Idar-Oberstein (06): Mittelalterliches Herrstein

Während unseres Urlaubs in Idar-Oberstein machte ich mit meiner Frau einen Abstecher nach Herrstein. Der Ort zeichnet sich mit seinem historischen Ortskern als ‚mittelalterliches Kleinod im Hunsrück‘ aus.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Hier genossen wir die Ruhe und schlenderten durch die teilweise engen Gassen. Es war ein herrlicher Sommertag.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Und wie bereits beschrieben, so machten wir mitten im Ort unsere Mittagspause im Cafe Zehntscheune und aßen von den regionalen Spezialitäten wie ‚gefüllter Kloß‘, Kartoffelwurst, Saumagen usw.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Und der Lokalität angemessen haben sich hier viele Künstler und Kunsthandwerker niedergelassen. Und so finden hier traditionellen Märkte statt, u.a. das „Schinderhannes-Räuberfest“ an jedem 2. Wochenende im September, benannt nach dem uns bekannten Räuber, der mit seiner Bande auch in Herrstein Ende des 18. Jahrhunderts sein Unwesen trieb.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Quiz zum Wochenende (01)

„Auf dem Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue befinden sich außer dem jüngsten Sohn Meredith auch die Cousinen Priscilla und Gwyneth Molesworth …“

Quiz zum Wochenende
Quiz zum Wochenende

So beginnt eine legendäre Ansage im Fernsehen, in der sich eine Moderatorin durch das th-Gewirr der englischen Sprache manövriert.

Frage 1: Wer war die Moderatorin?
Frage 2: Aus welcher Sendung stammt diese Ansage?

Willis Plaudereien (5): Warum Plaudereien?

Zum bald beginnenden Wochenende noch einmal eine Plauderei, eine Plauderei über … meine Plaudereien. Ich suche hier einen lockeren Ton, versuche zwanglos das niederzuschreiben, was mir gerade durch den Kopf geht. Dabei kann es vorkommen, dass ich vom Hundertsten ins Tausendste oder im Gegenteil ganz plötzlich abschweife, also vom Kuchenbacken auf Arschbacken komme (oder von Plundertasche auf Plaudertasche!).

Willi mit Helm in grün (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)
Willi mit Helm in grün (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)

Eigentlich bin ich alles andere als ein Plauderer oder zumindest keine Labertasche. Wenn ich mich äußere, dann sollte es schon etwas Handfestes sein. Schwadronieren, gar faseln und schwafeln liegt mir nicht. Das überlasse ich anderen. Was ich hiermit tue …. 😉

Willis Plaudereien (4): Alt und blöd

Fortsetzung von: Willis Plaudereien (2): Altwerden ist nichts für Feiglinge

Namen konnte ich mir schon immer nicht merken. Kreuzen sich meine Wege mit Menschen, die ich eigentlich kenne, wenigstens dem Aussehen nach, dann beginnt mein Gehirn zu arbeiten. Wie war doch gleich der Name? Werde ich namentlich gegrüßt, dann murmele ich ein „Guten Tag, Herr (oder: Frau) #grummelgrummel#!“ Am besten ist es, den Namen wegzulassen. Inzwischen habe ich es mir abgewöhnt, eingedenk dieser Gedächtnisschwäche peinlich berührt zu sein.

Ich glaube, dass es sogar keine Schwäche ist. Goethe vermerkte schon in seinem Faust Teil 1, dass Namen Schall und Rauch sind. Ich merke mir Gesichter, was eigentlich eine viel komplexere Gedächtnisleistung verlangt. Überhaupt bin ich eher der visuelle Typ und sitze manchmal auf meinen Ohren. Und so kommt es, dass mich Namen nicht ‚berühren‘.

Eine erste Folge des Älterwerdens ist, die Feststellung, ein Gesicht zwar schon einmal gesehen zu haben, aber nicht mehr zu wissen, woher … Da ist der Kampf intensiver als bei der ‚Namenssuche‘ Vor Schreck fällt mit dann vielleicht sogar der Name der Person, die mir gegenübersteht, ein. Aber eine Zuordnung zu einem Ereignis in meinem Leben lässt sich nicht abrufen.

Es gibt Schlimmeres. Schlimmer ist es dann, wenn mir bestimmte Wörter partout nicht einfallen wollen. Die liegen mir zwar auf der Zunge, wollen aber nicht heraus. Ich werde nicht nur alt, ich werde blöd!

