500 Jahre deutsches Reinheitsgebot für Bier

    „Item wir ordnen / setzen / und wöllen mit Rathe unnser Lanndtschaft / das füran allennthalben in dem Fürstenthumb Bayren / auff dem Lande / auch in unnsern Stetten unnd Märckthen / da deßhalb hieuor kain sonndere Ordnung ist / von Michaelis biß auff Georii / ain Mass oder Kopffpiers über ainen Pfenning Müncher Werung / unnd von Sant Jorgentag / biß auff Michaelis / die mass über zwen Pfenning derselben Werung / und derenden der Kopff ist / über drey Haller / bey nachgesetzter Pene / nicht gegeben noch außgeschenckht sol werden. Wo auch ainer nit Merzen / sonder annder Pier prawen / oder sonst haben würde / sol Er doch das / kains wegs höher / dann die maß umb ainen Pfenning schencken / und verkauffen.
    Wir wöllen auch sonderlichen / das füran allenthalben in unsern Stetten / Märckthen / unnd auf dem Lannde / zu kainem Pier / merer Stückh / dann allain Gersten / Hopffen / und Wasser / genommen und gepraucht sölle werden. Welher aber dise unsere Ordnung wissentlich überfaren vnnd nie hallten wurde / dem sol von seiner Gerichtzöbrigkait / dasselbig vas Pier / zuestraff unnachläßlich / so offt es geschicht / genommen werden. jedoch wo ain Geuwirt von ainem Pierprewen in vnnsern Stettn / Märckten / oder aufm Lande / jezuezeitn ainen Emer Piers / zwen oder drey / kauffen / und wider unnter den gemaynen Pawrsuolck ausschenken würde / dem selben allain / aber sonßt nyemandes / soldyemass / oder der kopffpiers / umb ainen haller höher dann oben gesetzt ist / ze geben / unnd außzeschencken erlaubt unnd vnuerpotn.“

„Wie das Bier Sommer und Winter auf dem Land ausgeschenkt und gebraut werden soll.“

„Wir verordnen, setzen und wollen mit dem Rat unserer Landschaft, dass forthin überall im Fürstentum Bayern sowohl auf dem Lande wie auch in unseren Städten und Märkten, die keine besondere Ordnung dafür haben, von Michaeli [29. September] bis Georgi [23. April] eine Maß [1,069 Liter] oder ein Kopf [ein halbkugelförmiges Geschirr, nicht ganz eine Maß] Bier für nicht mehr als einen Pfennig Münchener Währung und von Sankt Georgi bis Michaeli die Maß für nicht mehr als zwei Pfennig derselben Währung, der Kopf für nicht mehr als drei Heller bei Androhung unten angeführter Strafe weder gegeben noch ausgeschenkt werden soll.

Wo aber einer nicht Märzen sondern anderes Bier brauen oder sonst haben würde, soll er doch das keineswegs höher als um einen Pfennig die Maß ausschenken und verkaufen.

Wir wollen auch besonders, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gerste, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen. Wer diese unsere Anordnung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Fass Bier, so oft es vorkommt, unnachsichtig weggenommen werden.

Wo jedoch ein Gastwirt von einem Bierbräu in unseren Städten, Märkten oder auf dem Lande einen, zwei oder drei Eimer Bier kauft und wieder an das gemeine Bauernvolk ausschenkt, soll ihm allein und sonst niemand, die Maß oder den Kopf Bier um einen Heller teurer als oben vorgeschrieben ist, zu geben und auszuschenken erlaubt und unverboten sein.“

Übersetzung des Reinheitsgebotes von 1516

Tag des deutschen Bieres – 23. April

Am 23. April ist der Tag des Deutschen Bieres, denn 1516 wurde an diesem Datum das Reinheitsgebot für Bier mit der Verkündung einer neuen, von Leonhard von Eck verfassten Landesordnung in Bayern durch die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt erlassen. Später wurde es auf ganz Deutschland ausgeweitet und ist heute das älteste noch gültige Lebensmittelgesetz.

Vor zwei Wochen weilte ich das Wochenende mit meiner Frau und meinem Jüngsten bei meinem ältesten Sohn in Mannheim. Als Liebhaber guter Biere kamen wir natürlich nicht umhin, das dortige Technoseum zu besuchen, wo passend zum 500-jährigen Jubiläum des Gesetzes die Sonderausstellung „Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot“ präsentiert wird.. Die Schau zeigt den Besucherinnen und Besuchern nicht nur wie Bier im Lauf der Jahrhunderte hergestellt, sondern auch wie es in der Werbung inszeniert wurde und welche Bedeutung es als Imagefaktor für die Bundesrepublik bis heute noch hat. Auch die Aspekte Rausch und Sucht sowie Alkoholprävention sind Themen der Schau.


Ausstellung „Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot“ – Technoseum Mannheim

Weshalb wurde vor 500 Jahren ein Reinheitsgebot aufgesetzt? Bis in die Neuzeit hinein war das Bier neben Brot das wichtigste Grundnahrungsmittel. Das Reinheitsgebot stellte somit in erster Linie sicher, dass der damals knappe Weizen den Bäckern zum Brotbacken zur Verfügung stand und nicht von den Brauern verwendet werden sollte. Darüber hinaus wurde schlecht gewordenes Bier oftmals mit Ochsengalle oder Kräutern vermischt, um den Geschmack zu übertünchen – auch hier wurde eine Regelung notwendig, um etwaigen Krankheiten vorzubeugen.

