Mark Twain: Die Tagebücher von Adam und Eva

Liebe auf den ersten Blick war es weiß Gott nicht – so lässt sich der Beginn der Romanze zwischen Adam und Eva beschreiben, wenn wir uns nicht auf die Genesis, sondern auf die Tagebücher berufen, die Mark Twain (1835-1910) seinen biblischen Protagonisten in die Federn diktierte. Mit ebenso humor- wie liebevoller Nachsicht verhandelt der weltberühmte amerikanische Autor hier die keineswegs paradiesischen Unzulänglichkeiten der Geschlechter am Beispiel des ersten Traumpaars der Geschichte. Dass die beiden schließlich doch noch zueinanderfinden, ist ein seltenes Glück für die Menschheit – und für den Leser!

Die Tagebücher von Adam und Eva von Mark Twain gibt es mit paradiesischen Bildern von Henri Rousseau als ‚handfestes‘ Büchlein, gegen das ein digitales Format (eBook) einfach nicht mithalten kann.

Mark Twain: Die Tagebücher von Adam und Eva

Mark Twain ist bekanntlich der ‚Vater‘ von Tom Sawyer und Huckleberry Finn, den wohl bekanntesten Jugendlichen der US-amerikanischen Literatur. Einst als Gegenkonzept zu den damals üblichen Kinderbüchern über Musterknaben und braven Mädchen entworfen, haben diese Klassiker der Jugendliteratur bis heute ihren Reiz nicht verloren.

Aber zurück zu Adam und Eva: Mark Twains kleiner Text hat Übersetzer förmlich wie Nektar die Bienen angezogen, dermaßen viele Übersetzung scheint es zu geben. Hier die ersten Sätze aus Adams Tagebuch:

Mark Twain: Die Tagebücher von Adam und Eva
ist ganz schön lästig. Ständig treibt es sich hier herum und folgt mit überall hin nach. Das behagt mir gar nicht, Gesellschaft bin ich nicht gewohnt. Wenn es doch bloß bei den anderen Tieren bliebe.

Und hier eine weitere Version (neu übersetzt vom Kim Landgraf):

Dieses neue Wesen mit den langen Haaren ist ziemlich im Weg. Es lungert immer irgendwo herum und rennt mir hinterher. Das gefällt mir nicht. Ich bin Gesellschaft nicht gewöhnt. Ich wünschte, es würde bei den anderen Tieren bleiben …

Im deutschen Projekt Gutenberg findet sich eine Übersetzung von Arno Niemer (© 2003):

Dieses neue Geschöpf mit den langen Haaren steht mir ganz schön im Weg. Es lungert nur rum und rennt hinter mir her. Ich mag das nicht, ich hatte vorher ja auch keinen Begleiter. Warum bleibt es nicht bei den anderen Tieren?

… und ebenda noch eine Übersetzung (ohne Namensnennung):

Dieses neue Geschöpf mit dem langen Haar fängt an, mir sehr im Wege zu sein. Es ist immer hinter mir her und lungert beständig um mich herum. Ich mag das nicht; ich bin nicht an Gesellschaft gewöhnt. Ich wünschte, es bliebe bei den übrigen Tieren …

siehe auch (im englischen Original):
Eve’s Diary, Complete by Mark Twain
The Entire Project Gutenberg Works of Mark Twain by Mark Twain

siehe außerdem: Heute Ruhetag (11): Mark Twain – Die Schrecken der deutschen Sprache

Pest und Post – das passt …

Der Streik bei der Post ist schon seit einigen Tagen beendet. Trotzdem kommt es natürlich noch zu Verzögerungen bei der Zustellung von Briefen und Paketen. Ich kann den Streik gut nachvollziehen. Fürs Paketgeschäft gründete die Deutsche Post Anfang 2015 neue Gesellschaften, in denen die rund 6500 Mitarbeiter weniger Lohn als ihre Kollegen im Konzern erhalten (20 bis 30 Prozent schlechterer Bezahlung als im Ver.di-Haustarif). Klar, die Konkurrenz der Post ist groß. Aber diese besondere Form des Outsourcings, also der Auslagerung von Unternehmensaufgaben ist doch sehr anrüchig. Am Ende bleibt‘s aber bei wie gehabt: ein Armutszeugnis für die Gewerkschaft!

Es geht wie in allen Wirtschaftsbereichen um Kosteneinsparungen. Das führte u.a. dazu, dass ab Mitte der 1990er Jahre viele der früheren Postämter geschlossen oder in Postagenturen bzw. „Postfilialen im Einzelhandel“ umgewandelt, sprich: privatisiert wurden. So war bei mir zu Hause in Tostedt die Filiale aus der Poststraße (sic!) bereits in die Bahnhofsstraße gezogen, wurde dann 2006 mit wechselnden Eigentümern Postagentur gegenüber dem Kaufhaus Bade an der B75 (Kastanienallee/Ecke Poststraße), um als Filiale wieder zurück in die Bahnhofstraße zu ‚wandern‘. – Und in Grainau an der Zugspitze, wo wir 2012 Urlaub gemacht hatten, war die Postagentur bereits ganz geschlossen …