Willi mit Helm in blau (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)
Willi mit Helm in blau (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)

Nicht nur die Knochen werden morsch, auch das Gehirn wird löchrig. Alzheimer lässt grüßen! So realisiere ich bei mir einen zunehmenden, wenn auch noch schleichenden Verlust meiner kognitiven Fähigkeiten (solange ich das merke, ist wohl alles noch okay!). Das geht mit einer gewissen Lustlosigkeit einher, die mich besonders jetzt auf der Zielgeraden (das Ziel heißt Rente) überkommt.

Nein, keine Angst. Ich bin noch klar im Kopf. Aber das Alter, das merke ich eben doch, fordert seinen Tribut. Noch vor wenigen Jahren hätte ich nicht gedacht, dass es mit zunehmendem Alter ‚Probleme‘ dieser Art geben könnte. Ich versuche vorzubeugen und meinen Geist zu trainieren (nein, Namen werde ich mir auch weiterhin nicht merken wollen). Neben körperlicher Ertüchtigung gehört die des Geistes zum Alter (eigentlich zum ganzen Leben). Und so (ihr werdet es vielleicht gemerkt haben) bin ich auch hier in meinen Blog in den letzten Tagen wieder vermehrt unterwegs (dem Urlaub sei Dank, denn den aufzuarbeiten bringt ja viel Spaß). Und von meinen Plaudereien hier werdet Ihr in Zukunft kaum verschont bleiben. Nicht, das die ‚großen Themen‘ ungeachtet an mir vorbeihuschen, Aber (und auch das ist die Folge des Älterwerdens) vieles interessiert mich kaum noch, wird zwar wahrgenommen, aber schnell ad acta gelegt.

Idar-Oberstein (05): Kulinarisches aus der Region

Während unseres Urlaubs in Idar-Oberstein haben sich meine Frau und ich auch an den kulinarischen Genüssen der Region gütlich getan. So aßen wir Gerichte, die der Pfalz oder noch etwas direkter dem Hunsrück entspringen.

Idar-Oberstein selbst ist für einen Spießbraten bekannt, der, da auch über einen Schwenkgrill gebraten, Schwenkbraten genannt wird und trägt so auch den Ortsnamen ‚im Schild‘: Original Idar-Obersteiner Spießbraten! Dieser wird in großen Stücken mit Hunsrücker Bauernbrot und Rettichsalat gegessen. Einverleibt haben wir uns dieses Essen im Badischen Hof zu Idar-Oberstein.

Original Idar-Obersteiner Spießbraten im Badischen Hof
Original Idar-Obersteiner Spießbraten im Badischen Hof

Dieser Spießbraten hat eine besondere Geschichte: Zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, wanderten zahlreiche Händler und Edelsteinschleifer aus der Umgebung Idar-Obersteins nach Brasilien aus, um dort nach Achaten und anderen Steinen zu graben. Dort lernten Sie die einheimische Kochkunst des „Churrasco“ kennen. Hierbei werden etwa handgroße Fleischstücke, z.B. Rindfleisch, mit grobem Salz gewürzt und an Spießen über dem offenen Feuer gebraten. Zusammen mit den Edelsteinfunden der Auswanderer gelangte diese Bratkunst nach Idar-Oberstein und hat sich im Laufe der Zeit zum „Original Idar-Obersteiner Spießbraten“ entwickelt. (Quelle: das-spiessbratenhaus.de)

Besonders empfehlen möchten wir hierbei die Gaststätte am Flugplatz von Idar-Oberstein, die den Spießbraten in unterschiedlichen Varianten anbietet. Solltet Ihr mit dem eigenen Flugzeug dorthin gelangen, dann könnt Ihr die Gerichte schon aus der Luft bestellen (Frequenz 128.360 Mhz):

Sierra – Schweinekamm saftig gebraten
Lima – eine ganze Schweinelende, zart und mager
Romeo – das Roastbeef für Kenner
Foxtrott – zartes Rinderfilet

Zu einem gelingenden Spießbraten gehören natürlich der passende Grill und das entsprechende Werkzeug. Das wird selbstredend vor Ort angeboten und kann auch online geordert werden.

Die Küche der Pfalz bzw. des Hunsrücks ist, wie man sieht, sehr fleischlastig und nichts für Vegetarier und Veganer. Den halben Spießbraten haben wir uns z.B. einpacken lassen, weil das auch für uns viel zu viel Fleisch auf einem Mal war und wir uns davon noch einen Abend ernähren konnten.

