Kategorie-Archiv: Ry Cooder

Ry Cooder, der Meister der Slide-Gitarre

David Lindley, der Prince of Polyester (1)

David Lindley, den US-amerikanischen Multiinstrumentalisten und Sänger, habe ich bereits öfter in diesem Weblog erwähnt (u.a. David Lindley & El Rayo-X 1988 live at Roxy, Washington D.C.), meist im Zusammenhang mit Ry Cooder (David Lindley and Ry Cooder – Sídh Beag agus Sídh MórRy Cooder: Long Riders (1980)Ry Cooder & David Lindley live in Japan 1979). Ich weiß gar nicht mehr, ob ich David Lindley über Ry Cooder oder umgekehrt kennen gelernt habe. Das spielt aber auch keine Rolle mehr. Beide sind hervorragende Gitarristen, vielleicht weniger gute Sänger – aber dank ihres breiten musikalischen Spektrums allein ‚interessante’ Musiker, die sich um Erfolg wenig scheren, dafür ihren unschätzbaren Beitrag zur Rockmusik, insgesamt überhaupt zur amerikanischen Musik geleistet haben (und weiterhin leisten).

Irgendwie gefällt mir auch das absolut scheußliche Outfit dieses Herrn Lindley. Neben langer Mähne und noch längeren Koteletten sind es diese Klamotten, die Lindley den Namen “Prince of Polyester” eingebracht haben.

David Lindley

Nun, in den letzten Tagen habe ich einwenig im Internet nach David Lindley recherchiert und bin dabei auf interessante Details gestoßen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte, weil ich sie für einen Fan der Rockmusik schlicht und einfach interessant finde. Wie schon bei Ry Cooder erfahren wir so, dass Rock auch grenzüberschreitend (Stichwort Weltmusik) sein kann (allein die Kuriositäten aus Lindleys Zupfinstrumentensammlung sind Beweis genug).

Neben seiner Arbeit als Studiomusiker (so nahm er u.a. mit Ry Cooder die Alben „Bop till you Drop“ und „The Long Riders“, mit Bob Dylan das Album „Under the Red Sky“, mit Iggy Pop das Album „Brick By Brick“ und zwischen 1975 und 1995 vier Alben mit Rod Stewart auf), spielte er auch in verschiedenen Bands:

1966 gründete er zusammen mit Chris Darrow die Gruppe Kaleidoscope und machte die Popmusikwelt mit damals noch ungewöhnlichen Saiteninstrumenten wie Oud und Saz bekannt. Von 1971 bis 1980 war er Gitarrist der Band von Jackson Browne. Lindleys Spiel auf der Steel-Gitarre war ein prägendes Stilelement dieser Band. Danach gründete er seine eigene Band El Rayo-X. Hierzu aber im Einzelnen später mehr.

Aber eines nach dem anderen. Hier zunächst eine Aufnahme des 1. Open Air Festival Loreley vom 28.8.1982, dass live in der ARD als Rockpalast-Konzert ausgestrahlt wurde. Besetzung: David Lindley: Gitarre, Gesang – Bernie Larsen: Gitarre, Gesang – Ian Wallace: Schlagzeug, Gesang – Jorge Calderon: Bass, Gesang. Seit einigen Tagen bin ich ‚stolzer’ Besitzer einer DVD mit dem gesamten Mitschnitt dieses Konzertes (auch hierzu später sicherlich noch etwas mehr):


David Lindley & El Rayo X 1982: Brother John

Carlos Santana & Ry Cooder: The Healer

Heute habe ich einmal wieder verstärkt im Netz nach Material von Ry Cooder gesucht, bin auch reichlich fündig geworden, u.a. fand ich eine ganze DVD mit Ry Cooder live:

  • BBC TV Centre – Shepherd’s Bush London U.K. vom 31.01.1977
  • Ry Cooder & The Chicken Skin Band Rockpalast 1977 aus der Markthalle, Hamburg, Germany vom 26.01.1977

Später dazu sicherlich etwas mehr (viele der Aufnahmen kenne ich von YouTube her – hier allerdings in entsprechend besserer Qualität).

