Craft-Biere

Ein neuer Trend geht in der „Bierszene“ um. Es geht um so genannte Craft-Biere (Craft Beer).

„Craft“ bedeutet „Handwerk“, aber wer „Kraftbier“ versteht, liegt auch nicht falsch: Es geht um geschmacksintensive, kunstfertig gebraute Biere. Eingeweihte können es ganz genau sagen: „Es sind Biere von neuen Brauern, die meistens aus der Heimbrauer-Szene kommen und in erster Linie Bier lieben“, so Fritz Wülfing, einer der Craftbierbrauer, „daraus ergibt sich auch unser Qualitätsanspruch.“ (Quelle: welt.de)

“Craft Beer” als Bier „von einem Brauer, der in kleinen Mengen und unabhängig von Konzernen auf traditionelle Weise braut“. (Quelle: bierclub.de)

Der Verweis auf „in kleine Mengen“ ist natürlich vom Land des Erzeugers abhängig. In den USA, woher dieser Trend kommt (es gibt also auch durchaus Positives von dort), gibt es Hersteller von Craft-Bieren, die einen größeren Ausstoß haben als manche deutsche ‚Großbrauerei‘. Oft wird Craft Beer über den Geschmack definiert und mit den Eigenschaften eines IPA (India Pale Ale) beschrieben. Doch dieser stark hopfenbetonte und oftmals fruchtige Bierstil, der übrigens aus England und nicht aus den USA stammt, ist nur einer von vielen, der die Craft Beer Szene derzeit ausmacht und begeistert.

Es geht mehr um die Unterscheidbarkeit eines Bieres von anderen Bieren. Biere mit eigenem Charakter sind Craft Biere. Ein Craft Beer ist ein Bier, dass sich von der Masse abhebt. Und was für die Biere gilt, ist auch bei den Brauereien angesagt. Auch Brauereien brauchen ein Gesicht in der Masse. Und so braut manche deutsche Großbrauerei neben seinen bekannten Marken zunehmend Biere eigenen Charakters (z.B. Maisel unter dem Namen Maisel and friends – dazu später etwas mehr).

Die ‚neuen‘ Brauereien bezeichnet man übrigens als Mikrobrauereien oder auch Handwerksbrauereien. Bei einer Jahreserzeugung von weniger als 200.000 Hektolitern werden sie in Deutschland durch eine geringere Biersteuer begünstigt.

Hamburger Lieblingsbox: Ratsherrn Lager – Weißbier – Rotbier – Pale Ale

Von den Produkten einer solchen Mikrobrauerei aus Hamburg habe ich bereits berichtet. Es geht um die Biere der Ratsherrn Brauerei, Hamburg, die sich vom Geschmack her doch deutlich von den Massenprodukten der Großbrauereien unterscheiden, die heute nur noch im vollautomatisierten Produktionsablauf hergestellt werden (von ‚Handwerk‘ gibt es hier also keine Spur). Dieser Mikrobrauerei in Hamburg angeschlossen ist der Online-Shop craftbeerstore.de, der bereits ein sehr umfangreiches Sortiment bereithält. Das ist nicht immer ganz billig, aber für Bierkenner, die auf das Besondere setzen, mehr als empfehlenswert. Durch meinen älteren Sohn bin ich bereits in den Genuss diverser Biere der schottischen Brauerei Black Isle Brewery gekommen. All die Biere dieser Brauerei sind übrigens Organic, also Bio (auch hierzu später mehr).

Black Isle Brewery - Scotland

Ähnlich dem Weinkenner geht es dem Bierkenner um guten Geschmack. Und ähnlich wird ein Bier wie Wein ‚verkostet‘. Auch Bier hat eine gewisse Säure, die aber nicht herausstechen sollte. Der Geschmack wird geprägt durch feine Malzaromen und der Bittere des Hopfens. Auf ein gelungenes Zusammenspiel der beiden kommt es an. Farbe und Geruch („Nosing“) spielen eine große Rolle. Und gegenüber dem Wein zeichnet sich Bier durch eine möglichst prickelnd frische Rezens aus, d.h. die Kohlensäure perlt angenehm.

Ralf-Peter Märtin: Dracula – Das Leben des Fürsten Vlad Tepes

    „Der wutrich und tirann vollbracht
    Alle die pein die man erdacht.
    Dy tirannen alsander
    Kainer so vil nie hat getan,
    Herodes, Dieoclecian,
    Nero und auch all ander.“

Michel Beheim: Von ainem wutrich der hies Trakle waida von der Walachei

Bram Stoker (1847 – 1912) war ein irischer Schriftsteller der uns hauptsächlich durch seinen Roman Dracula bekannt wurde. 1890 traf Stoker den ungarischen Professor Arminius Vámbéry, der ihm von der Legende des rumänischen Fürsten Vlad III. Drăculea (Drakula) erzählte. Aus diesem Charakter entwickelte Stoker die Figur des Vampirs Dracula. Sieben Jahre arbeitete Stoker an diesem Vampirroman, bis er am 18. Mai 1897 veröffentlicht wurde.

Seitdem geistert der dem 15. Jahrhundert entstammende Balkan-Fürst Vlad III. Draculea durch Romane und Horrorfilme. Wenn der historische Vlad auch nicht das Blut seiner Opfer trank, soll er doch ein äußerst brutaler Zeitgenosse gewesen sein. Nach seiner angeblich bevorzugten Hinrichtungsart trug er den Beinamen Vlad Țepeș (sprich Tzepesch – deutsch „Pfähler“).

Heute dürfte den Roman kaum einer gelesen haben. Dafür kennen die meisten aber mindestens eine der zahlreichen Verfilmungen des Romans. Begonnen hat das schon früh in der Stummfilmzeit: „NosferatuEine Symphonie des Grauens“; 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau (Pseudonym für F.W. Plumpe) gedreht, mit May Schreck in der Rolle des Grafen. Einer der bedeutendsten deutschen Stummfilme. Trotz abweichender Titelei eine Adaption des Stokerschen Romans. ‚Der‘ Klassiker des Genres.

