Wenn im Fahrstuhl Paternoster der Tod lauert

Vor einigen Jahren weilte ich an früherer Wirkungsstätte in Bremen und benutzte dort einen der dort vorhandenen Personen-Umlaufaufzüge, besser bekannt als Paternoster. Ich mag diese sich im ständigen Umlaufbetrieb befindlichen Aufzuganlagen, denn wer kennt es nicht, wenn er mit einem herkömmlichen Aufzug fahren will: Der Aufzug befindet sich natürlich in einem weit entfernten Stockwerk, macht dann auf dem Weg mindestens noch ein-, zweimal Halt. Schon ist man entschlossen, die Treppe zu nehmen, da kommt er dann endlich. Okay, will man mit einem Paternoster fahren, dann sind die gerade kommenden Kabinen bereits besetzt …

    Fahrt im Paternoster

Reinspringen, fahren, rausspringen: Seit mehr als 100 Jahren fahren Paternoster-Fahrstühle auf und ab. Für die meisten Menschen in Deutschland soll die Technik jetzt tabu sein – das ruft Widerstand hervor.

Aus Sorge um ein Ende der verbliebenen Paternoster-Aufzüge regt sich in vielen deutschen Städten Protest. Freunde der alten Technik wehren sich gegen eine neue Arbeitsschutz-Verordnung (eine von Bundearbeitsministerin Andrea Nahles verfügte „Betriebssicherheitsverordnung für Umlauffahrstühle“), die ab 1. Juni in Kraft getreten ist. Paternoster, die noch etwa in einigen Bürohäusern fahren, sollen dann nur noch von solchen Beschäftigten benutzt werden dürfen, die eigens eingewiesen wurden. Für Besucher sollen die historischen Fahrstühle demnach nicht mehr zugänglich sein.

„Eingeführt wurde eine Benutzungseinschränkung für Publikumsverkehr, weil es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Unfällen und Todesfällen gekommen ist“, betonte eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums.

In Oberhausen war ein kleiner Junge in einen Paternoster-Schacht gedrückt worden. In Frankfurt/Main klemmte sich eine Frau die Beine ein, in Mainz war ein Mann mit dem Kopf eingeklemmt worden. „Ich habe null Verständnis für diese neue Vorschrift, denn ich kann mich an keinen nennenswerten Unfall, geschweige denn an einen Personenschaden erinnern“, sagte indes Stuttgarts Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne). Das Ministerium in Berlin kündigte bereits eine weitere Novelle für Herbst an, damit die Paternoster-Benutzung wieder einem breiteren Publikum erlaubt werden könne.

Im Auswärtigen Amt sollen Besucher die Paternoster schon vorher weiterbenutzen können – wenn sie durch begleitende Beschäftigte unterwiesen werden, wie es dort hieß. Nicht gestattet sei die Nutzung etwa mit beweglichen Transportmitteln wie Aktenwagen.

Die Stadt Kiel will ihren Mitarbeitern ein kleines Merkblatt mit Sicherheitshinweisen geben. Die Paternoster-Nutzung im Rathaus ist dort bereits auf Beschäftigte beschränkt, „um Gefährdungen ungeübter Personen auszuschließen“. Bisher klären ältere Kollegen neue Mitarbeiter über den Paternoster auf.
(Quelle: u.a. heute.de)

Sicherlich sind Paternoster-Aufzüge wenig geeignet für Personen, die gehbehindert sind. Auch sollte man sie nicht zum Transport für irgendwelche Lasten benutzen. Ansonsten sind sie ein wunderbares, technisches Relikt aus sicherlich nicht besseren, aber doch eher gemächlicheren Zeiten. Schade, wenn Paternoster gänzlich aus dem Verkehr gezogen werden sollten.

Man darf gespannt sein, wann die Berliner oder Brüsseler Reglementierungswut entdeckt, dass z.B. auch Treppen, herkömmliche Fahrstühle und Rolltreppen ein ‚unkalkulierbares Risiko‘ darstellen. Treppenbenutzung wäre dann auch nur noch mit einem entsprechenden ‚Führerschein‘ möglich. Bremen plant eine eigene Verordnung zur Benutzung der zwei öffentlich zugänglichen Paternoster in der Stadt (Haus des Reichs und die Baumwollbörse). Die Paternoster dürfen danach auch hier nur noch von Personen benutzt werden, die vorher eine entsprechende Einweisung erhalten haben. Übrigens den Paternoster in der Bremer Baumwollbörse gibt es seit 1928. Und er läuft und läuft und läuft … Und der Tod lauert sonst wo, aber nun wirklich nicht im Paternoster!


