Wie ich jetzt erst über Twitter erfuhr, ist Raymond „Ray“ Shulman am 30. März d.J. nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren (08.12.1949 – 30.03.2023) verstorben. Ray Shulman war Gründungsmitglied der Progressive-Rock-Band Gentle Giant und wie seine Brüder Multiinstrumentalist. So spielte er Bassgitarre, Trompete, Violine, Schlagzeug, Perkussion und Gitarre. Er war einer der Hauptkomponisten von Gentle Giant und vornehmlich deren Bassist.
It is with great sorrow that we announce the passing of Raymond Shulman on March 30 2023. He passed away peacefully at home after battling a long illness. He is survived by his wife Barbara Tanner and his brothers Derek & Philip. His family requests privacy at this very sad time. pic.twitter.com/p5i9AQC9Zt
Als ich bei meinem ersten Konzert von Jethro Tull 1972 in Hannover die (Vor-)Gruppe „Gentle Giant“ zum ersten Mal sah, war es um mich geschehen. Seitdem zählte die Gruppe mit ihrer eigenwilligen Musik zu meinen Lieblingsinterpreten.
Raymond „Ray“ Shulman (Gentle Giant) verstorben
Als im letzten Jahr zunächst ein Freund, dann bald darauf mein ehemaliger Schwager verstarben, hatten diese bei ihren Trauerfeiern Musikstücke, die sie besonders mochten, abspielen lassen. Schon zuvor hatte ich mir selbst überlegt, welche Musik bei meiner Beerdigung gespielt werden sollte (wir wissen ja nie, wann es soweit ist …) und hatte mir u.a. ein Lied von eben dieser Gruppe Gentle Giant ausgesucht (zu den weiteren Stücken später mehr):
Kulturell ist in einer so kleinen Ortschaft wie Tostedt natürlich nicht allzu viel los. Da freuen wir uns schon über jede Veranstaltung, besonders musikalischer Art, die hier stattfindet. So hatte die Töster Bürgerstiftung für Samstag, den 4. März, um 19 Uhr zu einer Irish Night ins Hotel ‚Zum Meierhof‘ eingeladen. Und natürlich waren meine Frau und ich mit Bekannten an diesem Abend dabei.
Duo ‚Tunes in Pairs‘ – Kristina Künzel (‚Pipes for Good Vibes‘)
Den Auftakt machte das Duo ‚Tunes in Pairs‘, gefolgt von ‚Pipes for Good Vibes‘ von der Dudelsackspielerin Kristina Künzel, die auch in einer weiteren Pause ihre Sackpfeifen hervorholte. Die Folkgruppe ‚Kilkenny‘ sorgte dann mit Gitarren, Geige, Tin Whistle und Akkordion für die richtige Stimmung und viel gute Laune. Neben traditionellen irischen Liedern erklangen auch schottische und populäre Stücke (und auch ein A Capella-Gesangsstück). Nach 4 ½ Stunden endete dann die irische Nacht, die bei vollem Saal hauptsächlich von älteren Semestern besucht war: ein vollauf gelungener Abend!
Die Gruppe ‚Kilkenny‘ im ‚Zum Meierhof‘ in Tostedt
Die Gruppe ‚Kilkenny‘
Der Meierhof hatte für diesen Abend natürlich irisches Bier (Guinness und Kilkenny) und Irish Stew im Angebot.
Irish Stew mit Lamm
Da kann ich am Ende nur eines sagen: Sláinte Mhath! Gute Gesundheit!
Hinweis hierzu: Da Sláinte Mhath aus dem Gälischen kommt, gelten auch die Ausspracheregeln des Gälischen. Das bedeutet, dass Vokale mit Akzent lang gezogen werden, das “i” ist in dem Fall ein stummer Vokal. Das “Mh” spricht sich wie ein deutsches “W” und das “th” wie ein deutsches “H”. Phonetisch ausgeschrieben wird dann ein [ˌslɑːndʒə ˈva] daraus. Den Trinkspruch Sláinte Mhath nutzen vor allem die Schotten und die Iren (dort mit umgedrehten Akzent als “Sláinte Mhath”), wenn sie sich mit einem Glas Whisky zuprosten.
