Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee (1992)

„Im Kopenhagener Hafenviertel stürzt ein Junge vom Dach eines Lagerhauses. Todesursache laut Polizeibericht: ein Unfall. Smilla Jaspersen, die im selben Haus wohnt wie der Junge, sieht das anders und stellt ihre eigenen Nachforschungen an.

Der internationale Erfolg dieses literarischen Thrillers hat neben der faszinierenden Geschichte vor allem mit seiner Heldin zu tun: der wunderbar ruppigen, unangepaßten und zugleich zarten und verletzlichen Smilla.“
(aus dem Umschlagtext)

    Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee

„Es friert, außerordentliche 18 Grad Celsius, und es schneit. In der Sprache, die nicht mehr meine ist, heißt der Schnee qanik, er schichtet sich zu Stapeln, fällt in großen, fast schwerelosen Kristallen und bedeckt die Erde mit einer Schicht aus pulverisiertem, weißem Frost.

Das Dezemberdunkel kommt aus dem Grab, das grenzenlos wirkt wie der Himmel über uns. In dieser Dunkelheit sind unsere Gesichter nur noch blaß leuchtende Scheiben, aber trotzdem spüre ich die Mißbilligung des Pastors und des Kirchendiensers, die sich gegen meine schwarzen Netzstrümpfe richtet und gegen Julianes Jammern, das noch dadurch verschlimmert wird, daß sie heute morgen ein paar Antabus genommen hat und der Trauer jetzt fast nüchtern begegnet. Sie denken, sie und ich hätten weder das Wetter noch die tragischen Umstände respektiert. Dabei sind die Strümpfe und die Tabletten auf ihre Weise ganz einfach eine Huldigung an die Kälte und an Jesaja.“

Hiermit beginnt der Roman Fräulein Smillas Gespür für Schnee des Dänen Peter Høeg, den ich als Taschenbuch vorliegen habe (Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg – 13599 – 931. – 970. Tausend Oktober 1997, Copyright 1994 Carl Hanser Verlag, München Wien – Originalausgabe ‚Frøken Smillas fornemmelse for sne’, 1992 – aus dem Dänischen von Monika Wesemann) und Ende des letzten Jahres (‚zwischen den Jahren’) erneut gelesen habe. Bereits vor über neun Jahren hatte ich mich hier mit Fräulein Smillas Gespür für Schnee beschäftigt (dabei besonders für die Wörter für Schnee in der Sprache der Inuit, dem Inuktitut). – Die von der Ich-Erzählerin (Smilla Jaspersen) erwähnte Juliane ist die Mutter von Jesaja, dem Inuk-Jungen, der hier nach seinem tödlichen Sturz vom Dach des Lagerhauses zu Grabe getragen wird.

Mit dieser Smilla Jaspersen hat Peter Høeg eine ungewöhnliche Frauengestalt geschaffen – die Mutter (wie der getötete Jesaja) Inuk und Robbenfängerin, der Vater ein dänischer Arzt -, die ihre grönländische Herkunft nicht vergessen kann, die gleichzeitig aber mit der westlichen Zivilisation nicht zurecht kommt und so zwischen den Welten lebt. „Die Welt kann mich holen, wenn sie mich braucht.“ (S. 297) denkt sie sich in der Mitte des Buchs, ansonsten geht sie ihren eigenen Weg. Und wenn sie sich in eine ebenso unangepasste Person wie den Mechaniker zu verlieben scheint, so rationalisiert sie dies mit Worten wie: „Die Liebe kommt aus dem Überfluß, sie verschwindet, wenn man sich dem Instinktiven nähert, dem Hunger, dem Schlaf, dem Bedürfnis nach Sicherheit.“ (S. 462) – Nur zwei Beispiele fürs Denken und Verhalten dieser Smilla.

Ohne Zweifel ist diese Smilla eine bemerkenswerte Frau. Eine solch starke weibliche Persönlichkeit findet man nur selten in der Literatur, ebenso selten in der Wirklichkeit. Und das trotz ihrer Selbstzweifel und ihrem scheinbaren Scheitern in der Gesellschaft (ohne Abschluss eines Studiums, arbeitslos, kinderlos, ohne Beziehung und Freunde). Smillas Biografie ist geprägt vom Wechsel von der präindustriellen grönländischen Jägerkultur hin zur postindustriellen Gesellschaft Dänemarks. Und obwohl sie verletzlich im Inneren ist, so gibt sie sich unnachgiebig und hart nach außen. Der Roman ist aus der Sicht dieser Frau geschrieben und eröffnet so einen Blick in das Denken und die Gefühle von Smilla Jaspersen (siehe hierzu auch die Magisterarbeit von Michael Auth: Lauter lose Enden? Die Erzählstruktur in Peter Høegs Erzählung – als PDF-Datei).

Erstaunlich (oder vielleicht auch wieder nicht), dass ein Mann dieser Frau die Sprache gegeben hat: Der Autor „Peter Høeg, geboren am 7. Mai 1957 in Kopenhagen, studierte Literaturwissenschaft und trat als Tänzer und Schauspieler an dänischen und schwedischen Bühnen auf. Er schrieb Theaterstücke, einen Band Erzählungen und u.a. die Romane ‚Vorstellung vom zwanzigsten Jahrhundert’ und ‚Der Plan von der Abschaffung des Dunkels’. ‚Fräulein Smillas Gespür für Schnee’ wird [wurde 1997] von Bille August verfilmt, mit Julia Osmond in der Hauptrolle. […]“
(aus dem Klappentext)

Hier eine ausführlichere Inhaltsangabe:

Kopenhagen, Anfang der 90er Jahre, kurz vor Weihnachten: Der kleine Jesaja fällt vom Dach des Hauses, in dem er mit seiner Mutter lebt. Für Passanten und Polizei war es ein tragischer Unfall. Doch Smilla Jasperson, ebenfalls Bewohnerin des Hauses, glaubt an Mord. Sie war mit dem kleinen Jesaja befreundet, der wie ihre Mutter und sie selbst, aus Grönland stammte. Sie hatte schon immer ein besonderes Gespür für Schnee, deshalb lassen sie die Fußspuren im frischen Schnee auf dem Dach des Hauses misstrauisch werden. Überdies weiß sie, dass Jesaja unter Höhenangst litt und deshalb niemals freiwillig auf das Dach gestiegen wäre. Weil sie die einzige Freundin war, die der kleine Jesaja in seinem Leben hatte, setzt sie alles daran, ihren Verdacht zu beweisen.