Und über den Youtube-Account von Iwebender und einer Website mit reichlich Stoff zu Ry Cooder habe ich dieses Video mit Carlos Santana gefunden:


Santana – Ry Cooder: The Healer

Carlos Santana spielte hier mit Ry Cooder anlässlich des All Our Colors Benefit Konzertes in dem Shoreline Amphitheatre, Mountain View am 10. Oktober 1992.

The Rising Sons live im Ash Grove 28.05.1965

Nachdem ich in den letzten Tagen von der Zusammenarbeit von Ry Cooder in seinen jungen Jahren mit den Sängerinnen Pamela Polland und Jackie DeShannon in den Jahren 1962 bis 1964 berichtet hatte, komme ich noch einmal auf seine Band „The Rising Sons“ mit dem fünf Jahre älteren Henry St. Clair Fredericks, der unter dem Namen Taj Mahal ein weltweit bekannter Bluesmusiker werden sollte, zurück. Wie schon mit den genannten Sängerinnen so hatte Cooder auch mit „The Rising Sons“ einen Auftritt im Ash Grove, einem Musikclub in Los Angeles. Die Gruppe trat am 28.05.1965 in der Late Show auf. Und auch von diesem Konzert sind tatsächlich Aufnahmen vorhanden, die uns wieder einmal Wolfgangs Schatzkammer (bitte kostenlos anmelden) zum Anhören bereitstellt (Download ist auch möglich, kostet dann aber auch etwas): The Rising Sons Concert Ash Grove (Los Nageles, CA) – Late Show

Ry Rooder & Taj Mahal: The Rising Sons

Die Setlist des Konzertes – zu beachten ist dabei, dass sie einige Stücke enthält, die nicht auf der dann erst 1992 veröffentlichten CD enthalten sind:

1. Walkin‘ The Dog 4:44
2. Baby, What Do You Want Me To Do? 3:42

3. Song Introduction 0:31
4. High Heel Sneakers 4:16
5. Song Introduction 1:01
6. Walkin‘ Down The Line 2:26
7. Song Introduction 1:05
8. Little Red Rooster 5:45
9. Tuning 1:25
10. Fanny Mae 3:07
11. Hambone / Band Introductions 1:59

12. Announcements 0:54

Jackie DeShannon & Ry Cooder im Ash Grove (03.09.1963)

Weitaus bekannter als Pamela Polland, die in den Jahren 1962 bis 1964 zusammen mit dem Gitarristen Ry Cooder ein Duo bildete, ist vielen von uns die amerikanische Sängerin und Songschreiberin Jackie DeShannon. Ihr größter Hit war wohl der Song Put a Little Love in Your Heart aus dem Jahre 1969.

Aber ganz soweit sind wir hier noch nicht. Gehen wir fünf Jahre weiter zurück: Als die Beatles im Februar 1964 ihre erste USA-Tournee antraten, war Jackie DeShannon Teil des Tour-Programms und erreichte dadurch weltweite Bekanntheit. Und: In ihrer damaligen Begleitband spielte kein Geringerer als der Gitarrist Ry Cooder, damals 17 Jahre alt.

Aber das war nicht ihre erste Zusammenarbeit. Bereits ein Jahr zuvor trafen sich beide und spielten u.a. ein Konzert in dem schon einmal genannten Musikclub Ash Grove in Los Angeles, CA, ein. Ry Cooder war gerade einmal 16 Jahre alt. Es war der 03. September 1963: Jackie DeShannon & Ry Cooder im Ash Grove

Hier zunächst die Setlist des kurzen Konzertauftritts:

1. Key To The Highway (Incomplete) 1:30
2. Frankie and Albert 2:55
3. Silver City Bound 2:54
4. Come All Ye Fair And Tender Ladies 2:56
5. Betty And Dupree 5:43
6. Unknown 1:32
7. James Alley Blues 3:54
8. Ninety-Nine And A Half (Won’t Do) 2:58
9. Mean Old Bed Bug Blues 2:06