Bremen plant eigene Paternoster-Verordnung

Frisch aus der ‚Presse‘: Nach Protesten kippt die Regierung das Paternoster-Verbot wieder. Eine Änderung der Betriebssicherheitsverordnung passierte am Mittwoch das Bundeskabinett. Betreiber werden nun verpflichtet, auf die Gefahren dieser historischen Aufzüge hinzuweisen. Benutzer sollen etwa mit Schildern angehalten werden, sich so zu verhalten, dass nichts passiert. Besonders sollen keine Lasten in einem Paternoster transportiert werden.

Nein, so doch nicht … (4): Sprüche aus der Kindheit

Wer sich bestimmter Sprüche, Sinnsprüche und Redensarten, bedient, greift dabei auf Erkenntnisse zurück, die das Leben einem gelehrt haben. Vieles stammt dabei aus dem Volksmund, der gern herangezogen wird, um die Allgemeingültigkeit einer ‚Weisheit’ zu belegen. Allerdings sind solche Sprüche nicht wirklich immer berechtigt. Oft bedient man sich ihrer, z.B. um einen Schlussstrich unter einer Auseinandersetzung, einem Konflikt zu ziehen. Punktum!

Besonders gegenüber Kindern werden gern solche ‚Sprüche’ benutzt. Wer erinnert sich nicht an manche Sätze aus der Kindheit, die man noch immer in- und auswendig kennt, wahrscheinlich deshalb, weil sie auch heute noch im Sprachgebrauch vorhanden sind. Erstaunlich ist dabei wohl deren Zähigkeit, mit der sie sich am Leben erhalten, selbst wenn ihnen jegliches Zeitgemäße längst abhanden gekommen ist.

Nein, so doch nicht: Sprüche aus der Kindheit

Ich will nicht behaupten, von meinen Eltern ständig mit solchen ‚Lebensweisheiten’ drangsaliert worden zu sein. Trotzdem kenne ich derer so viele, dass ich mich frage, wo ich diese aufgefangen habe. Allein, wenn es ums Essen oder Trinken geht, beherrschen manche Eltern ein umfangreiches Repertoire an solchen Sprüche:

Wenn Du Deinen Teller leer isst, scheint morgen die Sonne!
Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!
Du bleibst hier so lange sitzen, bis Du aufgegessen hast.
Wenn du Durst hast, dann trinkst du auch Wasser!

[kontraproduktiv ist dann allerdings:] Von zu viel Leitungswasser kriegt man Läuse im Bauch.

Meine Frau und ich haben uns bemüht, solche Sprüche gegenüber unseren Kindern tunlichst zu vermeiden. Aber noch heute (die Kinder sind längst erwachsen) kommt es mir in den Sinn und manchmal auch über die Lippen, dass es morgen schönes Wetter geben muss, da ja alles aufgegessen wurde (das zeigt, wie sehr sich solche Sprüche eingeprägt haben).

Dass solche (oftmals dummen) Sprüche auch heute noch vielen Erwachsenen so verinnerlicht sind, zeigt in diesen Tagen und Wochen Twitter, wo unter dem Hashtag #spruchausderkindheit Tausende ihre Sprüche aus Kindeszeiten zum Besten geben.

Hier nur einige diese Sprüche, an die ich mich auch heute noch bestens erinnere. Manche mögen dann vielleicht doch nicht von so weit hergeholt zu sein:

Jetzt beginnt der Ernst des Lebens.
Wer es nicht im Kopf hat, der hat es in den Beinen.
Du weißt gar nicht, wie gut du es hast.
Wir sind nicht ‚die anderen‘!

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Das kannst du SO NICHT machen.
Ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Du musst erst mal kleine Brötchen backen.

Und wenn … von der Brücke springt, machst du das dann auch?
Du lernst nicht für die Schule, sondern für Dich und Deine Zukunft.
Genieße die Schule, solange du noch kannst.
Setz die Mütze auf!

Schluck‘ den Kaugummi nicht, der verklebt den Magen.
Wenn der Bäcker redet, hat das Brötchen still zu sein.
Du darfst wohl alles essen, aber nicht alles wissen.
Wohin fahren wir? Immer der Nase nach.