1516 wurde durch die Landesfürsten festgelegt, dass nur drei Stoffe im Bier enthalten sein durften: Wasser, Hopfen, Malz.

Weitere Informationen zum deutschen Reinheitsgebot des Bieres und natürlich zum Bier selbst findet der geneigte Biertrinker unter reinheitsgebot.de. Darauf ein gepflegte Bierchen, meine Freunde!


500 Jahre Reinheitsgebot in 50 Sekunden – Die deutschen Brauer – Deutscher Brauer-Bund e.V.

Querbeet (9): Quer & mehr

Dank Böhmermann wird dieser Tage in Deutschland diskutiert, was Satire darf und was nicht. Dabei stellt sich natürlich zuerst die Frage, was Satire eigentlich ist. Keine Angst, ich will das hier NICHT diskutieren. Nur so viel: Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typisches Stilmittel der Satire ist die Übertreibung.

Was macht man, wenn man sich über die Neuigkeiten der Zeit informiert? Liest man Zeitungen und Magazine, guckt im Fernsehen Nachrichten oder ruft im Internet die einschlägigen Websites auf? Also ich gucke Satire-Magazine! Weil dort die wichtigsten Themen schneller und treffender auf den Punkt gebracht werden. Alles andere ist meist Herumgeeiere. Punkt!

Schon als Jugendlicher war ich Leser des damals zeitweise größten Satiremagazins Europas: pardon (kleingeschrieben!). Später gab es dann die Titanic (siehe auch meine Beiträge: Eulenspiegel, pardon oder Titanic? und 30 Jahre & mehr TITANIC: das endgültige Satiremagazin). Irgendwo schrieb ich da, dass mir das Leben selbst Satire genug wurde.

.... querbett
querbeet bei Willi

Nun, die Deutschen und der Humor, speziell die Satire, scheinen nicht immer zusammenzupassen. Von Selbstironie haben die wenigsten schon etwas gehört. Wenn, dann reicht es höchstens zu möglichst anzüglichen Witzen, zum Schenkelklopfen! Ganz anders die Angelsachsen, die vom ‚schwarzen Humor‘ bis zur bissigsten Satire alle Gangarten ‚beherrschen‘.

Aber die oben genannten deutschen Satiremagazine beweisen, dass es auch anders geht. Und speziell auch die Öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben das eine oder andere TV-Format kreiert, dass den Zuschauer kritisch-satirische Unterhaltung bietet, wenn auch oft zu später Sendezeit. Da zahlt man doch gern die Rundfunkgebühren, oder?

Dank der Mediatheken (z.B. mit Hilfe von MediathekView lassen sich die verfügbaren Sendungen auch auf dem PC abspeichern) sind die Sendungen dieser Satire-Reihen auch im Internet aufrufbar. Als in Norddeutschland Lebender bevorzuge ich natürlich die Sendung Extra 3 vom NDR mit Christian Ehring als Moderator:

Extra3 – Website
Extra3 @ Facebook
Extra3 @ Youtube
Extra3 @ Twitter

Wechseln wir den Sender und finden bei ZDF gleich zwei Reihen, die ich mir ziemlich regelmäßig anschaue. Beginnen möchte ich mit der Heute-show, die von Oliver Welke moderiert wird:

heute-show – Website
heute-show @ Facebook
heute-show @ Youtube
heute-show @ Twitter

Von den Bayern mag man halten, was man will. Die meisten Norddeutschen haben ein gespaltenes Verhältnis zu denen. Dem kann und will ich mich nicht anschließen. Ich mag das Land Bayern und auch seine Leute (Ausnahmen gibt es immer!). Und wer es nicht glaubt, dem darf ich sagen. Das Bayerische Fernsehen (BR) ist besser als der Bayern Ruf. Beispiel: Quer mit Moderator Christoph Süß:

Quer – Website
Quer @ Facebook
Quer @ Youtube
Quer @ Twitter

Kehren wir zum ZDF zurück. Dort gibt es die Sendung Die Anstalt, eine politische Kabarettsendung. Durch die Sendung führen die Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner:

Die Anstalt – Website
Die Anstalt @ Facebook

Da wir angesichts der Politik (z.B. immer noch offene Flüchtlingsfrage, Rechtspopulismus a la AfD) und Wirtschaft (z.B. Null-Prozent-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank, aufkommende Altersarmut, Panama-Papiere) nichts zu lachen haben, so sucht man sich ein Ventil. Eigentlich möchte man z.B. so einem VW-Manager, der trotz Missmanagement weiterhin hohe Boni einkassiert, gegens Schienbein treten. Aber das macht man eben nicht. So schaffen solche Satire-Sendungen mir die Luft, um wieder atmen zu können. Lachen schafft Luft!