Sie beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln. Ihre Aktivitäten stoßen allerdings sowohl bei Jesajas Mutter als auch bei den Behörden auf wenig Gegenliebe, und sie geben ihr zu verstehen, dass sie sich lieber aus der Angelegenheit heraushalten soll. Der einzige, der auch der Überzeugung ist, dass Jesaja Opfer eines Verbrechens wurde, ist ihr Nachbar, der Mechaniker. Dieser hilft Smilla und beschützt sie.

Es stellt sich heraus, dass Smilla einer weltweiten ökopolitischen Intrige auf die Spur gekommen ist. Sie entdeckt, dass Jesajas Vater 1966 bei einem mysteriösen Unfall auf dem Gletscher „Gela Alta“ ums Leben kam und seine Witwe seitdem eine Pension von einer undurchschaubaren Organisation erhält. Durch einen Arzt, der den kleinen Jungen zuerst obduzierte, bevor er an weiteren Untersuchungen gehindert wurde, erhält Smilla die Bestätigung, dass Jesaja ermordet wurde. Sie kann nicht mehr zurück und wird in die Intrige verwickelt, welche sie in die Verlassenheit der grönländischen Eiswüste führt und selbst in Lebensgefahr bringt.

Wer den Roman Fräulein Smillas Gespür für Schnee gern lesen und sich die Spannung erhalten möchte, der sollte die nächsten fünf Absätze ‚überspringen’.

Prof. Licht, der ihr beim Abhören eines Tonbandes, dass Smilla von Jesajas Mutter bekommen hat und auf dem die Stimme von Jesajas Vater ist, helfen soll, wird kurz nachdem sie ihn verlassen hat, getötet, wobei seine Mörder auch Smillas Leben beenden wollen. Smilla gelingt es allerdings, vom brennenden Hausboot, in dem der Professor seine Nachforschungen anstellte, zu entkommen.

Smilla erhält, nachdem sie mit der ehemaligen Buchhalterin der „Greenland Minings“ gesprochen hatte, den Schlüssel zum Archiv der Firma, in dem alle Aufzeichnung über die „Gela Alta“-Expeditionen aufliegen. Dort findet sie auch einen Hinweis darauf, was das Ziel der Expeditionen nach „Gela Alta“ ist und dass eine weitere geplant ist.

Nachdem sie mit dem Mechaniker dessen Freund Lander aufsucht, bekommt sie die Möglichkeit, auf dem Expeditionsschiff der „Greenland Minings“ zu arbeiten. Die Expedition führt nach Grönland zum Gletscher „Gela Alta“, wo schon zwei Expeditionen durchgeführt wurden und bei denen jeweils mehrere Expeditionsteilnehmer ums Leben kamen.

Smilla erfährt, dass Dr. Loyen und Dr. Tørk, die Organisatoren der Expedition, auf der Suche nach einem energieerzeugenden Meteoriten sind, der in einem Gletscher versteckt ist. In dessen Schmelzwasser lebt allerdings ein mesozoischer Parasit, der prähistorische Polarwurm, der sich in den menschlichen Körper frisst und dort seine Eier ablegt. Durch die ausschlüpfenden Larven wird der Körper aufgefressen und getötet. Dr. Tørk ignoriert diese Gefahr jedoch und schicken immer wieder Taucher in das Schmelzwasser, um den Meteoriten zu bergen und damit Geld zu verdienen.

Smilla entkommt allen Anschlägen auf ihr Leben und schafft es, in die Höhle mit dem Meteoriten vorzudringen. Dort tötet sie Dr. Loyen und verletzt Dr. Tørk, den Chef von „Greenland Minings“. Dieser kann zwar flüchten, wird aber von Smilla verfolgt, die ihn aufs Packeis treibt, wo er schließlich stirbt. Der Mechaniker, der ebenfalls auf dem Schiff war, zündete in der Höhle eine Bombe, um weitere Forschungen am Meteoriten zu verhindern und die Gefahr durch den gefährlichen Polarwurm zu unterbinden.

Quelle: fundus.org

Der Roman spielt in den 90-er Jahren. An einer Stelle ist vom Dezember 1993 die Rede, obwohl Peter Høeg den Roman bereits 1992 veröffentlichte. Neben Kopenhagen (u.a. wird die Strandgade -> Christianshavn und der Strandvej erwähnt, ebenso Brønshøj in der Nähe von Kopenhagen mit der Kabbelejevej am Rande von Utterslev Mose – auch kommt das Hotel d’Angelterre vor, das in dem Film Der zerrissene Vorhang (1966) von Hitchcock zusehen ist) so ist die hohe See Schauplatz des Geschehens wie zum Schluss Grönland selbst (Smilla kommt aus Qaanaaq, das wir auch als Thule kennen).

Personen des Romans:

Smilla (eigentlich: Smillaaraq) Qaavigaaq Jaspersen (zum Namen s. S. 332 – Bio s. S. 112 ff.)
Ane Qaavigaaq, Mutter und Robbenfängerin
Jørgen Moritz Jaspersen, Vater und Arzt
Benja, Moritz’ Lebensgefährtin

Peter Føjl, Mechaniker und ‚Gehilfe’ (Taucher)
Jesaja Christiansen, Inuk-Junge
Juliane Christiansen, seine Mutter

Elsa Lübing, ehemalige Buchhalterin/Archivarin der Kryolithgesellschaft
Benedicte Clahn, dänische Mitarbeitern der R.A.F. 1946 in Deutschland

Ravn, Staatsanwalt
Nathalie Ravn, seine Tochter – Konsulatssekretärin (Tod durch Sprung vom Dach – S. 277)

Dr. Lagermann, Arzt
Frau Lagermann

Birgo Lander, Geschäftsmann und Freund des Mechanikers

Prof. Johannes Loyen, früherer Expeditionsleiter, Direktor des Instituts für arktische Medizin
Telling
Prof. Andreas Fine Licht, Leiter des “Arctic Museum“ (blind)

Schiffsbesatzung des Expeditionsschiff der „Greenland Minings“:
Kapitän Sigmund Lukas
(Nils) Bernard Jakkelsen, sein jüngerer Bruder
Urs, der Koch
Verlaine, Bootsmann
Hansen
Maurice
Sonne, Steuermann
Maria und Fernanda, Schiffsgehilfinnen
Kützow, Maschinenmeister

