Wenn der Ball wieder rollt …

Am Wochenende geht es also nun doch wieder los: die Fußballbundesliga und die 2. Liga starten in die Endrunde der für über zwei Monate unterbrochenen Saison 2019/2020. Die Begeisterung der Fans hält sich in Grenzen: die letzten Spieltage finden ohne sie statt. Der Ball rollt vor leeren Zuschauerrängen. Corona hin, Corona her: Es geht ums Geld aus TV-Einnahmen. Für den SV Werder Bremen sollen es bis zu 45 Millionen € sein, die dem Verein fehlen würden, wäre die Saison vorzeitig abgebrochen worden. Bei einer Fortsetzung mit Geisterspielen sind es dann nur 20 Millionen € Verlust, sagte Klaus Filbry, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Erstmals seit der Ausgliederung der Profi-Abteilung hat die SV-Werder-Kapitalgesellschaft einen Kredit aufgenommen. In zweistelliger Millionenhöhe.

Trainer Kohfeld mit den Werder-Spielern: Wenn alles schief geht
Trainer Kohfeld mit den Werder-Spielern: Wenn alles schief geht

Da viele Vereine keine finanziellen Reserven aufweisen, hätte nach einem Bericht des „kicker“ 13 Clubs aus Liga 1 und 2 noch in dieser Saison die Insolvenz gedroht.

Beim SV Werder kostet der Kader aktuell in etwa 58 Millionen Euro pro Saison. Wie groß das Budget in der kommenden (Erstliga?)-Saison noch sein darf, sagte Filbry zwar nicht, doch es ist wohl keine Frage, dass zum einen kleine Namen verschwinden werden, um den derzeit stolze 32 Spieler umfassenden Profi-Kader zu verschlanken und kostengünstiger zu machen. Zum anderen muss es für die große Wirkung aber auch große Namen treffen. Milot Rashica steht dabei an erster Stelle. Werder verspricht sich trotz allem immer noch eine Ablöse zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Da aber der Transfermarkt eher einzubrechen droht, weil demnächst weit weniger Geld im Markt sein wird, glaube ich selbst nicht an eine solch hohe Ablösesumme. Aber eine langfristige und ausreichende Entlastung des Etats ist mit ihm allein nicht zu erreichen. Andere Gutverdienende werden bei Werder Bremen ebenfalls auf die Verkaufsliste rücken, z.B. Maximilian Eggestein oder Davy Klaassen, die aber durch ihre zuletzt eher bescheidenen Leistungen nicht gerade von anderen Vereinen umworben sein dürften.

Zum Teil haben Spieler auf Teile ihrers Gehalts verzichtet, die einen freiwillig, andere offensichtlich unter Zwang. Trotzdem ist es schwer zu verstehen, dass die Clubs ihren Spielern vorerst keine weiteren Zugeständnisse abringen wollten, gleichzeitig aber Ticketinhaber bezirzen, ihr Geld nicht zurückzufordern. Geisterspiele machen keinen einzigen Fan glücklich, sondern nur die Gehaltsempfänger in den Clubs, die am Tropf der TV-Sender hängen. Die Fans zahlen und die Spieler kassieren. Der Profi-Fußball, das wurde in der Krise klar, hat sich mit seiner turbokapitalistischen Dynamik schon lange von der Gesellschaft abgekoppelt.

Es ist jetzt an der Zeit, über eine neue Moral im Fußball zu reden. Die absurden Gehälter, die sich immer weiter hochschraubenden Ablösesummen – wer will das alles noch? Es sind immer mehr Fans, die sich vom Profi-Fußball abwenden. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt, fürchte aber, dass bald alles wieder beim Alten sein wird. Nur einige Vereine, vielleicht auch der SV Werder, werden auf der Strecke verblieben sein.

Denn sportlich muss sich in diesen letzten neun (für Werder sind es noch zehn) Spiele in Bremen noch einiges tun. Mit vier Punkten hinter dem Relegationsplatz und schon acht Punkten hinter dem rettenden Ufer (Platz 15) steht Werder mit mehr als einem Fuß vor dem Abstieg.

Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber sollten es die Bremer nicht schaffen, in der 1. Liga zu verbleiben, dann wird es in Zukunft schwer werden: Mit einem Kader, dem die großen Namen fehlen, mit reichlich Miesen auf dem Konto – es droht Werder Bremen der dauerhafte Abschied aus der Fußball-Bundesliga.

Pünktlich in diesem Jahr: Die Eisheiligen

In diesem Jahr waren sie auf die Stunde genau pünktlich: die Eisheiligen, die noch zur Mitte des Mais kalte Tage bescheren können. Nachtfröste gab es bei uns zwar nicht, aber das Thermometer kam der Nullgradgrenze doch sehr nah. Und tagsüber waren es gerade einmal 10 ° C und nicht viel mehr. Am Montag und heute auch mit viel Sonne.

Schon vor einigen Jahren hatte ich mich etwas genauer mit ihnen, den fünf Eisheiligen, beschäftigt, besonders mit der Gültigkeit von Bauernsprüchen („Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“): Die kalte Sophie (hier nachzulesen)

Die Eisheiligen und ihre Gedenktage sind die folgenden:
1. Mamertus, Bischof von Vienne – 11. Mai
2. Pankratius, frühchristlicher Märtyrer – 12. Mai
3. Servatius, Bischof von Tongeren – 13. Mai
4. Bonifatius, frühchristlicher Märtyrer – 14. Mai
5. Sophia, frühchristliche Märtyrin und Mutter dreier geweihter Jungfrauen – 15. Mai

Eisheilige: Mamertus – Pankratius – Servatius – Bonifatius und die ‚kalte’ Sophia
Eisheilige: Mamertus – Pankratius – Servatius – Bonifatius und die ‚kalte’ Sophia

Nach eher feuchten Tagen am Wochenende soll es ab kommenden Montag dann wieder wärmer werden. Dann sollte es vorbei sein mit der Kälte.

Un ballo in maschera

Es ist ein ganz besonderer Maskenball, den wir in diesen Wochen, gar Monaten begehen (von Feiern kann keine Rede sein). Von einer Kostümparty, wie sie zu Karneval und Fastnacht, aber vor allem im Fasching stattfindet, auch von Halloween, also keine Spur. Auch mit Verdis Oper hat das alles nichts zu tun.

Wenn wir in Zeiten des Coronavirus mit Masken (in Geschäften, im Öffentlichen Nahverkehr usw.) durch die Gegend laufen, dann müssen wir darauf achten, die Masken nach jedem Gebrauch zu wechseln und die benutzten ‚hochgradig‘ zu reinigen. So habe ich inzwischen mehrere Masken zur Verfügung, auch Tücher, die ebenfalls ihren Dienst tun. So laufe ich z.B. Werbung für eine in Bremen ansässige Großbrauerei 😉

Willi und sein höchst persönlicher Maskenball
Willi und sein höchst persönlicher Maskenball

Ich überlegte mir schon, ob ich mir auch noch eine Schnabelmaske bastle mit zwei Augenöffnungen aus Glas. Den Schnabel der Maske würde ich mit Duftstoffen wie Wacholder, Amber, Zitronenmelisse, Grüner Minze, Kampfer, Gewürznelken u.ä. füllen, um mich so vor der Pest dem Coronavirus zu schützen.

Ich weiß: Man macht in diesen Tagen keine Scherze. Oder doch? Josef Škvorecký, ein tschechischer Schriftsteller, sagte über Jaroslav Hašek, dem Autoren des braven Soldaten Schwejk: „Diese Mischung von Humor und Depression findet man bei allen Nationen, denen die Segnungen der Unfreiheit zuteilgeworden sind.“ – In gewisser Weise trifft das auch auf die heutige Zeit zu, in der wir mit dem Coronavirus leben müssen.

Übrigens: An einigen Maskenballveranstaltungen sind auch unmaskierte Gäste zugelassen. Sie zahlen aber meist einen höheren Eintrittspreis (Krankheit? Tod?). – Bleibt gesund – mit Maske!

