Willis Plaudereien (9): Und und/oder oder?

Denen, die jetzt Bahnhof verstehen, sei es erklärt: Es geht um die Frage, ob jemand ein Und-Typ ist oder doch eher ein Oder-Typ – oder vielleicht beides: Ein Und-Oder-Typ. Geddit? Immer noch nicht?

Es ist ganz einfach: Es gibt die ‚berühmten‘ Fragen: Tee oder Kaffee? Meer oder Berge? Beatles oder Stones? Und derer viele mehr. Na, geht Dir so langsam ein Licht auf? Avete capito, wohin die Reise geht?

Was für ein Typ bist Du? Trinkst Du lieber Tee oder doch lieber Kaffee? Reist Du lieber ans Meer oder in die Berge? Magst Du lieber die Beatles oder doch eher die Rolling Stones?

Willi mit Helm in lila (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)
Willi mit Helm in lila (Edelsteinminen Idar-Oberstein Juli 2019)

Nein, ich will hier nicht in die Welt der Antonyme, der Gegensatzwörter, einsteigen, obwohl dazu natürlich viel zu schreiben wäre. Es geht hier (soviel darf doch geschrieben sein) um Antonyme im weiteren Sinne.

Was für ein Typ bist Du also? Bleiben wir bei der Frage nach Tee oder Kaffee? Der eine mag also lieber Tee als Kaffee oder umgekehrt. Manche mögen aber durchaus auch beide Getränke gern (Und-Oder-Typ). Da fällt mir natürlich gleich ein, dass ich etwas vergessen habe: die Weder-Noch-Typen, die also weder Tee noch Kaffee mögen, lieber Milch, Saft oder Wasser trinken.

O je! Wir Menschen sind schon seltsame Gebilde. Viele fragen nach dem Sinn des Lebens und stolpern schon über kleinste Kleinigkeiten wie eben diese: Was mag ich lieber? Und vor allem: Was mag meine Liebste/mein Liebster gern.

Ich weiß nicht, ob es viele dieser Deckungsgleichheiten in einer Partnerschaft geben muss, um ihr eine gewisse Dauer zu garantieren. Angeblich mögen sich Gegensätze anziehen, aber auf lange Sicht habe ich da doch meine Bedenken, was die Zeitspanne einer solchen Beziehung betrifft.

Zudem lässt es sich gut streiten, was denn nun besser (oder gesünder und/oder schöner und beglückender etc.) ist. Wie auch immer: Es ist gut, dass wir Menschen auch in solch kleinen Dingen unterschiedlich sind. Es wäre langweilig, wenn alle nur Kaffee mögen. Da käme dann aber ein Ostfriese um die Ecke (wie in der Werbung) und würde fragen: Und was ist mit Tee?!

Nein, so doch nicht … (13): In postideologischen Zeiten

    Wo man früher über Kapitalismus, Marxismus und die Qualität der Politiker stritt, geht es heute um Fleischkonsum und Vollkornrettung. Und wer meint, dass wir in postideologischen Zeiten leben, möge doch beim Elternabend vorschlagen, den Kindern beim Wandertag ein Wurstbrötchen, Vollmilchschokolade und eine Dose Cola mitzugeben, wie früher. Ebenso gut könnte man Heroin anpreisen.
    Nils Minkmar im ‚Spiegel‘

2016 wurde Minkmar mit dem Ben-Witter-Preis ausgezeichnet und geehrt als „lebenskluger Beobachter unserer kleinen Welt, der sich seinen freien Blick und sanften Spott bewahrt hat“.

Nein, so doch nicht ...
Nein, so doch nicht …

Wer ist schon frei von Ideologie? Auch wenn wir uns nicht mehr so sehr um das große Ganze streiten, so hat doch jeder sein spezielles Gedankengebäude errichtet – bei dem einen ist es eher klein, bei dem anderen eher etwas größer aufgestellt -, um gewissermaßen über die alltäglichen Runden zu kommen.

Und wenn mancher meint, die ‚große Ideologie‘ von vorgestern bemühen zu müssen, dann verbirgt sich dahinter doch ein kleinkariertes Denken, das eher Schaden anrichtet als Nutzen bringt.

So sind mir diejenigen doch lieber, Herr Minkmar, die ernährungstechnisch ins Ideologische reichende Vorstellungen haben, als solche, die Nation und Volk zu völkischem Chauvinismus verwandeln wollen.

… alte weiße Männer (1): A. Lukaschenko

Es ist nicht bewiesen, dass Swetlana Tichanowskaja, wäre die Wahl in Belarus ordnungsgemäß verlaufen, gesiegt hätte. Ich behaupte sogar, dass Alexander Lukaschenko auch ohne Wahlfälschungen die Präsidentschaftswahl gewonnen hat. Denn, und da widerspreche ich den Aussagen Tichanowskajas, die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger von Belarus steht weiterhin hinter ihrem „batka“ („Papa“), wie sich Lukaschenko gern nennen läßt.