Deutsche Pest AG

Ich bin nun seit 45 Jahren Kunde der Postbank (die damals 1980 noch Postscheckamt hieß) und habe mein Geld schon bei vielen Postämtern, -agenturen bzw. -filialen abgehoben. Aber das Folgende ist mir dann doch neu: Da ich in Hamburg arbeite (nahe Schanzenviertel), hebe ich Geld, wenn ich es brauche, beim Geldautomaten der sich in der Nähe befindlichen Postfiliale ab. Die war bis zum 30. Juni in der Susannenstraße – und ist seitdem in einer Querstraße, in der Bartelsstraße als Filiale im Einzelhandel (also privatisiert) zu finden. Gestern nun machte ich mich bei Sturm auf, um mein Portemonnaie aufzufrischen. Nur stand der Geldautomat – schon aufgebockt für den Weitertransport, also außer Betrieb – noch in der alten, geschlossenen Filiale. Geldauszahlungen am Schalter sind in der neuen Filiale aber nicht vorgesehen. Unverrichteter Dinge durfte ich wieder gehen (Natürlich bekomme ich Geld auch bei anderen Bankinstituten). Spätestens nächste Woche soll der Umzug des Geldautomaten endlich vollzogen sein. Denn bei der Post geht es nicht so schnell …

Ich frage mich, ob Pest und Post den gleichen etymologischen Ursprung haben. Okay, das Wort Post wurde im 16. Jh. aus italienisch. ‚posta‘ entlehnt, das zunächst „festgelegter Ort“ bedeutete und aus lateinisch ‚posita‘ „bestimmt, festgelegt“ stammt; das italienische Wort entwickelte die Bedeutung „Wechselstation“ und meinte zunächst den Ort, an dem berittene Boten ihre Pferde auswechselten; das Wort gelangte im 15. Jh. ins Deutsche und verallgemeinerte seine Bedeutung zu „Postamt“ sowie „mit der Post versendete Dinge“. Das Wort Pest ist seit dem 14. Jahrhundert bezeugt; von lateinisch pestilentia, zu pestis, „Seuche, Unglück“.

Weltkulturerbe: Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chile-Haus

Wer Hamburg besucht, sollte sowohl die Speicherstadt als auch das Kontorhausviertel besuchen, nicht nur (aber vielleicht doch auch deshalb) weil beides seit wenigen Tagen zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört – so wie Kölner Dom, das klassische Weimar oder die Museumsinsel in Berlin (Welterbe in Deutschland). Mit der Eintragung von Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus wird deren Bedeutung als einzigartige Symbole für die Geschichte des Handels gewürdigt. Hierzu nachträglich herzlichen Glückwunsch der Stadt Hamburg!

Speicherstadt Hamburg © Wilfried Albin 2011

Die Speicherstadt in Hamburg ist der größte auf Eichenpfählen gegründete Lagerhauskomplex der Welt. Sie steht seit 1991 unter Denkmalschutz. Sie wurde ab 1883 als Teilstück des Hamburger Freihafens erbaut, der erste Abschnitt war 1888 fertiggestellt.

Das Kontorhausviertel ist die Bezeichnung für den südöstlichen Bereich der Hamburger Altstadt zwischen der Steinstraße, dem Meßberg, dem Klosterwall und der Brandstwiete. Es ist gekennzeichnet durch die großen Kontorhäuser im Stil des Backsteinexpressionismus des frühen 20. Jahrhunderts. Zentraler Platz ist der Burchardplatz.

Die Speicherstadt gehört zur HafenCity Hamburg, wo bis Mitte der 2020er Jahre ein neuer Stadtteil entsteht. Es ist das größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt in Europa. Sollten die Olympischen Sommerspiele 2024 nach Hamburg vergeben werden, dann wird gegenüber der HafenCity auch die Olympic City mit Olympischem und Paralympischem Dorf,, Olympiastation, Schwimmhalle und Olympiahalle gebaut werden.

siehe hierzu auch meinen Beitrag: Speicherstadt und HafenCity Hamburg

Andreas Hock: Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?

    „Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.“
    Johann Wolfgang von Goethe: Theaterdirektor Serlo zu seinem Freund Wilhelm Meister

Nun ja, der Titel des Buchs Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann? – Über den Niedergang unserer Sprache von Andreas Hock hat mich ‚aufgeschreckt‘. Und dass es mit unserer deutschen Sprache nicht gerade zum Besten bestellt ist, war mir schon länger bekannt. Aber gleich vom Niedergang sprechen …? Ich selbst habe mich in diesem Blog bereits weitreichend mit dem ‚Niedergang‘ der deutschen Sprache beschäftigt (siehe unten, dort findet Ihr mehrere Handvoll Links auf meine Beiträge zu dem Thema).

    Andreas Hock: Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann? - Über den Niedergang unserer Sprache

Zum Titel des Buchs: Der Duden sagt, dass „einzig“ normalerweise nicht gesteigert wird, schließt es also nicht bedingungslos aus. Selbst ein Autor wie Martin Walser („Er habe seit längerem geglaubt, er sei schon alt. Das war, wie er jetzt wisse, ein naseweises Anempfinden. Das einzigste, was ein wenig in die richtige Richtung ging, war eine Art Mitleid mit Alten.“ in Der Augenblick der Liebe auf Seite 200) lässt das Wort in ‚gesteigerter Form‘ zu. Fündig wurde ich dann u.a. auch in Übersetzung zu Anthony Burgess‘ 1985, André Gides Die Falschmünzer bzw. Umberto Ecos Der Friedhof in Prag (auch Heinz Strunk in Fleisch ist mein Gemüse benutzt die Steigerung). Es ist mehr ein logisches, als ein sprachliches Problem. Und ein ‚wo‘ statt des Relativpronomens „der“ ist im Duden als landschaftlich salopp (dem Süddeutschen entlehnt) beschrieben.

