Archiv für den Monat: April 2024

Kafka 2024: 3. Juni 2024 – 100. Todestag

Neben Musik (und natürlich auch Film) ist es die Literatur, die mich ‚beschäftigt‘. Neben Hermann Hesse gibt es natürlich eine Menge anderer Autoren, die ich gelesen habe und die ich interessant, lesenswert finde. Nicht alles ist leichte Kost (seit geraumer Zeit schlage ich mich mit dem ‚Ulysses‘ von James Joyce herum – und ich will es in diesem Fall dann schon genauer wissen: habe auch das englische Original vorliegen, d.h. aus dem Internet gefischt), aber es gibt auch einen Autor wie Franz Kafka, der eigentlich einen für heutige Zeiten noch sehr modernen Stil geschrieben hat: leicht und locker – aber von Inhalt her alptraumhaft. Es wurde sogar ein Adjektiv erschaffen, das seinen ‚Stil‘ zu definieren versucht: kafkaesk (wie grotesk). Am 3. Juni 1924, also vor 100 Jahren, starb der Prager Schriftsteller Franz Kafka. Es ist also ein Kafka-Jahr. Und verwunderlich finde selbst ich es als Kafka-Fan, wie sehr sich die Welt mit diesem Schriftsteller beschäftigt – besonders das Ausland. Instagram, TikTok – kein soziales Medium, in dem Kafka nicht ‚Freunde‘, Followers usw. anzieht. Besonders junge Menschen sind von Kafka begeistert. Die wohl meistgelesene Erzählung ist ‚Die Verwandlung‘ [amazon.de], in der ein gewisser Gregor Samsa am Morgen erwacht und sieht, dass er sich in einen Käfer verwandelt hat. Alptraum pur!

Kafka verwandelt sich zu ‚Willi‘
Kafka verwandelt sich zu ‚Willi‘

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Abenteuer Ulysses von James Joyce (14): 13. Kapitel – Nausikaa [Odyssee]

Mit dem 13. Kapitel des Ulysses von James Joyce (von 18) haben wir die Hälfte des Romans endlich ‚geschafft‘. Hier wieder einige Informationen zur Handlung und zu den auftretenden Personen, auch wieder einige erklärende Anmerkungen zum Text.

Gemäß der Odyssee von Homer bricht die junge und Göttinnen in der Schönheit ähnliche Nausikaa (Tochter des phaiakischen Königs Alkinoos), im Traum durch Athene dazu ermuntert, morgens mit ihren Dienerinnen zum Strand von Scheria auf und wäscht dort mit ihren Dienerinnen am Fluss in der Nähe des Strandes Wäsche. Nach dem Essen machen sie ein Ballspiel. Durch das Kreischen der Mädchen, als der Ball weit wegfliegt, wird ein Schiffbrüchiger geweckt, der in einem nahe gelegenen Gebüsch schlief. Die anderen Mädchen fürchten sich vor ihm, Nausikaa jedoch hat keine Angst. Sie gibt ihm zu essen und Kleidung. Mir hat diese Nausikaa schon in jungen Jahren sehr gefallen. Ihre Schönheit konnte ich nur erahnen. Besonders gefiel mir aber, wie sie dem Schiffbrüchigen Odysseus Asyl gewährte.

Inhalt des 13. Kapitels:

Szene Felsen am Strand von Sandymount • Uhrzeit 20.00 Uhr

Drei junge Mädchen gehen am Strand von Sandycove spazieren, wo sich auch Bloom aufhält. Die Mädchen necken sich gegenseitig und wollen gerade den Heimweg antreten, als ein Feuerwerk beginnt. Zwei von ihnen gehen ein Stück weiter, um eine bessere Sicht zu haben, die dritte, die – Nausikaa symbolisierende – gehbehinderte Gerty MacDowell, aus deren Perspektive die erste Hälfte des Kapitels erzählt wird, bleibt. Sie und ihre Welt werden sprachlich in der Form sentimentaler viktorianischer Trivialromane dargestellt: „Gerty MacDowell, die unweit von ihren Gespielinnen saß, in Gedanken verloren, den Blick in die weite Ferne gerichtet, war wirklich und wahrhaftig ein Muster liebreizender junger irischer Weiblichkeit […]. Die wächserne Blässe ihres Gesichts wirkte fast vergeistigt in ihrer elfenbeingleichen Reinheit, obschon ihr Rosenknospenmund ein echter Amorsbogen war, griechisch vollkommen.“

Sie setzt sich auf einen Stein, hebt ihre Röcke, um Bloom zu erregen. Dabei stilisiert sie diese Anmache zu einer romantisch-wilden großen Liebe: „Sie hätte gerne nach ihm, erstickend fast, hätte gern die schneeigen Arme ausgestreckt nach ihm, daß er käme, daß sie seine Lippen auf ihrer weißen Stirn fühlte, eines jungen Mädchens Liebesschrei.“