Das war nur der Auftakt. Es folgten viele andere Filme, die den Namen Dracula im Titel hatten.

Das Jahr 1979 brachte eine Renaissance des Vampirfilms […]. John Badhams Hollywood „Dracula“ mit dem schönen Frank Langella in der Hauptrolle, versprach zunächst Neues, indem er den Grafen als melancholisch-romantischen Bösen à la Byron präsentierte. Die an sich reizvolle Konzeption wurde aber durch eine Überfülle von Stilbrüchen heillos torpetiert.

Bram Stokers Dracula (1992) – Bram Stoker’s Dracula ist ein Horror- und Liebesdrama aus dem Jahr 1992 unter der Regie von Francis Ford Coppola. Die Hauptrollen spielten Gary Oldman als Graf und Anthony Hopkins als sein Kontrahent Professor van Helsing. Coppolas Filmadaption gilt – trotz einiger dramaturgischer Abweichungen – als die werktreueste Umsetzung von Bram Stokers Vampirroman.

Alle drei Filme habe ich zu Hause in meiner Mediathek vorliegen und habe angesichts dieses Beitrag wenigstens schon einmal einen Blick in alle drei hineingeworfen: Schaurig-schön … Wie bereits erwähnt: Ausgangspunkt des Dracula-Stoffes ist der rumänische Fürst Vlad III. Drăculea aus dem 15. Jahrhundert. Vlad Țepeș mag zwar ‚blutrünstig‘ gewesen sein, aber ein Vampir war er sicherlich nicht. Trotzdem ist seine Geschichte höchst fesselnd, zudem dann, wenn man sich für die Geschichte seiner Zeit interessiert: Die Türken hatten weite Teile des Balkan besetzt. Mehmed II., der Eroberer, Sohn von Murad II., regierte als Sultan des Osmanischen Reiches von 1451 bis 1481 – hatte Konstantinopel erobert und machte diese unter dem Namen Istanbul 1457 zu seiner Hauptstadt.

Bei mir kam vor vielen Jahren noch ein weiteres Interesse hinzu, was den Herrscher der Walachei (eben jeden Vlad III. Drăculea) betrifft. Ich war mit meiner heutigen Frau Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts zweimal in Rumänien und damit zwischen der Walachei und Transsilvanien (Siebenbürgen) unterwegs. Unter anderem besuchten wir auch Schloss Bran, das Touristen immer wieder gern als Draculaschloss präsentiert wird, obwohl Vlad III. Drăculea, dessen Herrschaft sich nicht auf dieses innerhalb des Karpatenbogens liegende Gebiet erstreckte, es nie betreten hat. Anderen Quellen zufolge hat er dort eine einzige Nacht in Gefangenschaft verbracht, als es noch Kronstadt gehörte. Es erinnert jedoch sehr an die Beschreibung von Draculas Burg aus Bram Stokers gleichnamigem Roman.

Kommen wir zum historischen Dracula (und seiner Familie) im Schnelldurchgang: Im Jahre 1431 befindet sich Vlad Besarab II., abgesetzter Wojwode der „Tara Româneasca“ (Walachei), der aufgrund seiner Mitgliedschaft im Drachenorden Kaiser Sigismunds den Beinamen Dracul trägt, in seinem Exil im siebenbürgischen Schäßburg, als sein zweiter Sohn geboren wird. Als Erwachsener wird der Drachensohn (Draculea) als Vlad III. „Ţepeș“ (der Pfähler), von den Osmanen „Scheitanoglu“ genannt, in die Geschichte eingehen … Und 466 Jahre später – wir wissen es längst – wird in London Bram Stokers Roman Dracula veröffentlicht, der den gefürchteten walachischen Fürsten zum dämonischen Vampirgrafen mutieren lässt…..

Zurück zu Vlad Dracul, dem Vater: Um der Treue Vlad Draculs sicher zu sein, bat sich Murad II., dem türkischen Sultan von 1431 bis 1451, zwei seiner Söhne als Geiseln aus. Der Fürst sandte ihm Vlad Draculea und seinen um fünf Jahre jüngeren dritten Sohn Radu. Den ältesten, Mircea, behielt er bei sich. (S. 34)

Später wurde Vlad Dracul [von den Ungarn] geschlagen, konnte aber fliehen. Sein Sohn Mircea, wurde gefangengenommen und in Tirgoviste hingerichtet. In der Nähe von Bukarest, kaum 60 Kilometer von der rettenden Donau entfernt, ereilte auch Vlad Dracul ein gewaltsamer Tod, er wurde erschlagen. Sein Grab, so man ihm eins gönnte, blieb unentdeckt bis auf den heutigen Tag. (S. 71)

Radu der Schöne [der Bruder] war im Lauf des Jahres 1475 den walachischen Wirren zum Opfer gefallen, ob in der Schlacht oder ermordet, ist strittig, sicher ist, daß es kein friedlicher Tod war. (S. 149)

Und wie endete Vlad III. Drăculea? … am 26. [November 1476] wurde Vlad Tepes zum dritten Mal als Woiwode ausgerufen. […] Der Moldaufürst [Stefan] überließ ihm eine Leibgarde von 200 ausgesuchten Kämpfern. So war er nicht ganz allein als um die Jahreswende 1476/77 ein Kontigent türkischer Akindschis mit Basarab Laiota im Gefolge in die Walachei einfiel. Starb Vlad Tepes im Kampf oder enthauptete ihn, dies die zweite schrecklichere Lesart, ein gedungener Mörder hinterrücks, so daß ihm der Kopf vor die Füße rollte? […]
Der Körper des Fürsten wurde in Snagov bestattet, einem Inselkloster unweit Bukarest. […] Sein Kopf hingegen, sorgfältigst in Honig konserviert, wurde als handgreifliches Beweisstück Mehmed II. übersandt, sodann auf einer Stange befestigt und zur Schau gestellt. (S. 155).

