man es eigentlich dann auch nur, weil sie durch die Erdbeben-, Tsunami- und jetzige Atom-Katastrophe in ihrem Land so gebeutelt sind.

Ich fürchte, dass der Frauenfußball bei uns nach dieser WM stagnieren wird. Die Enttäuschung nach dem frühen Ausscheiden ist doch groß. Und irgendwie so richtig ‚toll’ waren viele der Spiele dann wirklich nicht. Wie schon geschrieben, erschreckten mich vor allem die manchmal eklatanten Abwehrschnitzer (so auch im Endspiel bei 1:1-Ausgleich für Japan, als die Amerikanerinnen den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum wegbekamen). Jetzt ist erst einmal Sommerpause für die Fußballfrauen. Die Männer sind dagegen bereits in die neue Saison eingestiegen (2. Bundesliga). Und die südamerikanischen Männer ermitteln zz. ihren Meister bei der Copa América in Argentinien, bei der die Favoriten (Argentinien und Brasilien) auch schon ausgeschieden sind.

Sommerfußball (2)

Bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land hatten sich die deutschen Fußballfrauen viel vorgenommen, so wie es jetzt aussieht: zuviel. Im Viertelfinalspiel gegen Japan begann das deutsche Team zwar gut, spielte taktisch diszipliniert und war die eindeutig bessere Mannschaft. Aber wirklich zwingende Torchancen erspielte sie sich nicht. Und so verwunderte es niemand, als die Japanerinnen zunehmend ihre Chancen zu wahren suchten.

Als dann der Treffer für Japan in der Verlängerung fiel, ein Tor aus spitzem Winkel, mobilisierten die deutschen Frauen zwar noch einmal ihre gesamten Kräfte. Aber bis auf einige Torchancen, die dann doch eher überhastet vergeben wurden, kam nichts Zählbares heraus. Die Party ist vorbei.

Aber es kommt noch etwas dicker: Die deutschen Fußball-Frauen fliegen nicht nur aus der WM. Auch bei Olympia im nächsten Jahr in London sind sie nicht mit dabei – dort reisen statt dessen die Schwedinnen hin.

Aber auch den Engländern (gegen Frankreich) und Brasilien (gegen die USA), beide jeweils im Elfmeterschießen, dürfen ihre vermeintlichen Favoritenrollen an der Garderobe abgeben und nach Hause fliegen. Dafür avancieren die Schwedinnen, das bisher einzigstes Team ohne Niederlage, zum Favoriten dieser Frauen-WM. Am kommenden Wochenende wissen wir mehr.

Etwas besser machten es dagegen die U17-Junioren bei ihrer Weltmeisterschaft in Mexiko. Zwar verloren sie ihr Halbfinalspiel knapp und in letzter Minute mit 2:3 gegen Gastgeber und späteren Weltmeister Mexiko (2:0 gegen Uruguay); im Spiel um Platz drei besiegten sie aber nach 1:3-Rückstand Brasilien mit 4:3 im legendären Azteken-Stadion zu Mexiko Stadt vor immerhin 80.000 Zuschauern. Mit dabei Levent Aycicek (Torschütze zum wichtigen 3:3-Ausgleich) und Cimo Röcker vom SV Werder Bremen – und Rani Khedira, der kleine Bruder von Sami Khedira. Glückwunsch!

Aber damit ist mit Fußball in diesen Tagen noch nicht Schluss: Bis zum 24. Juli wird in Argentinien die 43. Ausspielung der südamerikanischen Kontinentalmeisterschaft ausgetragen, die Copa América 2011. Als erste Mannschaft hat sich Kolumbien fürs Viertelfinale qualifiziert. Brasilien und Argentinien kamen bisher nicht über zwei Unentschieden hinweg (Ergebnisse und Videos der Spielehighlights: ca2011.com)

Sommerfußball (1)

Es sind gleich zwei Fußball-Weltmeisterschaften, die für Furore sorgen. An erster Stelle steht da natürlich die Weltmeisterschaft der Frauen, die bei uns in Deutschland stattfindet und ähnlich wie die WM 2006 bei den Männern für ein Sommermärchen sorgen soll.