Dr. Andreas Tørk, Arzt und Expeditionsleiter 1994
Katja Claussen
Seidenfaden

Am Ende kommt bei diesem Roman eine Art Öko-Krimi heraus. Vielleicht etwas konstruiert, aber das sind ja fast alle Kriminalromane. Im Mittelpunkt steht Smilla Jaspersen. Allein wegen ihr macht das Lesen Spaß. Zudem ist das Buch Belletristik vom Feinsten – mit dieser Meinung stehe ich nicht allein da:

“Episch wie großes Kino.” (Frankfurter Rundschau)

„Irgendwann will man nur noch Smillas Stimme hören, so könnte sprechen, wovon sie wollte.“ (Stern)

„Mit dem Dänen Peter Høeg hat Europa einen neuen, bedeutenden Schriftsteller.“ (FAZ)

„Ein Buch, dessen Heldin unvergeßlich bleiben wird […]. Smilla ist nicht nur eine starke Frau, sie ist auch eine große Frauengestalt – eine der größten in der kleinkarierten Literatur dieser Jahre.“ (Sonntagsblatt)

„Eine aberwitzige Verbindung von Thriller und hoher Literatur.“ (Der Spiegel)

„Peter Høegs Erzähltalent ist sensationell.“ (Sächsische Zeitung)

„Smilla: Glaziologin, Misanthropin, Racheengel, Emma Peel und Jeanne D`Arc, Rambo und Greenpeace-Vorkämpferin in einer Person, sarkastisch, gelegentlich sentimental, mit Klugheit geschlagen. Schnee und Eis sind ihr lieber als die Liebe.“ (Die Zeit)

„Jede einzelne Szene, jeder Dialog ist ein Meisterwerk.“ (Prinz)

Begriffe aus der/den Sprache(n) der Inuit – die Bezeichnung Eskimo ist übrigens nicht völlig falsch, sondern wird als Oberbegriff verwendet – sind auch in unsere Sprache eingegangen. So dürfte jeder wissen, was ein Anorak ist. Im Grönländischen schreibt man diesen annoraaq. Wenn man vom Grönländischen bzw. den Sprachen der Inuit spricht, dann kommt man nicht umhin, die angeblich unzähligen Wörter für Schnee bzw. Eis in diesen Sprachen zu erwähnen. Im Roman kommen einige dieser Wörter vor und werden auch (meist) sofort erklärt. Ich glaube, ich habe alle Wörter gesammelt. Mit dieser kleinen Sammlung will ich enden. Fräulein Smilla hat mich doch zu mehr verleitet, als zunächst geplant (aber das kommt bei mir wohl öfter vor):

Qanik feinköringer Pulverschnee
Pirhuk der Wind trägt einen leichten Schnee heran
Kangirluarhuq große Blöcke aus Süßwassereis
Pujuq Nebel S. 458 ff.
Hiku Festeis (Kontinent aus gefrorenem Meer)
Hikuaq und Puktaaq Eisschollen
Ivuniq Oberfläche der Eisschollen als verwüstete Landschaft
Maniilaq Eisbuckel
Apuhinuq Schnee, vom Wind zu harten Barrikaden komprimiert
Agiuppiniq Schneefahnen, vom Wind über das Eis gezogen
Killaq Wake (nicht oder nur oberflächlich zugefrorene Stelle in der Eisdecke)
Sikussaq schwarze Stücke im Mosaikeis
Avangnaq Nordwind
Pirhirhuq Schneesturmwetter
Kanangnaq Nordostwind
Hikuliaq Neueis

siehe hierzu auch: Kate Bushs Gespür für Schnee

Die Bahn – keinen Plan

Die Orkane Elon und Felix hatten am Wochenende besonders Norddeutschland fest im Griff. Ein solch doppeltes Sturmtief kommt selbst im hohen Norden nur selten vor.

Unwetterwarnung für den Landkreis Harburg/Niedersachsen – Orkantiefs Elon und Felix Januar 2015

So hieß es besonders am Freitag fast immer „Baum im Gleis“, wenn man mit dem Zug unterwegs war. Sicherlich war es mehr als Pech, was mich auf dem Weg von Hamburg (Arbeit) nach Hause ereilte. Mein Zug sollte um 13 Uhr 15 losfahren, kam aber schon mit größerer Verspätung aus Uelzen an. Dass ich mehrmals den Bahnsteig wechseln musste, ist nichts Neues. Dann ging es mit knapp 20 Minuten Verspätung also los von Hamburg Hbf. nach Hamburg-Harburg. Dort war dann erst einmal Feierabend. Die reguläre Strecke Harburg – Buchholz in Richtung Bremen war gesperrt (wohl: „Baum im Gleis“). Immerhin gibt es eine Ausweichstrecke über Maschen und weiter über die Gleise, die sonst vom Güterverkehr genutzt werden. Und tatsächlich wurde nach reiflicher Überlegung entschieden, dass nicht nur Züge des Fernverkehrs, sondern auch der Nahverkehrszug des Metronoms (also meiner) nach Bremen diese Route einschlagen soll. Kaum hatte dieser Zug nun Maschen passiert, da standen wir schon wieder, angeblich wegen eine Störung (nur wer oder was war gestört, wohl die ansagende Zugbegleiterin). Nach ungefähr 30 Minuten Stillstand, dann die Durchsage: jetzt wäre auch diese Strecke („Baum im Gleis“) auf unbestimmte Zeit gesperrt. SUPER!

Inzwischen ging es schon auf 15 Uhr zu, da hatte man sich entschieden, unseren Zug bis Stelle (das liegt auf der Strecke nach Uelzen) vorfahren zu lassen, um ihn dann zurück nach Harburg zu beordern. Dort kamen der Zug dann gegen 15 Uhr 15 an. Anderthalb Stunden Bahnfahrt, um wieder dort anzukommen, wo man los gefahren ist.

Nun, bis hierhin konnte man das alles unter „Höhere Gewalt“ abhaken, auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum immer wieder Bäume ins Gleis fallen und meist dabei Oberleitungen kappen (so viele Bäume sollte es doch längst der Bahnstrecken nicht mehr geben). Was nun kam, möchte ich eine „bodenlose Frechheit“ nennen: Wie schon in früheren Notfällen so zeigte sich auch an diesem Freitag wieder einmal, dass weder die Deutsche Bahn AG noch die Metronom Eisenbahngesellschaft so etwas wie ‚einen Plan’, sprich Notfallplan hat.

