Kategorie-Archiv: Glotzkiste

Neues und Altes im Kino & TV

Bruchreif

Roger Barlow (Christopher Walken) liebt „The Lonely Maiden“. Seit Jahren bewundert der Museums-Aufseher Tag für Tag dieses für ihn vollkommene Gemälde einer jungen Schönheit. Wird eine Touristen-Gruppe von einer Führerin auch nur im Detail falsch informiert, schreitet er sofort ein. Denn er weiß einfach alles über das Werk. Doch dann kommt der Schock: Sein Arbeitgeber hat eine Partnerschaft mit einem dänischen Museum beschlossen, die einen Exponaten-Tausch vorsieht. Das Kunstwerk soll tatsächlich skandinavischen Avantgarde-Stücken weichen. Dem Gästebetreuer Charles (Morgan Freeman) geht es ähnlich wie Roger: Seit Jahrzehnten verbringt er die Tage vor und mit seinem persönlichen Lieblingsgemälde, doch nun muss er sich bald verabschieden. Wenn die beiden Museumsbediensteten nicht nach Dänemark ziehen wollen, dann müssen sie einen Weg finden, die Kunstwerke bei sich zu behalten. In Nachtwächter George (William H. Macy), der das Zwangsexil einer bewunderten Statue eines nackten Mannes verhindern will, finden Roger und Charles einen weiteren Verbündeten für einen ausgeklügelten Plan: Sie wollen die Kunstwerke in einer waghalsigen Mission vor dem Transport in das so weit entfernte Dänemark bewahren. Doch dafür müssen die drei angehenden Gauner erst einmal an Rogers Frau Rose (Marcia Gay Harden) vorbei…

aus: filmstarts.de


Bruchreif – Trailer

Christopher Walken, Morgan Freeman und William H. Macy zählen zu den Altmeistern unter den Charakterdarstellern Hollywoods. Wenn dieses Trio als frustrierte Museums-Mitarbeiter chaotisch den Raub ihrer liebsten Exponate planen, dabei fast an einer etwas zu überdrehten Frau scheitern und dazu typische Kniffe des „Raub“-Films zur Anwendung kommen, sollte Unterhaltung auf gehobenem Niveau garantiert sein. Sicherlich gibt es auch viele köstliche Szenen und allein die Idee ist gut, aber insgesamt kommt der Film nicht über ein Mittelmaß hinaus. Aufgrund einer Pleite des Verleihers schaffte es der Film so nicht ins Kino – und ist jetzt auf DVD Bruchreif erhältlich.

Liegt es an meinem Alter, dass ich in letzter Zeit öfter Filme mit Rentnern oder Fast-Rentnern sehe? Es war übrigens auch Morgan Freeman, der in „Das Beste kommt zum Schluss“ (siehe meinen Beitrag Den Frieden finden), einen dem Tode geweihten alten Mann spielte. Freeman also als Rentner vom Dienst in Hollywood?

Wie gesagt: Die Idee zum Film ist eigentlich sehr gut. Und bei dieser Schauspielerriege hätte es auch ein geradezu aberwitziger Film werden können. Es mag wohl am Regisseur Peter Hewitt liegen, der nicht gerade zur Liga der guten Filmmacher zählt und bisher nur mit Werken wie den unterirdischen „Garfield“ glänzte, dass am Ende nur Hausmannskost herauskam. Auch die mag schmecken, reiß aber keinem vom Hocker.

Übrigens: Da ich ziemlich neugierig bin, so interessierte es mich, von wem das eine Bild stammt, die einsame Maid. „The Lonely Maiden“, das nicht unwesentlich eine wichtige Rolle in dem Film spielt. Das Bild hat ein noch ziemlich jungen Maler aus Los Angeles gemalt: Jeremy Lipking

Jeremy Lipking: The Lonely Maiden

Friendship!

Friendship! (zu deutsch: Freundschaft!) ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2009. Die Filmkomödie enthält Elemente eines Roadmovies und dramatische Momente. Regie führte Markus Goller, die Hauptrollen wurden von Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke gespielt. Der Film lief am 14. Januar 2010 in den deutschen Kinos an.

1989 bringt David Hasselhoff die Berliner Mauer zu Fall. Beschwingt von der neugewonnen Freiheit machen sich die Freunde Veit (Friedrich Mücke) und Tom (Matthias Schweighöfer) auf in die große weite Welt. Sie wollen nach San Francisco, zur Golden Gate Bridge, dem westlichsten Punkt der Welt – dahinter kommt bekanntlich nur noch Asien. Doch das Begrüßungsgeld reicht nur für Flugtickets bis nach New York, der Rest wird getrampt. Nach ersten Begegnungen der dritten Art mit amerikanischen Staatsbürgern treffen die beiden in Kentucky auf Zoey (Alicja Bachleder), die eine deutsche Mutter hat und es den beiden gehörig antut. Doch die Anmachsprüche „Ich bin ein einsamer Kommunist auf der Suche nach Liebe“ oder „Wir kommen aus der DDR, da gibt es kein Aids“ fruchten nur bedingt. Zumindest können die Kumpels ihre Reisekasse ein wenig aufbessern, indem sie gefälschte Mauerstücke verscherbeln und in einem Schwulenclub als russisches Stripteaseduo auftreten…

aus: filmstarts.de

Gerade passend zum heutigen Tag der deutschen Einheit, der sich in diesem Jahr zum 20. Mal nach der Wiedervereinigung jährt, guckte ich am Freitagabend mit meinem jüngeren Sohn die Filmkomödie, die nun auch als DVD Friendship! erhältlich ist.


