Putins Krieg gegen die Ukraine ist längst auch zu einem Energiekrieg gegen die westlichen Staaten geworden. Wer mehr zu leiden hat, die Menschen in der Ukraine oder wir, brauche ich wohl nicht zu sagen. Gas aus Russland kommt zurzeit nur tröpfchenweise an. Ausreden gibt es genug. Eigentlich können Lieferverträge auch gekündigt werden.
Wir wissen: zu lange hat die Politik auf Putin vertraut und sich ganz in die Hände des Machthabers im Kreml begeben. Jetzt also die Rechnung: Gas wird für den Verbraucher doppelt so teuer wie bisher und auch der Strompreis steigt und steigt, weil es da das Merit-Order-Prinzip gibt, dass das teuerste Kraftwerk, das noch benötigt wird, um den Bedarf zu decken, den Strompreis bestimmt. Das ist jetzt natürlich die Stromerzeugung mit Gas. Diesen Preis können also auch alle anderen, günstigeren Anbieter vereinnahmen. Das hat vielleicht lange funktionierte, ist jetzt aber zur Kostenfalle geworden. Hinzu kommen Probleme bei französischen Atommeilern und auch das Niedrigwasser der Flüsse durch die Hitzeperiode (Kohle kann nur bedingt durch Binnenschiffe transportiert werden).
Strompreise Juli 2022
Wie gesagt: Die Politik hat lange geschlafen bzw. sich von Herrn Putin einlullen lassen. Gas aus Russland soll durch Flüssiggas z.B. aus den USA, das z.B. durch die umweltunverträgliche Fracking-Methode gewonnen wird, ersetzt werden. Das dauert natürlich, da entsprechende Terminals bei uns noch fehlen.
Immerhin ist eine Trendwende hin zu erneuerbaren Energieträgern ersichtlich.
Stromeinspeisung 1. Quartal 2022
Die Politik verspricht Entlastungen für die Bürger. Und so sollen jetzt auch Rentner und Studenten in den Genuss einer Energiepreispauschale kommen. Allerdings gibt da noch die so genannten Gasumlage ( ab Oktober zusätzliche Kosten von 2,419 Cent pro Kilowattstunde Gas). Angeblich hat die Energieversorger-Lobby mit an dem Gesetz gewerkelt. Wäre ja nicht das erste Mal, das Lobbyverbände den Inhalt von Gesetzen bestimmen. Die Umlage kommt also noch einmal zum Gaspreis hinzu. Wenn schon, denn schon …
Die Erträge aus der Umlage sollen an Gas-Importeure gehen, um deren hohe Beschaffungskosten für Gas auszugleichen. Anderenfalls könnte der Zusammenbruch von Unternehmen, die für das Funktionieren des Gasmarkts und die Versorgungssicherheit wichtig sind, drohen. So will sich auch unser Versorger, die EWE, einen großen Schluck aus der Umlage-Pulle holen, ein Unternehmen, das in den Vorjahren Gewinne im dreistelligen Millionenbereich machte und u.a. auch Partner einer Infrastruktur-Investmentgesellschaft ist, die immerhin 26 % Anteile an der EWE AG übernommen hat. Man ist sich nicht zu schade, letztendlich dem Verbraucher zur Kasse zu bitten. Rede da die Politik (mit Hilfe der Energieversorger-Lobby) nicht etwa eine Krise herbei, die sich dann vielleicht als selbst erfüllende Prophezeiung generiert?!
Wenn ich durch unseren Landkreis Harburg mit dem Rad fahre, so führt mich mein Weg an mehreren Anlagen vorbei, die Biogas produzieren. So z.B. die Anlage in der Nähe von Heidenau, die sich aus der Ferne optisch wie die Pyramiden ausmacht. Der Anteil von Biogas liegt allerdings gerade einmal bei etwas mehr als 2,5 % aller Energieträger.
Die Pyramiden der Bioenergie: Biogasgewinnung bei Heidenau
Um diese Anlage liegt allerdings ein ziemlich anrüchtiger Duft durch die Zersetzung von organischem Material wie Gülle, Bioabfällen oder Energiepflanzen (z.B. Mais). Eine kleinere Biogasanlage ist zwischen Wüstenhöfen und Dohren zu finden.
Biogasgewinnung bei Heidenau
Was können wir als Verbraucher gegen diesen Preisschock tun? Sparen, sparen, sparen … Noch mag das halbwegs möglich sein. Aber der nächste Winter kommt bestimmt, und wenn dieser kalt wird, dann gute Nacht, Marie. Meine Frau und ich sind immer schon sehr sparsam mit Gas und Strom umgegangen. Wir müssen z.B. im Winter unser Haus nicht auf 25 ° C erhitzen. 20 ° C als Höchstwert tun es auch. Ansonsten kann man sich Bewegung schaffen oder auch wärmere Klamotten anziehen. Früher hat man uns dafür durchaus für bekloppt gehalten, aber im kommenden Winter werden sich viele ‚umsehen‘ und überlegen, ob sie gewillt sind, die hohen Energiepreise zu zahlen. Für meine Frau und mich ist kaum noch Spielraum zum Einsparen …
Gut, die Waschidee des Herrn Kretschmann, weniger zu duschen und zum Waschlappen zu greifen, hat einen Shitstorm im Netz ausgelöst. Warum eigentlich? Ich dusche mich nun wirklich nicht jeden Tag (2x die Woche reicht oder außer an wirklich heißen Tagen bzw. nach schweißtreibender Arbeit). Meine Haut dankt mir dafür sogar.
Das Problem ist, dass wir immer noch mit einem Bewusstsein leben, das keine Rücksicht auf unsere Umwelt legt. Bequemlichkeit ist immer noch wichtiger, selbst dann, wenn es uns nicht bekommt. Ich denke da nur an den in Deutschland unmäßig großen Fleischverbrauch (von ‚Genuss‘ kann nicht die Rede sein). Auch ich verzichte nicht völlig auf Fleisch. Aber mit meiner Frau haben wir den Verbrauch stark eingeschränkt. Und in kleinen Mengen schmeckt es dann auch viel besser. Was die Fleischproduktion an Wasser und Energie (eben diese!) benötigt, ist unverhältnismäßig.
Was wir brauchen ist ein geändertes Bewusstsein. Vielleicht bringt die Energiekrise den einen oder anderen zum Umdenken. Wenn es ans Portemonnaie geht, machen sich doch einige plötzlich Gedanken.