Es war einmal eine Sprache, die vor lauter Poesie und Wohlklang die Menschen zu Tränen rührte. Die von Dichtern und Denkern immer weiter perfektioniert wurde. Die um ein Haar auf der ganzen Welt gesprochen worden wäre. Das aber ist lange her – und ein für alle Mal vorbei. Heute ist Deutsch ein linguistisches Auslaufmodell!

Wie konnte es nur so weit kommen, dass unsere Kids zwar wissen, wer der Babo ist – aber keine Ahnung haben, wer dieser Goethe war? Warum wundern wir uns nicht, wenn uns die Werbung von Care Companys, Createurs d’Automobiles oder Sense and Simplicity erzählt? Und wieso, verdammt noch mal, nennen wir unsere Kinder Justin, Cheyenne oder Jeremy?

Andreas Hock fand Antworten auf diese und viele anderen Fragen über den Niedergang unserer Sprache – der eigentlich vor Hunderten von Jahren schon begann und an dem nicht nur Friedrich der Große, Adolf Hitler oder Helmut Kohl Schuld sind. Sondern voll wir alle, ey!
(Umschlagtext des Buches)

Soviel sei gleich gesagt, Andreas Hock ist nicht unbedingt ein Sprachpurist, geschweige denn ein Bewahrer der deutschen Sprache. Dazu dilettiert er zu sehr im Gebiet der Linguistik. Sein Buch will in erster Linie provozieren, versteht sich als Polemik und ist dabei durchaus witzig zu lesen. So neigt der Autor neben all den Verallgemeinerungen zu gewollten Übertreibungen, z.B. die Verwendung des Apostrophes: Bertha’s Snack’s. Leider wird beim Genitiv ziemlich häufig dieses kleine Häkchen verwendet, auch wenn es nur bei Namen erlaubt ist, die auf S und ähnliche Zischlaute enden (z.B. Klaus‘ Snacks). Das Plural-S ist dagegen nicht nur schlechtes Deutsch, sondern Dummheit wie ‚hausgemachte’s Rind’sgulasch‘. Solche und ähnliche Beispiele sind ausgesprochene Einzelfälle und belegen in keiner Weise den Niedergang unserer Sprache, sondern nur die Dummheit einzelner Personen. Das hätte sich Herr Hock ersparen können.

Sicherlich ist ein großes Problem die große Flut von Anglizismen. Nur sollte man schon einen Unterschied zwischen normalen sprachlichen Entwicklungen, dem Gebrauch in Fachsprachen und wirklichen Missständen machen (z.B. das Denglische). Ein Übel, wenn vielleicht auch ein notwendiges, ist die Verwendung von Abkürzungen, besonders in Fachsprachen (z.B. in der IT, also Informationstechnik).

Apropos Informationstechnik: Andreas Hock hegt eine allumfassende Abneigung gegen alles, was mit moderner Kommunikationstechnik (z.B. Internet) zu tun hat und macht gerade hier den Verfall unserer Sprache aus. E-Mails und Kurznachrichtendienste (SMS) sind die Brutstätte verbaler Unzulänglichkeiten. In Wikipedia erkennt er „das Speicherplatz gewordene Nachschlagewerk der Oberflächlichen“ (S. 88) und bleibt selbst äußerst oberflächlich. Es ist ja nicht so, dass er völlig Unrecht hätte. Was ich z.B. täglich an E-Mails bekomme wimmelt nur so von Flüchtigkeitsfehlern. Aber – bezogen auf Jugendliche – um eine SMS zu schreiben, muss man immerhin lesen und schreiben können.

Der Autor ist kein Freund der neuen Rechtschreibung. Auch ich habe seinerzeit besonders die Konzeptlosigkeit des Rats für deutsche Rechtschreibung bemängelt. Vor rund 10 Jahren gab es ein einziges Tohuwabohu, z.B. weil Schriftsteller und Zeitungen anders schrieben, als es die offizielle Rechtschreibung verlangte. Inzwischen hat sich das längst geglättet und auch ein Schriftsteller wie Martin Walser schreibt nach den neuen Rechtschreibregeln. Eigentlich ist die Debatte um die Rechtschreibreform längst der Schnee von gestern. Nicht so bei Herrn Hock, der zudem noch Zusammenhänge herstellt, die bei den Haaren herbeigezogen sind. Er schreibt: Laut einer Studie der Universität Hamburg von 2011 können nun 7,5 Millionen Menschen in unserem Land nicht richtig lesen und schreiben. Das sind: drei Millionen mehr als vor der Reform! (S. 161)

Andreas Hocks Buch ist in erster Linie dem wohlfeilen Sinnen vieler selbsternannter Sprachhüter geschuldet und von daher eher ein Ärgernis als ein Appell, sich der Wurzeln der deutschen Sprache zu bedienen, dieser also wieder neues Leben einzuhauchen.