Jackie DeShannon: Put a little Love ... 1969

Ry Cooder: Ry Cooder 1970

Jackie DeShannon: Put a little Love … 1969

Ry Cooder: Ry Cooder 1970

Als Musiker in der Begleitband von Jackie DeShannon 1964, die Teil des Programms der ersten Beatles-Tour in den Staaten war, muss Ry Cooder sicherlich auch Kontakte zu John, Paul, Gorge und Ringo bekommen haben. Leider lassen sich dazu keine weiteren Infos aus dem Netz ausgraben. Den weiteren Weg von Ry Cooder habe ich bereits skizziert, als er ebenfalls im Jahr 1964 mit dem fünf Jahre älteren Henry St. Clair Fredericks, der später unter dem Namen Taj Mahal ein weltweit bekannter Bluesmusiker werden sollte, in Los Angeles die Formation Rising Sons gründete. Es sollte dann aber noch bis zum Jahre 1970 dauern, bis Cooder sein erstes Solo-Album auf den Markt bringen dürfte.

Duo Pamela Polland & Ry Cooder 1962-64

Auf den Spuren von Ry Cooder bin ich in Wolfgangs Schatzkammer auf Aufnahmen gestoßen, die bisher nirgends zu hören waren. In den Jahren 1962 bis 1964, Ry Cooder war gerade 15 resp. 17 Jahre alt, trat dieser in einem Duo mit der etwa zwei Jahre älteren Sängerin Pamela Polland auf. In dem Musicclub „Ash Grove“ in Los Angeles, CA, wurde eines der Konzerte der beiden am 21.08.1964 teilweise aufgezeichnet: Pamela Polland & Ry Cooder Concert im Ash Grove (Los Angeles, CA)

Ry Cooder und Pamela Polland 1964 im Musicclub 'Ash Grove' in Los Angeles, CA

Ry Cooder und Pamela Polland 1964 im Musicclub 'Ash Grove' in Los Angeles, CA

Ry Cooder und Pamela Polland 1964 im Musicclub ‚Ash Grove‘ in Los Angeles, CA

Pamela Polland war mir bisher unbekannt, aber 1970 trat sie mit der Gruppe „Mad Dogs & Englishmen“ mit Joe Cocker auf. Darüber hinaus gibt es Aufnahmen von ihr mit Größen wie Jackson Browne, Van Morrison, John Denver, Taj Mahal und Manhattan Transfer. Pamela Polland bezeichnet Ry Cooder als ihren ersten Gesanglehrer, weil er sie lernte, mit feinem Gespür den Vorbildern, den großen Blueskünstlern, zu lauschen.

Für sein Alter von 17 Jahre zeigt Ry Cooder bereits große Fingerfertigkeit bei diesem Konzert und lässt auf seiner akustischen Gitarre seine spätere Könnerschaft anklingen. Hier die Setlist dieses Konzertes:

Mean Old Bed Bug Blues (incomplete) 1:53
Corrina / Weeping Willow 3:50
Song Introduction 0:45
Young Woman’s Blues 2:38
Song Intro 0:41
I’m a Rake and a Rambling Boy 3:11
Song Intro 0:42
Grandfather’s Clock (instr.) 2:01
Song Intro 1:33
Face to Face (That I shall know him) (instr.) 1:58
Song Intro 0:35
Going Away Blues 3:15
Bill Bailey / Just Because 3:39


Ry Cooder: Grandfather’s Clock (21.08.1964) (instrumental)

Ry Cooder & David Lindley live in Japan 1979

Man stelle sich vor: Am Abend sitzt man vor einem Lagerfeuer irgendwo in der Wildnis, ein gutes Glas Wein in der Hand – und dazu Gitarrenmusik.

So kam es mir wenigstens vor, als ich die Aufnahmen von Ry Cooder und David Lindley hörte, die die beiden am 29. Oktober 1979 in einer Lokalität namens Kobo Kodo in Tokyo eingespielt haben. Zur Lokalität und auch zu dem Konzert selbst habe ich keine weiteren Informationen im Internet finden können. Das tut aber der Musik keinen Abbruch.