Es ist schon einige Zeit her, da habe ich hier Kuriose Musikinstrumente vorgestellt. Unter dem Motto ‚Musik zum Leben‘ war am 6. November das Ensemble Chiesa del Villaggio (zu Deutsch „Dorfkirche“) zu Gast in der Johanneskirche in Tostedt. In der Triobesetzung mit Gisela Helms (Blockflöten), Roswitha Conrad (Viola da Gamba – zu Deutsch: Beingeige) und Andreas Bartelsen (Cembalo) ließen sie Werke des Barock unter anderem von Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann und Arcangelo Corelli erklingen. Dabei spielten sie auf Instrumenten, die Kopien historischer Bauweise sind, und gerade dadurch einen besonders runden, warmen Klang haben. Im Konzert erzählten sie von ihren Instrumenten und stellen die Komponisten vor.
Als ehemaliger E-Bassist in einer Musikgruppe und als Anhänger der Musik von Jethro Tull, dessen Mastermind Ian Anderson die Querflöte als eines der Hauptinstrumente in die Rockmusik einführte, interessierte mich das Konzert in besonderer Weise (Viola da Gamba und Blockflöten). Aber auch ein Cembalo, bei dem anders als beim Klavier die Saiten nicht mit Hämmerchen angeschlagen, sondern mit Plektren – sogenannten Kielen – gezupft werden, wollte ich einmal ‚live‘ hören
Als Ensemble Chiesa del Villaggio arbeiten die drei Musiker erst seit kurzem zusammen. Jedoch begleitet die Musik alle drei schon ihr ganzes Leben lang. Gisela Helms lernte im Kindesalter die Blockflöte kennen und verfeinerte ihr Spiel bei namhaften Musikern der Hamburger Hochschule für Musik. Roswitha Conrad studierte in Hannover und ist in Lüneburg als Musikschullehrerin und Leiterin diverser Ensembles. Andreas Bartelsen ist studierter Kirchenmusiker und kann nun im Ruhestand sich ganz der Musik widmen.
Da die Kirche nicht beheizt war, ergaben sich für die Musiker einige Probleme: Die Viola musste öfter nachgestimmt werden. Und die Blockflöten wurden zunächst ‚warm‘ gehalten. Trotzdem waren die 80 Minuten barocker Musik ein hörenswertes Ereignis, das im nächsten Jahr auch in weiteren Kirchen im norddeutschen Raum zu erleben sein wird.
Nach langer Zeit habe ich mit meiner Frau einmal wieder unsere Provinz (auf etwa halben Weg zwischen Bremen und Hamburg gelegen) für einen Tag verlassen. Der Anlass war leider ein trauriger. Für etwa neun Stunden hielten wir uns in Bremen auf (stimmt nicht ganz – ein Abstecher nach Achim war auch dabei).
Als ehemaliges Stadtkind könnte geschlossen werden, dass ich im Ländlichen weniger gern verweile. Aber hier gibt es genug zu tun und zu erleben, so dass ich auf die stete Hektik der Großstadt durchaus verzichten kann.
Hurricane Festival 2022
Ab morgen (eigentlich schon ab heute Abend) ist es soweit: Nach zwei Jahren Corona-Pause startet endlich wieder das Hurricane Festival. Der Acker beim Eichenring in Scheeßel liegt fast vor unserer Haustür, also auch in der Provinz, wenn auch die Line-up alles andere als provinziell ist.
Und wie ich bereits vor acht Jahren hier anmerkte: Hurricane sagt doch alles: Sturm und Regen: ein Matschbad gehört mit zur Tradition. Aber was nicht ist, soll ja noch werden. 😉
Ja, die Wetteraussichten sind vor allem für den Sonntag nicht die besten: Regen und Gewitter sind angesagt. Also alles wie gehabt …
Backe, backe Brioche
Brötchen und Brote habe ich schon öfter selbst gebacken. Jetzt habe ich mich an eine Brioche gewagt. Eine Brioche ist ein nur leicht gesüßtes, weiches Hefegebäck und das französische Pendant zum deutschen Hefezopf. Sie enthält jedoch deutlich mehr Butter und ist daher unfassbar flaumig und zart.
Brioche – selbst gebacken
Ist doch ganz gut gelungen. Das Rezept findet Ihr hier. Wir essen die Brioche mit Sahnequark und Marmelade (zuvor kommt bei mir auch noch ein Klecks Nuss-Nougatcreme hinzu).Frisch aus dem Ofen reicht auch ein wenig Butter für einen vollkommenen Genuss.