Warum war er nun so blöd, hat allerorten die Wahl zu seinem Gunsten ‚korrigieren‘ lassen? Mussten es unbedingt 80,1 % der Wählerinnen und Wähler sein, die für ihn stimmten?

Warnung vor alten, weißen Männer! (nur eine Auswahl!)
Warnung vor alten, weißen Männer! (nur eine Auswahl!)

„Papa“ ist der Beste. Das sagen vor allem die Älteren und die Leute vom Lande über ihren Präsidenten. Und diese Bevölkerungsgruppen bestimmten bisher die Zukunft des Landes. Man schaue nur, wer für Lukaschenko auf die Straße geht, meist alte Menschen, die den Altersdurchschnitt nur dadurch senken, in dem sie ihre Enkel mitbringen. Gegen Lukaschenko stellen sich junge Menschen und solche, die endlich die Schnauze voll haben von einem Mann, der sich an das hält, was er zu Sowjetzeiten gelernt hat. Demokratie ist ihm suspekt.

Warum also die doch anscheinend unnötigen Wahlmanipulationen? Warum der Einsatz der Spezialeinheit der belarusischen Polizei OMON (Омон) gegen das eigene Volk? Warum die Lügen, die uns an einen im Westen ansässigen Präsidenten erinnern?

Die Gründe liegen im ‚Wesen der Sache‘. Lukaschenko ist ein Relikt alter Sowjetherrschaft. Und nach 26 Jahren an der Macht, verschiebt sich der Blickwinkel eines solchen Mannes um einiges. Lukaschenko ist alt geworden und seine Sicht der Realität ist eine andere als die von jungen Menschen. Wer ständig in der Unwahrheit lebt, wem von den eigenen Schergen immer Honig um den (Oberlippen-)Bart geschmiert wird, der glaubt sich im Recht. Lukaschenko klebt wie alle Autokraten an der Macht. Keiner kann es besser machen als er, vielleicht in einigen Jahren nur der eigene Sohn. Aber wer so autoritär regiert, der fürchte den Machtverlust. Überall wird Verschwörung gewittert. Es können nur böse Menschen sein, die ihm ans Leder wollen. Gegen solche Menschen kann nur mit aller Härte vorgegangen werden.

Wenn Lukaschenko wahrscheinlich auch ohne Wahlfälschung die Präsidentenwahl gewonnen hätte, so wäre es für ihn eine bittere Pille, einsehen zu müssen, dass er hohe Stimmenverluste (denn nie und nimmer hätte er über 80 % der Stimmen bekommen) hinnehmen musste. Ein Bröckeln seiner Macht ist für ihn nicht hinnehmbar. Es wäre der berühmte Anfang vom Ende.

Und so belügt er sich im Grunde selbst und lebt in einer Welt, die sich von der seines Volkes deutlich unterscheidet. Wie lange sich dieser alte, weiße Mann in Minsk noch halten kann, ist vor allem abhängig von einem anderen weißen Mann, der in die Jahre gekommenen ist und in Moskau residiert.

Ich bin der gleiche Jahrgang wie Lukaschenko (und Frau Merkel) und ein gutes Jahr jünger als Putin. Also auch ein alter, weißer Mann. Aber mich ekelt es mehr und mehr an, wenn die alten Knaben (und auch Mädels) meinen, unsere Geschicke bestimmen zu müssen. Irgendwann (nach 26 Jahren) sollte Schluss sein, Herr Lukaschenko!

Ergänzung: Die belarusische Oppositionsbewegung ist besorgt: Eine ihrer wichtigsten Aktivistinnen wird vermisst. Unbekannte sollen Kolesnikowa in einem Kleinbus verschleppt haben. Die Polizei dementiert eine Festnahme.

Von einer der wichtigsten Anführerinnen der Opposition in Belarus, Maria Kolesnikowa, fehlt jede Spur. Der Pressedienst des Koordinierungsrates der Demokratiebewegung teilte mit, ihre Kollegen hätten keinen Kontakt zu ihr. Ihr Telefon sei abgeschaltet. Außerdem seien ihr Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow nicht mehr erreichbar. Lukaschenkos Schergen schlagen zu! Stalin lässt grüßen!

Außerdem: Pawel Latuschko, Mitglied des Koordinierungsrates, ehemaliger Kulturminister und ehemaliger Diplomat, erklärte, er habe ein Ultimatum erhalten: Entweder er verlasse Belarus oder er werde strafrechtlich verfolgt.