Ry Cooder & David Lindley - live 1979 in Tokyo

Cooder wie Lindley sind als hervorragende Slide-Gitarristen in der Weltgeschichte unterwegs. Gelegentlich greifen beide auch zu Mandoline oder anderen, teilweise exotischen Zupfinstrumenten (Davids InstrumenteRys Instrumente).

Das Konzert in Tokyo 1979 ist im Wesentlichen akustischer Art, nur hier und da elektrisch verstärkt. Wer die Stücke aufgenommen hat, ist unbekannt. Auf abenteuerliche Weise sind diese über Kassetten analog irgendwann digitalisiert worden – erstaunlich daher die noch sehr gute Qualität. Wer auf akustisch vorgetragenen Blues steht, für den sollten diese Aufnahmen eine echte Perlenkette sein. Als ich zum ersten Mal hineinhörte, war ich gleich begeistert.

Aber langer Rede genug – hier einen kleinen Ausschnitt aus dem Konzert, das hören lässt, was die gesamten Aufnahmen bieten.


Ry Cooder & David Lindley: Police Dog Blues

Ry Cooder: Paris, Texas

Ich habe mich gefragt, wie ich eigentlich zu Ry Cooder ‚gekommen’ bin. Es war die Musik zu dem Film Paris, Texas aus dem Jahre 1984 von Wim Wenders, mit dem Cooder später weitere Male zusammenarbeiten sollte (Buena Vista Social ClubRy Cooder: The End of Violence).

„Paris, Texas“ ist ein deutsch-französischer Spielfilm, ein in englischer Sprache gefilmtes Drama, u.a. mit Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski, Dean Stockwell und Bernhard Wicki. Das Drehbuch schrieb Sam Shepard. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1984, dem neben der Berlinale und den Filmfestspielen von Venedig bedeutendsten Filmfestival, erhielt der Film den Hauptpreis, die Goldene Palme.

Wer den Film kennt, wird sich unweigerlich auch an die Musik erinnern. Cooders Musik mit den einsamen, geradezu spärlichen Tönen auf der Slide-Gitarre gehört zu den Fällen, in denen sich die Musik mit dem Film zu einer gelungenen Symbiose gefunden hat. Da ist der eine Teil ohne den anderen einfach nicht denkbar. Und so sieht man beim Eröffnungsthema von Cooder unwillkürlich diese weiten Ebenen im Westen der USA und Travis (Harry Dean Stanton), wie er sie durchwandert; und jedes Mal, wenn man z.B. ein Standfoto aus dem Film sieht, hört man die Musik von Ry Cooder.

Ry Cooder: Paris, Texas

Der Eingang zum Hauptthema zu Paris, Texas besteht nur aus wenigen Tönen. So schlägt Cooder eine Saite an, gleitet mit dem Bottleneck (auch Slide-Bar genannt) kurz einen Halbton höher und gleich wieder zurück auf einer Gitarre, die in offener Stimmung in D-Dur gestimmt ist (D – A – D – F# – A – D). Das ist minimalistisch und passt doch ungeheuerlich zu den kargen Bildern des Films.

Damals, als ich den Film zum ersten Mal sah, hat mich die Musik wohl mehr fasziniert als der Film selbst (oder es war das beschriebene Zusammenspiel von Film und Musik), sodass ich mich weiter umhorchte und mir so nach und nach die eine und andere Scheibe von Ry Cooder zulegte. So ‚kam’ ich also über diesen Soundtrack zu dem Meister der Slide-Gitarre.

Hörbeispiele – Ry Cooder: Paris, Texas

Der Film selbst ist „eine filmästhetisch bestechende und emotional mitreißende Synthese aus publikumswirksamem Genrefilm und europäischem Autorenkino als realistisches Amerikabild, Road Movie, Liebesgeschichte und mythische Allegorie gleichermaßen glaubhaft und faszinierend.“ (Lexikon des internationalen Films)


Paris, Texas (1984)

siehe auch Paris, Texas – Trailer (Deutsch)
siehe auch World of Soundtrack: Ry Cooder

Ry Cooder goes Rap: Trespass

Nachdem ich bereits Ry Cooders Ausflüge in die Weltmusik näher betrachtet hatte, bin ich in den letzten Tagen dabei, Ry Cooders diverse musikalische Beiträge zu amerikanischen Filmen unter die Lupe zu nehmen. Ry Cooder war in vielen Filmen des Regisseurs Walter Hill gewissermaßen der Haus- und Hofkomponist.