Man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute!
Wenn du Großmutter bist, tut es nicht mehr weh.
Wenn’s juckt und zwickt, dann heilt’s.
Der Klügere gibt nach.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Mach dir anständiges Licht, du verdirbst dir deine Augen.
Ihr wisst gar nicht, wie gut ihr es habt.

Hurricane-Wetter 2015

Ich guck’ gerade aus dem Fenster: Die Sonne scheint … Das kann nicht sein! Ab morgen läuft doch wieder das Hurricane Festival unmittelbar vor unserer Haustür am Eichenring in Scheeßel zwischen Bremen und Hamburg. Hurricane sagt doch alles: Sturm und Regen: ein Matschbad gehört mit zur Tradition. Aber was nicht ist, soll ja noch werden 😉

Vielleicht sollten die Veranstalter das Festival einfach mal umbenennen: Fair Weather Festival oder so.

Hurricane Festival 2015

Übrigens: Karten soll es wohl noch geben … Siehe auch:

Hurricane @ twitter.com
Hurricane @ facebook.com

Wehe, wenn sie losgelassen …

Bereits heute geht es ja los. Um 14 Uhr 30 öffnen sich die Tore zum Campingplatz und abends gibt es mit einem Warm-Up-Partymarathon bereits ’ne ordentliche Breitseite Musik auf die Ohren. So reisen die ersten Fans an. Und das heißt: Wohnwagenkolonnen auf der B75, voll besetzte Metronom-Züge zwischen Hamburg und Bremen.

Mein jüngster Sohn mit seinen Kumpeln ist diesmal auch dabei. Vielleicht hält sich Regen (und Sturm) doch in Grenzen. Auf los geht’s los!

Turnierzeit (Sommerfußball 2015)

Die Fußball-Saison 2014/2015 ist beendet: Die Bayern sind wieder einmal deutscher Meister geworden (sowohl die Männer als auch die Frauen). Den DFB-Pokal holte sich der VfL Wolfsburg (gleichfalls die Damen und die Herren). Champions League-Sieger wurde dank Messi und Neymar und zum 5. Mal der FC Barcelona (bei den Frauen übrigens zum 4. Mal der 1. FFC Frankfurt). Wer nun denkt, lieber NICHT-Fußball-Fan, der Sommer wäre eine Fußball-FREIE Zeit, der muss sich getäuscht sehen.

Der Sommer 2015 ist wieder einmal Turnierzeit. In Neuseeland läuft zz. noch die U20-Weltmeisterschaft – heute mit den Halbfinalspielen. Das deutsche Team, als Mitfavorit angereist, musste sich im Viertelfinale nach einem Elfmeter-Schießen der Mannschaft aus Mali geschlagen geben und weilt inzwischen im wohl verdienten Urlaub. Derweil kämpfen die Frauen um die WM-Krone in Kanada. Die deutsche Mannschaft ist in der Gruppenphase als Sieger der Gruppe B hervorgegangen und spielt im Achtelfinale am Samstag, den 20.06. (22 Uhr MESZ) voraussichtlich gegen die Niederlande oder Schweden. Der Weg zum Weltmeistertitel ist aber noch lang und endet im günstigsten Fall am Sonntag, den 5. Juli (Spielbeginn 6. Juni – 1 Uhr MESZ). Frauenfußball beherrscht also zz. die sportlichen Schlagzeilen (wie bereits vor vier Jahren, als die deutsche Mannschaft vor heimischen Publikum ihrer Favoritenrolle nicht gerecht wurde).

    Fußball-Weltmeisterschaft 2015 der Frauen in Kanada

Für mich interessanter ist da schon die Europameisterschaft der U21-Herren, die heute in Tschechien startet. Blick zurück in Freude: 2009 wurde in Schweden eine deutsche Mannschaft U21-Europameister. Sechs Spieler (Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil) bildeten fünf Jahre später den Kern des Weltmeister-Teams und sind auch heute noch Leistungsträger der A-Mannschaft.

    U21-Europameisterschaft 2015 in Tschechien

Auch in diesem Jahr gilt Deutschland als Favorit auf den Titel (einige der Spieler haben bereits in der A-Mannschaft debütiert). Die Qualifikation zu diesem Turnier wurde auf jeden Fall unbeschadet überstanden. Deutschland startet heute in Prag um 20 Uhr 45 in Prag gegen Serbien. Die ARD überträgt das Spiel ab 20 Uhr 15.