Lukaschenko setzt auf Eskalation: Sollten der Oppositionsaktivistin Kolesnikowa und ihren Mitarbeitern ‚etwas passieren‘, dann fürchte ich, dass die bisher friedlichen Proteste in gewalttätige Unruhen umschlagen. Wollen wir das nicht hoffen!

Nein, so doch nicht … (12): Das Wörtchen ‚man‘

Kafkas Prozess beginnt damit („Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, …“), Goethe benutzte es in seinem Faust („Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt; …“). Es geht um Indefinitpronoma, also um unbestimmte Fürwörter, die sich leider nicht immer vermeiden lassen, besonders das Wörtchen ‚man‘. Die Frage, die ich hier erörtern will, ist, ob ‚man‘ frauenfeindlich ist, wenn man ‚man‘ benutzt.

In diesem Blog bemühe ich mich, das Wörtchen ‚man‘ tunlichst zu vermeiden. ‚Man‘ klingt wie Mann. Ist aber ‚man‘ mit Mann gleichzusetzen? Werden Frauen also diskriminiert, weil ’s immer nur ‚man‘ und nie ‚frau‘ heißt?

Das Wörtchen ‚man‘ ist wie jemand (siehe Kafka), alle, einer, manche, wer, etwas, einige, andere ein Indefinitpronomen, also unbestimmtes Fürwort. Pronomen treten „an die Stelle eines Nomens (Substantiv; deutsch Namenwort)“ und das Wörtchen ‚man‘ verwenden wir insbesondere dann, wenn wir etwas verallgemeinern, also nicht konkret von einer Person, Sache usw. sprechen. Und ‚man‘ taucht noch in vielen anderen Wörtern auf wie mancherlei – manchmal – mannigfach. Und gibt es da noch jedermann (Hugo von Hofmannsthal und Salzburg lassen grüßen).

Nein, so doch nicht ...
Nein, so doch nicht …: Das Wörtchen ‚man‘

Wie verhält es sich nun mit der ‚Männlichkeit? Was dafür spricht, ist das generische Maskulinum, die Benutzung der verallgemeinernden männlichen Form, z.B. Man hat sein Glück gemacht, wenn … Das Possessivpronomen (besitzanzeigende Fürwörter) ’sein‘ ist männlich (so wie: Er hat sein Glück gemacht!).

Nun habe ich aber zur Etymologie von ‚man‘ gelesen (pinkstinks.de bzw. frauensprache.com), dass ‚man‘ im ursprünglichen Altnordischen „Frau“ (engl. woman) bedeutet. Das Wort für „Mann“ war nicht ‚man‘, sondern ‚wer‘, aus der Sanskritwurzel vir, wie in wer-wulf, dem Wolfsmann. Und die englische Isle of Man war z.B. der Mondfrau geweiht, die auch als Seejungfrau daher kam. Im Europa des Altertums sei es Mana, die Mondmutter, gewesen, die die Menschen hervorbrachte. Dem widerspricht allerdings, was ich über den Namen der Isle of Man gelesen habe. Danach lehnt sich ‚Man‘ an das keltische Wort für Berg, könnte allerdings auch der Name eines Königs sein. Männlich oder weiblich? Mann oder Frau? Wer weiß es genau? Wie auch immer …

Der Duden sagt, dass die Herkunft mittelhochdeutsch, althochdeutsch sei und ‚man‘ eigentlich irgendeiner, jeder beliebige (Mensch!) meint. Oder an anderer Stelle: ‚man‘ meint irgend jemand, manche oder alle Menschen, formal sind Frauen mitgemeint, wenn MAN „man“ sagt:

Der Duden geht dann noch etwas mehr in die Tiefe und definiert ‚man‘ u.a. mit:

– jemand (sofern er in einer bestimmten Situation stellvertretend für jedermann genommen werden kann), z.B. … man nehme … (wie viele Kochbücher müssten umgeschrieben werden, wenn …)

– irgendjemand oder eine bestimmte Gruppe von Personen, z.B. … man vermutet … (es wird allgemein vermutet)

– du, ihr, Sie; er, sie (zum Ausdruck der Distanz, wenn jemand die direkte Anrede vermeiden will), z.B. … hat man sich gut erholt? …

Und im digitalen Grimm (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm) finden MAN u.a.:

man, seit der mhd. zeit im gebrauche […], sagt ohne bezug auf ein bestimmtes subject im allgemeinen aus, was zugleich von mehreren gelten kann (gramm. 4, 220); bei dieser allgemeinheit ist eine mehrheit verstanden, man menschen, leute …

Wie gesagt: Das Wörtchen ‚man‘ verallgemeinert. Und deshalb versuche ich, es zu umgehen. Wer laufend ‚man‘ benutzt, bleibt im Unbestimmten. Wir wollen angesprochen werden (wir oder ihr statt ‚man‘).. Oder wir wollen, dass sich der Schreiber zu erkennen gibt (ich statt ‚man‘).