    Ralf-Peter Märtin: Dracula – Das Leben des Fürsten Vlad Tepes

Vlad III. Drăculea war zeitlebens ein grausamer Herrscher und machte auch vor seinem eigenen Volk keinen Halt. So abstoßend es heute wirken mag, wie der Herrscher über die Walachei mit Untertanen und Kriegsgegnern verfuhr – eine Ausnahme bildete er damit zu seiner Zeit keineswegs. Das Pfählen beispielsweise war als Strafe auch im damaligen Europa und im Osmanischen Reich verbreitet. In seinem Buch Dracula: Das Leben des Fürsten Vlad Tepes berichtet der Autor Ralf-Peter Märtin, dass andere zeitgenössische Machthaber dem Fürsten an Grausamkeit kaum nachstanden. So habe der französische König Ludwig XI., der als ein gerechter Herrscher galt, versucht, einen Verräter durch Begießen der Augen mit kochendem Wasser zu blenden. Der osmanische Sultan Mehmed II. wiederum habe die 300-köpfige Besatzung einer Burg, die ihm Widerstand geleistet hatte, niedermetzeln und ihren Hauptmann zersägen lassen.

    Vlad Tepes speist unter den Gepfählten

Die bevorzugte Hinrichtungsart trug dem walachischen Fürsten den Beinamen Vlad Țepeș, Vlad, der Pfähler ein. Grausamer geht es wohl kaum wie in dem Buch aus Roland Villeneuve: Grausamkeit und Sexualität, Stuttgart 1975, S. 24/25, zitiert wird:

„Um diese Strafe zu vollziehen, legt man den Verurteilten auf den Bauch, bindet seine Hände auf den Rücken fest und befestigt seine Beine so, daß sie weit gespreizt sind. […] Nachdem die Öffnung, durch die der Pfahl gehen soll, hinlänglich eingeölt ist, nimmt der Henker diesen in beide Hände und stößte ihn so tief er kann in den Anus des Verurteilten. Dann treibt er ihn mit Hilfe eines Hammers 50 bis 60 Zentimeter hinein. Hernach wird der Pfahl aufgerichtet und in die Erde gerammt. Der Delinquent bleibt nun sich selbst überlassen. Er hat nichts, an dem er sich anhalten könnte und wird von der Schwere seines Gewichts zu Boden gezogen, so daß der Pfahl immer tiefer in ihn eindringt, bis er schließlich entweder aus der Schulter, oder aus der Brust oder auch aus dem Magen wieder heraustritt.
Der Tod, der die schrecklichen Leiden dieses Unglücklichen beenden soll, läßt sich Zeit. Man hat Verurteilte gekannt, die bis zu drei Tagen in dieser schrecklichen Lage lebend zubrachten. Die Geschwindigkeit, mit der der Tod eintritt, ist verschieden und hängt von der Konstitution des Opfers wie von der Richtung des Pfahls ab. Tatsächlich hat man, in einem unglaublichen Raffinement von Grausamkeit, dafür gesorgt, daß die Spitze des Pfahls nicht ganz scharf, sondern ein wenig abgerundet ist. Dadurch wird vermieden, daß der Pfahl die Organe, die in seinem Weg liegen, durchbohrt und so einen raschen Tod herbeiführt. Die Organe werden nicht durchstoßen, sondern nur aus ihrer natürlichen Lage gedrängt. So wurden stark blutende Verletzungen vermieden und der Tod hinausgezögert, während die Schmerzen durch die Zusammenpressung der Nerven unbeschreiblich waren.“ (S.“137)

Dass gerade Vlad der Ruf besonderer Grausamkeit anhing, dürfte vor allem auf eine Flugschriften-Kampagne zurückgehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sei diese am ungarischen Königshof zu lokalisieren.

Während der spätmittelalterliche Herrscher in Rumänien bis heute als Held verklärt wird, hat sich sein negatives Image im Westen verfestigt: Weithin gilt Vlad III. Draculea immer noch als pfählender, blutdürstiger Psychopath – eine Schreckensgestalt, die das Gruseln lehrt.

Hier noch einige Stichworte als Nebenbemerkungen (aus dem Buch zitiert):

1. Der Drache

Der Drache ist die Verkörperung des Bösen, des Teufels, der Versuchung. Die sieben Köpfe symbolisieren die sieben Hauptlaster: Hochmut, Neid, Zorn, Traurigkeit, Geiz, Gefräßigkeit und Unkeuschheit. Für sich genommen ist er das Zeichen des Chaos, der ungebändigten Kräfte, die erst Christus endgültig besiegt hat. Das Erscheinungsbild des Drachen legt Parallelen zu Vlad Tepes nahe: „ … ein landverheerendes, menschenvertilgendes Untier von entsetzlichem Aussehen, oft mit Fledermausflügeln ausgestattet …“ (S. 161)

2. Die Siebenbürger Sachsen

Siebenbürgen oder Transsylvanien (“hinter den Wäldern”) ist einer der buntesten ethnischen Flickenteppiche auf der europäischen Landkarte. Im 15. Jahrhundert wie auch heute noch bestand die Bevölkerung aus den vier Hauptgruppen der Rumänen, Ungarn, Szekler und Sachsen.