Franz Kafka: Briefe an Milena

    Briefe schreiben heißt sich vor den Gespenstern entblößen, worauf sie gierig warten. Geschriebene Küsse kommen nicht an ihren Ort, sondern werden von den Gespenstern auf dem Wege ausgetrunken.
    Franz Kafka an Milena Jesenská (S. 199)

Zu Beginn des Jahres 1920 [Ende 1919] hatte Franz Kafka Milena kennengelernt. Zwischen ihr und Kafka entstand eine innige Freundschaft. Schon Kafkas Tagebücher haben uns die wirkliche Tiefe dieser Freundschaft gezeigt. Doch ahnen wir dort nur, was sich hier in diesen zum ersten Mal im Taschenbuch veröffentlichten Briefen offenbart: ein Liebesroman, eine Orgie an Verzweiflung, Seligkeit, Selbstzerfleischung und Selbsterniedrigung. (Willy Haas im Klappentext)

„In der rücksichtslosen Enthüllung menschlicher Größe und Schwachheit, Leidenschaft und Feigheit, kann dieser Band als Lebensdokument nur etwa mit Rousseaus ‚Bekenntnissen‘ verglichen werden.“ (Die Welt)

Kafkas Briefe an Milena Jesenská sind das persönlichste, ja das leidenschaftlichste Dokument, das wir von ihm haben. (Umschlagtext)

Kafkas Briefe an Milena habe ich als Band 756 aus dem Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main – 84. – 88. Tausend: April 1976 – vorliegen. © 1952 Schocken Books Inc., New York City, USA

Schon vor einiger Zeit schrieb ich: „Eigentlich bin ich kein Voyeur, der sich in das Privatleben eines Schriftstellers zu schleichen wünscht.“ Bei einem wie Kafka, der oft ausführlich Tagebuch und intensiv und über eine lange Zeit seines Lebens sehr persönliche Briefe schrieb, hat man schnell erkannt, dass z.B. seine Briefe seine hohe Sensibilität belegen und seine Sicht der bedrohlichen Aspekte seiner Innenwelt und seine Ängste angesichts der Außenwelt vermitteln. Manche Autoren halten daher Kafkas Briefe nicht nur für eine Ergänzung seines literarischen Werks, sondern sehen sie als Teil davon. Besonders seine […] Briefe an Milena gehören zu den großen Briefdokumenten des 20. Jahrhunderts.

Franz Kafka & Milena Jesenská

Milena Jesenska arbeitete als Journalistin in Wien und übersetzte Texte vom Deutschen ins Tschechische. Franz Kafka hatte sie wohl Ende 1919 bei einem Besuch des Café Arco in der Prager Altstadt (Ecke Plaster-/Hybernergasse) mit ihrem Mann Ernst Pollak flüchtig kennengelernt. Bald darauf bat sie Kafka, einige seiner Texte ins Tschechische übersetzen zu dürfen. So übersetzte sie 1919 mit Kafkas Erlaubnis seine Erzählung „Der Heizer“, die im April 1920 erschien, sowie weitere seiner Prosatexte vom Deutschen ins Tschechische, worauf sich ihre Beziehung zum Schriftsteller vertiefte. Aus dieser hauptsächlich aus brieflichen Kontakten und wenigen Begegnungen bestehenden Beziehung resultiert ein umfangreicher Briefwechsel, von dem allerdings nur noch Kafkas Briefe erhalten sind. Den ersten Brief schrieb Kafka im April 1920 aus Meran-Untermais an Milena. Die ersten Brief sind datiert. Spätere Briefe enthalten meist nur noch den Wochentag (teilweise auch nummeriert) und ließen sich zunächst nur schwer der Reihenfolge nach sortieren (siehe Briefe an Milena als PDF mit Datierung).

    Wurde mir der Liebespfeil in die Schläfen geschossen, statt ins Herz?
    Franz Kafka an Milena Jesenská (S. 163)

Die aus Prag stammende Journalistin war eine lebhafte, selbstbewusste, moderne, emanzipierte Frau von 24 Jahren. Sie lebte in Wien und befand sich in einer auseinandergehenden Ehe mit dem Prager Schriftsteller Ernst Pollak. Nach ersten Briefkontakten kam es zu einem Besuch Kafkas Ende Juni/Anfang Juli 1920 in Wien. Voller Begeisterung berichtete der Zurückgekehrte seinem Freund Max Brod von der viertägigen Begegnung. Im August 1920 trafen sich beide dann mindestens noch einmal in Gmünd an der tschechisch-österreichischen Grenze. Doch wie schon bei Felice Bauer, mit der Kafka zweimal verlobt war, wiederholte sich auch bei Milena das alte Muster: auf Annäherung und eingebildete Zusammengehörigkeit folgten Zweifel und Rückzug (siehe u.a.: Kafkas Beziehungen zu Frauen). Kafka beendete nach der Verschlimmerung seiner Krankheit (Lungentuberkulose) schließlich die Beziehung im November 1920, woraufhin auch der Briefwechsel abrupt abbrach. Der freundschaftliche Kontakt zwischen beiden riss allerdings bis zu Kafkas Tod nicht ab. Zwei Jahre später wurden wiederum einige vereinzelte Briefe gewechselt, und am Ende seines Lebens übergab ihr Kafka einige seiner Tagebücher.