Es darf wieder Kaffee gereicht werden

Gestern hatten meine Frau und ich Hochzeitstag. Und obwohl es frisch, immerhin aber trocken war, zog es uns beide in die Lüneburger Heide nach Höpen, was zu Schneverdingen gehört. Wir schlenderten durch die Heide und erfreuten uns besonders an der Ginsterblüte (die Heide selbst ist noch nicht soweit).

Ginsterblüte 2020 in der Lüneburger Heide bei Höpen/Schneverdingen
Ginsterblüte 2020 in der Lüneburger Heide bei Höpen/Schneverdingen

Zuvor war es uns aber nach Kaffee und dicken Tortenstücken zumute. Die bekommt man hier am besten im Cafe Höpen-Idyll (zz. nur von 14 bis 18 Uhr geöffnet). Nur undank Corona war es in den letzten Wochen untersagt, Cafes und Restaurants aufzusuchen. Gestern nun war es endlich soweit. Die Restriktionen sind auch für diese Gastronomiebetriebe gelockert worden.

Und so nutzten wir die Möglichkeit, im besagten Cafe zu schlemmen. Betreten musste wir das Cafe mit Gesichtsmaske. Und auch die freundliche Kellnerin durfte uns nur mit einer Maske bedienen. Zudem wurden unsere Kontaktdaten erfasst – für den Fall aller Fälle. Dafür schmeckte uns der Kaffee und besonders die leckeren Torten (Käsesahne mit Erdbeeren bzw. Friesentorte mit Kirschen) – natürlich ohne Gesichtsmasken genossen!

Kellnerin (mit Maske) bringt uns den Kaffee und die Torten
Kellnerin (mit Maske) bringt uns den Kaffee und die Torten

Gleich am ersten Tag nach der Wiedereröffnung (ein Werktag, draußen war es frisch und windig) war leider so gut wie noch nichts los (ansonsten ist das Cafe immer sehr gut gefüllt), zeitweise waren wir sogar die einzigen Gäste. Mich erinnerte das an eine Zugfahrt vor wenigen Wochen, als ich allein im unteren Teil eines ganzen Waggons saß.

Juli Zeh: Spieltrieb (2004)

„Was, wenn die Urenkel der Nihilisten längst ausgezogen wären aus dem staubigen Devotionalienladen, den wir unsere Weltanschauung nennen? Wenn sie die halb leergeräumten Lagerhallen der Wertigkeiten und Wichtigkeiten, des Nützlichen und Notwendigen, Echten und Rechten verlassen hätten, um auf Wildwechseln in den Dschungel zurückzukehren, dorthin, wo wir sie nicht mehr sehen, geschweige denn erreichen können? Was, wenn ihnen Bibel, Grundgesetz und Strafrecht nie mehr gegolten hätten als Anleitung und Regelbuch zu einem Gesellschaftsspiel? Wenn sie Politik, Liebe und Ökonomie als Wettkampf begriffen? Wenn >das Gute< für sie maximierte Effizienz bei minimiertem Verlustrisiko wäre, >das Schlechte< hingegen nichts als ein suboptimales Resultat? Wenn wir ihre Gründe nicht mehr verstünden, weil es keine gibt?"
Juli Zeh: Spieltrieb (2004) S. 7

Tief im Westen der Republik in unseren Tagen, an einem Bonner Gymnasium, entwickelt sich die atemberaubende Geschichte einer obsessiven Abhängigkeit zwischen einer Schülerin und einem Schüler, Ada und Alev, aus der sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten ergibt, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Die beiden jungen Menschen wählen sich ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Es beginnt ein perfides Spiel.
Ganz ruhig fängt das an: Ada, überaus selbstbewusste Schülerin, vierzehn Jahre alt, kommt neu an ein Gymnasium namens Ernst-Bloch, wo der Alltag sie nicht fordert und die Lehrer meist schwache Gegner beim intellektuellen Kräftemessen sind. Anfangs erregt Ada auf Ernst-Bloch wenig Aufmerksamkeit. Das soll sich ändern im Fortgang dieses Romans.
Während im Großen und Ganzen der Weltpolitk die Fronten von >Gut< und >Böse< unter dem Eindruck von Terrorismus und den Spätfolgen einer zusammengestürzten Weltordnung durcheinandergeraten sind, entwickelt sich im Mikrokosmos auf Ernst-Bloch eine mitreißende Geschichte, die unausweichlich auf eine Kette unerhörter Begebenheiten zuläuft, bis der Lehrer Smutek sich schließlich in einer Gewaltorgie gegen seine Schüler rächt und befreit.