Die Deutschen waren in mehreren Einwanderungsschüben im 12. und 13. Jahrhundert ins Land gekommen. Zum größten Teil stammten sie von Rhein und Mosel, wurden aber von den ungarischen Beamten als „Sachsen“ deswegen bezeichnet, weil sie ihre Auswanderungsroute vom Rhein nach Mitteldeutschland geführt hatte und die Ungarn diese Zwischenstation ihres Weges fälschlich als ihre eigentliche Herkunft ansahen. Ein ihnen 1224 vom ungarischen König verliehener Freibrief, das „Andreanum“, sicherte ihnen freies Grundeigentum auf den ihnen verliehenen Gebieten, eigenes deutsches recht sowie volle Selbstverwaltung. Ihr Haupt siedlungsbereich war der Süden und Norden Siebenbürgens, wo sie die Städte Hermannstadt und Kronstadt, Schäßburg und Bistritz als Mittelpunkte eines florierenden Handels gründeten. Die Siedlungen lagen zudem in den fruchtbarsten Regionen Siebenbürgens, was hohe landwirtschaftliche Erträge garantierte. Da die Sachsen auch im Bergbau – die siebenbürgischen Goldminen galten als unerschöpflich, ebenso gab es große Salzlagerstätten – wegen ihrer Kenntnisse gefragt waren, reichte ihre gesellschaftliche Machtposition über ihren bevölkerungsmäßigen Anteil weit hinaus. Im Handel und in vielen handwerklichen Bereichen besaßen sie fast eine Monopolstellung. (S. 19)

3. Das Osmanische Reich (Vorläufer des IS?)

„… wir sehen den christlichen Glauben eingeschränkt und in einem Winkel zusammengedrängt. Denn nachdem er den gesamten Erdkreis gewonnen hatte, ist er jetzt schon aus Asien und Afrika vertrieben und wird in Europa nicht in Ruhe gelassen. Groß ist das Reich, das die Tartaren und Türken diesseits von Don und Hellespont, die Sarazenen bei den Spaniern besetzt halten; klein ist das Gebiet, das auf Erden den Namen Christi bewahrt …“ zitiert nach Arno Borst; Lebensformen im Mittealter, Frankfurt/M. u.a. 1973,, S. 632

Wohin, Herr W.?

Inzwischen beglückt die GDL die Bahnkunden mit dem neunten Streik in einem und dem gleichen Tarifkonflikt. Seit heute Morgen zwei Uhr wird neben dem Güter- nun auch wieder der Personenverkehr bei der Deutschen Bahn bestreikt. Und das mit offenem Ende. Auch über die Pfingsttage ist mit Behinderungen im Bahnverkehr zu rechnen. Das hat schon etwas von einem Kasperltheater. Nur ein Beispiel: Am letzten Wochenende war ein erneuter Versuch einer Annäherung zwischen der Gewerkschaft und der Deutschen Bahn gescheitert. Vertreter der Deutschen Bahn und der GDL hatten am Freitag und Samstag über eine Lösung des seit Monaten andauernden Konflikts vertraulich verhandelt – insgesamt 20 Stunden nach Angaben des Konzerns. Zu einem für Sonntagmorgen um 10.00 Uhr verabredeten Treffen beider Seiten kam es nicht mehr. Die GDL warf der Bahn daraufhin vor, den Verhandlungstisch am Samstag verlassen und die Verhandlungen abgebrochen zu haben. Dagegen gab die Bahn an, die Gewerkschaft sei am Sonntagmorgen nicht zu der geplanten Fortsetzung der Gespräche erschienen. Wer sagt nun die Wahrheit?

Die Verantwortung trage die Bahn, die in den Gesprächen bewiesen habe, dass in den Verhandlungen keinerlei Ergebnisse erzielt werden sollten, erklärte die GDL. Vielmehr solle der Tarifabschluss bis zum Inkrafttreten des Tarifeinheitsgesetzes verschleppt werden. Das wird voraussichtlich Anfang Juli geschehen. Dem Gesetzentwurf zufolge soll künftig in einem Betrieb nur noch der Tarifvertrag der jeweils größeren Gewerkschaft gelten. Streiks einer kleineren Gewerkschaft wie der GDL für einen eigenen Abschluss wären dann möglicherweise nicht verhältnismäßig und illegal.

Dem entgegnet nun der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann: Wer nach acht Streiks „noch immer nicht auf die Zielgerade kommt, der weckt Zweifel, dass er an dieser Alternative ernsthaft interessiert ist“, sagte Hoffmann dem Berliner „Tagesspiegel“ (Mittwochsausgabe). Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky wolle „augenscheinlich“ das Gesetz über die Tarifeinheit abwarten, „um dann im Zusammenhang mit dem schwelenden Konflikt gegen das Gesetz klagen zu können“, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Wer verschleppt nun den Tarifkonflikt?

Herr W. sieht seine Felle davonschwimmen und manch einer sieht in den erneuten Streiks nichts anderes, als dass Herr W. „ausschließlich den Versuch der Arbeitsplatzsicherung in eigener Sache“ betreibt. Da ist sicherlich etwas dran, denn die Lokführergewerkschaft GDL sieht sich in ihren heutigen Zielen wohl zu Recht bedroht. In den meisten Betrieben innerhalb der Bahn hat sie kaum die Mehrheit und könnte künftig kaum in Anspruch nehmen, einen eigenen Tarifvertrag mit anderen Regelungen für die bei ihr organisierten Zugbegleiter abzuschließen. Außerdem fürchten Kritiker, Arbeitgeber wie die Bahn könnten die Betriebe so zuschneiden, dass missliebige Spartengewerkschaften immer nur die Minderheit hätten. (Quelle: heute.de)

Das kann man sehen, wie man will. Eines ist auf jeden Fall auch sicher: Mit den Streiks schadet die GDL nicht nur die Bahn, die Wirtschaft und Millionen Fahrgäste, sondern auch sich selbst. Wenn Züge nicht fahren, dann sucht man sich Alternativen: Auto, Busse oder LKWs. Einmal ‚umgestiegen‘, bleiben viele auch bei diesen sicherlich nicht umweltfreundlichen Alternativen. Weniger Bahnverkehr bedeutet aber auch weniger Bahn-Personal.

Inzwischen wurde bekannt, dass der Deutsche Beamtenbund (DBB) – die GDL ist Teil des DBB – den erneuten Bahn-Streik kritisiert und es ablehnt, weiterhin Gelder für die Streikkasse der GDL zur Verfügung zu stellen, was sie bisher in sehr umfänglichem Rahmen getan hat. Wann ist die Streikkasse der GDL also endlich leer?