Bloom, aus dessen Sicht der zweite Teil des Kapitels geschildert ist, war an den Strand gekommen, um etwas Ruhe zu finden. Er geht auf die Anmache ein, wobei das junge Mädchen in seinen Gedanken – um sich aufzugeilen – zum „durchtriebenen Luder“ wird: „Teufelinnen sind sie, wenns über sie kommt. Dunkles teuflisches Aussehen.“ – Er masturbiert in der Hosentasche, wobei ihm – in welchem Grade bewusst, lässt sich wie so oft in diesem Roman auch hier schwerlich sagen – Assoziationen an Molly und ihren Liebhaber durch den Sinn gehen: „War das vielleicht grad der Moment, wo er, sie?/ Oh, er hats. In ihr. Sie hats. Geschafft/ Ah!/ Mr. Bloom zog sich mit sorgsamer Hand das nasse Hemd zurecht. Meingott, dieser kleine hinkende Teufel. Fühlt sich langsam doch kalt an und klamm. Die Nachwirkung nicht gerade angenehm. Trotzdem, irgendwie muß mans ja loswerden.“ Blooms Orgasmus wird durch die Beschreibung des gleichzeitig stattfindenden Feuerwerks geschildert.

Gegen Ende des Kapitels beschäftigt Bloom sich noch mit dem Brief von Martha, der somit – zusammen mit seinem voyeuristischen Erlebnis am Strand – den Status einer kleinen Rache an seiner ihn ständig betrügenden Frau erhält.

Odysseus und Nausikaa (Pieter Lastman, Odysseus und Nausikaa, Ölbildnis, 1619, Alte Pinakothek, München)
Odysseus und Nausikaa (Pieter Lastman, Odysseus und Nausikaa, Ölbildnis, 1619, Alte Pinakothek, München)

Im Nausikaa-Kapitel strandet Odysseus auf der Insel des Königs Alkinoos. Dessen Tochter Nausikaa vertreibt sich dort mit ihrem Gefolge beim Ballspiel die Zeit. Sie hat keine Angst vor dem plötzlich auftauchenden Fremden, der ihre Schönheit preist, und nimmt ihn mit in den Palast, wo er sich schließlich als lang vermissten Herrscher von Ithaka zu erkennen gibt. In der malerischen Abenddämmerung spaziert die schöne Gerty MacDowell, begleitet von den Freundinnen Edy Boardmann und Cissy Caffrey mit ihren jüngeren Geschwistern, am Strand von Sandymount.

Morgens machte hier Stephen seinen Spaziergang. Gerty, Tochter nicht eines Königs, sondern eines Trinkers, gibt sich ihren Träumen von der großen Liebe hin. Zur gleichen Zeit findet eine Messe in der nahegelegenen kleinen Kirche statt. Da bemerkt Gerty zwischen den Felsen einen Fremden. Bloom sucht dort Ruhe, nachdem er dem Bürgermob entkam. Gerty lässt ihre Freundinnen weitergehen und bleibt allein zurück unter den ihrer Schönheit bewundernden Blicken von Bloom. Es beginnt eine einvernehmliche Verführungsszene aus der Distanz.

Parallel zum Verlauf der Messe, die mit dem Beginn eines Feuerwerks endet, wird das Geschehen zuerst aus Gertys Perspektive im Stile viktorianischer Trivialromane ausgemalt. Danach wechselt die Erzählhaltung zum inneren Monolog Blooms mit sexuell expliziterer Sprache. Gerty weiß, dass Bloom sie beobachtet, von ihr sexuell erregt ist und onaniert. Sie entblößt mehr und mehr ihre Reize. Als sie Bloom schließlich ihren Schoß zeigt, überschneidet sich Blooms sexueller Höhepunkt mit dem Ende des Feuerwerks.

Das Spektakel ist vorbei. Gerty geht. Mitleidig bemerkt Bloom, dass sie hinkt. Er lässt das Geschehen des Tages nochmals an sich vorbeiziehen, der Ruf einer Kuckucksuhr zur vollen Stunde erinnert ihn erneut an Mollys vollzogenen Ehebruch. Schließlich schläft Bloom ein.
(Quellen: swr.de/swr2/hoerspiel & de.wikipedia.org)

Personen des 13. Kapitels

Die handelnden Personen sind bereits genannt. Zum einen die Hauptfigur des Romans, Leopold Bloom, zum anderen jene Gertrude ‚Gerty‘ MacDowell, die die erwähnte Nausikaa symbolisiert. Daneben sind es Gertys Freundinnen, Cissy Caffrey und Edy Boardman – „mit dem Baby im Kinderwagen und Tommy und Jacky Caffrey, zwei kleine krausköpfige Jungen, die Matrosenanzüge trugen […] kaum vier Jahre alt […]“. Beide Freundinnen sind eifersüchtig auf ihre Schönheit. Gerty lahmt auf einem Fuß; sie wurde kürzlich von Reggy Wylie verlassen. Der Name Gertrud ist eine Parallele zu der tragischen und untreuen Mutter von Hamlet.