Auf jeden Fall finde ich die Verwendung von ‚frau/man‘ statt ‚man‘ für – na ja – unpassend. Ich bin durchaus für eine geschlechtergerechte Sprache. Aber mit diesem ‚frau/man‘ ginge der Schuss nach hinten los. Nein, so doch nicht …!

Zuletzt: Nun, ich komme aus norddeutschem Gefilde. Und da gibt es eine Eigenheit mit dem Wörtchen ‚man‘, das nur hier zu finden ist: ‚man‘ als Adverb (Umstandswort), norddeutsch umgangssprachlich für nur, mal, z.B.:

– lass man gut sein!
– na, denn man los!

Ja, richtig: Lass man gut sein, Willi!

Robert Walser: Mädchen

Es war im Jahr 1978, also vor nun 42 Jahren – ich war im noch zarten Alter von 24 Jahren -, da gönnte ich mir als Werkausgabe Edition suhrkamp (ja, die mit dem Reihendesign in Spektralfarben) das Gesamtwerk in 12 Bänden von Robert Walser (erste Auflage zum 100. Geburtstag). Irgendwie muss ich über Hermann Hesse auf Walser gestoßen sein. Aber gleich das Gesamtwerk?

    Robert Walser (1878 - 1956)
    Robert Walser (1878 – 1956)

Nun, es war nicht nur Hesse, der sich für Robert Walser einsetzte. Walser hatte auch einen zumindest heute prominenten Leser: „Wenige seiner Leser von 1909 dürften so klar und sicher wie Kafka in einem Brief geurteilt haben: ‚Ein gutes Buch.‘ (Auch Max Brod hat bezeugt, ‚Jakob von Gunten‘ [ein Roman von Robert Walser] sei ein Lieblingsbuch seines Freundes gewesen.)
aus dem Nachwort zu Jakob von Gunten – ein Tagebuch (1909)

Nun, um es vorweg zu nehmen: Die Investition hat sich gelohnt. Robert Walser fällt dermaßen aus dem Rahmen, den die Schriftsteller um die Zeit 1900 bis 1935 gebildet haben, dass es mich eigentlich wundert, Walser auch heute noch im Olymp deutschsprachiger Dichter zu wähnen.

Aber komme ich endlich zur Sache. Hier ein Gedicht von ihm, das im März 1927 im „Prager Tagblatt“ erstmals erschien. Max Brod war Mitarbeiter der Zeitung und hat Walser dadurch unterstützt, dass er von seinem Werk vieles veröffentlichen ließ (so schließt sich dann auch der Kreis Walser-Brod-Kafka):

    Das eine dieser beiden Mädchen
    sieht zierlich aus wie ein Salätchen
    von duftenden und zarten Blättchen
    und hat die schönstgeformten Wädchen
    und schaut zum Fenster still hinaus
    ins morgendliche Landschaftshaus.
    Des andern Mädchens Haar ist kraus
    wie ein zerzauster Blumenstrauß.
    Unangefochten steht die eine
    als Ungezwungene und Reine
    auf ausgesprochen feinem Beine,
    im Mieder vor dem Sonnenscheine.
    Die andre küßt und flüstert: „Du!“
    Besinnung schließt sich ganz ihr zu,
    sie zittert, knistert, lodern, puh,
    von Leidenschaft bis in die Schuh`
    und kennt im Herzen keine Ruh‘.
    Die erste weiß nichts von Genüssen,
    wofür noch jed` hat büßen müssen,
    sie gleicht mit jedem Atemzug
    dem wonnenangefüllten Krug.
    Die zweite ist von sündigfrommen,
    lüsternen Flammen eingenommen,
    von Ungenügsamkeit umglommen,
    und hat sie nicht mehr wegbekommen.
    Wie fröhlich, selig ist ein Leben,
    das heiter uns aus uns kann heben.
    Das ist`s ja eben, daß wir kleben
    am Körpers Nöten, statt zu schweben
    in unherabgezognem Streben,
    wie Reben, die im Trieb, zu geben,
    sich wohlbefinden an den Stäben.

Zu seiner Zeit wurde Walser Geschwätzigkeit vorgeworfen (bezog sich vor allem auf seine Romane). So ganz kann das nicht bestritten werden. Aber es ist eine besondere Geschwätzigkeit. Und besonders die Gedichte von ihm zeugen von einem Wort-Klang-Spiel von kindlichem Ernst. Wie das Gedicht ‚Mädchen‘ so sind viele mit „ziemlich gewollten, unglücklichen Reime[n]“ ausgestattet. Aber darin liegt der Reiz: Vielleicht sollten wir etwas kindlicher sein.