Ab Harburg bis Buchholz sollte es einen ‚Schienenersatzverkehr’ geben (von dort fuhren wiederum Züge bis Bremen). Inzwischen hatten weitere Züge ihre Fahrgäste in Harburg entladen, aber von Bussen zeigte sich nirgends eine Spur. Der Bahnhofsvorplatz war mit Menschen übersät. Der Bahnhof selbst war bereits überfüllt. Obwohl Bahn wie Metronom seit 14 Uhr wussten, dass nichts mehr in Richtung Bremen geht, soll der erste Ersatzbus gegen 16 Uhr in Harburg eingetroffen sein: EIN Bus, der in null Komma Nichts brechendvoll war. Gegen 16 Uhr 45 war ich dann nochmals beim Harburger Bahnhofsvorplatz – und da spielte sich das gleiche Schauspiel ab: EIN bereits überfüllter Bus und eine Menschentraube davor.

Ich bin dann von meinem Sohn mit dem Auto abgeholt worden und war endlich gegen 18 Uhr 40 in Tostedt, da die Ausfallstraße zur Autobahn in Harburg durch die Feuerwehr blockiert und nur Stopp-and-Go-Verkehr möglich war. Ein Unglück kommt ja selten allein.

Bei der Metronom Eisenbahngesellschaft weiß man sehr genau, wodurch es zu Verspätungen im Bahnverkehr kommen kann: Was war da denn los? Wie man mit solchen Situationen umgeht, davon versteht man aber dort – so scheint’s – nicht allzu viel: Die Durchsagen im Zug und dann auf den Bahnsteigen waren etwas für die Katz. Nirgends zeigte sich ein Verantwortlicher des Metronoms. Informationen an die wartenden Fahrgäste gleich null! Zu viele Köche (Deutsche Bahn AG, Metronom sowie viele weitere inzwischen privatisierte Bahnunternehmen) rühren im Brei, sodass die nötige Kommunikation zwischen den einzelnen Stellen nicht klappt, zumindest nicht zu klappen scheint.

Man muss wissen, dass sich solche Ereignisse in letzter Zeit eher häufen: Im Juni 2013 gab es Abenteuerfahrten mit dem Metronom, im Oktober 2013 dann den Stillstand durch Orkantief ‚Christian’ und erst im Juni 2014 waren Fahrgäste und Zugpersonal wohlauf, nachdem morgens ein morscher Baum auf die Strecke Buchholz – Hamburg-Harburg gestürzt war und dabei die Oberleitung heruntergerissen hatte. Und dieser Ereignisse sind lediglich die Spitze des ‚Eisberges’.

Wie auch immer: Dieser Freitag geht in die Annalen der Metronom-Geschichte ein und übertrifft eindeutig mein bescheidenstes Erlebnis mit den Zügen dieser Eisenbahngesellschaft.

Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 13 bis 24

Hier mit leichter Verspätung die Fortsetzung meiner Verkostung der Biere aus meinem Bierkalender (Advent) – die Türchen 13 bis 24 des Original Kalea Bierkalenders.

Die Liste der Brauereien ist ziemlich lang. Die weltweit größten Brauereigruppen – nach Bierausstoß in Millionen Hektolitern gemessen – sind dabei allerdings nicht in deutscher Hand. Trotz einiger großer Brauereigruppen auch in Deutschland so ist der Biermarkt bei uns bis heute noch stark regional geprägt. Es existierten im Jahr 2011 insgesamt 1341 Brauereien in Deutschland, davon 632 in Bayern (47 %).

Bierkalender (Advent): die Türchen 13 bis 18

Aber genug der Vorrede. Komme ich zum 13. Türchen, zum Tag (13): Hier fand ich ein Karmeliten Kloster Gold (Exportbier mit 5,1 % Vol.) der Karmeliten Brauerei, Straubing. Exportbier ist für mich im Geschmack meist zu lasch. So deutet dieses Bier zwar feine Malzaromen an. Der Hopfen ist aber nur unterschwellig schmeckbar.

Am Tag (14) folgte wieder ein Pils, dem der Deutschen wohl beliebtestes Bier: (Trinkt) Pils aus Pahres (5,0 % Vol.) der Privatbrauerei Hofmann, Pahres. Auch für dieses Pils gilt, was ich zu Bieren Pilsener Brauart aus dem Süden der Republik gesagt habe: das Bittere des Hopfens hält sich durch seine feinherbe Art in Grenzen und hat einen schlanken Nachgeschmack. Das Bier ist untergärig mit hellem Gerstenmalz gebraut und ist so von heller Farbe. Es besitzt eine prickelnd frische Rezens, d.h. die Kohlensäure perlt angenehm.

Dem Türchen des Tag (15) entnahm ich wieder ein kräftigeres Bier: Schalchner Weißer Bock (7,4 % Vol.) des Weißbräus Schwendl, Tacherting, aus dem schönen Chiemgau in Oberbayern. Ich muss gestehen, dass das für mich neu war: ein Weizenbier (oder Weißbier – wie die Bayern sagen) als Bockbier, also ein Weizenbock – natürlich hefetrüb.

Ein Weizen trinke ich eigentlich eher gern im Sommer, weil so ein Bier durch seine feine Säure erfrischt. Dagegen ist der Winter Starkbierzeit. Und dieses Weizenbock passt durch Farbe und Geschmack sehr gut in die jetzige Jahreszeit: Die Farbe ist kastanienbraun und durch die Hefe trüb. Die Blume ist zunächst schön fest, dicht und sahnig, fällt dann aber bald zusammen (wie für Weizenbiere eigentlich üblich) und führt zu Schlieren am Glas. Süße und Säure versuchen ihre Aromen nach vorne zu drücken, zum einen Schokolade, zum anderen reife Banane – das summiert sich zu einem geschmacklichen Potpourri. Keine Frage, das Bier ist süffig durch die ausgetüftelte Malzmischung und sicherlich eine Empfehlung für Weißbierliebhaber.

Die Tage (16) und (17) boten zwei Biere Pilsener Brauart. Zunächst (16) das Neuöttinger Pils (4,8 % Vol.) der Müllerbräu, Neuöttingen. Dieses Bier ist hellgelb schimmernd, edel im Trunk und feinherb in der Note. Bebraut wird es mit bestem Aromahopfen der Hallertau, dem wohl größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Es liegt fast zentral in Bayern und wird grob von den Städten Ingolstadt, Kelheim, Landshut, Moosburg, Freising und Schrobenhausen begrenzt. Den Tag darauf (17) war ein Leibinger Edel Pils (4,8 % Vol.) der Brauerei Max Leibinger, Ravensburg im Türchen. Bei diesem Bier wird bester Tettnanger Aromahopfen mit hauseigener Bierhefe verarbeitet. Beide Pils sind nicht zu herb und durch feine Säure gekennzeichnet: Für manchen Norddeutschen sind sie etwas zu blass von Farbe und auch vom Geschmack her.