Anmerkungen zu diesem 13. Kapitel

Auch zu diesem Kapitel hier einige Anmerkungen und Erklärungen, die vielleicht helfen, mehr Verständnis für den Text zu erlangen. Natürlich bin ich mir nicht sicher, immer ‚das Richtige‘ gefunden zu haben. Für Korrekturen und weitere Anregungen bin ich dankbar:

S. 484: mehr eine Giltrap als eine MacDowell war [Giltrap – Großvater mütterlicherseits, der Besitzer von Garryowen, Hund in Zyklopen]
hauteur [‚Höhe‘]
S. 487: Chenille [‚Raupe‘ – weicher Textilstoff]
petite [klein, zierlich]
(… rucke di guck, die rechte Braut sitzt noch daheim) [im O.: and never would ash, oak or elm = und niemals würde Esche, Eiche oder Ulme]
S. 489: T.C.D. [Trinity College Dublin]
Schaltjahr [1904]
S. 491 Senge [Prügel]
S. 493: Unsere Lieben Frauen von Loreto [italienische Gemeinde]
S. 494: Dessins [Zeichnungen]
S. 495: halkyonische Tage [griech.: 14 Tage um die Wintersonnenwende]
S. 498: Martin Harvey [engl. Bühnenschauspieler]
retroussée [gestülpt]
S. 499: Ora pro nobis [Bete für uns]
Sieben Schmerzen (Mariens) [1. Darstellung Jesu im Tempel mit Weissagung Simeons (Lk 2,34–35) – 2. Flucht nach Ägypten vor dem Kindermörder Herodes (Mt 2,13–15 ) – 3. Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel (Lk 2,43–45) – 4. Jesus begegnet seiner Mutter auf dem Kreuzweg (unbiblische Szene) – 5. Kreuzigung und Sterben Christi (Joh 19,17–39) – 6. Kreuzabnahme (vgl. Mt 27,57–59) und Übergabe des Leichnams an Maria (Beweinung Christi) – 7. Grablegung Christi (Joh 19,40–42)]
Novene [Gebete an neun aufeinander folgenden Tagen]
S. 501: Tableau! [Bild]
Tantum ergo [nach Thomas von Aquin: Kommt und lasst uns tief verehren ein so großes Sakrament]
Tantumer gosa cramen tum [eigentlich: tantum rosa sa cramentum = das Geheimnis der Rose]
S. 504: Panem de coelo praestitisti eis [Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben]
S. 506: contretemps [Rückschlag]
Velum [‚Schleier‘]
S. 507: Miss Cummins [Mary Susanna C. – amerikanische Schriftstellerin – 1827-1866]
Bist real du, Ideal du? [im O. Art thou real, my ideal?]
S. 508: Gesellschaft mit großem Ge [im O. Society with a big ess]
S. 509: Laudate dominum omnes gentes [Preist den Herrn aller Völker]
holterdipolter [im O. helterskelter]
S. 511: Nainsook [weiche, leichte Form von Musselin]
Und dann sprang eine Rakete hoch … [Onan lässt grüßen!]
S. 513: … und sehr langsam, denn Gety MacDowell … Zu enge Schuh? Nein, sie hinkt! Ach! [Perspektivwechsel Gerty/Bloom]
Tranquilla-Kloster [italienisches Ruhekloster]
S. 514: Mutoskop [Guckkasten]
lingerie [Unterwäsche]
deshabillé [Morgenrock]
Also ich bin ganz sauber gekommen und hab mich vollgesaut [im O. I’m all clean come an dirty me]
S. 517: Nell Gwynn [engl. Schauspielerin, 17. Jh., Mätresse von Charles II]
Mrs. Bracegirdle [Anne B., 17./18. Jh., Schauspielerin]
Maud Branscombe [19. Jh., stand Modell für Fotos]
Lacaus esant taratara [phonetisch -> it.: La causa e santa = Die Sache ist heilig, Oper von Meyerbeer]
S. 518: Lord Mayor [Bürgermeister von Dublin]
Val Dillon. Apoplektiker. [neigt bzw. hatte Schlafanfälle]
S. 521: Dolphin’s Barn [1. Kuss mit Molly]
Irishtown [Vorort von Dublin]
Jedes Bällchen findet sein Ställchen. [im O. Every bullet has its billet]
S. 522: die Vorhaut … [demnach ist Bloom nicht beschnitten?!]
S. 524: Opoponax [Gummiharz – Myrrhe]
S. 525: der Lange John [J. Fanning, Subsheriff von Dublin]
Meagher [irischer Nationalist, 19. Jh.]
S. 526: Der Bailey-Leucht. [Leuchtturm – Halbinsel bei Dublin]
Grace Darling. [Tochter eines Leuchtturmwärters, berühmt durch Einsatz bei einem Schiffsunglück]
Roggbiv [i.O. Roygbiv – Abfolge der Farbtöne: rot, orange, gelb, grün usw.]
S. 527: Homerule-Sonne [Selbstregierung (Irlands)]
S. 528: Rip van Winkle – Sleepy Hollow [Erzählungen von Washington Irving – …schläfrige Schlucht … – kopfloser Reiter]
Metempsychose [Seelenwanderung]
S. 530: Faugh a ballagh [Schlachtruf: Mach den Weg frei!]
Skapulier [Überwurf/Schulterkleid]
Tephilim [Gebetsriemen]
S. 532: Kalomel [Mineral = Hornquecksilber]
Dick in Mode … [im O. fat]
El hombre ama la muchacha hermosa. [Der Mann liebt das schöne Mädchen]
Leah, die Lilie von Killarney [Melodram]
S. 533: Damen-Bloomer [Frauenoberhose]
S. 535: Kish [iranische Insel im Persischen Golf]
Agendath [Siedlung in Palästina]