Ein Jungspecht klopft an
In unserem Garten versammeln sich jede Menge Vögel. In diesem Jahr trauen sich auch größere Vögel wie Ringeltauben, Spechte, selbst Elstern und sogar Krähen zu uns. Ist eben ziemlich dschungelmäßig.
Ein Jungspecht klopft bei uns an
Heute war es u.a. ein Jungspecht, der wohl nicht so recht wusste, wie er sich verhalten soll und eine ganze Weile an einem Baumstumpf hing. Er wartete vielleicht auf ein Elternteil, um weitere Anweisungen entgegen zu nehmen …
Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb am 07. Mai im Alter von 79 Jahren mein Schwager Heinz Besch. Die Beisetzung findet am 10. Juni auf dem Waller Friedhof in Bremen statt.
Mit Heinz verbindet mich eine lange Zeit des gemeinsamen Musizierens. Vor 50 Jahren gründeten wir beide zusammen mit meinem Bruder und dem Bruder meiner Schwägerin eine Coverband, die später unter dem Namen „Black Out“ zahlreiche Auftritte in Bremen und Umgebung hatte („Black Out“ ist die Schweine-Dachboden-und-Keller-Mucke-Band). Also so etwas wie eine Familienkapelle! Musikalischer Grundstock waren die Instrumentalstücke von den Shadows, der nach und nach erweitert wurde. Das Repertoire reichte von Stimmungsliedern bis hin zu Stücken von Eric Clapton, Cat Stevens und Jethro Tull (‚We used to know“ – oft als Endlos-Session). Zuletzt kamen auch einige eigene Lieder hinzu. Heinz spielte die Rhythmusgitarre und sang die von ihm ausgewählten Stücke.
Black Out – 1972-1989
Gern erinnere ich mich an die vielen Europapokalabende am Fernseher, z.B. schaute ich mit Heinz auch jenen denkwürdigen 7:1-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen Inter Mailand am 20. Oktober 1971, das durch einen Büchsenwurf wiederholt werden musste. Gladbach schied nach einem 2:4 und 0:0 (im Nachholspiel) leider aus dem Wettbewerb des Landesmeister aus.
Und dann gab es viele Feierlichkeiten – zu Silvester oder auf dem Campingplatz von Heinz und Inge, meiner Schwester. Nach den Übungsstunden ging es oft auch noch gemeinsam auf die Piste in Bremens Viertel.
Hier war Heinz Besch in seinen Elementen:
Juni 1972 Dachboden in Bremen-Oberneuland
26. August 1972 Spanferkelessen auf dem Campingplatz in Ottersberg
8. November 1975 beim Auftritt in der Gaststätte ‚Zum Minister‘ (heute ein indisches Restaurant)
1. September 2012 Feier von Heinz‘ 70. Geburtstag Vereinsheim des Kleingärtnerverein Nürnberg e.V., Bremen
Die letzte große Feierlichkeit gab am 1. September vor 10 Jahren. Anlass war Heinz‘ 70. Geburtstag. Aber auch ein Jahr zuvor hatten wir uns alte Haudegen von ‚Black Out‘ (bis auf unseren Schlagzeuger Jochen) getroffen. Damals gab es Spekulationen über eine Reunion der Gruppe. 😉
Bruder Armin, meine Wenigkeit und Heinz
Hier noch einmal einige Instrumentalstücke von ‚Black Out‘ als Playlist mit Heinz an der Rhythmusgitarre, Armin als Sologitarrist, Jochen am Schlagzeug und ich an der Bassgitarre.
Danke für Euer Interesse: Inzwischen ist das letzte Hurricane-Ticket verkauft worden.
Vom 17. – 19. Juni 2022 findet in Scheeßel (zwischen Bremen und Hamburg gelegen) auf dem Eichenring das Kultfestival Hurricane statt, nachdem es 2020 und 2021 wegen des Corona-Virus ausgefallen ist. Ich habe noch eine Karte, einen sogenannten Festivalpass, aus dem Jahr 2020, der aber auch für das Festival 2022 gültig ist, zum damaligen Preis von 189 € (2022 kostet dieses bereits 222,75 €) zum Verkauf anzubieten. Das Ticket ist für das gesamte Festivalwochenende gültig und beinhaltet nicht nur den Zugang zum Bühnenprogramm, sondern auch den Zugang zum regulären Campingplatz von Donnerstag bis Montag. Ihr bringt Euer eigenes Zelt mit und sucht Euch Euren Platz, nachdem Ihr Euer Festivalbändchen erhalten habt, selbst.