(aus dem Klappentext)

    Juli Zeh - 2018
    Juli Zeh – 2018

Nachdem ich die dreiteilige Verfilmung des Romans „Unterleuten“ von Juli Zeh gesehen hatte, las ich noch einmal den 2004 erschienenen Roman Spieltrieb der damals erst 30-jährigen Autoren. Heute gehört Juli Zeh sicherlich zu den arriviertesten Autorinnen in Deutschland. Der Roman wurde 2013 verfilmt.

Der weit über 500 Seiten starke Roman ‚Spieltrieb‘ war bei seinem Erscheinen ziemlich umstritten. Während die einen den Roman in den höchsten Tönen lobten, wurde er andererseits als „pornolastiges Hanni-und-Nanni-Remake“ verunglimpft, zudem sei er zu sehr von Robert Musils „Törless“ inspiriert worden. Im Mittelpunkt des Romans steht so Musils Der Mann ohne Eigenschaften. Richard Kämmerlings von der FAZ schrieb, „er hat nur das Gefühl, den Roman einer überambitionierten Klassenstreberin gelesen zu haben.“

Ich halte Juli Zehs Roman für eine Art Jugendroman, der für Erwachsene geschrieben wurde, denn die sicherlich ausufernde Handlungsfülle, besonders die literarischen Anspielungen dürften für Jugendliche kaum nachvollziehbar sein. Und irgendwie – zumindest vom Typus her – sehe ich in Ada, der Protagonistin, ein Alter Ego der Autorin. Vielleicht täusche ich mich da.

Bemängelt wurde übrigens auch die „chronische Verwendung schiefer Metaphern“, die ich zunächst auch etwas merkwürdig, dann aber durchaus witzig fand. Besonders die Bilder, die aus der Meteorologie stammen (und Wetter spielt bei uns immer eine wichtige Rolle), sind zwar schräg, aber einfallsreich.

Der Roman dreht sich um das Spiel als „letzte uns verbliebene Seinsform“. „Wissen Sie, was übrig bleibt, wenn man dem Menschen alle Wertvorstellungen nimmt? […] Der Spietrieb bleibt.“ (S. 547) – „Moral dient der Herbeiführung von Berechenbarkeit. Der Mensch ist […] am berechenbarsten, wenn er pragmatisch handelt. Wenn er spielt.“ (S. 552)

Spieltrieb ist ein großer Roman über die Unmoral und ihre Folgen, letztlich aber ein moralischer Roman, der die Fortgeltung von überkommenen Wertprinzipien in Frage stellt und sich damit einer der großen Fragen unserer Zeit annimmt. Wer weiß noch, was gut und was böse ist – und woher kann er das wissen? – siehe auch: perlentaucher.de

Ständchen für Muddern

Ein Ständchen in der Frühlingsnacht
Ist leicht gebracht.
Nur ist es fraglich, ob’s gelingt,
Daß es zu Röschens Herzen dringt.

Nein, nicht von Heinz Erhardt, von Wilhelm Busch stammt dies kleine Gedichtchen. Wenn Röschen vielleicht auch (noch) keine Mutter ist (noch bemüht sich der Protagonist des Reims um Röschens Herz – und vielleicht mehr) – so soll dieser Vers als Ständchen heute allen Müttern gewidmet sein.