Aber zunächst zur U17-Fußball-Weltmeisterschaft der männlichen Jugend in Mexiko. Dort haben die deutschen Junioren nach einem 3.2-Sieg gegen England das Halbfinale erreicht. Dort spielen sie morgen, am 7. Juli 2011, um 18:00 Uhr in Torreón gegen Gastgeber Mexiko. Und damit haben sie ein Spiel im legendären Aztekenstadion, dem drittgrößte Stadion für Fußballspiele (nach dem „Stadion des 1. Mai“ in Pjöngjang/Nordkorea und dem Yuba Bharati Krirangan in Kolkata/Indien), bereits sicher, denn nicht nur das Endspiel, sondern auch das Spiel um den dritten Platz findet dort statt. Ich drück den Jungs die Daumen!

Die Bemühungen des Deutsche Fußball-Bundes um Integration von Spielerinnen und Spieler mit Migrationshintergrund und von Spätaussiedlern zeitigen Erfolge (siehe u.a. meine Beiträge Mesut Özil – neue Integrationsfigur?! und Mit Multikulti zur Europameisterschaft), Immer mehr talentierte Spieler wollen für Deutschland spielen. Das gilt besonders für Spieler mit türkischen Wurzeln. Das kulturelle Umfeld ist wichtiger als die Herkunft. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. So hat sich Mehmet Ekici, der in der kommenden Saison für Werder Bremen spielt, für eine Karriere in der türkischen Nationalelf entschieden, obwohl er alle Jugendmannschaften des DFB durchlaufen hatte. Vielleicht rechnet er sich dort größere Chancen aus, zum Einsatz zu kommen, als in der deutschen Elf.

Ähnlich verhält es sich auch bei den Frauen. Allein die Namen Fatmire Bajramaj und stehen Celia Okoyino da Mbabi stehen für gelungene Integration.

Bei der FIFA Frauen-WM 2011 ist das deutsche Team inzwischen mit drei Siegen im Halbfinale angekommen und trifft dort auf Japan. Auch die weiteren Favoriten (USA und Brasilien) haben sich bereits für die letzten acht Mannschaften qualifiziert.

Ich muss gestehen, bisher noch nicht allzu viel von dieser WM im Fernsehen gesehen zu haben. Klar, morgens schaue ich nach den Ergebnissen und gucke mir im Internet die Kurzberichte mit den Toren an. Das war es dann aber auch schon. Okay, am Samstag werde ich mir wahrscheinlich das Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft angucken – und dann sehe ich weiter …

Interessiert mich Frauen-Fußball also nicht? Nicht so sehr, wenn ich ehrlich bin. Irgendwie ist es ein anderer Sport als bei den Männern, wenn die Spielregeln auch gleich sind. Bin ich also ein Chauvinist? Ich hoffe nicht. Es fehlt mir einfach einiges, besonders die manchmal bis an der Grenze des Erlaubten geführten Zweikämpfe. Frauen sind einfach zu fair. Daher gibt es bei den Frauen auch kaum Standardsituationen – bis auf Eckbälle. Keine Fouls, keine Freistöße. Auch taktisch gerät manches schnell durcheinander (aber das passiert bei den Männern leider auch oft genug). Überrascht bin ich eigentlich darüber, das gerade in den letzten Spielen viele Kopfballtore gefallen sind, denn so ganz ist das nicht der Frauen Sache.

Vergleiche hinken bekanntlich. Und man tut den Frauen keinen Gefallen, wenn man sie mit den so genannten Herren der Schöpfung vergleicht (auch die kochen oft genug nur mit Wasser). Das gilt auch für den Fußballsport. Aber es gibt andere Ballsportarten (ich denke da besonders an Feldhockey), in den Frauen geradezu eine bessere Figur als die Männer machen. Beim Fußball weniger. Ich kenne zwar keine statistischen Vergleiche, aber ich vermute, dass Männer ein größeres Laufpensum leisten. Und das allein wirkt sich schon optisch positiv aus.