Wie schon gesagt: Ein Weizen, zudem ein helles mit Hefe, ist für mich eher etwas für den Sommer. Weizen- bzw. Weißbier erfreut sich zunehmender Beliebtheit auch hier im Norden und findet sich so auch in den Sortimenten norddeutscher Brauereien. So ein Hefe-Weizen trinkt man aus großen Gläsern. Da kommt so ein Bier aus der 0,33-Liter-Flasche eher spärlich ins Glas. Tag (18) bot mir so ein helles Hefe-Weizen aus dem tiefsten Süden der Republik: Unser Bürgerbräu Hefe-Weizen (5,2 % Vol.) der privaten Alpenbrauerei Bürgerbräu, Bad Reichenhall.

Dies obergärige Bier ist von orange-trüber Farbe und vom Geruch her eher nach Weizen und Gerste als nach Banane ausgerichtet. Ansonsten ist es wie eben ein Weizenbier sein soll: süffig und spritzig, auf der Zunge stark rezent und vollmundig – und auf die „altmodische“ Weise gebraut: mit der klassischen Flaschengärung. Der BÜRGERBRÄU ist einer der wenigen, die unverändert an dieser aufwändigen, aber qualitativ unübertroffenen Methode festhalten.

Bierkalender (Advent): die Türchen 19 bis 24

Am Tag (19) begab ich mich gewissermaßen in die Zeit frühester Kindestage zurück – das Black Forest Ale (5,7 % Vol.) der Privatbrauerei Ketterer kommt aus Pforzheim vom Nordrand des Schwarzwaldes (daher auch der Name des Bieres). Dort lebte ich knapp drei Jahre und brachte den schwäbischen Zungenschlag mit nach Bremen. Dieses Ale ist mit amerikanischer obergäriger Ale-Hefe vergoren und bekommt dadurch eine leichte Citrusnote. Dafür darf sich die Nase über das ausgeprägte Hopfenaroma freuen. Unfiltriert und gelb-orange leuchtend bei etwas mehr Alkohol ist es ein besonderer Genuss.

Der Tag (20) kam wieder mit einem Pils daher: Schönramer Pils (5,0 % Vol.) der Privaten Landbrauerei Schönram. Obwohl ich eigentlich nicht der große Pils-Trinker bin, so war ich von diesem Bier wirklich begeistert. Laut eigenen Angaben der Brauerei ist dieses Bier „stärker gehopft als die Fernsehbiere unserer preußischen Nachbarn“ (hört, hört …), aber da ausschließlich Aromahopfen zur Verwendung kommen, empfindet man die bittere Note zurecht „angenehmer und harmonischer, ohne Ecken und Kanten.“ Dieses Pils hält mit Bravour das Gleichgewicht zwischen Hopfenherbe und malziger Süffigkeit.

Das Bier des Tages (21), wieder ein Pils, ist natürlich für mich Norddeutschen ein alter Bekannter: Dithmarscher Pilsener (4,8 % Vol.) der Dithmarscher Privatbrauerei Karl Hintz in Marne. Aus Dithmarschen kommt bekanntlich viel Kohl und auch die Büsumer Krabben. Aber auch ohne Kohl und Krabben lässt sich das Bier bestens trinken. Allerdings ist es wie viele Pils aus dem hohen Norden trotz voller Naturfrische ziemlich hopfenherb (nur das Jever Pilsener ist durch ein Mehr an Hopfen noch etwas herber, eben friesisch-herb).

Am Tag (22) verkostete ich das Diestel Blond (5,1 % Vol.) der Distelhäuser Brauerei, Dieselhausen im Taubertal. Neben einer starken Zitrusnote ist dieses Bier durch weitere Fruchtaromen von Pfirsich und Mango geprägt. Für mich mehr ein Obstsalat als ein Bier, also nicht so mein Fall.

Der Tag (23) meines Bierkalenders brachte wieder ein Bier der Privaten Landbrauerei Schönram und erneut ein Indian Pale Ale: das Schönramer Indian Pale Ale (8,0 % Vol.). Laut Brauerei-Website soll dieses Bier sogar 8,5 Volumen-% Alkohol haben (also auf meiner Flasche steht 8,0 % Vol. – vielleicht dürfen aus Bayern keine Biere mit mehr als 8 % ‚ausgeführt’ werden). So oder so war dieses Bier sehr gehaltvoll, eben ein obergäriges, naturtrübes, bernsteinfarbenes Starkbier, dessen malziges Aroma an eine frisch gemähte Wiese erinnert. Im Antrunk schmeckt man eine leichte Malzsüße, die in eine angenehm anhaltende Hopfenbittere übergeht.

Als Abschluss der Tag (24) mit einem wieder besonderem Bier, das man sicherlich nicht alle Tage trinken mag: Böckle (7,4 % Vol.), ein dunkler Bock der Brauerei Haller Löwenbräu aus Schwäbisch Hall, eine saisonale Spezialität für den Winter. Wie an anderer Stelle schon mitgeteilt, mag ich in dieser meist doch eher kalten Jahreszeit ein kräftiges Bier mit Betonung auf malzige Aromen. Der Brauer hat bei diesem Bier viele Spezialmalze verwendet, um ein facettenreiches Geschmackserlebnis zu erzeugen. Für meinen Geschmack ist ihm das aber eine Spur zu süßlich gelungen. Trotzdem ein Bier der besonderen Art.

Mit diesen 24 doch sehr unterschiedlichen Bieren ging meine trink-kulinarische Reise am Heiligabend zu Ende. Zu Ende? Selbstredend natürlich nicht: Für die Zeit ‚zwischen den Jahren’ hatte ich mich mit Weihnachts- und Winterbieren eingedeckt, die ebenso selbstredend nur in Maßen meine Kehle benetzten. Ein gepflegte Bier sollte ein Genuss sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Prost!

Weihnachten von A bis Z: Z wie Zwischen den Jahren

Mit dem Buchstaben Z kommen wir heute am Heiligen Abend zum Ende des Weihnachtslexikons von Theo Herrlein. Zimt ist ein wichtiges Weihnachtsgewürz in vielerlei Backwaren, aber auch beim Bratapfel unverzichtbar. Sri Lanka ist die Heimat des Zimtbaumes, der strauchartig kultiviert wird. Von den zweijährigen Trieben schält man die Rinde ab und trocknet sie. Diese ergeben die bekannten Zimtstangen.