Im Jahr 1992 erschien der Film Trespass (alternativ: Die Rap-Gang), ein US-amerikanischer Actionthriller, von Walter Hill. Für diesen Film zeichnete Cooder wieder als Komponist der Filmmusik und auch als mitwirkender Musiker.

Die Tonspur zu Walter Hills Film Trespass besteht zum einen aus HipHop-Stücken, zum andern aus einem instrumentalen Score. Mit Hilfe herausragender Künstler wie Jim Keltner (dr) und vor allem Jon Hassell (tr) kreiert hier der Slide-Gitarrist und Arrangeur Cooder eine gespenstisch-atmosphärische Collage. Düster steht schier verkörperlichte Bedrohung im Raum, Bilder werden heraufbeschworen, wie sie der Film auch nicht plastischer liefern könnte.

Zum Inhalt:
Zufällig geraten die zwei Südstaaten-Feuerwehrmänner Vince und Don in den Besitz einer Karte, die die Lage eines Goldschatzes in einem leerstehenden Lagerhaus in St. Louis verrät. Von Abenteuerlust gepackt machen sich die beiden auf den Weg dahin, nicht wissend, dass just in diesem Lagerhaus eine Drogengang ihre Geschäfte abwickelt. Tatsächlich kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden Parteien, das alsbald zur tödlichen Auseinandersetzung ausartet. Bei dem Film handelt es sich um harte Gangster-Action mit den HipHop-Stars Ice-T und Ice Cube!

Ry Cooder: Trespass

Hörbeispiele: Trespass – instrumentaler Score von Ry Cooder

Hier der vollständige Titel „King of the Street“ aus der Feder von Ry Cooder, mit dem dieser sich auch gewissermaßen als Rapper beweist: Cooder goes Rap!


King of the Street – Ry Cooder

Zum Film selbst hier der Trailer im Original:


Walter Hill: Trespass (Trailer)

Zuletzt der Titelsong, geHipHopt gerapt von Ice-T & Ice Cube – der Vollständigkeit halber:


Ice-T & Ice Cube – Trespass

siehe auch: Ry Cooder in der IMDb (Internet Movie Database)

Ry Cooder: Alamo Bay

Im texanischen Alamo Bay am Golf von Mexiko lebt man vom Krabbenfang, doch Flüchtlinge aus Südvietnam machen den einheimischen Fischern das Leben zunehmend schwer. Der Vietnam-Veteran Shang will sich die unliebsame Konkurrenz vom Hals schaffen.

“In den Jahren nach dem Fall Saigons flüchtete eine Million Vietnamesen aus ihrem Land, von denen viele hofften, in den USA ein neues Leben aufbauen zu können. Diese Geschichte beruht auf einer Reihe von Ereignissen, die sich an der Golfküste von Texas zwischen 1979 und 1981 abspielten“, heißt es im Vorspann. Einer von diesen Flüchtlingen ist der junge Vietnamese Dinh. Er kommt mit viel Hoffnung und Vertrauen in den american way of life nach Alamo, ein texanisches Fischerstädtchen am Golf von Mexiko, Anfang der 1980er Jahre. Seit jeher ernährt man sich hier vom Krabbenfang. Doch mit den ersten Flüchtlingen, die sich als fleißige und geschickte Fischer entpuppen, ist die Stimmung angespannt.

Der alte Wally wird offen angefeindet, weil er den Fremden Arbeit auf seinen Krabbenkuttern gibt. Vor allem zwischen dem Vietnam-Veteranen Shang und Wally herrscht Verbitterung, wenn auch nicht nur wegen der Vietnamesen: ihre Feindschaft schwelt schon seit langem, denn Shang und Wallys Tochter Glory verbindet seit Jahren eine heiße Affäre, obwohl Shang inzwischen verheiratet und Vater ist. Auch zwischen dem Paar kommt es zu ernsten Spannungen, Shang reagiert eifersüchtig und wütend auf Glorys Freundschaft zu ihren „Gastarbeitern“, die sie als gleichberechtigte Partner behandelt – vor allem zu dem ehrgeizigen aber höflichen Dinh, der fleißig auf ein eigenes Boot spart.