    GDL-Oberfritzie

Wenn es heute noch eine Wahl zum unbeliebtesten Mann in Deutschland gäbe, so gewönne sicherlich mit großem Abstand Herr Weselsky. Man braucht nur ins Netz zu schauen, um zu sehen, wie ‚beliebt‘ sich der GDL-Chef in der Bevölkerung macht. Es sind nur noch GDL-Mitglieder, die ihm Beifall zollen. Auch die werden immer weniger.

Einen Post von Michael Weyland auf seiner Facebook-Seite spricht wohl vielen (auch mir) aus der Seele (ich fahre zwar Metronom, einem privaten Eisenbahnunternehmen, das NOCH nicht bestreikt wird – fahre innerhalb Hamburgs dann aber auch noch S-Bahn, die als Tochter der Deutschen Bahn durch den Streik Zugausfälle verzeichnete, und musste heute auf die U-Bahn ausweichen …):

Mein lange verstorbener Deutschlehrer hatte – was bestimmte Leute anging, eine sehr treffende Aussage. Er sagte immer: „Den soll der Blitz beim Sch…. treffen!“ Genau dieser Satz ging mir heute durch den Kopf, als ich die neuesten Aktivitäten eines gewissen Claus W., auch bekannt als GDL-Napoleon, hörte. Ich finde es absolut unmöglich, dass es diesem Typen vollständig gleichgültig ist, wie vielen tausend Familien er die Pfingstferien versaut. Insofern wäre die Aktion mit dem Blitz sicherlich die gerechte Strafe.

Strafrechtlich dürfte ein solcher Wunsch übrigens keinerlei Sanktionen nach sich ziehen, bisher wäre mir nämlich völlig neu, dass man als deutscher Normalbürger einen Einfluss darauf hat, wen der Blitz wann wobei trifft!18. Mai um 19:08

siehe auch zuletzt: Danke, Herr Weselsky!

siehe auch: Das System Weselsky – Mit diesen vier Methoden knechtet der Bahn-Erpresser seine Gewerkschaft

Endspurt Bundesliga-Saison 2014/2015

Irgendwie habe ich den Eindruck, als wolle der SV Werder Bremen in der nächsten Saison partout nicht in einem europäischen Wettbewerb (hier die Europa League) spielen. Okay, am Samstag ging es gegen Borussia Mönchengladbach und die sind immerhin Tabellendritter der Fußball-Bundesliga und nun auch endgültig für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Aber wer an die Fleischtöpfe des internationalen Fußballs möchte, darf nicht so zögerlich spielen. So verloren die Bremer zu Recht 0:2 zu Hause gegen die Gladbacher (aber auch Dortmund und Augsburg verloren).

Es bleibt eine letzte Chance auf den 7. Platz – ein Sieg in Dortmund am letzten Spieltag. Dann müsste Dortmund allerdings auch das Endspiel im DFB-Pokal am 30.05. gegen Wolfsburg verlieren. Anders als bisher qualifiziert sich nur der Sieger dieses Pokalendspiels für die Europa League. Nimmt dieser bereits durch die Platzierung in der Bundesliga an einem europäischen Wettbewerb teil ((Wolfsburg hat sich für die Champions League qualifiziert), dann wurde der Verlierer bisher für die Europa League gesetzt. Das gilt jetzt nicht mehr. In einem solchen Fall ist es der Tabellen-Siebte, der an der Europa League teilnimmt. Das könnte Werder Bremen sein, aber eben nur bei einem Sieg in Dortmund. Dortmund, immer wieder ist es Dortmund, das Drehkreuz zum Glück. Vielleicht haben die Bremer alles auf dieses Spiel ausgerichtet, oder?

Mit dem FC Ingolstadt steht jetzt der erste Aufsteiger zur Bundesliga fest. Es ist die 54. Mannschaft, die die erste Klasse erreicht hat. Mit Darmstadt, Karlsruhe und Kaiserslautern kämpfen noch drei Mannschaften um den zweiten direkten Aufstiegsplatz bzw. um den 3. Platz, der für die Relegation gegen den Bundesliga-Sechzehnten berechtigt.

Die Absteiger aus der Bundesliga werden erst am letzten Spieltag ermittelt. Der HSV (32 Punkte), der nun doch wieder auf einem Abstiegsrang zurückgefallen ist (nach so viel Glück zuvor gab es nun in Stuttgart eine verdiente 1:2-Niederlage – Hannover 96 und der FC Freiburg konnten dagegen ihre Spiele gewinnen), muss am kommenden Samstag zu Hause gegen den FC Schalke gewinnen, um weiterhin die einzige Mannschaft zu bleiben, die seit Bundesligabestehen erstklassig ist. Aber selbst das könnte evtl. nicht reichen, da die Hamburg ein schlechtes Torverhältnis haben, und wenn Hannover und Freiburg unentschieden spielen und Stuttgart gewinnt, dann heißt es Adieu, HSV! Interessant ist, dass gleich vier Mannschaften gewissermaßen unter sich den Abstieg ausmachen: Hannover (34 Punkte) spielt gegen Freiburg (34), Paderborn (31) gegen Stuttgart (33). Selbst Hertha BSC (35 Punkte – spielt am letzten Spieltag in Hoffenheim) ist noch nicht frei von Abstiegssorgen. Die schlechtesten Karten dürfte die Mannschaft von Paderborn haben, der aufgrund ihres bescheidenen Torverhältnisses ein Sieg nicht reichen könnte (wenn ich mich nicht völlig verrechnet habe, so können die nur noch den 16., den Relegationsplatz, schaffen).

33. Spieltag Fußball-Bundesliga 2014/2015: VfB Stuttgart – HSV 2:1

Man kann nun rechnen, wie man will: Ich fürchte, dass es eine Mannschaft aus dem Norden (Hamburg oder Hannover) wohl nicht schaffen wird. Sollte der HSV wieder das Relegationsspiel bestreiten wie vor einem Jahr? Oder gibt es in der nächsten Saison nach einigen Jahren wieder ein Hamburger Derby (der FC St. Pauli hat gestern einen großen Schritt in Richtung Erhalt der 2. Liga getan)?

