221B Baker Street, City of Westminster, London NW1 6XE, England – bei dem es bei dieser Anschrift nicht klingelt, der hat mit den beiden Helden, die hier wohnen (gewohnt haben) nichts am Hut, oder? Sherlock Holmes und Dr. John Watson! Okay, auch noch Mrs. Hudson, die Vermieterin.
Eigentlich gibt es diese Anschrift (Hausnummer 221 B) im wahren London nicht und hat es nie gegeben. Einige Häuser weiter (232 Baker St) gibt es dafür das Sherlock Holmes Museum, das sich allerdings mit der Hausnummer 221 B schmückt. Sei es darum …
Sherlock Holmes Museum – 232 Baker Street, London
Nun (für die, die es immer noch nicht wissen), Sherlock Holmes ist eine vom britischen Autor Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Romanfigur, die zur Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts als Detektiv tätig war. Dr. Watson ist der Assistent, Freund und Mitbewohner von Sherlock Holmes (Weiteres siehe auch in meinem Beitrag Sherlock Holmes).
Holmes besticht durch seine neuartige forensische Arbeitsmethode, die ausschließlich auf detailgenauer Beobachtung und nüchterner Schlussfolgerung beruht. Er gilt bis heute weithin als Symbol erfolgreichen analytisch-rationalen Denkens und als Stereotyp des Privatdetektivs. Das Werkverzeichnis um den Detektiv umfasst 56 Kurzgeschichten und vier Romane.
Wie man es sich denken kann, so wurden die Abenteuer von Holmes und Watson oft verfilmt. Natürlich sind viele Filme auch als DVD/Blu-ray Sherlock Holmes erhältlich. 2009 gab es eine Produktion mit Robert Downey Jr. als Sherlock Holmes und Jude Law als Dr. Watson, welcher 2011 einen Nachfolger erhielt. Beide Filme sind keine direkten Adaptionen von Arthur Conan Doyles Geschichten. Allerdings gibt es einige Bezüge zu diesen. Regie führte in beiden Fällen Guy Ritchie, zu dem ich später (an anderer Stelle) noch einmal kommen werde.
Seit 2010 läuft nun die britische Fernsehserie Sherlock, in der die Kriminalgeschichten von Conan Doyle in die heutige Zeit übertragen wurden. Die Briten Benedict Cumberbatch und Martin Freeman (den wir als Bilbo Beutlin aus der Hobbit-Trilogie kennen) spielen Sherlock Holmes und Dr. John H. Watson. Bisher gab es drei Staffeln zu je drei Folgen. An einer vierten Staffel wird wohl gerade noch geschrieben. Diese dürfte voraussichtlich erst im Sommer 2016 ins deutsche Fernsehen kommen. Eine fünfte Staffel ist auch schon geplant. Allerdings ist ein so genanntes Special abgedreht, das in diesen Tagen im britischen Fernsehen gezeigt wird. Diese Extrafolge, die übrigens ins viktorianische England des Holmes-Autoren Arthur Conan Doyle, also zurück zu den Wurzeln geht, soll es zu Weihnachten geben. Hier schon einmal ein Vorgeschmack im englischen Original:
Die Serie hat bisher ohne Ausnahme hervorragende Kritiken bekommen. Irgendwie hatte ich allerdings ‚den Anschluss‘ verpasst. In den letzten Wochen wurden dann aber in der ARD die ersten sechs der insgesamt bisher neun Folgen jeden Freitag wiederholt. Und die letzten drei Folgen gab es um die Osterzeit in diversen dritten Programmen.
Ja, ich habe mir inzwischen alle Folgen der Serie Sherlock angeschaut und kann die Kritiken nur bestätigen. Was wie ein Wagnis klang, nämlich Holmes und Watson ins 21. Jahrhundert zu verpflanzen, hat sich als Glücksfall erwiesen. Dazu trägt natürlich auch die hervorragende Schauspielerleistung bei – nicht nur in den Haupt-, sondern auch in den Nebenrollen.
Sherlock Holmes (mit vollem Namen William Sherlock Scott Holmes) tritt wie in den Originalgeschichten als beratender Privat-/Amateur-Detektiv („consulting detective“) auf, der dank seiner genauen Beobachtungen und schnellen Schlussfolgerungen („Deduktionen“) der Polizei, von der er häufig konsultiert wird, weit überlegen ist. In der modernen Version arbeitet er bei der Aufklärung der Verbrechen mit moderner Technik des beginnenden 21. Jahrhunderts wie SMS, Internet und GPS. Sherlock macht sich häufig über die Hilflosigkeit der Polizei-Beamten lustig und stellt sie als inkompetent dar. Andererseits wird er von ihnen für seine Exzentrik und Andersartigkeit nicht selten verspottet. Er ist immer wieder veranlasst klarzustellen, er wäre kein Psychopath, sondern vielmehr ein hochfunktionaler Soziopath.
Dr. John Hamish Watson ist der pragmatische Assistent Holmes‘ und ein Mann von gesundem Menschenverstand. Holmes weiß das trotz seiner exzentrischen Art sehr zu schätzen. Als eine Art Running Gag kommt es immer wieder vor, dass man beide für schwul hält. Als Dr. Watson Mrs. Hudson, der Vermieterin, mitteilt, dass er bald heiraten wird, fragt diese, wer denn DER Glückliche wäre. So muss Dr. Watson erklären, dass es eine SIE ist – und er nicht schwul sei.
Ziemlich in der Nähe der Baker Street fand man übrigens in der North Gower Street den geeigneten Drehort für das Haus, in denen Holmes und Watson bei Mrs. Hudson wohnen.
Drehort: North Gower Street, London
Holmes und Watson sind typisch britisch. Und wie sehr ich das Britische mag, habe ich an anderen Stellen in diesem Blog oft genug kundgetan (siehe insbesondere auch Willi und die Swinging Sixties). Es sind diese besonderen Typen, meist sehr exzentrisch und skurril, und der schwarze Humor der Briten, die mir gefallen. Davon hat die Sherlock-Serie eine Menge. Was mir gefällt, das mögen meine Söhne meistens auch. Nachdem mein ältester Sohn, der in Göttingen wohnt, die erste Folge gesehen hatte, kam schon eine Hilferuf nach den weiteren Folgen. Obwohl die jeweiligen Folgen von der Handlung her abgeschlossen sind, so empfehle ich doch, die Serie chronologisch anzuschauen, weil es immer Rückbezüge gibt, die man nicht verstehen wird, wenn man die vorhergehenden Folgen nicht gesehen hat.
Die Sherlock-Serie ist ein kleines Meisterwerk voller herrlicher Einfälle. Ich freue mich schon auf die Special-Folge – und natürlich auf die vierte Staffel. Wie gut, dass ich mir die Zeit bis dahin mit vielen noch nicht gesehenen Tatort-Folgen vertreiben kann (obwohl diese Serie, was neue Folgen anbelangt, bis zum 6. September Sommerpause eingelegt hat).