2x 1x Festvalpass fürs Hurricane-Festval aus 2020 – auch 2022 gültig
Wer Interesse an dem Festivalpass hat, schreibt einen Kommentar zu diesem Post oder meldet sich über mein Kontaktformular. Bitte Name, Anschrift und auf jeden Fall E-Mail-Adresse angeben. Ich melde mich dann spätestens innerhalb von 24 Stunden. Den Versand per Brief und Einschreiben übernehme ich.
Es ist eine lange Zeit her, dass Joan Armatrading im deutschen Fernsehen zu sehen war. 1979 war es ein Konzert aus einem Fernsehstudio in Köln im Rahmen der Rockpalast-Reihe: Köln 1979. und dann das zumindest für mich legendäre Konzert in der Grugahalle von Essen 1980. In diesen Jahren habe ich Joan Armatrading mit meinem Bruder und meiner damaligen Schwägerin öfter live gesehen.
Am 31. Juli 2021 gab nun die britische Multiinstrumentalistin, Sängerin und Komponistin Joan Armatrading ihr einziges Live-Konzert für das Jahr 2021 in der 1827 erbauten Asylum Chapel in London, einer etwas außergewöhnlichen Location, die meist für Hochzeitsfeiern genutzt wird.
Joan Armadrading live at Asylum Chapel – 31.07.2021
Im Mittelpunkt stehen ihre Hits und Songs des aktuellen 22. Albums „Consequences“. 1972 veröffentlicht die 1950 geborene Künstlerin ihr erstes Album und war damals die erste weibliche Singer-Songwriterin aus Großbritannien.
Was soll ich zu diesem Konzert schreiben? Ich war beeindruckt von der kaum veränderten Stimme Joans und natürlich auch von ihrem Gitarrenspiel. Äußerlich ist sie zwar reichlich puppelig geworden, aber selbst so sind ihr ihre 70 Jahre kaum anzusehen. Joan Armatrading war die Heroine meiner jungen Jahre und wenn mir auch die älteren Sachen weiterhin besser gefallen, so habe ich das Konzert (wenn auch nur vor dem Bildschirm) geradezu genossen.
Songliste Into the Blues
Down to Zero
Travelled So Far
All the Way from America
This Is Not That
Invisible
I Like It When We Are Together
True Love
Heading Back to New York City
Mamma Mercy
Empty Highway
The Weakness in Me
In These Times
Natural Rhythm
Already There
Consequences
Better Life
Glorious Madness
Promise Land
No More Pain
Love and Affection
Kissin‘ and a Huggin‘
Drop the Pilot
Me, Myself and I
Willow
To Anyone Who Will Listen
Berühmt über Nacht
In Deutschland wird die auf der Karibikinsel Saint Kitts geborene und in Großbrittanien aufgewachsene Sängerin im Rahmen des Auftritts beim Rockplalast am 19. April 1980 über Nacht bekannt. Es war einer jener legendärer Nächte, die der WDR von 1977 bis 1986 in der Essener Grugahalle veranstaltete und via Eurovision in ganz Europa übertrug. Joan Armatrading teilt sich damals die Bühne mit der Blues Band, Ian Hunter feat. Mick Ronson und ZZ Top und begeistert die Fans am TV mit ihrer tiefen, weichen, klaren Stimme und ihrem exzellenten Gitarrespiel.