Blumenpracht Teil 35: Tulpen im Mai 2015

Kaum aus dem Urlaub in Sizilien zurück, blühen bei uns im Garten wieder die Tulpen (auch ohne Osterhasen). Der Mai ist halt gekommen. Da schlagen nicht nur die Bäume aus …


Tulpen in AlbinZ Garten Mitte Mai 2015

Da mag sich manche(r) über den Regen beschwerer (so wie heute ist es nicht nur kalt, sondern es tröpfelt immer auch ein wenig aus wolkenverhangenem Himmel), aber ohne Regen würde wohl nicht so viel gedeihen. Auf die Mischung kommt es eben an: Und diese ‚Mischung‘ bleibt uns erst einmal eine Zeitlang erhalten …

Tulpen in AlbinZ Garten Mitte Mai 2015

Sizilien 2015: Land und Leute – und gutes Essen

Ein einwöchiger ‚Abstecher‘ nach Sizilien ist natürlich viel zu kurz, um Land und Leute kennenzulernen. Eigentlich! Aber da ich mit meiner Frau schon öfter auf der größten der Mittelmeerinseln weilte und wir alte Bekannte in Comiso wiedergetroffen haben, so genügte uns die Zeit, um doch das eine oder andere Neue in Augenschein zu nehmen.

Den Wochenmarkt in Vittoria hatten wir bisher noch nicht besucht. Auch die Altstadt der Provinzhauptstadt Ragusa kannten wir nicht. Dass Sizilien nicht nur sonnenverbrannt ist, wissen wir aus einem früheren Aufenthalt im Monat April. Auch jetzt noch im Mai blühen die Wiesen mehr als bei uns, da die Weiden nicht so sehr auf Monokultur ausgelegt sind.

Sizilien 2015: Saftige Wiesen Anfang Mai

Bekanntlich geht die Liebe (und auch die Zuneigung zu einem Land und dessen Menschen) durch den Magen! Zum Essen bei unseren Bekannten wurde ein einfacher, aber schmackhafter Landwein gereicht. So war es natürlich sehr interessant, den Erzeuger des Weines und seine Felder kennenzulernen. Und ein Verwandter unserer Bekannten baut nicht nur Wein an, sondern hat auch Felder u.a. mit Oliven- und Mandelbäumen. Und überall gedeihen Zitronen. Allein deren Schale duftet wunderbar frisch.

Sizilien 2015: Anbau eines schmackhaften roten Landweins

Wer Land und Leute also kennenlernen will, muss vor allem die Küche und ihre besonderen Spezialitäten genießen. Als Vorspeise (Antipasto) kennt man in Sizilien z.B. Meeresfrüchte (Frutti di mare), die man allerdings auch in Tomatensoße zu Pasta, also Nudeln wie Spaghetti, essen kann. Typisch sind Arancini („kleine Apfelsinen“), frittierte Reisbällchen, die unterschiedlich gefüllt sein können (ursprünglich ein Hackragout, heute auch Huhn in Curry usw.) und die Form und Farbe von kleinen Apfelsinen haben. Diese kann man aber auch für Zwischendurch genießen, z. B. am Abend als kleinen Imbiss oder wenn man am Strand weilt. Scàccia, ebenfalls sehr unterschiedlich gefüllte Teigtaschen (Tomaten, Spinat, Ricotta, selbst Kartoffeln, die verwendet man in der italienischen Küche eher als Gemüse), isst man gern als Zwischenmahlzeit. Und Focaccia kennt man inzwischen auch längst bei uns.

Die Palette an Hauptgerichten reicht über Gemüse zu Fisch und Fleisch hin zu einfachen Pastagerichten. Pizza gibt es natürlich auch (wird aber meist zu Abend gegessen).

Wer gern Süßes mag, den empfehle ich neben der Vielfalt an Eissorten und Granita, den Bergen von Mandel-, Pistazien- und Piniengebäck in den Barrs und Eisdielen auch ricottagefüllte Teigrollen, die Cannoli. Überhaupt immer wieder Ricotta, ein Frischkäse von der Konsistenz unseres Quarks, aber sahniger (weniger säuerlich) im Geschmack. Als Speiseeis ist Ricotta ebenfalls zu empfehlen.

Wenn man wie wir, meine Frau und ich, in der Bekanntschaft ‚herumgereicht‘ wird, dann darf eines auf keinen Fall fehlen: italienisches Kaffee, sprich: Espresso. Je kleiner die Tassen, desto stärker der Kaffee. Da kann man schon ins Coffein-Koma fallen. Übrigens Cappuccino trinken die Italiener nur zum Frühstück, das eher spartanisch ist: In Italien isst man zum Frühstück (ähnlich wie die Franzosen) meist nur ein Croissant in Kaffee gestippt. Diese Plunderteighörnchen heißen übrigens Cornetto in Italien.

Vor dem Essen gönnt man sich gelegentlich einen Marsala, einen Dessertwein. Nach dem Essen sollte man auf jeden Fall den Limoncello, einen Zitronenlikör, gekostet haben.

Wie man sieht: Unsere wenige Zeit in Sizilien (eine Woche) haben wir also auch noch zum großen Teil mit Essen und Trinken ‚verplempert‘. Aber die Mahlzeiten sind in Italien immer auch ein familiäres Ereignis. Man tauscht sich aus und diskutiert. Sonst findet man selten die Zeit, um einmal alle zusammen beisammen zu sitzen. Wenn man als Gast (wie wir) dabei sein darf, dann bekommt man von Land und Leuten mehr mit, als wenn man z.B. alte Kirchen besichtigt.