In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen, zunächst die vom Verfasser, also James Joyce, autorisierte Übersetzung von Georg Goyert (1927) – dann die 1975 erschienene Neuübersetzung von Hans Wollschläger, auf die ich mich hier beziehe (ich habe die einmalige Sonderausgabe aus dem Jahr 1979 – 1. Auflage – Suhrkamp Verlag)

siehe auch: Abenteuer Ulysses von James Joyce (01): Vorgeplänkel
Abenteuer Ulysses von James Joyce (02): 1. Kapitel – Telemachos [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (03): 2. Kapitel – Nestor [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (04): 3. Kapitel – Proteus [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (05): 4. Kapitel – Kalypso [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (06): 5. Kapitel – Lotophagen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (07): 6. Kapitel – Hades [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (08): 7. Kapitel – Äolus [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (09): 8. Kapitel – Lästrygonen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (10): 9. Kapitel – Scylla & Charybdis [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (11): 10. Kapitel – Symplegaden (Irrfelsen) [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (12): 11. Kapitel – Sirenen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (13): 12. Kapitel – Der Zyklop [Odyssee]

Abenteuer Ulysses von James Joyce (13): 12. Kapitel – Der Zyklop [Odyssee]

Schritt für Schritt komme ich voran mit dem Roman Ulysses von James Joyce. Heute nun einige Informationen zur Handlung und zu den auftretenden Personen des 12. Kapitels. Natürlich auch wieder einige erklärende Anmerkungen zum Text.

Inhalt des 12. Kapitels:

Szene Kneipe (Barney Kiernans Pub) • Uhrzeit 17.00 Uhr

Für dieses Kapitel namens „Der Zyklop“ wählte Joyce verschiedene Formen des Berichtes. So wird es zum einen aus der Perspektive eines namenlosen Mannes erzählt, der unterwegs Hynes trifft, mit ihm in den Pub geht und dort auf Alf Bergmann und den sogenannten „Bürger“ stößt. Später kommt Bloom hinzu, um auf Martin Cunningham zu warten. Für diese Textpassagen wird ein schnodderiger, den mündlichen Sprachduktus imitierender Slang verwendet: „Igittigitt! Und das nimmt und nimmt kein Ende, das Gefaxe mit dem Pfötchengeben und Alf versucht die ganze Zeit, dass er nicht von dem verdammten Barhocker runterrutscht und dem verdammten alten Hund obendrauf, und dabei redet er allen möglichen Stuss von wegen Erziehung durch Güte und reinrassiger Hund und intelligenter Hund: Die Krätze hätt man kriegen können.“

Diese Passagen werden zu anderen in Kontrast gesetzt, die sich eines sorgfältig ausgeführten Stiles bedienen, der die Schriftlichkeit gehobener Zeitungsberichte nachahmt und parodiert (eine literarische Technik, die Joyce selbst „Gigantismus“ nannte): „Das letzte Lebewohl war ungemein ergreifend. Von den Glockentürmen fern und nah läutete unablässig die Totenglocke, indessen um den finsteren Bezirk die unheilkündende Warnung von wohl hundert gedämpften Trommeln rollte, bekräftigt vom Dröhnen zahlreicher Artilleriegeschütze.“

Das Thema des Kapitels ist der Antisemitismus, dem Bloom ausgesetzt ist. Der Bürger stellt sich als engstirniger irischer Nationalist heraus und fängt an, Bloom zu belästigen. Schnell treten seine antisemitischen Ansichten hervor, und die Atmosphäre wird immer gespannter. Als Martin Cunningham schließlich eintrifft, nimmt er Bloom mit sich, da dieser gerade begonnen hat, sich verbal gegen die Attacken zu wehren. Der schreiende und tobende Bürger wirft eine Keksdose hinterher – wie Polyphem, der Odysseus einen Felsen nachschleudert.

Der gehobene Schreibstil mündet gegen Ende in eine Imitation des Verkündigungstones der Prophezeiungen des Alten Testamentes. „Und dann sehn wir bloß noch, wie die verdammte Kutsche um die Ecke saust und Old Schafsgesicht obendrauf am Fuchteln ist“ wird übersetzt in: „Und es kam eine Stimme vom Himmel und rief: ‚Elias! Elias!‘ Und er antwortete ihr mit einem mächtigen Schrei: ‚Abba! Adonai!‘ Und sie sahen Ihn, ja Ihn, Ben Bloom Elias, inmitten von Wolken von Engeln auffahren zur Herrlichkeit der Helle in einem Winkel von fünfundvierzig Grad über Donohoe in der Little Green Street“. Auch auf diese Weise wird das Judentum in diesem Kapitel thematisiert.