Wilhelm Busch
Wilhelm Busch

Übrigens: (Auch) in Afrika ist Muttertag! Das ist ein etwas seltsamer Spruch aus alten Zeiten, der heute vielleicht rassistsch zu deuten ist. Dem aber nicht so: Eigentlich sollte der Muttertag (und seine kommerzielle Ausrichtung) mit diesem Muttertag in Afrika aufs Korn genommen werden. Genauso gut hätte es auch heißen können. „Am Nordpol ist Muttertag!“ – das wäre tatsächlich paradox …

‚Willi‘ Marx

Seit Montag haben die Friseure wieder geöffnet. Ich lasse mir noch etwas Zeit, aber in den nächsten Tagen werde ich wohl mein Haupthaar endlich schneiden lassen. Mit der Bartpracht sieht es leider nicht so gut aus. Das Kinngewächs muss ich mir wohl erst einmal selbst kürzen. Sei es drum …

    Bärtiger Marx-Willi (mit und ohne Brille)
    Bärtiger Marx-Willi (mit und ohne Brille)

An Marx‘ Gesichtsbehaarung komme ich aber erst einmal noch nicht heran. Wenn die Marx’sche Stirn auch ziemlich hoch ist, so ist der Rest der reinste Wildwuchs. Immerhin stimmt die Farbe. Und wenn ich noch etwas warten würde, dann … Aber auch heute schon ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu leugnen, oder?

Karl Marx wird zu 'Willi'
Karl Marx wird zu ‚Willi‘

Übrigens: Vor wenigen Tagen (5. Mai) hatte Karl Marx Geburtstag. Es wäre sein 202. (1818 in Trier geboren). Der 5. Mai ist übrigens Europa- und Hebammentag.

Und da ich gerade bei Marx bin: Gerhard_Henschel schrieb in seinem ‚Erfolgsroman‘:

„Man soll ja auch in seiner eigenen Bibliothek Entdeckungen machen können“, sagte sie und zog ‚Das Kapital‘ aus dem Regal.
„Hab ich auch mal zu lesen versucht. Schön und gut, aber irgendwie hätte ich gedacht, es müßten mehr Indianer drin vorkommen …“

Da hat jemand May mit Marx verwechselt, oder? – In diesem Sinne: Indianer kennen keinen Schmerz und überstehen auch die Coronakrise.Bleibt gesund!

Erste Erdbeeren

Wenn ich mit meiner Frau die Niedersachsenstraße entlang fahre und nach Todtglüsingen komme, so befindet sich linkerseits der Hofladen des Obsthofes Busch. Steht dort ein großer Erdbeer-Bär als Skulptur in der Einfahrt, dann heißt das: Es gibt wieder frische Erdbeeren!

Erste Erdbeeren aus Tostedt: Erntehelfer im Einsatz
Erste Erdbeeren aus Tostedt: Erntehelfer im Einsatz

Und kreuzen wir die B75, dann können fleißige Erntehelfer beobachtet werden, wie sie die reifen roten Früchte für uns pflücken.

Erste Erdbeeren aus Tostedt: Erntehelferin aus Polen
Erste Erdbeeren aus Tostedt: Erntehelferin aus Polen

Die Erntehelfer kommen schon seit Jahren aus Polen. Und trotz des Coronavirus haben viele auch dieses Jahr nach Tostedt gefunden. Wie zu sehen ist, so halten sich die Arbeiterinnen und Arbeiter an die weiterhin bestehenden Abstandsregeln.

Willi, der Berliner, und die ‚Mauer‘

Wenn wir jetzt in Coronazeiten etwas mehr Zeit haben (als Rentner habe ich bekanntlich eigentlich keine Zeit!), dann ist eine sinnvolle Nutzung dieser Zeit zweckmäßig. Könnte ich so sagen … Mehr oder wenige alte Fotos zu sichten, ist eine dieser Tätigkeiten. Und bei (fast) allen dieser Fotos gibt es im Hintergrund eine kleine ‚Geschichte‘.