Was die Fußball-EM für Europa ist, das ist die Copa América für Südamerika. In diesem Jahr findet diese in Chile statt. Eine Qualifikation zu diesem Turnier gibt es mangels Ländermasse nicht – im Gegenteil: mit Jamaika und Mexiko hat man zwei Gastmannschaften eingeladen. Das Turnier hat mit drei Gruppen a vier Mannschaften begonnen, läuft noch bis zum 4. Juli und endet im Estadio Nacional de Chile von Santiago de Chile.

Und dann gibt es da noch die U19-Europameisterschaft vom 6. Bis 19. Juli in Griechenland (ebenfalls mit deutscher Beteiligung).

Wer also noch nicht satt ist vom Fußball, der kann sich hier genügend Nachschlag holen. Die 2. Liga beginnt dann am 24. Juli, die Bundesliga am 14. August (siehe Rahmenterminkalender 2015/2016 als PDF) – wenig Zeit zum Luftholen ;-).

Gegen den Strom – Tatort (951) aus Bremen: Windparks, SuedLink und Y-Trasse

25 Jahre habe ich in Bremen gelebt. Das ist inzwischen auch schon wieder über 32 Jahre her. Aber natürlich habe ich immer noch einige ‚heiße Drähte‘ zu der Stadt an der Weser, nicht nur dass ich Anhänger des SV Werder Bremen bin. Und als Fan der Tatort-Reihe habe ich natürlich auch zu den Bremer Kommissaren Inga Lürsen und Nils Stedefreund ein ‚besonderes Verhältnis‘.

Am Sonntag lief die neueste Folge aus Bremen: Wer Wind erntet, sät Sturm. Der Titel, man ahnt es, ist eine Ableitung des biblischen Zitats Wer Wind sät, wird Sturm erntet aus Hosea 8,7. Hosea war ein Prophet, der etwa zwischen 750 und 725 v. Chr. im Nordreich Israel wirkte. Das ihm zugeschriebene gleichnamige Buch eröffnet die Reihe der Zwölf kleinen Propheten. – Man erahnt aber auch sogleich die Thematik dieser Tatortfolge: Es geht um die Gewinnung von Windenergie (Wind ernten) und den Widerstand dagegen (… sät Sturm).

Tatort (951) aus Bremen (2015): Wer Wind erntet, sät Sturm – Windpark in der Nordsee

Die Bremer Tatorte beschäftigten sich schon öfter mit Themen, die etwas mit dem Meer, also der Seefahrt und jetzt mit dem Betreiben von Offshore-Windparks, zu tun haben. Sicherlich ist die Gewinnung von Windenergie eine ‚saubere‘ Sache, greift aber stark in die Natur ein. Wer durch Gegenden mit hohen Windstärken fährt (z.B. die Küstenlandschaft Norddeutschlands) wird zwangsläufig auf jede Menge Windkraftanlagen mit riesigen Rotoren stoßen. Das sieht nicht besonders gut aus. Und dass solche Anlagen gerade dort, wo Zugvögel in großen Scharen vorbeiziehen, für diese zur tödlichen Falle werden (‚Vogelschredder‘), kann man sich denken. Das ist dann auch der Ausgangspunkt der Bremer Tatortfolge.

Aber bleibe ich noch etwas beim Thema Windkraft. Auf dem Festlandssockel der deutschen Nordseeküste ist eine riesige Windparklandschaft im Entstehen. Der hier gewonnene Strom reicht aus, um große Teile Deutschlands damit zu beliefern. Aber noch fehlt es an Leitungen von Nord nach Süd, um diesen Strom zu übertragen. Natürlich ist auch das längst in Planung und trägt den Namen Südlink (SuedLink). So wie sich Widerstand gegen die Windparks regt, so formiert sich Widerstand gegen diese Stromtrasse.