Friendship! – deutscher Trailer

„Friendship!“ ist ein Road-Movie, aber auch ein Film über Freundschaft und führt die zwei ostdeutschen Helden quer durch die USA, wobei an skurrilen Charakteren und absurden Situationen wahrlich kein Mangel herrscht. Von dem vollgedröhnten Comic-Zeichner Darryl, der die Kumpels in seinem wenig vertrauenserweckenden Gefährt mitnimmt, über die leichtbekleideten Südstaaten-Schwestern Amber und Dorothy, mit denen das Bettgeflüster in einem wenig befriedigenden Coitus interruptus endet, bis hin zu einer Biker-Gang mit einer Vorliebe für Krieg der Sterne-Fan-Toys bietet „Friendship!“ ein buntes Sammelsurium an abwechslungsreichen Gastfiguren.

Der Mauerfall dient dabei lediglich als Anstoß für die weitere Handlung. Abgesehen von einigen amüsant-nostalgischen Ost-Kommentaren zu Beginn und der finalen Wendung steht nämlich weniger die DDR, als vielmehr die USA und die Freundschaft der beiden Ostküste-Westküste-Tramper im Mittelpunkt. Der Blick auf den American Way of Life streift dabei zwar immer wieder die Grenze zur Karikatur, verliert sich aber keinesfalls in plattem USA-Witz, sondern bleibt stets warmherzig und liebenswürdig. Bei der Ausleuchtung der Freundschaft, die durch Zoey auf eine harte Probe gestellt wird, gelingen immer wieder fliegende Wechsel zwischen melancholischen und humorvollen Szenen.

Der Film hinterlässt am Ende ein gutes Gefühl beim Zuschauer. Dazu trägt sicherlich bei, dass die beiden Helden aus dem Osten zwar oft genug Chaos verbreiten, an sich aber sympathische Kerle sind, die man gern in sein Herz schließen möchte. Sicherlich kann der Film nicht die ganze Zeit fesseln, aber insgesamt ist er durch seine menschliche Note doch sehr unterhaltsam. In gewisser Weise weckte der Film in mir Erinnerungen an alte Zeiten, als ich mit dem einen oder andern Kumpel zwar nicht durch die USA, aber durch deutsche Landen und angrenzende Staaten per Rad oder Auto gezogen bin. Damals hatten auch wir viel unerwartete Gastfreundschaft kennen gelernt und immer viel Spaß gehabt.

Iron Man 2

Iron Man 2 ist eine auf der gleichnamigen Comicreihe basierende Realverfilmung mit Robert Downey Jr. in der Hauptrolle und bildet die Fortsetzung des Films Iron Man aus dem Jahr 2008. Wieder eine Comic-Verfilmung und wieder eine Fortsetzung.

Sechs Monate ist es her, dass Tony Stark (Robert Downey Jr.) auf einer Pressekonferenz verkündete, er sei Iron Man (damit endete der erste Teil). Seither hat er im Alleingang für Weltfrieden gesorgt, wofür er sich auf öffentlichen Veranstaltungen gerne und ausdauernd feiern lässt. Doch es regen sich auch Widerstände. Senator Stern (Garry Shandling) ist es ein Dorn im Auge, dass sich ein Privatier und nicht etwas die US-Regierung im Besitz des mächtigsten Waffensystems auf dem Globus befindet. Vor dem Senat sitzt er einer Anhörung vor, deren Ziel es ist, Stark dazu zu verpflichten, seine Iron-Man-Rüstung an die Regierung zu übergeben. Dieser kontert mit dem Argument, dass die USA seine Rüstung gar nicht benötige. Schließlich verfüge ja auch keine feindliche Macht über eine ähnlich wirkungsvolle Technologie. Es müsse sich also niemand sorgen, Iron Man werde die Sache schon regeln. Doch da hat Stark die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Beim Formel-1-Grand-Prix in Monaco stellt sich plötzlich das Technologie-Genie Ivan Vanko alias „Whiplash“ (Mickey Rourke, der plötzlich wieder dick im Filmgeschäft ist) den Rennwagen in den Weg. Dabei trägt Vanko eine Rüstung, die der von Iron Man nicht zufällig sehr ähnelt. Zwar gelingt es Stark, den wilden Russen zu bändigen und hinter Gitter zu bringen, doch nun wächst der Druck auf ihn, sein Wissen an die Regierung herauszugeben, ins Unermessliche. Außerdem befreit der zwielichtige Waffenfabrikant und Stark-Konkurrent Justin Hammer (Sam Rockwell) Vanko aus seinem Verließ, um sich von diesem eine Rüstung basteln zu lassen, die der von Iron Man nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen ist…

aus: filmstarts.de


Iron Man 2 – deutscher Trailer – ein zweiter Trailer zum Film

Ja wieder eine Superhelden-Verfilmung und ihre Fortsetzung. Für mich ist das wie schon die Starwars-Reihe reines Popcorn-Kino. Wirkliche psychologische Tiefe fehlt und wird durch viel Action ausgeglichen. Und es ist der Kampf des Guten gegen das Böse. Das Strickmuster und die Botschaft ist immer ähnlich. Erst ist zu befürchten, dass das Böse gewinnt – aber am Ende, ist klar, siegt der gute Superheld.

Soweit die Botschaft nicht völlig abwegig ist, gucke ich mir solche Filme von Zeit zu Zeit ganz gern an. Und über Beamer im Keller mit 5.1-Mehrkanal-Ton sind solche Filme wirklich beeindruckend.

Iron Man, der Titelheld, bekommt es im 2. Teil mit neuen Widersachern zu tun, darunter einem rachsüchtigen Russen, einem finsteren Konzernchef, Regierungsvertretern und der Agentin einer Geheimorganisation. Die Handlung ist dadurch etwas überfrachtet. Trotzdem wird am Ende weniger erzählt als im stringenteren ersten Teil. Was Iron Man schon im ersten Teil aus den ganzen Comic-Verfilmungen heraushebt, ist die schauspielerische Leistung. Robert Downey Jr überzeugt als arroganter Superheld (die Frage, ob er zum Narzissmus neige, bejaht er ganz spontan) und bekommt es im zweiten Teil gleich mit zwei Gegenspielern zu tun, bei denen besonders Mickey Rourke seiner Figur mit nur wenigen Worten eine tiefe Tragik zu verleihen versteht. Außerdem glänzt der Film mit Anklängen an die Screwball Comedy, wobei die Assistentin des Helden als schlagfertiges Gegenüber fungiert und dem fantastischen Sujet erst Bodenhaftung verleiht. Außerdem beweist der Titelheld viel Selbstironie.