Hier nur ein kleines, weiteres Beispiel Walser’scher Dichtkunst:

“Schnee liegt vergnügt auf allen Dächern
wie längst vergeßne Brief in Fächern”

„Wie ich zum Dichten kam, weiß ich selber nicht recht. Das gab sich, wie sich sonst etwas gibt. Ich habe mich oft gefragt, wie es anfing. Nun, es fing bei einem Zipfelchen an und nahm mich fort. Kaum wußte ich, was ich tat. Ich dichtete aus einem Gemisch von hellgoldenen Aussichten und ängstlicher Aussichtslosigkeit, war immer hlb in Angst, halb in einem beinah übersprudelnden Frohlocken.“
Robert Walser

Happy birthday, Herr Lukaschenko!

Gestern feierte Alexander Lukaschenko, seit 1994 der Präsident von Belarus, seinen 66. Geburtstag, den er aber auf den heutigen Tag verlegt hat, um am selben Tag wie sein jüngster Sohn Nikolaj (* 2004) feiern zu können. Gemeinsame Auftritte der beiden verdeutlichen: Nikolaj soll wohl zu seinem Nachfolger gemacht werden (Nordkorea lässt grüßen! Hat Putin eigentlich einen Sohn?)


VIDEO Tagesthemen: Trotz massiver Einschüchterung demonstrieren Zehntausende gegen Staatschef Lukaschenko (30.08.2020)

Anlässlich seines gestrigen Geburtstages wurde „batka“ („Papa“), wie Lukaschenko sich gern bezeichnen lässt, mit vielen Geschenken überhäuft, u.a. legten junge Frauen, die von einem alten Mann sangen, den sie nun bekommen hätten, ohne ihn zu wollen, Kürbisse nieder – ein traditionelles Zeichen dafür, dass sie ihn verschmähen (bei uns nennen wir das ‚einen Korb geben‘).

Geschenk für 'batka' ('Papa')
Geschenke für ‚batka‘ (‚Papa‘)

Währenddessen spielte das Geburtstagskind mit seinem neuen Spielzeug, einem Sturmgewehr und einer kugelsicheren Weste, vor dem Palast der Unabhängigkeit, und wurde seinem neuen Spitznamen, Lukaschambo (Kofferwort aus seinem Nachnamen und ‚Rambo‘) voll und ganz gerecht.

Lukaschenko ganz martialisch
Lukaschenko ganz martialisch

Damit keiner der Bürgerinnen und Bürger die Geburtstagsparty stören konnte, wurden Schützenpanzer nach Minsk gebracht und in der Nähe der Residenz von Lukaschenko geparkt, „um die Sicherheit des Personals zu stärken“. Er fühlte sich wohl von den vielen weiß-rot-weißen Blumen bedroht. Immerhin wurde von Litauen aus vor Tagen „eine Sonde mit acht Luftballons mit Anti-Staatssymbolen gestartet. Dank der Aktionen der Besatzungen der Mi-24-Hubschrauber der Luftverteidigungskräfte wurde der Flug der Ballons ohne den Einsatz von Waffen gestoppt »; noch einmal Glück gehabt!

Und um die überschäumende Begeisterung des Volkes für seinen Präsidenten in Zaum zu halten, wurde der Unabhängigkeitsplatz in Minsk durch Sicherheitskräfte abgesperrt. Und zu ausgelassene Bürger wurden zur ‚Abkühlung‘ ihres Gemütes aus dem Verkehr gezogen.

Absperrung des Unabhängigkeitplatzes
Absperrung des Unabhängigkeitplatzes

Noch einmal: Happy birthday, Dir und Deinem Sohn, Herr Lukaschenko!

Postkarten (5): Grüße aus Minsk (Мінск)

Die Lebensgefährtin und Studienkollegin meines ältesten Sohnes stammt aus Belarus (Weißrussland). So besuchte er mit ihr schon mehrere Male deren Eltern, die in der Hauptstadt Belarus‘, in Minsk, leben. Und so bekamen wir von ihm anlässlich seines ersten Aufenthaltes dort die folgende Postkarte:

Minsk: Straßenbahn in der Oberen Stadt 1938
Minsk: Straßenbahn in der Oberen Stadt 1938

Von daher ist es nicht verwunderlich, wenn mich die jetzigen Ereignisse, der Protest vieler Bürger gegen die manipulierten Präsidentschaftswahlen vom 09. August, besonders interessieren. Ich wünsche dem belarusischem Volk, dass sie Lukaschenko, der nun schon seit 26 Jahren das Land als ‚letzter Diktator Europas‘ regiert, abschütteln und dem Wunsch nach Freiheit und Frieden verwirklichen.