Ich wohne 70 km von Bremen, auf halben Weg Richtung Hamburg, entfernt. Und genau vor unserer Haustür ist so eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitung (HGÜ) mit einer Übertragungskapazität von 10 Gigawatt geplant. Elektrosmog für die Anwohner inklusive. Dem nicht genug: Ebenfalls vor unserer Haustür ist die so genannte Y-Trasse geplant, eine Erweiterung des Schienenverkehrs, die zunächst der zeitlichen Verkürzung des Personenverkehrs Richtung Süden dienen sollte, jetzt verstärkt für den Gütertransport bereitgestellt werden soll. Laut einer Prognose würden angeblich bis 2025 im Hamburger Hafen und in den Bremischen Häfen dann doppelt so viele Container umgeschlagen wie jetzt. Auch wenn bei uns keine neuen Schienen verlegt werden, so bedeutet das aber trotzdem einen Zuwachs von mindestens 200 Güterzügen am Tag (und in der Nacht natürlich auch). Prost, Mahlzeit! Noch denken wir (meine Familie und ich) nicht über einen Wegzug nach …

Aber zurück zum Krimi aus Bremen: Es geht zunächst um den Mord an einem Umweltaktivisten, der mit drei Schüssen niedergestreckt wurde. Ein weiterer Aktivist ist verschwunden. Ins Visier der Fahnder rückt schnell der Betreiber eines Windparks, der aber andere Sorgen hat, z.B. mit seiner Hausbank, die plötzlich wegen der Ereignisse den vereinbarten Kredit nicht herausrücken will. Zudem ist ein Hedgefonds-Unternehmen an ‚Claims‘ (Ansprüche auf Gebiete im Meer) interessiert, um eigene Windparks errichten zu lassen. Eine undurchsichtige Rolle spielt dabei auch jene Karin Lorenz (Annika Blendl), die sowohl mit dem Windparkbetreiber als auch dem verschwundenen Umweltaktivisten bestens bekannt ist. Als Vizechefin einer Umweltschutzorganisation vergibt sie Zertifikate gegen Geld an Unternehmen, um gewissermaßen deren Umweltverträglichkeit zu attestieren. Am Ende des Krimis haben wir (wenn ich mich nicht verzählt habe) ein halbes Dutzend Tote.


Tatort (951) aus Bremen: Wer Wind erntet, sät Sturm (2015)

Das ist natürlich ‚viel Holz‘ für 90 Minuten Tatort. Und es bleibt dann auch nicht aus, dass sich einige Protagonisten mancher Plattitüde bedienen („Nur wer gegen den Strom schwimmt, gelangt zur Quelle“), um das Thema möglichst schnell auf den Punkt zu bringen. Am Ende kommt aber ein Kriminalfall heraus, der das Betrachten lohnt: Für Spannung ist bis zum Schluss gesorgt. Und wenn man die Thematik Windpark eigentlich auch nur anreißen kann, so macht diese Tatort-Folge doch sehr nachdenklich.

Bitte mitmachen! Noch etwas zur Y-Trasse – Wer in unmittelbarer Nähe von Bahnhöfen oder Bahnstrecken wohnt (gilt besonders für die Strecke Bremen – Hamburg bzw. die Bereiche Seevetal, Buchholz/Nordheide, Rosengarten, Tostedt, Jesteburg, Hanstedt, Buxtehude, Horneburg und Stade), der kann sich unter laermaktionsplanung-schiene.de an einer Befragung des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) zum Thema Bahnlärm beteiligen. Die Phase der ersten Öffentlichkeitsbeteiligung läuft noch bis zum 30. Juni – Weiteres siehe kreiszeitung-wochenblatt.deBitte mitmachen! Anmelden, Immissionsort (eigene Anschrift), Emissionsort (Bahnstrecke/Bahnhof) angebe, dann die wenigen Fragen beantworten mit Ankreuzen – das war’s dann schon …

Außenseiter auf EM-Kurs

Bei den Qualifikationsspielen zur Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich sorgten wieder einmal die vermeintlich Kleinen für die großen Überraschungen. In der Gruppe A siegte Island 2:1 gegen Tschechien und übernahm wieder die Tabellenspitze. Mit diesem Sieg stießen die Isländer das Tor zur EM 2016 ganz weit auf und haben z.B. auf den WM-Dritten Niederlande weiterhin fünf Punkte Vorsprung. Überraschend kommt dieser Erfolg allerdings nicht. Bereits bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien konnten die Isländer überzeugen und scheiterten nur knapp in den Play-off-Spielen gegen Kroatien.

Fußball-EM-Qualifikation: Sieg der Isländer gegen Tschechien mit 2:1

Aber auch Wales (Gruppe B) mit dem 1:0-Sieg gegen Belgien (Torschütze Gareth Bale) und Österreich (Gruppe G) mit dem 1:0-Sieg in Russland sind auf gutem Weg Richtung Frankreich unterwegs.