Als Shangs eigener Kutter von der Bank gepfändet und konfisziert wird, eskaliert die Situation, aus der latenten Feindseligkeit lodern die Flammen offenen Hasses, der Ku Klux Klan schaltet sich ein und nützt die Gunst der Stunde. Dinh wird brutal aus einer Kneipe geprügelt, die Fischer organisieren einen Streik, um die Vietnamesen zu verjagen, anscheinend mit Erfolg auf der ganzen Linie. Die unwillkommenen Neubürger packen ihre Koffer und verlassen den Ort. Doch dann kehrt Dinh mit seinem Freund Ben zurück. Er will sich nicht noch einmal vertreiben lassen, nicht noch einmal der Gewalt weichen wie in seiner Heimat – und in Glory findet er eine Mitkämpferin. Sie fährt mit den beiden aufs Meer hinaus, obwohl sie weiß, dass sie damit alle Fischer gegen sich aufbringt – an ihrer Spitze den unberechenbaren Shang.

Louis Malle (1932-1995), der zehn Jahre lang, von 1976 bis 1986, in den USA lebte und arbeitete und in dieser Zeit fünf Spiel- und zwei Dokumentarfilme drehte, stemmt sich in diesem auf authentischen Ereignissen beruhenden Kinofilm aus dem Jahre 1985 gegen den damaligen Trend in den USA, die Veteranen des Vietnamkrieges zu Helden zu machen, wie es die „Rambo“-Kinoserie und Michael Ciminos „Im Jahr des Drachen“ versuchten, um das Trauma des verlorenen Krieges zu lindern. Malle zeigt den krassen Hass der „Verlierer“ gegen südvietnamesische Boat People und Einwanderer, die doch genauso Opfer des Krieges sind wie sie selbst, vertrieben vom neuen kommunistischen Regime.

Ry Cooder: Soundtracks zu The Border & Alamo Bay

Die Musik zu „Alamo Bay“ schrieb kein Geringerer als Ry Cooder, der damit bei einem weiteren Film für den Soundtrack verantwortlich zeichnete. Bei YouTube habe ich einen Ausschnitt aus dem Film gefunden. Zuletzt das Musikstück von Ry Cooder, das das musikalische Thema (Theme From Alamo Bay) zu dem Film bildet. Der Soundtrack zu dem Film ist zusammen mit der Musik für den Film „The Border“ (deutsch „Grenzpatrouille“) aus dem Jahr 1982 von Tony Richardson und mit Jack Nicholson sowie Harvey Keitel.auch auf CD erhältlich: Ry Cooder: The Border / Alamo Bay.


Alamo Bay (1985) Harbor Confrontation


Ry Cooder: Theme From Alamo Bay aus Alamo Bay (Soundtrack) (1985)

siehe auch: Ry Cooder in der IMDb (Internet Movie Database)

Ry Cooder: The Border

The Border, zu deutsch Grenzpatrouille, ist ein US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 1982 in der Regie von Tony Richardson und mit Jack Nicholson sowie Harvey Keitel. Die Musik stammt von Ry Cooder, den wir bereits als Komponisten diverser Soundtracks zu anderen Filmen kennen. Für den Soundtrack zu diesem Film wurden u.a. auch zwei Lieder von Domingo Samudio verwendet, besser bekannt als Sam the Sham von der Tex-Mex-Band Sam the Sham & the Pharaohs aus den 60er Jahren.