Ab 07. Oktober ist der Film als DVD Iron Man 2 erhältlich. Wer solche Comic-Verfilmungen mag, dem kann ich den Film nur empfehlen. Ansonsten und wie bereits gesagt: Iron Man ist bestes Popcorn-Kino, zum Abschalten vom Alltag am Wochenende also sehr gut geeignet.

Übrigens: Sowohl beim 1. Teil als auch bei Iron Man 2 sollte man nicht vor dem Abspann ausschalten: Bei beiden Teilen gibt es noch eine Szene, die hier beim 2. Teil darauf hindeutet, dass es sicherlich auch noch einen 3. Teil geben wird …

Soul Kitchen

Soul Kitchen ist eine Filmkomödie des deutschen Regisseurs Fatih Akin nach einem gemeinsam mit Hauptdarsteller Adam Bousdoukos verfassten Drehbuch. Beim Festival in Venedig war der Film für den Goldenen Löwen nominiert und wurde mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Zwar weist der „Heimatfilm“ (O-Ton Akin) nach einem überragenden Einstieg in der zweiten Hälfte kleine Schwächen auf, aber dafür sind die Dialoge durchgehend zum Niederknien, so dass diese Juryentscheidung durchaus nachvollziehbar ist.

Der Deutsch-Grieche Zinos (Adam Bousdoukos) schlägt sich als Besitzer eines schäbig-schicken Restaurants im Hamburger Problemstadtteil Wilhelmsburg durch. Das Essen ist zwar mies, aber dabei so bodenständig, dass sich sein proletarisches Klientel nicht daran stört. Als Freundin Nadine (Pheline Roggan) ihre beruflichen Träume als Auslandskorrespondentin in Shanghai verwirklicht, gerät Zinos in einen schweren Gewissenskonflikt, weil er ihr folgen will, aber nicht kann. Sein Laden steht sowieso kurz vor dem Abgrund und die Situation verschärft sich noch weiter, als er einen Bandscheibenvorfall erleidet und sich kaum mehr bewegen kann. An Löffelschwingen ist jedenfalls nicht mehr zu denken. Zinos heuert den frisch gefeuerten Koch-Exzentriker Shayn (Birol Ünel) an, um sein Restaurant vor dem Ruin zu retten. Doch der Großmeister weigert sich, Zinos‘ Fraß zu kochen und setzt stattdessen kulinarisch wertvolle Kost auf die Speisekarte. Am Anfang noch mit wenig Erfolg. Dazu hat Zinos plötzlich auch noch seinen Bruder Illias (Moritz Bleibtreu) am Hals. Als Freigänger darf dieser nur am Wochenende aus dem Knast, es sei denn, er findet einen Job. Deshalb soll Zinos ihn anstellen – wenn auch nur auf dem Papier, denn richtige Arbeit ist nicht so das Ding des notorischen Glücksspielers. Als Ausweg aus der Misere bietet sich Zinos‘ alter Schulkamerad Neumann (Wotan Wilke Möhring) an. Der ist scharf auf das Restaurant und würde einen anständigen Preis für den Laden bezahlen. Doch irgendetwas ist faul an dem schleimigen Immobilieninvestor…

aus: filmstarts.de


Soul Kitchen – Trailer Deutsch [HD]

Für Fatih Akin ist es „ein Heimatfilm der neuen Art“: In Soul Kitchen zeigt er Hamburg von seiner „schönsten“ Seite (wie man es nimmt: allerdings nicht Landungsbrücken, Michel, Alster und Hafen, was Touristen gezeigt wird) – und warnt zugleich vor dramatischen Veränderungen durch die „Yuppisierung“ in Stadtvierteln wie Wilhelmsburg. Es ist ein Film mit sehr viel Lokalkolorit – inklusive Hans Albers und Jan Fedder als Herr Meyer vom Gesundheitsamt. Die Geschichte besitzt universellen Charakter, sodass über Restaurantbesitzer Zinos, der sich mit seinem Bruder, der Bandscheibe und dem Finanzamt herumschlagen muss, auch in über 50 weiteren Ländern gelacht wird..

Gut, im Mittelteil hat der Film einen kleinen Durchhänger, weil die Charaktere drohen, ihre Verortung im Hier und Jetzt zu verlieren. Aber das Ende entschädigt dann um so mehr. Der Film ist seit Ende August als DVD Soul Kitchen erhältlich und ich habe ihn mit meiner Familie am Freitagabend gesehen und genossen.

Wilhelmsburg, der Hamburger Stadtteil, in dem der Film größtenteils spielt, ist beprägt von vielen Migranten (34,2 % der Einwohner). Vielleicht sollte Herr Zarrazin sich dort einmal zeigen (oder zumindest den Film sehen). Es ist ein wirklich köstlicher Film mit einer multikulturellen Seele entstanden, der den ganzen Thesen eines Herrn Sarrazin im herzhaften Lachen untergehen lässt. Und vielleicht trägt der Film dazu bei, bestehende Vorurteile abzubauen.

Alice im Wunderland

Alice im Wunderland ist ein erstmals 1865 erschienenes Kinderbuch des britischen Schriftstellers Lewis Carroll, das sich vorwiegend im englischen Sprachraum bis heute großer Beliebtheit erfreut, aber natürlich auch bei uns bekannt ist. Von diesem Buch (und der Fortsetzung Alice hinter den Spiegeln) gibt es inzwischen eine Vielzahl an Filmadaptionen – die neueste erschien Anfang des Jahres in der Regie von Tim Burton mit Johnny Depp und Helena Bonham Carter, die beide gewissermaßen zum Stammpersonal von Burtons Filmen gehören (u.a. 2005 in Charlie und die Schokoladenfabrik und 2007 Sweeney Todd) und verarbeitet beide Bücher: Alice im Wunderland. Seit Ende August kann man den Film auch als DVD Alice im Wunderland in den eigenen vier Wänden betrachten.