Fast schon nicht mehr überraschend kommt in Gruppe F der zweite Sieg der Färöer gegen Griechenland vor einheimischem Publikum. Nachdem 1:0-Sieg in Piräus siegten die Färinger jetzt 2:1 in Tórshavn. Das dürfte das AUS für die Griechen bedeuten.

Die deutsche Mannschaft erfüllte in Gruppe D mit dem 7:0-Sieg gegen Gibraltar ihr Plansoll und liegt weiterhin einen Punkt hinter Polen, die 4:0 gegen Georgien gewannen. Am 4. September spielen dann Polen und Deutschland in Frankfurt/Main voraussichtlich um den Gruppensieg.

Da erstmals 24 statt wie bisher 16 Mannschaften der 54 Mitgliedsverbänden der UEFA an der Endrunde teilnehmen werden, so qualifizieren sich neben Gastgeber Frankreich die jeweils Gruppenersten und –zweiten (18 Mannschaften) direkt. Außerdem ist der Beste der Gruppendritten direkt qualifiziert. Die weiteren acht Gruppendritten ermitteln dann noch die vier letzten Teilnehmer in so genannten Play-Offs untereinander. So könnten auch Mannschaften wie Schottland, Albanien oder Israel den Weg nach Frankreich zur EM schaffen.

The Franz Kafka Rock Opera

Franz Kafka hat auch heute noch eine ungewohnt starke Anziehungskraft, besonders im englischen Sprachraum. Nicht neu und erst jetzt von mir ‚entdeckt‘ ist die Adaption einer Kafka’schen Erzählung zu einer Folge einer animierten Sitcom-Serie. Dabei handelt es sich um die US-amerikanische Fernsehreihe Home Movies. Und aus der ersten Staffel stammt die Folge sechs mit dem Titel: Director’s Cut.

    Home Movies – Season One – Episode 6: Director's Cut @ en.wikipedia

Dwayne, einer der Hauptfiguren der Serie, schreibt eine Rockoper, die auf Kafkas Erzählung Die Verwandlung (englisch: The Metamorphosis) basiert. Natürlich gibt es dazu einen filmischen Ausschnitt – und (darunter) die Lieder (deren fünf) im englischen Original. Ich denke, Franz Kafka hätte seinen Spaß daran gehabt, den ich nun euch wünsche:

• Kafka Song #1: Introduction
He is Franz Kafka!
Franz Kafka!
Be careful if you get him pissed…
Franz! Franz Kafka!
He’ll smite you with metaphor fists!
Writing all he can, he’s just a man
A warrior of words taking a stand
He is Franz Kafka!
Spoken: Oh look, but there he is, what will he say?
I’m a lonely German…a lonely German from Prague!
Kafka! Kafka! Kafka!

• Kafka Song #2: Turning into a bug
I don’t know what’s wrong with me I think I’m turning into a bug
I see double what I see I think I’m turning into a bug
I ain’t got no self-esteem I think I’m turning into a bug
Bet you fifty dollars I’m a man, I’m a scholar and I’m turning into a bug
Momma like a daddy like a baby like a baby like I’ll turn into a bug
Yeah! Yeah!
He is Franz Kafka!

The Franz Kafka Rock Opera: Living like a bug ain’t easy

• Kafka Song #3: Living like a bug ain’t easy
Living like a bug ain’t easy
My old clothes don’t seem to fit me
I got little tiny bug feet
I don’t really know what bugs eat
Don’t want no one stepping on me
Now I’m sympathizing with fleas
Living like a bug ain’t easy…

• Kafka Song #4: Ending
Spoken: Welcome to heaven Franz! My name is God! I think you’re going to like it here!
He is Franz Kafka!

[• Louis, Louis End Rap
Well, I’m, curing disease
Helping blind people read
Don’t drink that milk without talking to me (Oh yeah!)
I’m saving those who can’t see with their eyes
Don’t mess with me you’ll get pasteurized!
Yeah! Come on! Come on! Louis Louis in the house! Break it down!

(Jason does a human beatbox)]

• Kafka End Song
Right now he can
He’s just a man
A warrior of words
Taking a stand
He grew up very poor
He’s steel, it’s to the core
Born in 1883 died in 1924
He is Franz Kafka!