Weiterhin handelt es sich bei dieser Schlemmerei mehr oder weniger um eine Arme-Leute-Küche. Zumindest entstammen viele dieser Rezepte einer Zeit, in der die Leute sparsam mit ihrem Geld umgehen mussten.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl war bekannt für seine Vorliebe für Saumagen, mit dem er auch seine Gäste beglückte. Bisher waren weder meine Frau noch ich in den Genuss dieser Pfälzer Spezialität gekommen. In Herrstein mit seinem wirklich sehenswerten mittelalterlichen Ortskern gibt es das Cafe Zehntscheune, in das wir beide einkehrten (bzw. draußen bei herrlichem Wetter Platz fanden).

Räuberplatte (Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen) mit Sauerkraut und Brot
Räuberplatte (Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen) mit Sauerkraut und Brot

Hier gibt es gleich mehrere dieser regionalen Besonderheiten der Küche. Meine Frau entschied sich für das Herrsteiner Duett, bestehend aus einem gefüllten Kloß und einem Leberkloß in Speckrahmsoße – mit Apfelkompott gereicht. Ich nahm die Räuberplatte, die aus einer Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen mit Sauerkraut bestand. Dazu wurde (wie wohl üblich) Bauernbrot gereicht.

Herrsteiner Duett (gefüllter Kloß und Leberkloß) in Speckrahmsoße mit Apfelkompott
Herrsteiner Duett (gefüllter Kloß und Leberkloß) in Speckrahmsoße mit Apfelkompott

Natürlich teilten wir uns das Essen, um beide in den Genuss aller vier Gerichte zu kommen. Und auch dieses Mal war es uns etwas zu viel des Guten. Geschmeckt hat es auf jeden Fall, wenn unser Fleischbedarf dann auch für die ganze Woche gedeckt war. Meiner Frau fand die gefüllten Klöße am besten (bestehend aus einem Kartoffelmantel, halb und halb, und einer Füllung aus Hackfleisch und Leberwurst), ich fand den Saumagen ganz interessant.

Willis Plaudereien (3): Die Welt ist voller Keime

Ich weiß: Das gehört nicht hierher! Aber ich kann nicht anders: Es muss ‘raus! Es sind nur noch wenige Arbeitstage bis zu meiner Rente. Dass ich keinen Bock mehr auf die Arbeit habe, ist von mir schon an anderer Stelle hier (… wie 70 Einheiten Strafarbeit) geäußert worden.

Neben der Arbeit selbst sind es die deutlich länger gewordenen Fahrzeiten von zu Hause zur Arbeit und zurück, die ich wenigstens sinnvoll zu nutzen weiß. Es ist die Arbeitsstelle, die eine dauernde Baustelle ist. Und es ist das Scheißhaus!

Ich habe in einem Haus in der Nähe des Schanzenviertels gearbeitet. Vor einem Jahr sind wir dann an den Stadtrand kurz vor der Grenze zu Schleswig-Holstein umgezogen. Im alten Haus war meine Dienststelle (so nennt es sich) über viele Stockwerke verteilt. Im neuen Haus arbeite ich mit meinen Kolleg*innen nur noch auf einem Stockwerk. Das zeigt sich nun auch an der geringeren Anzahl der Toiletten. So teile ich mir mit allen männlichen Kollegen die wenigen, ‚übriggebliebenen‘ Scheißhäuser.

Willi mit Helm - unscharf (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)
Willi mit Helm – unscharf (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)

Wir haben hier einige Spezies, die anscheinend einen großen Horror vor Krankheitskeimen aller Art haben. Das äußert sich z.B. darin, dass sie keine Türklinken anfassen, sondern die Türen mit dem Ellenbogen öffnen. Es äußert sich aber auch in der Benutzung der WCs.

Ich mag es nicht beschreiben, aber es ist widerlich. Es sieht so aus, als würden sie, wenn sie einer großen Notdurft nachkommen, das ‚freihändig‘ erledigen. Mich wundert es nur, dass sie sich dabei nicht ihre eigenen Hosen bescheißen. Das führte u.a. dazu, dass eine intensive Bodenreinigung der Toilettenräume angeordnet werden musste.

Wie kann so etwas möglich sein. Bekackte, nur notdürftig (sic!) gereinigte Kloschüsseln (wenigstens blieben die Klobrillen bisher verschont) tragen sicherlich nicht dazu bei, Krankheitskeime zu bekämpfen. ‚Sauberkeitsfanatiker‘, die dem Hygienewahn erliegen, waren mir schon immer suspekt.