Hummeltag 2014

Zum Ausgleich zu den vielen „katholischen Feiertagen“ in Bayern, in deren Genuss unsere Münchener Arbeitskollegen kommen, haben wir hier in Hamburg heute gewissermaßen einen Für-die-vielen-katholischen-Feiertage-in-Bayern-Ausgleichstag. Da der Name etwas zu lang wäre, haben wir uns auf Hummeltag geeinigt. Der leitet sich vom so genannten Hamburger Gruß ab („Hummel, Hummel!“ – „Mors, Mors!“). Außerdem klingt er überhaupt ganz positiv (wer mag nicht diese possierlich brummend-summenden Tierchen).

    Hummeltag Hamburg 2015

Dank des gestrigen Feiertags (Himmelfahrt) haben wir also ein „verlängertes Wochenende“ mit insgesamt vier freien Tagen (viele andere nehmen heute einen Brückentag). So lässt sich die Maimitte gut ‚überbrücken‘.

Himmelfahrt = Vatertag?

In verschiedenen Religionen, besonders aber auch in Mythen, finden wir die Himmelfahrt als das höchste Ziel, nämlich mit allem, was einem eigen ist, ins Jenseits einzutreten. Am heutigen Feiertag feiert die Christenheit Christi Himmelfahrt, also die Rückkehr des Jesus von Nazareth als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel, nachdem er zu Karfreitag gekreuzigt und zu Ostern wiederauferstanden war von den Toten.

Grundlage der Himmelfahrt Christi ist das Evangelium von Lukas 24 Verse 50 ff.:

Jesu Himmelfahrt
50 Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie.
51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.
52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude
53 und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.

Vatertag ist der Ehrentag der Väter so wie es den Muttertag für die Mütter gibt. Er geht zurück auf die Amerikanerin, Louisa Dodd, deren Vater im Sezessionskrieg (1861-65) gekämpft hatte. Sie rief 1910 eine Bewegung zur Ehrung von Vätern ins Leben. Diese Aktivitäten wurden so erfolgreich, daß Präsident Calvin Coolidge 1924 eine Empfehlung für die Einführung eines besonderen Feiertages an die Einzelstaaten der USA herausgab. Die Akzeptanz des Vatertages ist bei weiten Schichten der amerikanischen Bevölkerung so groß, daß Präsident Nixon ihn 1974 endgültig in den Rang eines offiziellen Feiertages für jeweils den zweiten Sonntag im Juni erhob. (Quelle: vaterglueck.de)

In Deutschland fällt der Vatertag jeweils mit dem Himmelfahrtstag (Christi Himmelfahrt) zusammen und variiert somit jedes Jahr. Bisher hat er hier allerdings nicht denselben Stellenwert gefunden wie in den USA, sondern ist eher wegen mancher Saufgelage potenzieller Väter verschrien. Apropos Vatertag:

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
daß er garnicht abgeneigt.
Nur will er mit seinen Sünden
keinen guten Zweck verbinden,
sondern, wenn die Kosten kommen,
fühlet er sich angstbeklommen.

Wilhelm Busch (1832-1908)

Sizilien 2015: Markt in Vittoria (Samstag, 02.05.2015)

Nun, von unserer Reise nach Sizilien und dem Besuch bei alten Bekannten meiner Frau sind wir wohlbehalten heimgekehrt. Vor vielen Jahren waren diese Bekannten als ‚Gastarbeiter‘ nach Deutschland gekommen. Und viele Jahre ist es nun auch schon wieder her, dass sie in ihre alte Heimat Comiso – jetzt mit drei Kindern – zurückgekehrt sind. Meine Frau hat mit ihnen über diese Jahre Kontakt gehalten. Anlass unserer Reise war ein ‚runder‘ Geburtstag. So trafen wir als ‚Überraschungsgäste‘ (die längst erwachsenen Kinder mit ihren eigenen Kindern wussten allein von unserem Kommen) am Abend des Geburtstages von Rita ein.

An dieser Stelle danken wir für Eure liebevolle Gastfreundschaft. Wir wurden gewissermaßen ‚herumgereicht‘, wurden mit Speis‘ und Trank bestens versorgt. Dank an Rita und Salvatore, an Luciano, dem älteren der Söhne, und seiner Familie (Amalia, Salvo und Gianni) – an Agnese, der Tochter, ihrem Mann Salvatore und den Kindern Carmelo und Alice – sowie Leonardo mit Frau Consuela und Tochter Beatrice (Ich mag diese italienischen Namen: Agnese spricht sich etwa wie Anjese aus und Alice wie Alitsche bzw. Beatrice wie Beatritsche).

Wir wurden nicht nur herumgereicht, sondern unternahmen auch einige Touren mit einzelnen von Euch. Nach der Fahrt nach Marina di Ragusa ans Meer am 1. Mai (später dazu etwas mehr) besuchten wir den Wochenmarkt in Vittoria, dem Nachbarort. Auch wenn es viele von uns nicht wissen, aber viele Produkte der Landwirtschaft (vor allem die kleinen Tomaten) finden bis auf unseren Tisch den Weg aus Vittoria zu uns. So wundert es keinen, wenn man das Angebot an Gemüse, aber auch an Fisch und Käse (z.B. der Ragusano in Quaderform oder der birnenförmige Caciocavallo), zu sehen bekommt. Gerade Bohnen (als grüne oder dicke Bohnen) sind zz. im Angebot. Orangen gibt es zwar auch noch, aber die werden eigentlich im Winter geerntet. Dafür gibt es Zitronen das ganze Jahr über (an den Zitronenbäumen zeigen sich reife Früchte neben neuen Blüten gleichzeitig). Die sizilianische Küche gilt aus die älteste und vielseitigste Küche Italiens. Die Zutaten bekommt man am besten auf dem Markt.