Quelle u.a.: The Animated Franz Kafka Rock Opera (openculture.com)

Tatort (300) aus München: … und die Musi spielt dazu (1994)

Auf Schloss Elmau, auf halbem Weg zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald im wunderschönen Werdenfelser Land, fand am Sonntag und Montag das Treffen der G7, also der Staats- und Regierungschefs der bedeutendsten Industrienationen der westlichen Welt, statt, um wieder einmal über das Schicksal des ganzen Planeten Erde zu bestimmen. US-Präsident Obama hatte zwar seine ‚Lederhosen‘ vergessen, grüßte aber das Volk mit einem zünftigen ‚Grüß Gott‘ (immerhin gab er sich nicht als Bayer aus wie einst einer seiner Vorgänger glaubte, ein Berliner zu sein: Ish bin ein Bearleener).

Im Rahmenprogramm dieser Veranstaltung, die dem Steuerzahler angeblich 360 Millionen Euro kostete (und somit weit mehr als die Bunderegierung bisher bereit ist, für die Flüchtlingshilfe auszugeben), gab es reichlich Blasmusik und Männer mit Sepplhosen und Tirolerhut samt Gamsbart (die armen Gämse). Jetzt weiß auch der letzte US-Amerikaner, dass die Deutschen des Tags und des Nachts in Lederhosen und Dirndl herumlaufen.

Apropos Lederhosen und Dirndl: Am Dienstag sendete das Bayerische Fernsehen eine Wiederholung des Tatorts … und die Musi spielt dazu aus dem Jahr 1994. Es ermitteln darin die Münchener Kommissare Batic und Leitmayr mit Hilfe ihres Assistenten Carlo Menzinger. Es ist der 300. von bis dato 950 Tatort-Folgen. Sollte es da etwa ein Zusammenhang mit dem G7-Treffen geben?

Der Film spielt in der Welt der volkstümlichen Musik. In guter Columbo-Manier (‚howcatchem‘) wissen alle bis auf die Ermittler der Münchener Mordkommission, wer der Täter ist. Daraus entwickelt sich schnell eine muntere Mörderhatz.


Tatort (1994): Herz ist Trumpf (Und die Musi spielt dazu) [leider nur ein kleiner Ausschnitt]

Spätestens wenn das Seemannsquintett „Andi Frege und seine Wasserratten“ in Matrosenanzügen zu sehen ist (Matrosenanzüge als norddeutsches Pendant zur Bayerntracht), wissen auch die letzten Zuschauer, dass hier diese Art von Volksmusik gehörig durch den Kakao gezogen wird. Kenner der Musikszene sind gleich im Bild: Andi bzw. Andreas Frege ist der Realname von Campino, dem Sänger, Frontmann und Songwriter der deutschen Musikgruppe Die Toten Hosen. Und auch Franz Josef Strauß scheint mir in der Figur eines Sängers posthum sein Fett abzubekommen. Man achte übrigens auch auf manch gelungenes Bonmot (wenn diese vielleicht auch in der bayerischen Mundart für uns Norddeutsche etwas untergehen).

Tatort (300) München (1994): … und die Musi spielt dazu – ‚Andi Frege und seine Wasserratten‘ aka Campino und Die Toten Hosen

Nun ja, dieser Tatort aus München kommt ziemlich bayerisch gemächlich daher (ähnlich wie der letzte 950. Tatort Gier, in dem die Wiener Kollegen Eisner und Fellner dem Täter auf die Pelle rückten). Auf jeden Fall ist es ein Spaß für Freunde UND Feinde der Volksmusik.

Etwas ‚versteckt‘ habe ich nun auf Youtube doch das gesamte Video der Folge finden können:


Tatort (300) aus München: … und die Musi spielt dazu (1994)

Barton Fink (1991) – Film der Brüder Coen

Mit meinen beiden Söhnen bin ich Fan der Coen-Brüder. Wir mögen die Filme der beiden, ihren skurrilen, ‚jüdisch‘ gefärbten Witz voll von Absurditäten. Ihr Film Barton Fink stammt aus dem Jahr 1991 und ist einer der ersten Meisterwerke von Ethan und Joel Coen. Er gilt als einer der Höhepunkte des unabhängigen amerikanischen Films, der 1991 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes gleich mit allen drei Hauptpreise (Goldene Palme, Regie, Darsteller) ausgezeichnet wurde. Der Film spielt 50 Jahre zuvor im Jahr 1941.