Vielleicht noch einige Anmerkungen zu Filmmusik allgemein. Diese wird meist eingesetzt, um die optischen Eindrücke zu untermalen bzw. zu unterstützen oder gar zu verstärken. Man spricht hierbei von Underscoring. Diese Musik nennt man auch Off-Musik, also eine Musik, die die eigentlichen Filmcharaktere nicht wahrnehmen. Im Gegensatz dazu ist On-Musik eine Musik, die auch die Protagonisten des Film wahrnehmen, z.B. wenn im Film in einer Bar die Musikbox spielt. So genannte Soundtracks, also Musik, die auf Musik-CDs veröffentlicht wird, unterscheidet man oft in Samplers und Scores. Ein Score ist in der Regel die Musik, die speziell für den Film komponiert wurde und dem genannten Underscoring (immer Off-Musik) dient. Hierzu gehört auch ein Leitmotiv, das wiederkehrend bestimmten Charakteren oder Handlungssträngen zugeordnet wird. Ein Sampler enthält dagegen meist Lieder, die sowohl Off- als auch On-Musik sein können, also Lieder oder Stücke, die oft nicht extra für einen Film komponiert wurden (wie z.B. die zwei Lieder von Domingo Samudio) und ‚nur’ thematisch gut zu einem Film passen. Oft erscheinen auf einem Sampler auch Stücke, die im Film gar nicht angespielt wurden.

Aber weiter zur Thematik des Filmes: Er handelt von einer Grenzpatrouille (United States Border Patrol) an der Grenze zwischen Texas und Mexiko und dem Problem der illegalen Einwanderung von Mexikanern in die USA. Dabei werden Menschenschmuggel bis hin zu Menschenhandel (von Kindern, die als Adoptivkinder verkauft werden) anhand von Einzelschicksalen thematisiert.

Hier zunächst ein Trailer zu dem Film:


Tony Richardson. The Border (Grenzpatrouille)

… und ein etwas längerer Filmausschnitt (im Original):


Jack Nicholson: The Border

Zuletzt aus dem Soundtrack zu diesem Film das Stück “Too Late”, das Ry Cooder u.a. mit John Hiatt (Gitarre, Gesang) und Jim Keltner (Drums), die immer wieder bei Plattenaufnahmen von Cooder mitwirkten, eingespielt hat:


Ry Cooder/John Hiatt u.a. – Too Late

Übrigens: Den Film gibt es heute Abend auf Tele5 im Fernsehen.

Ry Cooder: Southern Comfort

Die letzten Amerikaner (auch im Verleih als „Kommando Bravo“, im Original „Southern Comfort“) ist ein 1981 erschienenes Kriegsdrama des Regisseurs Walter Hill. Die stimmungsvolle Südstaaten-Filmmusik wurde vom langjährigen Mitarbeiter Hills Ry Cooder komponiert.

Der Film handelt von einer Reserveübung der Nationalgarde, die an einem Wochenende in den Sümpfen von Louisiana stattfindet. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen mit den einheimischen Cajuns, einer frankophonen Bevölkerungsgruppe, die immer mehr eskaliert.

Wie in John Boormans «Beim Sterben ist jeder der erste» thematisiert Walter Hill («Nur 48 Stunden») die Überheblichkeit des Zivilisationsmenschen, seine Dummheit und Ignoranz gegenüber der Natur. Das Mißverständnis beginnt dort wie hier damit, daß die Wildnis lediglich als sportliche Herausforderung betrachtet wird. Der packende Actionthriller ist darüber hinaus eine interessante Studie über die Entstehung von Gewalt und nicht zuletzt auch eine politische Parabel über den Vietnamkrieg. (CINEMA)

Von der Musik von Ry Cooder heißt es u.a.: „Von schleppenden Gitarrenklängen untermalte Kamerafahrten durch überflutete Sumpfwälder künden bereits im Vorspann von kommendem Unheil, …“ ODER „Untermalt wird der Film von der unheilvollen Musik Ry Cooders.“

Auch wenn es nicht ein Film ist, den ich mir unbedingt angucken möchte, so ist doch erkennbar, dass es Ry Cooder gelingt, auch in einem Film wie diesen (irgendwo zwischen Thriller und Kriegsdrama) mit seiner Musik zur dichten Atmosphäre der Handlung beizutragen. Hier zunächst der Trailer zum Film im Original:


Southern Comfort Trailer (1981)

Zuletzt ein Stück aus dem Soundtrack von Ry Cooder zu dem Film:


Ry Cooder: Theme From Southern Comfort aus Southern Comfort (Soundtrack) (1981)