Man erahnt es aus den Briefen Kafkas, welch starke Persönlichkeit Milena Jesenská gewesen sein musste. Er war begeistert von ihr. Aber die Beziehung scheiterte an der Angst Kafkas vor der sinnlichen und tatkräftigen Milena, auch an der Angst vor der Konkurrenz mit dem übermächtig scheinenden Pollak. Er traute sich nicht zu, die energische, selbständige Frau ganz für sich zu gewinnen. Was er an ihr liebte, wurde ihm zur Bedrohung und zum Verhängnis.

siehe auch: Milena war ein lebendiges Feuer (zeitzug.com)
und Wer war Milena? (zeit.de)

Nachtrag: Zufällig wurden vierzehn Briefe entdeckt, die Milena Jesenská, Journalistin, Übersetzerin, Widerstandskämpferin und einstige Freundin Franz Kafkas, in der Gefangenschaft geschrieben hat. Nach ihrer Festnahme durch die Gestapo im November 1939 waren das Gefängnis in Dresden und das berüchtigten Pankrác–Gefängnis in Prag, schließlich das Konzentrationslager Ravensbrück ihre Leidensstationen.

Neue Rundschau 2015/2: Briefe von Milena Jesenská aus dem Gefängnis – Hg. Hans Jürgen Balmes, Jörg Bong, Alexander Roesler, Oliver Vogel – 288 S., Hardcover, Fischer Verlag, 2015

Die bewegenden Briefe an ihren Vater und ihre Tochter Honza sind erschütternde Zeugnisse, in denen Milena Jesenská über sich und ihre Familie schreibt, über Hoffnungen und Hoffnungslosigkeit. Sie will Mut machen, trotzalledem. Zwischen den Zeilen liest man aber auch ihre Verzweiflung, ausgelöst vor allem durch ihre nicht oder nur notdürftig behandelten Krankheiten. Das sind überraschende Töne nur für die, die sie noch immer nur im Kafka-Kontext wahrnehmen. Bekannt wurde sie durch die erstmals 1949 veröffentlichten Erinnerungen von Margarete Buber-Neumann ‚Gefangene bei Stalin und Hitler‘ und ‚Kafkas Briefe an Milena‘. Die Briefe werden hier von Alena Wagnerová (s. hier auch: Alena Wagnerova; Kafkas Nichte – Prag) zum ersten Mal ediert und erläutert. 2014 wurden die Briefe, zusammen mit anderen Schriften, Büchern und Fotos von Milena Jesenská und ihren Weggefährten im tschechischen Kulturministerium in Prag gezeigt.

Quelle: Letnapark –Prager kleine Seiten

Die Woche der Wahrheit

Noch ist Hopfen und Malz nicht verloren. Mit der unermüdlichen Unterstützung der Fans gelang dem SV Werder am Samstag ein verdienter 3:2-Sieg gegen Wolfsburg in der Fußballbundesliga. Allerdings gewann auch die direkte Konkurrenz (Darmstadt, Augsburg und Hoffenheim – selbst Hannover 96 weiß wieder, wie es sich anfühlt zu siegen), wodurch die Bremer auf dem Relegationsplatz blieben. Dafür sind der HSV und Stuttgart auch wieder vom Abstieg bedroht. Während mit den Bayern der Meister und mit Dortmund der Vizemeister so gut wie feststehen, wird es im Abstiegskampf noch einmal richtig spannend. Gut, Hannover 96 und wohl auch Frankfurt werden sich Richtung 2. Liga verabschieden. Aber den 16. Tabellenplatz wird Werder gern an eine andere Mannschaft abgeben wollen.

Schon am Freitag spielen die Bremer in Hamburg gegen den HSV. Diesmal ist es durch den Abstiegskampf mehr als nur ein heiß umkämpftes Nordderby. Die Terminierung ist allerdings mehr als unglücklich. Denn heute muss ja Werder in München gegen die Bayern im Halbfinale des DBF-Pokals ‘ran und hat nur wenig Zeit zur Regeneration.

DFB-Pokal 2016 – Halbfinale Bayern München – SV Werder Bremen

Pokalspiele, jeder weiß das längst, haben ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Außenseiter setzen oft ungeahnte Energien frei und triumphieren über haushohe Favoriten. Natürlich wünscht man sich als Werder-Fan heute Abend einen Sieg gegen die Bayern. Aber was nützt das, wenn das Spiel am Freitag verloren geht und der Abstieg dann noch ein Stück näher rückt?

Heute ist heut und heute geht’s gegen die Bayern: Die Werderaner, diesmal hoffentlich nicht mit einer ‚besseren‘ B-Mannschaft wie bei der 0:5-Klatsche Mitte März, müssen den Bayern ja nicht unbedingt die Lederhosen ausziehen, ein knapper Sieg genügt vollkommen. Dann kann auch der Freitagabend kommen (aber der kommt dann auch so) …

Pontius Merkel

Frau Merkel hat sich nach ‚reiflicher Überlegung‘ verschiedener Bundesministerien dazu durchgerungen, Ermittlungen und somit eine mögliche Anklage wegen ‚Majestätsbeleidigung’ des ‚osmanische Sultans‘ gegen Jan Böhmermann zugelassen. Warum erinnert mich das nur an Pontius Pilatus, der zwar Jesus von Nazaret zum Tod am Kreuz verurteilte, seine Hände aber in Unschuld wusch, weil ja das Volk und die jüdischen Autoritäten dessen Tod und dafür die Freilassung des Barabbas gefordert hatten. Ähnlich in Unschuld badet jetzt auch Frau Merkel ihre Hände in Unschuld. Sollen die Gerichte über Böhmermann entscheiden.