Was mich aber am meisten erschreckt, das sind die manchmal eklatanten Abwehrschnitzer bei den Frauen. Natürlich kommt das – leider – auch bei den Männern vor. Aber nicht in dieser Häufigkeit. Ich mag da gar nicht hingucken. Mann ahnt förmlich, wie Frau über den Ball tritt und damit der Gegnerin den Torschuss ermöglicht. Und das Herumirren mancher Torfrau im Strafraum lässt mich erschauern.

Okay, es gibt auch viele schöne Spielszenen. Wie die kleine Marta (Brasilien) da den großgewachsenen Norwegerinnen enteilt und dann mit einer Körpertäuschung die Torfrau aussteigen lässt, das hat schon Klasse. Und auch die jungen deutschen Spielerinnen haben manch technisch ausgefeiltes Kabinettstückchen auf dem Kasten. Ach, eigentlich ist Frauenfußball gar nicht so übel. Und die Entwicklung zeigt es, da ist noch einiges mehr drin.

Auf jeden Fall drücke ich den deutschen Frauen die Daumen. Aber das beste Team soll natürlich gewinnen. Und lasst die Fußball-Oma Birgit Prinz wie gegen Frankreich auf der Bank. Schließlich hat Bundesherrentrainer Löw den Ballack-Ballast auch über Bord geworfen.

Interessant im Zusammenhang mit der Frauen-Fußball-WM finde ich folgenden Artikel auf faz.net (Frankfurter Allgemeine Zeitung): Chauvi schön!

Eine Touch von Sexismus offeriert Deniz Yücel in seiner Kolumne Trikottausch (das hätten manche Herren gern) auf taz.de (Tageszeitung), aber immer witzig … Und was sagen unsere elf Freunde dazu?

Realitätsverlust

Es ist schon so etwas, wenn alte, verknöcherte Herren meinen, alles bestimmen zu müssen. Das gilt für Familien, das gilt für die Politik – und das gilt auch für Sportverbände wie die FIFA. Hier ‚regiert’ Herr Blatter seit 13 Jahren und möchte demnächst wiedergewählt werden.

Herr Joseph S. Blatter ist ‚von Haus aus’ umstritten. Gerüchte über Fälle von Korruption vor seiner jeweiligen Wiederwahl 1998 und 2002 waren im Umlauf. Jetzt hagelt es Kritik an Blatters Birma-Reise: „FIFA-Präsident Joseph S. Blatter muss sich mit Kritik seitens des Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung auseinandersetzen. Markus Löning empfand die Reise des Schweizers Blatter vor wenigen Wochen nach Birma unpassend. ‚Dialog ist gut, es muss aber zweifelsfrei sein, dass es um die Birmesen geht und nicht um die Wiederwahl von Herrn Blatter’, sagte Löning dem Nachrichtenmagazin Focus. Sylvia Schenk, Vorstandsmitglied der Antikorruptionsorganisation Transparency International, schloss sich der Ansicht Lönings an.“

Und die Vergabe der Fußball-WM 2018 nach Russland und 2022 an den Wüstenstaat Katar – beides wurde von Herrn Blatter lanciert – sorgte nicht gerade für all zu große Begeisterung in der Fußballwelt. Besonders Katar 2022 geriet in die Kritik wegen des subtropischen und heißen Klimas im Sommer dort. Die Luftfeuchtigkeit liegt dann bei 85 %, Temperaturen von 45 °C sind keine Seltenheit. Die Anregung, diese WM im Winter stattfinden zu lassen, wurde zunächst von Sepp Blatter abgelehnt. So meinte er zur Hitze-WM in Katar: „Wer weiß, wie in zehn Jahren das Klima ist“. Inzwischen ist aber wohl eingelenkt.

Sepp Blatter ist inzwischen 75 Jahre alt. Ich denke, dass es da Zeit wird, abzudanken. Es ist schon erschreckend, wie sehr alte Herren aus Führungspositionen heraus über alle Belange des Sports meinen bestimmen zu müssen. Geltungsbedürfnis, Machtgier und zunehmend Starrsinn bis hin zum Realitätsverlust prägen die Entscheidungen solcher ‚alter Männer’. Herr Blatter, wollen Sie als Gaddafi des Fußballs in die Geschichte eingehen?!