Alice im Wunderland – Offizieller Trailer

Mit der Kindheit scheint es für Alice Kingsley (Mia Wasikowska) vorbei zu sein: Familie und aristokratische Bekanntschaft erwarten eine euphorische Vermählung mit dem steif-versnobbten Geschäftsmann Hamish (Leo Bill). Wenn da nicht dieses wild mit einer Taschenuhr wedelnde Kaninchen (Stimme im Original: Michael Sheen) wäre! Kurzerhand setzt Alice Prioritäten, folgt dem sonderlichen Wesen durch den Schlossgarten – und purzelt durch den Kaninchenbau. Endlos fällt sie – und dann wird der Traum wahr. Mit großen Augen stapft Alice durch die bunt schimmernde Anderswelt. Doch etwas stimmt nicht: Die despotische Königin in Rot (Helena Bonham Carter) hat ihrer weißen Schwester (Anne Hathaway) die Krone gemopst und das Reich unterjocht. Die Prophezeiung der blauen Raupe Absolom (Stimme: Alan Rickman) ist unmissverständlich: Nur Alice kann ihr die Stirn bieten, den grausamen Drachen Jabberwocky (Stimme: Christopher Lee) bezwingen und Wunderland befreien. Gemeinsam mit einem verrückten Hutmacher (Johnny Depp) und einer mysteriösen Grinsekatze (Stimme: Stephen Fry) begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise…

aus: filmstarts.de

Alice im Wunderland ist wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ ein in manchmal quietschebunten Farben aufgenommener Film und besticht insgesamt durch eine eigene Ästhetik – man könnte sagen: Burton-like mit Gothic-Einschlag. Und ob Johnny Depp nun als verrückter Hutmacher überzeugt oder als Willy Wonka, den Schokoladenfabrikanten, bzw. als Sweeney Todd, den teuflischen Barbier aus der Fleet Street – ohne Depp scheint nichts bei Burton zu gehen. Besonders überzeugt hat mich aber Mia Wasikowska als Alice, die sich auf charmante Art sehr emanzipiert zeigt. Es gelingt ihr auf der Schwelle vom abenteuerlustigen Kind zur frühreifen Frau, eine Identifikationsfigur zu schaffen.

Natürlich ist es ein Märchenfilm, wenn auch nicht unbedingt für die Kleinen, dem sich auch jung gebliebene Erwachsene nicht entziehen können. Im Film werden Sprache und Identität zu Spielbällen zwischen Kinderphantasie und LSD-Trip (daher die vielen seltsamen Getränke und auch die Pilze auf den Wiesen?). Es sind aber besonders die kleinen Augenblicke geistreicher und mit Verve gespielter Carroll-Interpretation, die „Alice im Wunderland“ über weite Passagen äußerst unterhaltsam halten. Geistreicher Nonsens vielleicht, bunte Ästhetik mit Sicherheit – wer das mag, dem kann ich den Film nur empfehlen.

Es stellt sich besonders hier die Frage (wie aber bei jeder Literaturverfilmung), ob die bunten Bilder der Leinwand oder des Bildschirms die Bilder, die im Kopf des Lesers entstehen, nicht übertünchen. Man sollte beides sicherlich separat sehen: das Lesen eines Buchs als sehr persönliches Erlebnis und die Filmadaption als Interpretation eines anderen. Allein der Vergleich ist Diskussionsstoff genug.

Zweiohrküken

Keinohrhasen (2007) hatte ich ausfallen lassen, nachdem ich Til Schweigers 1 ½ Ritter sah, ein Film, der sich als (bl)öde herausstellte. Vielleicht hätte ich mir doch eher „Keinohrhasen“ ansehen sollen, immerhin einer der erfolgsreichsten deutschen Kinofilme, denn die Zweiohrküken (jetzt auf DVD Zweiohrküken erhältlich), die ich mir am Wochenende anschaute, enttäuschten mich sehr.

Während „Keinohrhasen“ wohl „eine entwaffnende Balance zwischen ernsthaften Gefühlen und inszenatorischer Schamlosigkeit“ darstellte, entpuppte sich „Zweiohrküken“ für mich als eine Machoklamotte mit gestrigem Geschlechterbild.

Aber zuerst zum Inhalt: Ludo Decker und Anna Gotzlowski leben bereits zwei Jahre zusammen in einer gemeinsamen Wohnung. Der Alltag ist eingezogen, Ludo vernachlässigt seine häuslichen Pflichten, Anna ist genervt. Als auf einer Party Ludos Ex-Freundin Marie wieder auftaucht und Annas ehemaliger Freund Ralf, ein Frauenversteher und Entwicklungshelfer ein paar Tage bei Anna und Ludo einzieht, geraten beide in eine Spirale von Selbstzweifeln und Eifersucht. Anna liest Ludos SMS, Ludo findet Die Liste, Annas geheime Liste früherer Bettgeschichten, in der Ralf weit besser weg kommt als er selbst.

Ludo hält die ständigen Provokationen Ralfs nicht mehr aus und schlägt ihn in einem Restaurant vor Annas Augen nieder. Anna und er trennen sich im Streit. In dieser Phase landen beide mit ihren früheren Partnern im Bett.

Ein Nebenstrang erzählt von den verzweifelten Versuchen Ludos Freund Moritz, bei den Frauen zu landen. In seiner Not besucht er eine Flirtschule und versucht, die Tipps von Flirtlehrer Dr. Eisenberger in die Tat umzusetzen. Dessen Wissen erschöpft sich in vorsintflutlichem Machogehabe, so dass sich peinliche Situationen für Moritz häufen.