Jan Böhmermann im NEO Magazin Royale am 31.03.2016 (Foto: ZDF Neo)

Die Erteilung der Ermächtigung zur Strafverfolgung (so heißt das juristisch korrekt – § 104a StGB) ist von daher schon nicht so ganz zu verstehen, weil die Kanzlerin gleichzeitig ankündigte, den besagten § 103 StGB ersatzlos zu streichen. Außerdem sollte die persönliche Beleidigungsklage des türkischen Präsidenten Erdoğan genügen. Einen Straftäter verurteilt man ja auch nicht zweimal wegen einer Tat.

Nachtrag: Okay, ich gebe es zu: „ …bei aller Komplexität des Falles beweist Merkel mal wieder mehr Weitsicht und Sachverständnis als der schrille Rest. Dazu muss man sich nur die drei letzten Sätze ihrer Erklärung zur Bewilligung der Ermittlungen gegen Böhmermann gemäß Paragraf 103 ansehen, über deren Folgen bisher offensichtlich zu wenig nachgedacht wurde:

‚Darüber hinaus möchte ich Ihnen mitteilen, dass unabhängig von diesem konkreten Verfahren die Bundesregierung der Auffassung ist, dass Paragraf 103 StGB als Strafnorm zum Schutz der persönlichen Ehre für die Zukunft entbehrlich ist. Wir werden deshalb einen Gesetzentwurf zu seiner Aufhebung vorlegen. Der Gesetzentwurf soll noch in dieser Wahlperiode verabschiedet werden und 2018 in Kraft treten.‘

Für die Causa Böhmermann hat diese Ankündigung zwei Folgen: Wie der Journalist und Rechtsexperte Heribert Prantl in der „Süddeutschen Zeitung“ ausführt, „wäre es einigermaßen sonderbar, wenn der Richter ein Gesetz anwenden müsste, zu dessen Existenzberechtigung sich der Gesetzgeber im Zeitpunkt der Entscheidung des Richters gar nicht mehr bekennt.“ Daher gelte ein „Rückwirkungsgebot“. Und das steht im Strafgesetzbuch ganz vorn nachzulesen, Paragraf 2 Absatz 3: „Wird das Gesetz, das bei Beendigung der Tat gilt, vor der Entscheidung geändert, so ist das mildeste Gesetz anzuwenden.“

Ein „mildestes Gesetz“ sei in diesem Sinn auch gar kein Gesetz, so Prantl. „Wenn ein Straftatbestand ersatzlos gestrichen wird, kann der Beschuldigte auch nicht mehr nach diesem Gesetz bestraft werden.“ Wenn das Gesetz also vor der letzten „tatrichterlichen Entscheidung“ – und ZDF-Intendant Thomas Bellut hat angekündigt, mit Böhmermann durch alle Instanzen zu gehen – gestrichen wird, kann Böhmermann auch nicht mehr danach verurteilt werden.“

Quelle: stern.de

Ach, Böhmermann

Eigentlich ist meine Restlebenszeit zunehmend begrenzt, um mich mit Dingen zu beschäftigen, die für mich jeglicher Relevanz entbehren (Hab‘ ich doch schön gesagt, oder?). Böhmermann und der ErdoğanZirkus gehören eigentlich dazu. Aber da ich auf Reisen ging und mir die Zeit zu lang wurde, so habe ich (vorab heruntergeladen) einmal eine Folge von Jan Böhmermanns Neo Magazin Royale angeschaut (die Sendung nach der mit dem Erdoğan-Schmähgedicht). Aufregend fand ich das nicht. Witzig, ja. Manchmal etwas albern, der ‚Jugend‘ geschuldet. Oder wie Böhmermann selbst sagt: Quatsch!

Man kann es clever nennen, das Einbinden eines Schmähgedichts „in den pädagogischen Versuch, in einem juristischen Proseminar dem türkischen Staatspräsidenten den Unterschied zwischen Satire und Schmähkritik zu erläutern“ (Max Uthoff und Claus von Wagner„Die Anstalt“). Sicherlich war es mit der Schmähung dann doch etwas zu viel des Guten.

Aber das ist eher Geschmackssache und, wie ich finde, keine Strafsache. Im Grunde ist das Schmähgedicht das Aufsehen nicht wert. Wen interessieren schon die anatomischen Unzulänglichkeiten und die sexuelle Orientierung eines Herrn Erdoğan. Mit seinem Strafantrag verfolgt der türkische Präsident im Grunde auch ganz andere Ziele. Innenpolitisch ist er bereits der Gewinner. Auch sonst darf er lachen, da sich die deutsche Kanzlerin Angela gezwungen sah (Knicks und Kniefall vor dem osmanischen Sultan), sich öffentlich von dem deutschen Satiriker zu distanzieren.

Natürlich ist Erdoğans Strafantrag, vorgebracht durch den Münchener Anwalt Michael-Hubertus von Sprengler, der bereits in der Vergangenheit umstrittene Personen vertreten hat, so den Chefredakteur der rechtspopulistischen Zeitschrift „Compact“ oder den britischen Holocaust-Leugner David Irving – eher ein Witz. Ebenso witzig ist es, wie vermeintliche Juristen sich über die rechtliche Lage in den Haaren liegen. Übrigens: Eine Unterlassungserklärung lehnt Böhmermann ab.