Barney Kiernans Pub, Dublin
Barney Kiernans Pub, Dublin

In angeberisch-grobschlächtiger Sprache berichtet ein namenloser Ich-Erzähler von seinem Treffen mit Joe Hynes in Barney Kiernans Pub. Sie reden über einen jüdischen Händler, dem ein Freund von ihnen die Rückzahlung seiner Schulden zu Recht verweigerte. Mit Gleichgesinnten vertrinken beide Joes Wettgewinn vom Pferderennen. Bloom wartet derweil draußen auf Martin Cunningham, um gemeinsam der Witwe Dignam zu helfen, die Lebensversicherung ihres Mannes einzuklagen. Als Bloom den Pub betritt, um ihn dort zu suchen, lässt er sich in das Kneipengespräch über Dignam und die Todesstrafe ziehen. Plötzlich macht das Gerücht die Runde, er habe viel Geld beim Rennen gewonnen. Von da an werden seine abwägenden und nüchternen Einwände von der schwadronierenden Runde misstrauisch beäugt. Als das Gespräch sich tagespolitischen Themen zuwendet, gerät Bloom ins Visier des „Bürgers“, eines für die irische Unabhängigkeit eintretenden Feniers, auf deren Ideologie das Kapitel sich symbolisch bezieht. Dessen Hund könne, so der „Bürger“, geizige Juden nicht riechen, als das Tier Bloom beschnüffelt. Bloom sieht sich gezwungen, sich als Ire zu erkennen zu geben, fügt aber heroisch hinzu: mosaischer Abstammung – und verlässt den Raum. Währenddessen trifft der nichts ahnende Cunningham ein und beantwortet Nachfragen zu Bloom. Die antisemitische Stimmung eskaliert durch den „Bürger“, als Bloom zurückkehrt. Cunningham und er können nur mit einer Kutsche dem aufgebrachten Mob entfliehen.

Bloom gerät hier wie Odysseus ins Land der „einäugigen“ unzivilisierten Riesen – der Kyklopen, mit dem „Bürger“ als Polyphem. Odysseus wie Bloom bringen sich selbst durch Nennung ihrer Herkunft in Gefahr.

Joyce bedient sich dabei der von ihm so benannten literarischen Technik des „Gigantismus“: Der Erzählfluss des prahlerischen Ich-Berichts wird immer wieder von Einschüben durchbrochen. Diese persiflieren Diskurse der Journaille über irische Sagen und Mythen, nationale Legendenbildung und literarische wie politische Diskurse.
(Quellen: swr.de/swr2/hoerspiel & de.wikipedia.org)

Personen des 12. Kapitels

Der namenlose Erzähler gilt als der Lästerer Thersites aus Homers Illias: niederträchtig, gemein, wertend, kleinkariert, sein Stil in der ersten Person ist engstirnig und übertrieben, kann sich nicht in andere einfühlen, hat Vorurteile, Antisemit, Opportunist.

Im Mittelpunkt dieses Kapitels steht die Auseinandersetzung der Hauptfigur, Leopold Bloom, mit dem ‚Bürger‘ um Blooms‚ mosaische Abstammung‘. Bloom ist der „moderner Held“ und als Kontrast zu dem homerischen Helden Odysseus zu verstehen. Er hat die Rolle eines Außenseiters, die sich vor allem darin spiegelt, dass er als Jude im katholischen Dublin lebt und dort einem antisemitischen Klima, hier verkörpert durch ‚den Bürger‘ als Polyphem, ausgeliefert ist.

Blooms Kontrahent ist der Bürger als Satire auf engstirnigen antisemitischen, irischen Patriotismus/Nationalismus: Dieser sitzt mit seinem (dichtenden) Hund Garryowen in Kiernans Pub. Durch Blooms Behauptung, Jesus war Jude, wird er wütend und wirft eine Dose auf ihn; Parallele zum einäugigen Zyklopen bei Homer ist er, sowohl intellektuell als auch körperlich, blind, geblendet von der Sonne und Blooms Zigarre (Odysseus’ Speer). Bloom betritt mit Joe Hynes den Pub. Dieser gibt gern einen aus. Er ist ebenfalls Antisemit.

Weitere Personen sind Alf Bergan, ein Spaßvogel, der wohl auch verantwortlich für den Postkarten-Streich mit Breen sein könnte. Bob Doran, Wirtshausbesitzer, Trinker, feiert sein Saufgelage in Kiernans Pub. Weiterhin der bereits erwähnte Denis Breen, Ehemann von Josie, gilt als nicht ganz bei Verstand.

J.J. Jack O’Molloy: junger Anwalt, dessen Praxis schlecht läuft: Beispiel für gescheitertes Dubliner Talent, verarmt. Bloom schätzt ihn aber. Ned Lambert: Saatguthändler, arbeitet im Getreidespeicher in Marys Abbey, trägt elegante Anzüge.

John Wyse Nolan: Dieser stimmt in Vielem mit dem ‚Bürger‘ überein, ist aber weniger extrem, verbreitet mit die Gerüchte über Bloom. Matt Lenehan kennen wir bereits als unsymphatischen Witzeklopper. Kellner in Barney Kiernans Pub ist Terence ‚Terry‘ O’Ryan.

Bloom trifft sich im Pub mit Martin Cunningham und begleitet diesen anschließend zu Digmans Witwe. Cunnigham ist einflussreich, intelligent, scharfsinnig und sehr gläubig. Er hat ein „Gesicht wie Shakespeare“. Seine Frau ist Trinkerin; sie versetzt jeden Samstag alle Hausmöbel an ein Leihhaus, jeden Montag richtet er das Haus neu ein: „Leben eines Verdammten“

Und da sind dann noch als Randfiguren Jack Power und Mr. Crofton im Pub anwesend.