Am Ende versöhnen sich Ludo und Anna und kommen wieder zusammen.

Aus: de.wikipedia.org


ZWEIOHRKÜKEN Trailer HD

Schon wie der Film beginnt: Die Filmheldin Anna entsteigt schmachtend einem Düsenjet, um sogleich ihre silikonverstärkten Brüste dem werten Publikum zu entblößen. Klar, Ludo (warum lässt mich sein Name immer an die umgangssprachliche Bezeichnung für Zuhälter, an Lude denken) träumt das alles nur. Und so geht das weiter. Unser Macho vom Dienst entpuppt sich als fauler Knochen, was die täglichen Belange einer Zweierbeziehung betrifft. Eine gewisse Sensibilität erweist er Kindern gegenüber (so dürfen auch in diesem Film wieder Schweigers eigene Kinder mitspielen), wenn Anna am Ende des Films auch feststellt, dass eigene Kinder den guten Ludo doch wohl überfordern dürften.

Til Schweiger, der auch wiederum Regie führte und am Drehbuch maßgeblich beteiligt war, hat sichtliches Vergnügen an seiner Rolle – ich denke, in Vielem spielt er sich selbst. Und er greift wie in früheren Filmen wieder auf Sympathieträger zurück (in „1 ½ Ritter“ war es Thomas Gottschalk, dem es nur gelang, sich selbst zu spielen, wetten dass …?), hier wie im ersten Teil spielt u.a. Wladimir Klitschko sich selbst. Es muss sich wohl um einen gewissen Klüngel handeln (Gottschalk, Schweiger, Klitschko usw.).

Und so gelingt es Schweiger mit vereinten Kräften, wieder einmal ein Massenpublikum in die Kinos zu locken (oder zum Kauf der DVD). Zweiohrküken“ ist deutsches Mainstream-Kino mit Erfolgsgarantie (Betonung auf deutsch), aber eben auch ohne Überraschungen, das vor Klischees nur so strotzt und auch vor Klamauk nicht zurückscheut.

Während man dem ersten Teil (Keinohrhasen) noch eine erzählerische Leichtigkeit, einen gewissen Charme nachsagte, so rutscht das Niveau, auf dem im 2. Teil gelacht wird, deutlich ab.

Ist nun Schweiger selbst so ein Macho oder ist er ein gewiefter Geschäftsmann, dem es wieder einmal gelungen ist, den Geschmack eines breiten Publikums zu finden? Es ist auf jeden Fall bedenklich, wie ein Film mit einer so reaktionär-infantilen Grundhaltung Erfolg beim Publikum haben kann.

A Serious Man

A Serious Man ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 2009. Regie führten Ethan und Joel Coen, die auch das Drehbuch schrieben, den Film produzierten sowie unter ihrem gemeinsamen Pseudonym Roderick Jaynes den Schnitt übernahmen. Der Film ist jetzt auch als DVD A Serious Man erhältlich.

Ohne jede Vorwarnung bricht Larry Gopniks (Michael Stuhlbarg) Bilderbuchleben wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Seine Ehefrau Judith (Sari Lennick) gesteht, dass sie sich in den Witwer Sy Ableman (Fred Melamed) verliebt hat und daher eine rituelle Scheidung möchte. Das FBI wird auf die beim illegalen Glücksspiel eingesetzten Mathematikfähigkeiten seines hochbegabten Bruders Arthur (Richard Kind) aufmerksam. Sohnemann Danny (Aaron Wolff) interessiert sich mehr für Marihuana und Rockmusik als für die Schule. Töchterchen Sarah (Jessica McManus) stibitzt aus dem väterlichen Portemonnaie Geld, um sich die Nase verschönern zu lassen. Und der südkoreanische Student Clive (David Kang) ist für eine bessere Note gar bereit, Larry einen prallgefüllten Geldumschlag zuzustecken…

In ihrem neuesten Film „A Serious Man“ widmen sich die Coen-Brüder dem Tanach, der jüdischen Bibel. Larry ist ein vorbildlicher Jude, auf den urplötzlich wahre Hiobsbotschaften einprasseln. Doch er verzweifelt nicht. Vielmehr begibt sich der Naturwissenschaftler wie sein biblisches Ebenbild auf die unlösbare Suche nach einer Rechtfertigung für Gottes Handeln. Er wendet sich an drei Rabbis, besteigt das Dach seines Hauses und beobachtet wie König David die (sonnen-)badende Nachbarin.

Die Verweise auf biblische Ereignisse verleihen „A Serious Man“ sicherlich ein komplexeres Gewand als es die schrullige Spionagekomödie Burn After Reading umgab. Aber auch ohne das notwendige Hintergrundwissen eröffnen die Coens dem Zuschauer ein großartiges Porträt einer jüdischen Gemeinde Anfang der Siebziger. Um diese möglichst authentisch erscheinen zu lassen, entschlossen sich die Regisseure, auf ihre zahlreichen namhaften Schauspielfreunde zu verzichten und die Rollen ausschließlich mit Darstellern jüdischen Glaubens zu besetzen. So wird der geneigte Kinogänger nur wenige Gesichter auf den ersten Blick wiedererkennen – mit welch sicherer Hand die Coen-Brüder ihr Ensemble auswählten, ist aber dennoch beeindruckend. Richard Kind ist wie schon in „Chaos City“ eine köstliche komödiantische Ergänzung, Fred Melamed besticht bereits in seiner ersten Szene alleine durch seine zwischen Freundschaft und dezentem Unbehagen schwankende Stimme und Aaron Wolff erweist sich als vielversprechendes Talent, das nicht in die üblichen Teenie-Manierismen verfällt. Mit seiner unglaublichen Präzision überragt der Broadway-erprobte Michael Stuhlbarg jedoch alle. Er legt seine Figur nicht als klassischen Verlierer oder vom Schicksal Gebeugten an. Vielmehr ist sein Larry ein hoffnungsvoller Mann, dem zwar der Teppich unter den Füßen weggezogen wurde, der aber dennoch nicht aufgibt und vehement seine Sinnsuche verfolgt.