Eines ist klar: Es geht hier, ob nun juristisch aufgearbeitet und mindestens wegen Geringfügigkeit eingestellt oder nicht, um Pressefreiheit, die Herr Erdoğan in seinem Land mit Füßen tritt. Wenn er denkt, seine Spielregeln auch bei uns einführen zu können, dann sollte es schnell wissen, dass das nichts wird. Einen EU-Beitritt sollte er unter diesen Umständen auch schnell vergessen. Böhmermanns Gedicht war sicherlich keine literarische Glanzleistung, sollte sie auch bestimmt nicht sein. Aber da habe ich schon ganz andere Sachen vernommen (vom sich einnässenden Papst Benedikt oder vom Bundespräsident Gauck, wichsend in Merkels Handtasche), die ebenso nicht dem guten Geschmack entsprachen. Als einer der Oberen muss sich auch Erdoğan gefallen lassen, dass sein Tun kritisch, satirisch hinterfragt wird. Und in diesem Zusammenhang: Es wird Zeit, dass jener „Majestätsbeleidigung“-Parapraph (§ 103 Strafgesetzbuch: Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten) ersatzlos gestrichen wird (wie von der SPD bereits gefordert).

Böhmermann beim Vortragen des Gedichts (Foto: ZDF Neo)

Zwar ist die Sendung Neo Magazin Royale vom 31.03.2016 weiterhin in der ZDF Mediathek zu finden, allerdings um den Gedichtsbeitrag gekürzt. Im Internet war das Videoschnipsel bei vimeo.com zu finden, ist aber auch dort nicht mehr verfügbar, außer in der unter aufgeführten Fassung (was auch geradezu satirische Züge trägt). Allerdings ist das Gedicht in der BZ Berlin nachzulesen – damit sich jeder ein eigenes Bild machen kann.


Böhmermann-Gedicht – Version für Erdoğan und Merkel

Nun, man darf gespannt sein, wie das Ganze endet. Selbst eine geringe Geldstrafe für Jan Böhmermann wäre zuviel. Nicht Böhmermann, Erdoğan gehört auf die Anklagebank.

SV Werder vor dem Aus

Vieles hätte passieren dürfen, nur nicht diese Niederlage daheim gegen die ersatzgeschwächten Augsburger. Es war ein so genanntes Sechs-Punkte-Spiel: Statt sich mit einem Sieg vier Punkte Luft vor dem FC Augsburg zu schaffen, liegt der SV Werder in der Fußballbundesliga nun zwei Punkte hinter den ‚schwäbischen‘ Bayern zurück auf dem Relegationsplatz, den man eigentlich längst hinter sich gelassen haben wollte.

Die Luft wird immer dünner, besonders für Viktor Skripnik, dem Chefcouch der Werderaner. Seine Tage sind gezählt, so oder so: Spätestens zum Saisonende ist für ihn Schluss. Aber da man wohl noch keinen neuen Trainer vorweisen kann, hält die Geschäftsführung der Bremer an Skripnik fest.

Viktor ‚Ratlos‘ Skripnik – Werder nach der 1:2-Niederlage gegen Augsburg

Panik macht sich in Bremen breit, was bekanntlich keinen guter Ratgeber abgibt. Eine Krisensitzung folgt der anderen. So sehr die Bremer Fans eigentlich zu ihrem Verein halten, solch ein Pfeifkonzert wie nach dem Schlusspfiff am Samstag hat es schon lange nicht mehr im Weserstadion gegeben.

Was jedem zuerst auffällt, das ist die Heimschwäche der Bremer. Lediglich zwei von 14 Heimspielen gewonnen. So spielt nur ein potentieller Absteiger. Werder hat dann Probleme, wenn sie gefordert sind, selbst das Spiel zu machen – wie jetzt z.B. gegen Augsburg. Diese Unfähigkeit muss man dem Trainer anlasten. Aber es kommen immer wieder individuelle Fehler von Spielern hinzu – und der Konzentrationsmangel bei Spielbeginn oder am Ende.

Nun morgen in einer Woche geht es nach München zum DFB-Pokal-Halbfinale gegen die Bayern. Was den Bremern in den letzten Jahren nicht mehr gelungen ist, das haben sie in diesem Jahr geschafft. Aber was nützt der ganze bisherige Erfolg, wenn man am Ende der Saison absteigen wird? In München also wirklich noch einmal voll Gas geben? Oder die Kräfte für die weiteren Spiele in der Liga schonen, um den zweiten Abstieg nach der Spielzeit 1979/80 zu vermeiden?

Noch ist nicht aller Tage Abend. Aber es droht der Abstieg, was für ganz Bremen der Super-GAU wäre. Die Frage ist nur, wie? (Logisch!)

Nach dem zweiten Heimspiel in Folge, es geht gegen Wolfsburg, spielen die Bremer noch in Hamburg und Köln und zu Hause gegen Stuttgart und Frankfurt. Bei den Heimspielen bekomme ich Angst angesichts von Werders Heimschwäche, dabei sind auch das Sechs-Punkte-Spiele (Es wäre fast besser, in Frankfurt zu spielen). Es sind also noch viele Punkte zu vergeben. Und wenn die Mannschaft es schafft, sich jetzt noch einmal aufzuraffen, dann sollte es klappen. Aber schafft sie das noch? Mit Skripnik? Ich blicke in viele ratlose Gesichter, wenn es ums Thema Werder Bremen geht …

Eine ‚verrückte‘ Welt – Des Wahnsinns fette Beute

Ja, der Wahnsinn hat uns wieder einmal voll im Griff, besser gesagt: unsere Politiker! Was da zz. abgeht, ist nur mit sehr viel Humor zu ertragen.