Übrigens: Der zweite Weihnachtsfeiertag wird fast nur in Deutschland gefeiert und geht auf die Sozialgesetzgebung Bismarcks zurück, der ihn zusammen mit dem Ostermontag als gesetzliche Feiertage einführte.

Zwischen den Jahren ist die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr bzw. Heilige Drei Könige. Dies war früher eine Zeit der Arbeitsruhe. In einigen Gegenden nannte man früher diese Tage auch Zwischen den Zeiten.

Frohe Weihnachten

Zuletzt noch zwei Gedichte. Zum 24. Dezember ist ein Gedicht von Theodor Fontane (1819-1898):

Zum 24. Dezember

Noch einmal ein Weihnachtsfest,
Immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte –
Rechnet sich aus all dem Braus
Doch ein richtig Leben heraus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.

Weihnachten von A bis Z

Und in ganzen acht Zeilen bringt Wilhelm Busch (1832-1908) in seinem Gedicht Zu Neujahr seine Wünsche zum Neujahr trefflich zum Ausdruck.

Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
doch vor allen Dingen
das, worum du dich bemühst
möge dir gelingen.

Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 1 bis 12

Langsam ist es wohl doch soweit, dass ich hier die Rubrik ‚Gerstengebräu’ eröffne, denn mit Bier in den unterschiedlichsten Varianten habe ich mich ja bereits öfter beschäftigt. In keinem anderen Land gibt es so viele Biersorten wie in Deutschland (siehe: Deutsches Brot und deutsches Bier). Und um es nicht unerwähnt zu lassen: der schottische Ableger des flüssigen Gerstensaftes in gebrannter Form, den Whisky (z.B. in Form eines Single Malt), habe ich hier natürlich auch hin und wieder angesprochen.

Nun in diesem Jahr habe ich zur Adventszeit einmal etwas bekommen, was weniger die Zähne, vielleicht eher die Leber angreift – einen Adventskalender mit 24 Fläschlein unterschiedlichsten Bieres: Original Kalea Bierkalender. Original Kalea ist ein Vertrieb aus Österreich, der natürlich auch in Deutschland tätig ist, und endlich die Marklücke ‚Bier-Adventskalender’ geschlossen hat. Man(n) braucht sich also nicht mehr den Kasten Bier an die Wand dübeln (Bastelanleitung Bier-Adventskalender – Quelle: biersekte.de). Kalea bietet sowohl eine Edition Deutschland als auch Edition Österreich (siehe z.B. Bierkalender 2013 – Edition Österreich).

Zur Edition Deutschland: Mit einer einzigartigen Biervielfalt gibt dieser Bieradventskalender einen kleinen Einblick in die enorme Vielfalt der deutschen Bierkultur und überrascht täglich auf’s Neue. Neben dem „Indianerbock“ aus der Heidelberger Brauerei oder dem “Gründerbier“ aus der Westerwälder Brauerei werden auch viele andere Bierspezialitäten für Aufsehen sorgen. Als Brauerei des Jahres, wird die Distelhäuser Brauerei mit einem besonderen “Craft-Bier” überraschen. Vor kurzem fand in Amerika der World Beer Cup statt. In der prestigeträchtigen Kategorie “beste Pils der Welt”, gewann die Landbrauerei Schönram. Bierliebhaber dürfen sich auf ein geschmacksvolles Erlebnis freuen und neben Pilsbieren vor allem neue Bierstile wie ein India Pale Ale, ein Stout oder ein Porter kennenlernen. (…der Rest bleibt ein Geheimnis)

Woher meine Frau den Bierkalender hat, den ich verkosten durfte, weiß ich nicht. Irgendwie deckt sich der Inhalt nicht ganz mit dem, was laut Internet vorzufinden sein sollte. Aber das spielt irgendwie keine Rolle, solange das vorgefundene Bier schmeckt. Hält man sich an die Spielregeln (jeden Tag nur ein Türchen öffnen), dann werden sich die Leberwerte auch weiterhin im grünen Bereich bewegen. Erhältlich ist ein solcher Bierkalender (Advent) ab Ende Oktober im Lebensmittel- und Getränkefachhandel bzw. im Internet: Original Kalea Bierkalender

Heute möchte ich die ersten zwölf Biere vorstellen, also das, was sich hinter den Türchen 1 bis 12 verbarg. Eigentlich haben mir alle Bier sehr gut geschmeckt – sieht man von dem Biermischgetränk Kirsch Porter einmal ab – das war einmal klebrig-süß und daher fehl am Platze.

Bierkalender (Advent): die Türchen 1 bis 6

Der Reigen (1) begann mit dem Rieder Indian Pale Ale (6,0 % Vol.) der Brauerei Ried aus Österreich. Ursprünglich wurde diese Biersorte ab den 1830er Jahren in England und Schottland für die indischen Kolonien gebraut. Es ist kräftig, bernsteinfarben und sehr fruchtig im Geschmack (naturtrübe).

Tag (2) brachte gleich eines von mehreren Pils-Bieren hervor: Hohenthanner Hopfen Pils (5,1 -% Vol.) der Hohenthanner Schlossbrauerei. Ich bin kein allzu großer Pils-Fan. Aber das betrifft mehr die Pils norddeutscher Brauart, die meist sehr herb sind. Biere Pilsener Brauart von jenseits des Weißwurstäquators sind dagegen eher süffig mit einer blumigen Hopfennote. Dieses Bier entspricht dem voll und ganz, ist von goldener Farbe, naturtrüb und gebraut mit frischem Aromahopfen.

Tag (3) dann das Lausitzer Kirsch-Porter (immerhin noch 4,2 % Vol.) der Bergquell Brauerei. Das ist kein Bier, sondern ein Biermischgetränk. Nein, das ist nichts für meines Vaters Sohn.

Tag (4) entschädigte dann aber gleich mit Schlappeseppel dunkel (5,2 -% Vol.) der Eder & Heylands Brauerei, Großostheim. Ein Bier, wie ich es schon ganz gern trinke: irgendwie urig und dunkel, da von typischen Röstaromen bestimmt, vollmundig-süffig und mit zurückhaltend-milder Hopfenbittere.