Musikalische Experimente
Rock, Soul, Jazz, Blues und eine Prise Reggae sind schon damals die Zutaten ihres Sounds, über dem ihre ausdrucksstarke Stimme weibliche Selbstbestimmung thematisiert. Dazu sagt sie 2012: „Der Blues ist die Mutter der Musik. Aber mich interessiert jede Art von Musik. Ich bin eine eklektische Komponistin. Ich verwende Blues, Jazz, Pop, Soul, Country, Reggae mag ich auch. Früher habe ich alle Genres gemischt und auf ein Album gepackt. Ich wollte mich disziplinieren, wollte ausprobieren, strikt in einem Genre zu bleiben. Die drei Großen im Ring sind nun mal Blues, Rock und Jazz, die eben miteinander verheiratet sind.“
2020 wird sie für ihr künstlerisches Schaffen zum „Commander of British Empire“ ernannt und weiß sich nun in prominenter Gesellschaft mit Physiker Stephen Hawking, Schauspieler und Musiker Hugh Laurie oder Schauspielerin Helena Bonham Carter. Im gleichen Jahr wird Joan Armatrading gleich zweimal für ihr Lebenswerk ausgezeichnet: Zum einen von der Organisation „Woman of the Year“ zum anderen von der „Americana Music Association UK“.
Joan „Armourplating“, die Gepanzerte
Im Mai 2011 wird bekannt, dass Joan Armatrading ihre Lebensgefährtin Maggie Butler geheiratet hat. Viel mehr erfahren die Journalisten und Journalistinnen nicht aus dem Leben der Britin, die sie mal als Joan „Armourplating“, die Gepanzerte, bezeichnet haben. Der TAZ sagt Joan Armatrading 2021 dazu: „Ja. Ganz am Anfang meiner Karriere habe ich den Fehler gemacht, einem Journalisten von meinem Spitznamen aus Schulzeiten zu erzählen. Kinder spielen mit Namen – ich heiße Armatrading und es wurde halt Armourplated daraus. Das habe ich jemand erzählt, und der hat so getan, als hätte er dieses Wortspiel selbst erfunden. Na ja. Ich verteidige mein Privatleben sehr eisern, weil ich wirklich so bin. Ich lebe sehr zurückgezogen und das gefällt mir. Ich bin kein Partymensch, trinke nicht und rauche nicht.“
Für ihr neues Album hat sie alle Instrumente selbst eingespielt und als Produzentin die Tonmischung verantwortet. Die Idee dazu bekommt sie bei der Zusammenarbeit mit Bassist Pino Palladino, der ihr bei einer Zusammenarbeit klarmacht, „dass sie ohnehin schon alles selbst macht und warum dann eigentlich nicht gleich die Produktion übernähme.“ Noch vor sechs Jahren geht Armatrading auf Konzerttourneen mit bis zu 235 Auftritten pro Jahr. 2018 verkürzt sie auf 3 Monate und inzwischen setzt die 70jährige auf die moderne Technik des Livestreamings.
Oscar Wildes letzte Worte beziehen sich auf die antike bzw. alttestamentliche endzeitliche Vorstellung von einem das Weltgeschehen abschließenden göttlichen Gericht. Engel blasen die Posaunen des Gerichtes, die die Toten aus den Gräbern rufen: „Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen …“ (Matthäus 24, 31)
Irgendwie musste ich dabei aber auch an Frank Zappas Werk The Grand Wazoo aus dem Jahr 1972 denken, das mit viel Blech- und auch Holzblasinstrumenten (also auch Posaunen) ausgestattet ist. Und auch die Internationale (“Auf zum letzten Gefecht!”) kommt mir da in den Sinn!
Well the night does funny things inside a man
These old tomcat feelings you don’t understand Tom Waits: I Hope That I Don’t Fall in Love with You (Debutalbum: Closing Time 1973)
Die Szene spielt sich in einer Kneipe oder Bar ab. Viele Leute sind da und die Musik spielt. Der gute Thomas Alan (Tom Waits) trinkt sein Bier. Und da ist eine Frau mit einem Typen. Zwischen ihr und Thomas Alan knistert es (er aber hofft, sich nicht in sie zu verlieben). Der Typ ist dann gegangen, sie und er tauschen Blicke aus. Es geht auf Feierabend zu. Er bestellt sich noch ein Bier. Da ist sie verschwunden. Und er denkt, dass er sich gerade in sie verliebt hat.
Kneipe, Alkohol und Zigaretten – die Welt des Tom Waits. Vielleicht alles etwas schmuddelig, verrucht-verräuchert und mit Bierlachen benetzt. Während die Erzählung Dshamilja von Tschingis Aitmatow wohl die schönste Liebesgeschichte der Welt ist, so ist dieses Lied von Tom Waits mindestens eines der schönsten Liebeslieder, die ich kenne.