Der Autor begibt sich in die Niederungen der Deutschen Sprache und meint nun, alles und jedes dort Aufgewühlte verallgemeinern zu müssen. Er fürchtet den Verlust der deutschen Identität. Nur versteht er sicherlich etwas anderes darunter als z.B. ich. Unsere Sprache des Alltags ist nun einmal nicht voll ‚lauter Poesie und Wohlklang‘. Im Zusammenhang mit der neuen Rechtschreibung schrieb ich vor etwa anderthalb Jahren: Ich denke, dass man eindeutig unterscheiden muss, nämlich zwischen einer amtlichen Rechtschreibung, die z.B. für Behörden, Gerichte, natürlich auch für Schulen gültig ist, und einer ‚nichtamtlichen’, bei der dann allerdings „jeder nach eigenem Gutdünken schreiben darf“. Letztere sollte man positiv sehen: Es gab und gibt genügend Schriftsteller, die sich bewusst nicht an die amtliche Rechtschreibung halten und sei es nur, um ungewöhnliche Wortneuschöpfungen zu kreieren. Sprache hat auch etwas mit Phantasie zu tun – und der sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt, auch keine amtlich reglementierten.

Lächerlich, aber gekonnt im Buch platziert ist dabei der wiederholte Hinweis, dass deutsch „um ein Haar auf der ganzen Welt gesprochen worden wäre“: Erst fast Weltsprache, jetzt nur noch Auslaufmodell! So ein Buch verkauft sich ‚wie warme Semmeln‘.

siehe auch ein Interview mit Andreas Hock in der Süddeutschen Zeitung – Magazin

Bevor ich auf meine eigenen Beiträge ‚in dieser Sache‘ verweise, möchte ich einige Fehler in dem Buch aufdecken, die ich ärgerlich finde. Zunächst geht es um die Brüder Grimm (S. 34). Hier vermischt Herr Hock die Deutsche Grammatik, die allein Jacob Grimm verfasst hat, mit dem Mammutwerk des Deutschen Wörterbuchs. Ich habe den Eindruck, dass Herr Hock bisher noch nie einen Blick in dieses Wörterbuch geworfen hat.

Herr Hock spricht von der Beatgeneration (S. 47) der Sechzigerjahre und Beatniks (S. 93) und meint wohl die Generation der so genannten Beatmusik (Beatles, Rolling Stones usw.). Als Beat Generation wird eine Richtung der US-amerikanischen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren bezeichnet und ist als solches ein fester Begriff. Und R ‘n‘ B (Rhythm and Blues) war gewissermaßen der Vorläufer des Rock ’n’ Roll, gab es also nicht zeitgleich mit Techno, Hip-Hop usw. (S. 132).

    So wühlt man sich durch den deutschen Wortschatz

siehe auch meine Beiträge:
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
Von Archaismen und Neologismen
technosexual lifestyle
Was ist ein Jackpot?
You need Zugzwang
Wenn der Amtsschimmel wiehert
Typisch deutsch: Gemütlichkeit
Wörterbuch der Szenesprache
Man spricht Deutsch
Bedrohte Sprachen in Deutschland
Daher der Name Bratkartoffel (1)
Daher der Name Bratkartoffel (2)
Kafkas Wortschatz und Kiezdeutsch
Wortschatz
Unworte
Deutsch 3.0
Jugendkriminalität und das geschriebene Wort

Blech statt Gold Bronze

Tore entscheiden nun einmal ein Fußballspiel. Im Spiel um Platz drei bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada musste sich die deutsche Mannschaft mit 0:1 in der Verlängerung den Engländerinnen geschlagen geben, weil sie ihre vielen Chancen vergaben. Der Elfmeter, der zum einzigen Tor des Spiels führte, war vielleicht nicht ganz unumstritten, aber wer es nun einmal nicht schafft, Tore zu schießen, der hat auch den Sieg nicht verdient.

Wären nicht die US-Amerikanerinnen, die im Endspiel gegen Japan deutlich und verdient mit 5:2 gewannen, dann müsste man sagen: Diese Frauen-WM war nicht nur für die deutschen Spielerinnen eine große Enttäuschung. Der erhoffte Schritt nach vorn blieb aus.

    Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2015

Was mir besonders bei den deutschen Spielerinnen aufgefallen ist, das ist diese bescheidene Schusstechnik: Das Schussbein streckt sich so zum Ball, während der Körper nach hinten fällt. Damit bewegt sich der Körperschwerpunkt weg vom Ball – und der Schuss geht in die Wolken. Um einiges besser machten es die US-Girls, die besonders im Endspiel eine sehenswerte Leistung boten.

Ebenfalls am Wochenende endete die Europameisterschaft der U-17-Mädchen in Island. Die deutschen Juniorinnen schieden in ähnlicher Weise im Halbfinale aus (0:1 gegen die Schweizerinnen) wie die Seniorinnen bei der WM. Trotz klaren Übergewichts im Spiel erzielten sie keine Tore. Europameister wurde Spanien nach einem 5:2-Sieg gegen die Schweiz.

Und auch die südamerikanische Kontinentalmeisterschaft Copa América 2015 hat am Wochenende ihren Abschluss gefunden: Gastgeber Chile siegte im Elfmeterschießen gegen Favorit Argentinien.

Während die Mannschaft der Bundesliga bereits aus dem Urlaub zurückgekehrt sind und sich auf die neue Saison vorbereiten, startet heute die U-19-Europameisterschaft der Junioren in Griechenland. Auch hier ist eine deutsche Mannschaft beteiligt, die übrigens Titelverteidiger (mit Spielern wie Joshua Kimmich, Davie Selke bzw. Levin Öztunali) ist.

1,5 Prozent Fett

Das Folgende ist kein Witz. Es ist ein Schlag ins Gesicht des guten Geschmacks, so abgeschmackt ist das, jawoll! Allein die Rechtschreibung ist eine einzigartige Katastrophe!

Ein Hase ruft in einer Molkerei an.