In einer besonders herrlichen, doppelbödigen Szene wird Larry von einem Plattenverkäufer am Telefon genervt. Der Filius bestellte auf seinen Namen die neuesten Rock-Scheiben. Doch er selbst hat nie Santanas „Abraxas“ geordert und versucht daher verzweifelt, dem Anrufer klarzumachen, dass er nie einen „Abraxas“ hören werde. Hartnäckig wehrt er sich gegen Santanas Album und bestätigt so unterbewusst seinen jüdischen Glauben, indem er Abraxas, dem höchsten Gott der Gnostiker, eine Absage erteilt.

Dialog am Telefon ist symptomatisch für den Film. Mit der stoischen Überzeugung nichts getan zu haben, rennt Larry gegen seine Probleme an. Er argumentiert logisch, doch keiner scheint ihn zu verstehen. Der hieraus resultierende Humor ist Coen-typisch äußerst trocken. In gewitzten Wortgefechten verhaspeln sich die Figuren, driften vom eigentlichen Thema ab und lassen dabei manche Abschlusspointe einfach aus. Besonders hinterlistig ist dieses Vorgehen im Finale. Larry erliegt schließlich einer der teuflischen Versuchungen – und muss prompt dafür bezahlen. Was mit ihm und seinem Sohn geschieht, erzählen die Coens nicht. Sie blenden einfach ab. Bis Larry diese finale Hiobsbotschaft jedoch ereilt, verfängt er sich noch in verworrenen Traumwelten, muss mehrfach erklären, was eine Get ist, und lässt sich von einem Rabbi das grandios-abstruse Gleichnis eines Zahnarztes erzählen.

Larrys Sinnsuche ergibt nicht immer Sinn. Vielmehr muss man – wie es auch dem Protagonisten geraten wird – das Mysterium der kuriosen Ereignisse akzeptieren, um Gefallen an „A Serious Man“ zu finden. Wirklich schwer machen die Coens es dem aufgeschlossenen Zuschauer allerdings nicht, ihren Film ins Herz zu schließen. Die schlichten Bilder von Stamm-Kameramann Roger Deakins setzen das schrullige Judenporträt großartig in Szene. Die lebensnahen Figuren plappern mit herrlichem Selbstverständnis daher. Und selbst der Jiddisch gesprochene Prolog ist rückblickend kein völliger Fremdkörper. Vereinfacht gesprochen: „A Serious Man“ ist ein kleiner, schwarzhumoriger Geniestreich, wie ihn nur Joel und Ethan Coen aus dem Handgelenk schütteln können.

aus: filmstarts.de


A Serious Man – Deutscher Trailer

Anders als „Burn After Reading“ ist dies ein sehr ruhiger Film, aber ebenso wie jener ist dieser mit vielen wahnsinnig witzigen Einfällen gespickt. Zunächst muss man sich etwas in den Film hineinfinden, aber wenn man erst einmal in diese groteske Welt amerikanischer Juden der 70er Jahre eingetaucht ist, dann macht der Film richtig Spaß. Nicht nur mein großer Sohn ist ein großer Fan der Coen-Brüder – ich bin es inzwischen längst auch und kann auch diesen Film nur wärmstens empfehlen.

Walk the Line & Get Rhythm

Am Wochenende lief im Fernsehen der bekannte Film über das Leben von Johnny Cash: Walk the Line. Walk the Line ist eine US-amerikanische Filmbiografie aus dem Jahr 2005, die vom Leben des auch bei uns bekannt gewordenen Country-Sängers erzählt. Regie führte James Mangold, der auch das Drehbuch gemeinsam mit Gill Dennis anhand der Autobiografien Man in Black und Cash: The Autobiography schrieb. Die Hauptrollen spielen Joaquín Phoenix und Reese Witherspoon. Der Filmtitel lehnt sich an Johnny Cashs Song I Walk the Line an.


Walk the Line: Joaquín Phoenix als Johnny Cash

Ich kenne Johnny Cash zwar, seine Lieder wie „Ring of Fire“ und natürlich „Get Rhythm“. Aber Country Music war eigentlich nie ganz mein Ding, und so fand ich die Musik von Johnny Cash zwar erträglich, aber sie war mir nicht Anlass, irgendeine Platte von ihm zu kaufen. Nun aber, und das ist der Witz, eines seiner Lieder zählt zu meinen Lieblingsliedern: das bereits erwähnte Get Rhythm, wenn auch als Coverversion von Ry Cooder (dem ich ja hier gleich eine ganze Kategorie gewidmet habe), einen nach meiner beschiedenen Meinung 10 besten Gitarristen der Rockmusik.

Zunächst aber noch etwas zum Film: Was mich wirklich beeindruckt hat, das war die schauspielerische Leistung von Joaquín Phoenix als Johnny Cash. Die Lieder von Cash singt im Film der Schauspieler zudem selbst – auch das ist hervorragend gelungen. Für Cash-Fans sowieso, für allen anderen Filmfreaks aber auch: Der Film ist wirklich empfehlenswert (und wenn schon mein großer Sohn sich den Film als DVD gekauft hat, dann muss der Film einfach gut sein).

Zurück zu Ry Cooder – hier noch einmal kurz als Wiederholung:

Die bekanntesten Alben von Ry Cooder sind „Chicken Skin Music“ (1976), „Bop till you Drop“ (1979), das überhaupt erste digital aufgenommene Album der Rockgeschichte, und „Get Rhythm“ (1987).