Tom Waits I hope that I don’t fall in love with you (Lyrics) (Chords/Akkorde)
Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle über E- bzw. U-Musik, also der ernsten und der Unterhaltungsmusik geäußert (Ernst und/oder unterhaltend (Musik)). Obwohl ich eher zur Unterhaltungsmusik (Rockmusik, Jazz, auch anspruchsvollen Pop) tendiere, so habe ich schon früh begonnen, auch die ‚ernste‘ Seite der Musik zu erforschen. Musik muss für mich einen gewissen ‚Nährwert‘ haben. Allzu simples Gedudel ist nichts für meine Ohren. Was heute so auf dem Musikmarkt zu finden ist, weckt selten meine Begeisterung. Ich bin, wenn ich es sagen darf, auf der Suche nach ‚neuen Klängen‘.
Und manchmal lassen sich solche Klänge in der E-Musik, der klassischen Musik, wie wir sie meist nennen, finden. Ich will hier nicht zu weit ausholen. Vielleicht noch kurz etwas zu den Schnittstellen zwischen E- und U-Musik. Da ist z.B. Frank Zappa und sein Werk The Yellow Shark, das 1992 in der Alten Oper zu Frankfurt/Main aufgeführt wurde. Und wer Emerson, Lake & Palmer kennt, der kennt auch deren Interpretation von Modest MussorgskisBilder einer Ausstellung, eigentlich ein Werk für Klavier, das Maurice Ravel kongenial in eine Orchesterfassung übertragen hat. Das klingt vielleicht manchmal etwas zu pompös, ist aber ein Stück Musik, das sich trotz seiner eher melodiösen Einfachheit angenehm vom musikalischen Schrott unserer Tage abhebt.
Eine Schnittstelle zwischen E- und U-Musik bildet sicherlich auch meine Lieblingsband Jethro Tull mit Ian Anderson, der sich nicht nur bei Bach bediente, sondern auch immer wieder auf andere Komponisten der klassischen Musik (siehe meinen Beitrag Heavy Humoresque?) zurückgriff. Apropos Heavy Humoresque bzw. Heavy Horses; zz. gibt es die vor 40 Jahren (1978) erschienene Scheibe als Remix und in 5.1-Ton mit zusätzlichem Material, das mir bisher unbekannt war: Heavy Horses (New Shoes Edition)
Antonín Dvořák: Humoreske – op. 101.7 in Ges-Dur für Klavier versus Jethro Tull: Heavy Horses (1978)
Für mich bedeutet der Feierabend ‚doppelten‘ Genuss. Zum einen freue ich mich natürlich, nach getaner Arbeit nach Hause zu kommen. Zum anderen nutze und genieße ich die Zeit im Zug, per Tablet die zuvor aus dem Netz heruntergeladenen Musikvideos zu sehen und zu hören. Gerade auch der optische Eindruck ist für mich sehr wichtig.
Zurück zu den alten Meistern, da darf das Wolferl natürlich nicht fehlen. Mozart ist schlechthin der Inbegriff des genialen Komponisten. Natürlich war er ein Kind seiner Zeit und wenn mich etwas interessieren würde, dann was wäre, wenn er heute lebte. Ja, was habe ich im Laufe des letzten Jahres alles von Mozart gehört (und natürlich gesehen): 25. Klavierkonzert C-Dur KV 503 – seine letzten drei Symphonien Es-Dur (KV 543) – g-Moll (KV 550) – C-Dur (KV 551) – die Krönungsmesse und Mozarts letzte Komposition, das Requiem.
Hierzu muss ich natürlich gleich erwähnen, dass mich in erster Linie Instrumentalwerke interessieren. Mit dem Gesang, besonders was Opern anbelangt, tue ich mich etwas schwer. Arien sind nicht so mein Ding (mein Vater sprach da gern von der ‚Arie des rollenden Furzes auf der Gardinenstange‘ oder von der ‚Arie von der wilden Sau‘ 😉 ). Ich mag auf jeden Fall Chorgesang (vor vielen Jahren war ich in der St Paul’s Cathedral zu London und lauschte dort einem Knabenchor – bei der dortigen Akustik ein atemraubendes Hörerlebnis). Mozarts Zauberflöte habe ich noch auf einer externen Festplatte gespeichert. Diese ‚Singspiel‘ wollte ich mir eigentlich schon immer angucken.