Idar-Oberstein (04): In kühle Tiefen

Während unseres Urlaubs in Idar-Oberstein tauchten wir, als es besonders heiß war, in kühlende Tiefen ab. Meine Frau und ich besuchten so das historische Kupferbergwerk in Fischbach und stiegen dabei nicht nur in etwa 11 ° C erfrischende unterirdische Stollen, sondern auch in die Arbeitswelt unter Tage des Mittelalters ein.

Um sich nicht ‚die Birne‘ anzustoßen, mussten wir Schutzhelme aufsetzen. Und schon stiegen wir hinab in die großartigen Weitungen, die riesigen Abbauhohlräume und die weit verzweigten Systeme von Stollen und Schächten, die ein eindrucksvolles Bild des mittelalterlichen Bergbaus vermitteln.

Kupferbergwerk Fischbach: Willi und Frau mit Schutzhelmen
Kupferbergwerk Fischbach: Willi und Frau mit Schutzhelmen

Das Bergwerk wird auch genutzt, um einen Rohmilchkäse der Sorte „Alter Steiger“ reifen zu lassen. Der Käse kann auch käuflich erworben werden, was wir dann auch taten.

Kupferbergwerk Fischbach: Reifung des Rohmilchkäse ‚Alter Steiger‘
Kupferbergwerk Fischbach: Reifung des Rohmilchkäse ‚Alter Steiger‘

Besonders sehenswert ist natürlich das Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein. Die zu begehende Strecke unter Tage ist rund 400 m lang. Sachkundige Fremdenführer begleiten die Gäste – mit Schutzhelm ausgestattet – durch das Stollenlabyrinth. An den einzelnen Stationen wird anschaulich die Entstehung der Edelsteine, die Geschichte der Edelsteingräber und die Weiterverarbeitung der Edelsteine vorgetragen. Dabei können die hier vorkommenden 5 Steinarten des Steinkaulenberges (Achat – Amethyst – Bergkristall – Rauchquarz – Jaspis) im Muttergestein bewundert werden.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein

Besonders die Achat-Vorkommen und das Graben danach wurden bereits im Mittelalter erwähnt.1875 wurde der Abbau dann eingestellt. Zuvor waren bereits zwei Generationen Idar-Obersteiner im Minenbau Brasiliens tätig und schafften in reichen Mengen neues Rohmaterial zur Weiterführung der Edelsteinindustrie heran.

Erst nach der Gründung des Fördervereins Steinkaulenberg im Jahre 1978 wurden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Idar-Oberstein, dem Bergamt Rheinland-Pfalz und der Arbeitsverwaltung in mühevoller Arbeit die meist zugefallenen Stollen ausgeräumt und nach und nach für den Fremdenverkehr erschlossen.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein

Die Suche und der Abbau der Edelsteine waren natürlich sehr mühselig. Beim Ausräumen der zugefallenen Stollen wurde altes Werkzeug gefunden, das dies belegt.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: altes Werkzeug zum Abbau
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: altes Werkzeug zum Abbau

Das Edelsteinbergwerk ist auch als bekannter deutscher Fundort für Amethyst bekannt. Die einzigartige und bekannte blau-violette Färbung ist dort durch die Metalle im Bergmassiv gegeben. Der Mineralabbau ist dort mittlerweile längst verboten.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: Amethyst
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: Amethyst

Keine Frage: Die Besichtigung dieses Edelsteinbergwerks sollten sich Gäste, die nach Idar-Oberstein kommen, auf keinen Fall entgehen lassen. Hier ist man gewissermaßen vor Ort. Und wenn es draußen brütend heiß ist (wie bei uns), dann ist so ein Gang durch den Besucherstollen zudem eine erfrischende Angelegenheit.

Willis Plaudereien (2): Altwerden ist nichts für Feiglinge

Irgendwo habe ich den Spruch gelesen oder gehört. Er stammt vom Schauspieler und Moderator Joachim ‚Blacky‘ Fuchsberger und ist wohl der Titel eines Buchs von ihm. Zum Altwerden und zum Alter selbst gibt es viele ‚schlaue‘ Sprüche. Schon Jonathan Swift meinte: „Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden.“ Und der Philosoph Arthur Schopenhauer sagte oder schrieb etwas weit ausholend: „Nur wer alt wird, erhält eine vollständige und angemessene Vorstellung vom Leben, indem er es in seiner Ganzheit und seinem natürlichen Verlauf, besonders aber nicht bloß wie die übrigen von der Eingangs- sondern auch von der Ausgangsseite übersieht.“ Nun, denn …

Die Schauspielerin Christine Kaufmann hingehen behauptete: „Ich interessiere mich für ein gutes Leben, nicht für ein langes.“ – Wie wäre es mit einem guten UND langen Leben?