Von zuletzt genannten Album hier der Titelsong:


Ry Cooder: Get Rhythm

Fans von Johnny Cash werden es gleich gemerkt haben. Das Lied stammt aus dessen Feder. Ry Cooder hat zwar viele Lieder selbst geschrieben, aber er hat sich – wie bereits erwähnt –auch immer wieder bei anderen Autoren bedient (von Elvis über Chuck Berry bis eben hin zu Johnny Cash). Die gecoverten Versionen klingen dabei aber immer typisch wie Ry Cooder (und sind nach meiner Meinung oft auch besser als die Originale).

Hier zum Vergleich (bei youtube zu finden) die Originalversion Johnny Cash – Get Rhythm aus dem Jahre 1956

Nachtrag: Es gibt ein Musikvideo mit Ry Cooder: Get Rhythm aus dem Jahre 1988 in der Regie von David Fincher, u.a. bekannt als der Regisseur von Filmen wie Der seltsame Fall des Benjamin Button.


Ry Cooder – Get Rhythm

Männer, die auf Ziegen starren

Als Kleinstadtreporter Bob Wilton (Ewan McGregor) den bei seiner Mutter wohnenden Frühpensionär Gus Lacey (Stephen Root) interviewt, ist er überzeugt, einen Verrückten vor sich zu haben. Lacey behauptet, vom Militär in Fähigkeiten wie Gedankenlesen, durch Wände gehen und dem Töten durch Blicke geschult worden zu sein. Zu absurd, um wahr zu sein. Doch Wilton wird bald eines Besseren belehrt: Als ihn seine Frau (Rebecca Mader) verlässt, geht er als Journalist in den Nahen Osten, um über den Irak-Krieg zu berichten. Doch er bekommt keinen Zugang zu den Truppen und ist dazu verdammt, in einer Kuwaiter Hotelbar abzuhängen. Dort trifft er auf Lyn Cassady (George Clooney), den er aus Laceys Erzählungen kennt. Cassady gilt als bester Mann einer geheimen, parapsychologisch geschulten Militäreinheit unter Führung des Hippie-Ausbilders Bill Django (Jeff Bridges). Der Jedi-Krieger und Supersoldat beschließt, den jungen Journalisten zu einer ultra-geheimen Operation in den Irak mitzunehmen…

Männer, die auf Ziegen starren ist ein wunderbar absurder Film und urkomisch. Regisseur Heslov kann sich dabei absolut auf seine Schauspielerriege verlassen. George Clooney ist sowieso immer großartig, wenn er sich selbst auf die Schippe nimmt. Sein Auftritt mit Old-School-Schnautzer, weit aufgerissenen Augen und bedeppertem Blick erinnert an seine Zusammenarbeiten mit den Coen-Brüdern bei Burn After Reading und O Brother, Where Art Thou?. An die Kooperation mit den Spezialisten für schräge Figuren aus Minnesota erinnert auch der Auftritt von Jeff Bridges. Bill Django ist der „Dude“ aus The Big Lebowski mit mehr Energie und einer Militäruniform. Ewan McGregor (Illuminati, Trainspotting) hat den undankbarsten Part, da er im Gegensatz zu seinen Mitspielern nicht auf die Pauke hauen darf. Umso höher ist es ihm anzurechnen, dass auch die lustigen Momente seiner durch das Szenario stolpernden Figur funktionieren. Es ist schon amüsant, dass der Obi-Wan aus George Lucas‘ „Star Wars“-Prequel-Trilogie keine Ahnung hat, was Jedi-Krieger sind. Kevin Spacey (Superman Returns, American Beauty) streut als Unsympath wunderbar sarkastische Spitzen, während Stephen Lang, der in James Camerons Avatar – Aufbruch nach Pandora noch den Prototyp eines harten Militärs gegeben hat, nun genau dieses Image persifliert.

aus: filmstarts.de

Wie ich schon an anderer Stelle schrieb (zum Film Up in the Air): Filme mit George Clooney sind in der Regel gute Filme. Dieser Film ist sogar ein sehr guter Film – und jetzt auch auf DVD Männer, die auf Ziegen starren erhältlich. Bemerkenswert finde ich besonders, wie der Betrachter des Films geschickt im Ungewissen gelassen wird, ob das eben Gezeigte unglaublich wahr oder alles doch nur völliger Unsinn ist. Und genau aus diesem ‚inneren Konflikt’ des Betrachters heraus bezieht der Film seinen Witz. Natürlich weiß jeder, das hier Unsinn offeriert wird. Aber eigentlich würde man es doch gern glauben wollen.

Es gibt diverse Analogien zu Star Wars. Cassady bezeichnet sich und seine Kameraden in seinen Erzählungen als Jedi. Wilton fragt Cassady, was das sei – Darsteller Ewan McGregor spielte in den Star-Wars-Episoden 1 bis 3 selbst einen Jedi. Wie in den ersten drei Episoden gibt es mit Hooper einen Jedi-Schüler, der auf die dunkle Seite der Macht wechselt: Hooper zerstört die Einheit und bricht seinen Lehrer durch den Verrat emotional, außerdem belegt er Cassady mit einem Fluch (ach ja, die Geschichte mit dem Todesstoß – selten habe ich so gelacht).

Gestern habe ich mir den Film mit meinen Lieben mit Genuss angeschaut. Was soll ich sagen: Der Film ist wirklich witzig und unterhaltsam. Ich kann ihn nur weiterempfehlen.


Männer, die auf Ziegen starren – dt. Trailer

Hier ein etwas längerer Trailer samt Kommentierung von www.sputnik.de bei YouTube.