Grüße aus Minsk (Мінск)
Grüße aus Minsk (Мінск)

siehe auch:
Postkarten (1): GrönlandPostkarten (2): IrlandPostkarten(3): Alexandria/ÄgyptenPostkarten (4): Pellworm

Die Heide blüht …!

Mein Wohnort Tostedt liegt am Rand der Lüneburger Heide. Mit dem Fahrrad ist es nicht weit, um – wie in diesen Tagen – die Heideblüte zu sehen. In den letzten zwei Jahren war der ältere meiner beiden Söhne, der in Mannheim studiert, mit seiner Freundin bei uns zu Besuch. Und dabei haben wir auch zwei- oder dreimal einen Abstecher in die Heide gemacht. Aber ohne Glück: Es war zu früh (Ostern 2018 und 2019) oder zu spät (Anfang Oktober 2018 und Mitte November 2019), um die Heide in Blüte zu sehen. Vielleicht wird es ja im nächsten Jahr etwas damit …

Heide bei Höpen/Schneverdingen
Heide bei Höpen/Schneverdingen

Dafür habe ich mit meiner Frau in diesen Tagen endlich die Heide blühen sehen können. Wir waren zweimal mit dem Rad unterwegs. Einmal nach Höpen/Schneverdingen (41,1 km hin und zurück) und einmal nach Wesel/Undeloh (35,1 km hin und zurück).

Heide bei Wesel/Undeloh
Heide bei Wesel/Undeloh

Ja, die Heide blüht … Aber wann blüht die Heide nun eigentlich? Die Besenheide (Calluna Vulgaris) blüht von August bis September. Dann wird die Landschaft in ein kräftiges Violett getaucht und entwickelt ihre ganz besondere Anziehungskraft. Eine Faustregel sagt, dass die Besenheide vom 08.08. bis zum 09.09. blüht. Aber natürlich kann die Blüte auch mal früher oder später einsetzen. Die weniger verbreitete Glockenheide blüht bereits ab Juli. Die Intensität der Blüte hängt von den Wetterbedingungen ab und kann von Jahr zu Jahr variieren.

Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 5: Heimreise Cuxhaven – Tostedt

Jede Reise hat einmal ein Ende. So auch die Radtour, die ich mit meinen beiden Söhnen von Tostedt über Rotenburg/Wümme, Bremen-Vegesack und Bremerhaven nach Cuxhaven gemacht hatte. Wir hatten die heißesten Tage des Jahres ausgesucht. Kein Tag unter 30 ° C im Schatten. Und so kamen am Ende mit kleinen Touren in Cuxhaven 257,2 km zusammen.

In Cuxhaven hatten wir uns bestens erholt, haben dort die Wärme und Sonne wirklich voll ausnutzen können. Am Freitag, den 14. August, hieß es nun Abschied nehmen von Sonne und Meer. Da der ältere meiner beiden Söhne schon am Wochenende wieder zurück nach Mannheim musste, fuhren wir mit dem Zug zurück nach Tostedt.

Fahrradwagen im Zug nach Hause
Fahrradwagen im Zug nach Hause

Natürlich hätten wir von Cuxhaven auch den Elbe-Radweg bis zur Fähre Cranz und von dort den Este-Radweg über Buxtehude nach Tostedt nehmen könnten. Vielleicht das nächste Mal, d.h. von Tostedt aus zur Elbe und weiter in den hohen Norden.

Trotz der Strapazen (die Hitze) hat es Spaß gemacht, mit den eigenen Söhnen einmal wieder etwas gemeinsam zu machen. Und ich denke, die beiden hatten auch ihren Spaß dabei. Der Ältere der beiden, der in Mannheim studiert, ist übrigens mit seiner Freundin auch schon öfter auf Radtour gewesen, und die beiden haben es bis zum Bodensee geschafft. Respekt!