Bemerkenswert, dass sich gerade Schauspieler zum Alter bekennen können, obwohl sie sich doch gern als Immerjunge zu präsentieren hoffen. So meinte Jack Nicholson: „Älter werden heißt auch besser werden.“ Und Walter Matthau: „Der zweite Frühling kommt mit den dritten Zähnen.“ Mühevoll werden hier die guten Seiten des Altwerdens hervorgekramt. Das klingt dann auch eher nach Beschönigung als nach Bestätigung durch eigene Erfahrung.

Robert Mitchum brachte es auf den Punkt: „Nichts macht so alt wie der ständige Versuch, jung zu bleiben.“ Oder gewissermaßen im Umkehrschluss: „Man wird alt, wenn die Leute anfangen zu sagen, daß man jung aussieht.“ (Karl Dall)

Aber genug der Sprüche!

Willi mit Helm in lila (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)
Willi mit Helm in lila (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)

Wann genau beginnt eigentlich der Prozess des Altwerdens? Okay, man könnte sagen: Mit der Geburt! Jeden Tag wird der Mensch dann älter. Ich meine natürlich etwas anderes: Wie eine Blume so wächst der Mensch zunächst. Und ab einem bestimmten Zeitpunkt fängt die Blume an zu blühen. Die Knospe springt auf, die Blütenblätter entfalten sich, bis … ja, bis der Augenblick kommt, in der die Blume zu verblühen beginnt. Diesen Wendepunkt im Leben meine ich.

Gehen wir von einem durchschnittlichen Alter von etwa 80 Jahren aus, dann wäre dieser Umschwung vom Jungsein ins Altwerden vielleicht in der Mitte, also im Alter von 40 Jahren auszumachen. Ich habe viele Frauen kennengelernt, als sie 40 Jahre alt waren: Sie standen ‚in voller Blüte‘, wie man (sic!) so schön sagt. Es ist also schon etwas dran mit der Altersmitte als Wendepunkt.

Ich erinnere mich allerdings daran, irgendwann und irgendwo (mit dem Alter ist das so etwas mit dem Erinnern) gehört oder gelesen zu haben, dass der Alterungsprozess bereits Anfang der Zwanziger-Jahre beginnt. Ab da geht es bereits ‚bergab‘!

Es ließe sich viel über das Altern sagen, kluge Köpfe haben sich darüber Gedanken gemacht. Und so gibt es Wissenschaften, die sich mit dem Alter beschäftigen wie die Gerontologie, die Alters- und Alternswissenschaft, oder die Geriatrie, die Alters- oder Altenmedizin.

Das Altern ist ein fortschreitender, bisher nicht umkehrbarer biologischer Prozess der meisten mehrzelligen Organismen, der graduell zum Verlust der gesunden Körper- und Organfunktionen, schließlich zum biologischen Tod führt.

Dabei ist Altern ein physiologischer Vorgang und keine Krankheit. Das British Medical Journal veröffentlichte 2002 eine ‚Liste der Nicht-Krankheiten‘ (dat dat dat gifft, wie der Bremer sagt: Was es nicht alles gibt – wortwörtlich etwa: Das es das gibt …). Die Leser wählten dabei ‚Altern‘ (ageing) an die erste Stelle der Nicht-Krankheiten. Aus dem Bereich der Anti-Aging-Bewegung vertreten einige die Meinung, dass Altern sehr wohl eine Krankheit ist, die zu bekämpfen sei.

Ob nun Krankheit oder nicht: Das Altern hat oft mit Krankheiten zu tun. Kaum einer (ich behaupte: keiner!), der nicht völlig gesund 100 Jahre alt wird. Das Altwerden erkennen wir meist daran, dass uns nach und nach Zipperlein, das eine oder andere Wehwehchen heimsucht. Natürlich lässt sich das meist hinauszögern (Sport treiben, gesund essen, kein Alkohol und kein Tabak), aber am Ende erwischt es trotzdem alle.