– »Hattu Milch?«
– »Ja.«
– »Hattu auch fettarme?«
– »Natürlich!«
– »Muttu langärmeliges Hemd tragen!«

    Milch mit Fettarmen ?!

Und wie ist Deine Meinung zum ‚Witz des Jahrtausend‘?

Ich könnte brüllen …

O … vor Lachen!
O … vor Schmerzen!
O … weil ich kein langärmeliges Hemd habe!
O … weil ich grundsätzlich langärmelige Hemden trage!
O … weil ich an Geschmacklosigkeit leide!

Mehrfallnennungen sind möglich (bitte mit schwarzem Edding auf dem Bildschirm ankreuzen!) – Anschließend den Bildschirm falten, in einen Briefumschlag stecken, diesen verschließen und ausreichend frankiert senden an: Ei, wie witzig – 12345 Entenhausen, Postfach 007. Es winken (sic!) viele fettarme Preise!

Die erste große Hitzewelle des Jahres 2015

Wirklich sommerlich war der Juni in diesem Jahr leider nicht, manchmal eher aprilmäßig wechselhaft. Aber die erste große Hitzewelle kündigte sich bereits in den letzten Juni-Tagen an. Jetzt am Wochenende soll es so richtig heiß werden – mit Temperaturen an die 40 ° C (vielleicht auch an einige Orten darüber). Selbst Hitzerekorde kommen da ins Wanken. Wie nicht anders zu erwarten, so kommt diese Hitze direkt aus Afrika.

Da ist Grillen angesagt. Und wer nicht selbst gegrillt werden möchte, der sollte sich rechtzeitig ein schattiges Plätzchen suchen. Badeanstalten dürften eher überlaufen sein. Auf jeden Fall ist leichte Kost angesagt – und das Trinken nicht vergessen! Wer nicht anders kann und die Tage unterwegs verbringt, sollte sich mit genügend Getränke (am besten ist dann doch Mineralwasser) versorgen. Dann wünsche ich fröhliches Schwitzen!

Die erste große Hitzewelle des Jahres 2015: Aussichten für Sa., 04.07. bis Mo., 06.07.

Hier die Aussichten für die nächsten Tage (Quelle: wetter.de)

Freitag: Es wird noch heißer: Auch Hamburg und Hannover knacken die 35 Grad – ohne Probleme. Um 39 Grad in Mannheim/Heidelberg! Auch Thüringen und Sachsen-Anhalt ächzen unter weit mehr als 30 Grad, auch in Sachsen sind 33 Grad oder mehr keine Hürde mehr. Berlin überspringt auch die 30-Gradmarke. Außer in Ostfriesland und auf Sylt wird es in ganz Deutschland 30 Grad und wärmer. In der gesamten Westhälfte darf man sich auf eine weitere tropische Nacht einstellen und eventuell auf einzelne Hitzegewitter.

Samstag: Der Samstag wird wohl der heißeste Tag der Woche. Die Rekordwerte werden allem Anschein nach purzeln. Die 40-Grad-Marke dürfte in mehreren Gegenden tatsächlich geknackt werden. Es geht um das Münsterland, das südliche Niedersachsen und weiterhin den Südwesten Deutschlands. Für Göttingen und Mannheim sind 41 Grad berechnet. Es kann außer an den Küsten im gesamten Land heißer als 35 Grad werden. Das ist nicht mehr lustig und stellt vor allem für ältere Menschen eine große Gefahr dar. Nachts möglicherweise sogar 25 Grad! Schlafen Sie auf dem Balkon.

Sonntag: Leichter Temperaturrückgang im Nordwesten. In Hamburg fallen die Werte auf 35, in Köln auf 33 Grad. Es kann zu schweren Hitzegewittern kommen. Im Süden und Osten immer noch 35 Grad und mehr. Im Raum Mannheim immer noch sehr heiß mit über 40 Grad.

Montag: Die ganz große Hitze scheint am Montag endlich vorüber. Zwar gibt es immer noch bis zu 35 Grad im Glutofen im Rhein-Main-Neckar-Gebiet und in der Lausitz, doch an der Küste sind wir schon wieder im normalen Bereich zwischen 20 und 25 Grad. Das wird uns dann kalt vorkommen. Verbreitet gibt es noch einmal knapp 30 Grad, doch das ist ja nach den heftigen Temperaturen der vorherigen Tage dann fast angenehm.

Tendenz: Die Hochsommerlage bleibt bestehen. Vor allem im Südwesten sieht es überhaupt nicht nach einer Abkühlung aus. Da bleiben die Temperaturen tagsüber konstant bei rund 35 Grad. Die Gewittergefahr steigt vor allem am Dienstag stark an. Danach sieht es bis zum Wochenende nach schönem Sommerwetter aus. Die Temperaturen liegen meist zwischen 25 und 30 Grad, nur im Südwesten bleibt es heißer.

Schuss in den Ofen

Die deutschen Fußball-Frauen hatten sich viel vorgenommen. Der dritte Stern sollte her. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Kanada konnte frau sich im Viertelfinale gerade noch der starken Französinnen erwehren (im Elfmeterschießen hielt Nadine Angerer den letzten Elfer). Im Halbfinale gegen die USA war dann aber Schluss. Die Amerikanerinnen siegten verdient, wenn auch glücklich: Célia Šašić hatte beim Stand von 0:0 in der 63. Minute einen Foulelfmeter verschossen. Die US-Amerikanerin Carli Lloyd machte es dann sechs Minuten später besser: Nach meinem Geschmack fand das zum Elfmeter führende Foul allerdings außerhalb des Strafraums statt. Kelley O’Hara, neun Minuten zuvor eingewechselt, machte dann in der 84. Minute mit dem 2:0 für die USA alles klar.

    Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2015 in Kanada

Und auch die U21-Herren konnten bei der EM in Tschechien ihrer (selbsternannten) Favoritenrolle nicht gerecht werden: Im Halbfinale kassierten die Jungspunde eine dicke 5:0-Niederlage gegen Portugal, die dann allerdings im Finale den Schweden im Elfmeterschießen unterlegen waren.

Die zuvor als neue ‚goldener Generation‘ gepriesene deutsche Mannschaft (nach den U21-Europameistern von 2009) erwies sich mithin als Luftnummer. Schon zuvor waren die U20-Junioren bei der WM in Neuseeland im Viertelfinale gescheitert (Serbien siegte überraschend gegen Brasilien).

Nein, es ist nichts mit einem Titelgewinn nach dem anderen. Ich fürchte eher, dass dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien so schnell kein neuer Titel auch bei den ‚Senioren‘ folgen wird. Die Europameisterschaft steht im nächsten Jahr an. Und es gibt eine Reihe von Mannschaften, die den Deutschen Paroli bieten werden. Viele Jäger sind des Hasen Tod. Die deutschen Spieler haben nicht das Potential, ähnlich wie die Spanier zuvor, über mehrere Jahre den Weltfußball zu bestimmen. Ich denke, das ist auch gut so.

We Like a Good Conservation

Es wird einfach zu viel gequatscht, gelabert. Überall, wo man hinguckt, versammeln sich Leute, um zu faseln. Im Zug, hinter einem, sitzen sie und erzählen sich ihre Wehwehchen und was sie sonst noch so schmerzt. Auf der Arbeit gibt es Laberrunden am laufenden Bahn, Arbeitskreis genannt oder Meeting. Und im Fernsehen, man mag schon gar nicht mehr hinschauen: Talkshows, in denen nichts anderes als geschwafelt wird.

Der Bundestag: eine einzige Quasselbude. Podiumsdiskussionen: Plaudertaschen, die sich vollsülzen. Überall Geschwätz und Salbadern: Viel Gerede und nichts zu sagen.

Betrachtet man das Bild mit diesen beiden Herren (Andy Warhol und Alfred Hitchcock), dann erkennt man zuerst, wie sie entspannt beieinandersitzen. Da wünscht man sich, Mäuschen zu spielen und dem Gespräch der beiden zu lauschen. Nur weg aus dem Zug, weg von der Arbeit und dem Fernsehgerät.

    Andy Warhol und Alfred: Hitchcock: We like a good conservation

Wer denkt, die beiden hätten so gar nichts gemein, wird sich wundern, was sie sich zu sagen haben. Wir wissen nicht was, aber wir wissen, dass es kein GELABER ist: We like a good conservation!

Günter Grass: Der Butt (1977)

Aus Anlass des Todes von Günter Grass im April diesen Jahres las ich erneut einen seiner wichtigsten Romane: Der Butt, der 1977 erschien. Mit Fokus auf das Gebiet der Weichselmündung behandelt er auf mehreren Erzählebenen die Geschichte der Menschheit von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart und hier insbesondere das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Das Märchen Vom Fischer und seiner Frau ist dabei Ausgangspunkt und strukturgebendes Merkmal. Daraus entnommen der Butt, ein sprechender Fisch, den Grass als allzeitiger Berater der Männersache vorführt.

    Günter Grass: Der Butt (1977)

Mit der Zeugung eines Kindes beginnt der Icherzähler Günter Grass seinen Roman ‚Der Butt‘ und er beendet ihn mit der Geburt. Dazwischen, in den neun Monaten der Schwangerschaft, denen die neun Kapitel des Romans entsprechen, erzählt er seiner Frau, die er nach dem Märchen ‚Vom Fischer un syne Frau‘ Ilsebill nennt, von seinen Lebensläufen durch die Jahrhunderte.
Wie in jenem Märchen nahm seine lange Geschichte ihren Lauf an einem schönen Sommertag gegen Ende der Jungsteinzeit, als der Fischer Edek aus der Ostsee, dort wo Jahrtausende später die Stadt Danzig erstand, einen wundersamen Fisch fing, den uralten, sprechenden, allwissenden Butt. Zum Dank für die geschenkte Freiheit macht ihn der Butt unsterblich, begleitet er ihn als Mentor durch die Jahrhunderte. Vom Butt beraten, löst sich der Icherzähler aus der wärmenden Fürsorge der herrschenden Frauen, verläßt er Aua, das dreibrüstige Urweib in der Weichselmündung, vertritt er fortan die Herrschaft der Männer über die Frauen. Und doch verfällt er immer wieder dem Ewig-Weiblichen, vor allem den Kochkünsten der Frauen. Von neun Köchinnen weiß er Ilsebill zu berichten, von neun, vom Zeitgeist der jeweiligen weltgeschichtlichen Epoche bestimmten Frauen, liebenden und mörderischen, treusorgenden und herrschsüchtigen – immer neue Verwandlungen und Geschichten, Legenden, Sagen und Parabeln von Jahrhundert zu Jahrhundert. Indessen vollendet sich das Märchen vom Butt in der Gegenwart.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, während Ilsebill vergangenen Mythen lauscht, haben drei Frauen an der Ostseeküste den Butt erneut an der Angel, muß er sich in Berlin in einer Zinkwanne vor einem feministischen Tribunal verantworten, angeklagt als Betreiber der Männersache, als Verantwortlicher für das bittere Los der Frauen von der Steinzeit bis heute.