Siehe auch:
Wenn der Vater mit seinen Söhnen …
Radtour 2020: GPS, Google Earth und mehr
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 1: Tostedt – Rotenburg/Wümme
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 2: Rotenburg/Wümme – Bremen-Vegesack
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 3: Bremen-Vegesack – Bremerhaven
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 4: Bremerhaven – Cuxhaven

Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 4: Bremerhaven – Cuxhaven

Wenn der Vater mit seinen Söhnen eine Radtour macht … Nun am Mittwoch, den 12. August d.J., ging es auf die vorerst letzte Etappe von Bremerhaven nach Cuxhaven. Wir hatten dank der Klimaanlage im Hotel gut geschlafen und standen wieder um 7 Uhr auf. Bereits gegen 8 Uhr 45 waren wir dann auf den Rädern, denn im Hotel wurde wegen der Coronakrise kein Frühstück angeboten. Wir hätten ein Frühstück für unterwegs ordern können, aber das bestand nur aus Sandwiches usw. – alles in Plastik eingeschweißt: nein, danke! So suchten wir den nächsten Bäcker auf und hatten Glück. In der Schleusenstraße fanden wir an einer Straßenecke die Stadtbäckerei Engelbrecht, die wirklich eine leckere Auswahl an süßen und herben, belegten Backwaren anbot, Kaffee und Tee aller Art: So ließen wir uns draußen nieder und genossen die Sonne beim Frühstücken.

Schmackhaftes Frühstück in Bremerhaven vor der Abfahrt nach Cuxhaven
Schmackhaftes Frühstück in Bremerhaven vor der Abfahrt nach Cuxhaven

Bremerhaven ist eine Hafenstadt. Und so führte uns der Beginn der 8. und letzten Etappe des Weser-Radweges u.a. am Columbus Cruise Center und dem Eurogate Containerterminal vorbei.

Warten im Hafen von Bremerhaven
Warten im Hafen von Bremerhaven

Dann wurde es schnell ländlich mit Deichen zur Weser hin. Wir kamen durch Ortschaften wie Wremen und Dornum mit kleinen Hafenanlagen, in denen die Boote durch die Ebbe auf Grund lagen. Auf dem Deich ließen sich gut kleine Päuschen machen.

Wremen von oben (mit Weser-Radweg in rot) © Google Earth
Wremen von oben (mit Weser-Radweg in rot) © Google Earth

An diesem Tag war es nicht ganz so heiß und die 51 km bis zu unserem Ziel ließen sich so deutlich angenehmer zurücklegen. Wir waren nach dem Frühstück gegen 10 Uhr gestartet und kamen bei unserem Hotel zur Seerobbe gegen 14 Uhr an. Diesmal hatten wir eine Unterkunft mit zwei Schlafzimmern und konnten uns so für die zwei Nächte, die wir bleiben sollten, ausbreiten.

Ziel erreicht in Cuxhaven: Hinein ins Wattenmeer
Ziel erreicht in Cuxhaven: Hinein ins Wattenmeer

Nach dem Duschen war unser Ziel natürlich der Strand am Wattenmeer. Es dauerte allerdings noch etwas, bis gegen 19 Uhr 30 die Flut kam und wir wenigstens etwas Wasser unterm Kiel bekamen. Gleich in Strandnähe aßen wir dann auch zu Abend in der Strandbar Cuxhaven. Natürlich wieder etwas Fischiges. Und später gönnten wir uns dann auch noch einige Cocktails in der Barracudabar.

Am folgenden Tag wollten wir dann aber doch etwas mehr als nur im Wasser planschen. Ebensfalls in unmittelbarer Nähe des Strandes gibt es das Freibad Steinmarne. Durch die Coronakrise finden allerdings nur bis zu 250 Badegäste Einlaß. Und wir hatten Glück. Wir waren die Numeri 246, 247 und 248. Nach uns kam nur noch ein älteres Pärchen hinein. Alle anderen mussten warten … So konnten wir uns im Meerwasserbecken erfrischen und unsere Bahnen ziehen.

Abends gab es wieder Fisch im Restaurant “Zur Schlemmerpfanne”.

In meinem Beitrag Radtour 2020: GPS, Google Earth und mehr habe ich mich schon etwas genauer über die technische Seite einer solchen Radtour geäußert. Hier die nötigen Ergänzungen: Per Smartphone (mit Funknetz, also mobilem Internet) hatten wir uns den GPX Viewer heruntergeladen, der sowohl GPX- als auch KML-Dateien unterstützt. Diese Daten für den Weser-Radweg fanden wir im Internet wie folgt:

1. Die 8. Etappe des Weser-Radweges im Internet aufrufen: 8. Etappe
2. Download der GPX- bzw. KML-Datei über entsprechende Buttons ansteuern, drücken und dann herunterladen

Des Weiteren:
1. GPX Viewer-App herunterladen
2. Menü aufrufen und mit ‚Dateien öffnen‘ die entsprechende GPX-Datei anklicken (es können auch mehrere sein), dann auf öffnen klicken


Auswahl von Bildern auf meiner Facebook-Seite

Siehe auch:
Wenn der Vater mit seinen Söhnen …
Radtour 2020: GPS, Google Earth und mehr
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 1: Tostedt – Rotenburg/Wümme
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 2: Rotenburg/Wümme – Bremen-Vegesack
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 3: Bremen-Vegesack – Bremerhaven

Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 3: Bremen-Vegesack – Bremerhaven

Frisch gemacht und durch das reichhaltige Frühstück gestärkt ging es am Dienstag, den 11. August, um 9 Uhr 45 auf unsere 3. Etappe von Bremen-Vegesack nach Bremerhaven. Zunächst mussten wir die Weserseite wechseln und benutzten hierfür die Fähre Bremen-Vegesack – Lemwerder. Eigentlich gehört diese Überfahrt noch zum Wümme-Radweg.