Am Schluss meiner Plaudereien möchte ich noch etwas politisch werden. Willy Brandt sagte einmal: „Eine Gesellschaft … die das Alter nicht erträgt … wird an ihrem Egoismus zugrunde gehen.“ – Ich kann junge Menschen sehr wohl verstehen, die sagen, dass sie die Renten der Alten finanzieren, die Alten aber über die Zukunft der Jungen entscheiden. Ich will mich hier nicht über das Rentensystem auslassen, nur darauf hinweisen, dass die Rentner ihren Rentenanspruch dadurch erworben haben, indem sie von ihrem Einkommen ebenfalls viel Geld in die Rentenkassen haben einzahlen müssen. Hinzu kommt, dass das sich sammelnde Kapital bei den Rententrägern dann für andere Zwecke (Renten für Ostbürger, Mütterrenten usw.) aufgebraucht wurde und die heutigen Renten im Grunde nur noch durch die aktuellen Beitragszahlungen (und Steuergelder) gedeckt werden. Es soll zudem alte Menschen geben, die durchaus auch an die Zukunft der jungen Menschen denken und sich z.B. für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen. Es könnte doch sein, dass diese alten Leute Kinder haben, denen sie eine lebenswerte Zukunft wünschen. Und: Auch junge Menschen werden einmal alt (außer: Wer nicht alt werden will, muss vorher sterben!)

Altwerden ist nichts für Feiglinge! Da ist leider etwas dran: Mag es schon mit Anfang zwanzig oder erst mit vierzig Jahren langsam bergab gehen. Spätestens mit 60 geht es dann rapide den Berg hinunter. Ich habe manchmal das Gefühl, dass jeden Tag ein neues den sich schon reichlich angesammelten Leiden hinzukommt. Die Zähne und Knochen werden morsch, Rücken und Gelenke schmerzen, die Muskeln schwinden. Die Augen und Ohren werden schwächer. Das Gedächtnis lässt nach.

Bleibt uns im Alter nur noch die Weisheit der Alten. Damit ist es leider auch meist nicht weit her. Lasse ich dazu abschließend Leonardo da Vinci zu Wort kommen: „Was man in seiner Jugend erwirbt, dient im Kampf gegen das Elend des hohen Alters. Und wenn du willst, daß dein Alter sich aus Weisheit nähre, so sorge dafür, solange du jung bist, daß es in deinem Alter nicht an Nahrung mangelt.“

Fortsetzung siehe: Willis Plaudereien (4): Alt und blöd

Idar-Oberstein (03): Glitzerwelt der Edelsteine

Wie ich bereits erwähnte, ist meine Frau eine Steinesammlerin. Und so verschlug es meine Frau und mich dieses Jahr für zwei Wochen nach Idar-Oberstein, einer Stadt an der Nahe, in deren Mittelpunkt die Verarbeitung und der Handel mit Edelsteinen steht. Und wie auch schon geschrieben: gefühlt sind dort in der Stadt neun von zehn Läden Schmuckgeschäfte.

Um sich einen Überblick über die Glitzerwelt der Edelsteine bzw. Mineralien zu verschaffen, so sollten im Stadtteil Oberstein (liegt an der Nahe) das Deutsche Mineralienmuseum und im Stadtteil Idar (liegt am Idarbach) das Deutsche Edelsteinmuseum besucht werden.

Dabei lernt man schon einiges über Edelsteine. Ich will hier nicht in die Tiefe gehen. Aber einige Hinweise möchte ich besonders den in Edelsteinfragen Unkundigen geben:

Viele der Mineralien sind Ausbildungen des Quarzes (in reiner Form Bergkristall genannt, sonst z.B. Achat, Amethyst, Citrin, Rauchquarz oder Rosenquarz) der chemischen Zusammensetzung SiO2. Früher sprach man von Halbedelsteinen. Heute bezieht sich die Bezeichnung Edelstein nicht nur auf die besonders wertvollen Edelsteine wie Topas, Rubin oder Diamant, sondern auf Schmucksteine, die die folgenden drei Kriterien erfüllen: Seltenheit, Edelsteinhärte >= 7 und Transparenz.

Azurit
Azurit

Besonders farbenfroh sind die Achate, die auch heute noch in der Region um Idar-Oberstein zu finden sind. Zur Unterscheidung und besseren Einordnung der Vielfalt der Achate wurden entsprechend der Farbe und Form Eigennamen geprägt. So kennen wir Onyx, Feuerachat usw. Achate bilden sich in Gesteinshohlräumen als deren Auskleidung oder Ausfüllung: Bei (vollständiger) Ausfüllung spricht man von einer Mandel, bei (unvollständiger) Auskleidung von einer Druse. Als Gesteinshohlräume kommen in erster Linie Blasenräume in vulkanischen Gesteinen in Betracht, hier stießen die in der ausströmenden Lava enthaltenen Gase nicht mehr bis zur Oberfläche des Lavastroms durch und konnten nicht entweichen, sondern sie wurden in der erkaltenden Lava eingeschlossen und bildeten darin einen Hohlraum, der sich in einem späteren Prozess mit Achat, Quarz oder anderen mineralischen Stoffen füllte. So sickert in die durch vulkanische Prozesse im Gestein entstandenen Hohlräume stark mineralhaltiges Wasser ein, welches im Laufe der Zeit zur Bildung von Kristallen führt.