Am 26. Juni 1963 hielt der damalige US-Präsident John F. Kennedy seine berühmte Rede „Ich bin ein Berliner!“ vor dem Rathaus Schöneberg in Berlin. Natürlich war er kein gebürtiger Berliner und meinte das im übertragenen Sinne: “Two thousand years ago the proudest boast was ‘Civis romanus sum’. Today, in the world of freedom, the proudest boast is ‘Ich bin ein Berliner’.” – „Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Bürger Roms‘. Heute, in der Welt der Freiheit, ist der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Berliner‘.“

    John F. Kennedy: 'Ich bin ein Berliner'
    John F. Kennedy: „Ich bin ein Berliner“

Natürlich konnte Kennedy kein Deutsch. So wurde das bekannte Zitat in eine englische Aussprache übertragen, die er sich handschriftlich festhielt: „Ish bin ein Bearleener“ (siehe auch meinen Beitrag Kennedy-Mord: eine Verschwörung Teil 2).


John F. Kennedys Rede vor dem Rathaus Schöneberg/Berlin: „Ich bin ein Berliner“

Nun ist nicht nur Kennedy ein ‚Berliner‘, sondern auch ich. Im wahrsten Sinne! Ich bin in Berlin im schönen Schöneberg geboren. Wenn es das auch schon fast war, was mich und Berlin betrifft. Denn noch als Kleinkind zog ich mit meiner Familie aus Berlin an den Nordrand des Schwarzwaldes.

Von dem Bau der Berliner Mauer habe ich vor Ort also nichts mitbekommen. Und von Kennedys Rede dann wie vom Mauerbau erst als Schüler der Grundschule in Bremen. So bekam ich auch erst spät die Mauer auf Klassenfahrten zu Gesicht. Zuletzt war ich im Juli 2001 in Berlin. Da war die Mauer längst gefallen und nur noch Reste zu besichtigen.

Reste der Berliner Mauer
Rest der Berliner Mauer

Inzwischen ist die Berliner Mauer in viele Brocken zerschlagen und weltweit als zu Anschauungszwecken zu besichtigen. Ein Teilstück ist z.B. in Hamburg zu sehen. In der neuen Hafencity findet man dieses auf dem Platz der Deutschen Einheit unweit der Elbphilharmonie. Als ‚alter Berliner‘ durfte ich mich vor diesem unrühmlichen Teil der deutschen Geschichte abbilden lassen.

Teil der 'Berliner Mauer': Platz der Deutschen Einheit, Hamburg - Oktober 2018
Teil der ‚Berliner Mauer‘: Platz der Deutschen Einheit, Hamburg – Oktober 2018

Und ein Miniteilchen der Mauer liegt bei uns im Wohnzimmer im Bücherregal. Irgendwann müssen wir das Stück käuflich erworben haben. Es ist gewissermaßen auch ein Teil von mir ….:

    ... die mauer - the wall - le mur ... 13.08.1961 - 09.11.1989
    … die mauer – the wall – le mur … 13.08.1961 – 09.11.1989

Fotos haben ihre eigenen Geschichten!

Bauplanung ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt (11): „Der Betonklotz von Tostedt“

Der Ausdruck ‚Betonklotz von Tostedt‘, der sich auf den aus vier Häusern bestehenen Wohnblock ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt bezieht, stammt nicht von mir. Öfter bin ich oder ist meine Frau auf den Neubau angesprochen worden und immer stand dabei die Voluminösität (um es einmal so auszudrücken) des Baues im Mittelpunkt. „Da haben die sich aber was Tolles ausgedacht! Und das mitten in Tostedt!“ – „Eine Nummer kleiner ging es wohl nicht!“ Selbst unser Gemeindebürgermeister, Gerhard Netzel, zeigte sich anhand der Größe etwas irritiert, wie er es in seiner Ansprache anläßlich des weihnachtlichen Richtfestes äußerte.