Anmerkungen zu diesem 12. Kapitel

Auch zu diesem Kapitel hier einige Anmerkungen und Erklärungen, die vielleicht helfen, mehr Verständnis für den Text zu erlangen. Natürlich bin ich mir nicht sicher, immer ‚das Richtige‘ gefunden zu haben. Für Korrekturen und weitere Anregungen bin ich dankbar:

S. 404: D.M.P. [Dublin Metropolitan Police]
Gannef [jidd. Ganove]
S. 405: Ponem [jidd. Gesicht]
S. 406: Temperenzler [Abstinenzler-Bewegung]
S. 407: Sykomore [Maulbeerfeige]
O’Connell Fitzsimon [adlige Familie]
pomelliert [? Wohl bezogen auf Farbe und Muster]
S. 408: achatne [achat-farbend (Halbedelstein)]
S. 409: Rory of he Hill(s) [irisches Gedicht/Lied]
Ditto MacAnaspey [‚Sohn eines Bischofs‘ – i.S.v. ‚wieder dasselbe‘ – irischer Spruch]
a chara [lieber (Freund)]
S. 411: u.a. Arrah na Pogue [Buchtitel]
Balor mit dem Bösen Blick [einäugiger Riese – König]
S. 412: subsidienstark [Hilfe leistend]
S. 413: Martin Murphy [Geschäftsmann, ‚wichtiger‘ Kapitalist Irlands, Einfluss auf Presse – Mitglied des Unterhauses und der Bantry-Bande -> Abgeordnete aus Bantry Bay]
S. 414: Bi i dho husht [Irischismus: Sei still]
Bungiveagh und Bungardilaun [Bung -> Stöpsel im Bierfass / Lord Ardilaun und Bruder Iveagh -> Sir Guiness -> Mitglieder des brit. Unterhauses -> Guinness Brauerei]
S. 415: Teston [frz. Silbermünze]
S. 416: Jau [im O. Ay]
von den Socken … [im O. flabbergasted]
S. 517: jivische Strahlung [magnetische Aura – sanskrit: Jiva -> das individuelle Selbst/Seele]
prālāyā [sanskrit: Untergang, Zerstörung]
atmische Entwicklung [sanskrit: Atman -> Atem/Seele]
tālāfānā, ālāvātār, hātākāldā, wātāklāsāt [Wortspiel mit theosophischen Begriffen (sanskrt): Telefon – Aufzug (elevator) – heißer Kessel (hot kettle) – Wasserklosett]
Māyā [sanskrit: Zauberkraft/Schöpferkraft]
devanische Kreise [Devanadi -> Götterfluss]
S. 418: Banba [Königin der irischen Mythologie]
S. 419: Christ M’Keown [Jesus Christus]
S. 421: Erebos [griech. Gott der Finsternis -> Unterwelt]
S. 422: Professor Luitpold Blumenduft [wie im O.]
Ganglie [‚Überbein‘]
Corpora cavernosa [Schwellkörper]
in articulo mortis per diminutionem capitis [im Moment des Todes durch Verkleinerung des Kopfes]
Siebenundsechzig [irischer Aufstand von 1867]
Achtundneunzig [1798 irische Rebellion]
S. 423: Jacob’s-Büchse [Biskuit – gibt es heute noch]
Brüder Sheares [Henry und John Sh. U.a. 1798 Anführer der ‚United Irish Rebellion‘]
Tommy-Moore [Schriftsteller]
Sara Curran [große Liebe des R. Emmet, hingerichtet]
Bézigne [Kartenspiel]
Wampum [indianische Perlenkette]
S. 424: Sinn Fein … amhain! [Wir selbst allein!]
S. 425: Speranza [it. Hoffnung]
Freunde Grün-Erins [im O.: Friends of the Emerald Isle -> poetische Name für Irland, weiter als F.G.E.]
S. 426: Leopold Rudolph von Schwanzenbad-Hodenthaler usw. [wie im O.]
Siebzehnten des Monats [17.03. gilt als Todestag – St.-Patrick‘s-Day]
S. 427: Gladiolus Cruentus [blutrote Gladiole]
Rumbold [s.S. 420: Barbiermeister, Absender des dortigen Schreibens]
Eunuch Catalani [evtl. it. Komponist]
S. 429: nec … [noch]
Hurling-Spiel [Ballspiel mit Schlägern]
S. 430: fiancée [Verlobte]
Generalprofoß [für Strafverfolgung zuständiger Militärbeamter]
Sepoy [eingeborener Soldat des englischen Heeres in Indien]
Entourage [Gefolge]
S. 431: Ballyhooly [kleines Dorf in Cork]
S. 432: pro bono publico [für das öffentliche Wohl]
kynanthropisch [Hund-Mensch – Mensch, der denkt, ein Hund zu sein – Folklore: Wechsel zwischen Hund und Mensch]
sobriquet [Spitzname]
deluzidieren [‚ent-leuchten‘ – unverständlich machen]
ranns [irischer Vierzeiler]
Pseudonym Klein Süßzweig [Douglas Hyde, Gelehrter der irischen Sprache]
Raftery [Anthony R., blinder Dichter]
S. 433: isosyllabisch [gleich viele Silben besitzend]
englyn [englisch]
S. 434: Zession [Übertragung einer Forderung in das Vermögen anderer]
Hundsfotterei [im O. lottery robbery]
S. 436: Slan leat [wörtlich: ‚Sicher bei dir!‘ – irische Art von ‚Auf Wiedersehen!‘]
S. 437: Jopas [Barde am Hof von Dido (Königin von Karthago)]
Joe Cuffe [Cuffe = Manschette]
S. 438: Sluagh na h-Eireann [Schluck von Irland]
Mr. Cowe Conacre usw. [siehe: https://hansard.parliament.uk/]
S. 439: na bacleis [Kümmere dich nicht darum]
Auspizien [Vorbedeutung, Aussichten]
Sraid na Bretaine Bheag [‚Little Britain Street‘]
S. 441: … L.L.D. [evtl. Doctor of Law]
S. 442: Alf. Heenan- Sayers [WM-Kampf – 2 ½ Stunden über 42 Runden – April 1860]
Queensberry-Regeln [Basisregeln des Boxsports – 1. Boxhandschuhe – 2. Zählen bis 10 – 3. Runde a 3 Minuten]
S. 443: Eblaniten [Mineral?]
