Seit nun fast einer Woche kämpfen Sportler aus über 200 Ländern in der japanischen Hauptstadt um olympische Medaillen, die eigentlich schon vor einem Jahr vergeben werden sollten. Und da auch in diesem Jahr die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist, so finden diese Olympischen Sommerspiele ohne Zuschauer und ohne Angehörige von Athleten statt. Aus dem Ausland sind nur wenige freiwillige Helfer erlaubt. Rund ein Drittel der insgesamt 339 Wettkämpfe ist absolviert. Die Medaillen gingen bisher an 66 Nationen.
Sommer-Olympiade 2020 in Tokio – vom 23. Juli bis zum 8. August 2021
Nachdem die Sommerspiele 1940, die ebenfalls in Tokio stattfinden sollten, u.a. durch den 2. Weltkrieg ausfielen, musste Japan 24 Jahre – bis 1964 – warten, bis die ersten Spiele auf asiatischen Boden stattfanden.
Ich war damals gerade 10 Jahre alt und nach der Winterolympiade im gleichen Jahr in Innsbruck war es das erste sportliche Großereignis, das ich mit jugendlichem Interesse verfolgte. Von den Winterspielen sind mir bis heute noch die Namen der Medaillengewinner im Eiskunstlaufen (Gold bei den Männern durch Manfred Schnelldorfer und Silber im Paarlauf durch Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler, die sich einen erbitterten Zweikampf mit dem Paar aus der Sowjetunion, Ljudmila Beloussowa und Oleg Protopopow, lieferten) im Gedächtnis geblieben.
Aber dann spät im Oktober 1964 die Spiele in Tokio. Was viele nicht mehr wissen: Die beiden deutschen Staaten (Bundesrepublik und DDR) traten wie bereits 1956 und 1960 als ein gesamtdeutsches Team auf. Als Nationalhymne wurde Beethovens Ode an die Freude gespielt. Ab 1968 gab es dann zwei deutsche Mannschaften.
Sommer-Olympiade 1964 in Tokio – vom 10. bis 24. Oktober 1964
Wie die meisten Jugendliche so interessierten mich natürlich besonders die Wettkämpfe in der Leichtathletik. Und 57 Jahre nach diesen Spielen erinnere ich mich noch an einige Sportlernamen. So Willi Holdorf, der Gold im Zehnkampf gewann und nach dem abschließenden 1500-m-Lauf völlig ausgepumpt auf der Laufbahn lag. Dabei habe ich Hans-Joachim Walde eigentlich vergessen, der immerhin Bronze gewann. Im Gedächtnis ist mir auch Harald Norpoth geblieben, der überraschend über 5000 Meter Silber holte. Norporth hätte mit einer Körpergröße von 1,85 m und einem Gewicht von 60 kg Kafkas Hungerkünstler alle Ehre gemacht.
Apropos ‚Willi‘. Obwohl ich mich eigentlich nicht fürs Segeln interessierte, so ist mir doch der Name Willi Kuhweide, der Gold in der Bootsklasse Finn-Dinghy gewann, verinnerlicht. Vielleicht des kuriosen Namens wegen. Und auch Reiten ist nicht so mein Ding. Aber die Namen Reiner Klimke und Josef Neckermann (schon damals holten die Deutschen Gold in der Dressur) und Hans Günter Winkler (Gold im Mannschaftsspringreiten) sagen mir noch heute etwas.
Zurück zur Leichtathletik:In der Schule war ich ganz gut im Sprint und beim Weitsprung. Und so sah ich natürlich im 100-m-Lauf den Sieger Bob Hayes, der mit 10,0 Sek. den Weltrekord von Armin Hary egalisierte. Am spannendsten war für mich aber der Weitsprung der Männer, der sich zu einem Dreikampf entwickelte, den der Brite Lynn Davies (8,07 m) vor dem Weltrekordinhaber Ralph Boston (USA mit 8,03 m) und Igor Ter-Owanessjan (7,99 m) aus der Sowjetunion (aus Armenien stammend) gewann.
Das nächste Großereignis sportlicher Natur, an das ich mich natürlich auch heute noch bestens erinnere, war dann die Fußball-WM in England 1966 mit dem berühmten Wembley-Tor.
Dank Internet und den Mediatheken der Öffentlich-rechtlichen Sender muss uns heute die Zeitverschiebung von sieben Stunden (ist es bei uns 12 Uhr, dann ist es in Tokio bereits 19 Uhr) nicht weiter kratzen. Wer will, kann natürlich schon früh morgens die ersten Wettkämpfe des jeweiligen Tages anschauen. Manche Jagd nach Medaillen findet aber zu auch für uns annehmbaren Zeiten statt. Ich freue mich natürlich schon auf die Wettbewerbe in der Leichtathletik.