Dieser prall und sinnlich, poetisch und frivol erzählte und von Küchendüften durchzogene Roman von der Herrschaft der Männer und der Freiheit der Frauen ist eine magisch beschworene Menschheitsgeschichte aus mythologischer Vergangenheit und realer Gegenwart, phantastische Erfindungen und wahren Geschichten ohne Ende, ein „Danziger ‚Zauberberg‘“.
(aus dem Klappentext)

    Ilsebill salzte nach. Bevor gezeugt wurde, gab es Hammelschulter zu Bohnen und Birnen, weil Anfang Oktober. Beim Essen noch, mit vollem Mund sagte sie: „Wolln wir nun gleich ins Bett oder willst du mir vorher erzählen, wie unsre Geschichte wann wo begann?“

So beginnt dieser gut 550 Seiten starke Roman, wobei der Romanbeginn 2007 zum schönsten ersten Satz eines deutschsprachigen Romans gewählt wurde. Es geht also um Bett- und Küchengeschichten. Oft deftig das eine wie das andere. Und es geht um Männer und Frauen. Am Anfang stand das Matriarchat, eine Zeit, in der die Frauen das Sagen hatten. Aber die Männer wollten ihr ‚eigenes Ding‘. Und dank des Butts, der sich den Männern als Mentor anbot, übernahmen die Männer nach und nach das Ruder: „Das war am 3. Mai 2211 vor unserer Zeitrechnung – es soll ein Freitag gewesen sein – an einem jungsteinzeitlichen Tag“ (S. 26), als Edek, der junge Fischer, den sprechenden Plattfisch aus der Ostsee angelte.

Die Frauenbewegung war wenig von dem Roman angetan. Die Frauenzeitschrift Emma kürte Grass für sein Werk sogar zum Pascha des Monats. Heute liefe der Roman Gefahr, des Sexismus bezichtigt zu werden

Ja, es geht kaschubisch-rustikal zur Sache. Was da auf den Teller kommt, ist deftig-kräftig und verlangt einen guten Magen. Und in den Betten und Kojen fließen reichlich Körpersäfte. Am Ende kommt dann so etwas wie eine Bestandsaufnahme heraus: die Geschichte der Menschen, die durch Männer bestimmt ist, hat meist nur Krieg und Verderben hervorgebracht.

So kann und muss man Grass‘ Roman als eine Suche nach einem Dritten Weg verstehen. Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre gab es die Suche nach alternativen Konzepten zu Kommunismus und Kapitalismus (Stichwort: Prager Frühling 1968). Dem Inhalt und der Thematik des Romans zufolge, könnte die von Grass gesuchte Alternative ein Mittelweg zwischen den zwei Extremen Matriarchat und Patriarchat sein. Ich denke aber, dass für Günter Grass der Dritte Weg letztendlich doch nur Illusion, nie aber eine realisierbare Option war.

Ich habe den Roman als Fischertaschenbuch 2181 – Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 101. – 150. Tausend: November 1979 – vorliegen und zum ersten Mal im Herbst 1981 gelesen. Damals habe ich mir ein kleines Personenregister angelegt, das ich hier als PDF-Datei beilege. Denn über die Jahrhunderte des erzählenden Werkes treten recht viele Personen auf. So behält man die Übersicht. Ich habe den Roman wie anfangs erwähnt anlässlich des Todes von Günter Grass erneut gelesen. Dabei habe ich mir Zeit gelassen. Es ging mir dabei wohl ähnlich wie Rolf Michaelis, der damals in der Wochenzeitschrift Die Zeit schrieb:

„Schon lange nicht mehr so Schönes gelesen. Ein Buch, mit dem man lange leben kann. Mit diesem Roman, nach dem sprechenden Plattfisch des Märchens benannt, geht es einem wie mit Menschen: Man hört zu, hört auch mal weg, ist glücklich und mal ärgerlich.“

Bei dieterwunderlich.de habe ich eine sehr ausführliche Inhaltsangabe samt Zitaten gefunden, die ich dem interessierten Leser hiermit empfehlen möchte. Zuletzt noch einige weitere Auszüge aus Rezensionen:

„Es ist die kunstvollste Verzwirnung individuellen Geschehens mit Historie, die ein Roman seit Joyce‘ ‚Ulysses‘ geleistet hat.“
Fritz J. Raddatz in Merkur

„Groß, frisch, oft überraschend, vor allem dann, wenn Grass sinnliche Sagas oder menschliche Tragödien unserer Gegenwart beschreibt, sind Sprache und phantasmagorische Phantasie dieses genialischen Erzählers.“
Joachim Kaiser in Süddeutsche Zeitung

„Ein Roman, in jeder Zeile erfüllt von praller Sinnlichkeit, voller Gerüche und auch Gestank, kraftvoll zupackend und zart, weit ausholend, ausschweifend und gebändigt.“
Kurt Lothar Tank in Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt

Williz Tatort-Sammlung

Bekanntlich unterschiedet man die Menschen in Sammler und Jäger, wobei mir der Unterschied nicht ganz klar ist: Sammler jagen zunächst dem nach, was sie dann sammeln. Jäger verzichten wahrscheinlich aufs Sammeln …

Bleiben wir bei den Sammlern: Die einen sammeln Briefmarken (in jungen Jahren habe ich die Briefmarkensammlung meines älteren Bruders ‚geerbt‘ und dann fortgesetzt … Die Alben müssen bei uns irgendwo in Keller dahindümpeln), die anderen Teddybären. Ich sammle ‚Tatorte‘.