Der ‚weiße Ritter‘

Fange ich in den USA an, wo zz. bei den Demokraten und Republikanern die Vorwahlen zur Ermittlung der Präsidentschaftskandidaten stattfinden. Musste man schon bei einem George W. Bush an dessen Geisteszustand zweifeln, so erscheint vielen Donald Trump, Tycoon in der US-amerikanischen Immobilien- und Unterhaltungsbranche, als der Inbegriff des völligen Irrsinns zu sein. Trump liegt bei diesen Vorwahlen bei den Delegiertenstimmen weit vor seinem Rivalen Ted Cruz, dem erzkonservativen Senator aus Texas. Trump als US-Präsident – für viele undenkbar. So kommt neben Trump und Cruz, dem kleineren Übel, eine dritte Möglichkeit ins Spiel: die Parteiversammlung der Republikaner stimmt für ‚den weißen Ritter‘: Paul Ryan, den mächtigen Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses. Die spinnen die Republikaner!

Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich vor Ted Cruz mehr ‚Angst‘, denn der Mann weiß genau, was er will. Trump ist ein aufgeblasener Armleuchter, der, sollte er ins Amt gewählt werden, schnell an seine Grenzen stoßen sollte.

Papiere aus Panama

Dass die Reichen und Superreichen gern ihre ‚Schäflein‘ an der Steuer vorbei ins Trockene bringen, sollte eigentlich keinen überraschen. Umso erfreulicher ist es nun, dass dank der sogenannten Panama Papers jede Menge Prominente unter Druck geraten sind. Islands Regierungschef hat schon seinen Hut genommen. Der neue FIFA-Präsident Infantino steht auch unter Verdacht. Natürlich wird sich am Ende alles in heißer Luft auflösen (da mag ein deutscher Entwicklungsminister eine weltweite Transaktionssteuer fordern oder auch nicht) und werden wirklich nur die Letzten gebissen. Denn die gerissenen Gangster sind längst über alle Berge. Aber immerhin …

Draghi, der zahnlose Drachen

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), will die Preissteigerung in der EU auf Teufel komm ‘raus antreiben. Da kauft er Staatsanleihen in Höhe von Hunderten Milliarden Euro (zz. 80 Milliarden Euro PRO MONAT) von den Banken auf, um Geld in den Markt zu pumpen. Aber das kratzt keinen. Dann senkt er den Leitzins auf null Prozent (und verfügt einen Strafzins auf Geldanlagen bei der EZB) und entwertet damit die Geldanlagen des kleinen Mannes. Lebensversicherungen, Bausparverträge, der Notgroschen auf dem Sparbuch – alles ist für die Katz! Und dann denkt er über ‚Helikopter-Geld‘ nach, 1969 erdacht von dem ultraliberalen Vordenker und Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman, um eine Deflation zu bekämpfen. Jedem Bürger sollen z.B. monatlich 175 Euro zusätzlich zur Verfügung stehen, einfach so, wie aus einem Hubschrauber abgeworfen – damit das Geld endlich auch in der Wirtschaft ankommt und nicht im Finanzsektor versandet. Immerhin ist das besser als der wahnsinnige Aufkauf von Anleihen. Dem dürften aber rechtliche Gründe entgegenstehen. Leider!

Wenn der Wahnsinn die Welt regiert …

Die ‚neue‘ Flüchtlingspolitik

Und der Wahnsinn kennt kein Ende. Dank vieler ‚besorgter Bürger‘ hat die AfD jede Menge Landtagsmandate eingesackt. Dabei hat sich unsere Bundeskanzlerin doch längst dieser Sorgen angenommen. Mit der Türkei wurde ein Abkommen getroffen, das die Flüchtlingszahlen deutlich senken ließ. Dass man genauso gut auch mit dem Teufel solche Verträge abschließen kann, lässt nur die Wenigsten empört zurück. Aber weitere Landtagswahlen und im nächsten Jahr die Bundestagswahl stehen an, da verzichtet man eben auf den möglicherweise zu erwartenden Friedensnobelpreis, den gottlob schon Uraltkanzler Kohl für ‚seine‘ deutsche Wiedervereinigung nicht bekommen hat. Eines geht nur: Rekordkanzler(in) die Amtszeit betreffend werden oder eben dieser Preis aus Oslo.

Ich hab noch einen Briefkasten frei

Mir kommen die Tränen. Die umstrittene Kanzlei „Mossack Fonseca“ will nichts falsch gemacht haben. Ihre Kritiker hätten keine Ahnung vom Finanzgeschäft. Die „PanamaPapers“-Enthüllungen von rund 214.000 Briefkastenfirmen in Panama (siehe auch Artikel bei de.wikipedia.org und weitere Informationen bei panamapapers.sueddeutsche.de) beschäftigen Regierungen weltweit. Während Frankreich rechtliche Konsequenzen ankündigte, gerät der britische Premier Cameron unter Druck. Der Kreml in Moskau wittert eine Verschwörung. Wie anders soll er es auch seinem russischen Volk erklären.