Up in the Air

Ryan Bingham (George Clooney) liebt seinen Job, den 99 Prozent aller Menschen wahrscheinlich nicht einmal geschenkt haben möchten: Für eine Firma in Omaha, Nebraska feuert er amerikaweit Leute aus ihren Jobs. Immer dann, wenn ein Manager kalte Füße bekommt, tritt Bingham auf den Plan und eröffnet den Mitarbeitern, dass es ihre Stelle nicht länger gibt oder dass sie freigestellt werden. Er ist der Beste seines Fachs. Eiskalt, aber dennoch einfühlsam, soweit dies möglich ist. Seine Welt liegt über den Wolken und in anonymen, austauschbaren Flughafen-Hotels. Er hasst Verpflichtungen, hat aber ein großes, persönliches Ziel: Er will als siebter Mensch die Zehn-Millionen-Bonusmeilen-Schallmauer durchbrechen. Als Bingham in der Geschäftsfrau Alex (Vera Farmiga) eine Seelenverwandte erkennt, gerät seine kleine Welt, die er gerade der ehrgeizigen Jung-Geschäftsfrau Natalie (Anna Kendrick) im Auftrag seines Bosses Craig (Jason Bateman) erklärt, ins Wanken…

aus: filmstarts.de

Up in the Air ist eine US-amerikanische Tragikomödie von Regisseur Jason Reitman aus dem Jahr 2009. Der Spielfilm basiert auf dem Roman „Mr. Bingham sammelt Meilen“ von Walter Kirn. Die Hauptrollen wurden von George Clooney, Vera Farmiga und Anna Kendrick gespielt. Der Film ist jetzt auch auf DVD Up in the Air erhältlich.


Up in the Air (dt. Trailer)

Filme mit George Clooney sind in der Regel gute Filme. Obwohl ich nach dem Lesen der Inhaltsangabe zu diesem Film erst skeptisch war, so kann ich jetzt „Up in the Air“ nur wärmstens empfehlen. Welchem Genre der Film genau zuzuordnen ist, vermag keiner so recht zu sagen: Tragikomödie dürfte aber am besten passen.

Ryan Bingham lebt nach einer eigenen Philosophie: Danach ist jeglicher Ballast von Bord zu werfen, sowohl materielle Güter als auch persönliche Verbindungen. Und so lebt er über 320 Tage im Jahr nur aus einem Trolley, den er von Hotel zu Hotel mit sich führt, und meidet Kontakte, die zu engeren Beziehungen führen könnten. Lediglich mit der Geschäftsfrau Alex, in der Bingham eine Seelenverwandte zu erkennen meint, wird er intim, soweit es beider Terminkalender zulassen.

Als sein Job plötzlich via Internetkonferenzen erledigt werden soll und die Reisen dadurch hinfällig werden, gerät Binghams Welt zum ersten Mal ins Wanken. Nach und nach erkennt es, dass seine so feine Philosophie nur Vorwand und er eigentlich ein einsamer Mensch ist.

Regisseur Jason Reitman hat die Rolle des Ryan Bingham ganz auf George Clooney zugeschnitten, der sich unglaublich charmant, aber gleichzeitig auch arrogant gibt. Seine Seele scheint ein Stahlbad durchlaufen zu haben, trotzdem ist er nicht unverletzbar. Er liebt seine Unabhängigkeit und ist dennoch insgeheim auf der Suche nach Geborgenheit, selbst wenn er sich das auf seiner Odyssee durch die USA nicht eingestehen will.

Cloverfield

Der gesamte Spielfilm mit einer Handkamera aufgenommen? Wackelbilder wie bei einem Urlaubsvideo? Und das dann auch noch ein Monsterfilm?

Fünf New Yorker geben für ihren Freund Rob eine Abschiedsparty. Einer der Freunde filmt die Feier mit einer Handkamera. Da erschüttern Explosionen Manhattan, der Kopf der Freiheitsstatue kegelt durch die Straßen. Was ist nur los? Ein Monster attackiert New York! Während die Armee das Ungeheuer unter Beschuss nimmt, versuchen Rob und seine Clique zu fliehen.

Gestern lief im Fernsehen der US-amerikanische Spielfilm Cloverfield (deutsch: Kleefeld) aus dem Jahre 2008. Regie führte Matt Reeves, Cloverfield wurde im Handkamera-Stil in Form einer Mockumentary, also als fiktionaler Dokumentarfilm gedreht.


Cloverfield – deutscher Trailer

Zunächst muss man sich schon an die Wackelbilder gewöhnen. Aber dann bricht eine Action los, die durch die Bildsprache nahezu real wirkt. Das erinnert wohl auch an die Pseudo-Dokumentation Blair Witch Project, die auch dieser Tage im Fernsehen lief.

Inhaltlich unterscheidet sich der Film wenig von ‚normalen’ Monsterfilmen, auch heben sich die Charaktere nicht besonders ab. Die Story ist eher banal. Es ist eben die Kameraführung, die beim Betrachter ein Gefühl von klaustrophobischer Intensität erzeugt. Ein Bezug zu den filmischen Dokumenten vom Terroranschlag des 11. September 2001 in New York ist sicherlich gewollt. Der sichtliche Erfolg des Films ergibt sich aber auch dadurch, dass der Zuschauer zu einer Art Voyeur wird, also Gefahr läuft, wie ein sensationsgieriger Gaffer Teil des Spektakels zu werden.

Die Idee zum Film finde ich grandios. Allerdings hat sie doch einen großen Haken: Wer glaubt schon, dass der Typ, der die ganzen Ereignisse filmt, wie ein Idiot mit der Kamera umgeht und nur selten ins Bild kriegt, was er eigentlich sieht, und zum anderen auch in Momenten weiterdreht, in denen jeder normale Mensch das Ding längst hätte fallen lassen, weil er andere Sorgen hat, zum Beispiel, um sein Leben zu rennen.

Die Produktion entstand unter größter Geheimhaltung – und auch der Filmtitel klingt ziemlich geheimnisvoll. Des Rätsels Lösung: Die Macher benannten ihren Film einfach nach dem Boulevard in Santa Monica, an dem sich das Büro der Produktionsfirma „Bad Robots“ während der Dreharbeiten befand. Außerdem war „Cloverfield“ während des Kalten Krieges der Codename für New York City beim US-Militär.