    Barton Fink (1991)

Barton Fink gilt als eine der zynischsten Abrechnungen mit der Skrupellosigkeit der kommerzorientierten Filmbranche (insbesondere Hollywood). Aber er ist noch einiges mehr. Zunächst beginnt der Film scheinbar konventionell:

Der Broadway in New York: Hier feiert der Autor Barton Fink (John Torturro) 1941 mit dem Stück Nackte, zerlumpte Chöre den Überraschungserfolg der Saison. Er träumt von der Erneuerung der Kunst, von einem ,,Theater für den einfachen Mann“, während sein Agent ihn bereits nach Hollywood verkauft hat. Barton soll für Capitol Pictures, eines der großen Studios, Drehbücher schreiben. Barton erkennt die Diskrepanz zwischen dieser Arbeit und seinen künstlerischen Ambitionen, kann dem Ruf Hollywoods aber dennoch nicht widerstehen.

Das Hotel „Earle“ irgendwo in Los Angeles, im Spätherbst 1941. Barton Fink, ein schüchterner Intellektueller, ist aus New York nach Hollywood gekommen, um für Capitol Pictures Drehbücher zu schreiben. Am Broadway war er ein hoffnungsvoller Bühnenautor, ein Nachwuchstalent. Bei Capitol Pictures ist er ein Niemand. Von seinem Studioboss bekommt er den Auftrag, das Buch zu einem Catcher-Film zu schreiben. Seine Idee: der Mann von der Straße, der ein berühmter Catcher wird … Doch in einer Woche bringt er nicht mehr als vier Sätze zu Papier.

Da kommt ihm sein Zimmernachbar Charlie Meadows (John Goodman) gerade recht. Er ist Versicherungsvertreter, freundlich und der Prototyp des einfachen Mannes. Nun hat er zwar einen Helden für seine Geschichte, aber die Inspiration fehlt ihm noch immer. Auf einer öffentlichen Toilette lernt er sein großes Vorbild, den Schriftsteller W.P. Mayhew, und kurz darauf auch dessen Sekretärin und Geliebte Audrey Taylor kennen. Vor lauter Verzweiflung lädt er eines Abends die hübsche Frau zu sich ein. Sie soll ihm helfen, das Drehbuch zu Ende zu bringen. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, doch als Fink am Morgen aufwacht, erwartet ihn eine böse Überraschung …
(Quelle: arte.tv)


Barton Fink (1991) – Original Theatrical Trailer (englisches Original)

Unweigerlich erinnert mich der Film an die Werke von Franz Kafka. Wie bei ihm entwickeln sich gewöhnliche Alltagssituationen im Film ins Alptraumhafte. Plötzlich ist nichts mehr wie zuvor. Das beginnt ganz banal: Als Barton Fink die Tischklingel an der Hotelrezeption betätigt, schwingt deren Ton noch lange nach. Erst als der Hotelpage, der aus einer Kellerluke hinter dem Tresen hervorsteigt und einen Finger an die Klingel legt, erlischt der Ton.

Überhaupt das schäbige Hotel „Earle“, in dem Barton Fink auf eigenen Wunsch untergebracht wird: es wirkt menschenleer. Nur die Schuhe vor den Zimmertüren der langen Hotelflure deuten an, dass er nicht alleine ist. Der Hotelpage Chet und ein greisenhaft unbeweglicher Liftführer scheinen die einzigen Bediensteten zu sein. Die Tristesse setzt sich fort in einem farblos gespenstischen Interieur der hellhörigen Zimmer. Unter der schwülen Hitze lösen sich Tapeten schmatzend von den Wänden, die Fenster lassen sich nicht öffnen und Moskitos fallen zur Last.

Ja, Kafka! Hat John Torturro als Barton Fink nicht unerhört viel Ähnlichkeit mit Kafka? Nicht allein vom Aussehen her. Ich denke, auch dessen schüchterne Art müsste zu dem Schriftsteller aus Prag passen.

Barton Fink ist ein köstlicher Film mit vielen skurrilen Einfällen in Wort und Bild, die wohl erst beim wiederholten Sehen kenntlich werden. Oder wie in der Zeit stand: Der Film sei kein „Film der mittleren Temperaturen, sondern ein kaltes Fieber, eine Fata Morgana aus Bildern und Tönen, ein manieristischer Exzeß“.