Deutsches Mineralienmuseum Idar-Oberstein – Achat
Deutsches Mineralienmuseum Idar-Oberstein – Achat

In der Nähe von Idar-Oberstein gibt es ein altes Kupferbergwerk (dazu später mehr). Kupfer kommt in der Natur oft in so genannt gediegener, also in reiner Form vor:

Kupfer (gediegen, also rein)
Kupfer (gediegen, also rein)

Bergkristalle (also Quark in reiner Form) habe ich u.a. schon einmal in einer Höhle in den österreichischen Alpen gesehen. Wirklich lupenreinen Bergkristall gibt es kaum, meist enthält er Einschlüsse. So sahen wir allerdings einen Bergkristall mit einem Gewicht von knapp einem Kilo, der lupenrein ist, allerdings auch aus einem zehnmal größeren Kristall geschliffen wurde (gesehen in der historischen Weiherschleife).

lupenreiner Bergkristall von knapp 1 kg Gewicht
lupenreiner Bergkristall von knapp 1 kg Gewicht

Die Krönung jedes Edelsteinliebhabers sind natürlich Diamanten. Im Edelsteinmuseum sind u.a. Nachbildungen (aus Bergkristall) der weltgrößten Diamanten zu sehen (u.a. die Cullinan-Diamanten). Diamanten sind nichts anderes als eine Modifikation des Kohlenstoffs. Zur Bewertung der Qualität und damit auch des Preises eines geschliffenen Diamanten werden als Kriterien die sogenannten vier C: Carat (Karat, also Gewicht – ein Karat entspricht 0,2 Gramm), Color (Farbe), Clarity (KIarheit), Cut (Schliff) herangezogen. – Übrigens: in Idar-Oberstein gibt es eine Diamant- und Edelsteinbörse.

Deutsches Edelsteinmuseum Idar-Oberstein: Diamanten
Deutsches Edelsteinmuseum Idar-Oberstein: Diamanten

Es heißt: „Diamonds are girl’s best friend“. Manchmal tun es weniger kostbare, dafür umso farbenfrohere Edelsteine auch. Spätestens seit Hildegard von Bingen wird Edelsteinen u.a. eine heilende Wirkung zugeschrieben. Mithin bedient sich auch die Esoterik der Edelsteine.

Ich habe mich übrigens für einen Rosenquarz entschieden, den rosaroten Liebesstein bzw. den Stein des Herzens Der Legende nach hat Eros den Stein auf die Erde gebracht, um den Menschen Liebe zu bringen. Mal gucken, was der so für mich bringt … 😉

Fehlstart (Bundesliga Saison 2019/2020)

Fast alle statistischen Daten belegen es: der SV Werder Bremen war beim Start der Fußball-Bundesliga im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf die bessere Mannschaft. Und doch verloren die Bremer im eigenen Stadion mit 1:3. In der Abwehr zeigte man sich zu konfus, nach vorn zu harmlos, da fast immer berechenbar. Trotz der Überlegenheit (z.B. 2/3 Ballbesitz) war es ein kollektives Versagen gepaart mit individuellen Fehlern.

Fußball-Bundesliga Saison 2019/2020 – 1. Spieltag SV Werder – Fortuna Düsseldorf 1:3 © nordphoto
Fußball-Bundesliga Saison 2019/2020 – 1. Spieltag SV Werder – Fortuna Düsseldorf 1:3 © nordphoto

Sicherlich war die taktische Ausrichtung in Ordnung. Aber von der Cleverness, die Trainer Florian Kohfeldt einfordert und die über das planmäßige Vorgehen hinaus für das Überraschungsmoment sorgt, war nichts zu sehen. Sicherlich muss sich Ömer Toprak, der von Dortmund vorerst ausgeliehene Innenverteidiger, eingewöhnen (gerade ihm unterliefen grobe Fehler). Und es bleibt zu hoffen, dass es mit einem echten Mittelstürmer wie Niclas Füllkrug vorne besser läuft.