S. 444: Calpes felsiger Berg [Fels bei der span. Stadt Calp – steht f. den Felsen von Gibraltar]
S. 445: compos mentis [zurechnungsfähig]
S. 446: Schlappschwanz [im O. Pishoque – eigentl. Aberglaube und Hurerei]
Dolus [Arglist, böser Vorsatz]
S. 448: Sintemalen [weil, da]
ochsenäugige Göttin [Hera, Gattin und Schwester von Zeus]
Falconer [Falkner]
Recht … brehonischer Art [altirische Zivilrechtsprechung]
Synhedrium [‚hoher Rat‘ – griech. Ratsversammlung]
Stämme von Jar [altirisch]
S. 449: Fremdlinge [Engländer]
S. 450: … und ihr Buhle [König Heinrich II. im 12. Jh.]
Offizier Taylor [Polizeioffizier]
Bloomer [Frauenunterhose]
S. 451: Tholsel [traditioneller Name für Gemeindegebäude]
Gäl [im O. Gael – irischer Kelte]
Patois [Dialekt der frz. Sprache]
cabinet d’aisance [Toilette]
S. 452: Conspuez les Anglais! [Verschwöre die Engländer]
Medher [Trinkgefäß]
Lamh Dearg Abu [‚Rote Hand‘ Kommando – rote Hand im Wappen von Ulster – unionistische, paramilitärische Organisation]
Flugblatt [im O. Throwaway – Pferdename beim Pferderennen]
Mütterchen Bret geht zum Küchenbüfett [im O. Old Mother Hubbard went tot he cupboard]
S. 453: Juvenal [röm. Dichter, 1./2. Jh.]
Giraldus Cambrensis [Historiker aus Wales, 12./13. Jh.]
Barrow und Shannon [Flüsse]
S. 454: merzerisiert [reißfester gemacht]
S. 455: Toquen [Damenhut]
in Horto [im Garten]
drei Kronen … drei Söhne des Milesius [Kronen sind gelb – nach irischer Tradition waren die alten Könige von Irland nachkommen von König Milesius von Spanien]
S. 456: Shanagolden [kleines Dorf in Limerick]
Molly Maguires [geheimer, irischer Bergarbeiterbund]
exmittiert [zwangsgeräumt]
Deadwood Dicks [fiktive Figur aus Groschenroman]
S. 457: Peng uff die Latte [im O. A rump and dozen – Hinterteil und Dutzend]
Sir John Beresford [Admiral, 11. Jh.]
S. 458: im schwarzen Jahr 47 [Black 1847 – Hungersnot durch Missernte]
Granuaile [irische Piratin, 16. Jh.]
Kathleen ni Houlihan [mythische Symbolfigur u.a. Stück von W.B. Yeats]
Seit die arme Frau uns erzählte … [in den 1790er Jahren suchten die Iren bei ihrem Aufstand französische Unterstützung – hier: Zeile aus einem Lied]
Killala [irische Ortschaft]
Wir haben unser bestes Blut hergegeben für Frankreich und Spanien, die wilden Gänse [irisch-katholische Kämpfer, ausgebürgert und für Fr. und Sp. kämpfend – 17./18. Jh.]
S. 459: Entente cordiale [‘herzliches Einverständnis‘, Bündnis von 1904]
Conspuez les Français [vergl. S. 452 – Verschwöre d. Franzosen]
Die olle Vic [Königin Viktoria, gestorben 1901]
Edward den Friedensstifter [Edward VII., gestorben 1910]
Pox [Pocken]
S. 461: Manus Tomaltach og MacDonogh [Verfasser mittelirischer Texte, 14. Jh.]
Buch von Ballymore [Zusammenstellung alter Werke der Antike, u.a. Leben des heiligen Patrick]
emunktorisches Feld [Organ, das Abfallstoffe des Körpers entfernt/transportiert]
Sligo [irische Grafschaft]
Barmakiden [iranische Familie von Staatsfunktionären]
Herzog von Wellington [1769 in Dublin geboren]
S. 462: Inkrustierung [Verzierung, auch Krustenbildung]
gehöre ich auch noch einer Rasse an [Bloom ist Sohn ungarischer Juden]
neues Jerusalem [Zionismus]
.. ob Martin da ist [gemeint ist Cunningham]
S. 463: in braunen Macintosh [Regenmantel]
Prost Neujahr [im O. More power]
Cromwell [bezieht sich auf das blutige Massaker 1649]
S. 464: Alaki von Abeakuta [Alake = Oberhaupt – in Nigeria]
Usquebaugh [Whiskey – uisge -> Wasser – beatha -> Leben – also: Lebenswasser]
S. 465: Griffith [Arthur G., Sinn-Fein-Gründer]
Shanganagh [Burgruine bei Dublin]
Casement [Roger C., Diplomat -> Aufklärung der Gräueltaten im Kongo, später irischer Nationalist]
Kafir [jemand, der nicht dem islamischen Glauben angehört]
Wo geht’s hier eigentlich nach St. Privat? [im O. Show us the entrance out -> Toilette]
S. 467: wie Lanty MacHale seine Ziege [Redensart, auch mit dog = Hund]
S. 468: Allegationen [Verweis auf eine Schriftstelle]
S. 469: Junius [evtl. Pseudonym – Verfasser satirischer Texte]
Virag [ungarisch -> Bloom – englischsprachige Annäherung]
En ventre sa mère [im Bauch der Mutter]
S. 470: Ahasver [der ‚ewige Jude‘]
Ballykinlar [Ort im Norden Irlands]
Akoluth [Laie -> Verrichtung der Messe]
Benedikt von Spoleto [Einsiedler, 5./6. Jh.]
S. 471: … St. Laurence O’Toole [Erzbischof von Dublin, 12. Jh.]
S. 472: Nimben [Nimbus – Ruhmes-, Heiligenschein]
Introitus [Eingangsgesang im Wechselgesang]
Epiphania Domini [Erscheinung des Herrn]
Surge, illuminare [Erhebe dich, werde erleuchtet]
Omnes [… alle]
Saba venient [Sie werden aus Saba kommen]
S. 473: Adiutorium nostrum in nomine Domini.
— Qui fecit coelum et terram.
— Dominus vobiscum.
— Et cum spiritu tuo.

[Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn.
Wer hat Himmel und Erde gemacht
Der Herr sei mit dir.
– Und mit deinem Geist.]
Deus, cuius verbo sanctificantur omnia, benedictionem tuam effunde super creaturas istas: et praesta ut quisquis eis secundum legem et voluntatem Tuam cum gratiarum actione usus fuerit per invocationem sanctissimi nominis Tui corporis sanitatem et animae tutelam Te auctore percipiat per Christum Dominum nostrum [O Gott, durch dessen Wort alle Dinge geheiligt sind, gieße deinen Segen über diese Geschöpfe aus und gib, dass jeder, der sie nach deinem Gesetz und deinem Willen mit Danksagung gebrauchen wird, durch die Anrufung deines heiligsten Namens dich durch Christus empfange die Hilfe unseres Herrn für die Gesundheit und den Schutz Ihres Körpers und Ihrer Seele.]
John Jameson [irischer Whiskey]
S. 475: Ihr Stall ist offen [im O. Your fly ist open]
S. 476: Nagyaságos uram Lipóti Virag [ungarisch: Großer Herr L.V. (Leopold Bloom)]
Százharminczbrojúgulyas-Dugulas [Kalbsgulasch-Verstopfung]
agus [und]
mastodontisch [mammutartig]
S. 477: Ballast Office [Gebäude mit Reederei-Firmen]
Custom House [ursprüngliches Zollamt]
Visszontlátásra, kedvès baráton! [ungarisch: Auf Wiedersehen, lieber Freund]
Matthäi [24. Februar]
Erdbeben von 1534 [im Juli, Epizentrum in Nord-Wales]
S. 478: missa pro defunctis [Messe für die Toten]
débris [Trümmer]
S. 480: Abba! Adonai! [Vater, dir zur Ehre!]

In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen, zunächst die vom Verfasser, also James Joyce, autorisierte Übersetzung von Georg Goyert (1927) – dann die 1975 erschienene Neuübersetzung von Hans Wollschläger, auf die ich mich hier beziehe (ich habe die einmalige Sonderausgabe aus dem Jahr 1979 – 1. Auflage – Suhrkamp Verlag)

siehe auch: Abenteuer Ulysses von James Joyce (01): Vorgeplänkel
Abenteuer Ulysses von James Joyce (02): 1. Kapitel – Telemachos [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (03): 2. Kapitel – Nestor [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (04): 3. Kapitel – Proteus [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (05): 4. Kapitel – Kalypso [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (06): 5. Kapitel – Lotophagen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (07): 6. Kapitel – Hades [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (08): 7. Kapitel – Äolus [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (09): 8. Kapitel – Lästrygonen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (10): 9. Kapitel – Scylla & Charybdis [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (11): 10. Kapitel – Symplegaden (Irrfelsen) [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (12): 11. Kapitel – Sirenen [Odyssee]