Etwas moderner sind da die Sinfonien von Gustav Mahler. Gehört-gesehen habe ich seine 3. Sinfonie in d-Moll, seine 4. Sinfonie in G-Dur und seine 7. Sinfonie in e-Moll. Letztere ist auch als Lied der Nacht benannt. Verwundert kann hier der Auftritt von Gitarre und Mandoline gehört und betrachtet werden. Nicht umsonst trägt der 4. Satz dieser Sinfonie die Tempobezeichnung Andante amoroso und könnte uns gut und gern auf eine Gondel nach Venedig entführen. Allerdings mit Wiener Schmäh angereichert. Ich konnte den Wiener Kongress tanzen hören. Dafür krachte es dann ordentlich im letzten Satz: Gustav Mahler hatte wohl eine Vorliebe für Pauken und Trompeten (neben Geigen). Geradezu berüchtigt ist seine 6. Sinfonie, in der auch der nach ihm benannte Mahler-Hammer zum Einsatz kommt.
Woher stammen meine musikalischen Eindrücke? Da ich nicht der große Konzertgänger (mehr) bin, so gewinne ich aus TV und Netz (bzw. aus der Kombination beider) die klanglichen Ergüsse. Wer kennt nicht arte oder 3SAT, die Sender für Kultur – oder auch ARD-alpha, den Bildungskanal. Hier ist jede Menge Musik (meist in Konzertform) zu finden – nicht nur aus dem Bereich der Klassik, sondern natürlich auch viel Zeitgenössisches aus aller Herren/Damen Länder. Wer sich (wie ich) auf die Suche nach ‚neuen Klängen‘ macht, könnte hier fündig werden.
Ein Blick auf die Programmseiten von arte lohnt sich meist. In den letzten Monaten wurden hier höchst interessante, da aufschlussreiche Dokumentationen zu Musikern ‚unseres Vertrauens‘ gezeigt. So gab es dort eine abendfüllende Hendrix-Biografie unter dem Titel „Hear My Train A Comin'“ aus dem Jahr 2013, die u.a. erst kürzlich aufgetauchtes, bislang unbekanntes Bildmaterial zeigt, auf das Regisseur Bob Smeaton zurückgreifen konnte, darunter Amateurfilme, die Hendrix selbst und Drummer Mitch Mitchell auf ihren Reisen gedreht haben. Etwas älter (aus dem Jahr 2009) ist die Dokumentation Jimi Hendrix – The Guitar Hero, die one (früher Eins Festival) ausstrahlte. „Renommierte Musiker wie Dave Mason, Eric Clapton, Mick Taylor und Slash diskutieren in diesem Dokumentarfilm über Jimi Hendrix‘ Musik und sie erklären, warum seine Arbeit noch heute einen Höhepunkt der Rockmusik darstellt.“
Jimi Hendrix: „Hear My Train A Comin'“
Man muss nicht Pfadfinder (gewesen) sein, um irgendwann in seinem Leben mit in die Verse des Liedes ‘Blowin‘ in the Wind‘ eingestimmt zu haben; spätestens „The answer, my friend, is blowin’ in the wind. The answer is blowin’ in the wind” kann wohl (fast) jeder mitsingen. Längst ist das Lied eine Hymne und in jedem Liederbuch zu finden, das zum Erlernen des Gitarrenspiels oder für gemütliche Abende am Lagerfeuer zusammengestellt wurde.
Martin Scorsese, einer der wichtigsten zeitgenössischen US-Filmemacher, der mit so gut wie allen namhaften Schauspielern der USA zusammengearbeitet hat, zeichnete auch für zahlreiche Dokumentationen verantwortlich, so die 2005 entstandene über Bob Dylan: No Direction Home. Dieses zweiteilige, fast drei 1/2 –stündige Porträt zeigt Dylans Schaffen und Umgebung im Zeitraum 1961 bis 1966 (und lief ebenfalls auf arte).