Auf der Fähre Bremen-Vegesack - Lemwerder
Auf der Fähre Bremen-Vegesack – Lemwerder

Auf der linken Weserseite trafen wir dann auf die 7. Etappe des Weser-Radweges, der uns über Elsfleth (davor mussten wir einen Bogen um die Einmündung der Hunte in die Weser fahren), Brake und Rodenkirchen bis Nordenham brachte. Der Weg führte lange Strecken am Weserdeich entlang, bot hier keinen Schatten und bei über 33 ° C (im Schatten) und zudem viel Gegenwind wurde es wirklich wieder strapaziös.

Am Weserdeich längs
Am Weserdeich längs

In Brake kamen wir an dem kleinen Hafen vorbei und sichteten dort ein Fischrestaurant. Es war Zeit für einen kleinen Imbiss. Und so gönnten wir uns jeder zu einem kalten Getränk ein dickes Fischbrötchen.

Blick auf die Weser bei Nordenham
Blick auf die Weser bei Nordenham

So gestärkt ging es also nach Nordenham in den Ortsteil Blexen, von wo aus wir mit der Fähre nach Bremerhaven wieder die Weserseite wechselten. Das Teilstück Nordenham-Mitte – Blexen gehört übrigens schon zur 8. Etappe des Weser-Radweges.

In der Nähe des Weser-Radweges und zudem zentral in der Nähe des Klimahauses 8 ° Ost, des Deutschen Auswandererhauses, des Zoos am Meer (mit den angeblich schwulen Pinguinen), des Deutschen Schiffahrtsmuseums und des neuen Hafens mit seinen vielen Booten hatten wir unsere nächste Unterkunft gebucht: das B&B Hotel Bremerhaven.

An diesem Dienstag (11.08.) hatten wir 66,5 km zurückgelegt und waren erst nach sieben Stunden gegen 16 Uhr 45 in Bremerhaven angekommen. Dabei müssen aber über zwei Stunden an Pausen und Warte- und Fährzeiten abgezogen werden. Es war zudem der heißeste Tag während unserer Tour.

Im Hotel hatten wir wieder ein Dreibettzimmer, das allerdings deutlich kleiner ausfiel als die Zimmer zuvor. Aber das sollte uns nicht stören, da es vor allem einen großen Pluspunkt aufwies: das Zimmer hatte Klimaanlage.

Nach dem Duschen und Umziehen gingen meine beiden Söhne mit mir in Richtung neuer Hafen, um dort in einem kleinen, aber feinen Bistro mit Blick auf die Boote im Hafen zu Abend zu essen: im jaich – Café & Bistro Übersee

Zu einem leckeren Steuermanns Bier gab es Kulinarisches aus der ‚Region‘: Labskaus bzw. Matjes Hausfrauenart – nichts Aufregendes, aber besonders schmackhaft. Kann ich nur weiterempfehlen.

In meinem Beitrag Radtour 2020: GPS, Google Earth und mehr habe ich mich schon etwas genauer über die technische Seite einer solchen Radtour geäußert. Hier die nötigen Ergänzungen: Per Smartphone (mit Funknetz, also mobilem Internet) hatten wir uns den GPX Viewer heruntergeladen, der sowohl GPX- als auch KML-Dateien unterstützt. Diese Daten für den Weser-Radweg fanden wir im Internet wie folgt:

1. Die 7. Etappe des Weser-Radweges im Internet aufrufen: 7. Etappe
2. Download der GPX- bzw. KML-Datei über entsprechende Buttons ansteuern, drücken und dann herunterladen

Des Weiteren:
1. GPX Viewer-App herunterladen
2. Menü aufrufen und mit ‚Dateien öffnen‘ die entsprechende GPX-Datei anklicken (es können auch mehrere sein), dann auf öffnen klicken


Auswahl von Bildern auf meiner Facebook-Seite

Siehe auch:
Wenn der Vater mit seinen Söhnen …
Radtour 2020: GPS, Google Earth und mehr
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 1: Tostedt – Rotenburg/Wümme
Radtour 2020: Wümme-Weser – Etappe 2: Rotenburg/Wümme – Bremen-Vegesack