Am Tag (5) ging es gleich mit einem weiteren dunklen Bier weiter: Schweiger dunkler Bock (6,2 % Vol.) der Privatbrauerei Schweiger, Markt Schwaben bei München. Das Auge trinkt gewissermaßen mit: So überzeugt dieses Bockbier allein schon optisch kastanienfarben mit roten Anklängen und einen festen, cremigen Schaum. Die Süffigkeit dieses Bieres wird durch die weichen Röstaromen bestimmt, die Karamell mit einem Hauch Dörrobst wiedergeben.

Das erste halbe Duzend (6) wird mit einem Bier namens Wolfsblut (5,1 Vol.) von Wolf Bräu, Karlsruhe, abgeschlossen. Nun gut, den Namen finde ich schon etwas kurios (ähnlich wie ‚Rotkäppchen’ für einen Sekt), aber es kommt natürlich in erster Linie auf den Geschmack an. Und da ist dieses Bier mit schöner Kupferfarbe mit roten Reflexen voll in meinem Trend. Es duftet schön malzig und entwickelt eine herbe und leicht an Apfel und Pflaumen erinnernde Note. Wenn ich das richtig gelesen habe, dann gibt es die ursprüngliche Brauerei Wolfbräu nicht mehr, sondern das Bier wird jetzt in Heidelberg gebraut.

Bierkalender (Advent): die Türchen 7 bis 12

Tag (7) offeriert ein weiteres Ale aus Österreich: Austrian Amber Ale 5,6 % Vol.) des Brauhauses Gusswerk, Hof bei Salzburg. Dieses Bier ist naturtrübe von der englischen Ale-Hefe. Original Bio-Hopfen aus den USA bestimmt den Geschmack. Der feine Bitterton wird durch Citrus- und Grapefruit-Aromen unterlegt. Englische Ales sind meist kohlensäurearm und entwickeln daher wenig Schaum. Dieses Bier überzeugt nicht nur durch die Farbe (amber, also bernsteinfarben), sondern auch durch seinen Geschmack.

Am Tag (8) hatte ich ein Westheimer Wildschütz Klostermann (4,8 % Vol.) der Gräflich zu Stolberg’sche Brauerei, Westheim im ‚Türchen’. Wieder einmal ein helles, dafür auch naturbelassene (naturtrüb) Bier, ein Pils, aus der Gegend um Eggegebirge und Sauerland. Anders als norddeutsche Pils-Biere so ist auch dieses eher süffig, von leicht säuerlichem Geschmack und mit dezenter Hopfennote. Ein für mich durchaus trinkbares Pils.

Tag (9) offerierte mir ein Porter: Bosch Porter – Schwarze Magie (5,3 % Vol.) der Brauerei Bosch, ein „Schwarzbier, das bewusst die Aromavielfalt der traditionsreichen englischen Porterbiere aufgreift und dabei streng das deutsche Reinheitsgebot achtet.“ Bei Porter bin ich mir nicht immer so ganz sicher. Da gibt es die durchaus gehaltvolle Variante aus dem Ostseeraum, die im englischen Sprachraum als „baltic porter“ bekannt ist (z.B. auch das Störtebeker Choco-Porter). Ich verbinde mit Porter eher ein leichtes, süßes Bier (Malzbier!).

Auch Bosch Porter ist malz-aromatisch und tiefschwarz untergärig: „Schon im Antrunk fallen die an Schokoladenaromen erinnernden Röstmalznoten auf, die in eine angenehme Süße übergehen. Der hintergründige Hopfenbittere harmoniert exzellent mit dem vollmundigen Körper.“ – Mein jüngster Sohn mag Porter. Ich habe ihn dieses Porter kosten lassen und er war begeistert. Auch ich muss sagen, dass es mir gleich nach wenigen kleinen Schlückchen zusagte. Mal, schauen, woher wir einen Kasten Bosch Porter bekommen …

Am Tag (10) gab es ein Franz-Bier – ’ s Frische! (4,7 % Vol.) der Brauerei C. Franz, Rastatt. Ja, es ist Frische, die dieses Bier auszeichnet, eigentlich Sommerfrische durch feinsten Aromahopfen aus dem Elsass, der diesem Bier seinen erfrischend fruchtigen Charakter verleiht und von einer leichten Zitronenherbe und angenehmen Spritzigkeit begleitet wird. Die Farbe ist ein klares Hellgelb.

Auch am Tag (11) bestimmte der Sommer in goldener Farbe eines schönen Westerwälder Sommertags das Trinkgeschehen: Westerwald Bräu (5,2 % Vol.) der Westerwald-Brauerei H. Schneider, Hachenburg. Im Geschmack ausgesprochen süffig, verleiht der etwas stärkere Stammwürzegehalt dieser untergärigen Brauspezialität ihren vollen Charakter.

Tag (12): Das Fürstenberg Premium Pilsener (4,8 % Vol.) der Fürstenberg Brauerei ist auch in nordischen Gefilden bestens bekannt. Es ist ein schlankes, hopfenbetontes Pilsener, was die Herbe nicht übertreibt und so in seiner strohgelben Farbe und seinem feinporigen Schaum schön süffig bleibt.

Soviel für heute. Ohne gleich der Trunksucht verfallen zu sein, habe ich diese elf Bierchen (das Kirsch Porter lass ich nochmals außen vor) genossen und bin, ohne in patriotische Gesänge zu verfallen, froh, in Deutschland geboren zu sein, wo man es nach wie vor bestens versteht, ein ordentliches Brot zu backen und dazu ein noch ordentlicheres Bier zu brauen. Nach diesen vier Litern Bier (12 mal 0,33 l) war ich dann natürlich gespannt, was ich da die letzten zwölf Tage bis Weihnachten zu erwarten habe (demnächst in diesem Blog).

Natürlich habe ich der Jahres- und Festzeit entsprechend weitere Biere im Keller verborgen: Ein Weihnachtsbier und einen Winter-Traum der Post-Brauerei Karl Meyer, Nesselwang (ich erinnere an das Allgäuer Bier-Bad – natürlich von innen) sowie (nochmals) einen Winter-Traum der Klosterbrauerei Weltenburg. Letzteres habe ich hier bereits schon einmal ausführlicher vorgestellt.

Frohe Weihnachten 2014

 

 

 

Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2015

Alle Jahre wieder …: Allen Freunden, Bekannten, Verwandten und Besuchern meines Weblogs wünsche ich ein geruhsames Weihnachtsfest 2014 und einen gelungenen Start ins Neue Jahr 2015.

Mögen die Geschenke zahlreich, besonders aber sinnvoll sein, die Weihnachtsgans nicht allzu fett und der Tannenbaum feuerfest.