Bob Dylan ist als Songwriter, Folksänger und Rockmusiker „einer der einflussreichsten und innovativsten Musiker der Gegenwart. Starregisseur Martin Scorsese gelang es, den scheuen Künstler vor die Kamera zu bekommen und ein Porträt des Phänomens Bob Dylan zu entwerfen. Angefangen bei seinen Wurzeln in Minnesota über seine ersten Auftritte in den Bars von Greenwich Village 1961 und seinen kometenhaften Aufstieg bis hin zum Jahr 1966, als er bei seinem ersten Auftritt mit einer elektrischen Gitarre seine Fans verprellte und sich zeitweilig von der Konzertbühne zurückzog.“
„Da erfahren wir, dass der Mann, den die ganze Welt für die zentrale musikalische Figur der amerikanischen Protestbewegung gehalten hat, sich selbst nicht dafür hielt. ‚Mit irgendwelchen Ideologien hatte ich nie wirklich was am Hut. Egal in welcher Szene ich mich bewegte, ich fühlte mich immer als Außenseiter.‘ Mal schildern Weggefährten wie Pete Seeger, Joan Baez oder Allen Ginsberg die Entwicklung Dylans, der sich vom Rock ’n‘ Roller seiner Jugendtage über den Protest-Folksänger der frühen 60er bis zum elektrischen Rocker jener England-Tour wandelte.“
„Das Gewissen einer Generation: Die politisch engagierte Folksängerin Joan Baez sang im Luftschutzbunker, während draußen die Bomben fielen. Aber sie ist auch eine der wichtigsten und bekanntesten Vertreterinnen der Folkmusik. Seltene Archivaufnahmen und sehr persönliche Interviews machen den Dokumentarfilm zu einem zugleich persönlichen und historischen Porträt.“
„In einem ersten umfassenden Dokumentarfilm über Joan Baez werden sowohl die Privatperson Baez als auch ihre Karriere, ihre Geschichte als Live- und Studiomusikerin und ihr bemerkenswerter Weg als Menschenrechtsaktivistin beleuchtet. Historische Aufnahmen zeigen Joan Baez bei ihrem umstrittenen Besuch in Nordvietnam, wo sie mit den Einwohnern von Hanoi während der heftigsten Luftangriffe des Kriegs betet, aber auch Martin Luther King Jr., der der inhaftierten Joan Baez einen Solidaritätsbesuch abstattet.“
„Musikalische Aufnahmen vom legendären Auftritt auf dem Newport Folk Festival 1959 oder eines frühen Auftritts im historischen Club 47 in Cambridge werden mit Interviews mit bekannten Persönlichkeiten wie David Crosby, Bob Dylan oder Reverend Jesse Jackson zu einer dichten Erzählung verwoben. Der Dokumentarfilm gibt in bisher nicht dagewesener Art und Weise Einblick in das Leben der Künstlerin und Aktivistin, die mit über 70 Jahren noch auf internationalen Tourneen unterwegs ist.“
Joan Baez – How Sweet the Sound (im englischen Original)
Vor gut einem Jahr feierte Joan Baez ihren 75. Geburtstag. Ins Beacon Theatre in New York lud sie hierzu viele namhafte Gäste ein, die mit ihr auf die Bühne traten, nämlich David Bromberg, Jackson Browne, Mary Chapin Carpenter, Judy Collins, Emmylou Harris, Indigo Girls, Damien Rice, Paul Simon, Mavis Staples, Nano Stern und Richard Thompson. „Bis heute fühlt sie sich politischen und sozialen Aspekten ebenso verbunden wie Menschenrechts- und Umweltthemen. Außerdem unterstützt und fördert sie seit Jahrzehnten jüngere Kolleginnen und Kollegen – einige von ihnen stehen mit ihr bei diesem Konzert auf der Bühne des Beacon Theaters.“ Joan Baez 75th Birthday Celebration wurde ebenfalls von arte gesendet.
Joan Baez 75th Birthday Celebration – Beacon Theatre New York – 2016
Und dem nicht genug: der Sender arte zeigt am Freitag (17.03.2017) ab 21 Uhr 45 Frank Zappa: „Er war ein hochtalentierter Musiker und hellsichtiger Kritiker seiner Zeit: der amerikanische Rockmusiker Frank Zappa. In „Zapped – Frank Zappa in seinen eigenen Worten“ beleuchtet Thorsten Schütte anhand von selten gezeigten Fernsehinterviews und Bühnenauftritten die zwei Facetten des Frank Zappa. Der Dokumentarfilm lässt das reiche musikalische Erbe des Ausnahmekünstlers wieder aufleben und erinnert an dessen unermüdlichen Kampf gegen den Konformismus.“