Dem vielen Gerede von Europa müssen Taten folgen. Vielleicht ist so ein Schuss vor dem Bug zur frühen Zeit gar nicht so schlecht. Das Potential ist vorhanden, nur muss es voll und ganz ausgeschöpft werden. Und die bereits vor dem Spiel wohl zu Recht angemahnte Effizienz muss gesteigert werden.

Idar-Oberstein (02): Über Stock und Stein

Das Wandern ist des Willis Lust?! Nun, meine Lust zum Wandern hält sich in Grenzen, besonders dann, wenn es bergan geht. Intuitiv wird der Weg gesucht, der – einen kurzen steilen Anstieg zu Beginn der Wanderung nehme ich in Kauf – ‚in die Tiefe‘ geht. So führte z.B. der Weg während des Urlaubs mit meiner Frau in Idar-Oberstein von unserem Quartier in Richtung Schloss erst geradewegs aufwärts, um dann in längeren Windungen nach unten zu führen. Auch andere Wege hatten mehr Strecken bergab als nach oben. Es lag natürlich auch daran, dass sich unsere Ferienwohnung im Stadtteil Göttschied befand, der um einiges höher liegt als die Ortschaften drum herum.

Schlossweiher oberhalb des Schlosses Oberstein
Schlossweiher oberhalb des Schlosses Oberstein

Idar-Oberstein liegt am südlichen Rand des Hunsrücks, ein bewaldetes Mittelgebirge, das zum Wandern einlädt. Hier gibt es jede Menge Wanderwege. Und viele Teilstrecken dieser Wanderwege ringsum Idar-Oberstein (Saar-Hunsrück-Steig – Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg – Nahe-Felsen-Weg – Kupfer-Jaspis-Pfad und Edelsteinschleiferweg) sind wir gegangen.

Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg
Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg

Saar-Hunsrück-Steig
Saar-Hunsrück-Steig

Die Wege führen durch Wildnis an Hängen vorbei, von denen durchaus die Gefahr des Steinschlags droht. Das gilt besonders dann, wenn die Witterung (Sturm und Regen oder Schnee) nicht günstig ist. Wir hatten dagegen viel Sonnenschein und waren froh, uns im Schatten des Waldes zu bewegen.

Vorsicht - Steinschlaggefahr!
Vorsicht – Steinschlaggefahr!

Die Wanderwege sind meist gut ausgeschildert (die Betonung liegt auf ‚meist‘, dann einige Teilwege sind schon lange nicht mehr richtig gepflegt worden). Es kann aber vorkommen, dass man plötzlich in unwegsames Gelände gerät, aus dem dann nur noch die findige Pfadfindernase hilft. Wir hatten zwar eine Landkarte (eine Wanderkarte wäre besser gewesen) dabei. Die half uns in einer solchen Situation nicht wirklich weiter. Nun wir wussten ja, in welche Richtung wir wollten. Anhand des Standes der Sonne (um 12 Uhr MEZ, also um 13 Uhr MESZ, steht die Sonne im Süden) konnten wir dann den Ausweg aus dem Dickicht finden.

Über Stock und Stein …
Über Stock und Stein …

Über Stock und Stein: Karschholz-Hütte
Über Stock und Stein: Karschholz-Hütte

Über Stock und Stein …
Über Stock und Stein …

Eine solche Wanderung durch den Wald über Stock und Stein hat natürlich auch einige angenehme Überraschungen bereit. Witzig fanden wir z.B. den Abstieg über eine Treppe, deren Stufen aus einem Baumstamm geschlagen wurden.

Über Stock und Stein: Baumstammtreppe
Über Stock und Stein: Baumstammtreppe

Und neben Käfern wie den Waldmistkäfer und jede Menge anderer Insekten sahen wir, wenn auch in der Ferne, öfter einige Rehe durch den Wald huschen. Eigentlich verwundert waren wir darüber, dass wir nur sehr wenigen Lebewesen der Art Homo sapiens begegneten. Wirklich touristisch erschlossen scheint uns diese Gegend also noch nicht zu sein (allerdings trafen wir an anderen Stellen, die besonders per Kraftfahrzeug erreicht waren, überwiegend solche der Art Homo hollandaise campingwagensis).

Über Stock und Stein: Rehe im Wald
Über Stock und Stein: Rehe im Wald

Wandern mag mancher Leute Lust sein. Vielleicht wage ich es einmal in absehbarer Zeit, mit meiner Frau z.B. den Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg zu gehen. Mit rund 135 km ist der nicht so lang und beginnt in Idar-Oberstein! (Dann könnten wir auch endlich die Felsenkirche besichtigen!) Und er endet in Bingen am Rhein (Rhein ist immer gut!).