    Tatort – TV-Reihe der ARD (seit 1970)

Inzwischen gibt es 952 Folgen (Stand: 27.06.2015) der ARD-Krimi-Serie. Hier kommen weitere 13 Folgen hinzu, die zwischen 1985 und 1989 fürs Österreichische Fernsehen produziert, in Deutschland aber nicht gezeigt wurden. Einige Ableger gibt’s dann auch noch – wie z.B. eine Folge mit dem heute in Kiel fahndenden Klaus Borowski (damals ermittelte er in Hannover) aus der Anfang des Jahrtausend neu aufgelegten Stahlnetz-Serie: Psi (2002).

Wer Pilze sammelt, geht in den Wald – wer ‚Tatorte‘ sammelt geht … ins Internet und hier auf die Seite des Video-Portals Youtube. Spätestens am Folgetag nach einer neuesten Tatort-Folge wird man dort fündig. Und natürlich gibt es auch viele alte Folgen – wie z.B. auf dem Account eines gewissen Arthur Arapetian, dessen Konto aber zumindest für längere Videos erst einmal gesperrt ist. Bei Youtube hat er es mit dem Einstellen von Tatort-Videos wohl zu bunt getrieben (er muss aber eine riesige Sammlung im Laufe der Jahre zusammengestellt haben).

Diese Videos lassen sich in den meisten Fällen auch auf den eigenen Rechner herunterladen. Hierfür gibt es für den Internetbrowser Firefox jede Menge so genannter Add-ons, mit deren Hilfe man dies besorgen kann. Die Qualität der Videos ist natürlich meist nicht in HD, sondern oft in Standard-Auflösung oder noch bescheidener (aber wer unermüdlich sammelt, der nimmt auch ‚kleine Pilze‘). Und es landet Tag für Tag auch jede Menge Schrott bei Youtube (oft dann auch schon die x-te Kopie eines vor langer Zeit ins Netz gestellten Videos), so als wolle man Youtube bewusst zumüllen. Sei es drum …

Natürlich kann man eine Reihe von Tatort-Folgen auch käuflich als DVDs erwerben: Tatort.

Einen nicht unerheblichen Teil meiner Tatort-Sammlung habe ich allerdings aus dem Fernsehen aufgenommen (das gilt besonders für alle neuen Folgen). Das mache ich mit einem TV-USB-Stick am Rechner. Diese Sticks sind nach ihrem Empfang (Kabel, Satellit, terrestrisch über Antenne) ausgerichtet (beim Kauf darauf achten). Alles Weitere hierzu findet Ihr in meinem Beitrag zur kostenlosen Video-Bearbeitungssoftware XMedia Recode (die ich allerdings nur zur Konvertierung der zugeschnittenen Videos benutze – ansonsten habe ich als Hobbyfilmer natürlich eine andere Software, die mir etwas mehr an Möglichkeiten bietet).

Natürlich gibt es auch Festplattenrekorder, mit denen man Fernsehsendungen über Kabel, Satellit oder Antenne aufnehmen kann. Über TV-USB-Stick habe ich die Aufnahmen aber gleich auf dem PC und kann sie dort nach Belieben weiterbearbeiten.

Erstaunlich finde ich, dass manche TV-Sender (‚dritte‘ Programme) immer wieder auch sehr alte Folgen wiederholen. Die bisher älteste Folge (Folge 2: Saarbrücken, an einem Montag… aus dem Jahr 1970) habe ich so in HD-Qualität (HDTV/720p) aufnehmen können (natürlich in einem Seitenverhältnis 4:3, wie damals üblich).

Im Laufe der letzten zwei Jahre hat sich meine Tatort-Sammlung so von etwa 60 auf inzwischen über 720 Folgen erhöht. Das sind von über 950 bisher gesendeten Folgen etwa 75 %. Wie gesagt: Die Qualität ist dabei nicht immer die beste. (Was man aber hat, das hat man …). Wer sammelt, dokumentiert natürlich auch. So habe ich in einer Liste all die Tatort-Folgen entsprechend gekennzeichnet, die bei mir auf einer externen Festplatte von drei TB abgespeichert sind (siehe PDF-Datei). Es ist wohl verständlich, dass ich nicht die Zeit habe, um eventuelle Wünsche nach Kopien bestimmter Tatort-Folgen zu erfüllen.

Warum diese Sammelwut? Und warum gerade ‚den Tatort‘? Dazu später sicherlich etwas mehr. Nur soviel: ‚Der Tatort‘ hat mich gewissermaßen den Großteil meines Lebens begleitet. Ich kenne die Serie von der ersten Folge (1970) an und habe – mit einigen Unterbrechungen – immer wieder ‚hineingeschaut‘. Auch meine Frau und meine Söhne sind begeisterte Tatort-Fans. Das eigentlich Faszinierende daran ist, dass sich in gewisser Weise unser Leben in Deutschland (bzw. Schweiz und Österreich) in dieser Serie spiegelt. Kein Thema war zu heiß (okay, manche dann vielleicht doch …), um nicht in Form eines Krimis abgebildet zu werden. Und wenn einen dann die Sammlerleidenschaft packt, dann kann man sich ihr kaum noch entziehen. Wahrscheinlich bin ich wirklich mehr Sammler als Jäger.