Neubau ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt - 'Der Betonklotz von Tostedt'
Neubau ‚Am Bahnhof 9/9a‘ in Tostedt – ‚Der Betonklotz von Tostedt‘

Ich will mich hier nicht hinter den Aussagen anderer verstecken. Vom Tenor her könnten die Sprüche nämlich auch von mir sein. So frage ich mich, was solche als Stadthäuser deklarierten Bauten in einem kleinen Ort wie Tostedt zu suchen haben. Klar, mir ist bewusst, dass das ‚der neue Baustil‘ ist, der inzwischen überall zu finden ist, so auch in Tostedt (und eines Tages vielleicht als die Bausünde der 2020-er Jahre abgetan wird). Und es ist ein Baustil, der schwammige Bauvorschriften ‚hintergeht‘, indem eine nach dem Bebauungsplan zulässige Bebauung mit maximal 2 bzw. 3 Vollgeschossen um ein Stapelstockwerk erweitert wird. Wenn dann darüber noch Aufbauten für die Fahrstuhlschächte und die ‚raumlufttechnischen Anlagen‘ errichtet werden, so kommen wir bei drei Vollstockwerken optisch schon auf fünf Stockwerke. Übrigens: Die Umgebung wird überwiegend durch ein- bis zweigeschossige Wohn- und Mischnutzungen geprägt, wie es auch die Bauherren ‚anerkennen‘.

Apropos Stadthäuser: Ich finde es schon ziemlich interessant, wenn in der Begründung zur Bebauungsplanänderung, die am Ende vom Gemeindedirektor unterzeichnet wurde, von innenstadtnahen Flächen („… [um] die innenstadtnahen Flächen möglichst vielen Menschen für Wohnzwecke zur Verfügung stellen zu können“) und „Wohnquartieren mit hohen Grünanteilen“ die Rede ist. Hier wird vieles schöngeredet (die Innenstadtnähe würde ich gelinde gesagt als relativ ansehen, wobei statt Innenstadt der Begriff Ortsmitte für Tostedt eher zutrifft – und zum angeblich hohen Grünanteil haben die Anrainer einiges betragen können, indem sie Politik und Verwaltung schon früh auf die anfangs noch größeren Ausmaße des Bauvorhabens hinwiesen).

Im November 2018 gab es Baggerarbeiten und seit April 2019 ist das Grundstück mit den vier entstehenden Neubauten eine andauernde Baustelle. Morgens von Montag bis Freitag geht kurz nach 6 Uhr 30 (im Winter ab 7 Uhr) der Baulärm in unmittelbarer Nähe zu uns los und dauert mit kurzen Pausen bis gegen 16 Uhr. Gerade jetzt in Coronazeiten, wenn wir zu Hause verbleiben sollen, das Wetter sich von der freundlichen Seite zeigt und wir gern draußen auf unserer Terrasse sitzen möchten, kann das natürlich ganz schön ‚auf den Geist‘ gehen. Hoffen wir auf ein baldiges Ende (das für uns aber noch nicht absehbar ist).

Was einst als Schandfleck Tostedts bezeichnet wurde, mausert sich zu einem ‚Wohnquartier‘, das sicherlich neuen Wohnraum schafft (der allerdings nicht der billigste sein wird, denn Spekulanten wollen hohe Renditen), dafür aber das Ortsbild einer immer noch kleinen Gemeinde nachhaltig verändert.

Maske in Schwarz

Frei nach der Operette Maske in Blau kommen wir in diesen Tagen der Maskenpflicht im Nahverkehr und besonders in den Geschäften (gilt auch für Wochenmärkte) nach. Ohne Gesichtsmaske kein Einlass.

Einkauf nur mit Gesichtsmaske: Maske in Schwarz
Einkauf nur mit Gesichtsmaske: Maske in Schwarz

Besonders glücklich bin ich noch nicht mit meiner Maske, denn als Brillenträger habe ich so meine Probleme: die Brille beschlägt durch meinen Atem, auch reine Nasenatmung nützt nicht viel. Andere bekommen sogar Atemnot. Meine Frau und ich haben Gesichtsmasken von meinem Sohn, der in Mannheim studiert, bekommen, die wohl um einiges besser sind (… und meinen anderen Sohn traf ich beim Einkaufen – mit einer Maske in Schwarz). Und da auch Tücher als Masken gelten, werde ich beim nächsten Einkauf vielleicht ein solches benutzen.

Bleibt gesund, wir bleiben am Ball!