    Mossack*Fonseca - Willkommen in Panama

Mehr als 28 deutsche Banken nutzten Briefkastenfirmen, darunter, wie sollte es anders sein, die Deutsche Bank mit über 400 Briefkastenfirmen. Sechs von sieben großen Kreditinstituten verwalteten mehr als 1.200 Offshore-Firmen. Mindestens tausend Bürger haben die Dienste von Mossack Fonseca in Anspruch genommen.

Das Offshore-Geschäft ist für sich genommen nichts Verbotenes. Allerdings gehen Experten davon aus, dass Briefkastenfirmen häufig dafür genutzt werden, Geld zu waschen und Steuern zu hinterziehen. So glaubt der Steuerstrafrechtler Rainer Spatscheck, dass Briefkastenfirmen zum überwiegenden Teil für Illegales genutzt werden. „Für einen deutschen Privatmann ist die rein anlagebezogene Notwendigkeit, eine Gesellschaft in Panama zu betreiben, an sich kaum erkennbar“, so Spatscheck. Wer also Briefkastenfirmen nutzt, tun das mit der Absicht, Geschäfte zu verschleiern und Steuer zu sparen. Man bricht ja auch nicht in ein Haus ein, um dann nichts zu stehlen.

Apropos Panama: Jetzt weiß ich auch, weshalb sich mein Oh, wie schön ist Panama-Video zz. so großer Beliebtheit erfreut.

Internetfasten

Da bin ich wieder. Über zwei Wochen habe ich gewissermaßen internetgefastet und dabei neben den sozialen Netzen auch meinen Blog hier ‚vernachlässigt‘. So habe ich in meinem Osterurlaub die Beine hochgelegt, das eine und andere bisher liegengebliebene, interessante Buch gelesen – und u.a. Facebook Facebook sein lassen.

Petry heil!

Das in Deutschland mindestens jeder Zehnte schwer rechtslastig ist, das ist nicht neu und war schon zu Zeiten, als an eine AfD noch nicht zu denken war, Realität. So kam es immer wieder einmal vor, dass Parteien der extremen Rechten (z.B. NPD, Republikaner) zeitweilig Erfolge bei Wahlen auf kommunaler und Landesebene erzielen konnten. So wie sie kamen, so verschwanden sie dann aber auch schnell wieder.

Mit der AfD könnte es nun eine etwas längere Episode werden, die zumindest so lange andauert, wie die Probleme mit den Flüchtlingen bestehen. Es liegt in der Hand der Politiker in Berlin. Wenn denen bald vernünftige Lösungen in der Flüchtlingsfrage gelinden, dann sollte das auch jene ‚besorgten Bürger‘ beruhigen, die gestern in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und besonders in Sachsen-Anhalt mehr oder weniger aus Protest die AfD gewählt haben. Am Ende wird die AfD ähnlich wie z.B. in Bremen schrittweise an Auflösungserscheinungen leiden, denn Machtkämpfe sind bereits heute vorprogrammiert. So scheint Frauke Petry, Bundessprecherin der AfD, mit dem großen Wahlerfolg von André Poggenburg, ein enger Verbündeter von Björn Höcke, nur bedingt zufrieden zu sein.

Unterschiedlicher können Wahlen kaum ausfallen. In Baden-Württemberg erzielen die Grünen unter Winfried Kretschmann mit über 30 % und einem Plus von 6,1 % bei auf 70,4 % gesteigerter Wahlbeteiligung ein geradezu unglaubliches Ergebnis. In Rheinland-Pfalz kann die SPD ihr Ergebnis um immerhin 0,5 % bei ebenfalls auf 70,4 % angestiegener Wahlbeteiligung erhöhen und wird unter Malu Dreyer stärkste Partei. Hier verlieren die Grünen allerdings satte 10,1 %. In Sachsen-Anhalt sind fast alle etablierten Parteien Verlierer. Die Machtverhältnisse sind damit in allen drei Bundesländern auf den Kopf gestellt.

Die Saat der Angst, die Pegida und AfD ausgestreut haben, ist aufgegangen. Die AfD erzielt in Sachsen-Anhalt 24,2 % (bei 61.1 % Wahlbeteiligung). Trotz dieses fürchterlichen Ergebnisses sind die Montagskrakeeler aber lange noch nicht ‚das Volk‘. Auf der anderen Seite haben Kretschmann und Dreyer, die ausdrücklich den Kurs von Frau Merkels Flüchtlingspolitik unterstützten, gewinnen können. Viel anders kann man es nicht deuten: Ein großer Riss geht durch Deutschland.

Ohne Zweifel ist es der AfD gelungen, viele Nichtwähler zu mobilisieren. Für mich persönlich erschreckend ist der Gewinn des Direktmandates in Pforzheim (Baden-Württemberg) mit einem Zehntel Prozentpunkt Vorsprung vor dem grünen Kandidaten. Die Stadt taucht nämlich in meiner Biografie auf. Als Kind habe ich dort knapp drei Jahre gelebt. Und im Mannheimer Norden gab es ein weiteres Direktmandat für die Petry-Partei (mein ältester Sohn studiert in Mannheim).

Es ist zu befürchten, dass die Parlamente zu einer Art Kasperl-Theater verkommen werden. Und es wird laut werden. Weimar lässt grüßen! Petry heil! Petry dank?!