Das eigentliche Angebot des Wochenmarktes von Vittoria bilden Klamotten. Das ähnelt dann schon sehr deutschen Flohmärkten. Bunter als die Kleidung sind fast schon die Verkäufer, die aus aller Herren Länder zu stammen scheinen. Hier zeigt sich dann auch, dass Sizilien eine Art Außenposten Europas ist. Afrika ist bekanntlich nicht weit. Und auch sonst war und ist noch heute die Insel Drehscheibe im Weltgetriebe.


Sizilien 2015: Markt in Vittoria © Wilfried Albin 2015

Sizilien 2015: Markt in Vittoria (grüne Bohnen satt)

siehe auch (die etwas ‚ausführlichere‘) Fotogalerie hierzu bei Facebook

Danke, Herr Weselsky!

Natürlich meine ich es mit der Überschrift ironisch, aber nicht nur … Die Fratze des Grauens, der Ober-Claus (nur!) eines Teils der deutschen Lokführer, hat wieder zugeschlagen und mit einem neuen Streik den Bahnverkehr für fast eine Woche teilweise zum Erliegen gebracht. Angeblich verursacht dieser Streik der deutschen Wirtschaft einen Schaden von rund 500 Millionen Euro. Woher die Zahlen kommen, ist mir zwar etwas schleierhaft. Sei es darum: Mit dem Geld hätte man die streikenden Lokführer auf Jahre mit fürstlichen Gehaltserhöhungen und Zulagen beglücken können.

Aber ums Geld geht es ja bekanntlich nicht allein. Die GDL, insbesondere Herr Weselsky will das gewerkschaftliche Alleinvertretungsrecht für ALLE Lokführer, überhaupt für alle Bahnangestellten. Und da liegt (ebenso bekanntlich) die Krux begraben: Es gibt da noch die EVG, eine 2. Bahngewerkschaft. Die GDL befürchtet, mit Inkrafttreten des Tarifeinheitsgesetzes von der konkurrierenden EVG verdrängt zu werden.

Dass die andauernden Streiks der GDL nicht nur zu Lasten der Wirtschaft, sondern insbesondere zu Lasten von bahnfahrenden Arbeitnehmern geht, dürfte klar sein. Urlaubsreisende – wie meine Frau und ich -, die von ihrer Reise zurückkommen und lange im Voraus ein Bahnticket gelöst haben, allerdings auch. Wir hatten aber Glück im Unglück, als wir nach dem Flug aus Sizilien am letzten Donnerstag von Koblenz mit einem Intercity nach Bremen fahren wollten. Der von uns gebuchte Zug fiel zwar durch den GDL-Streik aus, aber ohne großen bürokratischen Aufwand bekamen wir dann sogar einen Zug früher, hatten sogar Sitzplätze und erreichten mithin vor der Zeit unser Ziel. Vielen Dank an dieser Stelle dem Schalterbeamten in Koblenz!

    DB-Fahrkarte mit Vermerk: Zugbindung aufgehoben - Streik

Allerdings wäre die Bahn nicht die Bahn, wenn alles bei ihr reibungslos verliefe: Ein gewisses Ärgernis war es schon, dass das Servicecenter erst um 6 Uhr öffnete. Alle anderen Geschäfte im Hauptbahnhof Koblenz waren bereits um 5 Uhr offen. Unser Zug, der dann ausfiel, sollte um 7 Uhr 13 fahren. Alternativ gab es einen Zug um 6 Uhr 05 und einen nach 8 Uhr. Wir waren zwar gleich die ersten am Schalter, aber ohne große Hoffnung, den Zug um 6 Uhr 05 zu erreichen. Und doch klappte es: Ein Stempel auf unsere Fahrkarte, ein Vermerk, dass die Zugbindung wegen des Streiks aufgehoben ist – und sogar eine Platzreservierung wurde ohne weiter Kosten vorgenommen. Meine Frau ging schon voraus. Und auch ich schaffte es noch in der Zeit, den Zug, der wirklich pünktlich Koblenz verließ, zu erreichen. Allerdings hatte der Zug zwei Wagen weniger als üblich. Und in einem dieser Wagen sollten unsere reservierten Plätze sein. Aber auch die Zugbegleiter zeigten sich flexibel: Man pflanzte uns auf so genannte Bahn.bonus comfort-Plätze.

Nun, die GDL plant vorerst keine neuen Streiks. „Das Land und die Bahnkunden haben jetzt eine Pause verdient“, sagte Gewerkschaftschef Weselsky. Oh, wie gnädig, Herr Weselsky! – Wahrscheinlich springen jetzt alle Bahnkunden auf, um ihm die Hände zu küssen. Man könnte zumindest meinen, dass er das erwartet. In welcher Welt lebt dieser Mann eigentlich? Gerade bei Bahnstreiks ist eine gewisse Verhältnismäßigkeit zu wahren. Darüber sind Sie und Ihre Gewerkschaftsmitglieder längst hinaus, Herr Weselsky! Den Bahnpendler in Geiselhaft zu nehmen, torpediert jede Form von Solidarität unter Arbeitnehmern!

Tanz der Hexen in den Tag der Arbeit

Heute Nacht sind wieder die Hexen los. Es ist Walpurgisnacht. Für alle anderen ist es ein Tanz in den Mai. Und morgen dann, auch wenn’s ein von der Arbeit losgelöster Feiertag ist (wie schön, dass der Tag auf einen Freitag fällt), ist der Tag der Arbeit.

Walpurgisnacht - Kupferstich von W. Jury nach Johann Heinrich Ramberg - Walpurgisnachtszene aus Faust 1 (Ausschnitt)
Walpurgisnacht – Kupferstich von W. Jury nach Johann Heinrich Ramberg – Walpurgisnachtszene aus Faust 1 (Ausschnitt)

Ich werde schauen, was in Italien, insbesondere auf des Mittelmeeres größter Insel, Sizilien, so los ist an diesen Tagen. Traditionen hegt und pflegt man ja allerorten, so auch hier in weit südlicheren Gefilden (die roten Fahnen für den Mai-Umzug sind bestimmt schon entfaltet und gebügelt). Wir (d.h. meine Frau und ich) werden schauen …