Fliegender Weihnachtsmann

Fröhliche Weihnachten 2014 - Euer Willi

Fliegender Weihnachtsmann

Weihnachten von A bis Z: Y wie Yule

Auch zum Buchstaben Y gibt es im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein nur sehr wenige Begriffe. Der arabische Staat Yemen (auch Jemen) ist neben dem Emirat Oman die Heimat des Weihrauchbaumes, von dem das kostbare Aromaharz Weihrauch gewonnen wird.

Weihnachten von A bis Z

Im Norden von England und in Schottland hat sich das alte Yule als Bezeichnung für das Weihnachtsfest erhalten und ist die englische Variante des skandinavischen „Jul“.

Weihnachten von A bis Z: W wie Weihnachten

Das Wangerooger Nikolausspiel hat eine lange Tradition. Vor der Eröffnung des Nikolausmarktes findet in der Kirche traditionell das Nikolausspiel statt. In das Spiel werden hier auch die „Furcht einflößenden Piraten“ mit eingebunden, die in den vorhergehenden Jahrhunderten auf den friesischen Inseln ihr Unwesen trieben. Im Wangerooger Nikolausspiel werden die Piraten natürlich bekehrt.

Das Stichwort Weihnacht nimmt im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein verständlicherweise viel Raum ein. So beginnt es mit dem Hinweis auf Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) und seiner Erzählung Weihnacht, die seine erste abgeschlossene literarische Arbeit darstellt. Weihnachten ist abgeleitet aus dem Mittelhochdeutschen „Ze den wihen nahten“ und bedeutet „in den Heiligen Nächten“. Der Begriff taucht im Deutschen erstmals 1190 beim bayerischen Dichter Spervogel auf.

Weihnachten von A bis Z

Weiter geht es über Weihnachtsaltar, Weihnachtsfasten und Weihnachtsglocken hin zu Weihnachtsinseln, Weihnachtsmann und Weihnachtsschinken, der in Norddeutschland und vor allem in den skandinavischen Ländern traditionell im Mittelpunkt des Weihnachtsessens steht.

Der Begriff Weihnachtssinggeld taucht in alten Klosterbüchern auf und war früher eine Abgabelast für den Schulmeister, also ein Entgelt für dessen weihnachtliches Singen von Haus zu Haus (also eine erste Art von GEMA-Gebühr).

In aller Munde ist zz. das Weihnachtswetter. Schnee ist dabei die absolute Wunschvorstellung, die jedoch immer seltener eintrifft. Noch hoffen wir alle, dass diese Weihnachten ‚weiß’ sein wird.

Speziell in Norddeutschland gehören die Weihnachtswichtel zu den Begleitern des Weihnachtsmannes. Dieser Brauch wurde von der skandinavischen Weihnachtsmythologie übernommen. Wienachtsmann ist der volkstümliche, niederdeutsche Name des Weihnachtsmannes.

Frohe Weihnachten

Der Sage nach haben viele Leute in Schleswig-Holstein und im Herzogtum Lauenburg in den „Zwölften“ (den Raunächten), namentlich am Weihnachtsabend, den Wode auf einem weißen Pferd mit 24 wilden Hunden ziehen sehen. Man tue gut daran, so die Überlieferung, sich in diesen Nächten nicht im Freien aufzuhalten und die Türen gut zu verschließen. Die Wutingnacht ist ein alter deutscher Name für die Nacht auf den 6. Januar. Sie galt einst als die letzte und auch gefährlichste Raunacht.

Weihnachten von A bis Z: V wie Väterchen Frost

Da das Weihnachtsfest der orthodoxen Kirche in Russland erst nach Jahresanfang am 6. Januar gefeiert wird, bringt der Gabenspender „Deduschka Moros“, auch liebevoll Väterchen Frost genannt, den Kindern bereits am 31. Dezember die Geschenke.

Vater Winter ist dagegen eine altdeutsche Bezeichnung für den Weihnachtsmann.

Im Mittelalter gab es den Brauch der Verkehrten Welt. Immer am 28. Dezember hatten die Kinder und Jugendlichen das Sagen, und die Erwachsenen mussten ihnen zu Diensten sein (sind es die Erwachsenen nicht das ganze Jahr über?).

Weihnachten von A bis Z

Der erste Montag nach Heilige Drei Könige wurde früher auch als Verlorener Montag bezeichnet. An diesem Tag wurde der Weihnachtsbaum weggeräumt.

Viel Schellische ist ein alter Wunsch zum neuen Jahr auf der Insel Helgoland.

Im Dritten Reich versuchte die nationalsozialistische Partei, zusammen mit dem „Winterhilfswerk“ (WHW), die so genannte Volksweihnacht immer mehr in den Vordergrund zu stellen – raffinierterweise unter Ausnutzung der weihnachtlichen Emotionen, christlicher Elemente, wie auch Besinnlichkeit und Tradition. Nach und nach verschwanden sodann die christlichen Symbole und wurden durch das Sonnenrad und das Julfest ersetzt. Vorweihnachten war der nationalsozialistische Adventskalender in Buchform, der 1942 in München erschien. Darin wurde versucht, die religiösen Weihnachtseinflüsse durch altgermanische Gegenbilder zu ersetzen. Dabei wurde der heilige Nikolaus zu Knecht Ruprecht und erwies sich als wieder auferstandener Schimmelreiter Wotan. Das Christkind verwandelte sich in ein „Lichtkind“, die Weihnachtskrippe unter dem „Julbaum“ wurde zum „Weihnachtsgärtchen“, und der Adventskranz zum „Sonnwendkranz“.

Im norddeutschen Raum wird der Weihnachtsabend, nicht ohne Grund, auch Vullbucksavend, also Vollbauchabend, genannt, denn das Essen spielt an diesem Abend eine besonders große Rolle.

Weihnachten von A bis Z: U wie „Unter dem Tannenbaum“

Zum Buchstaben U gibt es im Weihnachtslexikon von Theo Herrlein nicht allzu viele Begriffe. Unter dem Tannenbaum ist eine Weihnachtsnovelle von Theodor Storm (1817-1888), in der ausführlich vom Auspacken, Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaumes erzählt wird. In dieser 1865 zum ersten Mal erschienenen Erzählung ist das berühmte Gedicht „Von drauß’ vom Walde komm ich her …“ eingebettet.

Weihnachten von A bis Z

Der reich geschmückte Weihnachtsbaum sollte früher das unvergängliche Leben in der sonst im Winter abgestorbenen Natur darstellen.